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Herzgeräusche: One-Pot-Pasta mit Kürbis, Feta und Spinat

Montag, 7. Oktober 2024


Ende der Brunft der Hirsche. Fast einen Monat röhrten sie sich Nacht für Nacht die Seele aus dem Leib. Feriengäste tippten auf Esel. Ja, auch viel Elend im Rufen aber mit mehr Verzweiflung bei den Eseln. Hirsche klingen eher als würde Pu, der Bär, traurige, lang gezogene Krokodilstränen vergießen und um Trost bitten.

Für uns gehören die Hirsche zum Herbst dazu, so wie das Gezirpe der Grillen zum Sommer oder das Zwitschern der Vögel zum Frühling. Unvorstellbar, wenn diese Geräuschkulisse fehlen würde. Sie ist ein Teil des Rhythmus der wiederkehrenden Gezeiten. Taktmeister Natur nannte es Dörte Hansen in *Altes Land*.

Oft aber spitzt man die Ohren und lauscht einfach in die Stille. So ruhig, dass Feriengäste uns immer wieder darauf ansprechen. So still - das kennt man gar nicht mehr. Das macht den Ort hier zusätzlich zu seiner Weite sehr pur. Es ist, als könnte man den inneren Radio-Funk auf viel mehr Sender einstellen; als könnte man hier viel mehr Wellen empfangen: als bestände die Möglichkeit, einen viel unmittelbareren Verbindung zu den eigenen Gefühlen zu bekommen. In einem solchen Umfeld ist es entschieden leichter, sich hier selbst beim Denken zuzuhören: was geht mir durch den Kopf, was bewegt mich, was beschäftigt mich - fast automatisch führt man Selbstgespräche.

Viel schwerer aber ist der Zugang zum Herzen. Und Kopf und Herz ist zweierlei. Das gilt es sich zuerst bewußt zu machen. Der zweite Schritt ist die Erkenntnis, dass Gefühle entgegen der gängigen Vorurteile etwas Eindeutiges sind. Selbst wenn Gefühle manchmal verworren erscheinen, ähnlich verhuddelt wie ein Knäuel Wolle, das erst wieder ordentlich aufgewickelt werden will. Dann liegt das aber nicht an den Gefühlen, sondern dann liegt das an unserem Umgang damit. Weil wir als Kopffüßler den Draht zu unserem Herzen verloren haben, weil unser Kopf mit manipulierenden Gedanken permanent dazwischen funkt, stehen wir unseren eigenen Gefühlen gegenüber wie einer Spinx.

Dabei sind Gefühle das genaue Gegenteil von Tohuwabohu, Gefühlsdusselei oder Kindeleien. In der Homöopathie, dem Gedankenuniversum, das Welt versucht vom Geist her zu begreifen, repräsentiert der Bergkristall, Silicea, das Gefühl. Klar, eindeutig, streng, durchscheinend, lichtdurchlassend, mit scharfen, glatten Kanten. Für andere Personen oft schwierig zu verstehen. Aber faszinierend, oder? Und irgendwie auch rätselhaft... Zumal echtes Gefühl zu oft mit verdrehtem, unechtem Gefühl verwechselt wird - mit Überschwänglichkeit oder Verniedlichungen wie ständiges Anhängen eines "i"s etwa Rucki-zucki  (statt Rucksack), an dem z.B. ein Bärli oder dergleichen baumelt.

Zurückkehrend zu dem Radiobild anfangs (der Mensch, der in die Stille lauscht) kann man hier wunderbar Parallelen spinnen. Der Habib hat in seiner Jugend nämlich Röhrenempfänger gebaut mit Detektor-Empfang. Ein Kristall dient hierfür als Sendersucher und mit ruhiger Hand tastet man mittels einem spitzen Metalldraht den Kristall ab nach Funk-Frequenzen. Vergleichbar kann man sein Herz abhören. 

Wie in einen Kristall werden unterschiedliche Impulse im Herzen aufgenommen und je nach dem, wo ich mein Stethoskop anlege, empfange ich Impulse, die ich persönlich gerade brauche. Das bedeutet, dass nicht nur das Herz als Empfänger eine große Rolle spielt, sondern gleichfalls meine Umgang damit. Das Herz sagt dir doch bereits alles, was zu tun ist - es ist der Kopf, der dich versucht, dabei zu stören. Und es braucht Strenge und Ernst, Herzensentscheidungen zu treffen.



