ver*huhn*zt - Chicken Nuggets aus Tofu

Mittwoch, 20. Juli 2022


Ist das ein schlimmes Wortspiel? Ver*huhn*zt. Bitte! Da rollen sich doch einem die Fußnägel hoch! Wobei es für das Thema, worauf ich hinaus will, eigentlich noch nicht fürchterlich genug ist. *Man* (die Menschheit) bastelt nämlich schwer am Huhn. 

Und zwar haben israelische Forscher 'Hühner per CRISPR/Cas gentechnisch so verändert, dass keine männlichen Nachkommen schlüpfen. Dabei soll nur an die männlichen Nachkommen ein tödliches Gen weitergegeben werden, welches die Küken (Embryo) schon im Ei absterben lässt. Gleichzeitig sollen sich die weiblichen Nachkommen normal entwickeln und als Legehennen eingesetzt werden' (via Agrar-Presseportal). Die*Neuerfindung Huhn* soll sogar schon zum Patent angemeldet worden sein. Und eine amerikanische Kooperation zur Vermarktung hat sich ebenfalls bereits gefunden.

Um solchen Innovationen keine Steine in den Weg zu legen, hält sich die EU nicht mit tiefergehenden Kontrollen auf. Profit first. Die Patentanmelder gehen von einer *100% sicheren Technologie* aus - und derlei Angaben 'scheinen für die EU-Kommission auszureichen, um die Legehennen samt deren Eier von der gesetzlich vorgeschriebenen Zulassungsprüfung und Kennzeichnung auszunehmen'. Prima!

Sehr vermutlich wird eine solche Einmischung in die Natur für *humaner* befunden - schließlich würde der seither völlig *unhumane* Prozess des männlichen Kükenschredderns dadurch abgelöst; bzw. bereits vorverlegt ins Ei. Und wo genau fängt Leben jetzt an... wer will das definieren? Da landet man ja ganz schnell in diesem verschlungenen Klassiker der Philosophie: was war zuerst da, das Huhn oder das Ei. Und wem wird bei derlei Überlegungen nicht ähnlich durmelig wie bei diesem unerträglichen Dauerschleifenkindergartenlied vom dem sich umkehrenden, roten Pferd...  Last but not least: was ist schon human? 

Halten wir also fest: It's all about perspective. Oder wie heißt es ebenfalls so schön: es hat halt alles seine Vor-und Nachteile. Etwa dass durch die Verfahren der neuen Gentechnik auch unbeabsichtigte und unvorhersehbare genetische Veränderungen ausgelöst werden können. Brave New World beginnt u.a mit Frankensteins Hühnern.

Gut, das nennt sich dann wohl (oder übel) Evolution Dreipunktnull: Menschen haben nun mehrere Geschlechter, das Huhn nurmehr nur noch eines. Das wars für den Halunken Hahn. Und sein *Schmäh* wie diese gezeichnete Postkarte von Michael Sawo, wo ihm der ganze Hühnerstall *Hühnerficker* hinterherruft (über die wir uns Mädels in der Pupertät kaputt gelacht haben), gehört eh schon längst nostalgischen Orten an...


 

Noch bekomme ich Eier von unserer Nachbarin (erinnert ihr euch noch an die Putzerhühner?). Und bei der kräht unbekümmert weiterhin der Hahn auf dem Mist. Sollte die mal keinen Bock mehr auf Huhn haben, dann muss ich entweder selbst ran oder auf Eier verzichten. My Erbgut - my choice... oder so...

Zu diesem Thema passt doch wie gemacht das heutige Rezept. Und was soll ich sagen: ich fand diese Nuggets absolut spitze! Jetzt steinigt mich nicht! Ich behaupte ja nicht, dass die Dinger genaus so wie Chicken Nuggets schmecken (als ob ich eine Ahnung hätte wie Chicken Nuggets schmecken). Aber who cares? Die Teilchen schmecken super - das reicht mir völlig. Und wenn ihr euch für diese Tofu-Stückchen andere Namen ausdenken wollt, nur raus damit (jetzt wäre eine Kommentarfunktion doch wieder lustig).

