Apropos Brokkoli - Spaghettoni mit Brokkoli, Bleu und Rucola

Donnerstag, 23. April 2015

Ich weiß' nicht, ob Sie es wußten, aber auf Brokkoli gibt es neuerdings ein Patent. Jaha, den konventionell gezüchteten. Beantragt wurde dieses Patent von einer Tochterfirma des US-Konzerns Monsanto und erteilt wurde es vom Europäischen Patentamt. Hiermit gratuliere ich der EU mit sämtlichem mir zur Verfügung stehendem Sarkasmus, damit Steigbügelhalter für eine angehende, globale Lebensmittelversorgung zu sein, die von Großkonzernen abhängig ist. Wir reden von einem Urteil, das wohl lediglich der Beginn einer Entwicklung einläutet: ab nun wird es Patente auf Pflanzen nur so hageln. Ein auffällig leiser Dammbruch, dank einem erstaunlich geringem Presse- und Medieninteresse.

Wie trickreich von der Tochtergesellschaft von Monsanto dafür eigentlich bestehendes europäisches Recht umgangen wird, erklärt in knackigen fünf Minuten dieser Beitrag von Quer.

Ich gestehe: so langsam fühle ich mich mehr und mehr in die weitverbreitete *Nach-mir-die-Sinflut-Mentalität* gedrängt. Zumal ich mich als mündiger Bürger in meiner Meinung zunehmend übergangen fühle. Und wir wissen alle, dass selbst Don Quichote irgendwann die Puste ausging...

Aber eigentlich wollte ich etwas ganz anderes erzählen, wäre mir die Politik nicht dazwischen gekommen. Bei einem Stadtausflug kehrten wir mittags bei einem kleinen italienschen Resto ein und nahmen die Tages-Pasta. Es gab Nudeln mit Gorgonzola-Sauce. Soweit okay, aber sehr mächtig, weil der Käse lediglich in Sahne geschmolzen wurde. Und ich fühlte mich an meine innig gehütete Antwort von Jane Goodall erinnert. Diese erwiderte auf die Frage, wie sie sich nur berufen fühlen konnte, so in die Wildnis zu gehen, dass sie schon IMMER gewußt habe, dass sie Tarzan eine bessere Jane gewesen wäre... 

Eben so, wie ich in dem Resto augenblicklich wußte, dass ich diese Pasta besser hinbekommen hätte: leichter, mit Gemüse, frischem Grün und etwas Crunch - dabei bleibt es eine Quickie-April-Pasta. Ihr wißt ja: an Brokkoli gibts nicht viel zu putzen... Und es ist sowas von einer guten Gelegenheit auf meinen liebsten Lieblingsbleu hinzuweisen, den Fourme d'Ambert - einer der ältesten Käsesorten Frankreichs überhaupt und ein besonders milder Blauschimmelkäse obendrein, bref: Vive le fromage français!
Zutaten:

200g Spaghetti (m: Spaghettoni)
1 Brokkoli
1/2 Bund Rucola (m: aus dem Garten)
1 Knoblauchzehe
100g Gorgonzola (m: Fourme d'Ambert)
100ml Milch
50ml Sahne
50ml Weißwein
Salz, Pfeffer
Muskatnuss
1/2 Zitrone, der Abrieb davon
Piment d'Espelette 

1 EL Butter
2 EL Semmelbrösel (oder hälftig Panko)

Zubereitung:

Den Brokkoli in kleine Röschen teilen, vom Strunk das untere Ende abschneiden und den Stiel schälen. Den Brokkoli in kochendem Salzwasser bißfest garen. Abschütten und mit kaltem Wasser abschrecken (dem schönen Grün zuliebe). Die Teile des Stiels zur Seite nehmen, den Rest des Brokkoli warm stellen.

Gleichzeitig reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Die Pasta darin al dente garen.

Währenddessen den Ruccola waschen und trocken schleudern. Den Knoblauch schälen, vom Keim befreien und fein hacken. Den Gorgonzla-Käse in kleine Stücke schneiden.

