Overkill: gefüllte Zucchini mit Anna-Kartoffeln und Bohnensalat

Sonntag, 10. September 2017


Wahlen in Deutschland und Frankreich in einem Jahr - ich fürchte, ich erleide einen unausweichlichen, politischen Overkill. So viele Plaudereien wie nie stranden bei politischen Themen. Und wiederkehrend muß ich feststellen, dass das Wir wächst, das die Scheinheiligkeit der Politik unerträglich empfindet - ein Eindruck, den schon der große, friedliche Protest in Hamburg gegen G20 demonstrierte. Nehmen wir als Gesprächsbruchstrück von unserem Tisch die Geschichte mit den Abgaswerten. Erstaunte nun nicht wirklich, dass die Autoindustrie dabei gefakt hat. Letztlich wie beim Benzinverbrauch - als hätten die Angaben je gestimmt. Who cares?

Das Auseinandertriften der Schere von arm und reich, die Verschmutzung der Meere, pestizidbelastete Böden, das Artensterben von Pflanzen und Tiere, ach, die ganz großen Themen - ich brauche hierzu noch nicht einmal Artikel verlinken. Wir WISSEN um diese Problematiken.

Oder kommt, wenn ich schon dabei bin: wie menschenverachtend ist denn bitte, einen Nebenschauplatz zu eröffnen, in dem sich alles um die Schlepperkriminalität dreht. Als wäre das die eigentliche Tragödie. Das Wesentliche ist und bleibt: hunderttausende Menschen sind auf der Flucht vor Elend, Leid und Tod. Und die Antwort, die die EU darauf findet, ist der Export-Verbot von Schlaubooten - und das Versenden von Kriegsschiffen. Mir fehlen die Worte vor Brechreiz!

Es berührt mich, wenn ich die Fränzis hier bei den Müllsammelplätzen beobachte. So lange sortiert man den Müll hier nämlich noch gar nicht - und es wird super angenommen und fleißig Papier von Flaschen von Plastik getrennt. Wie groß ist doch die Bereitschaft einer Mehrheit - muß ich in solchen Momenten immer wieder feststellen -  ihren Teil, ihren Beitrag zu leisten, sofern es in ihrer Macht steht, sofern Vorgaben gemacht werden.

Was wäre nicht alles möglich, oder?


Und dann fällt mir das alte Sprichwort ein: *Die Treppe wird von oben nach unten geputzt*. Von oben wird die grobe Richtung vorgegeben. Die oberste Treppenstufe eben.

Denn mir kommt die Galle hoch, wenn ich gebetsmühlenartig höre, alles liege in der Verantwortung des einzelnen Konsumenten! Das ist eine verdammte Lüge! Im Kleinen, im Detail mag das stimmen, aber für das große Ganze, hey EXAKT dafür gibt es Politik. Der Einzelne kann eben nicht bestimmen, wie das Bildungssystem funktioniert, wie sich das Gesundheitswesen gestaltet, was die Ernährungsindustrie in Massen für den kleinen Preis produziert, dass bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht, kann wenig daran drehen, dass Arbeit familienkompatibel ist, dass öffentliche Verkehrsmittel wirklich ein Angebot darstellen oderoder....

Warum darf ich diese Erwartungshaltung nicht haben, dass Politikschaffende sich im Sinne des Allgemeinwohls darum kümmern. Und nein, nicht unter der Rubrik *Sozial ist, was Arbeitsplätze schafft*. Die sind doch umgeben von einer Armada an *unabhängigen* Experten, die besitzen Einblicke in Fakten, die mir nicht zugänglich sind, sie haben vollberuftstätig die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Warum driften so viele Themen so offensichtlich in die falsche Richtung. Das kann UNMÖGLICH im Interesse der Allgemeinheit sein. Ich verstehe es nicht.

Jaja, ich weiß, jetzt wird mir vorgeworfen, ich bin destruktiv, kulturpessimistisch und solle doch selbst in die Politik, wenn ich denke, ich könne es besser. Aber vielleicht ist diese Wahrnehmung nicht alleine auf meinem Mist gewachsen. Sibylle Berg schrieb ähnlich in ihrer Kolumne (via Buddenbohm) und wirft die interessante Frage auf, warum sich Volksverantwortliche und Medien nicht öfters an beispielhaften Vorbildern orientieren. Das Gute, das Schule macht. Man könnte die Länder analysieren, denen die Bevölkerung wiederholt gute Lebensbedingungen aussprechen - wie Norwegen ... und nachahmen... Oder so...

