Marie und Blog-Buster Spekulatius

Sonntag, 29. November 2020


Mein Ideal ist, dass man sich selbst sein eigenes Kraftwerk ist. Wehrhaft und stabil aus eigenem Antrieb heraus. Das hängt mit meinem anderen Ideal der Selbstverantwortung als Individuum zusammen beziehungsweise allgemein mit dem übergeordneten Motiv der Freiheit. Wobei der Bauplatz für dieses Kraftwerk nicht minder entscheidend ist: ein funktionierendes Biotop braucht im Ganzen Harmonie, das Gleichgewicht ist leicht gestört - unabhängig von der Stärke eines einzelnen Elements. Welche Menschen also in der eigenen Peripherie leben, spielt wohl mindestens die gleiche ausschlaggebende Rolle für den eigenen Energiehaushalt. *Wie jedes gegen sich selbst einen Bezug hat, so muss es auch gegen andere ein Verhältnis haben.* (Goethe) Sehr seltsam, dass die Fäden, wie die Dinge miteinander verbunden sind, uns mehr und mehr aus den Händen gleiten...

Nun habe ich mir für den 1.Advent eine besondere Empfehlung für euch aufgehoben, und zwar das Buchjuwel *Marie des Brebis*. Zu Beginn konnte ich kaum eine Seite lesen, ohne dass mir die Augen nicht schwammen, dabei würde ich nicht von mir behaupten, extrem rührselig zu sein (gleichzeitig hege ich keine Zweifel, dass es genügend andere gibt, die bereits mit der ersten Seite geziert eine Augenbraue nach oben ziehen und den Schreibstil als naiv und kindlich abtun). Aber in mir bringt dieses Buch etwas zum Schwingen, für das ich keine Worte finde. 

Doch vermutlich muss ich danach gar nicht ringen jenen gegenüber, zu denen das Buch gleichermaßen spricht. Eigentlich handelt es sich bei *Marie des Brebis* um eine Biographie, französisches Landleben im letzten Jahrhundert, eine Ode an die Schlichtheit, Bescheidenheit, Zufriedenheit, Verbundenheit und die große Mutter Natur; eine sprudelnde Quelle um sein Gemüt aufzuladen und um sich selbst wieder in die Spur zu bringen. Bref: ein Buch, das für mich in den Medizinschrank aller Selbstversorger gehört, ein Buch wie gemacht, um es weiterzureichen an Menschen, mit denen man sich verbunden fühlt, ein Buch, das wie eine brennende Kerze funktionieren kann, mit der man eine andere Kerze entzündet - bei alljenen mit intaktem Gemüt. Liebe Monique, vielen Dank für dieses Seelenbalsam-Geschenk!

Stelle ich irgendwann meine Liste#2 relevante Bücher meines Lebens zusammen, dann wird dieses Buch ganz bestimmt dort wieder auftauchen.

 


Zum ersten Advent passt auch prima ein Blog-Buster. Und fast alle Ottolenghi-Rezepte werden Blog-Buster, denn Ottolenghi ist der Liebling aller Foodies. Charlotte titelt *grandios*, Stefanie bekräftigt - nachdem sie jahrelang Rezepte durchgetetestet hat (!): *SO müssen Spekulatius schmecken!Petras Urteil steht noch aus - aber es würde mich doch sehr wundern, wenn sie nicht in die allgemeine Begeisterung miteinstimmen würde. Dieses Mal ist der Habib besonders von dem Kleingebäck getriggert. Aber auch mein Fazit lautet: ich wüßte wirklich nicht, warum ich mich nach einem weiteren Spekulatius-Rezept umschauen sollte. Besser wirds nicht!

Ach, und es sei noch erwähnt: in Frankreich lösen Spekulatius null Weihnachtsfeeling aus. Die werden hierzulande - so wie das pain d'épice - das ganze Jahr gerne gegessen. 

Auf Blog-Geschwister weise ich ebenfalls noch gerne hin wie - natürlich - den Spekulatius-Buttermilch-Gugelhupf, den gezierten Gewürzkuchen (muss ich dringend mal wieder machen) oder die Chai-Cookies (bei denen man ebenfalls so tief in die Gewürzkiste greifen darf) oder das Marzipan-Stollen-Konfekt (also Christ-Stollen ist für mich mit denen erledigt).


Zutaten - ca. 65 Stück mit einem 6cm Ausstecher:

Gewürzmischung:

1 EL Zimt, gemahlen
3/4 TL weißer Pfeffer
3/4 TL Ingwer,  getrocknet
1/2 TL Koriander, geschrotet
1/2 TL Anis, geschrotet
1 TL Kardamom
1/4 TL Muskatnuss, frisch gerieben
1/4 TL Nelken, gemahlen
4 Ecken Sternanis, geschrotet

Teig

250g weiche Butter
150g dukler Voll-Rohrohrzucker
50g Rum
3g  Salz
3 1/2 EL Gewürzmischung
450 g Mehl (m: T65)
knapp 1 EL Backpulver 

Deko:

1 Eiweiß
Mandelblättchen 

Zubereitung:

Für die Gewürzmischung Koriander, Anis, Sternanis, Kardamom, weißer Pfeffer und Nelken in einer Pfanne leicht anrösten. Mit den übrigen Zutaten mischen und fein mahlen (z.B. Getreidemühle, Mixer, Kaffeemühle…).

Für den Teig Zucker, Butter und Gewürze cremig aufschlagen, den Rum unterrühren. Nun Mehl und Backpulver hinzufügen und zu einem homogenen Teig vermischen.

30 min im Kühlschrank ruhen lassen.

Den Ofen auf 210°C vorheizen.

