Flan pâtissier traditionnel - auf der Wiese

Sonntag, 11. Mai 2014

Womit der Mai mir ebenfalls Wonne verschafft, sind seine Margeritenwiesen. Ich liebe Margeriten. Sie sind eine meiner liebsten Wildblumen. Und sie halten sich wunderbar in der Vase, sodass sie lange auch zuhause auf dem Tisch Freude bereiten. Das Schönste allerdings ist das Pflücken. Margeritensträuße-Pflücken ist ein Ritual, das mir ein Stück Kindheit bewahren konnte. 

Hier ist soviel Wiesenglück, dass ich Sträuße pflücken kann, die ich mit dem Daumen einer Hand nicht mehr umfasst bekomme. Ich pflücke so große Sträuße, dass ich sie in den Arm nehmen und zuhause auf mehrere Krüge (oder etwa auch ein altes Milchkännchen) verteilen muß. Weiche, wattige, hochgewachsene, bunte Graswiesen sind herrlich. Am Wegesrand überfallt mich das überwätligende Gefühl, aufgefangen zu werden, wenn ich losrenne. Ich kann nicht böse stürzen, ich kann nur sanft fallen. Ja, und weil das Gras so hüfthoch steht, möchte ich am liebsten hüpfen können wie ein Reh. Auch das ein Mai-Glücksgefühl, das nur nachvollziehen kann, wer es erlebt hat.
In all dem Frühlingsrausch bin ich dennoch zum Backen gekommen. Bon, es ist ein Quickie - meine Aufmerksamkeit ist abgezogen, aber ein echter Klassiker unter den Quickies. Was den Deutschen ihnen ihr Käsekuchen ist, das ist den Fränzis ihnen ihr Flan. Besonders innig verbunden bin ich mit einer Abwandlung davon aus dem hohen Norden Frankreichs, dem Far Breton. Aber ebensowenig kommt man im Süden um einen Clafoutis mit schwarzen Burlat-Kirschen. Das ist unumgängliche Pflicht - jeden Sommer.

Zurück zur Mutter aller Flans dem Flan pâtissier, der nun nichts anderes gestaltet als einen ordinären Puddingkuchen. Und wie ich es so ausspreche, das Französische ins Deutsche wandle, so ist mir beinahe, als würde ich einer Mademoiselle unanständig das Röcklein heben. Was will ich machen: mit mancher deutsche Übersetzung puste ich im selben Atemzug den ganzen, fanzösischen Charme hinweg. Glücklicherweise fällt man auch hier nicht allzu hart, denn wer mag nicht gerne Vanille-Pudding. Ist Vanille nicht überhaupt eines der tollsten Gewürze? Das denke ich jedes Mal, wenn ich eine Schote auskratze.

Hier und heute stelle ich euch die schlichteste aller Varianten vor. Es finden sich ebenso Flan pâtissier mit einem Boden aus einer pâte brisée oder pâte feullitée, mehr Maisstärke, oder nur Eigelben, oder anstelle von Milch etwas Sahne, oder anstatt von Vollmilch halbentfetteter. Oder aber anstelle von Vanille Tonkabohne. Oder gar so richtig schick tritt anstelle der Maisstärke eine crème pâtissière - was dann aber gewiss die Kriterien eines Quickies nicht mehr erfüllt.

Hach, ich kann mir soviele Abwandlungen vorstellen. Etwa einen Teil vom Zucker und der Milch durch Holunderblütensirup ersetzen. Das schmeckt gewiss. Oderoder... Aber fangen wir mit dem Grundmodell an, dem traditionellen. Wichtig ist: so schnell er auch zusammengerührt ist, er schmeckt nur völlig erkaltet gut. (Als Begleitung empfehle ich ofengerösteten Rhabarber nach Stefanie, dem besten, was man aus Rhabarber machen kann...)
Zutaten - Moule à manque 24-26cm:

1l Milch
4 Eier
140g Zucker (m: Vollrohrzucker)
90g Maisstärke
1-2 Vanilleschoten*

Zubereitung:

Die Form buttern, den Ofen auf 190° (Umluft) vorheizen.

Die Vanilleschoten auskratzen. Meinen Vollrohrzucker habe ich im Cutter feiner gemahlen. 50-100ml Milch zur Seite stellen und mit Zucker, Maisstärke (gesiebt) und Eiern gut und klümpchenfrei vermengen (m: mit Hilfe eines Rührgeräts).

Die restliche Milch mit der Vanille und den ausgekratzten Schoten zum Kochen bringen. Etwas köcheln lassen, dann die Schoten entfernen und die Hitze auf kleine Flamme runterschalten. 

Die Eier-Zucker-Mischung zu der leicht simmernden Milch schütten, dabei unermüdlich rühren, um jede Klümpchenbildung zu verhindern. Nun nur solange rühren und auf dem Herd lassen, bis die Masse anfängt, leicht einzudicken. Dann von der Flamme ziehen und in die vorbereitete Form gießen. Ein Spachtel hilft dabei, ebenso beim Glattstreichen.

Für 40min in den Ofen stellen. Sollte die Oberfläche zu dunkel werden, den Ofen etwas runterschalten.

*Anmerkung m: 1 Vanilleschote verwendet und einen Teil des Zuckers mit 2 Vanille-Päckchen ersetzt

12 Kommentare

  1. Ich täume jetzt von Magariten-Feldern! Deine Beschreibung war wie ein ganz kleiner Urlaub :-D
    Dein Flan sieht toll aus, und in Kombination mit Rhabarber ... mmmmh. Wie schade, das ich gerade keinen im Haus habe, sonst würde ich es direkt heute ausprobieren, aber ich fürchte, so muss das Rezept bis nächste Woche warten!

