Reden: Ofen-Süßkartoffeln mit Jerk-Sauce

Sonntag, 31. März 2024


Zu einem der Prüfungsthemen meines Germanistik-Studiums zählte der primäre Spracherwerb von Kindern. Das wird von Studierenden gerne gewählt, weil die dafür anzueignende Literatur sehr überschaubar ist. Es gibt lediglich ein paar Theorien zu diesem Thema, aber wirklich erklären kann die Wissenschaft das Erlernen von Muttersprache bis heute nicht. So weit so klar ist der Ablauf, wie Kinder irgendwann anfangen zu sprechen - à la wie macht der Hund, wie macht die Katze, die Lokomotive... Aber wie genau von statten geht, dass Kinder irgendwann fähig sind, sich ihrer Muttersprache komplett zu bemächtigen, ohne dass zuvor jemand etwas über Satzbau, Deklination von Verben, Steigerung von Adjektiven ectpp erklärt hätte, bleibt ein Rätsel. Warum wird Sprache irgendwann in ihrer Gesamtheit erfasst, als wäre man in den Topf geworfen und untergetaucht worden? Und warum ist eine Fremdsprache später so mühselig zu erlernen?

Recht einig ist sich die Forschung, dass für den primären Spracherwerb die Aufforderung zum Reden durch ein Gegenüber notwendig ist. Nicht, kennt man möglicherweise, diese Grusel-Experimente am Lebenden, oder auch Kasper-Hauser-Versuche genannt, für die Kinder isoliert versorgt wurden - bei Entzug jeder emotionalen und sprachlichen Zuwendung. Herausfinden wollte man, ob Kinder überhaupt sprechen lernen, wenn ihnen niemand etwas vorspricht, von dem sie lernen könnten. Welch große Schäden Kinder erleiden, die ohne menschlichen sozialen Kontakte aufwachsen, zeigt gleichfalls das Phänomen Wolfskinder.

Das schicke ich voraus, weil ich über folgendes Höchsterstaundliches gestolpert bin: Die Anzahl der Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Sprachentwicklungsstörungen in logopädischer Therapie sind, wächst besorgniserregend. *Laut einer aktuellen Datenauswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse stieg die Zahl Betroffener zwischen 6 und 18 Jahren von 2012 auf 2022 um rund 59 Prozent. Bundesweit sind fast neun Prozent der 6- bis 18-Jährigen betroffen – fast jeder zehnte Junge und rund jedes 15. Mädchen. Am höchsten ist die Steigerungsrate im Zehn-Jahres-Vergleich bei den 15- bis 18-Jährigen mit fast 144 Prozent (Mädchen plus 160 Prozent, Jungen plus 135 Prozent) *Sag doch mal, das sind doch krasse Zahlen, oder?!!

Unsere Gesellschaft verliert Sprache. Der direkte Austausch verringert sich. Einer der Erklärungen für diese Entwicklung ist, dass zunehmend der Sprachanreiz fehlt, der eine gesunde Sprachentwicklung fördert: *Vielfach geht das auf das Konto intensiver Nutzung von Smartphone, PC und anderen digitalen Medien, die an die Stelle direkter Kommunikation tritt*. Heißt nochmals anders formuliert: chatten und liken ersetzt eben nicht das Gespräch mit einem unmittelbaren Gegenüber. Man redet immer weniger miteinander - innerhalb der Familien wie unter Freunden, weil man am Handy klebt.

Worte bilden sich im Gespräch - eigentlich ganz banal und dennoch mit viel Konsequenzen behaftet. Mehr als Lesen übt direktes Reden miteinander den Wortschatz. *Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt* sagte Wittgenstein. Warum ist Sprache so bedeutend? Wir teilen uns über Sprache mit, wir verbinden uns mit anderen. Mehr noch, wir machen uns Dinge und Geschehnisse über Sprache überhaupt erst bewußt. Wie will ich begreifen, was mir widerfährt, was ich erlebe, was mich bewegt, wenn ich es nicht benennen kann? Das fängt mit unseren Gedanken an. Im Denken versuchen wir Welt zu erfassen, im Denken üben wir bereits Formulieren.

Aus Gedanken werden Worte und aus Worte Taten. GEDANKEN - WORTE - WERKE, so verknüpfte der Habib in seinen Seminaren klar und unmissverständlich die Zusammenhänge. Wir gestalten über Worte uns selbst, wir kreeiren unser Leben, wir schöpfen unsere Zukunft. Welche Inhalte, welche Werte und damit welche Geschichten möchtest du in dir lebendig werden lassen - Kraft deiner Denkfabrik? Wem es die Sprache verschlägt, der erstarrt in einen ohnmachtsähnlichen Zustand. Sprache als Ausdrucksmöglichkeit zu verlieren, geht einher mit dem Verlust, sein Leben bewußt und selbstbestimmt zu lenken - in der Welt der Freigeister der Verlust eines der elementarsten Werkzeuge.

 


Es ist Ostersonntag heute. Das Fest des Lichts. Wer hier schon länger mitliest, kennt dieses Goethe-Zitat von mir schon: *Was ist erquickender als das Licht? Das Gespräch.* Braucht es wirklich eine Aufforderung, sich gegenseitig etwas aus dem Leben zu erzählen? 