In einem kleinen Topf die Milch zusammen mit der Sahne und dem Weißwein erhitzen. Den Knoblauch dazugeben und den Käse darin schmelzen. Nun die Brokkoli-Stiel-Stücke dazugeben und die Sauce mit einem Zauberstab pürieren. Mit Salz und Pfeffer würzen, sowie mit Muskatnuss-Abrieb, Piment d'Espelette und Zitronenabrieb abschmecken.

Die Butter in einer kleinen Pfanne schmelzen und die Semmelbrösel darin goldbraun rösten.

Die Pasta abschütten, den Ruccola, den Brokkoli und die Sauce miteinander vermengen. Gegebenenfalls nochmals abschmecken. Mit den Semmelbrösel bestreuen und servieren.

14 Kommentare

  1. Ach ja. Manchmal bleibt einem selbst das resignierte Seufzen im Halse stecken.
    Blöd, wenn da noch Pasta durchsoll – denn DIE klingt prima!

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  2. Ich lasse mal den längst übermächtigen Konzern M. zur Seite (da sind wir beide ohnehin einer Meinung), sondern konzentriere mich auf deine köstliche Pasta. Auch beim Käse haben wir offensichtlich mal wieder den gleichen Geschmack, denn für einen Fourme d'Ambert lasse ich jeden Roquefort stehen. Und wenn ich nicht gerade Veggie-Tag habe, würde ich dem Ganzen noch etwas Pancetta spendieren ;-)

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  3. Ich liebe den Fourme d'Ambert... sobald ich über die franz. Grenze komme, wird er gekauft!

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. Da bleibt einem der Bokkoli im Hals stecken. Das ist schlichtweg beängstigend, da fühlt man sich einfach nur hilflos (Was tun gegen diese Großkonzerne? Kann man überhaupt etwas tun?) und es macht mich gleichzeitig unglaublich wütend. Oh du kranke Welt!

    Dein Rezept klingt dennoch wunderbar. Fourme d'Ambert schreibe ich auf meine Käseeinkaufsliste für den nächsten Käse-Baguette-Einkaufsausflug ins Elsass.

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  6. Dein Gericht kommt hier so schnell wie möglich auf den Tisch. Bei mir halt mit Gorgonzola (noch im Tessin erstanden), Brokkoli steht auch schon bei Fuß. Danke :-)

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  7. Jawoll, die Kombination Blauschimmelkäse mit Brokkoli mag ich auch sehr gerne. Aber leider ist meine bessere Hälfte diesem Käse nicht so zugetan weshalb wir kaum mal welchen zu Hause haben. Aber jetzt fürs Wochenende vorgemerkt. Ess ich ihn eben alleine, ätsch!
    Liebe Grüße
    Kathrin

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  8. Einer Meinung! Es wird immer schlimmer... Wenige interessierts und die Großen werden immer fetter... Politiker sind nur noch Marionetten und haben vermutilch alle schon ein dickes Konto und einen Platz auf Monsanto Island sicher.....

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  9. Klingt wieder sehr lecker! Ich weiß gar nicht, wann ich das alles nachkochen soll :D.

    Und der Rest, es wird immer schlimmer. Traurig, aber wahr :(.

    Liebe Grüße,
    Helena

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  10. ich bekomm schon nackenweh vom dauernden kopfschütteln ... (mal schauen, ob ich es schaffe, mir die feine pasta reinzugabeln, wenn der mund vorbeikommt - klingt so köstlich!)

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  11. Ich finde "Fourme d'Ambert" ist die richtige Antwort auch das große M....
    Danke für Text und Rezept-Inspiration. Axel

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  12. Nach-mir-die-Sintflut... noch bin ich nicht so weit, aber ich spüre manchmal eine Müdigkeit, manchmal will ich so was einfach nicht hören. Aber genau in diesem Fall packt mich die kalte Wut, was ist diese EU für ein korrupter Haufen! Was anderes kann das doch nicht sein, so vernagelt kann man doch gar nicht sein, um nicht zu erkennen, dass dieser Konzern über Leichen geht.
    Aber ich wollte nicht so fluchen, sondern dir zu deinem Teller gratulieren. "Brokkoli mit Käsesauce" heißt das ganz banal bei uns, wird heiß geliebt, und etwas einfacher gestrickt ist es auch, aber auch Wein, Milch, Sahne und Gorgonzola (mit Mascarpone).
    Das nächste mal gibt es dann die Edel-Version von dir :)
    Liebe Grüße
    Ulrike

