Rosenzeit: Kefir-Gugl mit Himbeeren und Johannisbeeren

Mittwoch, 23. Januar 2019


Während dieser elendlangen Busfahrten zum Gymnasium und zurück verschlang ich Denise-Romane. Die gabs damals am Kiosk am Busbahnhof in einem metallenen Drehständer, verheissend harmlos rosa und hellblau eingebunden, ein Pärchenbild als Cover wie von der Bravo geklaut, auf Altpapier gedruckt. Verwickelte Liebesgeschichten, die in der Jetztzeit angesiedelt waren: auf der ersten Seite lernten sie sich kennen, auf der letzten kamen sie zusammen. Die Frage war das Wie.

Fortbildung, bei der auf nichts aufgebaut wurde außer auf viel Hoffnung und Sehnsucht. Eine Lesephase, die genau so endete wie sie begann: in der Pupertät.  Ein schlechtes (jüngst gelesenes) Beispiel für dieses Genre in der Literatur ist übrigends *Die Einsamkeit der Primzahlen*: zwei Verhaltensauffällige, Gemütskranke irren um sich herum - anstrengend und ermüdend (schade eigentlich bei dem schönen Titel).

Hingegen ein echtes Bomben-Beispiel ist *Stolz und Vorurteil* von Jane Austen - ich war während der Lektüre wie zu besten Zeiten völlig im Fieber, wann sie sich endlich in die Arme fallen. Aber das nur unter uns im Geheimen, niemals würde ich das öffentlich zugeben! Am Kuriosesten an dieser Geschichte ist ja, dass die Verfilmung auch funktioniert. Jede Kameraeinstellung eine Postkarte. Kitsch as Kitsch can. *Ein kleines Wunder* urteilte damals die FAZ - und das ist es indeed. Vermutlich mit weil Keira Knightley mit ihrer verspannten Kieferpartie auf ganz natürliche Weise dieses Eigensinnige, Trotzige, Verweigernde mitbringt, das die Rolle der Elizabeth so hervorragend kleidet.

All das Überzuckerte-Klebrig-Dämmerige mit Nippes und Sonnenuntergang, am Valentinstag mit oppulenter Hochzeitsfeier, samt utopischen Versprechungen und Schwüren, als wisse man, was die Zukunft bringt, gestanzten Rollenbildern, protzigen Geschenken, die den Gegenwert der Gefühle spiegeln sollen, Kerzen, Negligés, Rosenduft oder (direkt aus der Hölle) Paare, die miteinander in Babysprache kommunizieren - die Typographie des Grauens ohne auch nur den Hauch eines romantischen Moments für mich.

Aber bitte, jeder darf Romantik interpretieren, wie er will. Für meine Zwillingsschwester ist Romantik gar eine bloße Erfindung ihrer Epoche (sie schrieb ihre Magisterarbeit darüber). Und das erwähne ich nicht als Anklage, sondern um aufzuzeigen, wie unterschiedlich zweieiige Zwillinge stets sind und sie trotzdem behaarlich von der Gesellschaft in den Topf der eineiigen geworfen werden. Es ist wohl zu viel von der Außenwelt verlangt genauer hinzuschauen, wo es sich doch viel einfacher mit Klischées lebt.

In meinem Leben gebührt der Romantik ein zentraler Platz. Zwei Menschen, die miteinander füreinander sind. Nix polyamor, nix Tandra, nix Swinger, nix freie Liebe. Zwei, die einen Kern bilden. Wie beim Fangenspielen als Kind. Es gibt den Bereich der Jagd und einen ganz kleinen Ort, da ist *Haus*, geschützt und bestenfalls selbst kreiert mit Vertrauen und Ehrlichkeit. Ein Verbund ganz freiwilliger Art. Nicht aus Pflicht heraus, nicht der Biologie gehorchend. Das gelebte Mysterium eines Baumes: 

Ginkgo Biloba

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut
 

Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?

 
Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?
 

(JW v. Goethe)

Habib, du bist die Erfüllung eines Jungmädchentraums, aber du bist ein scheußlicher Zeitbeschleuniger: die letzten Jahre vergingen viel zu schnell! Rosenzeit mit Wermut. Versüße ich uns den *Weil-nichts-bleibt-wie-es-ist*-Moment mit einem Kuchen, gatschig und saftig ganz wie ein Rührkuchen sein muss und sein sollte... zumindest, wenn er aus meiner Gugelhupfform fällt!


