Träubleskuchen nach Douce Steiner für alle

Sonntag, 14. Juni 2015

Der Träubleskuchen nach Douce Steiner, den sie Oma Steiners Träubleskuchen nennt, ist sowohl für Jungs wie Mädchen geeignet. Das schreibe ich als zierliche Überleitung dazu, weil ich heute gerne anknüpfen mag an Fees wie Katjas Gedanken zu der Gehirnspinnerei, was wäre, wenn ich ein Mann wäre. Etwas worüber ich eigentlich froh bin, seither nie mit einer Überlegung darüber gestolpert zu sein. Ich bin Frau und das ist auch gut so. 

Und weil mein Geschlecht für mich nie eine Rolle spielte, versuchte ich nie herauszufinden, wodurch ich als Frau benachteiligt oder bevorzugt bin. So, wie ich auch nicht überlegt habe, ob ich mit blauen Augen besser dran wäre als mit braunen.

Meine Großmutter sagte gerne: *Emanzipation war für mich nie eine Frage*. Als Witwe und alleinerziehende Mutter von vier Töchtern blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Frau zu stehen. Just do it. So handhabte ich es seither auch. Vielleicht weil ich nie die große, berufliche Karriere verfolgt habe, sondern meinen Lebenssinn im Zwischenmenschlichen suche, fühlte ich mich nie eingeschränkt. Ja, ganz im Gegenteil. Vorallem nach einer Reise mit Anfang 20 in die Dom Rep kam ich so berauscht wie dankbar mit der Erkenntnis zurück, dass mir in meinem Heimatland alles offensteht, wofür ich mich interessiere, was ich aus mir formen möchte. Die Freiheit der Möglichkeiten. Was kann man mehr wollen?

Dass es nach wie vor Defizite gibt - vorallem in der Bezahlung von Frauen - wundert mich besonders in einem Land, das von einer Kanzlerin regiert wird. Das muss man schon merkwürdig finden. Die Frauenrechtsbewegung selbst wiederum konnte mich nie wirklich rekrutieren, weil Geschlechtsgenossinnen mit verkniffenen Gesichtern wie Alice Schwarzer mich prinzipiell abschrecken. Und angeblich neue Anwärterinnen für *die moderne Frau* wie Charlotte Roche lehren mich in ihrer Haltlosigkeit das Fürchten. Hinzu kommt, dass die politische Gender-Diskussion verallgemeinern will, verallgemeinern muss. Und ich glaube leidenschaftlich an das Individuum. Das zu fördern, wäre mein Anliegen, wäre ich politisch ambitioniert. Und Chancengleichheit unabhängig der Herkunft. Aber nun wirds endgültig hypothetischer Humbug, denn bereits *Klassensprecherin* zu werden, war nie mein Anliegen.

Zurück mit mir also an den Herd, an den ich nicht muß, sondern will. Und auch kann. Heute mit Johannisbeeren aus dem Garten.
Zutaten - Form 28cm (m: 26cm):

350g Mehl (m: 280g)
125g Butter (m: 100g)
135g Puderzucker (m: 100g)
1 Pr Salz
2 Eier, klein (m: 1 Ei)
(m: etwas kaltes Wasser
etwas Orangenschalenabrieb)

Füllung:
1kg Johannisbeeren (m: 650g)
4 EL Zucker (m: 2 EL Vollrohrzucker)
6 Eiweiß (m: 4 Eiweiß)
180g Zucker (m: 120g)
180g Mandelgrieß (m: 120g)
(m: 1 Pr Salz)

Zubereitung:

Die Zutaten für den Boden zu einem homogenen Teig verkneten und 1 Stunde kalt stellen. Dann die gefettete Form mit Rand (m: von 3-4cm) auslegen, mit der Gabel den Boden einstechen und eine halbe Stunde in die Tiefkühltruhe stellen.

Backofen auf 180° (Umluft) vorheizen.

Die Eier Zimmertemperatur annehmen lassen. Die Johannisbeeren abrispeln und mit den 2 EL Zuckern vermengen.

Die Eischnee zuerst langsam anschlagen, dann den Zucker und die Pr Salz dazugeben und nun mit Geschwindigkeit den Eischnee schön fest schlagen bis er Rasierschaum-Konistenz hat.

Die Johannisbeeren und den Mandelgrieß vorsichtig unterheben. Die Füllung in die vorbereitete Form füllen und glatt streichen.

Laut Douce Steiner 30min backen - m: 45min gebacken.