 

Zutaten 4P:

500g Tofu
Marinade:
2 EL Soja-Sauce
2 EL Sonnenblumenöl
1 1/2 TL geräuchertes Paprika-Pu
1/4 TL Curry
1 TL Knoblauchpulver 

ca. 40g Maisstärke gemischt 
mit 1/2 TL geräuchertes Paprika-Pu
Sonnenblumenöl zum Braten

 

Zubereitung:

Am Vorabend Tofu 30min zwischen Küchentüchern beschweren, pressen, damit er etwas Feuchtigkeit verliert. Dann wieder einwickeln (möglicherweise wenn klug geöffnet in die einstige Verpackung) und über Nacht einfrieren, 

Am nächsten Tag komplett auftauen lassen, wieder 30min zwischen Küchentüchern auspressen.

Ofen auf 200°C vorheizen.

Tofu in Stücke rupfen/ zupfen. Die Marinade herstellen, indem alle Zutaten in einer größeren Schüssel miteinander vermengt werden. Die Tofu-Stückchen darin wenden. Dann das Gemisch aus Maisstärke und geräuchertem Paprika-Pulver darüber streuen und den Tofu auch darin nochmals wenden. 

Ein Backblech mit Backpapier auslegen und mit Öl besprenkeln, die Tofu-Stücken darauf verteilen und in 30min backen  knusprig backen.

Anmerkung m: nur die Hälfte gemacht/ bei uns gabs dazu gleichzeitig gebackene Ofen-Kartoffeln, etwas pfannengerühres Gemüse sowie Rohkost. Die *Käse-Sauce* aus Cashews stelle ich ein anderes Mal vor... aber ein Dipp zum Ditschen gehört auf jeden Fall dazu!

Quelle: YT: Healthy Foodie PH 

 

die allerbesten Falafel - mitten in der Dauer-Canicule

Montag, 18. Juli 2022

 

Nicht nur an den blühenden Sonnenblumenfelder merke ich, dass der Zenit des Sommers erreicht ist, dafür brauche ich nur runterzusehen zu meinen Füßen: an den Fersen habe ich Hornhaut wie ein Elefant. Von nix kommt nix - barfußlaufen und Flipflops heißen die Verursacher. Seit guten drei, ja fast vier Monaten.

Im Mai scherzte ich noch mit Feriengästen, dass bei meinem Online-Wetterdienst, der seine Vorhersage für eine Woche trifft, das Tief mit dem Regen konstant immer genau eine Woche vor uns herwandert. Die verheißungsvolle Karotte lockt an Tag 6 und 7. Wetter stellt für viele Ferienmachende ein zentrales Thema dar, weshalb man sich nirgendwo besser erkundigen kann, was wettertechnisch zu erwarten ist als bei Urlaubern. Im Mai also hängte ich dann noch meine kleine Anekdote aus dem erlebten Leben an: wir hatten einen Zahnarzt als Gast (coucou Namenvergessen) dessen Sohn Meteorologie studierte. Pfffhhh, schnaubte der Vater, während seine Augenbrauen gen Geheimratsecken rutschten, Meteorologie, das sei eine reine Pseudowissenschaft, 'die befinden sich noch in der Forschung'. Dann lachen immer alle und man einigt sich darauf, dass *sie* in ihren Vorhersagen für den nächsten Tag aber gar nicht mal SO schlecht sind.

Ob der Weite unserers Ausblicks fängt man irgendwann auch zwangsläufig an, in den Wolken etwas rumzumysteln. In meinem Prognosen wäre ich mittlerweile bei stabilen 50 Prozent, haue ich gerne als Kalauer noch hinterher. Was - bien sûr - astrein erfunden ist. Zumal es zu unserem Schicksal gehört, dass wir von unserer Terrasse hervorragend beobachen können, wo die grauen Gewitterwand, die über uns gerade hinweggezogen ist, dann letztlich im Tal ihren Schauer abläßt.

Allein davon können wir nur träumen. In den nun beinahe 17 Jahren, die ich in der Drôme lebe, ist das der trockenste und heißeste Sommer, den ich miterlebt habe. Steppensommer hatten wir ja schon einige - aber alles kein Vergleich zu diesem! Unsere Haut hat in der Zwischenzeit die Farbe von Oliven angenommen, der Garten ist ein einziger Kampf, die Felder und Wiesen gelb verbrannt, kaum Wasser zum Gießen mehr vorhanden, die Flüsse und Bäche ein Schatten ihrer selbst und überall absterbende Bäume und Sträucher. Unter den Markthändlern wurde die Angst vor Unwetter mit Hagelschaden mittlerweile vor der allgemeinen Frucht vor Bränden abgelöst. Tja, und meine Wettervorhersage macht sich gar keine Mühe mehr, irgendwo ein paar Regentropfen einzuzeichnen: 7 Tage durchgehend eine kugelrunde Sonne als Symbol darunter Temperaturzahlen, die unerbittlich mit einer 3 beginnen.