Zutaten - Gugelhupfform*:

300g Weizenmehl (m: Dinkel 630)
250g Johannisbeeren (m: gemischt mit Himbeeren)
200g weiche Butter
200g Rohrzucker
150ml Buttermilch
1 Vanille-Stange, das Mark davon
4 Eier*
2 TL Backpulver
eine Prise Salz

Puderzucker zum Bestäuben

Zubereitung:

Den Ofen auf 175 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Guglhupfform einfetten und ein wenig mit Mehl ausstäuben.

Die Vanilleschote halbieren und das Mark herrausschaben. Die Butter mit dem Zucker und der Vanille aufschlagen bis die Masse aufhellt und cremig wird. Ein Ei nach nach dem anderen zugeben, dabei jeweils eine Minute weiterrühren.

In einer anderen Schüssel die trockenen Zutaten vermengen: das Mehl mit dem Backpulver und der Prise Salz vermischen. 

Mehl-Mischung und Buttermilch im Wechsel zum Kuchenteig geben - dabei nicht zu lange rühren. 

Die Johannisbeeren und Himbeeren (gm: eigene, gefroren) dazugeben und einmal kurz unterheben. 

Dann den Teig in die Form geben, drei bis vier Mal die Form auf die Küchenplatte hauen, damit sich eventuelle Bläschen auflösen. Für 60 Minuten backen.

Den Kuchen abkühlen lassen, erst dann aus der Form stürzen. 

*Anmerkung m: Um die Kuchen-Gugelhupfform ganz zu füllen, könnte (sollte - so mache ich das nächste Mal) man die Zutatenmenge mit 1,25 multiplizieren


Inspiration: Über-see-Mädchen

Papa Bär: Südindisches Kartoffel-Curry

Samstag, 19. Januar 2019


Zwischen Kartoffeln und mir - das war keine Liebe auf den ersten Blick. Die war für mich der unauffällige Kerl, der sich trotz breitem Kreuz eher schüchtern an der Wand anlehnt dabei die groben Bauarbeiter-Pranken in die Hosen gesteckt. Knubbelige Nase, ausgeprägtes Kinn, Dreitagebart  - keiner, von dem man direkt Notitz nimmt. Aber die Gutmütigkeit und Zuverlässigkeit in Person. Immer da, wenn man in braucht. Papa Bär halt, die Kartoffel.

Und dann fiel mit ein, dass ich sehr wohl eine enge Verbindung zu Kartoffeln habe. Mit der verarbeiteten Version *Schupfnudeln* bin ich quasi großgezogen worden. Die sind bis heute eine Leib- und Magenspeise, sowas von! Aber mit Salzkartoffen kann man mich jagen. Verwässerte Kartoffeln, die auf diese Weise gegart alle irgendwie mehlig werden - ganz schlimm. Braucht wirklich kein Mensch. Die Pellkartoffelliebe wiederum meines Habib färbte auf mich ab - derlei Geschichten sollen sich ja häufiger abspielen zwischen Paaren, die schon länger zusammen sind. Mittlerweile habe ich gar eine Lieblingssorte - quasi die zarte, tanzende Tochter von Papa Bär - und zwar die festkochende, schöne gelbe Charlotte, die frisch gepellt mit einem Stück Butter und etwas Salz dem Genuß eines Butterbrotes gleichkommt. Basic-Begeisterung at its best.

Für die Abwechslung auf unserem Tisch achte ich, dass ich mindestens ein Mal die Woche auf den Tisch bringe. Auch um meinem Mitesser gerecht zu werden. Für ihn sind seit jeher ALLE Kartoffeln die hübschesten Mädchen der Umgebung. Dann werde ich ihm diese Freude ja nicht verweigern... kulinarischer Art versteht sich.

Wer nach diesem Curry für die Kartoffel anschließend den Cheerleader macht, den verstehe ich zu gut. In der Redaktion von Valentina, von wo ich das Rezept mitgenommen habe, zeigten sich alle schwer begeistert von diesem Eintopf. Und ich kann nur zustimmen. Das nächste Mal würde ich ihn noch etwas suppiger zubereiten (nur für mich als Erinnerung). Der frischer Koriander macht sich bestimmt lecker (ich musste ohne auskommen) dafür gab es als Zuschlag Chapati.


