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Geisterfahrer - Glasnudelsalat mit Bulettchen

Montag, 29. Mai 2023


Aus dem Buch *Der Apfelbaum* von Christian Berkel zog ich mir außerdem den Satz *Wo Gefahr droht, erwächst das Rettende auch*. Ein schöner Satz, den ich schon lange nicht mehr gehört habe. Da liegt so viel Trost und Hoffnung. Nur glaube ich leider, dass sich ein Mensch durchaus zu weit - fatal - in Geschehnisse verstrickt haben kann, dass irgendwann ein *point of no return* erreicht ist. Etwa wenn Erbgut ein Mal verändert wurde oder bei chronischen Krankheiten ist das so einfach nicht wieder rückgängig zu machen.

Gerade hörte ich mir einen neuen, spannenden Bericht von Dr. John Campbell an - zum 3. internationalen Covid-Gipfel in Brüssel (auf jeden Fall auch dem weiteren Link folgen zu der zusammenfassenden Konferenz, wo die völlig ungeschminkte Meinung zur WHO laut gemacht wird). Worauf Campbell seinen Fingerzeig dabei richtet, ist mir Bestätigung und kein großer Paukenschlag... ich habe aus meiner Skepsis ja nie einen Hehl gemacht. Aber irgendwie staune ich trotzdem: was die Dimension der Skrupellosigkeit angeht... da reicht mein Fassungsvermögen einfach nicht hin.

Komischerweise hat das Poster hinter Campbell besonderen Eindruck auf mich gemacht, das von der Schafherde, in der ein einzelnes Schaf alleine in eine andere Richtung schaut und darunter steht: turn - look - see. Und irgendwie verhalf mir der Anblick zu der Erkenntnis, dass von der Herde Gefahr aus geht... genau dort, wo man früher einmal Schutz suchte. Mit dieser Betrachtung wurde mir bewußt, dass man in der Herde besser nicht unterschlupft, denn da hat sich gewaltig etwas gedreht. Das ist Teil der neuen Zeitqualität. Wer bis jetzt nicht aufgewacht ist, für den wirds langsam zu spät. Harari (von letztem Post) geistert mir weiterhin durch die Gedanken. 

Er zieht die Social Media Welt als Beispiel für die Spaltung der Gesellschaft heran, in der primitive KI-Tools dafür benutzt werden, dort gepostetes Content zu kuratieren in relevante und irrelavante Beiträge. Harari beschreibt ein auf solche Weise zerrüttetes Amerikia, das über die leistungsfähgiste Informationstechnologie ever verfügt, jedoch mit dem Ergebnis, dass keiner mehr weiß, was er glauben soll: *American citizens can no langer agree who won the last elections, wheter climate change is real or whether the vaccines prevent illnesses or not.* (Amerikanische Bürger können sich nicht mehr darauf einigen, wer die letzten Wahlen gewonnen hat, ob der Klimawandel real ist oder ob die Impfstoffe Krankheiten verhindern oder nicht).

Genauer hingeschaut aber geht der Riss viel, viel tiefer als sich nicht mehr auf die gleichen Informationen einigen zu können: Die Menschheit hat sich geteilt. Und die Wissenschaft kann das nicht flicken. Der Zeitgeist verlangt den individuellen Mensch. Und die Konsequenz dessen ist, dass es für das Einzelwesen katastrophal wird, sich dem Mainstream anzuschließen. Die Masse reißt das Individuum mit ins Stereotype, ins Uniforme, ins Einheitsdenken - weg von sich selbst. Das Individuum hat sich im Gegenteil jetzt bewußt von der Masse abzulösen. Outstanding. Am Rande der Gesellschaft. Der Andersdenker. Der Außenseiter. Der Ausreißer. Der Geisterfahrer. Vorbei die Zeit, in der man sich wohlig in die große Gruppe kuscheln kann. Der Menschheitstraum *alle Menschen werden Brüder* war eh seit jeher die schönste aller Utopien. Aber jetzt, jetzt ist eine ganz neue Qualität an Selbstverantwortung, an Selbstfürsorge von nöten, um seinen innersten Kern zu schützen. Nur mit Hilfe eines gesunden Egoismus wird es möglich, seine Werte bewahren, entfalten und leben zu können. Oberste Priorität wird, auf sich zu achten. Für andere sorgen andere.

*Die Wahrheit ist heilig* proklammierte Tom Hanks gerade in Harvard, als er den Ehrendoktor verliehen bekam. Ebenfalls einer dieser Sätze, die dieser Tage Eindruck auf mich machten. Und genau darum gehts. Was ist dir als Einzelwesen heilig. Daran alleine gilt es sich zu orientieren, daran auszurichten, dahin stur-heil zu streben - mag die Herde drängen, wohin sie will, mögen die Wölfe heulen, wie sie wollen. Stelle dich also der Tatsache: das Individuum ist perse einsam (s. Rilke), dein Heiligtum sei *vor dir selbst bestehen können.*



Mein kleines Küchen-1x1 dreht sich ja gerade um *Pflanzerl* aller Art. Dieses hier habe ich euch bereits vorgestellt: das Pilz-Bulettchen. Sehr olymp-favorisiert. Ich bastle also eine solche Gemüse-Frikadelle der Wahl und dann noch ein bißchen begleitendes Gemüse... voilà, voià, so schnell ist gekocht.

Heute - als Salat-Plus-Gericht - habe ich uns dazu einfach einen Glasnudel-Salat gemacht. Wie kann das nicht schmecken? 

 

Zutaten 2P:

2 Knoblauchzehen
1 Stück Ingwer (ca. 2cm)
1 Limette, abgeriebene Schale und Saft
1/2 Bund Petersilie
1/2 Bund Koriander
100g Glasnudeln
1 kleine, rote Paprika
1 kleiner Brokkoli
2 Karotten
2-3 Frühlingszwiebeln
3 EL Sesam-Öl
2 EL Tamari
1 TL Ahorn-Sirup
Chili-Flocken
geröstete, gesalzene Erdnüsse
 

Zubereitung:

Knoblauch und geschälten Ingwer feinst hacken. Die Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden - das Weiße zur Seite nehmen. Mit dem Grün, Knofi, Ingwer ud der Hälfte von Soja-Sauce, Ahornsirup, Limettensaft und -zesten, sowie Sesamöl ein Dressing mixen.