Spätestens den Nachmittag verbringt man lieber drinnen hinter zugeklappten Fensterläden. Draußen steht die Luft und selbst der Boden scheint heiß auszuatmen. Wir sind mehr als bereit für die Wetterwende!

 


Ich habe trotzdem eine kleine Küchenschlacht begonnen. Nur weil die carnicule über uns klebt ohne sich einen Zentimeter zu bewegen, kann ich ja nicht wochenlang kein neues Rezept mehr ausprobieren.

Heute stelle ich euch die leckersten, knusprigsten und unkompliziertesten Falafel aus Kichererbsen vor, die dieser Erdball je gesehen hat. Falafal, oder zumindest, das, was sich so nennen will, habe ich ja bereits einige verbloggt. Aber das hier sind klassische Falafel. Und in meiner Benennungskategorie erhielten diese direkt die höchste aller Auszeichnungen, die DUBB- Medaille - und zwar von Null auf hundert. Ich war richtig begeistert und das, obwohl ich ja nun wahrlich kein großer Fan von Frittiererei bin. Aber exactement so muss ein Falafel schmecken!

Dem türkischen Brot, das ich dazu gereicht habe, wird diese Ehre nicht zuteil. Da müßte ich zuvor nochmals an der Machart schrauben, dass ich die euch als gelingsicher so weitergeben kann. Aber gut waren sie und vielleicht wollen sie ja euch sofort beim ersten Versuch gelingen (Referenz unten verlinkt)...


Zutaten 12 Stück/ 2P:

150g Kichererbsten, getrocknet
2 Knoblauchzehen
1 mittelkleine Zwiebel
1/2 Bund Petersilie
1/2 Bund Koriander
1 kleiner TL Koriander, geschrotet,
1 kleiner TL Kreuzkümmel, geschrotet
1/2 TL Paprika-Pulver
1 Prise Backpulver
Salz
ca. 1-2 EL Wasser
ca. 1-2 EL Kichererbsenmehl
Ol zum Frittieren.

Zubereitung:

Die Kichererbsen mindestens 12 Stunden oder länger in Wasser einweichen.

Dann abschütten und abtropfen lassen. Zwiebel und Knofi schälen und groß zerkleinern, ebenso die frischen Kräuter. Alles grob miteinander vermengen. In einem Blender mixen (so etwa sollte die Konsistzen aussehen - wobei mir das nicht wirklich weitergeholfen hat... ich komme darauf zurück). Beim Mixen ein wenig Wasser zufügen.

In eine Schüssel umfüllen, die Gewürze und das Kichererbesenmehl zufügen, vermischen und abschmecken. Das Kichererbsenmehl war mein *Hack*. Mein Blender hexelt nicht ganz so fein, sondern anstelle von Kichererbsen-Mus fabrizierte er kleinste Kichererbsenstückchen. Um sicher zu gehen, dass die Masse bindet, gab ich etwas Kichererbsenmehl dazu. 

Als ich die Falafel von Hand formte, war ich mir nicht sicher, ob sie mir nicht in der Zielgeraden - im heißen Fett - auseinanderfallen würden. Aber lief alles wunderbar reibungslos. Nachdem das Fett heiß genug war (mittel bis größere Hitze - Probe mit Stiel von Holzlöffel, wenn sich daran Bläschen bilden, dann ist der richtige Moment gekommen) ließen sich die Falafel vorbildlich von beiden Seiten knusprig backen. Auf einem Küchenkrepp abtropfen lassen, warm stellen und die Falafel auf diese Weise fertig frittieren.