Zutaten:

500 g Kartoffeln (m: Charlotte)
4 EL Pflanzenöl
2/3 TL braune Senfsamen
2/3 TL Kreuzkümmelsamen
1½ TL gelbe Linsen (im Handel als Chana Dal erhältlich), gewaschen und getrocknet*
5 cm Zimtstange
12 frische Curryblätter (optional)*
2 kleine Zwiebeln, geschält und fein gehackt
10 g Ingwer, geschält und fein gehackt
2 große Tomaten, gehackt
(m: Ofentomaten)
¼ – ½ TL Chilipulver
2 ½ TL gemahlener Koriander
½ TL gemahlene Fenchelsamen
1/3 TL Kurkuma
150 ml Kokosmilch (optional)
30 g Koriandergrün, gehackt, zum Garnieren
Salz

Zubereitung:

Die Kartoffeln halbieren und so lange kochen, dass sie gerade weich sind – sie dürfen jetzt noch nicht zu weich sein, weil sie sonst in der Sauce zerfallen würden. Ich koche sie vorzugsweise mit Schale, damit sie so wenig Wasser wie möglich aufnehmen, und pelle sie danach.

Inzwischen das Pflanzenöl in einem großen Topf erhitzen. Senf- und Kreuzkümmelsamen, Linsen und Zimtstange anrösten. Wenn die Senfsamen nicht mehr aufplatzen, die Curryblätter dazugeben. Unmittelbar danach die Zwiebeln hinzufügen und anbraten, bis sie weich und leicht goldbraun sind.

Ingwer, Tomaten, Chilipulver, Koriander, Fenchelsamen, Kurkuma und Salz dazugeben und 3 Minuten bei hoher Temperatur unter Rühren braten. Anschließend 200 ml Wasser dazugießen, zum Kochen bringen und 10 Minuten leise köcheln lassen. Die gekochten Kartoffeln in die Sauce geben, damit sie die Aromen aufnehmen, und 5 Minuten weiterköcheln, bis die Flüssigkeit in der Pfanne eingedickt ist.

Die Kokosmilch einrühren sowie so viel Wasser, dass die Sauce eine mitteldicke Konsistenz erhält. Nochmals abschmecken, das Koriandergrün untermischen und servieren.

*Anmerkung m: getrocknete Curryblätter verwendet (frische sind im Outback nicht zu bekommen) und gelbe Linsen durch rote Linsen ersetzt...

Quelle: Valentinas Kochbuch

Bonuszeit: Lasagne mit Wirsing und Kürbis-Béchamel

Donnerstag, 10. Januar 2019


Ob die früher jeden Tag ein paar Stunden extra bekommen haben? Wie so eine Art Bonus-Track? Aber nur für aktive Nutzung. Pffffhhh, bißchen Blog schreiben, bißchen Kolumne. Was einst allein Brieffreundschaften gepflegt wurden. Von vielen mit vielen. Personalisierte Texte! (Gut, vielleicht haben sie Absätze übernommen, wer weiß, also ich hätte das bestimmt gemacht). Etwa zu Goethezeiten. Forschung-Reisen-Schreiben. Dabei reiste es sich noch deutlich langsamer und es schrieb sich lediglich von Hand. Wann haben die das alles gemacht und wie unter einen Hut gebracht?

Genau das dachte ich wieder bei der Lektüre meines Buchgeschenk zu meinem letzten Geburtstag: *Mein Weg durch Himmel und Hölle* von Alexandra David-Néel. In dem gelungenen Vorwort von Thomas Wartmann heißt es: *Sie versuchte, sich täglich zwanzig Wörter aus vier verschiedenen Sprachen zu merken, und rechnete sich aus, dass sie auf diese Weise 7300 Wörter pro Sprache in ihr multilinguistisches Vokabular aufnehmen kann.*

Ähäm, finde nur ich das sehr ambitioniert? Oder rede ich mir nur mein Spatzenhirn auf Normalgröße? Allein für die Motivation braucht es doch bereits eine Hochbegabung, oder?

