Kinderwunsch: cremiges Curry mit Brokkoli, roten Linsen und Spinat

Dienstag, 11. Juni 2019


Hätte ich nur die allerkleinste Tendenz, ein Kind zu entführen, dann hätten wir jetzt eines in der Bude sitzen. Schon vor einer Weile habe ich ihn entdeckt: meinen PERFEKTEN Zwuggel. Ein Junge, der auf wattigem, moosigem Waldboden gezeugt wurde von Ronja Räubertochter und Nils Holgersson, zwischen Geysiren und  Vulkanen, blond und strubbelig, rundgesichtig und rotbackig, zwei Lenze alt. Ich habe ihn also *Birk* getauft. Und direkt, wenn ich nur an ihn denke, denke ich wie immer das Gleiche: den brauchen Sie mir gar nicht mehr einpacken, den nehme ich genau so mit. 

Könnte man Klamotte-Shoppen, in dem man einfach auf vorbeilaufende Frauen zeigt, und sagt: genau der gleiche Pullover, eine Nummer größer. Oder ein Mal original diesen Rock bitte - wie einfach wäre ich angezogen. Tja, und ginge *Kinderkriegen* so, wer weiß, vielleicht hätte ich dann sogar eines. Denn immer wieder fällt mir auf, dass wirklich nicht alle Kinder süß sind.  Zum einen weil Kinder für mich nichts anderes sind als Menschen - nur halt in klein - (das Kindchenschema wirkt bei mir deshalb nur minimal), zum anderen weil ich von einem Kern ausgehe. Davon hatte ich es schon in Gartenphilosophie: Samen ist Samen - ein Gänseblümchen wird kein Birnbaum und eine Tomate niemalsnie eine Artischocke.

Daher lässt sich für mich an der nächsten Schlußfolgerung wenig schrauben: Bösartigkeit ist Charaktersache, manche kommen gar bereits giftig auf die Welt. Ja, ich weiß, da scheiden sich die Geister (möglicherweise noch eines der raren Themen, zu denen es wenig Schulterzucken gibt und schließlich nicht umsonst eine beliebte Ethik-Frage). Aber ich halte es mit Miss Porter, die in *Das Narrenschiff* ein kindliches Zwillingspaar beschreibt, das direkt aus der Hölle zu kommen scheint. Und ganz ehrlich: ich kenne definitiv auch Kinder, die ich nicht geschenkt haben wollte.

Bref: ich finde, es gehört Mut dazu, sich für ein Kind zu entscheiden. Wegen dem Überraschungsei-Effekt (davon hatte ich es ebenfalls bereits) und den Zukunftsaussichten der Erde. Daher gilt allen Eltern mein größter Respekt, die haben sich was getraut und vorgenommen.

Vielleicht bringt es mir als Kinderlose genau deshalb einfach Spaß, mir ein Kind unterwegs auszusuchen. Einfach weil ich es kann. Als Spiel. Luxus der Theorie. Luxus der Konsequenzlosigkeit. Luxus der Phantasie. Rausgepickt statt zugeteilt. Mein wawuscheliger Waldkobold Birk ist mein Augapfel. Wenn ich ihn sehe, dann kann ich mein Gemüt an ihm wie in einen Akku stecken. Was bringt dieser Planet für Menschlein hervor!


Als echter Akku stellte sich genauso dieses Curry heraus. Für diesen frühen Wintereinbruch mitten im Juni eine gute Strategie, kulinarisch unbeeindruckt dagegenzuhalten - wir haben beide eine beachtliche Portion verdrückt.

Zutaten 2P:

1 Zwiebel
3 Knoblauchzehen
1 Brokkoli
75g rote Linsen
100-150g junger Spinat
200g Gemüsebrühe
250g Kokosmilch
1 EL Curry (m: Zitronen-Curry)*
1 EL Koriander, gemahlen
2 TL Kreuzkümmel
1 Stange Zitronengras
2 Lorbeerblätter
Harissa
etwas Zitronensaft
Salz

400g Kartoffeln, gekocht vom Vortag
(m: Délicatesse)
Salz, Pfeffer
Bratöl

Zubereitung:

Die Zwiebel und den Knoblauch schälen und fein würfeln. Brokkoli samt geschälten Stiel zerkleinern in kleine Röschen und Stücke.