Anmerkung m: 6 Stück pro Person finde ich üppig bemessen - möglicherweise reichen auch 5. Aber sie sind halt gar so knusprig, da überfrißt man sich schnell... Bei uns gab es dazu frische Beilagen, einen Tomaten-Melone-Salat mit Basilikum und roten Zwiebeln (schlichter als dieser) sowie einem Dipp aus griechischem Joghurt, Knofi, Minze und Basilikum. Fest-Essen! Auch weil ich mit den Fingern gegessen habe ;)

Quelle YT:  Our Jemeni Kitchen sowie türkisches Brot  


12 von 12 - Juli 2022

Dienstag, 12. Juli 2022









Einer dieser frischen, klaren Morgen, die mit die schönsten Augenblicke des Sommers ausmachen. Ich stehe im Sommer normalerweise etwa um 1/2 6 auf - das ist jetzt schon wieder fast eine Stunde vor Sonnenaufgang. Porridge überspringe ich, kennt ihr wohl, obwohl ich euch eigenlich die japanische Weinbeere (coucou Kaminskys) zeigen wollte.

À bonne heure fahren wir auf den Markt. Und was soll ich sagen: nach all den Jahren Südfrankreich liebe ich unseren Marktbummel, das mediterrane Angebot mit dem sonnengeküßten Obst und Gemüse und den anschließenden Café mit der gleichen Begeisterung wie von Beginn an. Das alles empfinde ich als großes Geschenk. Ich kaufe herrliche Mara de Bois, eine große Portion Myrtilles aus der Ardèche und bekomme obendrauf überreife Aprikosen zum Marmeladekochen geschenkt. Tja, und auch dahingehend wiederhole ich mich: wir leben in einem echten Paradeiser-Paradies!

Anschließend haben wir ASU- weil Utilitäire müssen wir jährlich zur Kontrolle. Bei Patrik, genau, der mit den konsequentesten Vokuhila, den ich kenne. Ah, schnurrt er, als er mich sieht und wir bises austauschen, ich wäre une vraie beauté (doch flatterie das können se, die Fränzis). Mit der Folge, dass der Habib den restlichen Tag darauf hingewiesen wird, dass hier gerade eine *vraie beauté* um die Ecke wackelt... Tja, und auch das bleibt nicht unerwähnt: n-a-t-ü-r-l-i-c-h waren wir als Deutsche pünktlich da. Und n-a-t-ü-r-l-i-c-h brauchten wir wie immer für eine 5-Minuten-Kontrolle eine ganze Stunde. Aber es war sehr charmant ;) , gesprächig und immerhin im Schatten.

Auf dem Rückweg bitte ich den Habib anzuhalten, damit ich die blühenden Sonnenblumen fotographieren kann: sie markieren jedes Jahr den Zenit: den Anfang vom Ende des Sommers. Und die Wilde Karde mit Segelfalter, die am Rande eines goldenen, abgernteten Getreidefeldes daneben steht, halte ich parallel fest.

Daheim ist Päckchenzeit mit Günthers vollem Roggen Plus.

Der strahlende Sommertag will gelebt werden: ich verschwinde für ein gutes Stündchen an den Bach. Zum Lesen komme ich meist doch nicht - viel lieber lasse ich die Atmosphäre auf mich wirken. Es ist ein echtes Idyll und für mich ein Kraftort.

Gestern allerdings habe ich *Der Idiot* von Dostojewski abgeschlossen. Ein anrührendes Buch. Es handelt von einem jungen Mann, erzähle ich dem Habib, der am Mitgefühl und dem zu großen Verständnis für das Leid anderer zugrunde geht. Jemand, der offenherzig, vertrauensvoll, anständig, aufrichtig ist und sein Gegenüber zutiefst ernst nimmt, ohne jede Ironie, wofür ihn die Gesellschaft zum Idioten erklärt. 'Er erzählt von sich', fasst der Habib sofort zusammen. Ja, das tut Dostojewsky, er gibt eingebettet in einen Roman Episoden aus seinem Leben preiß - so gewährt er etwa Einblicke in sein Inneres in dem Moment, in dem er unmittelbar vor seiner Hinrichtung zum Tode begnadigt und seine Strafe zu mehreren Jahren Zuchthaus umgewandelt worden war. Nebenbei erhält der Leser eine Vorstellung davon, wieviel mehr die Gefühlsebene das Menschsein bestimmte, bevor er zum Kopffüßler mutierte...

