La belle vie: Nuss-Mohn-Beeren-Käsekuchen-Schnitten

Samstag, 18. März 2017

Jede Reise bringt mir etwas anderes bei. Jede Reise birgt ihre eigene Lektion über das Leben. Keine allerdings war für mich so Mark erschütternd wie unser Aufenthalt in Madagaskar. Ich weiß nicht, wie oft ich in den Monaten danach meine Sätze mit: *Und was ich von Madagaskar gelernt habe...* begonnen habe. Viele. Sehr viele. Bis heute.

Ich glaube, dass eben diese tiefgreifenden Eindrücke für mich genau der Junk des Reisen ausmacht: die Rückkopplung auf mich selbst. Was ebent exakt der Unterschied ist zwischen *Reise* und *Urlaub*. Die eigentliche Botschaft, die in einer Reise für mich versteckt ist, erkenne ich manchmal erst zeitversetzt, manches bereits vor Ort. Wie könnte es anders sein, schickte auch Iran mich in die Schule.

Die Ankunft in Teheran war nix anderes wie ein echter Kulturschock! Und ich meine nicht die iranische Kultur (überhaupt nicht!), ich meine diese brodelnde 15-Millionen-Einwohner-Metropole. Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung, wie manche Städte auf dieser Welt in den letzten Jahren explodierten. Wie moderne Stadt geht?! Für mich, die in einem Zwergendorf lebt, in dem es keine Straßennamen gibt, kam das einem Supergau für meine Sinne gleich. Sorry, aber so geht Vorhof der Hölle: der Lärm, der Gestank, diese Massen an Menschen, das Geschiebe und Gedränge. Dafür sind der Habib und ich nicht gemacht.

Damit verbunden war meine Erkenntnis, wie klein die Zone um den Äquator im Verhältnis zum kompletten Globus ist, in der das Klima Garten überhaupt möglich macht - ein schmaler Streifen Fruchtbarkeit. Was ein Glück, überhaupt gärtnern zu können. Was ein Schatz solch ein Garten! Was ein Kleinod! Etwas, für das man keine Mühe scheut. Eine Erkenntnis, die mir die persische Kultur voraus hatte, deren Auffassung von *Garten* Richtung Eden greift. Die Ethymologie verdeutlicht es bereits: von dem altpersische Wort für Garten *Paradaidha* leitet sich in vielen Sprachen das Wort *Paradies* ab. Wieder bedauerten wir, lediglich im Winter Iran besuchen zu können, denn nicht nur viele Monumente, sondern auch viele persische Gärten stehen in Iran unter UNESCO-Weltkulturerbe. Und die entfalten ihre Schönheit naturgemäß nicht, wenn es friert.

So sage ich dieses Frühjahr in einem ganz neuen Brustton der Überzeugung NEIN, den Frühling in der Stadt verbringen.... aber doch nicht freiwillig! Dann würde ich ja die Pfirsichblüte verpassen. Den Rausch in Rosa. Nie ist das Leben süßer als zur Blütezeit - also muß dazu was Süßes her. Unmöglich war es mir, mich richtig zu entscheiden, was ich uns backen will. Ich wollte alles, ich wollte die Fülle des Frühlings: Nuss, Mohn, Käsekuchen, Frucht, Streusel, Schokolade. Gut, die Schoko flog in der Zielgeraden raus. Man kann wohl nie alles haben. Aber fast.

Zutaten Form 24cm x 20cm:

Nuss-Streusel-Teig
80g Haselnüsse, gehackt, geröstet
1 Pr Salz
240g Mehl
130g Butter
1/2 TL Zimt
100g Zucker (m: Vollrohr)
evt. etwas kaltes Wasser

Mohn:
100g Mohn, gemahlen
30g Butter
40g Zucker (m: Vollrohr)
70ml Milch

Füllung
400g Quark
30g Zucker (m: Vollrohr)
30g Speisestärke, gesiebt
2 Eier
etwas gemahlene Vanille
Mohn-Mischung (s.o.)
150g gemischte Beeren (m: eigene, gefroren)

 Zubereitung:

Mit dem selbstgemachten Mohnback beginnen: dafür Butter, Milch, Mohn und Zucker aufkochen und etwa 30min quellen lassen.

Den Backofen auf 190° OU-Hitze vorheizen.

Aus den Zutaten für den Nuss-Streusel mit Hilfe des Knethackens des Rührgeräts einen homogenen Teig kneten. 400g davon als Boden eine vorbereitete Form (m: mit Backpapier ausgelegt) drücken. Den Boden 15min vorbacken.