Den Teig ca. 4mm dick auswellen und ausstechen. Plätzchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und ca. 9-10min backen. Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen und in einer Blechdose aufbewahren.

Inspiration: *Sweet* von Ottolenghi, bzw. Charlotte und Stefanie

 

Traumwelt: persischer Reis-Spinat-Auflauf

Donnerstag, 26. November 2020


Wenn ich erzähle, dass ich in einem Garten lebe, in dem Feigen und Granatäpfel wachsen, dann klingt das nicht nur paradiesisch, das ist auch schöner, als ich es mir je hätte ausmalen können.

In einem (unvergessenen) Traum irrte ich umher, bis ich ein Haus betrat. Dort leitete mich der goldene Sonnenschein, der durch die offenen Terrassentüren fiel. Mein Herz begann schneller zu schlagen, weil ich schon erkennen konnte, dass ich in Süfrankreich sein muss: die Farben, das Licht! Und als ich dann im Garten unter dem Feigenbaum stand, fing ich vor Erleichterung und Freude an zu weinen. Was ein guter Traum! Und wer das Symbol des Feigenbaums zu deuten weiß, wird umso mehr meine Ergriffenheit nachvollziehen können.

Den Granatapfel verbinde ich in Gedanken zuerst mit Persien. Jede Reise, die man vor der großen Zäsur 2020 gemacht hat, wiegt nun doppelt. Um jede einzelne Reise bin ich nun noch dankbarer als eh schon. Der Iran flashte mich vor allem als unfassliche Kulturhochburg: ein Unesco-Weltkulturerbe neben dem nächsten. Es gab so viel zu entdecken. Wer von Iran nicht begeistert ist, muss ein dummer Mensch sein.

Besonders angetan hatte es mir die traditionelle Bauweise der Häuser in  der Wüstenstadt Yazd im Zentraliran. Von außen in den Gassen sahen die Lehmbauten ähnlich glanzlos und nichtssagend aus. Aber öffnete sich die schwere Holztür, dann offenbarte sich ein unvorhersehbarer Zauber. Um einen orientalischen, grünen Innenhof mit Wasserbecken in der Mitte reihen sich Zimmer, von denen oft kunstvoll verzierte Türen mit bunten Glasscheiben nach innen führen. Der Garten ist Herzstück des Hauses. Ein größeres Wohnidyll ist nicht möglich und mehr als ein Mal haben wir bedauert, im Winter im Iran unterwegs zu sein. Fasziniert hat mich zudem, wie man die wuchtige Tür von innen mit einem mächtigen Holzpfahl verriegeln kann. Innen und außen sind zwei voneinander entschieden getrennte Welten.

 

 

Nun, allein ein Granatapfel-Sirup von einem iranischen Bazar ist jede Reise! Wobei die Granatapfel-Kerne im Salat lediglich die Deko ausmachen. Das eigentliche Rezept stammt aus dem ansprechend-sinnlichen Kochbuch *Veggiestan* (coucou Christine), das beim Blättern nicht nur wegen der Inspiration Spaß macht, sondern auch weil die Rezepte so herrlich beschrieben sind. Wie etwa dieses:

*Der persische Reis-Spinat-Auflauf ist bei uns zu Hause ein Favorit. Scheinbar sind wir nicht die Einzigen, die es mögen. Sogar der große Abbas, Schah von Persien, hatte eine Schwäche dafür. Es ist die Art von Gaumenkitzel, von der man nicht lassen kann* stellt Sally Butcher dieses Gericht vor. Da kann man doch kaum an sich halten, zur Tat zu schreiten, oder? Susanne aka Magentratzerl ist übrigens auch ganz begeistert von diesem Buch!

 

Zutaten ca. 4P*: 

400g Basmati-Reis (m: Vollkorn)
100g Butter oder Ghee, plus Butter zum Einfette
Salz
1/4 TL Safranfäden, zerstoßen, in heißem Wasser eingeweicht
1 große Zwiebel
1kg Spinat, gewaschen, gehackt
2 Eier, verquirlt
500g dicker Vollmilch-Joghurt
500ml Gemüsebrühe
1/2 TL schwarzer, gemahlener Pfeffer

 

Zubereitung:

Den Reis auf üblicheweise in Salzwasser aber mit 100g Butter garen.  Sobald er gar ist, den Safran untermischen und zur Seite stellen.

Die Zwiebel in Öl glasig braten, den Spinat untermischen und zusammefnalls lassen.

Die Eier mit dem Joghurt vermengen und unter stetigem Rühren 150ml Brühe zufügen. Pfeffern. Die Masse sorgfältig unter den Reis ziehen.

Ofen auf 190°C vorheizen.

Eine gläserne Auflaufform (sie sollte mindestens 5cm tief sein) buttern und die Hälfte der Reismasse einfüllen. Den Spinat darauf verteilen und mit dem restlichen Reis bedecken. Die Form mit gut gefetteter Alufolie zudecken und den Auflauf 30min backen. Die Hitze auf 180° reduzieren eine weitere Stunde backen. Der Reis sollte sichtbar gebräunt sein (die braune Kruste!).

Die restliche Gemüsebrühe erhitzen und dazu servieren.

*Anmerkung m: ich habe für uns das Rezept halbiert und in einer großen Terrineform mit Deckel (Füllmenge gute 1,5l) gemacht. Das reicht sehr gut auch für 3 Personen. Als Tipp fügt Sally Butcher hinzu, dass man anstelle einer großen Auflaufform auch kleine Förmchen verwenden kann (etwa, wenn man den Auflauf als Vorspeise oder als Menu-Begleitung servieren möchte). 