Koriander und Petersilie von den Stängeln befreien und mittelfein wiegen

Glasnudeln nach Packungsanweisung in Salzwasser garen.

Brokkoli über Wasserdampf weich kochen. Möhren mit der Böhrner-Reibe stiften.

Im restlichen Sesamöl das Weiß der Frühlingszwiebel und außerdem den Möhren kurz anbraten und mit der anderen Hälfte der Soja-Sauce ablöschen. Nun alles miteinander vermengen und nochmals abschmecken mit Salz und Pfeffer.

Zur Dekoration mit den gehackten Erdnüssen bestreut servieren.

Unmenschlich: Süßkartoffel-Gnocchi mit Buschbohnen und Salbei

Donnerstag, 25. Mai 2023

 

*Erdrückender als das Schicksal, das man mit vielen teilt, ist das Schicksal, das einen ganz alleine betrifft* zitiere ich Christian Berkel aus seinem Buch *Der Apfelbaum*, welches ich gerade abgeschlossen habe - eine Geschichte über die transgenerationale Weitergabe von Traumata durch die Geschehnisse im 2. Weltkrieg.

Dem stimme ich zu. In meinem Universum steht das Individuum über allem. Wobei die Menschheit gerade an einem gemeinsamen Meilenstein angekommen ist: KI, die Künstlichen Intelligenz. Yuval Noah Harari - den ich bereits zu meinen Gedanken zum Transhumanismus hier vorgestellt habe - ist israelischer Historiker, Militärexperte und Philosoph. Er postuliert in einem Vortrag zu AI, den ich euch unten eingestellt habe: *What we are potentialy talking about is nothing less than the end of human history. Not the end of history - but the end of the human dominated part of what we call history.*

Obwohl er die positiven Möglichkeiten, die mit KI einher gehen können, nicht verneinen will, sieht er seine Rolle mehr darin, vor den Risiken zu warnen. Selbst die KI-Software-Entwickler haben keinerlei Vorstellung, ín welche Richtung, in welcher Geschwindigkeit, in welcher Weise sich KI zukünftig selbstständig weiterentwickeln wird. So dass man zusammenfassend feststellen muss, dass den Menschen ihr Produkt aus den Händen gleitet und sich buchstäblich *selbstständig* macht - ohne, dass jemand die Konsequenzen in irgendeiner Form absehen kann. Wie bei allen großen Erfindungen reden wir bei KI gleichzeitig über eine Waffentechnologie - und das globale Wettrüsten ist eröffnet. Darin sieht Harari aktuell die größte Bedrohung: die Menschheit benötige dringend mehr Zeit, um KI zum Wohle aller zu begrenzen und zu reglementieren. Ein frommer Wunsch: Die Moral wird in Kriegsfragen ja zuerst beerdigt.

Spannend finde ich Hararis Gedankengang, dass KI weder ein eigenes Bewußtsein benötige noch die physische Kontrolle wie Kampfroboter oder implantierte Chips, um den Menschen zu überflügeln und zu überwältigen: *Simply by gaining mastery of human language AI has all it needs in order to cocoon us in a matrix like world of illusions* (Allein durch die Beherrschung der menschlichen Sprache verfügt die KI über alles, was sie braucht, um uns in eine Matrix-artige Welt der Illusionen zu hüllen). Die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen können, reicht aus, um den Menschen zu manipulieren, kontrollieren und um eine Gesellschaft umzuformen. Harari legt anschaulich dar, dass seither Geschichte aus einer Interaktion zwischen Biologie und Kultur entstand. Nun aber ist eine nicht menschliche Lebensform, KI, in der Lage eine neue Kultur zu kreieren. Sprache als Werkzeug, um Gedanken zu erschaffen, um Gedanken  zu beeinflussen. *Am Anfang war das Wort.*

Berührt werden in seinem Vortrag damit die ganz großen Fragen, auf die man dringend Antworten für sich finden sollte, bevor es nun nicht mehr andere sondern vielmehr das Andere für einen tut: Wie definierten wir Leben? Oder wo fängt Leben an? Wie unterscheidet man Wahrheit von Lüge/ Illusion? Welchem Ideal strebt der Einzelne nach? Und wie bewahrt sich ein Individuum einen festen Kern, der sich nicht mit dem Außen dreht wie eine Fahne im Wind?

Aufregend, wenn die eigene Biographie durch *historische Zeiten* mit Bedeutung aufgeladen wird, oder? Die Scheiße brennt.



An Bertrands allerersten, zartfrischen Böhnchen bin ich auf dem Markt nicht vorbeigekommen. Zusammen mit den Süßkartoffel-Nocken, die ich noch im Froster hatte, war das ein schnelles und köstliches Mittagessen. Süßkartoffel-Gnocchi habe ich schon einige gemacht - diese hier schmecken gut nach Süßkartoffeln und haben eine recht feste Konsistenz, so dass man sie in der Pfanne gut anbraten kann. Da die Teigmenge für 4 Personen reicht, friere ich die Hälfte ein - auf Backpapier nebeneinanderliegend geht das gut. Zum Verzehr lasse ich sie dann auftauen und brauche sie nurmehr anbraten.

Ist einfach wiederholt eine Spitzen-Kombi: Süßkartoffel-Salbei-Balsamico-Reduktion!


Zutaten 2P:

2 Süßkartoffeln (ca. 750-800g)
130g Hartweizenmehl (oder feiner Hartweizengrieß)
30g Speisestärke (m: Kartoffel)
30g Mehl (m: D1050)
1 Ei
...
1 große Zwiebel (oder 2 Stück)
3 Knoblauchzehen
1 Bund Salbei (ca. 30 Blätter)
300g Buschbohnen
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
2-3 EL Balsamico-Reduktion
Olivenöl
1 Stich Butter
frisch geriebener Parmesan

 

Zubereitung:

Süßkartoffeln waschen, der Länge nach halbieren und mit der Schnittfläche auf ein geöltes Backblech legen (kann man vorher mit Backpapier auslegen, dann ist schneller geputzt). Den Ofen auf 200°C vorheizen und die Süßkartoffeln ca. 30 min darin garen.

Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Süßkartoffeln etwas abkühlen lassen, dann schälen und mit einem Kartoffelstampfer fein zerstampfen. Mit den restlichen Zutaten vermengen, bis ein homogener Teig entstanden ist. Mit zwei kleinen Löffeln Nocken formen und ins Wasser gleiten lassen. So lange darin garen, bis sie an die Wasseroberfläche steigen, aus dem Wasser heben, abtropfen lassen und nebeneinander auslegen, abkühlen und abtrocknen lassen.* 

Dann - für 2 Personen die Hälfte - in Öl braten, bis sie Farbe annehmen.

Buschbohnen gipfeln, je nach Größe halbieren oder dritteln und in Salzwasser weich bis al dente garen. (Bohnen sollten eher weich als knackig gegart sein).

Einige Salbei-Blätter vorab in Öl frittieren für die spätere Deko und zur Seite stellen.

Zwiebeln viereln und in feine Streifen schneiden, Knofi fein hacken. Zwiebeln in einer zweiten Pfanne in Öl mit Geduld golden garen, kurz vor Ende Knofi und restlichen, fein geschnittenen Salbei zufügen. Salzen, pfeffern und mit Piment würzen.

Nun alles miteinander vermengen in der Nocken-Pfanne: Zwiebel-Salbei-Mischung und Buschbohnen. Einen guten Stich Butter einschmelzen lassen, zuletzt die Balsamico-Reduktion untermischen und mit Parmesan bestreut servieren.

Anmerkung m: Süßkartoffel-Nocken reichen für 4 Personen

 

 

ausgebüchst: Red Cabbage Ragù

Sonntag, 21. Mai 2023

 

Mit unserem letzten, kurzen Aufenthalt in Deutschland wurde mir bewußt, dass ich nun schon fast 20 Jahre nicht mehr im Land meiner Muttersprache lebe. Und das merke ich. Distanz schafft klare Gedanken, heißt es. Und so staune ich über die typisch übergepflegten Gärten deutscher Vorstädte, in der die Natur so sehr wie möglich gezüchtigt, gestutzt und beherrscht wird - Gärten, die mir vertraut sind, denn in einem solchen bin ich aufgewachsen. *Alles schön schier* beschreibt es Dörte Hansen in *Altes Land*. Alles soll aussehen, als wäre alles in Ordnung. Alles steht in Reih und Glied. Alles steht an dem ihm zugewiesenen Platz. Das Fremde, Unbekannte, Wilde, das ist nicht Willkommen. Hier, demonstriert das Haus samt gestalteter Rasenfläche, hier bei uns haben wir alles im Griff.

In meiner Jugend hat mich genau das beengt, dieses Gefühl, dass keiner ausscheren, keiner aus der Reihe tanzen darf. Kein Mensch und kein Löwenzahn. Das meint jetzt gar nicht diesen ins Gegenteil verkehrte Spirit à la *ich bin ganz anders-quer-transgender-anarcho-Kunstfigur-Dingens* samt *undjedersollesmitkriegenundgutheißen*. Sondern ich rede vom Ausbüchsen, vom Ausprobieren, vom Erfahrungen sammeln - für sich ganz alleine. Dazu gehört, dass man auch mal Regeln bricht, Grenzen überschreitet, Risiken eingeht, Fehler macht. Wie schwarzfahren. Über eine rote Ampel rauschen oder schneller fahren als erlaubt ist, weil auf weiter Strecke alles frei. Oder mal die Schule schwänzen. Einen Tag blau machen... Ihr wißt, was ich meine.

Dieses kleinteilige Regelkonforme ist doch wie ein Schraubkorsett, das einem die Luft zum atmen nimmt, das gar nicht zuläßt, dass man eigene Wege sucht, dass man die Möglichkeit gar nicht hat, die eigene Beurteilungsfähigkeit zu üben und auf die eigene Wahrnehmung vertraut. Eben dass man ins Straucheln kommt und dabei ins Nachdenken gerät. Ganz schnell und ganz leicht und ganz bequem paßt man sich an, wenn der Druck von außen groß genug ist... ohne weiter nachzudenken. Weil es alle so machen... 

Selbstverständlich braucht eine Gesellschaft Spielregeln. Aber höher als alle Vorgaben steht doch die Moral, der man sich innerlich freiwillig unterstellt. Und dafür muss man nun mal Erfahrungen sammeln. Das ist absolut alternativlos, weil Erfahrungen nicht übertragbar sind. An der Stelle verlinke ich gerne nochmals den Text von Johannes (Reisedepeschen) *Polemik gegen die Regelwut*.

Im Grunde funktioniert *Erwachsenenbildung* (nenne ich es jetzt einfach mal so) wie Kindererziehung. Es werden klare Grenzen gesetzt, aber innerhalb dieses Rahmens ist man frei. Sonst krätscht man ja permanent dazwischen, bevormundet, verbietet, entmündigt, entmutigt, beherrscht und versklavt ... und gibt am Ende noch die Gedanken vor! Sonst bleibt am Ende nur, als kleine Ordnungswidrigkeit *frei sein* mit der Kreide auf die Strasse zu schreiben! Aber, Leute, so geht doch Leben nicht.



Der Frühling 2023 macht temperaturmäßg Bocksprünge wie ein junges Geißlein. Gerade ist ein Schmorgericht genau das richtige Comfort-Food. Ich schicke dabei herzliche Grüße an Stephanie raus - vielen Dank für die Empfehlung, die Pasta hat uns super geschmeckt... wie alle Rezepte, die du mir seither weitergeleitet hast!


