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Phantásien, ein Herz für Lebkuchen und Blob-Buster Alpenbrot

Donnerstag, 30. November 2023


Von Otfried Preußler war es nur ein federleichter Katzensprung rüber zu Michael Ende. Und vielleicht muss ich in meiner künftigen Bücher-Edition doch *Krabat* gegen *Die unendliche Geschichte* austauschen. Bereits optisch verströmte das Buch für mich als Kind mit seinem roten und grünen Schriftbild und den verschlungenen Anfangsbuchstaben eines jeden Kapitels die ganze Magie, die später dann die Buchstaben entfalteten. Und natürlich ist diese Geschichte DER Inbegriff einer anderen herausragenden Eigenschaften von Büchern: sie verhelfen zur Flucht aus einer Welt, die einen nicht freundlich behandelt - DER Grund, warum ich ein Lesekind geworden bin.

Es hat mir Freude gemacht, mich die letzte Zeit ein wenig mit Michael Ende auseinander zu setzen (das Interview mit Fuchsberger). Wie viel Paralellen sich zwischen Preußler und Ende finden. Und wie fasziniert mich, dass Kinder so oft die Biographie ihrer Eltern fortsetzen. Mein Habib ist ganz folgerichtig der Sohn seines Vaters Emil, der Doktor der Chemie und Philosophie war.

Und während man Preußlers Geschichten anmerkt, dass ihm sein Vater viel von seiner Passion als böhmischer Heimatkundler weitergab, so ist Michael Ende spürbar der Sohn eines Malers, Edgar Ende, mit seinem bilderreichen Schreibstil. Außerdem ist Ende - wie wir alle - geprägt von seiner Jugend. Mit 14, berichtet er in einem Radio-Interview, als er sich gerade begonnen habe, dem Außen zu öffnen, brannte die Welt und alles lag in Schutt und Asche. Und früh war klar, dass er auf der Straße, wenn er mit anderen spielte, nicht erzählen durfte, was zuhause passierte oder gesprochen wurde. Sein Vater war zu den entarteten Künstlern gezählt worden und durfte keinerlei Malereibedarf erwerben - das mussten stets Freunde für ihn tun; Malen durfte nur heimlich geschehen...

Ich glaube schon, dass der Hintergrund, vor dem schöpferisches Schaffen stattfindet, sehr entscheidend ist. Er liegt wie eine Blaupause unter allem. Und so eint etwa Krabat und die unendliche Geschichte, dass die Bedrohung ein wesentlicher Baustein der Erzählung ausmacht. Braucht es eine Bedrohung, um zu erkennen, was schützenswert und kostbar ist, habe ich mich gefragt? Wie bei den *landscape of fear* etwa?

Literatur und Lügen sind aus der gleichen Substanz. Fiktion. Diese Substanz kann Medizin oder Gift sein, das hängt von den Händen ab, die sie verwendet. [...] Wenn es darum geht, Menschen zu kontrollieren, gibt es kein besseres Instrument als Lügen. Denn du siehst, Menschen leben nach Überzeugungen. Aber Überzeugungen kann man manipulieren. Daher ist die Macht, Überzeugungen zu manipulieren, das Einzige, was zählt. (Ende)

Ähnlich, weniger politisch, formuliert es Preußler: *Ich glaube an die Kraft der Phantasie. Und ich glaube an die seelischen Kräfte, die sich in magische Wirkung umsetzen können, sei's zum Bösen oder sei's zum Guten.*

Wir reden über die Kraft der Gedanken. Und viel, viel zu selten, machen wir uns über diese größte Fähigkeiten, die wir als Geistwesen besitzen, Gedanken und setzen uns damit auseinander, was das in aller Konsequenz bedeutet.

*Du meinst, dass Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr allein erwachsen künftige Welten: In dem, was wir [durch unsere Gedanken] erschaffen, sind wir frei* bekräftigt Ende seine Überzeugung. 

Man kann ja noch nicht einmal behaupten, dass wir tölpelhaft mit unserer schöpferischen Kraft umgehen. Wie im Nebel sind uns unsere Gedanken in keinster Weise bewußt, wir ahnen kaum, worin wir gedanklich fischen. Wir hören uns selbst beim Reden nicht zu, und merken nicht, worin wir uns mehr und mehr verstricken. Kann Mensch weiter entfernt davon sein, selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu werden, wenn er selbst keinen Zugang zu seinen Gedanken hat?

Dabei taucht man als Kind tief ein, in die unendlichen Weiten des eigenen, inneren Erlebens, in der die Kraft der Imagination den Realismus der Form ganz leicht sprengt.

Preußler formuliert das schön: *Die Kinder der Welt durchlaufen auf einer bestimmten Entwicklungsstufe alle diese magische Phase, in der man mit Steinen reden kann, in der man aus Tannenzapfen Kühe und Schweinerl macht. Da sind die Kinder der Welt eine internationale Nation. * 

Ob Kinder heute überhaupt noch derlei Erlebnisse haben in ihrem Spiel? Die Risiken für die Nutzung digitaler Medien im Kindesalter sind immer besser belegt. Schweden streicht aufgrund von neuesten Erkenntnissen den Bildschirmzwang für Kleinkinder. (via infosperber). Über 40 Forscher rund um die Gesellschaft für Bildung & Wissen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland fordern ein Moratorium der Digitalisierung an Schulen und Kitas. KI dürfe Lehrer nicht ersetzen (via Heise online). Bei aller kritischen Beobachtung, stehen die Zeichen doch allerortens so, dass der Mensch sich abwendet von seinem Ursprung hin zu einem seelenlosen, geistlosen Apparat.

 


Eine Aussage von Ende gefiel mir ebenfalls sehr, weil ich mich darin so wiedergefunden habe. Das Gespräch mit seiner Frau Ingeborg war für ihn nicht nur Inspiration und Anregung, sondern eigentlicher Schreibanlaß - das gilt sosehr auch für mich und meine Gespräche mit dem Habib. Ihr erinnert euch an Kleist *Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden*, genau so: das Gegenüber hilft entscheidend beim Formulieren. Und für mich ist das hellste Licht, auf das ich schauen kann, mein Habib.

Jede Adventszeit hadere ich ein wenig mit meinem Los als Foodblogger, denn über die Jahre habe ich SO viele Lieblingsplätzen angesammelt - im Badischen nennt man sie ja Brödle - , dass ich eigentlich ungern Neues ausprobiere.