Zwiebel und Knoblauch in etwas Öl glasig dünsten. Gewürze kurz mitbraten, (die Zitronengrasstange vorher mit der stumpfen Seite des Messers klopfen und so kürzen, dass sie in den Topf passt). Dann Linsen unterrühren und die Gemüsebrühe und die Kokosmilch anschütten. Deckel auflegen und 5min köcheln lassen. Brokkoli zufügen und weitere 15min sanft garen.

Parallel die in Würfel geschnittenen Kartoffeln knusprig braten (Tipp: dafür Pfanne und Öl zuerst heiss werden lassen, bevor die Kartoffelwürfel in die Pfanne kommen). Salzen, pfeffern.

Kurz vor Ende das Zitronengras sowie die Lorbeerblätter aus dem Eintopf entfernen und in das Curry den gewaschenen, geschleuderten und grob zerhackten Spinat untermischen und zusammenfallen lassen. Abschmecken mit Salz,  Harissa und etwas Zitronensaft (oder weißer Balsamico).

Curry mit den Bratkartoffelwürfeln zusammen servieren! 

*Anmerkung m: ein gutes Curry steht und fällt mit dem - Achtung jetzt kommts - richtig, Curry. Es lohnt sich also, dafür mal genauer hinzuschmecken und sich mindestens ein Lieblingsgewürz in der Geschmacksrichtung *Curry* zuzulegen.

15 Kommentare

  1. Was für eine Mischung! Toll ☺️Und ich habe, bis auf den Spinat, alles im Haus. Wird nachgekocht, denn das schmeckt fein - ich spür's 😉Lieben Gruß

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    1. Den Spinat, Hanne, kannst du gerne auch durch anderes Grün (Mangold, Melde...) ersetzen - solltest du zur Hand haben. Ich hoffe, das Curry hat dir geschmeckt!

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  2. Also, liebe Micha, der Gänseblümchen - und Tomatenvergleich ist nicht mehr zu toppen! Hach, wäre mir das mal eingefallen, als ich noch täglich zur Schule ging. Wobei man natürlich aus den Gänseblümchen auch besonders schöne machen kann und bei den Tomaten...Mhmm, lassen wir das :-))) Herrlich, auch das Curry, aber der Text, und Birk natürlich, sind wieder mal Oberknaller! Herzlich, Sunni

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    1. Vielen Dank für deinen lieben Kommentar, Sunni. Und ganz mit dir: was kann man alles aus Tomaten machen ;-) viele herzliche Grüße zurück...

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  3. Kinder, die man am liebsten stehlen möchte - das kenne ich auch. Die drei Mädels der besten Freundin meiner Schwester z.B. sind zuckersüß. Und ich kenne auch einen jungen Mann von zehn Jahren, der ist auch so herzallerliebst, dass ich ihn vom Fleck weg adoptieren würde.
    Und bei anderen Kindern ist man froh, dass man sie NICHT mit nach Hause nehmen muss ;-)
    Das Curry klingt aber in jedem Fall hervorragend und wird direkt zum Nachkochen vermerkt!

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    1. Ich sehe, Stefanie: wir verstehen uns ;-) Nur weil man manche Kinder NICHT mag, ist man deshalb kein Kinderhasser. Und nur weil man manche Kinder am liebsten einsacken würde, liebt man nicht generell alle Kinder... Ja, und das Curry bekommt wirklich beide Daumen hoch!