Die taffe, eigensinnige, klare, neugierige, abenteuerlustige, kleinwüchsige Mme David-Néel in ihrem Buch auf ihrer wilden Reise durch Tibet zu begleiten, machte mir auf jeden Fall großes Vergnügen. Schon vor hundert Jahren gibt sie Beispiel, wie man Feminismus lebt und setzt dabei so hübsche Werbesprüche wie *Just do it* oder *Geht nicht, gibts nicht* einfach in die Tat um.  

Alexandra David-Néel, geboren 1868 bei Paris, studierte als erste Frau an der Sorbonne orientalische Sprachen (Sanskrit und Mandarin) sowie vergleichende Religionswissenschaften. Ab 1888 verbrachte sie, nur unterbrochen von Lehraufträgen in Paris und Vortragsreisen, ihr Leben in Asien, vor allem in Indien und Tibet. Dort wurde sie als erste Europäerin in den Stand eines Lamas (*Lampe der Weisheit*) erhoben. Der Welt wird sie vorallem als französische Reiseschriftstellerin und Forscherin zur Orientalistik in Erinnerung behalten und mir mit ein paar Zitaten, die ich bestimmt bei passender Gelegenheit zücken werde.

Nun, heute benötigt man bereits unerwarteten Freiraum, wenn man mal wieder so Leckereien wie hausgemachte Lasagne zubereiten will. Eingeschneit mit den richtigen Vorräten sollte sich doch ein Zeitfenster öffnen. Die Belohnung folgt auf dem Fuß: Schöner leben mit frischer Pasta!


Zutaten 2P:

120g Dinkel-Vollkorn
1 Ei
1 TL Tomatenmark
Chili-Flocken
1 EL Öl
Salz

300g Wirsing
Muskatnuss
5 Salbei-Blätter
Salz, Pfeffer
Olivenöl
 
250g Kürbis (m: Butternut)
1 Stück Butter
Gemüsebrühe
Noilly Prat
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
1 Pr Curry
1 Stück Ingwer
1 EL Mehl
50ml Sahne

100g Tomme de Montagne, gerieben
2 EL gehackte Kürbiskerne

Zubereitung:

Aus den Zutaten für die Lasagneblätter einen homogenen Teig kneten und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Dann den Teig auswellen (m: mit Marcato - Stufe 6 von 7) - ergab 6 Blätter passend für meine Kastenform. In einer breiten, hohen Pfanne Salzwasser zum Kochen bringen und die Lasagne-Blätter nacheinander kochen, abtropfen lassen und auf einem Leinentuch glatt auslegen.

Den Wirsing waschen, von seinen Rippen befreien und in ca. 1-2cm dicke Streifen schneiden. In Salzwasser etwa 8min garen, blanchieren und gut abtropfen lassen. Die Salbeiblätter in feine Streifen schneiden und zusammen mit dem Wirsing in dem Olivenöl kurz schwenken. Salzen, pfeffern und zur Seite stellen.

Den Kürbis schälen und würfeln. In der Butter kurz anbraten, das Curry ebenfalls kurz mitrösten, mit Noilly ablöschen, dann knapp mit Gemüsebrühe bedecken und zusammen mit dem Stück Ingwer und aufgelegtem Deckel gar kochen. Ingwer entfernen. Pürieren. Sahne angießen und mit einer Roux binden und nochmals etwas köcheln lassen. Abschmecken, salzen, pfeffern und Prise Zucker zugeben. Die Konsistenz sollte einer schönen, cremigen Béchamelsauce entsprechen.

Die Kastenform (24cm) buttern und nun die Lasagne zusammen basteln: 2 EL von der Béchamelsauce, Lasagneblatt, Wirsing, Béchamel, etwas geriebener Käse, Lasagneblatt... wiederholen bis alles aufgebraucht ist - abschließen mit einem Lasagneblatt, etwas geriebenem Käse, gehackten Kürbiskernen und etwas Olivenöl. Salzen, pfeffern Bei 190° (O/U-Hitze) für ca. 25min in den Ofen schieben.
Vor dem Anschneiden kurz etwas abkühlen und festigen lassen.


schwarzer Peter: Brokkoli-Erbsen-Suppe mit Zitronengras

Sonntag, 6. Januar 2019


Mit Epiphanie enden die Rauhnächte, die Zeit um den Jahreswechsel, in der von altersher gelaubt wird, dass die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits durchlässiger sind. Auch meine Gedanken über Spiritualität schließen mit ihnen ab und werden sich dann wieder ins Private zurückziehen.