Prompt lehrt mich das Alpenbrot eines besseren! WIE konnte ich nur diesen Blog-Buster seither übersehen. Petra hat ihn bereits von einem anderen Blog und von ihr aus zog er seine Erfolgskreise von Blog zu Blog. Allesamt begeistert. Und ich kann nur ins gleiche Horn blasen: ein Spitzen-Rezept um in die Weihnachtsbäckerei einzusteigen, schnell zusammengefummelt und schmeckt super. Wobei ich eigentlich alle Lebkuchen-Rezepte, die ich seither ausprobiert habe, liebe - deshalb für euch heute hier gebündelt! Kann ich mich unter den letzten Rezepten kaum entscheiden, so belegen aber die untersten zwei hier auch in meinem Ranking die letzten Plätze.


 Zutaten:

500g Mehl (m: halb Einkorn-Vollkorn, halb D630)
250g Butter
250g Muscovado-Zucker (m: 200g)
2 Eier
30g Kakao
1/2 EL Zimt
2 gemahlene Nelken (od. 1/4 TL Nelkenpulver)
2 Kapseln grüner Kardamom (od. 1/4 TL Kardamom-Pulver)
1/4 TL Muskatnuss-Abrieb
1/2 TL Salz
...
40g Rohrzucker (zu Staubzucker gemahlen)
 
2-3 EL Zitronensaft

Den Backofen auf 180°C (O/U-Hitze) vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.

Die Butter in der Küchenmaschine cremig rühren. Den Zucker zugeben und alles so lange rühren, bis die Masse hellschaumig ist, das dauert eine Weile.

Währenddessen Mehl, Kakao, Zimt, gemahlene Nelken,, Kardamom, Muskat und Salz verrühren.

Die Eier einzeln unter die Schaummasse rühren, bei jeder Zugabe 1-2 Minuten rühren. Nun die Mehlmischung zugeben und nur kurz unterrühren. Den Teig auf die leicht bemehlte Arbeitsfläche geben, nochmal ganz kurz durchkneten. Die Masse in 6 Teile a etwa 180 g teilen, diese zu Rollen formen und auf das Backblech legen (m: Rollen geformt von etwa 32cm).

Das Blech für 15-20 Minuten (m: 17min) in den Backofen schieben, die gebackenen Laibchen sollen sich noch etwas weich anfühlen.

Während der Backzeit den gesiebten Puderzucker und Zitronensaft zu einem dünnflüssigen Guss verrühren.

Das Blech aus dem Ofen holen, die heißen Laibchen sofort mit dem Guss bestreichen. Kurz abkühlen lassen, dann die Laibchen schräg in Scheiben schneiden, komplett auskühlen lassen.

Das Alpenbrot in gut schließenden Blechdosen aufbewahren.

Anmerkung m: idiotensicher, schnell, köstlich - und Vollkornmehl-Skeptiker dürfen hier ihre Abneigung ablegen: der Einkorn gibt einen zusätzlich schönen, leicht nussigen Geschmack

Quelle: Petra aka Chili und Ciabatta

 

    

      

      

 

„Ich habe mich ein Leben lang dagegen gewehrt, das zu werden, was man heutzutage einen richtigen Erwachsenen nennt, nämlich jenes entzauberte, banale, aufgeklärte Krüppelwesen, das in einer entzauberten, banalen, aufgeklärten Welt sogenannter Tatsachen existiert.“ (Michael Ende)


Krabat: Apfeltarte mit Kaffeekruste und Ingwer-Orangen-Guss

Sonntag, 19. November 2023


Eine der wunderbarsten Fähigkeiten von Büchern ist, dass sie verbinden können. Diesen Frühling habe ich *Marie de Brebis*, das ich von jemandem vom Tribe (coucou Monique) geschenkt bekommen hatte, jemandem vom Tribe (coucou Petra) während ihrer Zeit bei uns zum Lesen gegeben. Was uns dann noch näher zusammengebrachte, weil wir ganz ähnlich auf dieses Buch reagiert haben.

Ich erinnere mich, dass ich Vergleichbares mit *Krabat* erlebt hatte. Auf meiner ersten Reise alleine nahm ich *Krabat* mit, liebte die Geschichte wie beim ersten Mal lesen und nach mir verschlang es meine Mitbewohnerin (coucou Katharina), mit der ich mir auf Koh Tao den Bungalow teilte, um Geld zu sparen. Auch uns beide ließ das geteilte Leseempfinden enger zusammen rutschen. *Marie de Brebis* wie *Krabat* kommen entschieden auf die *Bücher meines Lebens - Edition 2*. 

Wobei ich alle Bücher von Otfried Preußler toll finde- doch Krabat ganz besonders. Über diese abgrundtief hundsmiserable Verfilmung war ich damals so aufgebracht, dass ich Preußler einen Brandbrief der Entrüstung schreiben wollte. Er war aber kurz vor dem Kinostart gestorben.

Krabat wurde mir gerade wieder lebendig, weil ich eine Doku über Otfried Preußler angeguckt habe (ja, schon wieder Arte, für die Interessierten unten eingestellt). Mit dem ersten Blick auf Otfried Preußler denkt man, was ein freundlicher, gutmütiger, anständiger Mann - manchen Menschen ist es einfach ins Gesicht geschrieben. Wie erstaunt war ich, dass Preußler über 10 Jahre an Krabat geschrieben hatte - sein Lebensbuch. Ein Buch, dass er sich beim Spazierengehen im Wald wieder und wieder ins Diktiergerät erzählte, daran änderte und feilte... bis sein Meisterwerk fertig war. 

Wieviel von seiner eigenen Biographie darin steckt, auch darauf wäre ich nicht gekommen: er verarbeitet darin seine eigenen traumatischen Erfahrungen im Krieg und 5 Jahre Gefangenschaft in einem russischen Lager. Wieder entlassen mit 25 Jahren, zurück in Deutschland bei seiner großen Liebe Annelies quält ihn die Frage: wie konnte er, wie konnte eine ganze Generation sich derart verführen lassen und in den Bann böser Mächte geraten  - seine Theaterstücke blieben völlig erfolglos, die Thematik interssierte in den 50igern niemanden. Nach dem Krieg beschäftigt mit Wiederaufbau und Verdrängung zieht man heile Welt samt Schlagermusik und Heimatfilmen jeder Art von Aufarbeitung vor.