Zutaten 2P:

1 mittelkleiner Rotkohl
1 rote Zwiebel
4 Knoblauchzehen
2 EL Tomatenmark + 1 Glas Ofen-Tomaten
(erstzweise: 1 Dose gute, aromatische Tomaten)
Rotwein (ca. 75ml)
1 kleiner Bund Petersilie
1 TL Rohrzucker
Harissa
Salz, Pfeffer
Olivenöl
200g Rigatoni (oder andere Röhrennudeln)


Zubereitung:

Von dem Rotkohl wenn nötig die äußeren Blätter entfernen und halbieren und in insgesamt 6 Spalten schneiden.

In einem schweren Bräter bei starker Hitze Olivenöl erhitzen und die Spalten einlagig und gesalzen so lange anbraten, bis sie von beiden Seiten Farbe angenommen haben - dauert ein paar Minuten. Notfalls nacheinander braten. Auf einem Schneidebrett zwischenlagern und etwas auskühlen lassen.

Die Hitze reduzieren und die gewürfelte Zwiebel in Öl glasig dünsten. Kurz vor Ende den fein gehackten Knofi zugeben. Parallel reichlich Salzwasser für die Pasta aufsetzen. Und den Kohl nun samt Strunk feiner schneiden.

Tomatenmark zu den Zwiebeln geben, salzen, pfeffern und etwas rösten, dann restliche Tomate zufügen, Rotwein anschütten und einreduzieren lassen (2-3min).

Nun Rotkohl zufügen, Zucker und die Hälfte der fein gewogenen Petersilie, außerdem etwas Wasser beischütten (ca. 50-70ml) und bei kleiner Hitze und aufgelegtem Deckel etwa 15min schmoren lassen - so lange, bis der Kohl noch etwas Biss hat. Nochmals abschmecken und mit Harissa schärfen.

In der Zwischenzeit die Nudeln al dente kochen und beim Abschütten etwas vom Kochwasser auffangen. Die Pasta mit der Sauce mischen und wenn nötig für die richtige Konsistenz mit etwas Nudelwasser strecken. Die restlichen fein geschnittene Petersilie darüber streuen und servieren.

Inspiration: Stephanie bzw. Cooking App der NYT


12 von 12 - Mai 2023

Freitag, 12. Mai 2023




 

 



Ein prallvoller Maitag mit ein bißchen von allem: putzen, mähen, fegen, ausreißen, reden... abwechslungsreich wie das Wetter, ein bewegter Himmel mit fliegenden Wolken und einem Gemisch aus Sonne und kleinen, zarten Regenschauern.

Morgens liebe Feriengäste (coucou Beate und Giuliano) verabschiedet, die ihr Appartement so sauber hinterlassen haben, dass sie mich nahezu arbeitslos machten. Anschließend Wäsche gewaschen, neu bezogen und gerichtet, vor dem Haus gemäht und unsere *Iris-Allee* entwildert. Gekocht (Süßkartoffel-Gnocchi mit Chili) und mich losgerissen ins Grün, weil die Wildorchideen mich seit Tagen zu sich ziehen. Da ist der 12te eine gute Gelegenheit, dem Ruf zu folgen. Meinen kleinen Lieblingen gehören heute natürlich auch die meisten Bilder. Ich wußte genau, auf welcher Wiese ich mich unter sie mischen will - mit Blick auf zuhause. Ein freier, wohliger Moment, den ich sehr genossen habe. Begegnung mit mehreren Libellenhaften. Und die Gelegenheit habe ich obendrein genutzt, um nebenher Weißdorn zu sammeln. Zurück gabs viel Plauderei mit Gästen vom *Tribe* (coucou Eva und Patrik) und eine weitere Verabschiedung eines ebenfalls lieben Gastes (coucou Carla). Ein Kommen und Gehen, wie das Werden und Vergehen in der Natur. Zeit für Yoga blieb dennoch - der Tänzer passt besonders gut in den Mai.

Müde erlebt, schaue ich nur noch kurz bei Caro von Draußen nur Kännchen vorbei, um zuletzt ein paar Eindrücke zu sammeln, wie andere den 12ten des Monats verbracht haben...

 

Mutti-Patent: Blumenkohl-Kartoffel-Käslinge mit dunkler Sauce

Mittwoch, 10. Mai 2023


Zum Kochen gehört ein gewisser Grad an Selbstverliebtheit dazu. Jetzt nicht die Art von Goßgoscherrei (wie's die Oma nannte) wie sie ein Herr Mälzer betreibt. Aber es würde ja nun wirklich ÜBERHAUPT keinen Sinn machen, sich selbst ein Essen zu kochen, das einem gar nicht schmeckt. Der Koch sollte also im Idealfall schon begeistertert zugreifen.

Und dieses heutige Gericht mochten der Habib und ich beide geich gerne. Wir schnurrten wie die Meerkätzchen. Das ist so richtig kultige Alltagsküche, Hausmannskost wie ich sie liebe, Mutti-Küche at its best.

Dafür muß man auch gar nicht kochen können, das hat weder Tücken noch Raffinessen, man benötigt keine Tricks und Kniffs und fancy Küchengeräte ebensowenig. Man muss sich lediglich ans Rezept halten und dann kommt... a-u-t-o-m-a-t-i-s-c-h ... ein supi-leckeres Mittagessen raus.

Gut, klar, zwei Geheimzutaten beeinflussen natürlich dennoch den Geschmack: je nachdem wer den Kochlöffel schwingt, schmeckt ein Gericht immer anders. Und der Ort und die Athmo haben einen weiteren Anteil am *kleinen Gesamtkunstwerk Mittagstisch*.

Bei den Buletten aus Blumenkohl und Kartoffeln handelt es sich um ganz solide Puffer, die man immer wieder zubereiten wird, weil so gut wie gleichzeitig unkompliziert. Gemüse-Puffer, beziehungsweise Puffer im Allgemeinen sind gerade mein kulinarisches Lieblingsthema. Und ich entdecke immer weitere neue und alte Favoriten.