Nimmt man als Beispiel für deutsche Mittelalter-Literatur (bekanntermaßen vor Zeiten des Buchdruckes und daher eine sehr überschauhbare, einst handschriftliche Bibiliothek) *Tristan und Isolde*, dann fällt sehr schnell der allgegenwärtigen Gottesbezug auf. Alleine bereits an der Häufigkeit mit der das Wort *Gott* fällt: auf jeder Buchseite mehrfach.

Nun, mögen viele einwenden, war ja im Mittelalter der Einfluss des Klerus unausweichlich. Das stimmt, doch gilt mitzubedenken, dass *Gott* als Wort stets gefüllt wurde mit dem größtmöglich Guten, das dem menschlichen Geist zu denken möglich war. Etwas, was sich bis heute nicht geändert hat - nur ist es nun eine individuelle Frage, zu welcher Größe der einzelne in der Lage ist, sich in Bezug zu setzen.

Dass heutzutage in unseren Breitengraten die Verblindlichkeit zu Gott rückläufig ist, erkennt man etwa an dem Schwund christlich-theophorer Namen - also Namen, die mit dem Wort Gott gebildet werden wie Gotthilf, Gottwald, Gottfried, Gottlieb... Herausragend finde ich dabei die Namensgebung *Fürchtegott* - Eltern, die ihr Kind damit zu einer wandelnden Mahnung für sich und seine Umgebung bestimm(t)en.

Hier müsste der eifrig Mitdenkende nun ins Straucheln kommen. Eben setzte man *Gott* gleich mit dem Inbegriff alles Guten und nun gilt es ihn zu fürchten  - genau der Widerspruch, auf die ich hinaus will. Von denen, die sich mit einer höheren Macht auseinandersetzen, bleiben viele stecken in einer Art pupertären Phase, in der sie Gott anklagen, wie (gemäß des Falles, ihn gäbe es tatsächlich) er so viele Schrecklichkeiten zulassen kann auf der von ihm gemachten Welt. Wer benötigt noch eine Hölle, wenn heute ein Blick gen Jemen ausreicht.

Soweit, so unfertig gedacht. Der Griff zu einem der ältesten Bücher der Welt, der Bibel, kann in diesem Dilemma weiterhelfen. So steht in der Genesis: *Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.* Die Erde mit all seinen Rahmenbedingugen, seinen Prozessen und Gesetzen ist vollbracht. Mit der Vollendung kann Gott, der Schöpfer, nur noch sein Werk betrachten und nicht mehr in diese Abläufe eingreifen. Seine Arbeit ist getan. 

Erst anschließend wurde der Mensch - befähigt *Gut* und *Böse* zu unterscheiden - geschaffen, um diesen Planeten zu beleben, ausgesetzt den zuvor festgelegten Gesetzen, um eigenständig (und somit frei) Umgang mit ihnen zu finden. So verstanden bedeutet das eine völlige Verschiebung der Verantwortlichkeit: nicht Gott kann also zur Rechenschaft gezogen werden für alles Unrecht, sondern für die weitere Entwicklung sind die Geschöpfe (der einzelne Mensch) selbst verantwortlich. Womit auch wieder die Reinkarnation und die Karmagesetze ins Spiel kommen - ohne die geistige Gerechtigkeit niemals Sinn ergeben wird. Tja und dann könnte man mal beginnen, sich hineinzudenken, wieviele Gesetze es derer gibt, an denen nicht zu wackeln ist: gnadenlos geht die Sonne jeden Tag auf und jeden Tag unter... *Fürchtegott*.

Eigenverantwortung kann man sich nicht wirklich schön aber warm löffeln. Mit dieser schlichten Suppe. Brokkoli bereite ich uns während der Kohlsaison sehr häufig zu, weil Brokkoli besondere Vitamin-Power verspricht. Das bedeutet für uns: keine Woche ohne Brokkoli. Damit die Farbe hübsch appetitlich bleibt und nicht ins triste asch-ocker-khaki abschifft, mengte ich noch etwas Erbsen unter.


