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Realtalk: Muffins mit Schoko, Nuss und Frucht

Sonntag, 1. September 2024

 

 

Mit Rauskommen der Serie habe ich auf dem Kanal von Dave bei Youtube *The Race* gebingt. Direkt mittendrin im Thema Jungendsprache, worauf ich hinaus will. Aber ich drehe vorher noch eine Volte.

Endlich kann man den Youngstern mit der Hilfe von *The Race* mal erklären, wie der Habib in seiner Jugend auf Weltentdeckung loszog. Nämlich genau so. Ohne Geld. Und ohne Handy. Tsss, heute völlig fancy und eine echte Challenge - und eben exakt die Grundidee von *The Race*. Naja, und Trampen war zu Habibi-Jugend-Zeiten erst im Begriff erfunden zu werden, Kartenmaterial von etwa besuchten afghanischen oder syrischen Dörfern nicht angedacht und Couch-Surfing, BlaBla-Car und Flixbus selbstredend noch lange nicht am Start. 

Wobei der Mut, mit dem sich der Habib ins Abenteuer stürzte, immer schon bestaunt wurde. Und ein bißchen vorgeführt fühlen sich heute wie damals viele, dass lediglich die Neugier auf fremde Länder, andere Kulturen und Begnungen mit anders denkenden Menschen ausreicht, um loszuziehen. Da macht es einer vor: Just do it! ist  möglich. Es gehört halt die Zauberkraft *Überwindung* dazu. Plus, nicht zu vergessen, ein Stückchen gnadenreiches Papier: ein  entsprechender Reisepass, der Grenzen öffnet. Was aber Generationen übergreifend eint - und *The Race* prima vor Augen führt -, ist die Erfahrung, dass Leben mit dem Faktor X, die Ungewissheit, was der heutige Tag bringt, alles um ein zigfaches spannender, intensiver, erlebnisreicher macht. Sowie der Erkenntnis, was für ein wundervoller Wert praktizierte Gastfreundschaft ist. Gilt doch die altbekannte Weisheit heute mehr denn je: Alle Menschen sind Ausländer - fast überall.

Ein neues Modewort der Jugend ließ mir allerdings jedes Mal beim Fallen einseitig die Augenbraue hochrutschen (innerlich - meine Gesichtsmuskeln lassen ein derartiges Mimenspiel nicht wirklich zu). Und zwar das Wort *Realtalk*. Das ist ja wohl die Jung-Alternative zu dem inflationären Lieblingswort vieler Deutscher *tatsächlich*. Einem Wort, bei dem meine Augenbrauen schon gar nicht mehr wissen, wo sie hinrutschen sollen, wenn jeder zweite Satz mit *tatsächlich* beginnt.  

Die Frage, die sich mir stellt, ist, wenn ich Worte wie *Realtalk* oder *tatsächlich* vorausschicken muss für eine Aussage, wie habe ich denn dann den kompletten Rest zu bewerten. Alles vorher ist nur Geföhne? Nur-so-dahin-geschwätzt? Selbstdarstellung? Pressemitteilung? Verkaufsgespräch? Werbeverantstaltung? Show-Buisness? Politik? Unterhaltungsindustrie? Versteht ihr, was ich meine? Ich kapiere nicht, wozu dieser Zusatz à la *jetzt mal ernsthaft* (jetzt schalte ich mal das Hirn an) gebraucht wird. Warum unterhalte ich mich denn mit jemanden? Doch genau weil ich eine ehrliche Meinung hören will. Es leuchtet mir überhaupt nicht ein, warum man einzelne Sätze mit einem *Achtung jetzt tatsächlich/ Realtalk* unterstreichen muss. Das Kurioseste dabei finde ich ja, dass die Gesellschaft Ehrlichkeit anscheinend gar nicht mehr erwartet!!

Als Vergleich, als kleines Spiegelbild ziehe ich eine Habib-Geschichte heran, wie Tuaregs sich in der Wüste begegnen. Da setzt man sich zusammen um ein winziges Feuer, das gerade ausreicht, um Tee zu machen, dabei tauscht man sich aus und unterhält sich. Jeder Satz mit Gehalt und keine Phrase dabei: Jeder Satz gesprochen mit der Hand auf dem Herz. Jetzt könnt ihr dagegen halten, Stadt-Kultur geht nun mal anders und wir sind auch nicht mehr auf Kamelen unterwegs. Aber bleibt die Qualität einer menschlicher Begegnung nicht stets die gleiche - unabhängig von Ort, Zeit und Kultur? Eben in dem man sich einander öffnet und sagt, was man denkt? Ohne Aufrichtigkeit keine Begegnung. Und ohne Ehrlichkeit in der Beziehung kein Glück und kein Vertrauen. Vielleicht kann man, vielleicht muss man Aufrichtigkeit üben. Beispielsweise in dem man einfach bei seiner Geschichte bleibt, immer ein und derselben Version der Geschichte und sie unabhängig vom Gegenüber immer gleich erzählt.

 


Füllhorn-Zeit. Da weiß man gar nicht, mit welchem Obst man etwas Süßes backen soll vor lauter Auswahl. Diese Muffins-Idee kann man wunderbar ebenso verwenden für Brombeeren. Thymian läßt sich gut austauschen mit Lavendel, Walnuss gegen Haselnuss oder Mandeln... Rauskommen werden saftige und trotzdem lockere, aromatische Muffins. Ich habe unsere kleinen, intensiven Feigen genommen, die kaum größer sind als ein Tischtennisball. Wie meist gesellte ich der Feige etwas Piment und Thymian zur Seite - zum Ausgleich ihrer Süße.

 

12 Muffins:

140g Butter, weich
125g brauner Zucker
1 Pr Salz
2 Eier
200g Mehl (m: D630)
2 TL Back-Pu
30g Nüsse, geröstet, gemahlen (m: Walnüsse)
50g Nüsse, geröstet, gehackt (m: Walnüsse)
2 EL Kakao (oder auch 2 EL mehr, wer mag)
50g Schoko-Drops
120ml Milch
40g Crème fraîche
2 Msp Piment
1/2 TL Kardamom
2 TL Thymian
200g Feigen (oder Brombeeren), klein geschnitten
 
Deko: jeweils ein paar gehackte Nüsse, Schoko-Drops, Feigen und Thymian

Zubereitung:

Ofen auf 175°C (O/U-Hitze) vorheizen.

Butter mit Salz und Zucker cremig aufschlagen. Gewürze zufügen. Mehl und Back-Pu mischen (wer mag: gesiebt). Eier nacheinander unter die Butter unterrühren. Dann abwechslend Mehl und Milch untermischen - dabei nur so viel rühren wie nötig.

Crème und Kakao, Drops und Nüsse dazu geben. Zuletzt die Früchte vorsichtig unterheben.

Muffinsform mit Förmchen rüsten.

Den Teig gleichmäßig auf die 12 Vertiefungen verteilen. Mit gehackten Nüssen, Frucht und Schoko-Drops sowie Thymian verzieren.

Für ca. 30 min im Ofen backen.

Anmerkung m: Die Muffins schmecken am nächsten Tag richtig durchgezogen noch besser.


12 von 12 - Mai 2024

Sonntag, 12. Mai 2024

 

 



Heute einfach ein paar Bild-Impressionen zum Mai-Sonntag am 12ten des Monats - wenn Caro von *Draußen nur Kännchen* zum Blogevent aufruft - vom wild-blühenden Thymian, der Drôme, dem Marktbesuch, dem Garten, dem Mittagessen...

ein guter Mensch - vegane Ofen-Bällchen

Dienstag, 7. Mai 2024


Habt ihr 6 Minuten? Dauert deutlich länger als ein Reel von maximal 90 Sekunden. Wobei die durchschnittliche menschliche Aufmerksamkeitsspanne bei der Mediennutzung angeblich bei gerade mal 8 Sekunden liegt. Dank App-Entwickler aber mit längerer Häftung. Viel längerer. Anna Barling hat sich in ihrem Poetry Slam über  die Menschen, die sich in den Reels (Stories ectpp...) selbst darstellen und zwar bevorzugt als guter Mensch, Gedanken gemacht (s.u.) . Und ich mir dann auch.