Ich meine ja nur. Und mehr wird es von meiner Seite dazu auch nicht geben. Deutlich einfacher ist es, einfach nur über Geschmack, Aromen und Texturen zu schreiben. Da ist man fein raus aus allem. Und mitten drin im Genuß. Heute dem ganz einfachen Landgenuß (Gartenküche, wie ich sie liebe) samt seinem spätsommerlichen Gemüseangebot mit Zucchini und Bohnen bevor Kürbis und Kohl wieder das Ruder in die Hand nehmen...


Zutaten 2P:

2 runde Zucchini
100g Ziegenfrischkäse
2 EL gewürfelter Bergkäse
2 EL frische Kräuter
(m: Basilikum, Frühlingszwiebeln, Petersilie)
(optional: 1 EL Tomatenbutter)*
1 EL Semmelbrösel
Kräutersalz
Piment d'Espelette
Pfeffer 
Olivenöl


(begleitend: Bohnen-Tomaten-Salat)

Zubereitung:

Beginnend mit den Anna-Kartoffeln - die brauchen bei 200° (Umluft) - 45min im Ofen und damit 20min länger als die Zucchini. Ich habe die Kartoffeln in kleine runde Formen geschichtet.

Von den Zucchini das Stielende wie einen Hut abschneiden. Das Kugelinnere aushöhlen (geht am besten mit diesen 1Euro-Artikel-Melonenkugelausstecher, den man 2 mal im Jahr braucht - höchstens) und dabei eine Wand von etwa 1cm stehen lassen. Etwa ein Drittel des Zucchini-Inneren entsorgen (sonst wird es zuviel an Füllung), den Rest etwas kleiner hacken, leicht salzen, ca. 10min ziehen lassen und dann ausdrücken. Mit den restlichen Zutaten - Ziegenkäse, Bergkäse, Kräuter und Semmelbrösel - vermengen und mit Kräutersalz, Piment und Pfeffer abschmecken. Die Füllung in die ausgehöhlten Zucchini drücken und dabei eine kleine Haube formen - diese mit Olivenöl bepinseln. In eine ofenfeste Form setzen und für 25min zu den Anna-Kartoffeln in den Ofen schieben.

Bei uns gab es dazu Bohnensalat mit Kirschtomaten

*Anmerkung m: ich hatte noch einen Rest Tomatenbutter, die sich ausgesprochen köstlich als zusätzliche Würzung in der Füllung machte.

Quelle Anna-Kartoffeln: Eva von Kochpoetin

6 Kommentare

  1. Ich kann da nur eines hinzufügen: "!!!!!!!"
    Oder, wie sagt man auch so schön: "Keinen A.... in der Hose"
    Wenn ich mein, noch vorhandenes Gemüse (Lauch und Blumenkohl) aufgegessen habe, kommt Dein Rezept dran.... Freu mich drauf!!
    Viele Grüße
    Rainer

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  2. Oja, liebe Micha, du bringst es mal wieder genau auf den Punkt-mit deinen Worten und deiner Gartenküche- gab's direkt heute und funktioniert natürlich auch bestens mit den länglichen Exemplaren (habe keine runden).Danke und viele Grüße

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    1. Vielen Dank, Hannah, dass du mir den Rücken stärkst. Ob du mir nochmals eine Mail schicken könntest? Ich suche mich wuschig im Postkasten - denn ich freue mich auf ein Treffen.... und wollte planen ;)

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  3. Bisher habe ich immer den Standpunkt vertreten, dass die Veränderung bei uns beginnen muss, beim Konsumenten. Doch als ich deine Zeilen las, dachte ich: JA!!! Sie hat recht! Warum sollen wir die großen Player wie Politik oder Ernährungsindustrie aus der Pflicht nehmen? Kann man nicht verlangen, dass die sich auch eigenständig Gedanken darüber macht, was gesund und zuträglich ist und was nicht? Und dass sie dann dementsprechend handeln, im Sinne des Gemeinwohls?
    Danke für diesen Denkanstoß, liebe Micha!

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    1. Über deinen Kommentar freue ich mich sehr, Maria. Vielen Dank, dass du dich versuchst einzudenken - uns geht es doch beiden vermutlich nur um das Wohl aller... und dir als Mama möglicherweise sogar noch ein bißchen mehr sogar gen Zukunft... herzliche Grüße zurück

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  4. Danke. :-)
    Für alles und ja, was wäre nicht alles möglich, wenn Menschen nicht Menschen wären... ;-)

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