Frohe Ostern euch!

 

Nachgekocht habe ich mal wieder ein Gericht, für das Petra von Chili und Ciabatta die Inspiration rausgeschickt hat. Ich habe minimal verändert, in dem ich etwa statt Butternut Ofen-Süßkartoffeln verwendet habe, denn dabei entsteht herrliche, karamellig-gebräunte, leicht knusprige Unterseite. Wir fanden es sehr lecker, gerade auch in Kombi mit den Rice & Peas! Gibt es wieder!


Zutaten 2P:

2 mittelgroße/ große Süßkartoffeln
2 1/2cm Ingwer, grob gehackt
1 kleine, rote Zwiebel, grob gehackt
1 TL Pimentkörner
je 1/4 TL Zimptpuler und Muskatnuss
Salz und Pfeffer
1 TL Zucker
2 Knoblauchzehen
1 TL Thyymian
1 EL Apfelssig
Öl zum Bepinseln
...
Jerk-Sauce:
1/2 rote Zwiebel, grob gehackt
5cm Ingwer, grob gehackt
2 Knoblauchzehen
je ein TL Piment, Pfeffer, brauner Zucker
Thymian
Chili (m: Harissa*)
2 EL Öl
500ml Gemüsebrühe
2 EL Tomatenmark
4-6 EL Ketchup
1 TL Soja-Sauce
1 TL Speisestärke

Zubereitung:

 

Die Süßkartoffel der Länge nach halbieren und im Abstand von 2,5 cm tief einschneiden, aber nicht durchschneiden. Die restlichen Zutaten mit dem Pürierstab zu einer Paste verarbeiten und über die Süßkartoffel geben. Die Süßkartoffeln mit der Schnittfläche nach unten nebeneinander auf ein Blech legen.

Den Backofen auf 180°C vorheizen und die Süßkartoffel etwa 30 min backen, bis sie weich sind (überprüfen mit einem spitzen Messer prüfen).

In der Zwischenzeit die vegane Jerksauce kochen: Zwiebel, Frühlingszwiebeln, Ingwer, Knoblauchzehen, Piment, Pfeffer, braunen Zucker, Thymian und Harissa in einem Mixer zu einer Paste verarbeiten.

Das Öl in einem Topf erhitzen und die Paste darin etwa 4 Minuten unter Rühren anbraten. Gemüsebrühe, Ketchup, Tomatenmark und Sojasauce zugeben und alles 15 Minuten köcheln, dabei immer wieder umrühren, damit nichts am Boden ansetzt. Nochmal durchpürieren* und abschmecken.

Die Speisestärke mit etwas kaltem Wasser anrühren und die Sauce damit bis zur gewünschten Konsistenz binden.

     Dazu gabs wie bei Petra Rice & Peas -  ein wenig verändert: mehr Bohnen und Kokosmilch

Zutaten:

180g Kidney-Bohnen (m: aus Dose)
50ml von Bohnen-Flüssigkeit
2 Frühlingszwiebeln, gehackt
2 Knoblauchzehen
2 Thymianzweige
Öl
130g Reis
150ml Kokosmilch
etwas Wasser
Harissa
Salz

Zubereitung:

Das Öl in einem kleinen Topf erhitzen. Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Thymianzweige darin etwa 5 Minuten anschwitzen. Die abgegossenen Bohnen sowie den Reis zugeben und alles umrühren. Die Scotch Bonnet sowie die Kokosmilch zugeben. Nun die Bohnenflüssigkeit und das Wasser zugeben und salzen.

Alles zum Kochen bringen, den Deckel auflegen und die Temperatur auf ein Minimum reduzieren. 15 Minuten garen - gegebenenfalls noch etwas Flüssigkeit zufügen., dann etwa 10 min ruhen und nachgaren lassen.

*Anmerkung m: ich würze gerne mit Harissa, weil ich mit dieser Chili-Paste die Schärfe gut dosieren kann.

Quelle: Petra von Chili und Chiabatta

 

3 Kommentare

  1. Ein gewohnt gehaltvoller Text, wie wir das von dir gewohnt sind und den ich gerne gelesen habe! Frohe Ostern für dich und deinen Habib! liebe Grüße, Lisa

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  2. Liebe Micha, wie gut,wieder von Dir (Göthemädchen) zu hören. Ich vermiss Dich öfters. Wie ich auch meine Töchter und Enkel vermisse. Zum Feste des Lichtes, wie Du`s treffend nennst,konnt ich sie sehen. Und hab für sie mit grosser Freude gekocht.Und guck zur Anregung immer auch bei Dir vorbei: all die herrlichen Bratlinge und "Würstchen". Immer ein Durchblättern und Aussuchen wert ist es und ich tus mit grossem Vergnügen,weil immer die Inspiration dazu kommt durch Deine klugen Texte.
    Hab Dank und Gute Zeiten, kluge Micha. Herzgrüssle Evi

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  3. Liebe Micha, danke für diesen schönen Text, der sehr interessant ist und zum Nachdenken anregt - und einen mehr begreifen lässt, was im Leben wichtig ist.

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