Ich finde, Anna macht das nämlich gut, wie sie diesen medialen Vorzeigemensch immer schneller um sich selbst drehen läßt und ihn dabei in seiner ganzen scheinbaren Mustergültigkeit präsentiert. Mit der Wirkung, dass er in seiner hübsch beleuchteten Vorbildlichkeit erschlägt und allen anderen nur zu klar vor Augen hält, dass sie sich gar nicht erst auf den Weg machen müssen - sie können dabei nur grandios scheitern. Man braucht gar nicht erst versuchen, sich von seinem Sofa aufzuraffen, denn all das ist nicht zu leisten.

Mehr noch veranschaulicht Anna aber, dass das Sezieren über Maß und Zahl den Tod bringt. Man meint, eine immer feinere Analyse müsse zwangsläufig mit mehr an Erkenntnis einher gehen. Stattdessen fehlt den tausend Schnipsel jeder Zusammenhang, stattdessen führt die Überdosis an Information nur zur Verwirrung bishin zum Herzstillstand. Das Gefühl erdrosselt und erschlagen von all den verknoteten Spaghettis im Kopf. Das Auseinandernehmen, die Analyse der Welt über die mentale Ebene führt grundsätzlich ins Leere und nie zu einer Lösung, denn - das kann man sich gar nicht bewußt genug machen - im Raum kann man die Dinge endlos hin und her verdrehen: es läßt sich stets auf ein Argument ein Gegenargument zu finden. Hey, und wozu sich bei dem Thema *guter Mensch* auch das Gehirn verrenken? Wir wissen ( par coeur - auswendig, vom Herz wie der Fränzi so hübsch sagt), was anständig und unanständig ist. Und wenn man gezwungen ist, das erklären zu müssen, ist eh rum.

Mir fällt dazu als allererstes eines meiner spirituellen Vorbilder ein: der Leibarzt des Dalai Lama. Sieben Jahre war er in einem chinesischen Konzentrationslager inhaftiert und wurde auf alle erdenklichen Arten gequält. Er hielt dagegen mit ehernem Aushalten und eisernem Festhalten an die unsichtbare Welt durch Gebet. Nie ließ er sich von all den grauenhaften Misshandlungen hinreißen in Wut, Zorn oder Aggression zu geraten. Stattdessen nahm er die Situation an als Teil seines Lebensplans, erklärte sich seine Lage damit, dass er oder seine Familie in der Vergangenheit wohl schlechtes Karma angehäuft haben und er nun die Gelegenheit erhält, davon abzubauen. Wie übermenschlich!

Definitiv Next Level von *Doch ich sage euch: Leistet keine Gegenwehr, wenn man euch Böses antut! Wenn jemand dir eine Ohrfeige gibt, dann halte die andere Wange auch noch hin! (Matthäus 5,39). Es ist, wie unbeirrbar der Leibarzt des Dalai Lama an seiner inneren Wahrheit festhielt, während er so leiden mußte, was mich tief beeindruckt. Und was eine Größe der Selbstbeherrschung und Entsagung! Allerdings ging die Zeit nicht spurlos an ihm vorbei. Als er nach seiner Freilassung wieder seinen Beruf als Arzt aufnahm, musste er zugeben, dass sein Glaube an die Spezies Mensch Schaden genommen hatte: was Menschen Menschen antun können...Das Böse im Mensch.

Das tönt so anders wie diese verblendete medial propagierte Fit-For-Fun-Mentalität. Als wäre Erde nur zur Bespaßung erdacht. Ja, zugegeben, ich hätte es ebenfalls gerne lustiger, leichter, heiterer. Aber um die Mischung kommt wohl keiner, kein Rosinenbrötchen ohne Brötchen... oder so...Komm, eine kleine Reel-Break für alle Yogis: Happy Baby mit Baby (Zucker!)

Von einer Freundin bekam ich das Buch *Goehte - der heilkundige Dichter* geschenkt, gespickt mit viel Anregung und Ermutigung für mich, als ich es brauchen konnte. Wie sehr Goethes Biographie gekennzeichnet war von Krankheit und Trauer, war mir nicht geläufig. So finden sich Zitate wie *Der Mensch, der nicht geschunden wird, wird nicht erzogen.* Oder:

*Unglück bildet den Menschen und zwingt ihn sich selber zu erkennen
Leiden gibt dem Gemüt doppeltes Streben und Kraft
uns lehr, eigener Schmerz, der anderen Schmerzen zu teilen
eigener Fehler erhält Demut und billigen Sinn*

Als großen Möglichkeit zur Heilung setzt Goethe neben der Natur u.a. die Tätigkeit. Und zwar niemand, der fleißig ist, um einen bestimmt Zweck damit zu erreichen, um zu beeindrucken, Erfolg zu haben, befördert zu werden, der Anerkennung und des Ruhmes wegen, für Geld, Klicks oder Medaillen, der alles tut, um wahrgenommen zu werden, dabei sich selbst ausbeutet und seine Würde vergißt, weil er geliebt werden mit gelobt werden verwechselt,... Nein, Menschen, die aus sich heraus tätig sind - Intrinsische Motivation genannt.- aus Neugier, aus Spaß am Machen, aus Lust am Ausprobieren und am Aufbauen, weil tätig sein lebendig sein bedeutet und darin Werden und Entwicklung enthalten ist.

Als Teil des Heilens empfiehlt Goethe weiter, sich selbst eine Stimme zu geben, das, was im Inneren in Bewegung ist, nach außen zu setzen, um es sich bewußt zu machen - sei es durch Gespräche oder Kunst. Die Kraft des Rückzugs, Begleitung von liebevolle Herzen, der Natur... das Buch kam wirklich genau richtig.

Tsss, jetzt schreibt die Alte nur so selten und dann muss es direkt wieder so schwer und gesellschaftskritisch sein, denkt ihr vielleicht. Stattgegeben. Aber das Schöne daran ist, dass ich mir aus der sog. Gesellschaft - rein gar nichts mache. An ihr spiegelt sich lediglich der Zeitgeist prima wieder. Mit Gesellschaft als solcher halte ich es ganz mit Byul-Chun Han: im Neoliberalismus ist im Sinne von Miteinander oder Schicksalsgemeinschaft nichts mehr übrig. Was bleibt ist eine uniforme Masse, die in der Sicherheit der Mehrheit unterschlupft und Konsens braucht. Ein Individuum aber ist nur an anderen Individuen interessiert und sucht mit denen Begegnung und Austausch.

 


Auf diese Weise oder so ähnlich sind wir im Mai gelandet - einer der schönsten Monate im Jahr. Einer der schönsten Monate in der Drôme. Ich sammle Kräuter und Gewürze, gehe Blumensträuße pflücken, tüttle Tomatenbabys und freue mich auf die Wildorchideen-Wanderung diese Woche. Nebenher wird gekocht. Immernoch täglich. Heute stelle ich euch wieder einen Liebling vor, Gemüse-Bällchen aus dem Ofen. Gut gefallen an dem Rezept hat mir, gleichzeitig die Süßkartoffeln in den Ofen zu schieben. Und durch die Backofen-Zubereitung kann man das Rezept leichterdings auf viele Mitesser ausweiten. Obendrein benötigen sie wenig Fett - kurzum: werden wohl in einer lang angekündigten Zusammenfassung wieder auftauchen...