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  2. das klingt so herrlich einfach und wirklich schnell. die besten kriterien zum nachbacken. und der holunderblütensirupgedanke ... am besten dann auf margeritenwiesen verzehren wohl.
    oh, und »zusammen ist man weniger allein« ist angekommen – danke fürs glücksloshändchen, ich freu mich schon aufs lesen.

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  3. Margeriten zählen definitiv auch zu meinen Lieblingsblumen. Ich beneide dich ein klitzkleines bisschen um die Wiesen. ;-) Und was spricht gegen das Wort "Puddingkuchen"?

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  4. Hier heisst der Kuchen Custard Tarte, nicht poetisch, schmeckt aber trotzdem. Danke, Deine Beschreibung der Wiesen erinnerte mich daran, wie ich mich - da muss ich so acht Jahre alt gewesen sein - mit meinem Cousin Andi in solchen Margeriten- und Schluesselblumen-Wiesen die Abhaenge runter gekullert habe, danach setzte uns unser Grossvater in seinen Handkarren und zog und heim, toll war das!!

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  5. Kam gerade auf die Nachbackliste. Eigentlich ist auch alles im Haus, inklusive Rhabarber, aber eigentlich soll es heute Apfelkuchen geben ... Immer diese Entscheidungen!

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  6. @Stefanie: Dein Rharbarber aus dem Ofen ist mein liebstes Rhabarber-Rezept geworden - DIE Entdeckung letztes Jahr :)

    @Mme Ulma: Schön zu hören, dass das Buch angekommen ist. Ich hoffe, es vermag dir wie mir einen guten Moment zu schenken!

    @Eva: Nun, Puddingkuchen klingt doch neben Flan pâtissier wie die kleine, pummelige Primel neben der schönen Iris - beispielsweise. Aber sonst ist Pudding lautmalerisch eigentlich ganz lustig.

    @Gudrun: Oh schön, dass du dich da so einfühlen kannst. Diese satten Wiesen kann man wirklich wunderherrlich kullern. Aber vielleicht muß man es als Kind gelebt haben, um es als Erwachsener noch zu wissen...

    @Sabine: Hach, immer dieses Hin und Her durchs Bloglesen. Das macht die Welt nicht einfacher ;). Aber schön, wenn ich dich inspirieren kann. Meinereins liest Blogs so am liebsten: wenn ich sofort weiß, was in der Küche zu tun ist!

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  7. Mhm, wie fein das klingt und die Margeriten!! Meine Lieblingsblumen.
    Seit gestern bin ich am Grübeln, wie ein veganer Flan wohl schmecken könnte und wie ich der nachzubauen wäre. Ich werde testen und ... falls es lohnt ... berichten :-)
    P.S. Ich weiß nicht, warum mich der Blog. immer wieder anonymisiert, wo ich mich doch immer brav als scratchysgarden zu erkennen gebe ;-)

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    1. Es lohnt eher (noch) nicht #lach

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    2. Wie meinst du? Es lohnt nicht, darüber zu berichten? Also mich siehst du voller Spannung (geweitete Augen, offener Mund ;) vor dem PC sitzen. Hey, siehe meine ersten Tarte Tatin-Erfahrungen. Die waren unterirdisch - aber ich habe berichtet und PAKETE von guten Ratschlägen bekommen :). Allerdings ist es mir ein Rätsel, wie du einen Kuchen, der hauptsächlich aus Milch und Ei besteht vegan umwandeln willst. Ein Rätsel mit sieben Siegeln!

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  8. Okay, ich dachte: Puddingkuchen, ist ein Anfang, denn Pudding vegan, das kann ich ;-) Also Kokos-Reismilch, Stärke, Zucker, … und statt Eigelb (damit es nicht so wässerig wird) 2 Eßl. sehr gutes goldgelbes Rapskernöl. Dazu Vanilleplver und nach Anleitung geköchelt. Den Pudding in die gefettete Form (eine kleinere, weil nur halbe Menge angesetzt) … und für 40 min. in den Ofen. Heraus kam ein dünner Fladen … Pudding. Ich habe es dann abgekratzt und im Schüsselchen als Flan Karamell naturell gegessen. Man könnte auch Pudding dazu sagen. Aber ich geb nicht auf. Ich hab da so eine Idee. :-) Ein Bild erspar ich euch.

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  9. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  10. Mein Reiseerinnerungsgedächtnis hangelt sich oft an dem entlang, was ich dort gegessen habe, wie es roch und schmeckte. So denke ich bei Spanien immer an Crème Catalan mit ihrer krachigen Kruste aus karamelisiertem Zucker und werde mir dann bewusst, dass es diese "Götterspeise" in fast jedem Land in leicht abgewandelter Form gibt. Als Flan in Frankreich und als Bayerische Creme hier - nur ohne Ofen. Die Kombination aus gekochter Milch, Vanillle und Stärke ist einfach immer ein Treffer und dein Flan wird es hier sicher auch auf den Tisch schaffen. Heute ist die Milch aus, aber nächste Woche bestimmt.
    Die Margariten haben es diese Woche auch schon auf den Tisch geschafft, zusammen mit all den anderen wundervollen Blumen, die momentan die flauschig hohen Wiesen bunt sprenkeln. Für mich auch eine der schönsten Kindheitserinnerungen - das Stiefeln durch die hohen Wiesen und Sträuße pflücken, die man kaum noch halten kann... Du hast das so schön beschrieben.

    Herzlich, Katja

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