Ich habe keine Brühe dazu serviert, sondern einen großen Salat (ebenfalls eine Empfehlung von Sally wie etwa auch Prickles) und süß-sauer eingelegte Zucchini - ein Glas, das ich von einer Freundin geschenkt bekommen hatte.

Möglicherweise würde ich beim nächsten Mal etwas weniger Brühe zu der Joghurt-Ei-Mischung nehmen - dann sollte die Reiskruste auch richtig knusprig werden

 

Lebendig: Hutzelbrot, Apfelbrot, Schnitzbrot

Sonntag, 22. November 2020


Eine der wenigen Geschichten, die mir von der Omi von meinem Großvater überliefert wurden, ist die, wie seine kleine Heimatstadt nach einem Luftangriff der Alliierten in Flammen stand. Während er sich eine komplette Flasche Schnaps hinter die Binde kippte, gelang es ihm sein Haus zu löschen. 

Auch der Habib erzählt, wie er beim Bau hier in Südfrankreich versuchte mit einem Kumpel die immens schweren, nass gelieferten, langen und dicken Decken- und Dachbalken nach oben zu tragen. Alleine: sie bekamen die Balken noch nicht einmal angehoben. Dann nachts im Suff schleppten sie die Dinger einen nach dem anderen hoch, sich kaputtlachend, wo denn nun mittags noch das Problem gewesen war?! Alkohol kann ungeheuere Kräfte freisetzen, wofür die Rechnung später beglichen werden muss. Die zwei konnten am nächsten Tag noch nicht einmal mehr aus dem Bett aufstehen...

Ab und an überkommt mich in der letzten Zeit ein Anflug von Alk-Lust. Nicht, dass ich gerade Zusatz-Energie benötigen würde, eher überhaupt nicht, aber der AZ drückt. Es gibt immer wieder Tage, an denen sich im Tal eine gespenstische Stille breit macht. Ganz so, als würde sich alles tot stellen. Zombie-Time! Ach, wie seltsam das anmutet als Weltenbürgerin und Gernereisende, dass selbst Nachbarländer auf einen Schlag in unerreichbare Ferne gerückt sind. Die Welt hat unsichtbare Gitterstäbe erhalten und manchmal scheint hinter tausend Stäben keine Welt mehr. Ein bißchen Betäubung würde gut tun; die Achseln weit gen Ohren ziehen und *schietegal* denken können; einen Weichzeichner-Puffer die Kehle runter fließen lassen...

Doch der Anflug verschwindet schnell wieder. Zu kostbar ist mir die Nüchternheit geworden, die Klarheit und die Intensität, die damit einher geht. Im Guten wie im Schlechten. Leben heißt fühlen! ALLES. Kein Fitzelchen will man sich entgehen lassen, wenn man erst einmal kapiert hat, dass die gefühlte, erlebte Erfahrung das Ambrosia dieses Planeten ist, der Sinn unseres Daseins. Diese erst macht ein Lebewesen zum Lebewesen. Wer nichts mehr fühlt ist tot. Ohne ein intaktes Gemüt ist alles nichts - und schlau sein ist kein Ersatz. Denn während Körper und Intellekt mechanischen Gesetzen unterworfen sind, haucht Gefühl und Geist dem Wesen den eigentlichen Odem ein. Der Körper und der Intellekt sind die Rabauken-Brüder, die gerne mal zur Waffe greifen.

Wobei es sogar bereits bei Lebzeiten passieren kann, dass sich im Inneren nichts mehr regt. Kein Gespür mehr für den Augenblick. Lachen verkauft, Seele verkauft. Kein Ausschlag in irgendeine Richtung. Wie offenbart Ina während ihres Gesprächs mit Nena: *Ich fühle sehr oft nichts. Das ist ja auch gut.* Oder nicht so gut. Wenn Reize im Inneren keinen Resonanz-Körper mehr haben, dann muss das Empfangsgerät kaputt sein. Wie sagt (nochmals) Rilke: *Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen*. Doch wenn dort nix mehr webt und bebt... Je kostbarer etwas ist, umso schwieriger gestaltet sich die Reparatur. Dann ist kaputt sehr schnell kaputt. Wie Vertrauen, dass sich auch nicht einfach wiederherstellen läßt, wenn es zu sehr beansprucht wurde.

Sehr beeindruckte mich der Gedankengang eines russischen Philosophen: *Ein paar Jahrhunderte zurück haben wir den Weg der Technologie gewählt. Wir versuchen, die Umwelt und die Natur unserem Willen zu unterwerfen. Als Konsequenz haben wir den Kontakt zu unserem Inneren verloren, wir haben uns damit total entfremdet von uns selbst. Wir haben uns völlig nach außen orientiert und uns dabei von Subjekten zu Objekten gemacht. So haben wir unsere Seele verloren. Wir haben damit Gott getötet. Und nun töten wir den Menschen exakt auf die gleiche Art, wie wir Gott getötet haben. Wir haben die spirituelle Dimension des Seins verloren.*

 


Die inneren Werte dieses Gebäcks erkennt man direkt am Gewicht - der Gehalt der süßen Brote wiegt ordentlich in der Hand. Ich hatte bereits ein Früchtebrot im Hinterkopf zum Backen, ausschlaggebender Anstoß war dann aber das handgeschriebene Rezept von einem Apfelbrot, das mir mit dicker Empfehlung weitergeleitet wurde (coucou Annette).