 

Zutaten 2-3P/ 18 Bällchen:

2 Süßkartoffeln 
1 EL Öl 
1 TL Knoblauchflocken 
1 TL gemahlener Kreuzkümmel 
1 TL Paprika 
Salz nach Geschmack
 ...
für Kichererbsenbällchen: 
1 Zwiebel 
2 Knoblauchzehe 
1 Karotte
ca. 220g Pilz
1 Dose Kichererbsen (von 400g)
40g Hafermehl 
je 1 TL gemahlener Kreuzkümmel/ Paprika/gemahlener Koriander 
Kräuter-Salz 
1/2 TL Pimenton de la vera
Harissa
25g frischer Dill, fein gewogen
 

Zubereitung:

Die Süßkartoffeln schälen, in Scheiben schneiden zwischen einem halben und einem Zentimeter. Aus den anderen Zutaten eine Marinade mischen und die Süßkartoffel-Scheiben darin marinieren.

Für die Bällchen die Zwiebel fein würfeln, ebenso den Knofi. Die Pilze fein/ mittelfein hacken. Die Karotte fein reiben.

In Olivenöl die Zwiebel glasig braten, Knofi zugeben, Karotte und Pilze und einige Minuten dünsten. Zuletzt die Gewürze untermischen.

Die Kichererbsen gut abtropfen lassen, dann mit einer Gabel gut zerdrücken/ zerstoßen. Nun alle Zutaten in einer Schüssel - inklusive Dill und Hafermehl - vermischen. Mit eingeölten Händen 18 Bällchen formen und in eine ofenfeste Form setzen.

Je nach verfügbarer Form Süßkartoffeln und Bällchen zusammensetzen (ich habe 2 Stück genommen), mit Alufolie abdecken und bei 180° etwa 35min in den heißen Ofen schieben. Die Bällchen habe ich die letzten 5 min die Alufolie weggenommen.

Anmerkung m: bei uns gabs etwas Kräuter-Couscous dazu und eine Joghurt-Sauce, außerdem fermentierten Rettich - sehr lecker!

 Quelle: we cook vegan (youtube)

 

Reden: Ofen-Süßkartoffeln mit Jerk-Sauce

Sonntag, 31. März 2024


Zu einem der Prüfungsthemen meines Germanistik-Studiums zählte der primäre Spracherwerb von Kindern. Das wird von Studierenden gerne gewählt, weil die dafür anzueignende Literatur sehr überschaubar ist. Es gibt lediglich ein paar Theorien zu diesem Thema, aber wirklich erklären kann die Wissenschaft das Erlernen von Muttersprache bis heute nicht. So weit so klar ist der Ablauf, wie Kinder irgendwann anfangen zu sprechen - à la wie macht der Hund, wie macht die Katze, die Lokomotive... Aber wie genau von statten geht, dass Kinder irgendwann fähig sind, sich ihrer Muttersprache komplett zu bemächtigen, ohne dass zuvor jemand etwas über Satzbau, Deklination von Verben, Steigerung von Adjektiven ectpp erklärt hätte, bleibt ein Rätsel. Warum wird Sprache irgendwann in ihrer Gesamtheit erfasst, als wäre man in den Topf geworfen und untergetaucht worden? Und warum ist eine Fremdsprache später so mühselig zu erlernen?

Recht einig ist sich die Forschung, dass für den primären Spracherwerb die Aufforderung zum Reden durch ein Gegenüber notwendig ist. Nicht, kennt man möglicherweise, diese Grusel-Experimente am Lebenden, oder auch Kasper-Hauser-Versuche genannt, für die Kinder isoliert versorgt wurden - bei Entzug jeder emotionalen und sprachlichen Zuwendung. Herausfinden wollte man, ob Kinder überhaupt sprechen lernen, wenn ihnen niemand etwas vorspricht, von dem sie lernen könnten. Welch große Schäden Kinder erleiden, die ohne menschlichen sozialen Kontakte aufwachsen, zeigt gleichfalls das Phänomen Wolfskinder.

Das schicke ich voraus, weil ich über folgendes Höchsterstaundliches gestolpert bin: Die Anzahl der Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Sprachentwicklungsstörungen in logopädischer Therapie sind, wächst besorgniserregend. *Laut einer aktuellen Datenauswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse stieg die Zahl Betroffener zwischen 6 und 18 Jahren von 2012 auf 2022 um rund 59 Prozent. Bundesweit sind fast neun Prozent der 6- bis 18-Jährigen betroffen – fast jeder zehnte Junge und rund jedes 15. Mädchen. Am höchsten ist die Steigerungsrate im Zehn-Jahres-Vergleich bei den 15- bis 18-Jährigen mit fast 144 Prozent (Mädchen plus 160 Prozent, Jungen plus 135 Prozent) *Sag doch mal, das sind doch krasse Zahlen, oder?!!

Unsere Gesellschaft verliert Sprache. Der direkte Austausch verringert sich. Einer der Erklärungen für diese Entwicklung ist, dass zunehmend der Sprachanreiz fehlt, der eine gesunde Sprachentwicklung fördert: *Vielfach geht das auf das Konto intensiver Nutzung von Smartphone, PC und anderen digitalen Medien, die an die Stelle direkter Kommunikation tritt*. Heißt nochmals anders formuliert: chatten und liken ersetzt eben nicht das Gespräch mit einem unmittelbaren Gegenüber. Man redet immer weniger miteinander - innerhalb der Familien wie unter Freunden, weil man am Handy klebt.

Worte bilden sich im Gespräch - eigentlich ganz banal und dennoch mit viel Konsequenzen behaftet. Mehr als Lesen übt direktes Reden miteinander den Wortschatz. *Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt* sagte Wittgenstein. Warum ist Sprache so bedeutend? Wir teilen uns über Sprache mit, wir verbinden uns mit anderen. Mehr noch, wir machen uns Dinge und Geschehnisse über Sprache überhaupt erst bewußt. Wie will ich begreifen, was mir widerfährt, was ich erlebe, was mich bewegt, wenn ich es nicht benennen kann? Das fängt mit unseren Gedanken an. Im Denken versuchen wir Welt zu erfassen, im Denken üben wir bereits Formulieren.

Aus Gedanken werden Worte und aus Worte Taten. GEDANKEN - WORTE - WERKE, so verknüpfte der Habib in seinen Seminaren klar und unmissverständlich die Zusammenhänge. Wir gestalten über Worte uns selbst, wir kreeiren unser Leben, wir schöpfen unsere Zukunft. Welche Inhalte, welche Werte und damit welche Geschichten möchtest du in dir lebendig werden lassen - Kraft deiner Denkfabrik? Wem es die Sprache verschlägt, der erstarrt in einen ohnmachtsähnlichen Zustand. Sprache als Ausdrucksmöglichkeit zu verlieren, geht einher mit dem Verlust, sein Leben bewußt und selbstbestimmt zu lenken - in der Welt der Freigeister der Verlust eines der elementarsten Werkzeuge.

 


Es ist Ostersonntag heute. Das Fest des Lichts. Wer hier schon länger mitliest, kennt dieses Goethe-Zitat von mir schon: *Was ist erquickender als das Licht? Das Gespräch.* Braucht es wirklich eine Aufforderung, sich gegenseitig etwas aus dem Leben zu erzählen? 

Frohe Ostern euch!

 

Nachgekocht habe ich mal wieder ein Gericht, für das Petra von Chili und Ciabatta die Inspiration rausgeschickt hat. Ich habe minimal verändert, in dem ich etwa statt Butternut Ofen-Süßkartoffeln verwendet habe, denn dabei entsteht herrliche, karamellig-gebräunte, leicht knusprige Unterseite. Wir fanden es sehr lecker, gerade auch in Kombi mit den Rice & Peas! Gibt es wieder!