In der Zwischenzeit Quark, Speisestärke, Eier und Zucker klümpchenfrei verrühren. Den verquollenen Mohn gut untermischen.

Den Quark auf den vorgebackenen gießen, glatt streichen. Die Beeren darüber verteilen und zuletzt den übrigen Nuss-Teig als Streusel über die Beeren krümeln. Für weitere 35min fertig backen.

13 Kommentare

  1. Hach, da sprichst du mir aus dem Herzen :) hier ist es nicht die Pfirsich- sondern die Mandelblüte, aber der Frühling hier ist so wunderschön, dass ich jedes Jahr so dankbar dafür bin<3 Und auch im Garten kann man endlich wieder wühlen, planen, träumen... so schön <3
    Ich fahr zwar jeden Tag in die Stadt zum Arbeiten, was ich aus diversen Gründen auch recht okay finde, freu mich aber jeden Abend auf zuhause. Wohnen wollte ich da nicht.

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    1. *Frühling, Frühling...*... man kommt wirklich richtig in Stimmung, oder Britta?! Narzissen auf dem Tisch, von überall ein Schwall Wohlgerüche... HERRLICH! Ab und an die Stadt besuchen (muß ja nich gleich eine Mega-City sein) - gerne... Aber dort leben? Nicht, wenn ich nicht muss!

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  2. Ihr lebt im Paradies! - Solch ein Blütenmeer möchte ich auch einmal sehen.

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    1. Ich erinnere mich sehr gut an deine Bilder von der Heide-Blüte, Eva - die würde ich ja auch gerne mal erleben!

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  3. Ach ja, der Frühling zeigt sich hier heute mal von seiner Regenseite, die braucht es ja auch... da wünsch ich mir doch gleich so ein leckeres Stückchen Kuchen her, das lässt die Sonne bestimmt schnell wieder scheinen ;)

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    1. Regen ist allerdings ein Stichwort: den wünschen wir uns für den Garten dringend. Gehört auch dazu... So wie ab und an ein süßes Stückchen :)

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  4. Liebe Micha, ich habe den Kuchen gleich heute nachgebacken.
    Bei mir passte die Menge grad gut in eine runde 26er-Form, ich war ganz überrascht wie schnell der Kuchen im Rohr war! ;-)
    Jedenfalls ist meine Familie begeistert, danke für dieses tolle Rezept!
    LG aus Österreich, wo der Frühling noch auf sich warten lässt...

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    1. Oh, das freut mich Aretha - so macht Foodbloggen besonderen Spaß! Wir fanden den schnell gefertigten Kuchen auch suppi! Und obendrein toll: der bleibt auch am nächsten Tag noch so knusprig!
      ... na, und lange wirds mit dem Frühling in Österreich auch nicht mehr dauern... ;-)

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  5. Ostersonntag mit einem Micha Blitzkuchen, der sich auch gut mit Baby im Tragetuch backen lässt (ich schreib dir noch...) und auch ansonsten perfekt ist! Danke und schöne Ostertage euch! Hannah

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    1. Oh, das freut mich zu hören, dass das kleine Nussbäumchen auf der Erde gut angekommen ist: Bienvenue! Und schön, dass dir auch bereits wieder nach Backen ist... viele liebe Grüße

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    2. und wieder - fast auf den Tag ein Jahr später - diesmal für den "Baustellenkaffee" mit unseren Helfern und einem zappelig neugierigem Nussbäumchen auf dem Arm... Dieses Rezept liebe ich wirklich ganz besonders - vielleicht weil ich es immer an ganz besonders schönen Tagen backe... und die Tage durch den Genuss noch ein Stückchen schöner werden... liebe Grüße

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  6. Liebe Micha,
    Ich habe deinen Kuchen zum Geburtstag meiner Mama gemacht und wurde direkt dreimal nach dem Rezept gefragt!
    Ich habe den Teig mit Mandeln gemacht und Johannisbeeren als Obst genommen - einfach köstlich!
    Liebe Grüße,
    Larissa

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    1. Hach, Larissa, Kommentare wie deine sind Wasser auf meine Mühlen - ich freue mich sehr, dass dein Kuchen mit meinem Rezept so freudigen Wirbel verursacht hat - und SEHR verspätet noch *Herzlichen Glückwunsch* an die Mamie :)

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