Zurück nach Hause an den letzten Lavendelfeldern, die noch nicht abgeräumt sind. Ich koche die Aprikosenmarmelade. Und ich gehe bei einer Nachbarin vorbei, die uns Knoblauch geschenkt hat. Sie erhält als Dankeschön ein Gläschen fermentieren Knoblauch - ich werde auf dem Blog darauf zurückkommen... Ich bin länger weg, als ich dachte: Dorf halt, überall will geplaudert werden. Währenddessen gießt der Habib, eine lästige Arbeit, die uns nun seit 3 Monaten jeden Abend beschäftigt.

Yoga heute mit Tim, mit seiner angenehm, ungekünstelten, ruhigen Art und mit Sjanaelise, letzteren, kleinen Flow mache ich mittlerweile auswendig, weil sich der Körper danach SOOO wohliglich durchgestreckt anfühlt!

Wie füllte sich der Tag anderer am 12ten des Julis im Jahre 2022 - das schaue ich jetzt bei Caro von Draußen nur Kännchen, die die Eindrücke monatlich sammelt.

wahrhaftig glücklich - Tagliatelle mit Zucchini und Salbei

Samstag, 9. Juli 2022


Am 6. Juli hat der Dalai Lama Geburtstag. Vor 3 Tage ist er 87 Jahre alt geworden. Für mich ist der Dalai Lama einer der wenigen lebenden Lichtgestalten, die in einer verwirrten Zeit wie der unseren Orientierung anzubieten vermögen. Und das nicht nur aufgrund seiner Stellung als Religionsführer sondern ebenso aufgrund seiner Biographie - als weitgereister, erfahrener Mensch, der viel von der Welt gesehen hat.

Schon öfters habe ich mich hier auf dem Blog auf ihn bezogen, denn leichterdings finde ich bei ihm Anregung. Nachdem wir während unseres Aufenthalts in Tibet die Menschen dort anstarrten ob ihrer unfasslichen Ausstrahlung (was eine innere Schöheit!), beschlossen wir im Folgejahr ebenso die Exiltibeter in Indien zu besuchen. So durften wir dann in Mcleod Ganj zu unserer Freude dem Dalai Lama begegnen, als er vor seinen Landsleuten als tiefernster Mönch sprach - ganz anders als die lächelnden Bilder, die man sonst von ihm kennt, wenn er im Dienste seines Volkes im Westen um Unterstützung wirbt.

Als kleine Hommage will ich anläßlich zu seinem Geburtstag aus *Das Buch der Menschlichkeit*, das ich zuletzt anhörte, ein paar Aspekte herausgreifen. Vorneweg mag ich die Klarheit mit der der Dalai Lama seine Gedanken äußert - in sich schlüssig, aufeinander aufbauend und logisch. Trotz des tiefen Gehalts ist ihm gut zu folgen. Für den Dalai Lama vermitteln alle Weltreligonen im Kern die gleichen Grundwerte - Liebe und Mitgefühl - um auf diese Weise zu helfen, dauerhaftes Glück zu finden. Dabei gibt er sich aber keinen Illusionen hin: man müsse davon ausgehen, dass selbst von diesen überhaupt nur ein kleiner Teil zu den 'ernsthaft Praktizierenden' gehört, die sich also jeden Tag aufs Neue gläubig darum bemühen, die Prinzipien und Regeln ihres Glaubens zu befolgen. Die absolute Mehrheit der Weltbevölkerung stellt die Gruppe der Unreligiösen dar.

Aber - genau dieses Aber versucht der Dalai Lama zu verdeutlichen: wir kommen auf Erden durchaus ohne Religion (ein metaphysisches Prinzip/ Erlösungsprinzip) aus, aber eben nicht ohne elementare, verinnerlichte Wertevorstellungen. Er wünscht sich eine neue Ethik des Handelns, denn eine Rückbesinnung auf positive, menschlichen Eigenschaften wie Aufrichtigkeit, Einfühlungsvermögen, Wahrhaftigkeit, Güte, Respekt, Geduld, Vergebung ect. ist zum Wohle aller und unserem eigenen Wohl unumgänglich. Für den Buddhismus ist die Grundlage aller fühlenden Wesen, dass sie glücklich sein und nicht leiden wollen. Auf dieser Erkenntnis bauen sich alle weiteren Überlegungen auf. 