Zutaten 2P:

2 mittelgroße/ große Süßkartoffeln
2 1/2cm Ingwer, grob gehackt
1 kleine, rote Zwiebel, grob gehackt
1 TL Pimentkörner
je 1/4 TL Zimptpuler und Muskatnuss
Salz und Pfeffer
1 TL Zucker
2 Knoblauchzehen
1 TL Thyymian
1 EL Apfelssig
Öl zum Bepinseln
...
Jerk-Sauce:
1/2 rote Zwiebel, grob gehackt
5cm Ingwer, grob gehackt
2 Knoblauchzehen
je ein TL Piment, Pfeffer, brauner Zucker
Thymian
Chili (m: Harissa*)
2 EL Öl
500ml Gemüsebrühe
2 EL Tomatenmark
4-6 EL Ketchup
1 TL Soja-Sauce
1 TL Speisestärke

Zubereitung:

 

Die Süßkartoffel der Länge nach halbieren und im Abstand von 2,5 cm tief einschneiden, aber nicht durchschneiden. Die restlichen Zutaten mit dem Pürierstab zu einer Paste verarbeiten und über die Süßkartoffel geben. Die Süßkartoffeln mit der Schnittfläche nach unten nebeneinander auf ein Blech legen.

Den Backofen auf 180°C vorheizen und die Süßkartoffel etwa 30 min backen, bis sie weich sind (überprüfen mit einem spitzen Messer prüfen).

In der Zwischenzeit die vegane Jerksauce kochen: Zwiebel, Frühlingszwiebeln, Ingwer, Knoblauchzehen, Piment, Pfeffer, braunen Zucker, Thymian und Harissa in einem Mixer zu einer Paste verarbeiten.

Das Öl in einem Topf erhitzen und die Paste darin etwa 4 Minuten unter Rühren anbraten. Gemüsebrühe, Ketchup, Tomatenmark und Sojasauce zugeben und alles 15 Minuten köcheln, dabei immer wieder umrühren, damit nichts am Boden ansetzt. Nochmal durchpürieren* und abschmecken.

Die Speisestärke mit etwas kaltem Wasser anrühren und die Sauce damit bis zur gewünschten Konsistenz binden.

     Dazu gabs wie bei Petra Rice & Peas -  ein wenig verändert: mehr Bohnen und Kokosmilch

Zutaten:

180g Kidney-Bohnen (m: aus Dose)
50ml von Bohnen-Flüssigkeit
2 Frühlingszwiebeln, gehackt
2 Knoblauchzehen
2 Thymianzweige
Öl
130g Reis
150ml Kokosmilch
etwas Wasser
Harissa
Salz

Zubereitung:

Das Öl in einem kleinen Topf erhitzen. Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Thymianzweige darin etwa 5 Minuten anschwitzen. Die abgegossenen Bohnen sowie den Reis zugeben und alles umrühren. Die Scotch Bonnet sowie die Kokosmilch zugeben. Nun die Bohnenflüssigkeit und das Wasser zugeben und salzen.

Alles zum Kochen bringen, den Deckel auflegen und die Temperatur auf ein Minimum reduzieren. 15 Minuten garen - gegebenenfalls noch etwas Flüssigkeit zufügen., dann etwa 10 min ruhen und nachgaren lassen.

*Anmerkung m: ich würze gerne mit Harissa, weil ich mit dieser Chili-Paste die Schärfe gut dosieren kann.

Quelle: Petra von Chili und Chiabatta

 

Begegnung: Reis-Karotten-Chicoree-Bratlinge

Sonntag, 25. Februar 2024


Wenn der Spott der Satire nach unten tritt, anstatt dass er sich nach oben richtet zur herrschenden Klasse, den Mächtigen, der Obrigkeit - dorthin, wo er traditionell hingehört - dann, ja dann hat sich was verdreht. Da bin ich ganz auf der Seite von Christine Prayon. Ähnliche Töne stimmt die Findungskommission der Dokumenta an. Wie gerne habe ich mich früher unter das Künstlervolk gemischt, unter jene, denen die Gesellschaft so viel Freiheiten zubilligte. Gut möglich, dass man nicht merkt, dass sich Meinungskorridore verengen, wenn man als Schmalspurganove den gut gekennzeichneten, mit Teppichboden ausgelegten, ausgetretenen Weg des Mainstreams nie verlassen hat, nie in Randgebieten unterwegs war. Wie vermutlich die Mehrheit der Menschen, die schon als Kinder in Michael Schanzes Ratesendung im letzten Moment immer dahin gesprungen wären, wo die meisten anderen stehen. Wie sollen die eine derartige Entwicklung überhaupt registrieren? Herdentierchen bleibt Herdentierchen, eigenständiges Denken nie geübt. Was zudem ja verboten werden soll - Frankreich fängt mal damit an.

Und wenn ich gerade dabei bin, den Kopf zu schütteln: diesen Link wollte ich auf jeden Fall hier gesetzt haben (Foodblog-Verpflichtung) *18 Milliarden Tiere, die als Nahrungsmittel gezüchtet werden, landen jährlich im Müll*. Das ist so krank, an diese Zahlen kommt selbst die Kühle des Kopf nicht hin. Was fällt einem dazu noch ein? Spätestens mit dem Kolonialismus und der Sklaverei ist der Traum der Menschheitsfamilie ausgeträumt. Zu einem Teil will ich definitiv nicht gehören, mit einem Teil will ich nichts zutun haben - das war in meiner Jugend bereits einer der Gründe, warum ich mich in die Kunst geflüchtet hatte. Heute suche ich Schutz und Abstand im Naturschutzgebiet.

*Manchmal bin ich enttäuscht von der Welt und wie Menschen miteinander umgehen* so wahr, ich auch, *Meine größte Herausforderung im Leben ist die Enttäuschung, dass Menschen nicht freundlicher zueinander sind. Aber dann versuche ich mich auf diejenigen zu konzentrieren, die es sind* erklärt sich Anni und warum sie immer wieder mit Depressionen kämpft. Was macht mich an manchen Tagen die Oberflächlichkeit, die Kälte, die Banalität, die Verlogenheit im Außen fertig... einhergehend mit dem Bedürfnis nach Trost. Grund genug, diesen kleinen Film mit Gleichleidenden unten einzustellen - von Reflections of life habe ich bereits auf mehrere verwiesen. Geht es euch auch so, aber ich muss automatisch mitlachen, wenn die zwei zu kichern anfangen. Überhaupt: sehr wohltuend beiden zuzuhören, wie sie sich Gedanken machen über sich als Paar.

Im besten Fall verändert man sich über die gemeinsame Zeit miteinander zum Besseren. Der große Zugewinn von Partnerschaft ist doch, dass die Welt größer wird: man sieht die Welt zusätzlich durch ein weiteres Augenpaar - und das färbt ab. Dabei lernt man sich selbst besser kennen und anzunehmen. Wirklich, ich bin davon überzeugt: wem der Himmel helfen will, dem hilft er durch die Liebe. Wie kann man den Wahnsinn und das Leid dieses Planeten aushalten ohne Vertrauten? Ich weiß schon gar nicht mehr, wer ich war, bevor ich meinen Habib kennenlernte... Gott sei Dank! Gefühlt mehrere Leben her. Gäbs doch mehr Liebespaare auf diesem Planeten - die suchen keinen Händel, die wollen nur leben!

Einer meiner verinnerlichten Kalendersprüche von Marie von Ebner-Eschenbach lautet: *Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus.* Und ganz ähnlich formuliert es auch John: *Wir werden durch die Erlebnisse in unserem Leben geprägt und den Dingen, die wir erleben. Es geht darum, was wir mit den Erfahrungen und Erinnerungen machen können. Ich entscheide, wie ich es betrachte, was ich damit mache. Ich sage gerne, dass Gefühle keine bösen oder schlechten Dinge sind - Gefühle sind das, was uns menschlich macht. Und es ist die Entscheidung, was wir mit diesen Gefühlen machen, die gut oder schlecht sein kann.*

Es reicht völlig, sich auf sein kleines Umfeld zu konzentrieren - ganz egal wie politisch aufgeladen eine Zeit sein mag. In diesem unmittelbaren Miteinander spielt sich das eigentliche, echte Leben ab, der Rahmen, in dem individuelle Entwicklung passiert. Und für nichts ist man verantwortlicher als sein eigenes Sein! *Wir brauchen keine Gemeinschaft, was wir brauchen ist Begegnung*, wurde mir in einem wunderbaren Gespräch weitergegeben, als wir uns - ganz intim und selbstverständlich zugleich - austauschten über unsere Gottesvorstellung. Wie schön ist das gesagt! Begegnung - ein echtes Zauberwort und die beste aller Inspirationen!

