Klangfarbe: Ofen-Süßkartoffel mit Kräuter-Faisselle

Donnerstag, 6. Juli 2017


Komm', wenn ich gerade schon am Lästern bin, dann lege ich direkt nach. Und zwar knüpfe ich an der schönen Legende an, dass auf Französisch gleich alles besser klingt. Ich selbst nähre diesen Mythos oft, gerne und mit Nachdruck. Tatsächlich höre ich nach wie vor sehr gerne, wenn französisch gesprochen wird: das hat einfach Klang, Melodie und eine weiche Zartheit. Es ist nun mal - und darin ist sich die Welt einig - die Sprache der Liebe.

Aber wie im richtigen Leben gibt es auch hier die berühmten Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Meine liebste Geschichte dazu ereignete sich, als ich ganz frisch zu meinem Habib nach Frankreich gezogen war. Wir gingen bei den Nachbarn vorbei, wo wir bis heute unsere Eier holen. Der Enkelsohn saß ebenfalls in der Küche: ein knitzer Kleiner mit drolligen Pausbacken und dem beneidenswerten milchkaffeefarbenden Teint eines Halbmadegassen. Na, lächelte ich ihn an, wie heißt du denn (comment tu t'appelles?). Und er antwortete brav: *Bäschamä*. Und ich so: *Häää????* Er wiederholte: *Bäschamä!* Ich beharrlich auf dem Schlauch klebend: *Comment?* Er schaut mich an wie eine völlig Debile: *Bäääähhh-schaaaah-määäähhh!!!!!!* .

Bringt mich nach Jahren noch zum Lachen diese Geschichte. Aber hey, jetzt mal ehrlich, wie fies klingt denn bitte Benjamin auf französisch. Der Name hört sich doch in allen Sprachen dieser Welt besser an als so, oder? Mit diesem Namen kann man hier nicht ernsthaft eine Katze rufen wollen. Mais bon. Weiteres Beispiel: *Wähso*. Finde ich gleichfalls äußerst niederträchtig im Klang: so heißt man hier, wenn die Eltern sich auf den Namen Vincent/ Vinzenz für ihren Sohn geeinigt haben. Schlimmes Schicksal, also wirklich!

So, genug erzählt: ein schnelles Gericht, bei uns ein Salat-Plus-Teller, welches für die Zubereitung minimalen Zeitaufwand in der Küche bedeutet ohne dabei auf Genuss verzichten zu müssen. So einfach - so gut! Und eine schöne Alternative zur klassischen Ofen-Kartoffel.

Zubereitung 2P:

2 Süßkartoffeln *
1 Bund Frühlingszwiebeln
2 Ziegenkäse-Faisselle (ca. 450g)
1 Bund Frühlingszwiebeln
(m: plus etwas Basilikum)
2 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer
2 Msp Ras el Hanout

Zubereitung:

Den Ofen auf 200° Umluft vorheizen.

Die Süßkartoffeln waschen, trocken tupfen und der Länge nach halbieren. Die Süßkartoffeln auf eine eingeölte Gratinform (eingeöltes Backblech/ Backapapier) mit der Schnittfläche nach unten setzen und ca. 30min backen - dabei entsteht eine herrliche, karamellig-gebräunte, leicht knusprige Unterseite. 

Währenddessen den Kräuterquark zubereiten. Die Frühlingszwiebeln in dünne Ringe schneiden (m: hauptsächlich das Grün davon verwendet) mit dem Ziegenkäsequark und dem Öl vermengen. Den Quark mit Salz, Pfeffer und Ras el Hanout würzen. 

Die Süßkartoffeln aus dem Ofen nehmen und die Schale abziehen (löst sich wie von alleine) und gemeinsam mit dem Quark servieren. Dazu paßt jeder Salat, auf den man Lust hat.

