Was mich ebenfalls sehr an Cornelia Funke fasziniert hat (ich bin noch nicht durch), ist ihre Bereitwilligkeit ihr eigenes Denken grundsätzlich in Frage zu stellen. Dafür braucht es VIEL Selbstbewußtsein. Unser Denken ist unsere Existenz, die wir innerlich auf einen goldenen Sockel gestellt haben. Nichts, was sich einfach umwerfen lassen würde. Alles, was daran auch nur wackelt, bedroht diese Existenz. Also wird das tunlichst vermieden.
Nachdem ich nun 20 Jahre ausgewildert in Südfrankreich lebe, unzählige Stunden im Garten Unkraut rupfend, kann ich mir selbst ganz gut beim Denken zuhören. Keine Selbstverständlichkeit. Das ist wohl überhaupt der erste Schritt. Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf, was beschäftigt mich, wessen Geistes Kind bin ich, was wiederholt sich... Anfangs mußte ich feststellen, dass ich oftmals gar keine Kontrolle über meine Gedanken hatte. Beispiel Ohrwurm. Da läuft in einem was auf Dauerschleife und man sagt sich genervt, ist gut jetzt. Um wenige Minuten später wieder den gleichen Gassenhauer innerlich zu summen...
Der nächste Schritt ist, in seinen Gedanken Auslese zu treffen wie beim Unkraut rupfen im Garten. Diesen Gedanken mag ich nicht. Der tut mir nicht gut, den will ich nicht. Ich hatte ja viel aufzuarbeiten, als ich hierher kam. Da war mir mein Habib, dieser Garten und dieser Ort mit seiner Weite und Ruhe Therapie. Jahrelang. Immernoch. Wunderbar geholfen hat mir beim *gelenkte Denken* (so nenne ich das einfach mal) gegen negative Gedanken ein Mantra zu setzen, ein kurzes Gebet. Beharrlichkeit wirkt Wunder. In allen Bereichen. Heute kann ich sogar zunehmend unterscheiden, ob ein Gedanke von mir kommt oder wie ein Geistesblitz in mich gelegt wurde - aber das hat gedauert...
Auch bin ich noch am Üben, wenn es darum geht, gedanklich bei einem Thema zu bleiben, ein Thema bis zum Ende durchzudenken, aus unterschiedlichen Richtungen anzusehen. Immer wieder hüpfen die Gedanke woanders hin (à la *Habe ich Butter schon auf die Einkaufsliste gesetzt) und wie oft muss ich - im besten Fall - eine Volte drehen, um wieder zurückzukehren und anzuknüpfen.
Mir ist sehr bewußt, wie wenig Menschen Raum und Zeit haben, so nach innen zu schauen und sich derart mit sich selbst zu beschäftigen können. Es ist ein Geschenk des Lebens, wenn das möglich ist. Gnade. Die meisten Menschen hetzen doch durch die Woche und Samstag und Sonntag versucht man Montag bis Freitag zu vergessen.
Der weit größere Schritt ist der, den Cornelia macht und sich kritisch überlegt, in welchen Mustern sie denkt. Das macht nur derjenige, der nach Freiheit strebt, echter innerlicher Freiheit. Cornelia überlegt, in wie weit ist mein Denken geprägt von meiner Erziehung, meiner Kultur, meinem Kontinent, meiner Zivilisation. Vielleicht unterliege ich mit meinem Denken immer noch dem Überlegenheitsgefühl der weißen Rasse, dem immateriellen Erbe des Kolonialismus. Als Anregung nimmt sie das Buch Sand-Talk von Tyson Yunkaporta, welches ihr sehr geholfen hat, die Perspektive zu wechseln. (ich freue mich auch schon auf das Lesen). Eurer Denken unterscheidet sich grundlegend von dem unseren, da euer Denken geprägt ist von zwei Illusionen, Geld und Zeit, zitiert Cornelia Yunkaporta aus diesem Buch.
Weil ja, streiche aus dem Denken der weißen Rasse Geld und Zeit samt der Leistungsidee, die daraus potenziert wurde. Was bleibt denn dann noch übrig? Kein Lebensbereich, der nicht davon touchiert würde, egal welcher Beruf, Profit, Marge, Versicherungswesen, Sport, Forschung....Wer kann sich überhaupt ein Denken vorstellen, aus dem diese zwei Komponenten - Zeit und Geld - herausgefiltert ist? Überall wirkt das verinnerlichtes Maß und Zahl-Prinzip. Wie Welt wahrnehmen und beurteilen ohne diese beiden Parameter? Es scheint nicht möglich für unsere Zivilisation. Man traut es sich in keinster Weise zu. Das ist doch riesig spannend, oder nicht?!
Naja, Flognarde klingt exotischer als es ist - im Prinzip reden wir eigentlich von einer Art Clafoutis. Nur wird klassischerweise der Clafoutis mit Kirschen zubereitet. Deshalb weicht man auf den Begriff Flognarde aus, den Fruchtauflauf. (Krass, findet ihr auch, WIE viel schicker sich alles immer auf französisch anhört!!). Und Clafoutis kennt meine Leserschaft: der unkomplizierte, französischen Pfannkuchen-Kuchen. Aber in einer sehr schönen Variante. Wieder etwas anders. Und wer Pfannkuchen liebt, wer Clafoutis liebt, und wer wie ich die Kombi aus Obst und Kräutern liebt, der wird auch diesem Flognarde verfallen...
Geschwister im Blog-Universum:
- far breton
- Flan pâtissier
- Clafoutis de Anne Sophie Pic
- Clafoutis aux abricots, amandes, romarin et chocolat
Zutaten - cm:
4 Eier
200ml Milch
150ml Sahne
80g Mehl (m: D630)
80g Rohrzucker
Vanillezucker
Butter
ca. 400g Aprikosen
Basilikum*
Hallo, liebes Salzkorn, das klingt gut, und ich möchte es gern nachkochen. Aber was mache ich mit der Milch? Zusammen mit der Sahne sind es 350 ml Flüssigkeit, das erscheint mir recht viel. Danke für Antwort und besten Gruß von der Lupine
AntwortenLöschenEntschuldige bitte, Lupine, die Milch ist mir in der Beschreibung flöten gegangen. Nun ediert. Aber die Menge der Flüssigkeit ist richtig: das ist eine Art dünner Crêpes-Teig - mit allerdings 4 Eier. Damit wird die Konsistenz ähnlich einem Flan. Oder eben Clafoutis! liebe Grüße zurück und Danke fürs Aufmerken, Mika
LöschenVielen Dank für die schnelle Erklärung! Das werde ich auf alle Fälle ausprobieren. Es klingt ein bisschen nach Far breton, nur leichter und alkoholfrei, also perfekt. Herzliche Grüße nach Südfrankreich von Lupine
LöschenJa, auch eine gute Assoziation, Lupine!
LöschenFar breton ist hier auch im Angebot und den esse ich auch sehr gerne:
https://salzkorn.blogspot.com/2012/10/bonjour-bretagne-far-breton.html
Oder eben ähnlich einem Flan:
Löschenhttps://salzkorn.blogspot.com/2014/05/flan-patissier-traditionnel-auf-der.html
Vielleicht verlinke ich das oben ;))