Zutaten 2P:

1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
1 Brokkoli (ca. 400g)
150g Erbsen (m: tiefgefroren, eigene)
Gemüsebrühe
Kokoscrème*
1 Stange Zitronengras
Salz, Pfeffer
Abrieb und Saft 1/2 Zitrone
1/4 TL Ras el Hanout
Kokos-Butter 
Chili-Öl

Zubereitung:

Die Schalotte wie die Knoblauchzehen würfeln und in Kokosbutter anschwitzen. Zwei, drei Minuten das Ras el Hanout mit anbraten. Den in Röschen geteilten Brokkoli zufügen und knapp mit Gemüsebrühe bedecken.

Das Zitronengras mit der Messerrückseite anklopfen, in Stücke schneiden, damit sie in den Kochtopf passen und bei milder Hitze und aufgelegtem Deckel ca. 10min köcheln lassen.

 Die Erbsen zufügen und die Kokoscrème (etwa 100g) und weitere 5min garen lassen. Zitronengras entfernen, sehr sorgfältig pürieren und je nach gewünschter Konsistenz noch etwas Brühe anschütten. Mit Salz, Pfeffer und Zitrone würzen.

Zum Servieren mit Chili-Öl garnieren.

*Anmerkung m: Mein Bioladen bietet mir sowohl Kokosmilch wie Kokoscrème an - letzteres ist ersteres konzentriert (also der abgesetzte cremige Teil davon)

Zur Deko bietet sich an, einige Erbsen seperat gar zu kochen, blanchieren und als Suppengarnitur aufzuheben.

Als Tipp da ich die Flüssigkeiten nicht bemessen habe: eher etwas weniger Brühe zufügen, um den Brokkoli gar zu kochen, nach dem Pürieren kann man immernoch mit Kokos oder Brühe justieren...


Kompass: Roggen-Dinkel-Walnussbrot

Dienstag, 1. Januar 2019


*Wissen Sie, wo Sie sich befinden? Brauchen Sie Hilfe? Und wo wollen Sie hin? Zeigen Sie mir bitte mit dem Finger, in welche Richtung Ihr Ziel Ihrer Meinung nach liegt?*

Der weisse Turban des Tuareg ließ nur einen Schlitz für die Augen offen. Diese blickten mit großer Skepsis den Habib an. So fern aller Pisten und Oasen, derart tief inmitten der unendlichen Weite des gelben Meeres, der Sahara, sieht man nie Touristen. Und das Gesetz der Wüste gebietet aufeinander zu achten.

Erst als der Habib die entscheidenden Fragen zur Zufriedenheit des Tuareg beantwortete hatte, drehte dieser mit seinem Kamel bei, um sich wieder an den Anfang der Karawane zu setzen, die währenddessen nie aus dem Tritt gekommen war und gleichmäßig ihren Weg fortsetzte. Wie es der Zufall so will, hatte der Habib ganz dicht in der Nähe einer Karawanenroute für eine Rast gehalten. Ein großer Zufall, wenn man die Ausmasse der Sahara bedenkt, und wenn man weiß, dass keinerlei Markierungen die Karawanenrouten kennzeichnen. Jede Spur im Sand verwischt alsbald der Wind.

Schemenhaft konnte der Habib die Karawane ausmachen, als sie ähnlich einer Fata Morgana am Horizont aus dem Geflimmere der Hitze erschien, um dann näher und näher zu kommen, einer unsichtbaren Linie folgend, die so schurgerade ist, als wäre sie mit dem Linial gezogen und mit derart gleichbleibendem Tempo als wäre der Takt von einer Schweizer Uhr vorgegeben.

Über seine vielen Wüstendurchquerungen bis in die Urwälder zu den Pygmäen hielt der Habib Vorträge - im großen und kleinen Rahmen, in Deutschland wie Frankreich. Oftmals wurde er für seine Unternehmungen für verrückt erklärt, man müsse die Gefahr ja nicht extra suchen, warum sich *unkalkulierbaren Risiken aussetzen*, ect.pp. Zumal er im letzten Jahrhundert noch ohne GPS und sonstige digitalen Hilfsmittel unterwegs war - also ohne doppelten Boden - aber bevor die größte Wüste der Welt rigeros abgeriegelt wurde. 