Ein guter Moment, mich bei denen zu bedanken, die mir so freundliche Nachrichten zukommen ließen, und bei denen ich allesamt hoffe, dass sich unsere Wege (wieder) kreuzen werden: danke Hannah, danke Charlotte, danke Lisa, danke Clara, danke Christin, danke Stephanie, danke Christine. Und natürlich Danke an den Tribe! Manchmal wirken ein paar Zeilen wie weitergeleitetes Licht!

 


Thematisch steige ich gedanklich wie kulinarisch wieder bei meinen Lieblingsthemen ein: vegetarische Puffer. Immer, wenn ich kurz davor bin, ein Ranking zu erstellen, dann kommen neue Rezepte dazu und das Karussell dreht sich weiter... Aber Deadline dafür ist 2024 - soweit hänge ich mich schon mal aus dem Fenster.

 

Zutaten 3P/ 9 Stück:

120g Reis
2 Lorbeerblätter
1/2 TL Curcuma
1 TL Ras el Hanout
70g Buchweizen-Mehl
20g Karoffel-Stärke
1 Karotte (ca. 150g)
1 Chicoree (ca. 120g)
optional 1 Mozzarella (oder Ziegengauda)
2 EL Petersilie, fein gehackt
Kokosfett

 

 Zubereitung:

Den Reis zusammen mit Kurkuma und Ras el Hanout gar kochen (mein demi-complet-Reis braucht ca 30min). Den Chicoree halbieren, den Kern keilförmig rausschneiden und in feine Streifen schneiden. Die Karotte bürsten und grob raspeln. Die Petersilie fein hacken, Käse reiben (oder Mozzarella in kleine Stücke schneiden).

Alle Zutaten, einschließlich Buchweizenmehl und Kartoffelstärke, vermengen, würzig abschmecken und mit feuchten Händen 9 Bratlinge geformt formenn.

Kokosfett in einer Pfanne erhitzen und die Bratlinge von beiden Seiten goldbraun und knusprig braten. Die Bratlinge schmecken auch kalt. Sie sind schön saftig, schmecken warm und kalt.

Als Begleitung gab es in etwa dieses Rotkohl-Rezept zusätzlich mit Preiselbeeren

Anmerkung m: für die vegane Variante einfach den Käse weglassen - die Bratlinge halten auch so super zusammen!

Inspiration: CK

 

Vermählung: Früchte-Nussknacker

Samstag, 23. Dezember 2023

 

Rückblickend schüttle ich über mich selbst den Kopf! Selbst als #Team Romantik der ersten Stunde (jaja, auch hier) war es doch sehr kindlich naiv, davon auszugehen dass alle Paare den gleichen Werdegang durchlaufen, ähnlich diesen Hüpfkästchen aus Straßenkreide, indem der Parcours klar vorgegeben ist: verliebt-verlobt-verheiratet. Heute fallen mir nicht mal eine handvoll Paare ein, die ich anschmachte ob des liebenswürdigen Umgangs miteinander. Eher im Gegenteil: in unseren Breitengraden scheint das mit der Paarbeziehung kaum einer hinzukriegen. Warum verlieren wir so schnell das Interesse aneinander, reden nicht mehr, suchen keinen Austausch?

Dabei wird derart Hosiana auf die freie Wahl der Liebe gesungen. Und? Im Ergebnis scheint das Modell wenig erfolgverprechend und eher ernüchternd. Zumal: so lange gibt es das freie Aufspielen in der Liebe noch nicht.

Schaue ich mir meine Familiengeschichte an, so paarte sich die Generation meiner Großeltern während dem Krieg. Ich kenne nur die weibliche Sicht, die Großväter lernte ich nie kennen. Die eine Oma schrieb mit zwei Soldaten, beide fielen. Später heiratete sie dann einen deutlich älteren Mann, an den sie nie ihr Herz verlor. Die andere Oma lernte ihren künftigen Mann ebenfalls als Soldaten kennen, schnelle Heirat, keine großen Gefühle ihrerseits, zudem ständig getrennt, in den kurzen Fronturlauben dann die schnelle Zeugung von Kindern und irgendwann, Jahre später, kehrte er zurück aus der Gefangenschaft, verdreckt, verlaust, verwanzt und traumatisiert. Romantik geht definitiv anders.

Die Elterngeneration, die mussten noch heiraten, um überhaupt das Elternhaus verlassen zu können. So wollte es die Zucht und Ordnung. Und ich hätte für mich die Hand nicht ins Feuer legen wollen, ob ich nicht genauso die erstbeste Möglichkeit ergriffen hätte, um dem Elend zu entkommen. In der Not frißt der Teufel Fliegen. Nur, das könnt ihr einer Fachkraft glauben: Liebesgeschichten beginnen anders.

Dann kam die Pille, die Wohngemeinschaften und nun ging der wilde Reigen erst richtig los. Mit der einhergehenden Ernüchterung in Folge der meine Generation recht bald feststellen mußte, dass Sex noch keine Liebe und dass der Glimmstängel der Leidenschaft schnell runtergeraucht ist.

Obwohl die Beziehungen nicht länger halten als früher, wird immer noch kräftig geheiratet - möglicherweise der Kinder wegen. Also Hochzeit ist überhaupt nicht meine Veranstaltung. Alleine diese unmöglichen Brautkleider-Sendungen, in denen die Mädels vor dem Spiegel stets totally ergriffen von sich selbst sind, wenn sie *ihr* Kleid gefunden haben, maximal egozentrisch, völlig selbstverliebt, ganz so als wollten sie sich selbst heiraten. Schlimm! (Wobei es diesen Firlefanz mit Selbst-Heirat ja sogar gibt - was soll man über die Verwirrtheit der Menschen noch sagen?). Für ein Kleid für einen einzigen Tag, für ein einziges Fest so viel Geld auf den Tisch zu legen - nee, sorry, verstehe ich nicht, das leuchtet mir nicht ein. Sowieso mal wieder ganz mit Goethe: *Man feiere nur, was glücklich vollendet ist; alle Zeremonien zum Anfang erschöpfen Lust und Kräfte, die das Streben hervor bringen und uns bei einer fortgesetzten Mühe beistehen sollen. Unter allen Festen ist das Hochzeitsfest das unschicklichste; keines sollte mehr in Stille, Demut und Hoffnung begangen werden als dieses.*

Ob die von Eltern eingefädelten Ehen zwingend schlechter sein müssen als die der freien Wahl? Diese Doku schaute ich mir an, in der u.a. eine arrangierte Hochzeit im Himalaya verfolgt wird: Becoming women in Zanskar (ca. min 40).  Die Eltern der Braut wählen für ihre Tochter einen Bräutigam, ganz so, wie es die Tradition will, ganz so wie sie verbunden wurden. Sie erzählen, die Zuneigung füreinander würde mit der Zeit schon wachsen, wenn man sieht mit wieviel Arbeit, Einsatz und Fleiß sich für die Familie engagiert wird - notwendigerweise in dieser rauhen Gegend, man braucht sich und ist aufeinander angewiesen. Aber was fließen bei allen die Tränen während der Vorbereitung auf die Brautentführung: ihr kleines Mädchen würde das Haus für immer verlassen. Da schniefe ich synchron mit - angefasst und ein wenig neidisch - weil diese offensichtliche Verbundenheit so rührt, weil die Familienbande derart außergewöhnlich innig sind. 