Ich habe ein bißle hin- und herüberlegt, wie ich die Sauce nenne. Die habe ich nun zigfach zubereitet und die war beim ersten Mal eigentlich ein Zufallstreffer. Ergebnis ist schlicht und ergreifend die beste Veggie-Bratensauce, die ich mir je aus dem Ärmel geschüttelt habe. Die löst sowas von diesen aufwendigen Jus ab und überholt ihn ob des zudem geringen Aufwands um Längen! Und ja, die schmeckt genau so wie ich mir eine dunkle Sauce vorstelle... ohne Fleisch. Wie schon sehr, sehr oft, macht das Fünkchen an der Waage die Balsamico-Reduktion!

Naja, jedenfalls bin ich von meinem eigenen, simplen Veggie-Essen so überzeugt, dass ich mir einfach sicher bin, dass es jung wie alt einfach schmecken muss. Noch einen schönen Salat dazu - echt, jetzt, wie könnte das nicht schmecken?! Ich bin also gespannt, ob ihr mir mein Urteil bestätigt.



Zutaten 2-3P/ 12 Stück:

350g Kartoffeln
400g Blumenkohl
2 Lorbeerblätter
1 Ei
30g Kartoffel-Stärke
1/2 Bund Petersilie
1 kleine Zwiebel
2 TL Oregano, getrocknet
Kräutersalz
75g Berg-Käse (m: Comté)
Sonnenblumen- oder Rapsöl
...
200g Champignons
2 Knoblauchzehen
1 TL Thymian, getrocknet
1 TL Miso, schwarz
1 EL Balsamico
3 EL Tamari
200ml Gemüsebrühe*
70ml Sahne
2 EL Balsamico-Reduktion
1 kleiner TL brauner Zucker
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette

Zubereitung:

Kartoffeln schälen und in etwa 2cm große Stücke schneiden. Blumen in etwas größer Stücke von etwa 4-5cm teilen. Beiden in Salzwasser zusammen mit dem Lorbeerblatt aufsetzen und gar kochen.

Währenddessen die Zwiebel fein hacken und die Petersilie wiegen. Die Zwiebelwürfel in Öl glasig dünsten, kurz vor Ende die Petersilie unterrühren. Zur Seite stellen.

Nun auch die Sauce auf den Weg bringen. Pilze rüsten (m: Stielende abschneiden), halbieren und in Schieben schneiden. In einer heißen Pfanne ohne Öl braten, bis sie anfangen, Farbe anzunehmen und etwas zusammenfallen. Hitze reduzieren und den fein geschnitten Knoblauch dazu. Gemüsebrühe anschütten, Thymian zufügen, Balsamico, Miso, Tamari und Balsamico. Direkt mit Zucker und Piment würzen. Salzen, pfeffern. Deckel auflegen und bei leichter Hitze etwa 10-15min simmern lassen. Zuletzt Sahne zugeben und die Balsamiko-Reduktion. Mit einer kleinen Mehlschwitze binden und nochmals abschmecken. Warm stellen.

Kartoffeln und Blumenkohl abschütten und etwas ausdampfen lassen. Dann in eine Schüssel geben und mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken - darf noch etwas Struktur zu sehen sein (kein Brei). Alle restlichen Zutaten zufügen, gut würzig abschmecken und mit feuchten Händen 12 Buletten formen.

Im heißen Öl von beiden Seiten golden braten - die bereits gebratenen Puffer warm stellen. Zusammen servieren.

Anmerkung m: die Buletten schmecken auch kalt noch sehr gut/ mein Habib ist ein Saucen-Fetischist: man kann die Sauce nach Belieben strecken... oder kürzen/ die Blumenkohl-Puffer schmecken auch als Salat-Plus-Essen oder wie hier mit Karotten-Pü


Geschwister im Blog-Universum:

    **** Kartoffel-Blumenkohl-Puffer (sehr ähnlich, aber halt weniger gut)

    **** Blumenkohl-Puffer 

    **** gefüllte Kartoffel-Puffer

 


Augenblick - Quinoa-Puffer mit Brokkoli-Crème

Freitag, 5. Mai 2023


Als wir unterwegs in Deutschland waren, hatte ich eine Begegnung von seltener Intensität. Ich brauchte Hilfte. Es lohnt nicht, das ganze dämliche Probleme zu beschreiben, aber man kann es kurz umreißen als was simpel Technisches, verbunden mit dem Handy und Wlan.

Und als ich Nimet um Hilfe bat, war sie sofort bereit, mich zu unterstützen. Fragt auch nicht, wie ich auf die Idee kam, dafür in eine Apotheke zu maschieren. Jedenfalls unterbrach Nimet ihre Arbeit als Apothekerin direkt, nahm mich zur Seite und versuchte meine Schwierigkeiten zu lösen. Dabei kamen wir ins Gespräch.

Nimet ist wie der Name verrät Deutsch-Türkin. Ihr Name bedeutet *Gottes Segen*. Und sie ist Moslimin. Sie trägt Kopftuch. Nimet schätze ich auf mitte Zwanzig. Wir kommen ins Gespräch. Plaudern über Deutschland, ihre Herkunft, mein Leben in Frankreich... Und dabei versinke ich in Nimets jungem Gesicht. Etwas, das mir so noch nie passiert ist. Ich tauche ein in ihre Ruhe, ihre Klarheit, ihre Ernsthaftigkeit, ihre Nüchternheit, ihre Ehrlichkeit, ihren inneren Frieden. Es ist ein kleiner, magischer Moment von großer Tiefe. Nimet geht mir bis heute nach. Selten habe ich jemanden getroffen mit einer solchen Ausstrahlung. Ich bin richtig verzaubert. Ja, ich bin wohl verliebt. 

Ich wärme mich in Erinnerung an dieser Begegnung und hole sie mir immer wieder ins Gedächtnis. Was gibt es wunderschöne Menschen! Wie wohl es tut, sich im ersten Moment bei jemanden aufgehoben zu fühlen. Sicher. Vertraut. Geborgen.