Ähnlich wie bei der Mousse au Chocolat oder bei der Tarte Tatin verglich ich daraufhin einige Rezepte miteinander, um mir daraus mein eigenes zu basteln. Ich entschied mich gegen Hefe und für Backpulver, ganz klar auch für Vollkorn, denn in solchem Süßkram unterstütz das Vollkorn den nussigen Geschmack perfekt. Ansonsten war mein Leitsatz: viel hilft viel. Mit Nüssen und Trockenobst wurde nicht gekleckert -  dafür habe ich den Zucker nahezu rausgekürzt. Ganz neu wurde von mir ein Chia-Quellstück hinzugefügt.

Bei veganer und vollwertiger Schleckerei bin ich gerne etwas skeptisch - das klingt schnell nach Tanzverbot oder brauner Cordhose. Obwohl vollwertige, vegane Ernährung eigentlich mein angestrebtes Ideal ist. Trotzdem war ich überrascht, dass es mir mit dem Hutzelbrot ähnlich wie mit meiner Linzer (die ich uns nächstes Wochenende zum ersten Advent backen werde) geht: ich bin mein bester Kunde. Ich bin sowas von schwer angefüttert, ich kann mir kaum selbst auf die Finger hauen. Das darf ich - um mich vor mir selbst zu schützen - nicht zu oft backen. Und ich kann euch gar nicht sagen, wann das Apfelbrot am besten schmeckt. Einen Teil habe ich eingefroren, den anderen Teil haben wir binnen einer Woche wegverknuspert. Und von Tag 2 bis Tag 7 schmeckte es mir gleichbleibend gut, denn das Brot hält sich (eingewickelt in Backpapier im Kühlschrank) gleichbleibend saftig und die Aromen ziehen immer besser durch.

Obendrein kommt es meiner Bequemlichkeit bei der Zuckerbäckerei entgegen: ohne großen Aufwand sind die Brote in den Ofen geschoben, egal ob als kleine Brötchen oder in zwei Kuchenformen...

 

Zutaten 2 Brote (25cm-Kastenform) oder 12 kleine Brötchen:

750g Apfel
50g Rohrzucker
500g Mehl (m: 450g Einkorn-Vollkorn, 50g Roggen-Vollkorn)*
1 1/2 Päckchen Backpulver
450g Nüsse (m: 200g Haselnüsse/ 200g Mandeln/ 150g Walnüsse)
250g Rosinen (m: 100g davon Cranberries)
4 EL Rum (oder Kirschwasser) 
500g Trockenobst (m: Datteln, Feigen, Aprikosen/ 100g kandierter Ingwer)
100g Orangeat (m: 50g)
100g Zitronat (m: 50g)
1 1/2 EL Kakao-Pulver
1 EL Zimt
1/4 TL Nelke
1/4 TL Piment
1/2 TL Kardamom
 
35g Chia-Samen
100ml Wasser

Puderzucker
Mandarinensaft 

Zubereitung:

Äpfel am Vorabend mit Schale (aber ohne Kerngehäuse) grob reiben, in eine große Schüssel geben, mit 50g Zucker mischen, abdecken  und über Nacht Saft ziehen lassen. Gleichzeitig das Chia-Quellstück ansetzen und nach 5min ein zweites Mal umrühren. Rosinen (und Cranberries) im Rum eine Nacht marinieren.

Nüsse grob hacken. Trockenobst ebenfalls etwas kleiner schneiden. Mehl mit dem Backpulver mischen. Und nun alle Zutaten in der großen Schüssel sorgfältig und kräftig von Hand vermengen (am besten mit Handschuhen, die Nüsse schieben sich leicht unter das Nagelbett) - darauf achten, dass keine Mehlnester übrig bleiben.

Ofen auf 180° (O/U-Hitze) vorheizen.

Formen sorgfältig fetten (oder mit Backpapier auslegen) - Teigmasse in beide Formen verteilen, gut glatt streichen. Wer mag kann auch mit feuchten Händen kleine Brötchen formen und sie auf ein mit Backpapier ausglegtes Backpapier setzen (m: benutzte eine Silikon-Form für 6 kleine Kuchen). Große Brote ca. 70 min backen (m: letzten 10min ausserhalb der Form), kleine Brote ca. 35 min

Optional einen Puderzuckerguß mit Mandarinensaft (oder Rum...) anrühren, den noch warmen Kuchen damit bestreichen und die Brote mit Trockenobst und Nüssen (m: auch getrockneten Apfel verwendet) verzieren.

Anmerkung m: viele vergleichbare Rezepte verwenden mehr Zucker (250g), weniger Nüsse und Trockenobst, keinen Chia und kein Roggenmehl/ ich mag ein Mal mehr den kandierten Ingwer sehr in diesem Brot/ Einkorn habe ich deshalb gewählt, weil mein petit épeautre *ums Eck* aufwächst: in der haute provence - ihr könnt nach Lust und Laune etwa gegen Dinkel austauschen

Inspiration: Annette, Zimtkringel



Spitzenreiter: Kartoffelroulade mit Peterling

Freitag, 20. November 2020


Lieblingsessen zu benennen, ist gar nicht einfach. Ich denke, das geht allen Regelmäßigkocher ähnlich. Der Habib ist in erster Linie froh und dankbar, dass ich das mit dem Kochen so übernommen habe. Schmeckt es ihm an einem Tag etwas weniger, schmeckt es ihm am nächsten Tag wieder mehr. So geht das mit der Zufriedenheit: alles recht. Derart haben alle Berge ihre Spitzen - was gut so ist. Keiner wollte jeden Tag den Mount Everest stürmen.
 
Ganz am Anfang aber - als ich das Kochen noch lernen musste - standen bei dem Habib Kartoffel-Knödel hoch im Kurs. Unbedingt mit Zwiebeln und Petersilie. Dann, dachte ich mir, kann eine Kartoffelroulade, die eben mit den zweien gefüllt ist, so schlecht auch nicht ankommen am heimischen Esstisch.
 