Erst Mitte der 1990er zeigt die sog. *Wehrmachtsausstellung* Verbrechen einfacher, deutscher Soldaten und löste ein gewaltiges und auch breitgefächertes Echo aus: von Protesten (à la *Diffamierung stoppen!*) bishin zu Zuspruch - ein Land erinnert sich, fragt nach Verantwortung der Väter bzw- Großväter-Generation und: der Einzelverantwortung. Preußler fragt sich auch, wieso ausgerechnet er überlebte.

Die Geschichte von *Krabat* dreht sich um die Frage, was fasziniert an bösen Mächten und wie kann ich ihnen zu widerstehen. Eigentlich ist es eine märchenhafte Fassung der biblischen Geschichte vom verlorenen Sohn. Preußler macht sich die alte sorbische Sage (die als Vorlage diente) von dem Waisenkind aus dem 17 Jhdt ganz zur Auseinandersetzung mit seinem eigenen Leben: der Schwarzmagier/ der Diktator, der seine Knechte im Lager hält. Doch mit schwerer Rückkopplung: die Überlegungen setzen Preußler derart zu, dass er in eine schwere, psychische Krise gerät und die Arbeit an diesem Buch zwischendrin aufgeben muss.

Die Sage spielt in einer Mühle. Wie oft hat der Habib mir dieses Bild vor Augen gesetzt: die Mühlarbeiter, die auf engen, steilen Stegen Doppelzenter-Säcke hochtragen müssen, Getreide-Säcke von 100kg. Heute eine unvorstellbare Viecherei. Der Habib schleppte noch 50kg Zementsäcke den Berg hoch, um dem Hang das Haus abzutrotzen. Heute wiegen die Zementsäcke lediglich 25kg.

Der Gedanke ist schon verführerisch, es im Leben durch magische Kräfte leichter zu haben, anderen voraus zu sein, größer, stärker, mächtiger. Als Jugendlicher hegt man gerne solche Wünsche und Sehnsüchte. Doch die Entscheidung, die Krabat am Ende fällt ist: ich will kein Zauberer mehr sein, ich will, dass das endet, selbst wenn ich dafür sterbe. Krabat entscheidet sich somit bewußt gegen alle Erleichterung, gegen alle Vorteile und für alle Mühen, Plagen, alles Leid und Elend, das unweigerlich dazugehört, wenn man sich dem Leben stellt. Er entscheidet sich in aller Bescheidenheit und Demut lieber hundsgewöhnlich zu sein, 08-15, einer von vielen, nichts Besonderes. Das rettet ihn, sowie die Liebe eines Mädchens, das fest im Glauben verankert ist.

Aber - und das ist das Wesentliche: er entscheidet sich damit gleichzeitig für die Freiheit. Und somit für das Gute. Denn das gilt es sich bewußt zu machen: nur das Gute läßt frei. Das Böse aber raubt dir deine Entscheidungsfähigkeit und Urteilsfähigkeit samt deinem freien Willen - so lautet Preußlers Erkenntnis aus seinen Erlebnissen. Rest seines Lebens bleibt er entschiedener Pazifist. Er hatte sich geschworen, berichtet seine Tochter in der Doku, sich nie wieder instrumentalisieren zu lassen, er hat sich geschworen, nie wieder ein Gewehr in die Hand zu nehmen


 

 *Es gibt eine Art von Zauberei, die man mühsam erlernen muss, das ist die, wie sie im Koraktor steht, Zeichen für Zeichen und Formel für Formel. Und dann gibt es eine, die wächst einem aus der Tiefe des Herzens zu, aus Sorge um jemanden, den man lieb hat*, schreibt Preußler in Krabat.

Im tiefen Mitgefühl liegt die eigentliche Magie.

Und einen Sonntag kann man leichterdings magischer machen, wenn man dazu Kuchen serviert. Ich stelle euch ein weiteres Apfelkuchen-Rezept vor. Denn Apfelkuchen-Rezepte, derer kann man unmöglich genug angesammelt haben. Und dieses Stück Kuchen wird euch in Erinnerung bleiben, da es mit ungewöhnlichen Aromen aufwartet: ein bißchen Kaffee, ein bißchen Inger, ein bißchen Kardamom, ein bißchen Orange. Noch nicht wirklich adventlich aber auf dem Weg dazu.

 

 Zutaten:

Tarteteig:
200g Mehl
110g Butter, kalt
60g Rohrzucker
1 TL Crème fraîche
Salz
10g Instant Espresso
5g Kakao
1/2 TL Kardamom
etwas kaltes Wasser
...
500g Äpfel, entkernt, geschält
2 Eier
100g Mascarpone
200g Crème fraîche
60g Rohrzucker
ca. 2cm Ingwer, gerieben
1 Orange, der Abrieb davon
...
ca. 2-3 EL Muscovado-Zucker
ca. 2-3 EL gehackte Nüsse (m: Haselnüsse)

 

 

Zubereitung:

Alle Zutaten für den Tarteboden miteinander vermengen und rasch zu einem glatten Teig kneten. In Folie wickeln und etwa eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Danach eine Tartefom (oder Srpingform) mit dem Teig auslegen und dabei einen Rand hochziehen. Den Boden mit einer Gabel mehrfach einstechen.

Für die Füllung die Äpfel schälen, entkernen und in schmale Spalten schneiden. Die Apfelspalten auf den Teig in der Springform verteilen.

Den Ofen auf 200° Grad vorheizen (m: Intensivbacken = mehr Unterhitze).

In einer Schüssel die Eier, den Zucker, Crème und Mascarpone verrühren, Ingwer und Orangenschale dazu reiben und untermischen. Die Masse über die Äpfel gießen. Zuletzt ein paar gehackte Nüsse sowie den Muscovado-Zucker auf den Kuchen streuen.

Den Kuchen ca. 45 Minuten fallend auf 180° Grad backen.

Anmerkung m: man kann den Guss auch mit 3 Eiern und 300g Schmand backen.

Inspiraiton: Was eignes

 

7x7 auf einen Streich: Linsen-Gottebullar

Samstag, 4. November 2023


Als das komplette Backblech mit - genau genommen - 50 Linsenbällchen gefüllt war, dachte ich mir: Mon Dieu, wer soll das alles essen. Da hätte uns die Hälfe lässig gereicht.

Aber ums vorweg zu nehmen: alle sind vernichtet. Ich habe beim ersten Mal die Pilzsauce zu den Gottebullar zubereitet, dann natürlich begleitend zu meinen hochgeschätzten Metallica-Bowls, es gab die Paprika-Sauce dazu und zuletzt eines meiner liebsten und unkompliziertesten Kohlrezepte: scharf angebratene Kohlspalten mit in etwa dieser Sauce . Bref: bloß das Rezept nicht halbieren - ihr würdet es schwer bereuen. Und aufgetaut und angebraten sind die kleinen Bällchen schnell, werden schön knusprig und brauchen nicht viel Fett.