Ich kann mich wohl nur wiederholen: Nicht alle sind für alles gemacht. Oder wie meine Großmutter so hübsch zu sagen pflegte: *Die Ängstlichen haben es im Himmel auch nicht einfacher*. Neben Neugier und Wagemut braucht es auf jeden Fall funktionierende Sinne und eine Wahrnehmung, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann. Wer mitten in der Wüste über seine Koordinaten zweifelt, hat sich tatsächlich in existenzielle Gefahr gebracht.

Als der Habib in einer Klasse vor schwererziehbaren Jugendlichen einen Vortrag über seine Erlebnisse hielt, war die unruhige Klasse plötzlich ganz still und interessiert und hing gebannt an seinen Lippen. Besonders der Satz *Man muß immer wissen, wo man ist und wo man hin will, sonst geht man tot* beindruckte nachhaltig alle. Im Weggehen hörte der Habib, wie einer der Jungs zum anderen sagte: *Ey Mann, ich sags dir, wenn der Scheiß hier vorbei ist, dann werden wir Abenteurer wie der Herr F.*


Eine wunderbar schlichte Metapher, die man leicht auf das Leben als solches übertragen kann, ohne viel rumdeuteln zu müssen - auch jenseits der Wüste, wo Leben zumeist eher das glatte Gegenteil bedeutet, nämlich die totale Reizüberflutung. So wünsche ich euch also eine gute Ausrichtung für 2019 und immer Zugang zu eurem inneren Kompass!

Mittlerweile aus Tradition beginne ich kulinarisch das Jahr auf dem Blog mit einem Brotrezept. Dieses ist eine kleine Abwandlung von Hesse aus dem Brotbackforum, der mich immer wieder begeistert mit tollen Gebäcken aus seinem Ofen. 



Zutaten für 2 kleine Backformen (ca. 20 x 9 x 9cm):

Sauerteig - 18 Std. (= milde Versäuerung) Anfangstemperatur um die 30°, dann auf Zi- Temp. abfallen lassen:
200g Roggenvollkorn
100g Roggenschrot, grob
400g Wasser
10g Roggen-ASG, aufgefrischt

Quellstück - zeitgleich ansetzen mit dem Sauerteig und kalt stellen:
100g Dinkelschrot, grob
140g Walnüsse zerkleinert
22g Salz
30g Zuckerrübensirup 
440g Wasser verrühren. (zeitgleich mit ST ansetzen)

Hauptteig:
Sauerteig
Quellstück
350g Dinkelvollkorn
110g Dinkel 1050
8g Hefe
80g Möhre, grob geraspelt 

Zubereitung:

Den Sauerteig und das Quellstück am Vortag rechtzeitig auf den Weg bringen.

Am Backtag Sauerteig, Quellstück und die übrigen Zutaten des Hauptteiges etwa 8- 10 Minuten kneten. Nun für eine Stunde abgedeckt zur Teigruhe stellen, erneut kurz kneten und in die vorbereiteten Formen ca. 2,5 Std. garen lassen. (Gare ist wie stets abhängig von Raumtemperatur und der Sauerteigaktivität- dementsprechend schwankt die Zeitangabe).

Als Maßstab der richtigen Gare dient die angegebene Formgröße: beim Füllen des sehr weichen Teiges ist sie etwas über die Hälfte gefüllt, wenn der Teig nahezu den Rand erreicht hat, ist die Gare abgeschlossen. 

Die Brote stippen und bei ca. 240° die Formen in den Ofen geben und nach ca. 12 Minuten auf 200° stellen. Gesamte Backzeit eine gute 1Stunde - die letzten Minuten ohne Form backen (evtl. mit Umluft oder bei leicht geöffneter Ofentür).
Klopfprobe.

Da die Brote Vollgare erreichen sollen, muss nicht geschwadet werden.

*Anmerkung m: Falls nur eine 1kg Form befüllt wird, alle Zutaten mit 0,7 multiplizieren - bei viel Vollkorn empfehle ich aber bevorzugt 2 kleinere Brote zu backen