Und siehe da: diese wird eindeutiger Spitzenreiter unter seinen Kartoffel-Rouladen-Blog-Geschwistern wie die Kartoffel-Roulade mit Pfifferlingen oder die mediterrane Roulade mit Erbsensauce und Tomatenschaum - Füllung wie Sauce kann man aber jeweils gerne wieder aufgreifen. Die Chili-und-Ciabatta-Rolle gefällt mir weiterhin, wird aber trotzdem von dem neuen Liebling abgelöst. Die orange Kürbis-Kartoffel-Roulade hingegen bleibt weiterhin unverändert geschätzt im Repertoire genauso wie die rosane Karoffel-Roulade mit Rotkrautfüllung - beide sind spitze!

Für uns reichte die Portion für zwei Tage: ein Mal frisch gegart (mit Rahm-Porree) und ein Mal in Scheiben gebraten. Schmeckt sowohl als auch gut, wenngleich die gebratenen dann doch die Nase ein Stück weiter vorne haben. Kann man sich für kommende Schlemmerfesttage merken...
 

 

Zutaten 4P:

350g Kartoffeln, mehlig, am Vortag als Pellkartoffel gekocht (m: Mona Lisa)
150g Mehl (m: Dinkel halb 630/ 1050)
40 Gramm Butter, flüssig
1 Eigelb, Größe M
1 TL Salz
1 Pr Muskatnuss
Mehl für die Arbeitsfläche
 
1 großer Bund Petersilie (ca. 150g)
1/2 TL Majoran, getrocknet
1 Zwiebel (ca. 150g) 
Salz, Pfeffer
20g Butter

Zubereitung:

Für den Teig, Kartoffeln schälen und durch eine Kartoffelpresse drücken. Mit den restlichen Zutaten schnell zu einem glatten Teig verarbeiten und nicht zu lange kneten (sonst wird der Teig speckig). Zu einer Kugel formen und in Frischhaltefolie wickelen - derart im Kühlschrank 30 Minuten ruhen lassen.

Petersilie vom Stängel rupfen und in einem Cutter fein hexeln. Zwiebeln fein würfeln und in Butter glasig dünsten. Kurz vor Ende Majoran und Petersilie zufügen und kurz mitdünsten. Würzen mit Salz und Pfeffer.

Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche gut messerrückendick (etwa einen 1/2 cm dick) rechteckig ausrollen.

Petersilien-Zwiebeln knapp zum Rand verteilen. Von der längeren Seite her eng zu einer Roulade wickeln. (Wer keinen großen Bräter hat, der sollte die Roulade halbieren und so zwei kleinere Rollen einpacken - dann bekommt man sie in einem kleineren Topf gegart). Die Rolle in Frischhaltefolie und anschließend in Alufolie wickeln, die Enden dabei gut verschließen.

In kochendes Wasser legen und ca. 25 Minuten leicht köcheln lassen, dabei 1-2 Mal wenden. Die Kartoffelroulade herausnehmen und kurz ruhen lassen. Dann in Scheiben schneiden.

*Anmerkung m: schmeckt sowohl frisch zubereitet wie am nächsten Tag von beiden Seiten golden gebraten...

 


 

Zusammenhalt: Rote-Bete-Quinoa-Laibchen

Sonntag, 15. November 2020


Auf einer schier unbegrenzten Palette an Möglichkeiten, worüber man sich Sorgen machen könnte, greife ich mir heute den Eindruck heraus, dass unsere Gesellschaft sich mehr und mehr spaltet. Das behagt mir gar nicht, denn damit liegt die Zwie-tracht in der Luft. Und was wäre wünschenswerter, als dass man ganz besonders in schwierigen und herausfordernden Zeiten zusammensteht. Nicht nur als Paar oder Familie, gleiches gilt auch für ein Volk, einen Kontinent oder gar - wenn man es mit dem Pazifismus ernst meint - für einen ganzen Planeten und das Turbulenzen unabhängig. Die Menschen als Solidaritätsgemeinschaft.

Die aktuelle Situation scheint für Spaltereien als Brandbeschleuniger zu dienen. Wobei die aktuelle Situation (was viele als Begriff verwenden) sich mittlerweile zum Euphemismus verwandelt hat. Selbst aktuelle Phase will mir nicht mehr recht passen. Ich habe mich also entschieden *es* andauernden Zustand zu nennen (AZ würden die Fränzis abkürzen) .

Und ich meine gar nicht nur die Spaltung zwischen arm und reich. Tatsächlich bleibt das Volksvermögen recht stabil (Geld verschwindet ja nicht einfach), sondern wird nur stets neu verteilt. So haben in diesem Jahr (während des AZs) die hundert Milliardäre, die Deutschland zu eigen sind, ihr Vermögen jeweils durchschnittlich um eine Milliarde vergrößert. Das ist viel.

Aber auch was Meinungen angeht, scheinen sich mehr und mehr unversöhnliche Grabenrisse aufzutun. Immer mehr Entweder-Oder, Schwarz und Weiß, Dafür oder Dagegen statt bunt und vielfältig. Andere dürfen/ sollen/ müssen anders sein! Mit dieser Einstellung interessiert man sich dann auch wieder für die Unterschiede. Und eine mögliche Schnittmenge. Je mehr wir uns aber - das sollte uns bewußt sein - in einen allgemeingültigen Mainstream einzwängen, umso mehr kippen wir gen totalitärem System.