Irgendwie komme ich mir die letzte Zeit manchmal komisch vor, übers Kochen zu schreiben. Wie es in meiner Kindheit so gerne hieß: du ißt deinen Teller nicht auf und in Afrika verhungern Kinder. Wobei ich streng erzogen wurde. Der Teller musste aufgegessen werden, das war gar keine Frage. Meine Meinung als Kind interessierte niemanden. Dabei hatten die Hände auf dem Tisch zu liegen, die Handgelenke an der Tischkante. Man durfte mitessen aber nicht auffallen, Kindergeplapper war nicht erwünscht. Eben nettes Miteinander am Eßtisch - als hätte man Kinder nur dem Drill zuliebe...

Naja, und heute vergleiche ich selbst in meinem Kopf mein Leben hier mit einem Leben dort. Und dann scheint es mir so banal, so ignorant, so komplett selbstbezogen über Eßgeschichten zu schreiben. Woanders kämpfen Menschen ums Überleben, können eingesperrt von Grenzzäunen nicht entkommen, sondern nur zwischen Trümmern fliehen, ohne Strom, Wasser, Lebensmittel, medizinische Versorgung, umgeben von Tod, Verlust und drohenden Seuchen. Wie könnte eine Hölle toppen, was auf Erden passiert? Geht das, Unrecht nicht als Unrecht zu erkennen? Irgendwie klappert der Zeitgeist permanent ab, wo man steht.

Ein Bewußtseins-Booster, dass der Alltag gar nicht so beschißen sein kann, als dass man nicht dankbar sein muss, sich um den ganz alltäglichen Kram kümmern zu dürfen. Und zwischendrin kann man - wie jeden Tag - überlegen, was koche ich heute, wie bekomme ich uns heute satt. Besser kanns kaum laufen. Was man hat, ist nix wert... Erich Maria Remarque fällt mir ein und *das Kuhglück*, von dem die Jugend träumte, während ihre Welt aus den Fugen geraten war. Kuhglück als unerreichbarer, unvorstellbarer, friedlicher, einförmiger, spießiger Alltag. Keiner weiß, wann der Wind wieder dreht, wieviel Dosis man in einem Leben davon geschenkt bekommt...



Wie alle Puffer aus Linsen, tut auch diesen gut, von Sauce oder Dipp flankiert zu werden. Wobei ich schon deutlich trockenere Exemplare zubereitet habe. Diese Linsen-Bällchen, zu denen mich Ulrike von Küchenlatein angestiftet hat, kommen definitiv unter die besten, die ich je aus grünen oder braunen Linsen gemacht habe. Ihr werdet ja... eines Tages... bei der großen Puffer-Zusammenfassung noch sehen! Danke, Ulrike, für die schöne Inspi!


Zubereitung - 50 Stück:

200g Grüne Linsen, mindestens 6 Stunden eingeweicht
75g Graupen
100g Champignons, in Scheiben geschnitten
1/2 TL Muskatnuss, frisch gerieben 
2 TL Kreuzkümmel
60g Sonnenblumenkerne, geröstet
100g Spinat (m: teils Petersilie)
2 EL Olivenöl
1 Zwiebel, geschält, gewürfelt
2 Zehe Knoblauch, geschält, gewürfelt 
2 TL Thymian
75g Haferflocken
2 Essl. Sojasauce
30g Apfelessig
75g Kartoffelmehl
1 Ei, Größe M
Harissa
Salz
Pfeffer

 


Zubereitung:

Linsen gut abtropfen lassen. Graupen nach Packungsanweisung 20 Minuten kochen und abtropfen lassen.

Eine Pfanne mit der Hälfte des Öls erhitzen. Zuerst die Pilze anbraten, bis sie leicht goldbraun sind. Zwiebel und Knoblauch dazugeben und 5-6 Minuten weiter braten. Zum Schluss den Spinat zufügen.
Alles zusammen mit den Sonnenblumenkernen, den eingeweichten Linsen, Graupen, Haferflocken, Sojasauce, Muskatnuss, Apfelessig, Kartoffelmehl, Thymian, Kreuzkümmel, Harissa und Ei in in eine Küchenmaschine (Food Prozessor) geben. Etwa 2 Minuten grob vermischen.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Füllung auf die Größe einer Walnuss (15 Gramm) (m: möglicherweise größer geformt, nicht gewogen) formen (m: mit freuchten Händen) und auf ein gefettetes Backblech legen. Im Ofen bei 150° ca. 15 Minuten backen.

Anmerkung m: Gewürz-technisch habe ich meinen Senf dazu gegeben - das Original könnt ihr bei Ulrike sehen/ wieviel Bällchen pro Person hängt vom begleitenden Gericht ab - ich würde mal durchschnittlich mit 5-6 Stück rechnen.

Quelle: Ulrike aka Küchenlatein

 

Frieden

Donnerstag, 2. November 2023


Menschen fühlen mit Menschen - unabhängig von Hautfarbe, Nationalität, Alter, Bildung, Status. Kein Mensch sollte von einem anderen Menschen getötet werden. Wir sind viele und keine Macht der Welt hetzt uns gegeneinander auf!


unbekümmert: Lauch-Maccheroni-Gratin mit Veggie-Bolo

Montag, 30. Oktober 2023

 

Unbekümmert - das schöne Wort und einer der schönsten Zustände überhaupt! Unbekümmertheit scheint in immer weitere Fernen zu rücken in Zeiten, in denen menschliche Grausamkeit den Mediennalltag bestimmen. Wie soll man heute unbekümmert sein können, habe ich mich gefragt? Denn öfters schon zitiert diesen Goethe (aus diesem tollen Artikel vom DLF):

Dein Los ist gefallen verfolge die Weise,
Der Weg ist begonnen, vollende die Reise,
Denn Sorgen und Kummer verändern es nicht,
Sie schleudern dich ewig aus gleichem Gewicht.

Manchmal fühlt man sich wie Christopherus, das Leid der ganzen Welt auf den Schultern. Wie soll man rund laufen, wenn schwere Gedanken bedrücken? Sie werfen einen wirklich aus innerem Gleichgewicht. Manchmal reicht es aus im Außen zu sehen, was Menschen anderen antun können. Ein Mal Nachrichten gucken - *bums*, schon vorbei mit der Leichtigkeit. Mir gruselt.

