Mal prinzipiell und überhaupt - mit Sommer-Salat

Freitag, 20. Juni 2014

Den Habib und mich eint vieles. Etwa die Freude an frischem Obst in herzhaftem Essen. Was zugegeben zu den weniger wesentlich verbindenden Elementen zählt. Wie schon öfters erwähnt formieren der Habib und ich ein Paar mit Altersunterschied. Offensichtlichem Altersunterschied. Immer wieder wundere ich mich, auf wieviel Vorurteile man damit stößt. Gerne postuliere ich, dass man als homosexuelles Paar heutzutage leichter lebt als ein Paar aus unterschiedlichen Generationen. 

Der vorletzte Bürgermeister unseres kleinen Dörfchens ist schwul, will heißen, dass dies auch in Hintertupfingen keineswegs mehr als außergewöhnlich empfunden wird. Man kann einer alteingesessenen Dorfgemeinschaft einges vorwerfen, aber bestimmt nicht, dass sie Sinnbild einer offenen, modernen Gesellschaft darstellt. Neenee, um als Schwuler in der Gegenwart und in unseren Breitengraden Aufsehen zu erregen, muß man mindestens mit Vollbart und rauschendem Abendkleid daherkommen samt gigantomanischer Lichtershow.

Das schaffen der Habib und ich locker ohne jeden Tant. Auch wenn der Habib weder reich noch berühmt ist und ich definitiv kein Model. Vielleicht ergeht es Paaren, die augenscheinlich aus zwei verschiedenen Kulturkreisen zusammengesetzt sind, ähnlich. Je ne sais pas. Zweifelsfrei funktioniert diese Tatsache wie ein astreiner Idiotendetektor. Wenn man schon alle Blicke auf sich zieht, dann würde man doch auch meinen, dass in diesem Fall GENAU hingeschaut wird. Und dann sollte der Maßstab sein, ob sich die zwei verstehen und mögen, oder ob es sich  - wie der erste grauenhafte Verdacht - um eine tatsächlich unmögliche Parung handelt. Aber ganz ihrer Natur nach suchen Vorurteile lediglich nach ihrer Bestätigung. Hach, Menschen... Man könnte sie manchmal schütteln...

Unfreiwillig wird mir so eine Lektion zuteil, dass Liebe und der Zug danach nur sehr wenigen vergönnt ist zu leben (leider!). Wäre dem nicht so, würden die Reaktionen anders ausfallen. Kein liebender Mensch bindet sich - wäre es eine Frage der Wahl - an einen Partner, wo Parze aller Wahrscheinlichkeit nach die Lebensfäden so durchschneidet, dass einer allein zurückbleiben muss.

Da ist das Leben als Salat ein leichteres Unterfangen. Zumindest aus meiner Perspektive. Um eine ganz wunderbare Zusammenstellung, wenn zu den Zutaten eine aufgeschlossene Haltung herrscht, handelt es sich bei diesem Salat, den es nun den ganzen Sommer über bei uns immer wieder in unterschiedlichen Varianten gibt - da wird der Käse ausgetauscht oder das Dressing oder die Früchte oder ein paar Nüsse darüber gestreut. Und fotographieren läßt er sich zudem kinderleicht, dieser Schönling unter den Salaten.
Zutaten 2P:

3 rote Bete (m: in unterschiedlichen Farben)
1 handvoll Rucola
1 Aprikose
1 Pfirsich
1 Nektarine
1/2 rote Zwiebel
einige kleine Würfel Fourme d'Ambert (oder ein anderer zarter Bleu)

Dressing:
Abrieb 1/2 Orange
Saft 1/2 Orange
3 EL Olivenöl
1 EL Haselnussöl
etwas Zitronensaft
etwas Apfelessig (oder ein anderer Obstessig)
1 TL Holunderblütensirup (m. selbstgemacht)
Salz, Pfeffer
Zubereitung:

Die rote Bete in reichlich Wasser garen, mit kaltem Wasser abschrecken, von der Haut befreien und in dünne Scheiben schneiden. Die rote Zwiebel ebenfalls in feine Ringe schneiden.

Das Obst nach Größe halbieren, vierteln oder achteln und in einer mit Olivenöl bestrichenen Grillpfanne von beiden Seiten grillen.

Alle Zutaten des Dressings zu einer homogenen Sauce vermengen. den Rucola waschen und auf einer Platte anrichten. Rote Bete und Früchte darauf setzen. Mit Dressing beträufeln und Käsewürfeln darüber streuen. Etwas ziehen lassen und am besten lauwarm mit einer Scheibe Bauernbrot essen.

Varianten: anstelle von Bleu - Ziegenfrischkäse/  anstelle des Käses für eine vegane Variante - Walnüsse oder Croûtons /anstelle die Rote Bete zu kochen und das Obst zu grillen, beides auf ein Backblech setzen und im Ofen rösten (Rote Bete -Stücke brauchen bei 190° O-/U-Hitze ca. 45min - dann Obst nach der Hälfte der Zeit mit in den Ofen geben) / oderoder...

