3 Monate - ein Rückblick 1: Myanmar und Kambodscha

Freitag, 5. April 2013


Vergleiche ich Myanmar wie ich es vor 8 Jahren erlebt habe, so hat es sich verändert: Vor der angeblichen Demokratisierung ist der Kapitalismus eingezogen. Yangoon wird (von fremden Investoren) sichtbar restauriert, es gibt erheblich mehr Touristen, einen extrem schlechten Dollar-Wechselkurs und damit deutlich gehobene Preise für beispielsweise Unterkünfte, an jeder Ecke Trink-und Saufbuden (Alkohol war vor 8 Jahren nahezu nicht aufzutreiben) und Internet stets verfügbar. Dabei gleichbleibende Polizei-und Militärpräsenz, Bespitzelungen (der Reisepaß etwa wird vom Hauswirt konfisziert) und einen DER Schrecks dieser Reise wurde mir in Myanmar ebenfalls versetzt: mein Blog wurde von der angeblich liberaler gewordenen Militär-Diktatur für 2 Tage gelöscht. Dass der Blog irgendwann wieder in Erscheinung treten würde, wußte ich natürlich nicht - für mich war er einfach WEG. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass von einem Kochblog eine politische Bedrohung ausgehen könnte....

Der gewonnene Eindruck ist: noch immer strahlen die Menschen Burmas eine unglaubliche Würde und Spiritualität aus. Die Frauen sind in ihren traditionellen Röcken und mit ihren langen, gepflegten Haaren wunderschön anzusehen. Allerdings beginnt die Traditon nun zu bröckeln, die Jugend beginnt amerikanische Musik zu hören und kleidet sich entsprechend. An der Swedagon Pagode, dem größten Heiligtum Myanmars, war zu Stoßzeiten der Reisegruppen an Andacht nicht mehr zu denken. Auch war die feierliche Prozession, in der Familien ihre geschmückten Buben für einige Zeit dem Kloster übergeben, nicht mehr zu beobachten - sie finden nun (verständlicherweise und bedauerlicherweise) verdrängt woanders statt. Dafür konnten wir im Internet-Café eindeutig zu junge Kerle beim Porno-Gucken erwischen. Achja, und das einheimische Essen ist nach wie vor eine Mutprobe.

Es hat alles einfach immer viele Seiten...

Auch Siem Riep kannte ich von vor 8 Jahren noch als rückständiges Dorf, von wo aus man Ankor Wat besuchte. Das ist mittlerweile eine kleine, künstliche Ferienstadt mit unzähligen neuen Hotels. Kolonnen von Touristen haben sich allerdings bereits damals schon durchgeschoben - nur nicht soviel russische. Western Food samt Party ist dort auf einmal auch möglich. 

Die eigentliche Party findet in Kambodscha aber an der Küste um Shinoukville statt. Für die Jugend dieser Welt einer der billigsten Orte dafür. Nüchtern betrachtet sind die vielen Paare, diese uralt versoffenen Assi-Weißen mit ihren blutjungen Asiatinnen eine echte Keule. Beschämend. Aber das Meer bietet phantastische Korallenriffs und ist vorallem auf den Inseln sehr klar ...

Zum Schluß noch ein Tipp für die Übernachtung auf der Insel Koh Rong Samloem, die südlich vor der Küste Kambodschas liegt - Die Bungalows von Jürgen, einem Deutschen, sind traumhaft schön und könnten nicht näher am Meer stehen, der Strand ist weiß und das Meer wie bereits beschrieben: Saracen Bay Resort

14 Kommentare

  1. Danke für den Bericht, Du Weitgereiste1 Auf meiner gedanklichen Liste steht vieles, das ich nicht schaffen werde, so auch Myanmar....da freue ich mich über Geschichten und Bilder wie bei Dir...

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  2. Danke für die traumhaft schönen Fotos und für Deine Schilderungen. Es ist immer interessant, nach ein paar Jahren wieder zu kommen.

    War das Blog wirklich komplett gelöscht oder nur aus Myanmar nicht aufrufbar? In China z.B. sind alle Blogspot-Blogs nicht erreichbar, da kommt dann auch irgendeine Fehlermeldung von wegen, die Setie gibt's nicht oder so ähnlich. Das ist dort jedoch (fast) immer so, nicht nur tageweise.

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  3. Tolle Fotos, mein Lieblingsbild ist das erste :-)

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  4. Vielen Dank für die tollen Bilder und Deinen angenehm kritischen Bericht...ich möchte schon seit langem Vietnam, Laos und Kambodscha bereisen und weiß...es wird Zeit...wenn ich noch ein wenig Ursprünglichkeit haben möchte...liebe grüße und ein feines Wochenende!

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  5. Liebe Micha, tolle Fotos und danke für den Bericht. Wir waren auch vor 6 oder 7 Jahren in Myanmar (und 2 Jahre vorher in Laos, Kambodscha und Vietnam) und fanden es damals ganz toll. Dein Bericht zeigt aber auch, weshalb wir selten 2 x an den gleichen Ort reisen. Die Veränderungen gehen leider allzu oft in eine Richtung, die wir gar nicht so gerne sehen, auch wenn es oft für die Einheimischen "Fortschritt" bedeutet.
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

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  6. wir waren ja gerade 2 Monate 'da unten', wenn auch nicht in Myanmar, und ich hab deine Fotos mit Freude betrachtet. Kambodscha bzw, Siem Reap und auch die Menschen dort hat uns sehr gut gefallen; um die Bumm-Bumm-Tourizonen kann man ja einen Bogen machen...