Kindliche Sorglosigkeit und Bewußtheit treten scheinbar wie ein Gegensatzpaar auf. Du kannst entweder das eine oder das andere haben. Sobald die Bewußtheit dazu kommt, kommen auch die Sorgen dazu. Zwar ist es unmöglich etwas Zukünftiges komplett durchzudenken, aber alleine sich die Möglichkeit vieler Konsequenzen bewußt zu machen, reicht aus um Ängst zu schüren. Angst ist prinzipiell kein guter Ratgeber. Angst lähmt. Schlimmer noch: wer in seine Ängste rutscht, der wird darin auch untergehen. Der läßt von einem Unterfangen, das ihn ängstigt, besser die Finger.

Ein Beispiel: mit schlotternenen Knien vor Angst darf man kein Segelboot besteigen. Aber ohne ungeheueren Respekt vor den Naturgewalten ebenfalls nicht. Respekt ist das große Schlüsselwort, das Wissen, dass es Kräfte gibt, die vielviel größer sind als ich und die außerhalb meiner Kontrolle liegen. Sich diesen Kräften auszuliefern, hinzugeben und anzuvertrauen - und zwar in Bewußtheit, das ist für mich Spiritualität im Allgemeinen.

Ohne Naturbezug wird es schwierig. Überhaupt ist es eine entscheidende Frage, zu was sich der einzelne in Bezug setzt. Verblendete Wichte, die sich für die Krone der Schöpfung halten, beurteilen das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand - wie ein Frosch, der im Brunnen lebt. Je größer aber die Kraft als Gegenüber in der Vorstellung ist, je tiefer man diese Kraft fühlt, zu der man einen Bezug sucht, umso einfacher fällt Demut.

Wie Leichtsinn, darüber hatte ich es schon, ein Geschwister von Unbekümmertheit, erblühen die beide nur in Respekt und Demut. In leidvollen Lebenssituationen wird Demut ganz besonders zur Herausforderung. Daher greifen viele auf Rauschmitteln zurück, um sich der Situation nicht stellen zu müssen und ziehen die Illusion der Realität vor. Das kann ich sogar nachvollziehen, aber ich habe verinnerlicht, dass Flucht nur in die Irre führt. Und wie das so ist mit der Bewußtheit (eine phänomenale Eigenheit dieses mächtigen, geistigen Instruments): Bewußtheit läßt sich nicht rückgängig machen weil im Gemüt verwurzelt. Was ein Mal bewußt geworden ist, läßt sich nicht mehr umkehren. Was den Weg ins Bewußtheit gefunden hat, das bleibt (die Herdplatte ist heiß). Und was by the way der große Unterscheid zu *lernen* ist, mit dem Bewußtheit so gerne in einen Topf geworfen wird. Erlerntes kann wieder verlernt werden.

Um in Bewußtheit eine innere Sorglosigkeit herzustellen, gibt es in meiner Vorstellung nur eine Möglichkeit: sich ganz einer klügeren, weisen, geistigen Macht hinzugeben und anzuvertrauen, mit der man ständigen Umgang pflegt. Wo sollte man in der Not sonst Zuflucht suchen und wo Trost finden? Diese Herzensverbindung herzustellen, durch das tägliche innere Gespräch mit diesen unsichtbaren Mächten, ist der eigentliche, spirituellen Weges - unabhängig welchen Namen man Gott gibt. Und wer eine Hilfestellung benötigt, was eine individuelle Spiritualität unabhängig aller Religiösität bedeuten könnte, dem empfehle ich Goethes Glaubensbekenntnis: * Bekenntnis einer schönen Seele*. Es hilft auch zu unterscheiden, wer lediglich fromm daherschwätzt und wer weiß, was selig ist, weil bereits innig verbunden mit diesen Mächten - ein solcher diskutiert nicht mehr. Wie geht Glaube, fragt sich Goethe:

Ja, wer nur schildern könnte, was ich [im Gebet] fühlte. Ein Zug brachte meine Seele nach dem Kreuze hin, an dem Jesus einst erblaßte, ein Zug war es, ich kann es nicht anders nennen, demjenigen völlig gleich, wodurch unsere Seele zu einem abwesenden Geliebten geführt wird, ein Zunahmen, das vermutlich viel wesentlicher und wahrhafter ist, als wir vermuten. So nahte meine Seele dem Menschgewordenen und am Kreuz Gestorbenen, und in dem Augenblick wußte ich, was Glauben ist.

 


Alles, das im Ofen mit Käse überbacken wird, nennt sich hier automatisch Soulfood. Dieses Nudel-Gratin wartet mit zwei Schichten cremiger Lauch durchkreuzt von zwei Schichten Veggie-Bolo auf - das kann gar nicht anders, das muss schmecken.

 

Zutaten 1P /Gratinform für ca. 1,5l:

300g Lauch
30g Butter
15g Mehl
225g Milch
Salz, Pfeffer
Muskatnuss-Abrieb
....
160g Maccheroni
....
40g Grünkern
25g Soja-Geschnetzeltes
20g Sonnenblumenkerne
1 rote Zwiebel
1 Karotte
1 Stück Stangensellerie
3 Knoblauchzehen
150ml Gemüsebrühe
350g Ofentomaten
ein guter Schuß Rotwein 
1 EL Rosmarin, fein gehackt
1 TL Thymian, getrocknet
1 EL Tomatenmark
Rohrzucker
1 EL Soja-Sauce
2 EL Balsamico-Reduktion
Harissa
Salz, Pfeffer
1 Mozarella
Olivenöl

 

Zubereitung:

Zuerst die Bollo herstellen: Grünkern grob schroten und zusammen mit dem Soja-Geschnetzelten mit kochender Gemüsebrühe etwa eine halbe Stunde quellen lassen. Zwiebel und Knofi würfeln, Karotte und Sellerie in Brunoise schneiden. Zwiebeln in Olivenöl glasig dünsten. Gemüse kurz sowie Tomatenmark kurz mit braten, dann Rotwein anschütten und komplett einreduzieren lassen, nun Grünkern und Sonnenblumenkerne, Gewürze und Ofentomaten zufügen. Salzen, pfeffern, mit Zucker und Harissa würzen. Bei geschlossenem Deckel etwa 20 min köcheln lassen - zuletzt mit ofenem Deckel, bis die Bolo schön schmusig ist. Abschmecken mit Soja-Sauce und Balsamico-Reduktion.