Wie sehr man bereit ist seine Meinung in Frage zu stellen in Bezug auf Themen, für die ein gängiger Allgemein-Konsens herrscht, dafür biete ich euch demnächst eine gute Möglichkeit das herauszufinden. Heute ziehe ich einfach mal das Beispiel E-Autos ran - ebenfalls ein Bereich, in dem sich Beführworter wie Ablehner gleichermaßen erhitzen können. Und jeweils gar nicht mal unbegründet, denn es gibt sowohl Studien und Belege für die eine wie die andere Seite. Die Schwierigkeit besteht nun darin, dass man - bei genauerem Interesse - zudem das Kleingedruckte lesen müßte, um zu überprüfen, wer welches Gutachten in Auftrag gegeben hat, wer dafür die Zahlen lieferte ectpp. Was doch wiederum ein bißchen viel verlangt ist, denn wer nimmt sich schon die Zeit, derart tief zu schürfen. Wenngleich die Auto-Branche hinlänglich bekannt dafür ist, es mit weitergegebenen Zahlen und Werten nicht sehr genau zu nehmen.

Bref: es ist schwierig weil komplex.

Umso wichtiger ist es, die Auseinandersetzungen zu suchen. Und die fehlt zunehmend. Und schon lange, wenn man Roger Willemsens grandiosen Vortrag zu einer mangelnden Streitkultur in unserer Medienlandschaft vor sechs Jahren folgen möchte. Er beklagte damals bereits spitz, dass wir uns nur noch auf die Hinterbeine stellen, wenn es um Antisemitismus und um Pädophelie ginge. Das ist zu wenig.

Mir treten dabei die Bilder vor Augen von der morgendlichen Debattier-Klasse der tibetischen Mönche, die wir in Lhasa im Klostergarten dabei beobachten durften. Die Buben werden in Zweier-Teams aufgeteilt, einer sitzt am Boden und macht den Zuhöhrer, der andere steht vor ihm und tragt mit viel Elan und einer begleitenden, ausladenden und klatschenden Handbewegung seine Argumente vor. Bis irgendwann die Positionen gewechselt werden und der Sprecher die passive Rolle zu übernehmen hat. Debatten-Kultur um zum einen das Hirn zu wetzen, die Schlagfertigkeit zu trimmen aber auch um (friedliches) Miteinander zu üben. Bestimmt entarnen sich mit der Zeit von ganz alleine Rhetorik-Kniffe und ab und an schält sich dann sogar hinter all den vorgehaltenen Erklärungen das Wesentlich heraus: die eigentliche Motivation dahinter.

Aber -  so dämmert es mir - braucht es für feurige Debatten nicht vielleicht vorallem eine innere Haltung, mit der man für irgendetwas einsteht? Weil ohne die schwimmt man doch automatisch mit der breiten Masse mit...

 

 

Zusammenhalt ist gleichfalls so wichtig wie entscheidend bei Gemüsebratlingen aller Art! Manchmal zeigt sich erst im letzten Moment - in der Pfanne - ob mein Rezept funktioniert oder nicht. Ich liebe Puffer, weil sie in meinen Salat-Plus-Gerichten das PLUS performen.

Wer mag, kann hier noch Semmelbrösel oder Vollkornmehl oder auch gemahlene Haferflocken oder ähnliches zufügen, um die Masse etwas mehr zu verdichten. Aber nötig ist es nicht. Verändert man meine Zutatenliste nicht, dann erhält man schöne, leichte Gemüse-Bartlinge, die mir selbst kalt richtig gut geschmeckt haben. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die erst den richtigen Schliff verleihen: diese verdanken ihr i-Tüpfelchen dem wunderbar passenden Kokosöl, in dem ich sie gebraten habe.

 

Zutaten 2-4P/ 12 Stück:

150g Quinoa
350g frische Rote Bete, fein gerieben
300g Süßkartoffel, gekocht, gestampft
30g Sonnenblumenkerne, geröstet
3 EL Petersilie, fein gehackt
100g Ziegenfrischkäse*
Piment d'Espelette
Salz
Pfeffer
Kokos-Öl
 
Quark
3 Frühlingszwiebeln
Minze
1/2 Zitronen, Abrieb und Saft
Salz, Pfeffer
 
Deko: lila Rettich, feinst gehobelt

Zubereitung:

Quinoa in ein Sieb geben und gründlich mit Wasser spülen. In der doppelten Menge kaltem Wasser aufsetzen,zum kochen bringen - nun salzen oder Gemüsebrühe-Pulver zufügen und ca. 15min sanft köcheln lassen. Auskühlen lassen.

Süßkartoffel schälen, würfeln und in Wasser weichgaren und sehr gut ausdämpfen lassen - dann zerstampfen.

Rote Bete schälen und fein reiben.

Nun alle Zutaten miteinander vermengen, abschmecken und daraus 12 Laibchen formen. Dann in Kokos-Öl von beiden Seiten ca. jeweils 5 Minuten braten.

Anmerkung m: wer mag gibt noch ca. 50g Semmelbrösel (oder ähnlichs - s.o.) hinzu - muss aber nicht sein 

Bei uns gab es begleitend einen Kräuterquark dazu - bestimmt muss ich nicht beschreiben, wie man die Zutaten miteinander vermengt

Anmerkung m: für eine vegane Variante den Ziegenfrischkäse durch Seidentofu ersetzen


12 von 12 - November 2020

Donnerstag, 12. November 2020

 

... ohne viel Geschwafel: Highlight Sonnenaufgang, geliebtes rituelles Frühstück, von der Haustür aus losgezogen Richtung Wald - ihr wißt schon: Shinrin-Yoku und so, einziges Fundstück = ein einziger Birkenpilz unter vielen *falschen*, ein schnelles Salat-Plus-Mittagessen, another day another downward facing dog, jetzt noch Sauerteig für Brötchen ansetzen, mehr passiert hier nicht mehr ...