Da frage ich mich dann schon: wie beziehungsfähig sind wir eigentlich, wie liebesfähig - gerade wenn man den Vergleich so vor Augen gestellt bekommt. Tja, und bei der freien Partnerwahl kann man von Eigenverantwortung nicht frei gesprochen werden, schon Richtung: dir geschieht nach deinem Glauben. Wovon hast du denn geträumt? Wonach hast du denn gesucht? Denn mir fällt wenig ein, dass ähnlich entscheidend für die Vita ist, mit WEM man gemeinsam durchs Leben geht. Werte brauchen ein entsprechendes Gebenüber. 

Gute Gelegenheit mal wieder auf James French zu verweisen, der auf so phantastische Weise demonstriert, dass erst auf der Basis von Frieden, Vertrauen und Freiheit der Weg zueinander geöffnet ist. Und dass wir uns über das Gefühl verbinden und nicht über den Verstand, Intellekt, Worte oder andere Konstrukte. Dann, ja dann ist Beziehung der Paradeort, die beste aller Möglichkeiten um Werte erfahren, leben und üben zu können - in Ernsthaftigkeit, in Wahrhaftigkeit. Das Üben von Miteinander statt Gegeneinander, freiwillige Kooperation, fruchtbarer Austausch, gemeinsames Wachsen. Was wäre wünschenswerter für diesen Planeten und seine Lebewesen als das?!



Eine ganz klassische, kulinarische Vermählung zu Weihnachten sind Dörrfrüchte mit Nüssen. Diese Früchte-Nussknacker sind eine super Sache für alle Kurzentschlossenen noch auf den letzten Metern vor Weihnachten schnell  den Plätzchenteller mit Selbstgemachten zu füllen. Sie halten sich im Froster locker 3 Monate und im Kühlschrank mehrere Tage. Ich habe die Rollen einfach in der Tiefkühle gelassen und je nach Bedarf für uns Scheibchen abgeschnitten - selbst dann lassen sie sich direkt essen.


Zutaten - 2 Rollen/ca. 50 Stück:

100g Datteln
70g Dörr-Pflaumen
80g Dörr-Aprikosen
50g Rosinen
50g Dörr-Preiselbeeren
50g Kürbiskerne
75g Walnüsse, gehackt
75g ganze Mandeln, geröstet
40g Sesam (Teil davon für Deko)
20g Pinienkerne (m: Pistazien)

Zubereitung:

Datteln, Pflaumen, Rosinen, Aprikosen und Cranberries getrennt voneinander mit kaltem Wasser übergießen und etwa 15min ziehen lassen.

Walnüsse fein hacken. Ganze Mandeln in einer Pfanne ohne Fett rösten.

In einer Schüssel Walnüsse, Mandeln, Kürbiskerne, Sesam und Pinienkerne zusammenschütten. 

Auf einem Brett 2 Bahnen Klarsichtfolien vorbereiten.

Dörr-Früchte abgießen. Rosinen und Cranberries zu den Nüssen geben. Aprikosen klein schneiden. Datteln und Dörrpflaumen entkernen und in einem Mixer zu Mus pürieren. Nun alle Zutaten mit behandschuhten Hände gut vermengen.

Die Hälfte der Masse auf eine der Folien setzen, erst mit den Händen etwas länglich formen dann in der Folie rollen. Wenn die Rolle schön und fest geformt ist, wieder etwas aufwickeln und den Sesam vor und hinter die Rolle streuen und erneut rollen - auf diese Weise die Rolle im Sesam wälzen. Mit der 2. Hälfte genauso verfahren. Enden gut verknoten und Rollen für 2 Stunden in den Froster legen.

Dann mit einem scharfen Messer in gewünschte Stücke (m: ca. 1cm Breite) abschneiden.

Quelle: YT - fantastische Rezepte

 



  Ein harmonisches und friedliches Weihnachten euch!

*

    **** wieder mit Verweis auf die Weihnachtsbotschaft meines Habibs ****

 *

 

Topf und Deckel: Nudelschnecken-Gratin mit Mangold

Dienstag, 12. Dezember 2023


Ich liebe Kennenlern-Geschichten. Ich sammle Kennenlern-Geschichten. Ihr wißt Bescheid. Nun, es ist, wie es ist: jedem sein Fachgebiet. Wer mir unter die Finger kommt, wird einschlägig befragt. Und ich kann in Kennenlern-Geschichten lesen wie andere im Kaffee-Satz. Oder so. Erzähle mir den Anfang und ich destilliere dir daraus die komplette Geschichte. Gut, nichts einfacher: dafür muss man lediglich das kosmische Gesetz begriffen haben, dass sich mit jedem Beginn die weiteren Geschehnisse daraus nur noch auswickeln. Dann kann jeder leicht erkennen, dass im Anfang bereits das Ende verwoben ist... und der Rest ergibt halt das Dazwischen.

Die Kennenlerngeschichte von Michael Ende und seiner Frau Ingeborg wurde direkt unter meinen Lieblingen archiviert: Auf einer Silvesterparty von Freunden begegneten sie sich zum ersten Mal. *Die damals bekannte Vollblutschauspielerin, "rothaarig, feurig und schick", wie Michael Ende erzählte [und 8 Jahre älter als er selbst], steuert direkt auf ihn zu, während er hinter einer von Plastik-Efeu überwucherten Theke den Barkeeper mimt, und sagt: "Angelehnt an die Efeuwand dieser alten Terrasse..."  Michael Ende erwidert prompt "Mörike" - tja, und nicht nur das Zitat ist erkannt, das geheime Loswort ist gefallen: Team Kunst und Literatur. Schön, oder? Bis zu ihrem Tod blieben sie ein Paar.

Folgerichtig liebe ich alle Kuppelshows, die der Markt zu bieten hat. Gibt es was Schöneres, als anderen beim Verlieben zuzusehen. Wer verliebt ist, platzt über sich hinaus. Der sieht nicht nur im Objekt seiner Begierde vor allem die Vorzüge, die ganze Welt erscheint im liebenswerter. Es ist die wundersam schillernd Phase, in der jeder über sich hinausgehoben wird, da strahlt selbst das kümmerlichste Exemplar Mensch weit über seine Möglichkeiten. Das mag anfangs alles etwas unbeholfen, täppisch und ungeschickt vonstatten gehen - so oft verliebt man sich ja nicht - meine großzügige Gewogenheit tut das keinen Abruch, mir wird in keinster Weise langeweilig beim Beobachten.

Das für mich Erstaunlichste ist, dass diese mediale, öffentliche, professionelle Kuppelei sogar gar nicht mal selten aufgeht. Ob bei *Bauer sucht Frau* oder *Hochzeit auf den ersten Blick* - es gibt zahlreiche, erfolgreiche Kuppel-Beispiele vorzuweisen. Ich verlinke jetzt nicht, vermutlich könnt ihr mir auch ohne exemplarische (Film)Referenzen folgen. Tsss, dass das so funktioniert, verrückt, oder!? Gut, der Bauer wirft noch Haus, Hof und eine Existenz mit in die Wagschale. Das zieht wohl zusätzlich. Und bei der anderen Kuppelsendung mit der direkten Hochzeit, brüstet man sich ja, dass *aus Wissenschaft Liebe wird*. Das *Matching-Team* um drei *Matching-Experten* (seufz, was eine Berufsbezeichnung, h-e-r-r-l-i-c-h, nur zu studieren in Castrop-Rauxel) wertet jede Menge Daten aus, um schließlich zwei zu kombinieren. Eine der *Expertinnen* meinte, ihre Bewerber würden jedes Jahr zahlreicher und sie würden immer häufiger hören, dass auf diese Weise der potentielle Partner ja auf Herz und Nieren geprüft worden wäre - sinngemäß: heute wisse man ja nicht mehr, was so alles frei rumläuft... Naja, beim letzten deutschen Stadtbesuch waren die Litfaß-Säulen mit *Dein Schritt juckt mich auch* plakatiert... Man ahnt, was sie damit sagen will und dass ein bißchen Jucken im Zweifelsfall das kleinste Problem ist...