Parallel die Lauch-Béchamel zubereiten. dafür den Lauch in feine Ringe schneiden (je nach größe vorher der Länge nach halbieren). In der Butter bei sanfter Hitze nahezu weich garen ohne Farbe annehmen zu lassen. Mehl einrühren, dann die Milch und immer gut mit einem Schneebesen glatt rühren. Salzen, pfeffern und mit Muskatnuss würzen.

Nudeln in reichlich Salzwasser al dente kochen. Dann unter die Lauch-Béchamel mischen.

Gratinform buttern.

Ofen auf 200°C vorheizen.

Zuerst die Hälfte der Lauch-Nudeln auf den Boden der Gratinform verteilen. Darüber die Hälfte der Bollo, dann wieder die Lauch-Nudeln - zuletzt mit Bollo abschließen. Den Mozzarella in Scheiben darauf verteilen, mit etwas Thymian bestreuen und im Ofen in etwa 30 min knusprig backen.

 

Quiche-ologie: Lauch-Tarte mit Münster und Birne

Freitag, 27. Oktober 2023


Ich lüfte keine Geheimnisse, wenn ich laut mache, dass ich mich hier ums Kochen kümmere. Und alles, was tagtäglich vollbracht werden will, Bedarf einer gewissen Routine. Im Idealfall ganz unverkrampft. Gegessen muss nun mal werden - das hat die Biologie für unsere Spezies so vorgesehen, dem kann man sich schlecht verweigern. Deshalb lieber eine Kür daraus machen als eine Pflicht. Ich zumindest bin in der Kür um Äonen besser als im Pflichtprogramm.

Fällt mir spontan gar nichts ein, dann schüttle ich mir eine Quiche aus dem Ärmel.

Mit Quiches und Tartes fing alles an, damals als ich nach Frankreich kam und als Küchenverweigerer der ersten Stunde versuchte einzusteigen in die Alchemie des Kochens. Quiche ist absolute Alltagsküche in Frankreich, eine Quiche kann hier auf dem Land eigentlich jeder. Selbst wenn man sonst am Herd keine Heldentaten vollbringt, aber eine Quiche fummelt sich allemal noch zusammen.

Stolpersteine gibt es bei einer Quiche nur zwei: der Teig für den Boden darf weder zu weich (klebrig) noch zu trocken (krümelig) sein. Und der Guß sollte beim Schneiden Standfestigkeit beweisen. Der Rest ist eine Frage des Würzens.

Ich habe schon einige Quiche-Rezepte verbloggt - auch mit Lauch, auch als Tarte Tatin mit Lauch.  Und - bien sûr - kristallisieren sich über die Jahre hinweg Vorlieben jeraus. Ich mag Tarteböden gerne ohne Ei, stattdessen verwende ich etwas Crème fraîche oder Quark - auf diese Weise wird der Boden plus croustillant! Für den Knusper-Effekt hilft außerdem eine gute Dosis Vollkornmehl. Pimpen kann man mit etwas extra geriebenem Käse, Kräutern oder klein gehackten Nüssen. Für den Guß nehme ich gerne auch einen Löffel Savora-Senf, eine echte Geheimzutat für einen unerwarteten Dreh und einst übernommen von Mme Pic.

Ansonsten wird improvisiert. Denn selten, dass ich ein und dieselbe Tarte zwei Mal genau gleich backe. Ausnahmen bestätigen die Regel - die vier etwa fallen mir ein -  oder aber sämtliche Tarte Tatin-Rezepte:


Eine alte kulinarische Liebe ist Obst in salzigem Essen, der ich in der heutigen Quiche mal wieder Tribut zolle. Beim Käse darf man auf eigene Neigungen zurückgreifen. Ich mag Münster ja sehr gerne, wieso er hier den Zuschlag bekam, kann mir aber ebenfalls Raclette-Käse gut vorstellen, einen fourme d'ambert oder einen Bleu - er wird dem sanften Lauch und der süßen Birne einen Konterpart entgegen setzen.



Zutaten - Tarteform  22cm/ 2P:

Boden 140g Mehl (m: 80g Einkorn-VK, 20g R1050, 40g D1040)
70g Butter, kalt, in Flöckchen
30g Quark
2 EL Rosmarin, fein gehackt
Salz
kaltes Wasser
...
4 Stangen Lauch (ca. 500g)
2 Eier
75g Crème fraîche
Thymian
1 TL Kümmel
1/2 TL Cumin
Piment d'Espelette
Kräutersalz
100g Münster
1 kleine Birne
Sonnenblumenöl
Salz, Pfeffer

 

Zubereitung:

Für den Tarteteig die Butter in Flöckchen unter den Teig arbeiten und mit Hilfe des Quarks und des Wassers und zusammen mit den restlichen Zutaten zügig zu einem homogenen Teig verkneten. In Folie wickeln und minestens eine halbe Stunde kalt stellen.

Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Teig auswellen und die gebutterte Form damit auskleiden, so dass ein Rand entsteht. Mit der Gabel mehrfach einstechen und etwa für 20min in die Tiefkühle stellen.

Das Dunkelgrün des Lauchs entfernen, je nach Notwendigkeit putzen, in dünne Ringe schneiden und in der Butter einige Minuten gar dünsten. Dabei mit Thymian würzen, außerdem mit Kümmel und Kreuzkümmel sowie Piment. Salzen, pfeffern Etwas abkühlen lassen.

Den Ofen auf 210° (m: Intensivbacken) vorheizen.

Die Crème mit den Eiern verquirlen und mit etwas Kräutersalz würzen. Die Hälfte des Lauchs auf den Tarteboden geben, den in Streifen geschnittenen Käse darauf verteilen, dann die andere Hälfte des Lauchs darüber geben und glatt streichen. Den Eierguß gleichmäßig darüber gießen. Die geschälte Birne fächerartig auf der Oberfläche setzen, leicht ölen und pfeffern. Die Quiche in den Ofen einschieben: 15min bei 210°, dann runterschalten auf 190° und weitere 20min backen, schließlich bei 180° - 5-10 min - gegebenenfalls abdecken, falls die Tarte von oben zu viel Farbe bekommt.

durchscheinen: Curry-Reissalat mit Räuchertofu und Fenchel

Freitag, 20. Oktober 2023


Könnte man nicht - habe ich mir überlegt - ein Krankenhaus nicht wie einen kleinen Mikrokosmos nehmen und von da aus auf alles Weiteres schließen. Im Krankenhaus steht das Leid zentral im Mittelpunkt, ganz in buddhistischer Tradition: der größte, gemeinsame Nenner alles Menschlichen ist der Wunsch, Leid vermeiden zu wollen. Im Alltag bekommt man sein Päckchen ganz gut kaschiert, aber im Krankenhaus liegt die Not mehr oder weniger offen. Die einen leiden sichtbar physisch, andere leiden psychisch oder mental - Ärzte und Pflegepersonal nicht ausgenommen, sei es Stress, Überforderung oder Überlastung. Da sitzen alle im gemeinsamen Boot des Leidens und das sollte... wie so eine Art Schicksalsgemeinschaft .... zusammenschweißen. Allumfassendes Mitgefühl als Elaborat, das sich auf diese Weise von ganz alleine einstellt - der Grundkern, der alle Weltreligionen eint.