Und wie war euer 12. November? Mal schauen, wer bei Caro von Draußen nur Kännchen mitspielt und sich in den Tag schauen lässt...

Manipulation: Financiers mit Schokolade und Pistazien-Topping

Mittwoch, 11. November 2020


Kinder, bei diesem Rezept ist Vorsicht geboten! Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das so einfach weitergeben kann. Es braucht schon eine gestandene, moralische Haltung, um damit umgehen zu können. Mit diesen kleinen Schoko-Küchlein könnt ihr die Puppen tanzen lassen nach Gutdünken. Die sind sowas von eine Geheimwaffe!

Wie sagt Paule bereits, von der ich mich zu diesem Rezept habe inspirieren lassen: Wenn ihr jemanden, der Süsses mag, um den Finger wickeln oder euch bei ihm entschuldigen möchtet, dann backt ihm diese Schokoladen Financiers und ihr werdet alles bekommen, was ihr wollt! Glaubt mir!

Mit diesen Financiers habt ihr ein Pfand in der Hand, das euch den Weg bahnt, wohin ihr ihn lenken wollt. Ja, so leicht und schnell ist manchmal manipuliert. Das böse Wort Manipulation. Doch die Manipulation umgibt uns überall, sie ist allgegenwärtig, ihr ist nicht zu entgehen. Und meistens ist sie einem noch nicht einmal bewußt. Was übrigens eines der charakteristischen Merkmale der Manipulation ausmacht. Insgesamt umfassen vier typische Kennzeichen die Manipulation (ich habe mich schlau gemacht):

  • Der Beeinflusste durchschaut die Technik nicht oder nur teilweise
  • Der Beeinflussende übt das entsprechende Verhalten bewusst aus
  • Der Beeinflussende versucht einen eigenen Vorteil zu erreichen
  • Nachteile des Beeinflussten interessieren den Beeinflussenden nicht

Bereits bevor ich mich einschlägig ein bißchen eingelesen habe, sind mir direkt zig Beispiele aus dem alltäglichen Leben eingefallen. Jeder von uns kennt doch etwa die *Quengelware* direkt an der Kasse. Kein Geheimnis ist vermutlich auch, dass wir durch die meisten Geschäfte links herum geführt werden, weil die Wirtschaftspsychologie herausgefunden haben will, dass die Kunden auf diese Weise *kaufbereiter* sind. Aber nicht nur mit der Laufrichtung sondern ebenso wird mit Duft gearbeitet. Olfaktorische Neuromarketing nennt sich das dann. Ebenso was in Augenhöhe in den Regalen steht, ist bewußt gewählt uswusf. Wer eine ganz bestimmte Absicht verfolgt, der übergibt den Ablauf der Dinge äußert ungern dem Zufall.

Gerade was den Sektor des Konsum angeht, wird viel in Forschungsarbeit investiert, um entsprechend Manipulationstechniken anwenden zu können. So versuchen soziale Medien ihre Seiten nach den neuesten Hirnforschungen zu programmieren, um auf diese Weise ihre Nutzer maximal an sich zu binden - als kleines Beispiel rufe ich nur das *Endlos-Scrollen* auf, wodurch man deutlich länger digital an etwas kleben bleibt, als wenn Seiten immer wieder neu geladen werden müssen. Alle Social-Media-Apps beruhen auf dem Prinzip, Aufmerksamkeit zu gewinnen und ihre Nutzer süchtig zu machen, indem im Gehirn das Molekül für Lust, Motivation und Sucht freigesetzt wird: Dopamin - und das nicht rein zufällig, sondern die Software-Entwickler der Technologiekonzerne peilen eben diesen Effekt an.

Als kurioses Beispiel bin ich im Zuge meines kleinen Artikels über die englische Premierministerin Margaret Thatcher gestolpert, deren Biograph davon berichtet, dass diese Sprachtrainings besuchte, um ihre Stimme tiefer zu bekommen. Der wissenschaftliche Hintergrund dazu ist, dass Menschen mit tiefer Stimme auf andere (unbewußt) kompetent, physisch und mental stark, dominant und vertrauenswürdig wirken -  so dass diese häufiger in Führungspositionen zu finden sind, als Menschen mit hohen Stimmlagen.

Hüpfen wir weiter zur Rhetorik (übersichtliche und kurz und knackige Auflistung!) die mit einer ganzen Litanei von Techniken aufwartet, um mit diesen andere von sich zu überzeugen - worüber man sich im Gespräch vermutlich nicht sehr oft Gedanken macht. Es würde eine Unterhaltung auch nicht zwingend erquicklicher gestalten. Doch andererseits will man sich ja nicht (un)freiwillig von anderen vor sich hertreiben lassen, damit die ihre Ziele durchgesetzt bekommen. Ach, man könnte ewig über Beeinflussung von außen sinnieren. Dabei habe ich den umgekehrten Bereich, nämlich den der Autosuggestion, noch gar nicht touchiert. Und von dem richtig großen Fass und der eigentlichen übergeordneten Kerndisziplin der Manipulation, der Propaganda, lasse ich lieber die Finger - da konnte man sich schon immer nur die Pfoten verbrennen (sehenswerte Arte-Doku zu Covid). Denn wie proklamierte einst Franklin D. Roosevelt: *In der Politik passiert nichts zufällig. Wenn es doch passiert, war es so geplant.*

 


Was euch aber alle nicht voreingenommen werden lassen sollte gegen diese Schokoladen-Financiers. Ohne jeden Firlefanz sind diese Dinger eine kleine Naturgewalt von Süßigkeit, die viele Verwandte ihresgleichen in den Schatten stellen. Und obendrein sind sie (als gäb es der Vorteile nicht bereits genug) noch richtig schnell zusammengerührt. Ich kann mich Paule nur anschließen: sie sind einfach wunderbar weich, saftig, fast cremig. Und das Topping aus salzigen Pistazien, leicht scharfem Ingwer und der fruchtigen, kandierten Orange erfüllen einen Haufen Sehnsüchte auf einen Streich. Aber überzeugt euch selbst! Sonst heißt es nachher noch, ich wollte euch beeinflussen...