*Anmerkung m: Aus den übrigbleibenden 4 Eigelb buk ich Tartelettes aus sablé breton - dazu kommen wir noch...
Quelle: Douce Steiner - Meine leichte Küche

15 Kommentare

  1. JAWOHL!!! Voll und ganz unterschreibe ich deinen heutigen Beitrag! Nur den Träubleskuchen darfst du behalten (aber auch wirklich nur, weil ich noch immer keine Freundin von Kuchen etc. bin ;-) )

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  2. So ein schöner Post... und ja, es ist schön, an den Herd zu wollen und nicht zu müssen :-D
    Ich hab auch gerade alles voll mit Johannisbeeren und bin noch nicht so schlüssig, was ich damit anfange... der Kuchen sieht schon mal wundervoll aus ;-)

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  3. Das könnte auch der Träubleskuchen meiner Oma sein. So gehört er und so muss er sein. Für mich zumindest ;) Mich als Frau in einem "Männerberuf" trifft das ganze "Wenn ich ein Mann wäre" sehr, denn dann wäre vieles für mich - im beruflichen Sinne - einfacher. Da geht es nicht um die große Karriere, sondern um den Alltag. Und das ist frustig. Denn so bin ich das gebährfähige Unternehmensrisiko, wie ich es gern nenne. Darauf ein Stückchen Kuchen.

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  4. wahrscheinlich würdest Du als Mann nicht diese entzückenden Johannisbeerohrringe tragen…?
    liebe Grüße aus der Stadt, wo man Johannisbeeren in 125 Gramm-Schalen kauft…

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    1. Um dich zu entzücken, würde ich das als Mann GANZ BESTIMMT auch machen :)... ganz liebe Grüße zurück

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  5. @Sabine: Jaja, ich weiß, mit Süßen bist du nicht zu locken ;)

    @Britta: Vermutlich ist ohne Freiehit in der Küche auch weniger Muse an den Tag zu legen. Und gell: schöne Johanniszeit. Als Frucht esse ich sie ja nicht so gerne, aber Kuchen mag ich wirklich sehr damit...

    @Julia: Die deine Erfahrungsperspektive fehlt mir natürlich. Aber ich kann mich einfühlen, dass das bestimmt fiese Momente im Alltag beinhaltet. Umgekehrt dafür - durch meinen *ungeraden* Lebenslauf - weiß ich, wie es in einem *typischen Frauenberuf* zugehen kann in einem ganzen Hühnerstall voller Weibsbilder. Und ja, nicht wirklich überraschend, auch das hat abgründige Schattenseiten. Also lieber Kuchenessen :)

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  6. Ach wie schön ... zu meinen ehemaligen Karriereplänen, die ich aufgegeben habe und den Start, im Kleinen anzufangen, wie ich sein und leben will, werde ich auf meinem anderen Blog auch bald berichten. Und ich hoffe, dass ich bald eine Küche habe, in der ich einen Johannisbeerkuchen mit Beeren aus dem eigenen Gemüsegarten zubereiten kann. Hübsch sind deine Bilder!

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  7. Ach ja, und Frau sein ist toll, finde ich. Ich sehe eindeutig, dass die Vorteile überwiegen und würde nicht tauschen wollen;-)

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  8. Oh wie großartig ist ein Johannisbeer-Baiserkuchen. In meiner ganzen Familie konnte noch nie jemand meine Begeisterung für Johannisbeeren verstehen - aber ich leibe die Kombination aus Säure, Knackigkeit beim Draufbeissen und der Süße dessen, was man dazugibt. Und Eischnee mit Beeren, das mag ich besonders gerne - als Johannisbeerbaiser, als Stachelbeerbaiser, als Brombeer-Baiser. Bei meiner Oma gab es das früher... vor mehr als 20 Jahren. Jetzt hab ich Lust zu backen.
    Die Freiheit des Individuums... ja, die finde ich auch viel wichtiger, als die Geschlechter zu befreien. Und dass sich Frauen nicht selbst oder untereinander beschränken, sondern unterstützen - aber nicht verbissen und männerfeindlich, sondern selbstverständlich Unterschiede anerkennend bei völliger Gleichwertigkeit.

    Herzlich, Katja

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    1. Besser könnte ich mich nicht verstanden fühlen als von dir... und bekomme prompt Haremsgefühle :)

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  9. So, jetzt ist es dann soweit … seit Wochen staune ich über eine vegane Möglichkeit, "Baiser" aus Kichererbsenwasser herzustellen … und mit deinem leckeren Träubleskuchen-Rezept wird's nun versucht. Basta. Und wenn das Ergebnis zum Lachen ist, dann lach ich mit :-D Und wenn es was wird, wird's verbloggt. Jetzt muss ich nur noch auf dir reifen Beeren warten.

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  10. Leider sieht es im Beruflichen nicht überall so rosig aus, auch wenn ich das lange nicht wahrhaben wollte. Allerdings fühle auch ich mich durch die 'offiziellen' Feministinnen oft so überhaupt nicht repräsentiert und wenn es dann noch in allgemeines Männer oder Frauen-Bashing ausartet, ist es ganz vorbei... Aber mit einem Stück von deinem Kuchen im Mund ist das ganze sicher schon viel erträglicher ;-) liebe Grüße, Tring

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  11. Schön zu lesen, deine Worte. Schön zu sehen, die Ribiseln an deinem Ohr :-)

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  12. Genial! Dieser Kuchen!
    Gestern gebacken, um ihn mit zu einer Geburtstagsfeier zu nehmen.
    Bei den momentanen Temperaturen herrlich erfrischend! Und die Johannisbeeren im Garten wollen auch mehr als dringend geerntet und verarbeitet werden!
    Lecker!
    Liebe Grüße,
    Sarah =)

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