Aber rein utopisches Kopfkino. Auch im Krankenhaus versammelt sich Gottes großer Zoo, ein buntes Sammelsurium aller Charaktere von sonnigwarm bis finstereisig, Leid hin oder her.

Und grundeigentlich dient ein Krankenhaus viel mehr als hervorragendes Beispiel wie entmenschlicht unser Umgang miteinander bereits ist. Der aktuelle AOK-Fehlzeiten-Report spiegelt wider, dass die psychischen Erkrankungen in den letzten 10 Jahren um satte 50 Prozent gestiegen sind. So was kommt von so was. Es krankt im Miteinander. Das moderne Krankenhaus besteht (klar, abhängig von der jeweiligen Abteilung, aber gerade wenn es um operative Eingriffe geht ) aus sehr viel Apparatemedizin, die menschliche Körper zu inspizierenden Objekten degradiert. Da braucht der Mediziner kein Fingerspitzengefühl mehr für das Wesen Menschen, sondern er benötigt seine volle Aufmerksamkeit im Umgang mit High-Tech-Maschinen. Alles mechanisiert, hochstandartisiert, hocheffizient. Vorbei die Zeit, in dem sich dir jemand gegenüber setzt und dich anschaut (wie in dieser Arte-Doku *Tibetische Medizin*), sich versucht einzufühlen, sich versucht in die individuelle Krankheitsgeschichte reinzudenken. Nein, die Standarts finden sich in allen Abläufen bishin zum Auftreten der Mediziner und der Krankenschwestern: automatisierte, sich immer wiederholende, leere Phrasen, professionelle Freundlichkeit ohne innere Beteidigung, sterilisierter Umgang mit Zimmernummern. Momente, in denen Mensch Mensch begegnet, sind nicht eingeplant und können nicht abgerechnet werden. Wenn doch, dann bleiben diese Augenblicke leuchtend im Gedächtnis.

Eine Geschichte kam mir in diesem Zusammenhang wieder in den Sinn. Die verstorbene Frau meines Habibs, Ute, die gestern Geburstag hatte, arbeitete als Krankenschwester. Eine sehr alte Patientin wandte sich in ihrer Verzweiflung an sie: *Schwester, können Sie mir helfen? Ich würde so gerne sterben und kann und kann nicht.*

Und da zog sich Ute aus, legte sich zu ihr nackt ins Bett, umschloß sie mit ihren Armen und in Utes Armen verstarb die alte Frau nach kurzer Zeit.

Was eine Geschichte! Jeder wird merken, dass man/ dass ich mir diese Begegnung nicht ausdenken kann. Das ist genau so passiert. Was offenbart sich hier?! Was ein Geist strahlt da durch! Von wessen Geistes Kind war Ute in dem Moment getragen?! Sich nackt auszuziehen um jemanden Sterbehilfe zu leisten, das geht nicht über den Kopf. Da wägt man die Situation nicht gedanklich ab. Und Utes Verhalten geht auch weit über eine Sensibilität hinaus, was der andere in dem Moment gerade brauchen könnte. Das ist größer. Da wirkt die unsichtbare Welt wie medial durch. Und nun stellt sich die Frage, was muss passieren, um mit dieser transzendenten Welt so verbunden zu sein, dass man auf diese Weise tätig werden kann?



Dieses Jahr konnte man monatelang durchgrillen - auf allen Ebenen. Bei der Gelegenheit gab es hier wiederholt Reissalat. Nun, auch ohne Grillgedöns.

Wer hier ab und an mitkocht, hat längst durchschaut, dass mein mir liebstes Mittagsessen aus etwas Gekochtem und Gebratenem (Puffer) besteht sowie begleitender Rohkost besteht. DAS Grundgerüst, an dem ich mich im wahrsten Sinne irgendwie festgebissen habe. Die Puffer werden demnächst als Rezept erscheinen - ausgepuffert hat es sich hier noch lange nicht! Wißt ihr ja...

 

Zutaten 4P:

120g Reis
2 TL Curry
1/2 TL Curcuma
2 Lorbeer-Blätter
1/2 Granatapfel/ 1/2 Mango/ 1 pêche de vigne
1 Räucher-Tofu
1 mittelkleiner Fenchel
2 Knofi
1/2 TL Kreuzkümmel
Piment d'Espelette
100g Erbsen
2 EL Soja-Sauce
1-2 EL Apfelessig
Dill/ Basilikum/ Koriander
Oliven
Salz, Pfeffer
Kokosfett/ Olivenöl/ Sesamöl

 

Zubereitung:

Etwas Kokosfett in einem kleinen Topf erhitzen, Curry und Curcuma kurz anrösten, Reis zufügen, Lorbeer-Blätter, Salz und mit entsprechend Wasser auffüllen und bei geschlossenem Deckel weich garen. Lorbeer-Blätter entfernen.

Räuchertofu in Würfel schneiden und in Sesam-Öl knurspig braten und zur Seite stellen.

Fenchel putzen, halbieren, Strunk entfernen und in feine Scheiben hobeln. Zusammen mit dem Kreuzkümmel und dem fein gewürfelten Knoblauch in einer Pfanne in etwas Olivenöl rösten (m: 2-3 EL Gemüsebrühe angeschüttet, Deckel kurz aufgelegt) und den Fenchel dann so lange garen, bis er weich aber noch etwas Biss hat, dabei leicht salzen, mit Piment würzen und mit Ahornsirup würzen.

Nun die frischen Kräuter fein wiegen, das Obst der Wahl würfeln oder vorbereiten, die tiefgefrorenen Erbsen kurz garen und abschrecken und dann alle Zutaten miteinander in eine Schüssel geben. Würzen mit Soja-Sauce und Apfelessig, salzen und pfeffern - fertig.