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  4. Nachgekocht und begeistert. Eine schöne Variante von einem Curry, wirklich cremig und tolle Idee mit dem Bratkartoffeltopping :))

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  5. Ich mag viele deiner Gedanken, aber hier gehöre ich tatsächlich zu der Fraktion, die dir unterstellt, nicht genau genug zu beobachten. Meiner Meinung nach gibt es bei ätzenden Kindern zu hundert Prozent Gründe, die immer von den Eltern (oder anderen Bezugspersonen) ausgehen. Klar haben Kinder einen Charakter, den sie mit auf die Welt bringen. Und jedes Kind hat anstrengende Phasen. Aber diese wirklich furchtbaren, unverschämten, bösartigen kleinen Wesen – die haben wir Großen so gemacht. Da bin ich sicher. Und sie tun mir wirklich leid (ich will trotzdem keinen mit nach Hause nehmen, ist ja klar). Ich habe übrigens Glück gehabt in dieser Lotterie mit einem fröhlichen, schelmisch-lächelnden und lockigen Sohn – so viel ist mir auch klar :-)
    Viele Grüße, Lara
    PS: Curry geht immer, aber nicht bei knapp 30°C gerade... ;-)

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    1. Könnte ich es mir aussuchen, dann würde ich mich lieber auf deine Seite schlagen, Lara. Denn dann wäre ja doch einiges zu richten und zu verarzten. Womit ich - natürlich - ebenso wie du auch beobachte, dass es obendrein noch solche Kinder gibt, die von ihrer Umgebung versaut werden. Und zum Thema *Traumata* schlucke ich gleich mehrfach vor großem Respekt. Zu gut verstehe ich dich, dass du aus deiner aktuellen Lebenssituation (als junge Mutter) zu dem Urteil findest, zu dem du Stellung bezogen hast. Es ist eben nicht umsonst eine Grundsatzfrage...

      Curry und Eintöpfe esse ich mittlerweile (wie Inder oder Thais oderoder) mindetens genau so gerne bei großer Hitze. Aber chacun à son goût :)

      viele liebe Grüße zurück...

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    2. Mich würde interessieren, wie du zu deinem Grundsatz gekommen bist. Denn normalerweise fußen ebensolche ja auf Beobachtungen. Und ich würde postulieren, dass die systemischen Zusammenhänge, wie auch unten von Sina genannt, so komplex sind, dass man sie im Zweifelsfall kaum überblicken kann und gar nicht ausschließen kann, dass die "schlimmen" Charaktereigenschaften durch Fremdeinwirkung geschaffen werden. Im Gegenteil, eigentlich ist doch sozialwissenschaftlich/psychologisch/pädagogisch mittlerweile recht gut belegt, dass wir sehr sehr stark durch Erziehung und Umfeld geprägt werden, n'est-ce pas? Habe letztens die Doku "Elternschule" gesehen (gab's in der ARD Mediathek, keine Ahnung ob immer noch), das fand ich höchst spannend. Keine Ahnung, ob du auch. Wie gesagt, mich würde wirklich interessieren, wie du zu deinem Grundsatz gekommen bist, da ich dich als sehr reflektierte Person erlebe in deinen Blog-Posts. Liebe Grüße aus dem brutal heißen Köln! Lara

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    3. Die Doku war super, oder Lara?! Also super gruselig! Ich hatte mir noch überlegt, nachdem ich sie geguckt hatte, ob ich sie im Nachhinein hier verlinken sollte... das hast du jetzt für mich getan - vielen Dank!

      Überhaupt bedanke ich mich für deinen Kommentar, der einfach nur die Auseinandersetzung sucht (und nicht die Konfrontation oder Belehrung!). Nun, ich habe zu dieser Einstellung durch zweierlei gefunden. Zum einen, weil ich den Grundsatz der Polarität (Link) (den Post kennst du bestimmt)konsequent weitergedacht habe. So gibt es für wirklich alles den extremsten Gegensatz, den man sich denken kann. Auch bei *grundsätzlich Gutem* und *grundsätzlich Bösem* - nur in Bezug auf den menschlichen Charakter/ Wesenskern würde man diese Pole zu gerne ausklammern. Seit ich jedoch diese Erkenntnis zugelassen habe, und nun seit vielen Jahren meine Beobachtungen auch in diese Richtung bewußt lenke, hat sich mein Menschenbild im Wesentlichen zutiefst verändert. Aber weder Beobachtungen, Erkenntnisse noch Rückschlüsse sind übertragbar. Jeder muß seine eigenen Erfahrungen machen.