Schön wäre es, diese Art von Verbundenheit öfters zu fühlen. Es stellt sich ein kleines bißchen Gier ein: mehrmehrmehr! Umgeben von dieser Art Menschen wäre bestimmt viel möglich. Aber nun, Gottes großer Zoo, es gilt, mit allen zurecht zu kommen, die Menschen zu nehmen, wie sie sind. Und es wäre auch unrealistisch, einen Draht zu jedem haben zu können. Da muß irgendetwas passieren zwischen zweien (was, das kann ich gar nicht benennen... Chemie??), so dass über das Sehen, das Fühlen ein Moment entsteht, der direkt von Herz zu Herz springt. Schade eigentlich, dass das nicht öfters geschieht -  man müßte es als Medizin verabreichen können, dann, ja dann... Und eigentlich gehört diese Geschichte zu der Reihe #was schön war...



Ich bin großer Quinoa-Fan! Als Susanne  mir die Quinoa-Küchlein vorkochte, war gleich klar, dass ich die nachmachen werde. Den nussigen Geschmack von Quinoa finde ich köstlich und wie Susanne schreibt, Quinoa hat inhaltlich viel zu bieten: *tolles Eiweiß, viele wertvolle Mineralstoff*. Ein Mal die Woche gibt es bei uns bestimmt Quinoa. 

Das Rezept für die Quinoa-Puffer kann man gut und gerne als Grundgerüst nehmen und dann würzen nach Belieben. Ich haue gerade gerne den frischen Estragon an alles. Aber es bietet sich wieder Mal alles frische Grün der Wahl an. Auch Curry passt gut dazu oder Ras el Hanout. Und jede andere, gehackte Nuss. Da dürft ihr eurer Kreativität freien Lauf lassen. Selbstredend eignen sich die Quinoa-Küchlein auch hervorragend zu einem Salat-Plus-Essen.

 

Zutaten 10 Stück/ 2 P:

100 g Quinoa
225 ml Wasser
Salz, Pfeffer aus der Mühle
1/2 Bund Estragon
1 Schalotte
1 Ei (m: klein)
1 gehäufter EL Tomatenmark
1/2 TL Harissa 
3 EL Sonnenblumen-Kerne, gehackt
20 g Speisestärke
2-3 EL Rapsöl
...
1 kleiner Brokkoli
2 Knoblauchzehen
ein Schuß Noilly Brat
100g Kokoscrème
Zitronensaft
1/2 rote Paprika
1 kleine, rote Zwiebel 
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
1 EL Tamari
Olivenöl

 

Zubereitung:

Quinoa in einem feinmaschigen Sieb kalt abspülen, dann in einem Topf Wasser und Salz aufkochen (m: eigene Gemüsebrühe), den Quinoa zugeben, nochmals aufkochen und bedeckt bei kleiner Hitze in ca. 20 min ausquellen lassen. Dann nochmals etwa 5-10min ausgeschaltet ruhen lassen. Das Wasser sollte völlig aufgesogen sein.

Petersilie zupfen und fein hacken, Schalotte schälen und ebenfalls sehr fein hacken.

Ei, Tomatenmark, Harissa und Speisestärke in einer Schüssel glatt rühren. Die Masse unter die gegarte Quinoa rühren und unter Rühren einmal aufkochen lassen (m: nicht gemacht, also den Zwischenschritt mit dem erneuten Aufkochen, sondern direkt alle Zutaten vermengt).  Vom Herd nehmen, Petersilie und Zwiebel unterrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken und etwas abkühlen lassen.

Öl in einer beschichteten Pfanne erhitzen. Aus der Quinoamasse mit nassen Händen Kugeln formen und diese dann flacher drücken - in die Pfanne setzen und die Küchlein pro Seite ca. 4 min braten.

Während der Quinoa gart, kann man die Brokkoli-Crème zubereiten.  Den Brokkoli zerkleinern, den Strunk schälen und ebenfalls zerkleinern. Ein Drittel davon (die Röschen) zur Seite nehmen. Die Knoblauchzehen in etwas Kokosfett anbraten, Brokkoli zufügen kurz mitbraten und mit Noilly ablöschen. Die Kokoscreme und etwas Gemüsebrühe anschütten und bei leichter Hitze und geschlossenem Deckel weich köcheln. Dann fein cremig pürieren. Abschmecken mit Salz, Pfeffer, Piment d'Espelette, Tamari  und Zitronensaft.

Die halbe Paprika dünn schälen (und auf diese Weise von der schlecht verträglichen Haut befreien), die Zwiebel vierteln und in dickere Streifen schneiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, das Gemüse darin gemeinsam mit dem Ras el Hanout Farbe annehmen lassen. Salzen und pfeffern.

Die Brokkoli-Crème auf zwei Teller verteilen, die Quinoa-Puffer darauf setzen und mit dem Pfannengemüse dekorieren.

Inspiration: Susanne aka Magentratzerl 

 

lebendiges Grün - Ras-el-Hanout-Stew mit Frühlingsgemüse

Montag, 1. Mai 2023

 

Wir kehren zurück von einem kurzen Aufenthalt aus drei deutschen Städten. Und jetzt, mit dem Übergang zum Mai, könnte der Kontrast dazu mit Blick ins Tal nicht größer sein. Während unserer Abwesenheit hat der Trieb der Pflanzen, der Vegetation, der Schub des Frühlings an Fahrt aufgenommen. Das Auge wird überspült von Grün in all seinen Nuancen, ein Grün, das unbändig, wild, maßlos, verschwenderisch, überwältigend ist. Alles strotzt nur so vor Kraft, vor Regeneration, vor Üppigkeit. Nachts singt die Nachtigall wieder, morgens die ganze Vogelschar und mittags zwitschern aus den Brutkästen die ersten kleinen Meisen, unterbrochen von einzelnen Kuckuck-Rufen oder einem besuchenden Wiedehopf. Überall wächst und gedeiht es, alles ist am Werden.