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  13. @Charlotte: Ja, in F ein großer Faus-Pas so ein unappetitliches Thema beim Essen anzuschlagen, eben wegen... ;)

    @Sabine: Roquefort ist richtig streng und aufdringlich im Vergleich zum zarten Fourme d'Ambert, oder? Nun ja, Liebling halt.

    @Werner: Ich sehe: wir sind einer Meinung!

    @Melissa: Ich bin ja mal gespannt, wie mit den Hunterdtausenden (mittlerweile fast 700 000) Unterschriften gegen TTIP umgegangen wird. Meine Prognose: wir werden übergangen. Auch gegen dieses Urteil gab es mit *Kein Patent auf Pflanzen* eine Bewegung dagegen. Kurz vor Überreichen deren 75 000 gesammelten Unterschriften wurde das Urteil verkündet. Hätte ich das rechtzeitig mitbekommen, hätte ich dort auch unterschrieben... wäre aber nutzlos gesesen...

    @Petra: Und Rucola hast du bestimmt auch im Garten.

    @Kathrin: Glücklicherweise sind der Habib und ich wenig schnäkig - ich muß daher wenig Rücksicht nehmen... praktischerweise...

    @Juli: Wenige interessierts... - ich bin ein wenig enttäuscht. Ich dachte, dass mein Ensetzen mehr geteilt wird. Aber ansonsten ganz mit dir. Was bleibt einem auch: schaut man eben resigniert zu wie großer Fisch fast alle anderen Fische auffrißt...

    @Helena: In was eine Welt werden nur unsere Kinder geschickt? Und bleibt uns Bürgern gar keine Zeit mehr, uns zu überlegen, in was für einer Welt wir leben wollen - und wie diese mitgestalten? Vermutlich nicht.

    @Mme Ulma: wohl wahr, wohl wahr... es gibt so vieles zum Kopfschütteln...

    @Axel: Danke für deinen Kommentar. Der Fourme macht die Welt dann wieder ein bißchen besser ;)

    @Ulrike: Man denkt immer so freundlich, dass in einer Demokratie die Mehrheit die größte Lobby hat. Aber vielleicht meint *Mehrheit* auch nicht Menschen sondern Geld. Ach, man könnte sich wirklich reinreden. Früher sind die Menschen wenigstens noch auf die Straße gegangen etwa *Kein Blut für Öl* oder so. Aber heute sind die meisten bereits mit ihrem eigenen Leben so ausgelastet, als dass sie für mehr mitdenken oder in größeren Kreisen Überlegungen anstellen könnten... liebe Grüße zurück

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  14. Pasta mit Brokkoli, Rucola und Käse (Ziegenfrischkäse) ist eines meiner liebsten Alltagsgerichte, weil es einfach ist, schnell und imer lecker. Aber du wärst nicht du, wenn du dem Ganzen nicht noch den ganz besonderen Kick geben könntest, der mir zum Beispiel nicht einfällt.

    Langsam aber sicher macht sich bei mir auch die Resignation breit, weil ich mich wie ein völlig ausgelaugter Don Quijote fühle. Haben wir wirklich keine Chance etwas dagegen zu tun, dass die amerikanische Industrie unsere Landwirtschaft komplett übernimmt und wir balsd alle zwangsweise nur noch gentechnisch verändertes Gemüse essen müssen, weil es nichts mehr anderes zu kaufen gibt? Und noch wütender als auf die rücksichtslose Giermaschinerie von Monsanto & Co bin ich auf die europäischen Steigbügelhalter, die ohne einen Funken Ehrgefühl vor dieser Geldmacht und den USA im Dreck herumkriechen. Da kann man gar nicht so viel essen, wie man k..... könnte. :-(

    Herzlich, Katja

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