17 Kommentare

  1. Danke für die Erinnerung, ich wollte noch verschiedene Beeten aussäen :)
    Ein wunderschönes Farbspiel - der Salat!

    Und lass die Leute reden... Ich kenne es aus der Familie - Frau hat deutlich jüngeren Mann, dass sorgt hier im "Kaff" auch immer wieder für Gesprächsstoff ;)

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  2. Ein wunderschöner Salat!

    Und wie Sandra auch sagt, lass' die Leute reden. Da gibt's doch dieses Lied mit diesem guten Songtext; diesen Leuten ist es wohl wirklich nicht vergönnt zu lieben und daher fehlt das Verständnis. Lasse redn!

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  3. Auch diese Liebe teile ich, also die zu Nektarinen und Pfirsuchen im Salat. ;-)
    Und die Leute, "ja mei". Herr H. und ich geben optisch auch ein lustiges Bild ab, wen's stört, der soll halt woanders hinschauen!

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  4. Es gibt ganz einfach dumme Menschen - ich tröste mich immer damit, dass sie es nicht besser wissen und es nicht böse meinen. Je älter ich werde, umso besser kann ich damit umgehen und solche Menschen einfach ignorieren. Dann erfreue ich mich an den schönen Dingen, wie z.B. diesem wunderbaren Salat hier bei dir.

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  5. Ein schönes Bild, dieser Salat... Und wirklich ein bisschen, wie das schöne Leben. Wo die Liebe, oder eben die verschiedenen Salat- und Frucht- Stückchen hinfallen, so sind sie halt. Manchmal kann man sich auf den ersten Blick nicht vorstellen, dass es passt, aber wenn man probiert, entdeckt man ganz neue Möglichkeiten :-) ! Ich muss zugeben, beim Essen fällt mir diese Toleranz etwas schwerer, als bei den Menschen, aber so als Idee und Inspiration für ein vorsichtiges Salat mit Früchten - Experiment ist Deine Kombination tipptopp :-) Liebe Grüsse, Miuh

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  6. auf die barrikaden für ein leben als salat!

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  7. Toller Salat!
    Der Mann meiner Schwester ist 21 Jahre älter als sie. Zugegeben, ich musste mich erst daran gewöhnen. Er geht wesentlich gelassener mit den spinnigen Seiten meiner kleinen Schwester um, als es wohl ein Mann in ihrem Alter tun würde. Wenn`s passt dann passt`s, auch mit Altersunterschied :)

    Liebe Grüße,
    Helena

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  8. So bunt wie dein Salat sind die Vorlieben von Menschen. Schade, dass das viele noch nicht begriffen haben. Und wie fad wäre es, wenn alles so uniform wäre wie ein einfärbiger grüner Kopfsalat - nichts gegen grünen Kopfsalat, denn das wären der Turbohausmann und ich, wenn wir Salat wären, aber wie langweilig wäre es, wenn es auf der ganzen Welt jeden Tag immer nur solchen Salat geben würde.

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  9. très cool - der Text und dann auch der Salat! und auch die Bilder - Danke Axel

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  10. nur nicht von Aussenstehenden vorschreiben oder einreden lassen, welche Zutaten in einem Salat passend wären.

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  11. Prinzipiell und überhaupt ist das ein schöner Salat. Bloß muss ich noch auf meine bunten Bete warten.....so frühreif sind die nicht :-)
    Und sonst hilft nur: selber leben, wie man sich glücklich fühlt und den Rest der Welt reden lassen (....wenn ich mich grade gehässig fühle, denke ich immer, die Lästerer sind sowieso nur unzufrieden und neidisch ;-) )

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  12. @Sandra: Für diese bunte *rote* Bete habe ich wirklich eine Schwäche. Schön, dass wir sie dieses Jahr so üppig im Garten haben. Und den umgekehrten Fall kenne ich auch - tssss, gell, wo die Liebe halt so hinfällt ;)

    @Barbara: Nach fast neun Jahren kennt man ein recht gutes Repertoire der einschlägigen Reaktionen - und nee, es macht keine tieferen Gemütswellen mehr!

    @Eva: Da fällt mir der Spruch von *ihr* ein, die sie deutlich größer als ihr Liebster ist:*Darüber muss man halt hinweg sehen* - ohne das auf euch zu münzen - ich kenne euch ja gar nich ;)

    @Sabine: Worüber ich mich manchmal schaben kann, ist, dass eben einfach Pauschal geurteilt wird. Und dabei vertut man sich gerne - das kann mir ebenfalls passieren. Mais bon, du hast ja recht: nie ärgern, nur wundern!

    @Miuh: Das hast du schön gesagt. Für *echte* Urteile muss man sich wohl auch auf den Gegenstand des Urteils näher einlassen!

    @Mme Ulma: Wären nur die Raupen und Läuse nicht, die einem so auf dem Kopf rumtanzen...