 

Zutaten - 8 Stück:

4 Eiweiß (ca. 110-120g)
100g Vollrohrzucker* 
100g geriebene Mandeln
15g Kakao
1 Pr Salz
140g Butter
1/4 TL Kardamom
 
25g kandierter Ingwer
25g kandierte Orange
25g salzige Pistazien
 

Zubereitung:

Die Butter vorsichtig bei niedriger Temperatur schmelzen und abkühlen lassen.

Die geriebenen Mandeln mit dem Kakaopulver in der Moulinette fein mahlen.

Die Eiweisse, Salz und Zucker mit dem Handmixer auf kleinster Stufe 1-2 Minuten anschlagen. Mandel-Kakao-Mischung hinzugeben und verrühren. Ebenso die geschmolzene Butter.

Abgedeckt über Nacht kühl stellen. Der Teig ist ungewohnt flüssig, wird aber durch die Kühlung wesentlich fester.

Am Backtag den Ofen auf 180°C vorheizen.

8 Mulden einer Muffinsform mit Backpapier auskleiden (m: nur den Boden) und die Ränder fetten. 

Den Teig in die Vertiefungen verteilen. Pistazien mittelfein hacken, kandierten Ingwer und kandierte Orange kleiner hacken und gerecht auf die acht Muffins verteilen. In den vorgeheizten Ofen schieben und ca. 30 Minuten backen (m: etwas kürzer)

*Anmerkung m: der Vollrohrzucker macht sich besonders gut in den financiers/ wer mag, kann den Zucker etwas reduzieren - vielleicht backe ich sie das nächste Mal mit 80g Zucker und 120g Mandeln 

Die Teigmenge ergibt ca. 24 Stück, wenn ihr die financiers wie Paule in der Mini-Muffin-Form (∅ 50 mm) backt - welche ich nicht besitze. 

Sie financiers schmecken am zweiten und dritten Tag - wenn sie etwas durchgezogen sind - nur noch besser!

Inspiration: Paules.

 


 

Ei-Ei-Ei... Man braucht für diese financiers 4 Eiweiß - hier ein paar Rezepte, bei denen diese anfallen und verwertet werden wollen. Sonst habe ich sehr gerne verwendet für eine Mousse oder die Amarettini, die ich ebenfalls in sie Liste mit aufgenommen habe. Und auch einige Gnocchi benötigen oft nur das Eigelb (da stelle ich euch ja demänchst ebenfalls ein Board zusammen) oder viele Plätzchen. Kein Grund das Eiweiß zu entsorgen, denn man kann es hervorragend einfrieren: Eiweiß hält sich ca. 12 Monate im Froster.

 

      

      

      

Goldgelb-Spezial

Sonntag, 8. November 2020


War der Oktober der kälteste, den ich je in der Drôme erlebt habe, so ist dieser November im Gegenzug der wärmste und sonnigste ever. Irgendwie scheint 2020 Gefallen daran zu finden, alles mal anders als sonst zu gestalten.

Durch das bunte Laub zu rascheln bleibt sich aber gleichbleibend unabänderlich ewig schön. Und auch dieses Jahr fallen die Blätter wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten. Golden scheint das Licht durch leuchtend gelbe Laubkronen. Eine Jahreszeit, die man sich mit etwas williger Bereitschaft ja auch kulinarisch bezaubernd gestalten kann.

Ich habe euch schon mal mit viel Hingabe ein *Herbst-Spezial* aus meinem Fundus zusammengestellt (dort findet sich die in oder andere Überschneidung) Oder ebenfalls passend zum Herbst das *Eintopf-Spezial* mit schlonzigen Lieblingsseelenwärmern. Gerne verweise ich euch außerdem auf meine *TOP TEN für alle Schokoholics*, weil Schokolade IMMER eine Lösung ist. Werft einen Blick auf das *Karotten-Spezial* oder das *Rote-Bete-Board* - zwei Gemüse-Farbenträger, die die Wintermonte enorm bereichern!

Heute habe ich mir erneut die Arbeit gemacht, euch einige Vorschläge zusammenzustellen. Probiert doch mal meine goldene Milch zusammen mit dem Chai-Sirup. Oder versucht euch an einem meiner DUBB-Rezepte wie die Cantuccini oder das Apfelmus meiner Nachbarin - zwei ganz altbewährte Rezepte dieses Blogs. Ein Klassiker wie eine Quiche oder einen Apfelkuchen zu backen, finde ich prinzipiell eine gute Idee - deshalb wurde beides hier aufgenommen. Warum nicht - wenn die Sonne sich beharrlich hinter grauen Wolkenbändern versteckt -, mal mit einer guten Dosis beharrlicher Leidenschaft in der Küche stehen und sich mit einem extra-bunten Burger belohnen oder Pasta selbst rollen? Eröffnet die Sauerkraut-Saison und macht euch an meine Kraut-Krapfen ran - für die lasse ich alles stehen und liegen! Ich würde mich freuen, wenn euch auf Board etwas anlacht, das euch direkt zum Kochlöffel greifen lässt und euch den Tag am Tisch vergoldet...