Anmerkung m: sowohl mit unterschiedlichem Obst wie Kräuter zubereitet: Pfirsich mit Basilikum, Mango-Koriander, Dill - Granatapfel... mal mit mal ohne Oliven

 

World Bread Day: Brotweckerl

Montag, 16. Oktober 2023


Zorra richtet zum 18. Mal den World Bread Day aus und viele Blogger aus unterschiedlichen Ländern werden ihrem Aufruf wie jedes Jahr folgen und mitbacken.

Auch ich habe dafür extra gebacken. Ich bin ja eine recht faule Bäckerin geworden und schiebe am liebsten immer die gleichen Brote in den Ofen - daran hat sich nicht viel geändert.

Aber für den WBD habe ich mich mal wieder an einem neuen Rezept versucht und mich von Charlotte inspirieren lassen. Wer Erfahrung hat, kann es ja nicht lassen, dann doch noch immer etwas am Rezept rumzuschrauben. Zuallererst habe ich das Weizenweißmehl rausgekürzt. Eigentlich benutze ich kaum noch helles Weizenmehl. Ich glaube, das *Warum* muss ich gar nicht mehr so sehr erklären. Wen es dennoch tiefer interessiert, dem empfehle ich (ein Mal mehr) eine Arte-Doku und zwar *Gluten, der Feind in deinem Brot*. Und ja, da stellt sich heraus, dass einige wenige Player einen Großteil des Weizen-Weltmarktes unter sich aufgeteilt haben. Und die wenigen Weizensorten, die den Handel bestimmen, gehen alle im Prinzip auf eine genveränderte Weizenart zurück.

Ich weiche daher mittlerweile immer auf Dinkel aus. Wie Hildgeard von Bingen bin ich großer Dinkel-Fan. Wenngleich es auch da gilt, genauer hinzuschauen... wie überall... leider. Denn ursprüngliche Dinkelsorten - also sortenreiner Dinkel - ist gar nicht mehr leicht zu finden. Sehr oft wird unter Dinkel ein Dinkel-Weizen-Hybrid angeboten. Ja, heute steckt der Teufel permanent im Kleingedruckten. Mein Dinkel-Vollkorn nehme ich stets aus Deutschland mit und zwar von Davert (freie Werbung ;). Für Davert werden nur reine, nicht mit Weizen gekreuzte Dinkelsorten, wie "Oberkulmer Rotkorn", "Frankenkorn", "Schwabenkorn", "Holstenkorn", "Bauländer Spelz" und "Altgold" angebaut. Ist doch mal ein Hinweis, oder?

Davon abgesehen liebe ich an Dinkel einfach den guten Geschmack und seine Knetempfindlichkeit - das bedeutet nämlich: Dinkel darf man nur kurz kneten und man muss ihm immer wieder Päuschen zum Entspannen einräumen. Ideal für faule Brotbäcker wie mich.

Nun, um die Größe des Backofens voll zu nutzen, habe ich die Teigmenge erhöht und die Brötchen vergrößert. Man hat somit die Wahl, ob man den Teig in 12 *Bauarbeiter-Brötchen* teilt oder in 9 Brotweckerl (wie hier zu sehen), die man dann auch gut in kleine Scheiben schneiden kann. So oder so passen sie gut aufs Blech und den Teig muss man nur vorsichtig quadratisch ziehen, um dann die Teiglinge abzustechen. Ein Kinderspiel.

 


 Zutaten 12 Stück bzw. 9 Stück:

Roggen-Sauerteig - 12 h:
90g Roggen-Vollkorn
90g Wsser
9g ASG
.
Vorteig - 12 h:
110g Kamut-Vollkorn*
110g Wasser
2g Hefe
.
Quellstück - 8 h:
50g Leinsaat, geschrotet
50g Chia-Samen
14g Salz
175 Wasser
.
Autolyse-Teig:
Vorteig
100g Kamut-Vollkorn*
350g Dinkel 630
240g Wasser
 
Hauptteig
RST
Autolyse-Teig
QST
100g Dinkel 630
130g Wasser 
30g Walnussöl
Mohnsaat

 

Zubereitung:

Zutaten für den Sauerteig in einer Schüssel mischen und abgedeckt 12 Stunden bei Raumtemperatur zur Gare stellen.

Zutaten für den Vorteig mischen und abgedeckt 12 Stunden bei Raumtemperatur zur Gare stellen.

Leinsamen und Chia mit Wasser und Salz mischen und abgedeckt 8 Stunden bei 6–10 °C lagern (hier: Raumtemperatur).

Abends (Zeitplan s. unten) den Autolyse-Mehl mischen, ca. 2-3min kneten undabgedeckt 20 Minuten bei Zimmertemperatur ruhen lassen (Autolyse).

Hauptteigzutaten bis auf Wasser und das Öl zugeben und weitere 2 min unterkneten, dabei die Hälfte von Wasser und Öl schlückchenweise unterkneten. Weitere 15 min ruhen lassen. Nun wieder 2-3 min kneten und dabei schlückenweise restliches Wasser und Öl unterkneten. Der sehr weiche, klebende Teig löst sich am Ende des Knetvorgangs nicht von der Schüssel, aber vom Rand.

Abgedeckt anderthalb Stunden bei Raumtemperatur zur Gare stellen, dabei nach je 30 Minuten dehnen und falten. Anschließend über Nacht im Kühlschrank zur Gare stellen.

Teig anderntags entweder auf eine feuchte oder gut mit Mehl ausgestreute Arbeitsfläche kippen - hier zusammen mit Mohn - und 9 ca. gleich schwere Teiglinge abstechen / oder 12 Stück. Mit Mohn bestreuen.

Backstein im Ofen auf 250°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Teiglinge einschießen und mit Schwaden 20-25 Minuten mittelbraun backen. Nach 10 Minuten Schwaden ablassen und die Temperatur auf 230°C senken. Während der letzten 5 Minuten Backzeit die Ofentür einen Spalt breit öffnen, um eine röschere Kruste zu erhalten.

Anmerkung m: selbstredend habe ich Kamut schon gegen Dinkel-Vollkorn ausgetauscht. Hier zu sehen: erstere Variante. 


Zeitfahrplan:

7 Uhr morgens: Sauerteig und Vorteig hinstellen - ein wenig später das Quellstück/ 19 Uhr mit dem Autolyse-Teig beginnen/ nach Falten etwa 21 Uhr in den Kühlschrank/ backen - nächster Tag, m: nach 12-14 h im Kühli)

Inspiration: Charlotte aka Milchmädchen bzw. Lutz Geissler