    @Helena: Weißt du, wenn etwa das gängige Vorurteil tatsächlich stimmt, dass ein Mann seine langjährige Partnerin für eine deutlich Jüngere verläßt, dann kann ich die Verstimmung, die damit einher geht, SEHR gut verstehen. Zumal ich nicht glaube, dass man auf den Scherben eines anderen sein Glück aufbauen kann. Aber so läuft es halt nicht immer - und hat auch keinerlei Parallelen zu unserer Geschichte. Und ansonsten: sowas von einig mir dir :)

    @Susi: Ja, die Welt ist sogar bunter als *Rote Bete* in all ihren Varianten sein könnten. Oder Kopfsalat. Aber unabhängig aller Unterschiede würde ich sie dennoch nach ihrer Herzensqualität beurteilen ;)

    @Axel: Danke Axel, für deinen Kommentar si charmant!

    @Robert: Wie du mal wieder weise bündelst ohne die Neutralität zu verlassen - das kannst nur du!

    @Susanne: Ah, das heißt du kannst dich auch auf hübsche Feinliebchen bunte Bete freuen! Und genau. Da läuft mir der Satz (Kalender ;) durch den Kopf: *Nur das zufriedene Herz ist in der Lage, Wohlgefallen am Guten zu finden* Wohl wahr!

    @

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  13. Immer wieder wird mir klar: Micha ist eine Künstlerin. :)

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  14. Ja, das ist sicher nicht immer einfach... die Freundin meines Vaters ist auch nur 2, 3 Jahre älter als ich (und mein Vater schon 75), aber sie haben so viele
    gemeinsame Interessen, die sie verbinden, dass das schon gut passt. Sicher besser als viele Gleichaltrige, die wenig gemeinsam haben und nebeneinander herleben.

    Die Hauptsache ist doch, dass die Beteiligten damit glücklich sind.Und auch wenn ich ehrlich zugebe, dass es anfangs etwas komisch für mich war, weil der Altersunterschied echt sehr groß ist - die Hauptsache ist, dass er glücklich und zufrieden ist.
    Alles Liebe euch beiden :-)

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  15. Ich folge deinem Blog seit einiger Zeit, weil mir dein Schreibstil gefällt und ich deine farbenfrohen Fotos & Rezepte einfach toll finde. Das zusammen ist immer wie ein kleiner Urlaub zwischendurch.

    Ich bin mit meinem Partner in einer ähnlichen Situation. Nur das wir noch nicht einmal eine "echte", "offizielle" Beziehung führen weil uns noch einiges mehr als nur 17 Jahre Altersunterschied im Wege stehen.
    Für mich war es aber eine fast schockierende (und traurige) Erkenntnis, dass viele Menschen diese wahre, innige Liebe und Seelenverwandschaft nie kennen gelernt haben. Und das, obwohl sie zum Teil schon langjährige Beziehungen führen.
    Aber wie du sagst: Wer das einmal kennen gelernt hat, reagiert nicht so, wie viele es tun.

    Deswegen ist es aber umso schöner, wenn man auch mal das Gegenteil liest. Paare, die sich einfach gefunden haben. Und die sich von den Schwierigkeiten und Umständen nicht aufhalten lassen, sondern diesen Weg schon seit vielen Jahren gehen.

    Liebe Grüße
    Anne

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  16. Leider ist alles was nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht - oder dass was die Gesellschaft gerade als Norm definiert - suspekt. Es ist nicht immer einfach sich darüber hinweg zu setzen. Statt sich über die Vielfalt und das Bunte (wie in deinem Salat) zu freuen setzen sich die Menschen viel zu enge Grenzen. Die Angst vor dem Unbekannten überwiegt die Neugier dieses andere zu erkunden. Schade, die Menschen bringen sich um so viele schöne Erfahrungen.
    "Nicht einmal igonieren"(net amoi ignoriern- wie die Wiener sagen ) ist da vielleicht doch ein guter Ansatz .... Hauptsache ihr beide seid glücklich.
    Liebe Grüße
    ennah

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  17. @Yushka: Wir sind doch alle *Lebenskünstler* :)

    @Britta: Bis man mal selbst in eine solche Situation kommt... ja, wer weiß, wie ich vorher auf solche Gespanne reagiert habe. Fakt ist: es fällt auf und aus der Norm. ABER: man sieht Menschen IMMER an, ob es ihnen gut geht - was mit entscheidend an dem liegt, mit dem man durchs Leben geht. Und das ist doch das Kriterium. Was mir allerdings auch nicht gefallen will ist Fall *Kommentar Helena*. Ebenso wenig gefallen will mir das häufig beobachtete dumpfe Nebeneinanderhinvegetieren von optisch passenderen und gleichalten Paaren.

    Und alles Gute wünsche ich dir und deinem Liebsten natürlich auch :)

    @Anne: Ich nicke eifrig beim Lesen - wir könnten uns vermutlich noch in epischer Länge zu dem Thema austauschen. Aber bei einem bin ich mir sicher: Beziehungen, in denen man sich gegenseitig wirklich mag, erkennen andere Paare, die sich ebenfalls mögen, sofort ;)

    @Ennah: Laß die Hunde bellen, die Karavane zieht weiter - auch eine Moral, die ich mir aus meinen einschlägigen Erfahrungen mitgenommen habe...

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