Wenn ich im Garten bin, verfliegen die Stunden. Was riecht das gut! Wie wohltuend ist es, die Luft tief einatmen zu können. Ja, wie wohltuend ist es, wieder zurück auf unserem Fleckchen Erde, in unserem kleinen Garten Eden zu sein, in unserer freiheitsliebenden Drôme. Das ist mein Biotop, das ist mein Ort, an dem ich sein und wachsen kann, das ist mein Therapie-Zentrum, das mir Raum schenkt, mich zu entspannen, mich wahrzunehmen, mich auszuweiten. Und ich könnte alles einzeln benennen, vom Spazieren gehen, über Blumenstrauß binden, Unkraut jäten, Waldwaten, Setzlinge in die Erde drücken, über Wiesen kugeln... das alles beschreibt nur hinlänglich, wie gut mir diese natürliche Umgebung tut, wie alles in mir mit diesem satten Grün mitauflebt, wieviel Energie ich mir aus *Grün* ziehe.

Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass ich nun wieder den Vergleich zum Stadtleben habe und selbst staune, in welchem Maße ich ausgewildert bin, wie sehr mir Leben in der Stadt fremd wurde.

Georg Simmels berühmtes Essay (bereits vor 100 Jahren geschrieben) kommt mir in den Sinn *Die Großstädte und das Geistesleben*. Und er beschreibt darin doch auch nichts anderes, als die Spaltung der Menschheit in zwei Gruppen - ganz so, wie es der Habib benennt. Die einen werden zu reinen Kopffüßlern, die anderen bewahren sich noch ein intaktes Gemüt - jeweils eine Adaption an ihre Umgebung.

Beides gleichzeitig geht nicht. Man hat immer die Wahl - gerade individuell. So ist Erde angelegt. Man hat sich zu entscheiden. Der Kopf jedoch (das darf man nicht vergessen) rückt die Dinge so lange hin und her, bis alles wieder passt. Und der Verstand glaubt, Vorteile gegen Nachteile gegeneinander abwiegen zu können - das Gefühl aber erhält keine Stimme. Ich habe eine schöne, kleine Beispielgeschichte dazu. Ich bin wieder mit der Mitfahrzentrale gefahren und unterhielt mich bei der Gelegenheit mit einem Studenten. Er wohnt in einem Studenten-Wohnheim, dessen Miete absolut unschlagbar ist, ein Mal die Woche kommt gar eine Putzfrau, ein Tiefgaragen-Parkplatz gibt es gratis obendrauf und zentrumsnah liegt es ebenfalls. Ein 6er im Stadt-Wohn-Lotto. Vermeintlich. Denn die Wände sind sehr dünn, das Wohnheim laut und das erste halbe Jahr konnte er trotz Ohrstöpsel kaum schlafen. Mein Student fühlt sich nicht wohl, jetzt wohnt er schon 2 Jahre dort, ein Zuhause ist es nicht, aber er hat sich damit arrangiert. Eine andere Wohnung mit ähnlichem Preis-Leistungsverhältnis ist nicht aufzutreiben. Was will man also machen. So bleibt er halt dort wohnen. Kurz: Verstand toppt Gefühl. Nicht, dass ich die Argumente nicht nachvollziehen kann. Und für eine bestimmte Phase kann man viel machen. Das Kunststück dabei ist, nicht abzustumpfen, taub zu werden, ledern...

Ich fühle gerade mit all denen, die von Beton eingesperrt und eingezwängt sind, *hinter tausend Wänden keine Welt*, während auf dem Land Kraftprotz Natur in seiner ganzen Lebendigkeit tobt. Ich wollte nicht tauschen, ich brauche den Mai mitten im Grün.




Und leichterdings kann man das Grün gerade ins Mittagessen integrieren. Das ist eine der unzähligen Varianten meines geliebten Stews, das es nahezu wöchentlich gibt. Das Stew ist ja so leicht abzuändern. Ich schaue immer, dass meine Mischungen insgesamt etwa 120g -130 g ergeben. Und los gehts mit dem Spielen...

Das Gemüse dazu ist Schwelgen in den ersten frischen Früchten, die die Erde wieder hergibt: Zuckerschoten, junge Mairübchen, grüner Spargel... Gutes Essen ist eigentlich immer unkompliziert!

 

Zutaten 2P:

40g Couscous
30g rote Linsen
30g Quinoa
30g Hirse
1 1/2 TL Ras el Hanout
1/2 TL Kurkuma
Kokosfett 
1 Lorbeer-Blatt
1 Stange junger Knoblauch (oder etwas Bärlauch)
Gemüsebrühe
eine handvoll frische Erbsen
1 EL Mandelmus
...
4 junge Mairübchen mit Grün (oder Butterrüben)
100g Zuckerschoten
200g grüner Spargel
1 Salz-Zitrone
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
1/2 Bund Bärlauch (oder Kerbel/ oder Estragon)
ein Schuß Noilly
Saft einer halben Orange
1-2 TL Ahorn-Sirup
 Olivenöl

 

Zubereitung:

Knoblauchstange fein hacken und zusammen mit dem Ras el Hanout und dem Kurkuma in Kokosfett kurz anbraten. Restlichen Zutaten zufügen und in der Höhe von etwa 2,5cm mit Gemüsebrühe bedecken. Alles ca. 25min sanft köcheln lassen. Dabei immer mal wieder umrühren, damit nichts anhängt. Gegebenenfalls noch etwas Brühe nachgießen. Die Konsistenz ist (wie etwa beim Porridge) wichtig: sollte schön cremig-seidig sein (also nicht zu trocken und nicht zu schwimmig). Kurz vor Ende der Garzeit die Erbsen sowie das Mandelmus untermischen und im heißen Stew gar ziehen lassen 

Mairübchen von Grün trennen, bürsten und je nach Größe halbieren und in dünne Scheiben schneiden. Das Grün in einer extra Schüssel ebenfalls klein machen - ca 2cm Breite. Zuckerschoten gipfeln und vom Faden befreien und in Streifen schneiden. Das untere Drittel des Spargel schälen und dieses Drittel längs in Stücke von etwa 1cm schneiden. Die Salzzitrone vierteln, das Fruchtfleisch herauslösen und entsorgen und die Schale in feinste Stücke schneiden.