Also wie geht Glück?

*Die fundamentalen Fragen der Menschheit 'Warum sind wir hier', 'Wohin gehen wir', 'Hat das Universum einen Anfang' bringen in jeder philosophischen Schule andere Antworten hervor, hingegen bedarf es keine Erklärung, dass ein großzügiges Herz und gute Taten zu mehr Frieden führen. Und ebenso offensichtlich ist es, dass ihre negativen Gegenstücke entsprechende Auswirkungen haben. Glück erwächst aus tugendhaftem Anliegen. Wenn wir wahrhaft glücklich werden wollen, gibt es keinen anderen Weg als den, der Tugend. Sie ist die Methode, die das Glück hervorbringt. Und die Grundlage der Tugend ist die ethische Disziplin.* (Buch der Menschlichkeit, Dalai Lama) 

Glück ist nichts, was sich von alleine einstellt. Hingegen destruktives Verhalten zieht automatisch Leid als Konsequenz nach sich. Und zwar nicht die Sorte *unvermeidliches Leid* wie Alter, Krankheit, Tod ect. sondern es ist hausgemacht. Destruktives Verhalten gründet auf einem negativen Zustand des Geistes, auf blockiernde Gefühle (auch Heimsuchungen genannt) - Hass, Zorn, Neid, Gier, Lust, Stolz...-  die unweigerlich den inneren Frieden untergraben und die die eigentliche Ursache für unmoralisches Handeln ausmacht. Und das wiederum ist die Quelle für Angst, Niedergeschlagenheit, Stress, Verwirrung, Depression, Schlafstörungen ectpp...

Gerade in den Industrieländern beobachtet der Dalai Lama eine wachsende Verunsicherung darüber, was überhaupt Moral ausmacht und worauf sie sich gründet oder wie der ethische Gehalt einer Handlung zu bestimmen ist - den Menschen fehlt innerer Halt und Festigkeit. Zum andern mußte er erkennen, dass Wohlstand oft mit psychischem Leid einhergeht. Unzufriedenheit verschwindet nicht durch Konsum und Luxus. Zu oft wächst diese gar.

Vernachlässigen wir die innere Dimension, sagt der Dalai Lama, werden wir automatisch leidvolle Erfahrungen durchleben müssen und das Glücksgefühl wird uns verlassen. Das liegt daran, *dass eine wahrhaft geistige oder innere Disziplin - im Gegensatz zur körperlichen - nicht erzwungen, sondern nur durch freiwilligen und bewußten Einsatz erreicht werden kann. Wenn wir uns ethisch verhalten wollen, dann gehört dazu mehr, als nur Gesetze und Vorschriften zu befolgen.* Oder ganz anschaulich ausgedrückt:  *Der undisziplinierte Geist ist wie ein Elefant: wenn man ihn unkontrolliert herumtollen läßt, wird er Verwüstungen anrichten.*

Mich begeisterten an diesem Buch vorallem die Beispiele aus seinem persönlichen Erleben, die der Dalai Lama immer wieder heranzieht. Aber auch die Etymologie der tibetische Sprache fasziniert mich, denn viele einzelne Worte haben eine sehr weitreichende Bedeutung. Manche Worte kann man nur verkürzt übersetzen, wie Geisteszustand, wobei im Tibetischen die Einheit von Herz und Geist bereits in diesem Begriff verankert ist - ebenso wie Bewußtsein und Gefühl nicht voneinander komplett zu trennen sind, weil jeder Gedanke auch mit einem bestimmten Gefühl verbunden ist. Und das sollte man sich klar machen: Das Gefühl als Grundprinzip allen Lebendigem gilt es zu pflegen und zu hegen, weil alle geistige/ innere Entwicklung daran gekoppelt ist - was der Dalai Lama nennt: *die eigene Sensibilität bewußt erwecken*.

Also, wer glaubt, dass er für ein glückliches, erfülltes Leben noch Luft nach oben hat, der darf sich vom Dalai Lama praktische Anleitungen holen.Wie sagt der Habib gerne so schön: Buddhismus ist die Religion für spirituelle Handwerker! 


