Wohlleben: Kartoffel-Eintopf

Donnerstag, 10. November 2016

Das kann man schon einigermaßen erstaunlich finden, dass es ein Förster mit seinem Buch *Das geheime Leben der Bäume* wochenlang auf die Bestsellerliste schafft. Da raschelt es im Laub der Vorstellung nur so vor Bildern mit Bäumeumarmern. Aber nein, Peter Wohlleben (guter Nachname, oder?) arbeitet wissenschaftlich und stützt seine eigene Arbeit durch Forschungsarbeiten verschiedener Universitäten.

Gleichzeitig beeindruckt er mich durch seinen Lebenslauf: er setzt seine Erkenntnis in die Tat um und steigt aus der herkömmlichen Forstwirtschaft, die er (zurecht) kritisiert, aus. Dabei zeigt er nicht nur, dass es auch anders geht (nämlich dass der Wald weit mehr ist als sein kapitalistischer Nutzen für den Menschen). Zudem hat diese Kehrtwende eine Rückkopplung auf seine Biographie: sie trägt zu seiner eigenen Gesundung bei. 

Der Mehrwert für uns alle sind seine erstaunlichen Beobachtungen, vorallem, weil er es schafft, trockener Theorie Leben einzuhauchen, indem er sie - wie er sagt *emotionalisiert*. Damit erreicht er Menschen wie mich, die ihm mit roten Ohren vor Begeisterung lauschen (hört mal rein, ist das nicht interessant ?). Ich finde seine Metaphern und Bilder sehr spannend.

Kritiker drehen ihm jedoch genau daraus einen Strick: Peter Wohlleben würde Pflanzen und Tiere zu stark vermenschlichen. Doch ohne emotionale Bindung sind wir Menschen nicht in der Lage, zu anderen Geschöpfen einen Bezug herzustellen. Trick 17 der Ernährungsindustrie.
Denn eigentlich ruft uns Peter Wohlleben mit seinem neuesten Buch *Das Seelenleben der Tiere* nur in Erinnerung, was wir doch längst wissen. Natürlich haben Tiere genauso wie wir Menschen Gefühle - warum sollten sie keine haben? (Einblick dank Filmchen). Für mich stoßen wir dabei an eine menschliche Eigenschaft, die mich im gleichen Maße abstößt, wie sie mich erstaunt: die Fähigkeit, zu verdrängen. Wir wissen, dass wir schlecht mit Natur und Tier umgehen. Dabei ist es das kleine 1x1 des *Wohllebens*: gehst du mit deiner Umgebung gut um, geht es auch dir selbst gut. Wollen nicht alle Geschöpfe gerne wohl leben?

Einer der Gründe, wieso wir nur noch sehr wenig Fleisch essen. Auch wenn ich die klassische Kartoffelsuppe mit Wienerle wirklich gerne gegessen habe. Aber es gilt gleiches wie beim Aufhören mit dem Alk-Trinken: am Geschmack lags nicht. Und den gleichen Eskimo-Faktor hat diese rein pflanzliche Suppe auch - sie reicht uns zum Suppen-Wohlgefühl!
Zutaten 4P:

1 große Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 Sellerieknolle (ca. 200g)
2 Petersilienwurzlen (ca. 150g)
1 Stück Fenchel (ca. 100g)
3 Karotten (ca. 200g)
4 Kartoffeln (ca. 750g)
4 Stängel Petersilie
4 Stängel  Liebstöckel
2 Lorbeerblätter
Gemüsebrühe
200g Kokosmilch
ca. 3 EL weißer Balsamico
Salz, Pfeffer
Muskatnussabrieb
Sonnenblumenöl

Zubereitung:

Sämliches Gemüse in etwa 1-2cm große Würfel schneiden. Mit der Zwiebel beginnen. Die in einem großen Topf im Öl glasig dünsten. Dann das restliche Gemüse dazugeben und ebenfalls kurz mitrösten. Die Kräuter dazufügen. Die Gemüsebrühe anschütten, so dass das Gemüse knapp bedeckt ist. Den Deckel auflegen und bei kleiner Hitze ca. 30min weich köcheln.

Die Kokosmilch untermischen. Mittels eines Kartoffelstampfers das Gemüse mittelfein (oder je nach Wunsch feiner) zerdrücken. Mit Salz, Pfeffer, weißem Balsamico-Essig sowie Muskatnussabrieb würzen.

Anrichten mit einem Rest Kokosmilch, Kürbiskernöl und einigen Petersilienblättchen. Servieren und wohlfühlen.

7 Kommentare

  1. Die Herz-Kartoffel ❤️! Bestes Sinnbild für deine Worte...

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  2. Ich finde das soziale lLben, die Interaktion von Pflanzen im Wald superspannend. Und natürlich hat das Wissen darum Auswirkungen darauf, wie ich mich im Wald bewege. Man schätzt und schützt nur das, was man kennt und je mehr man über etwas weiß - ob nun Mensch Pflanze oder Tier, desto näher fühlt man sich ihr oder ihm und desto eher ist man bereit, Rücksicht zu nehmen. Mir hat das Buch sehr gefallen, gerade weil es nicht so trocken wissenschaftlich geschrieben ist und so viel mehr Menschen erreicht - weil es uns näher ist. Dass man mit elitärer Überheblichkeit irgendwann nicht mehr weiterkommt, niemanden mehr erreicht, das sehen wir ja auch in der Politik gerade sehr deutlich. Mir hat es schon immer Spaß gemacht, so viel Spannendes wie möglich über Pflanzen und Tiere zu erfahren und mir hat das Buch auch sehr gut gefallen.
    Und dass Tiere natürlich auch eine Seele und Gefühle haben, dass steht außer Frage. Würde man die Menschen mit dieser Tatsache schon im Kindesalter in der Schule bekanntmachen, anstatt sie reine Anatomiefakten von Schaubildern auswendig lernen zu lassen, dann wäre die Welt eine andere. Aber da bis heute noch nicht mal Ethikunterricht verpflichtend an deutschen Schulen ist...

    Magen- und seelenwärmend und deshalb gut für die Psyche sind Suppen auf jeden Fall - und wenn ich mir deine Bilder so anschaue, dann weiß ich, dass diese Woche dringend noch Suppe auf den Speiseplan muss. Die Kokosmilch in der Gemüsesuppe gibt den neuen Dreh, der mich reizt, denn die kam bisher noch nie rein. Das muss ausprobiert werden.

    Herzlich, Katja

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  3. die suppe sieht sehr sehr lecker aus und der text dazu ist durchaus auch interessant. ich versuche auch bewusst öfter auf fleisch zu verzichten, was mir mal besser, mal schlechter gelingt. jedenfalls sollte man beim essen öfter sein hirn einschalten, eigentlich...

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  4. Ein so schöner Post. danke Dir! Bei mir plumpst in eine sehr ähnliche Suppe noch ein säuerlicher Apfel mit rein. Der verträgt sich mit Kokosmilch so wunderbar....Herzliche Grüße, Taija

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  5. ich bin gerade mitten drin in seinem neuen Tiere-Buch,
    und auch mitten drin in immer mehr Fleischverzicht (Wurstwaren essen wir sowieso fast nicht),
    danke dir für den schönen Beitrag

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  6. Eine wunderbare Suppe! Nach einem verregneten Nachmittag im Ponystall direkt nachgekocht und die Wienerle haben wir so garnicht vermisst...

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    1. Ein Feedback ganz nach meinem Gusto ;) - vielen Dank, Martina!

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