Eigentlich schon ein waschechtes Wunder, wenn sich zwei Menschen finden und ineinander verlieben, findet ihr nicht? Großes Mysterium! Für die, die an die große Liebe glauben, stellt sich die Geduld als die härteste Probe heraus. Die anderen finden schneller was zum Hacken. Und heute gibts jede Menge digitale Unterstützung bei der Suche nach dem einen oder anderen. Je nachdem halt.

Dieser Artikel (via Geo) thematisiert nachvollziehbar, dass Dating-Apps zwar das Kennenlernen erleichtern, die Suche nach einem echten Partner aber eher erschweren. Leute, ich schreibe bei völliger Ahnungslosigkeit, Dating-Apps sind komplett unbespieltes Gebiet - und ich bin nicht traurig darüber. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass der Habib und ich auf dem Weg nie zusammengefunden hätten.. ich erzähle ja bereits ein bißchen.... 

Herausgegriffen aus dem Artikel weil gefällig habe ich mir den Vergleich, den Psychologen erstellten, die zum Thema menschliche Entscheidungsprozesse forschen: und zwar dass bei Dating-Apps Menschen beurteilt werden wie ein Fertiggericht nach Zutatenliste und Kalorienangaben - doch wie das Gericht schmeckt, weiß man deshalb noch lange nicht.

 

 

Ein Bild, mit dem ich als Foodie arbeiten kann. Das Auge allein verführt, die Beschreibung gibt eine Vermutung, aber letztlich hilft beim Essen eben wie im echten Leben nur der Selbstversuch, wenn mans wirklich wissen will: nachkochen und mit allen Sinnen ein eigenes Urteil fällen.

Wenn es sehr üsselig draußen ist - so richtig grau, dunkel, regenschwanger, feuchtkalt - dann kann mich das oft dazu animieren, uns eine handgemachte Pasta auf den Tisch zu bringen. Pasta-Schnecken habe ich uns schon lange nicht mehr zubereitet, dabei sind sie eine ungemein bequeme Art, gefüllte Nudeln zu basteln. Godfather aller Pasta-Schnecken bleiben die Krautkrapfen. Diese heutige Zutaten-Kombi ist altbewährt und in meinem Geschmacksuniversum sehr beliebt: Kürbis - Mangold - Ziegenkäse... kann nix mit falsch laufen. Außer, dass ich mich bei solchen Gerichten tendenziös überfresse.


Zutaten 2-3P:

Pastateig:
200g D1050
2 Eier
1 EL Olivenöl
...
350g Mangold
1 kleine Zwiebel
3 Knoblauchzehen
etwas Gemüsebrühe
2 TL Thymian
100g Ziegenkäse, cremeux*
1 EL crème fraîche
Salz, Pfeffer
Olivenöl
....
250g Ofentomaten
250g Kürbis (m: Butternut)*
etwas Gemüsebrühe
Harissa
2 Lorbeer-Blätter
1/2 TL Ras el Hanout
Salz, Pfeffer
eine Prise Rohrzucker
ein Schlückchen Rotwein
...
etwas geriebener Käse zum Bestreuen (m: Tomme de brebis)


Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig einen homogenen Teig kneten, in Folie packen und für mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
 
Die Pasta-Sauce zuerst zubereiten. Dafür den Kürbis schälen und würfeln. In etwas Kokosöl kurz anrösten, dazu auch das Ras-el-Hanout mitrösten, bis es zu duften anfängt. Nun Ofentomaten, Brühe und Rotwein anschütten, Lorbeerblätter dazugeben und bei geschlossenem Deckel weich garen. Salzen, pfeffern, würzen mit Harissa und etwas Zucker. Fein pürieren. Die Sauce sollte cremig sein aber nicht flüssig.

Für die Füllung Mangold waschen, Stiele vom Grün entfernen und getrennt voneinander klein schneiden. Zwiebel fein hacken, ebenso die Knoblauchzehen. Zwiebel in heißem Olivenöl glasig braten, kurz vor Ende den Knoblauch zufügen, dann die Mangoldstiele mit dem Thymian. Ein wenig Gemüsebrühe anschütten, Deckel auflegen und etwa 5min garen. Dann das Mangoldgrün untermischen und weitere 5 min garen Salzen, pfeffern und gewürfelten Käse und Crème zum Mangold schmelzen lassen. Die Flüssigkeit sollte nahezu verkocht sein. Etwas abkühlen lassen.

Ofen auf 190°C (OU-Hitze) vorheizen.
 
Den Pastateig dünn rechteckig auswellen (etwas dünner als für Krautkrapfen) - etwa auf 55cm x 35cm. Die Füllung dünn auf dem Pastateig verteilen. Von der langen Seite aufrollen und in 8 gleichgroße Stücke schneiden

Ca. 2⁄3 Tomatensoße in eine ofenfeste Form geben. Die Nudelrollen hochkant nebeneinander hineinsetzen. Restliche Sauce darübergeben, nun den geriebenen Käse darauf verteilen und mit Olivenöl etwas beträufeln. Im heißen Ofen ca. 20 Minuten backen

 

Anmerkung m: Lieblingskürbis bleibt bei mir der Butternut/ Saint félicien ist eine Käse-Alternative oder eben ein anderer cremiger Charakterkäse/ ich hatte zuletzt noch ein paar tiefgefrorene confierte Kirschtomaten in die Sauce gemischt

 



.Geschwister im Blog-Universum:

 

    ****    mit Käse überbackene Nudelschnecken

  ****    Rotolo ripieno

  ****    Nudelrollen mit Kürbis und Linsen

   ****    Krautkrapfen 

   ****    Zucchini-Krapfen mit confierten Kirschtomaten
 

 

Phantásien, ein Herz für Lebkuchen und Blob-Buster Alpenbrot

Donnerstag, 30. November 2023


Von Otfried Preußler war es nur ein federleichter Katzensprung rüber zu Michael Ende. Und vielleicht muss ich in meiner künftigen Bücher-Edition doch *Krabat* gegen *Die unendliche Geschichte* austauschen. Bereits optisch verströmte das Buch für mich als Kind mit seinem roten und grünen Schriftbild und den verschlungenen Anfangsbuchstaben eines jeden Kapitels die ganze Magie, die später dann die Buchstaben entfalteten. Und natürlich ist diese Geschichte DER Inbegriff einer anderen herausragenden Eigenschaften von Büchern: sie verhelfen zur Flucht aus einer Welt, die einen nicht freundlich behandelt - DER Grund, warum ich ein Lesekind geworden bin.

Es hat mir Freude gemacht, mich die letzte Zeit ein wenig mit Michael Ende auseinander zu setzen (das Interview mit Fuchsberger). Wie viel Paralellen sich zwischen Preußler und Ende finden. Und wie fasziniert mich, dass Kinder so oft die Biographie ihrer Eltern fortsetzen. Mein Habib ist ganz folgerichtig der Sohn seines Vaters Emil, der Doktor der Chemie und Philosophie war.

Und während man Preußlers Geschichten anmerkt, dass ihm sein Vater viel von seiner Passion als böhmischer Heimatkundler weitergab, so ist Michael Ende spürbar der Sohn eines Malers, Edgar Ende, mit seinem bilderreichen Schreibstil. Außerdem ist Ende - wie wir alle - geprägt von seiner Jugend. Mit 14, berichtet er in einem Radio-Interview, als er sich gerade begonnen habe, dem Außen zu öffnen, brannte die Welt und alles lag in Schutt und Asche. Und früh war klar, dass er auf der Straße, wenn er mit anderen spielte, nicht erzählen durfte, was zuhause passierte oder gesprochen wurde. Sein Vater war zu den entarteten Künstlern gezählt worden und durfte keinerlei Malereibedarf erwerben - das mussten stets Freunde für ihn tun; Malen durfte nur heimlich geschehen...