 

Je länger ich koche, umso mehr schätze ich die schlichte Gartenküche. Bei diesem Teller reicht es, dass die Zucchini ganz frisch sind und mit viel frischem Salbei kombiniert werden. Ohne meine frischen Kräuter fehlt mir direkt die Lust zum Kochen. Und frische Pasta geht ja eh immer. Bon, damit erzähle ich nichts Neues: nämlich dass die Zutaten beim Kochen das ganze Geheimnis sind. Tja, und sind die gut, ergibt sich der Rest von selbst...


Zutaten 2P:

1 Pastateig:
100g Kamut
100g D1050
2 Eier
Salz
1 EL Öl 

2 Zuchini, grün
2 Knoblauchzehen
Salbei, viel
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
Noilly Prat
Olivenöl
Parmesan

Zubereitung:

Pasta wie gewohnt zubereiten. Aus den dafür Zutaten einen homogenen, nicht zu festen nicht zu weichen Nudelteig kneten und mindestens eine halbe Stunde eingewickelt im Kühlschrank ruhen lassen. Dann den Nudelteig auswallen (immer schön mit Hartweizenmehl arbeiten - das verhindert das Zusammenkleben auf dem Küchentuch und im Kochtopf) und zu Tagliatette schneiden. Mit einem weiteren Küchentuch abdecken.

Einen großen Topf mit Salzwasser zum Kochen bringen.

Zucchini in 1/2cm große Würfel schneiden. Knoblauch fein würfeln, einen Teil der Salbei-Blätter in feine Streifen schneiden. In reichlich Olivenöl alles zusammen anbraten. Kurz vor Ende - der Zucchini sollte noch Biss haben - mit dem Noilly ablöschen und salzen und pfeffern sowie mit Piment würzen.

Parallel in einer kleinen Pfanne Extra-Salbei-Blätter frittieren und auf Küchenkrepp abtropfen lassen.

Die Nudeln in dem kochenden Wasser kurz al dente garen, abschütten und gut nass unter die Zucchini mischen. Nochmals abschmecken. Mit geriebenem Parmesan und frittierten Salbei-Blättern bestreuen und servieren.




Ganz schön was los an der blühenden, wilden Karde

Barbusig: mediterrane Auberginen-Frikadellen

Sonntag, 3. Juli 2022

 

Der Mistral machte dieser Tage seinem Namen als alpinem Fallwind alle Ehre und bescherte uns Mädels einen fröstelnden Markttag in unseren auf einen Windstoß viel zu dünnen Sommerkleidchen.

Umso mehr wurde dabei mal wieder offensichtlich, dass die südfranzösischen Mädels hier auf dem Land* eine BH-Sperre haben. Altersunabhängig. Größenunabhängig. Formenunabhängig. Nicht nur die jungen, prallen, runden Apfelbrüste läßt man frei. Brustwarzen auf sämtlichen Ebenen des Oberkörpers drücken sich durch den Stoff und es fällt dabei unweigerlich auf, dass grundeigentlich keine Brust einer anderen gleicht. Warum hüpfen hier die Tittis so ungebändigt? Genau darüber habe ich mir Gedanken gemacht.

Bestimmt hängt das mit der Emanzipation zu tun: Frau kann, Frau macht. Wer soll es ihr verbieten? Als Ausländer fällt einem vermutlich die berühmt-berüchtigte französische Erotik ein. Daran wurde die ganze Welt ja wieder spätestens während dem confinement/ Lockdown erinnert: in Deutschland war das Klopapier ausverkauft und in Frankreich die Kondome. C'est la difference! Fremdgehen ist ein Kavaliersdelikt ein französisches Hobby - das Patchwork-Modell ist ja nicht einfach so vom Himmel gefallen (und dabei erinnern wir uns an die ebenfalls weitbekannt gewordene am Vespa-Lenker mitfahrende Corissanttüte). Doch, ihren selbstverliebten Ruf wissen die Fränzis definitiv zu streuen. Aber das alleine kanns auch nicht sein. Selbst wenn ich jetzt nicht ausschließen will, dass die ein oder andere verwegene Omi ohne Büstenhalter bereit ist *aller aux fraises* (schöner, alter Ausdruck für den ebenfalls schönen alten Ausdruck *Schäferstündchen haben*) - durchaus möglich. 