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  7. Gänsehautfotos und Gänsehautbericht - vielen Dank, liebe Micha, dass Du uns auf Deine Reise ein Stückchen mitgenommen hast.
    (und an den Schrecken Deiner Reise mit dem gelöschten Blog erinnere ich mich noch mit Schrecken ;-)

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  8. Speziell das mit dem Dir nicht zugänglichen Blog haben wir ja ziemlich mitbekommen. Dein Notfallplankalenderbeitrag steht immer noch auf Entwurf ;-)

    Schöner erster Teil des Berichtes. Schöne Fotos sowieso, aber der Text klingt nicht nach einer Reise in die Vergangenheit. Allerdings auch nicht nach glorreichem und hoffnungsvollem Aufbruch.

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  9. Danke für die wunderschönen Bilder... Mein Lieblingsbild ist das mit dem schlafenden Kind in der Hängematte. Unglaublich, dass sie Dein Blog einfach konfisziert hatten. Wie kamen sie nur dazu?!

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  10. Vielen Dank für deinen Bericht und die Fotos! So freu ich mich schon auf deine kommenden Reisen, wenn ich ein kleines bissi mit dabei sein darf.

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  11. @Magentratzerl: Myanmar finde ich nach wie vor besonders, auch wenn dieser *konservierte* Zustand, in dem das Land lange war, dieser Dornröschenschlaf, nun durchbrochen wird.

    @Barbara: Nee, er war gelöscht wie *Weg-vom-Fenster*! Aber ähnliche Fehlermeldungen wie du sie erzählst habe ich etwa auf Pallawan erlebt.

    @Uschi: Das Lieblingsbild vom Habib und mir ist das mit der rauchenden Nonne - deshalb durfte es als einziges auch ein zweites Mal erscheinen.

    @Stephanie: Du sagst es - die *Vereinheitlichung* der Welt macht auch vor Asien nicht halt. Ich (als Tourist) finde es natürlich bedauerlich, dass all die Tarditionen verloren gehen - aber eine Entwicklung, die ja genausowenig bei uns aufzuhalten ist.

    @Andy: Wer hätte gedacht, dass man mal selbst ein Alter erreichen wird, indem man zugeben muß, dass es früher *eher besser* war. Daher verstehe ich eure Entscheidung.

    @Foodfreak: Wart ihr auch in Shinoukville? Dort wird das bogenlaufen schon schwieriger. Aber ja, es liegt schließlich immer an einem selbst, von was man sich anziehen läßt - da hast du recht.

    @Sabine: Im Moment des Schreckens hast du mir prima Schütenhilfe geleistet! Und Merci für deine netten Komplimente!

    @Gottfried: Herje, war das aufregend, schließlich wollte ich meine Zusage an euch halten - und davon abgesehen, empfand ich diese Blog-Auflösung als grobe Einmischung in mein Privatleben!

    Und zum Thema Entwicklung fällt mir leider meist nur das Gleiche ein: Es kommt selten was Besseres nach! Aber ich will niemanden die Hoffnung nehmen ;)

    @Yushka: Wie friedlich es da liegt in seiner Hängematte, oder? Überhaupt sehr beliebt und sehr praktisch in Asien, die Hängematte als Wiege für die Kinder: ein bißchen anschucken und es dauert nicht lange und die Kleinen schlummern...

    @Turbohausfrau: Also zuallerst sind wir gerade SEHR gerne wieder zuhause - nich, ist doch so, zuhause ist es einfach am Schönsten!

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  12. Danke Micha, für die wunderbaren und farbenprächtigen Eindrücke aus einem Eckchen der Erde, das mir so ganz und gar fremd ist.

    Wie du schon sagst - schwierig, die Entwicklung zu beurteilen. Wir sehen das ja immer nur als Touristen. Auch für die Einwohner geht die Entwicklung sicher nicht immer hin zum Positiven, auf der anderen Seite finde ich es schwierig als "Auwärtiger" zu beurteilen, in welche Richtung sich etwas hinentwickeln "soll". (Überspitzt: Ihr lebt so schön ursprünglich, bleibt bitte so. - Ich aber möchte schon mein Internet/Wasserklo/Zugang zu medizinischer Versorgung etc. - jedenfalls möchte ich nicht dauerhaft darauf verzichten). Ich bin da immer etwas zwiegespalten.. aber es wäre wirklich schade, wenn Traditionen und Kulturen komplett im westlichen Einheitsbrei des vermeintlich "Besseren Lebensstils" untergehen würden.

    (Ich hoffe, du verstehst einigermaßen, was ich sagen möchte? Ich habe mich mit dem Thema im Hinblick auf Brasilien schon öfter auseinandergesetzt bzw. Diskussionen geführt..)

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    1. Schöner hätte ich es nicht formulieren können - so sehe ich es auch. Zu verständlich, dass man nach Strom und fließend Wasser aus dem Wasserhahn drängt und das Fernsehen Und I-net zudem weit mehr Begehrlichkeiten weckt... wirklich mehr als verständlich!

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