Ich glaube schon, dass der Hintergrund, vor dem schöpferisches Schaffen stattfindet, sehr entscheidend ist. Er liegt wie eine Blaupause unter allem. Und so eint etwa Krabat und die unendliche Geschichte, dass die Bedrohung ein wesentlicher Baustein der Erzählung ausmacht. Braucht es eine Bedrohung, um zu erkennen, was schützenswert und kostbar ist, habe ich mich gefragt? Wie bei den *landscape of fear* etwa?

Literatur und Lügen sind aus der gleichen Substanz. Fiktion. Diese Substanz kann Medizin oder Gift sein, das hängt von den Händen ab, die sie verwendet. [...] Wenn es darum geht, Menschen zu kontrollieren, gibt es kein besseres Instrument als Lügen. Denn du siehst, Menschen leben nach Überzeugungen. Aber Überzeugungen kann man manipulieren. Daher ist die Macht, Überzeugungen zu manipulieren, das Einzige, was zählt. (Ende)

Ähnlich, weniger politisch, formuliert es Preußler: *Ich glaube an die Kraft der Phantasie. Und ich glaube an die seelischen Kräfte, die sich in magische Wirkung umsetzen können, sei's zum Bösen oder sei's zum Guten.*

Wir reden über die Kraft der Gedanken. Und viel, viel zu selten, machen wir uns über diese größte Fähigkeiten, die wir als Geistwesen besitzen, Gedanken und setzen uns damit auseinander, was das in aller Konsequenz bedeutet.

*Du meinst, dass Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr allein erwachsen künftige Welten: In dem, was wir [durch unsere Gedanken] erschaffen, sind wir frei* bekräftigt Ende seine Überzeugung. 

Man kann ja noch nicht einmal behaupten, dass wir tölpelhaft mit unserer schöpferischen Kraft umgehen. Wie im Nebel sind uns unsere Gedanken in keinster Weise bewußt, wir ahnen kaum, worin wir gedanklich fischen. Wir hören uns selbst beim Reden nicht zu, und merken nicht, worin wir uns mehr und mehr verstricken. Kann Mensch weiter entfernt davon sein, selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu werden, wenn er selbst keinen Zugang zu seinen Gedanken hat?

Dabei taucht man als Kind tief ein, in die unendlichen Weiten des eigenen, inneren Erlebens, in der die Kraft der Imagination den Realismus der Form ganz leicht sprengt.

Preußler formuliert das schön: *Die Kinder der Welt durchlaufen auf einer bestimmten Entwicklungsstufe alle diese magische Phase, in der man mit Steinen reden kann, in der man aus Tannenzapfen Kühe und Schweinerl macht. Da sind die Kinder der Welt eine internationale Nation. * 

Ob Kinder heute überhaupt noch derlei Erlebnisse haben in ihrem Spiel? Die Risiken für die Nutzung digitaler Medien im Kindesalter sind immer besser belegt. Schweden streicht aufgrund von neuesten Erkenntnissen den Bildschirmzwang für Kleinkinder. (via infosperber). Über 40 Forscher rund um die Gesellschaft für Bildung & Wissen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland fordern ein Moratorium der Digitalisierung an Schulen und Kitas. KI dürfe Lehrer nicht ersetzen (via Heise online). Bei aller kritischen Beobachtung, stehen die Zeichen doch allerortens so, dass der Mensch sich abwendet von seinem Ursprung hin zu einem seelenlosen, geistlosen Apparat.

 


Eine Aussage von Ende gefiel mir ebenfalls sehr, weil ich mich darin so wiedergefunden habe. Das Gespräch mit seiner Frau Ingeborg war für ihn nicht nur Inspiration und Anregung, sondern eigentlicher Schreibanlaß - das gilt sosehr auch für mich und meine Gespräche mit dem Habib. Ihr erinnert euch an Kleist *Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden*, genau so: das Gegenüber hilft entscheidend beim Formulieren. Und für mich ist das hellste Licht, auf das ich schauen kann, mein Habib.

Jede Adventszeit hadere ich ein wenig mit meinem Los als Foodblogger, denn über die Jahre habe ich SO viele Lieblingsplätzen angesammelt - im Badischen nennt man sie ja Brödle - , dass ich eigentlich ungern Neues ausprobiere.

Prompt lehrt mich das Alpenbrot eines besseren! WIE konnte ich nur diesen Blog-Buster seither übersehen. Petra hat ihn bereits von einem anderen Blog und von ihr aus zog er seine Erfolgskreise von Blog zu Blog. Allesamt begeistert. Und ich kann nur ins gleiche Horn blasen: ein Spitzen-Rezept um in die Weihnachtsbäckerei einzusteigen, schnell zusammengefummelt und schmeckt super. Wobei ich eigentlich alle Lebkuchen-Rezepte, die ich seither ausprobiert habe, liebe - deshalb für euch heute hier gebündelt! Kann ich mich unter den letzten Rezepten kaum entscheiden, so belegen aber die untersten zwei hier auch in meinem Ranking die letzten Plätze.


 Zutaten:

500g Mehl (m: halb Einkorn-Vollkorn, halb D630)
250g Butter
250g Muscovado-Zucker (m: 200g)
2 Eier
30g Kakao
1/2 EL Zimt
2 gemahlene Nelken (od. 1/4 TL Nelkenpulver)
2 Kapseln grüner Kardamom (od. 1/4 TL Kardamom-Pulver)
1/4 TL Muskatnuss-Abrieb
1/2 TL Salz
...
40g Rohrzucker (zu Staubzucker gemahlen)
 
2-3 EL Zitronensaft

Den Backofen auf 180°C (O/U-Hitze) vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.

Die Butter in der Küchenmaschine cremig rühren. Den Zucker zugeben und alles so lange rühren, bis die Masse hellschaumig ist, das dauert eine Weile.

Währenddessen Mehl, Kakao, Zimt, gemahlene Nelken,, Kardamom, Muskat und Salz verrühren.

Die Eier einzeln unter die Schaummasse rühren, bei jeder Zugabe 1-2 Minuten rühren. Nun die Mehlmischung zugeben und nur kurz unterrühren. Den Teig auf die leicht bemehlte Arbeitsfläche geben, nochmal ganz kurz durchkneten. Die Masse in 6 Teile a etwa 180 g teilen, diese zu Rollen formen und auf das Backblech legen (m: Rollen geformt von etwa 32cm).

Das Blech für 15-20 Minuten (m: 17min) in den Backofen schieben, die gebackenen Laibchen sollen sich noch etwas weich anfühlen.

Während der Backzeit den gesiebten Puderzucker und Zitronensaft zu einem dünnflüssigen Guss verrühren.

Das Blech aus dem Ofen holen, die heißen Laibchen sofort mit dem Guss bestreichen. Kurz abkühlen lassen, dann die Laibchen schräg in Scheiben schneiden, komplett auskühlen lassen.

Das Alpenbrot in gut schließenden Blechdosen aufbewahren.

Anmerkung m: idiotensicher, schnell, köstlich - und Vollkornmehl-Skeptiker dürfen hier ihre Abneigung ablegen: der Einkorn gibt einen zusätzlich schönen, leicht nussigen Geschmack

Quelle: Petra aka Chili und Ciabatta

 

    

      

      

 

„Ich habe mich ein Leben lang dagegen gewehrt, das zu werden, was man heutzutage einen richtigen Erwachsenen nennt, nämlich jenes entzauberte, banale, aufgeklärte Krüppelwesen, das in einer entzauberten, banalen, aufgeklärten Welt sogenannter Tatsachen existiert.“ (Michael Ende)