      Und ja - ganz mit dir - es IST komplex. So gehe ich außerdem von Inkarnation aus (sonst ergäbe vieles keinen Sinn) - eben beispielsweise warum manche Kinder bereits giftig auf die Welt kommen - und dass das Umfeld (sprich: Eltern) oft das entsprechende Biotop zum dazupassenden Kinder bildet. Aber halt nicht immer... brütend heiße Grüße zurück!

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  6. Liebe Micha,
    puh, eine schwierige Theorie zu Kindern. Ich kann verstehen, dass es einem als kinderloser Mensch so erscheinen mag, aber als Eltern, die - wie du ja sagst - ein Überraschungsei bekommen, kann ich doch nicht sagen: ach schade, der Samen war einfach kein_e (hier bitte Lieblingspflanze einsetzen), dieses Kind möchte ich nicht geschenkt haben. Denn es ist mir nun mal geschenkt worden! Ob ich diesem Kind dann adäquat begegnen kann, liegt viel an Umständen und da würde ich Lara auf jeden Fall zustimmen, dass an der Stelle vieles, vielleicht das meiste schief geht. Aber das geht dann nicht auf das Konto der Kinder und ihrer Anlagen.

    Von dem Curry würde ich jederzeit mit Begeisterung essen, ob es draußen nun heiß oder kalt ist. Brokkoli, Linsen, Kokos... herrlich!
    Herzliche Grüße! Sina

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    1. Es ist mir bewußt, Sina, dass meine Einschätzung eine Grundsatzfrage berührt - und dass sich bei dieser die Geister scheiden. Ich will niemanden mit meiner Meinung dazu bekehren, sondern das ist lediglich meine Schlußfolgerung auf meine Beobachtung.

      Bei Familien darf man nicht vergessen, dass es sich dabei um *gewachsene Systeme* handelt, für die der faszinierende *Energie-Erhaltungssatz* gilt (darüber hatte ich es bereits in einem anderen Post). Der besagt, dass die Hauptenergie aller Systeme in den Systemerhalt fließt. Zum anderen unterstützt eine menschliche Gemeinschaft auch die Betriebsblindheit. Und ich hoffe doch obendrein, dass die Biologie ihren Teil mit beiträgt, und die Hormone mithelfen bei der frühkindlichen Mutter-Vater-Kind-Bindung. Das sind (für mich) lediglich weitere Gründe, warum Familien oft so funktionieren, wie sie funktionieren.

      An meiner Hauptthese - das das Böse seine Wurzeln durchaus im Kern verankert haben kann - ändert das alles nix. Aber ja, das ist ein Menschenbild, mit dem sich etwas (er)schwer(t)er lebt....

      Beim Curry finden wir wohl wieder ganz einhellig zusammen, Sina ;-) - herzliche Grüße zurück

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  7. Danke für das Rezept. Ich glaube, ich würde es auch im Sommer essen, aber im Norden haben wir gerade Winter, daher werde ich es jetzt kochen. Bis auf das Grünzeug (Spinat) habe ich alles in der Küche.
    Schönes Wochenende
    Christine

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  8. Bei mir abgespeichert als dein "Kinderwunsch Curry", gab es dieses jetzt endlich bei uns - es ist herrlich cremig, wohlig wärmend und aromatisch... "Soulfood" könnte man auch sagen... Das Thema dazu sehr spannend und facettenreich - wie die Kommentare auch zeigen... Liebe Grüße von Hannah

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