Olivenöl in einer breiten Pfanne erhitzen und die Mairübchen sowie die Spargelenden-Stücke darin 4-5min wenden. Salzen und pfeffern. Die Salzzitrone zufügen. Mit Noilly ablöschen. Spargel-Spitzen zufügen. Bei kleiner Hitze Deckel kurz auflegen (ca. 5min) und garen lassen. Nun Mairübchen-Grün und Zuckerschoten untermengen, ebenso die frischen Kräuter der Wahl, den gepressten Orangensaft anschütten, Deckel nochmals auflegen und weitere 3 min kochen. Mit Piment würzen und mit Ahorn-Sirup abrunden. Zusammen mit dem Stew servieren.


Mumi - gegarte Gewürz-Rote Bete

Sonntag, 23. April 2023


Wer schon länger mitliest, weiß, dass hier gerne Esoterik-Bashing betreiben wird. Selbsternannte Propehten, die glauben, sie können es besser wie die alten Weltreligionen, werden von mir nicht durchgewunken. Und: ich kann Dilletantimus einfach nicht ausstehen!

Für mich ist Esoterik wie eine Patch-Work-Decke, die aus unterschiedlichen, bunten Stückchen zusammengeklöppelt ist. Jedes einzeln für sich sich betrachtet mag wohl manchmal noch ganz hübsch anzusehen sein, aber mit etwas Abstand zeigt sich schnell, dass der Teppich keine geraden Begrenzungen hat, unterschiedlich dick ist, die Einzelteile sich nicht ineinander fügen - ja, dass ein durchgehender Gedanke fehlt, der ihm zugrunde liegt. Ein fliegender Teppich für Irrlichter. Oder gestückelte Willkür. Von zusammengesetzten Fetzchen kommt man niemals nie aufs große Ganze. Da mögen einzelne Details noch so hübsch sein.

Oder wie das gezeichnete Nashorn von Albrecht Dürer. Dafür, dass Dürer noch nie ein Nashorn gesehen hat und es nur nach beschreibenden Erzählungen angefertigte, ist es wirklich nicht schlecht geworden. Man sieht zumindest sofort: er meint Nashorn. Wäre die Esoterik mit ihren Theorien so dicht dran, hätte keiner was dagegen.

Mein liebster Vergleich für Esoterik war ja seither das Handpan. Kennt ihr bestimmt, diese metallene Schale mit Vertiefungen. Der nächste Schritt nach Klangschalen aber Äonen davon entfernt ein Instrument zu spielen. Mit kreisenden Bewegungen trommelt man mit den Fingern auf die Schale ein und erzeugt dabei Töne. Irgendwelche Töne. Es kommt mehr auf eine Stimmung an als auf eine Melodie. Sphärisch, nich, das ist das Stichwort. Wir haben im Nachbarort auch einen, der gerne Konzerte mit einem Handpan bestreitet. Wir nennen ihn Siddharta. Natürlich gehört einiges an Deko dazu: bißchen fernöstliche Klamotte, längere Haare, ein Bart, eine wuchtige Kette - die erste Assoziation außerhalb von Fasching sollte schon direkt *Guru* sein. Im Schneidersitz liegt die Schale auf den Beinen, die Augen sind nach innen gekehrt, oder halt einfach geschlossen (oder noch einfacher: halt bekifft) und dann wird sich ganz der Athmo hingegeben. 

Und dann habe ich Mumi entdeckt (für euch unten eingestellt). Ich gehe ja sowas von mit dem ersten Kommentar: *This is honestly the first time I hear someone play a recognizable melody on a handpan.* Tsss, Sachen gibts, oder? Echt niemals nie hätte ich für möglich gehalten, dass man mit einer Handpan richtige Lieder spielen kann! Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Und Mumi baut die Handpans sogar selbst. Tja, mit einem Schlag dreht sich meine Handpan vom Saulus zum Paulus. Anstelle für die Esoterik dient sich als viel besseres Beispiel für meine verehrte Homöopathie. Es liegt nicht am Instrument, es liegt am Spieler. Was kann das Instrument dafür, dass es kaum jemand richtig bedienen kann? Immer schön, wenn man an sich selbst merkt, dass man Wirkung und Ursache verwechselt hat. Die kleinen Erleuchtungen im Alltag.



Für das heutige Gemüse bekommt die Rote Bete ordentlich Gewürze verpasst. Rote Bete und ein beherzter Griff ins Gewürzregal verstehen sich sehr gut. Ich habe aus dem vegetarischen Original-Rezept eine vegane Variante gemacht - aber beides gut.

Auf dem Teller ebenfalls noch zu sehen: fermentierter Kohlrabi, eingelegter Kürbis, schnell gegarter Mangold mit Tamari und ein Keeper in diesem Haushalt: die Buchweizen-Galettes. Was soll ich sagen: ich mag mein Essen. Wäre auch schlimm, wenn's anders wäre...

 

Rote Bete-Gemüse - 2P:

400g rote Bete
1 Zwiebel
1 TL Salz
1 Apfel
150g Sauerkraut (optional)
1 TL frisch gemahlene Gewürze (wie Nelke, Piment, Anis, Koriander, Senf, Ingwer)
100g Schmand (m: Kokoscrème)
1 EL Reisvollkornmehl
2 EL Butter (m: weggelassen)
Kräutersalz

 

Zubereitung:

Rote Bete würfeln oder stiften in 150ml Salzwasser ca. 15min kochen 

Apfel in kleine Würfel schneiden, kurz vor Garende zu Rote Bete geben (dann auch das Sauerkraut, das ich wie Inés rausgekürzt habe)

Gewürze, Schmand (oder Kokoscrème) und Reismehl zufügen. Mit Geschmack von Butter (oder Kokosfett) und Kräutersalz abschmecken (oder schöner: abrunden, wie es im Original heißt - das übernehme ich für zukünftige Beschreibungen).

via Kaltmamsell