*Anmerkung m: Mein Tipp: sucht euch dafür Süßkartoffeln in der Größe eures Appetits heraus, oder nehmt pro Person zwei kleinere (Prinzip ist damit wohl verstanden)

11 Kommentare

  1. Ich habe beim Lesen einen Moment zu lange darüber nachgedacht, warum die Eltern das arme Kind "bechamel" genannt haben. Ich glaube, ich mache mir mal einen Kaffee.....

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  2. Haha, ja da gibt es schon ein paar Beispiele, die einem Deutschsprachigen merkwürdig erscheinen. Ich verstehe z.B. nie, wie man sein Kind Clothilde nennen kann ;-)

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  3. In Zürich gab es einmal einen Physiotherapeuten (Krankengymnast) namens Würger... also bitte!
    Gruss Bea

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  4. Das Rezept klingt aber seeehr gut. Ich kenne das halt mit Quark und ohne Ras el Hanout. Ich denke, dass man für dieses Gericht eine Brandmauer einrennen könnte.....
    Viele Grüße
    Rainer

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  5. Von einem Kinderarzt in Köln hörte ich folgende Geschichte:
    Auf seiner Station rannte ein sehr unruhiges Kind dauern herum und störte. Die Eltern riefen den Jungen immer wieder zur Ordnung, "Üffes, bleib hier, Üffes mach dies oder das"...
    Der Arzt war über den Namen erstaunt und als er die Eltern sprechen konnte, fragte er auch nach dem ungewöhnlichen Namen.
    Die Eltern erklärten, den Namen hätten sie in einem Namens-Vorschläge-Buch gefunden und so toll gefunden. YVES !
    Ich schmunzle heute noch über diese Geschichte, der Junge hat inzwischen vielleicht selbst Kinder und macht sich über deren Namen mehr Gedanken.
    Danke für die vielen interessanten Rezepte, sie inspirieren mich immer wieder.
    Lieben Gruß
    Sabine

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  6. ...und bei uns auf dem nachbarbauernhof wohnte damals ein gilbert, ganz platt deutsch ausgesprochen *schauder*.

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  7. In den Nasalen liegt das Geheimnis! (und die Euphonie).
    Da denke ich immer unweigerlich an unseren Französischlehrer, der uns einen Satz servierte, in dem sie alle vorkommen : "Un bon vin blanc"… (was sich sich natürlich je nach Region so oder so anhört… :-)
    Liebe Hauptstadtgrüße (wo man "pointu" spricht…)

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  8. Liebe Micha, habe mich köstlich amüsiert über deine Erfahrungen mit der französischen Sprache. Auch mit meinem französischen Lebensgefährten, der seit nunmehr 8 Jahren bei mir in Klagenfurt wohnt und fast gar nicht deutsch spricht gibt es immer noch so manches Missverständnis oder lustige Situationen. Gestern habe ich deine ofengegarten Süsskartoffeln mit Ziegenkäsefülle nachgekocht ( Faisselle gibt es bei uns leider nicht - habe anstatt dessen Chavroux-Pyramiden genommen) und es hat ganz hervorragend geschmeckt! Danke sehr für die Idee und bis bald mit glühenden (31°C) Grüssen von Marlies

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  9. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  10. Mir laufen immernoch die Tränen übers Gesicht...und ich kann garnicht aufhören zu kichern, toll die kleinen Anekdoten zur Aussprache französischer Namen :-)))
    Und bei dieser Gelegenheit: ein großes Danke! Ich lese deinen wunderbaren Blog seit einiger Zeit mit großer Freude. Es ist eine gute Mischung und auch dass du an deinen Gedanken und Gefühlsreisen teilhaben läßt, ist sehr bereichernd. Sei ganz herzlich gegrüßt aus Hamburg
    Sabine

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    1. Vielen Dank, Sabine, für deinen freundlichen Kommentar - so war die Geschichte gedacht: zum Lachen. Wie kurios sind im Leben doch oft die kleinen, unbedeutenden Momente, oder? viele Grüße nach HH...

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