Allerdings - jetzt kommt ein Widerspruch - sind Französinnen ausgesprochen prüde, wenn es um Nacktheit geht. Das muss doch erstaunen, oder? In der Sauna werden schön die Badesachen anbehalten. Und selbst am Bach sieht man die wenigsten oben ohne liegen. FKK-Anhänger gibt es schon überhaupt nahezu keinen einzigen. Hättet ihr das gedacht?

Also wird mit den Reizen nur gespielt. Die kleine Andeutung von Nacktheit kitzelt sogar vielleicht  mehr die Phantasie als alles zu zeigen. Es verleiht den Mädels definitiv eine frivole, freiheitsliebende Ausstrahlung, wenn sie so ungeschminkt zu ihrer Weiblichkeit stehen. Und ungeschminkt deshalb, weil mir hier noch nie eine gemacht-getunte Hupe begegnet wäre. Alles schön naturbelassen. Die wenigsten Brustwarzen schauen gen Himmel - die Mehrheit guckt frech-bescheiden gen Boden. Lauf der Dinge: die Mädels werden weiterhin früh Mutter. C'est la vie. Mit Fassadengedöns haben sie es hier nicht so - siehe Autos. Das läßt sich wohl auf den Busen übertragen. Wobei - das gilt es ebenfalls in diesem Zusammenhang zu erwähnen - sämtliche Körperhaare entfernt werden. Buschige Achseln oder Beine gelten als grobe Verwahrlosung (à la Charles Aznavour) - zu öksig für die französische Ästhetik und die Grenzen des Hippietums wären damit zweifelsfrei ausgelotet.

Meiner Überlegung nach ist das Hauptmotive Bequemlichkeit. So ein BH drückt, presst, spannt und engt ein. Das muss ja nicht sein. Über allem in Südfrankreich liegt das Motiv des *laissez faire*: die Seele einfach baumeln lassen. Und der Rest baumelt halt dann mit. 



Je weniger häufig ich blogge, umso begeisterter greife ich auf meinen eigenen Fundus zur Anregung zum täglichen Kochen zurück. Auberginen-Frikadellen mag ich sehr, aber das Rezept muss passen. Diese unkomplizierte, vegane Idee, die ich euch heute vorstelle, ist eine Kombi aus diesen Buletten und den Brotlingen. Ein Puffer egal welcher Art wertet eine Veggie-Teller immer auf - also zumindest in meinem Gemüse-Universum. Auf dem Teller ebenfalls zu sehen: ein Rest von etwa diesem Nudelsalat und einem same-same-but-different Nasi Goreng. Und klar, was Frisches: die ersten Tomaten und Gurken - ganz schlicht dazu.


Zutaten 8 Stück:

1 Aubergine (ca. 300g)
100g Brot, altbacken (mindestens 4 Tage alt)
2 EL Semmelbrösel
1 Zwiebel, fein gewürfelt
2 Knoblauchzehen, fein gewiegt
3 Zeige Rosmarin, fein gewiegt
1 TL Thymian, getrocknet
1 TL Oregano, getrocknet
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
optional: 1 TL Tapenade 
Olivenöl
 
 
Zubereitung:

Auberginen etwa 1/2 cm große Würfel schneiden und in Olivenöl bei mittlerer Hitze mit Geduld garen. Kurz vor Ende Zwiebeln, Knofi und Kräuter zufügen und weiterbraten, bis die Zwiebeln glasig sind.

Brot in einer Schüssel mit kochendem Wasser übergießen, so dass es bedeckt ist und ca. 5min einweichen lassen.

Das eingeweichtes Brot in einem Sieb abgießen und so gut es geht ausdrücken - also soviel Wasser wie möglich ausdrücken und in eine Schüssel geben. Auberginen-Zwiebeln-Mischung zufügen, ebenso die Semmelbröseln unter die Brot-Auberginen kneten. Mit Salz, Pfeffer und den restlichen Gewürzen pikant abschmecken. Wichtig ist, dass die Masse nicht zu feucht ist und gut formbar. Nach Bedarf mehr Semmelbrösel dazugeben. Zu Brotlingen formen (mit eingeölten Händen) und in einer Pfanne mit reichlich Öl von beiden Seiten knusprig braten.
 
 
*Anmerkung m um sämtlichen Missverständnissen vorzubeugen: ich erzähle *tendenziös* und zwar für mein Zuhause der Drôme, dem Einfallstor zur Provence)