Eintöpfe sind immer heimelige, unkomplizierte und schlonzige Herbstgerichte. Die Kombi von Kürbis und Mangold (oder Spinat) zählt ja wie Karotte und Erbsen zu einer meiner liebsten Gemüse-Verbindungen. Kann man nie was falsch mit machen. Hier sorgt die Kokosmilch dafür, dass es schön cremig wird und die Gewürze geben einen schönen Dreh - bref: sehr zu empfehlen! Das kocht sich auch gut bei nicht so viel Zeit in der Küche und schmecken tuts obendrein. Diese Pasta kommt wieder auf den Tisch!


Zutaten 2P:


1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
300g Kürbis (m: Butternut)
200g Babyspinat (oder junger Mangold)
100g Feta
Rapsöl zum braten
200g Spaghetti
500ml Gemüsebrühe (evt. etwas mehr)
200ml Kokosmilch  (Alternativ: Sahne) 
1/2 TL Ceylon-Zimt
1 TL Paprikapulver
1/2 TL Pimenton de la vera
1 TL Currypulver
Salz, Pfeffer
30g gehackte Walnüsse


Zubereitung:


Die Zwiebel würfeln und den Knoblauch fein hacken Je nach Sorte den Kürbis schälen (notwenig bei Butternut), Kerne entfernen und in etwa 2cm große Stücke schneiden. Walnüsse rösten.

Babyspinat waschen und trocken schütteln. Feta abtropfen lassen und in Stücke schneiden. Reichlich Rapsöl in einem hohen Topf heiß werden lassen. Die Zwiebeln hinzugeben und glasig braten. Den Knoblauch hinzugeben und mitbraten. Den Kürbis hinzugeben und zwei bis drei Minuten mitbraten. Ebenso die Gewüze bis sie duften. Gemüsebrühe sowie Kokosmilch anschütten. Salzen und Pfeffern. Nun die Pasta hinzugeben. Gut umrühren und schauen, dass sich die Pasta - langsam biegsam - komplett unter die Brühe rühren läßt. 

Alles aufkochen lassen. Dann ohne Deckel für auf geringer Hitze für 15 Minuten köcheln lassen. Regelmäßig umrühren. gegebenenfalls noch etwas Brühe zufügen. Nach etwa 12 Minuten den Feta unterheben.Topf vom Herd nehmen. Den Babyspinat unterheben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Auf Tellern anrichten, mit den gehackten Walnüssen bestreuen und heiß servieren.

Anmerkung m: Veganer lassen einfach den Feta weg...

Quelle: Stern


Neugier: Lasagne aux carottes, fines herbes et comté

Mittwoch, 8. März 2023

 
 

Das Bild hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt und bereitet mir Freude, wann immer ich daran denke: ein kleiner Junge, vielleicht 2 Jahre alt, wird von seinem Vater im Buggy geschoben. So weit so unaffällig. Was aber direkt ins Auge sticht ist, WIE das Bübchen im Buggy sitzt. Er sitzt nämlich aufrecht, gar leicht nach vorne gelehnt, fast ein wenig angespannt - beide Hände halten sich am Sicherheitsbügel fest, mit wachen Augen und gespitzten Ohren. Wie auf einem Wachposten. Wie ein Jäger im Hochsitz. Wie in der Achterbahn vor dem Start. Als würde hinter jeder Ecke etwas Großartiges warten, etwas Spannendes zu entdecken sein. Neugier am Anschlag, mittendrin im großen Park der Sensationen, im Abenteuer Leben, das Fleisch gewordene Sesamstraßenlied:  tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen... A-l-l-e-s aufregend! Der Anblick amüsierte mich sehr!

Warum ist diese Art der Begeisterung schwer aufrecht zu erhalten? Anstelle von *aufregend* empfindet man das Leben später eher als *anstrengend*. Derart gespitzte Sinne bei einem Erwachsenen kenne ich eigentlich nur von meinem Habib, dem alten Afrikadurchquerer. In der Wüste muss man sich auf sich verlassen können, da kann man niemanden nach dem Weg fragen - zumindest nicht damals, als der Habib durch die Sahara turnte. Ich weiß auch noch, wie mir diese Wachheit zum ersten Mal an ihm auffiel. Ganz am Anfang, als der Habib und ich zusammengekommen sind, machten wir einen Ausflug an die Mittelmeerküste. Und ich erinnere mich, wie der Habib beim Mittagessen auf der Resto-Terrasse mit eben diesem Interesse für alles und jeden seinen Blick schweifen ließ. Wie eine Art gesteigerte Aufmerksamkeit. Ich stutzte darüber, denn ich begann dann ebenfalls den Kopf zu drehen: anscheinend entgeht mir was. Erde als großes Mysterium.

Neugier macht das Leben definitiv lebenswerter. Aber wie im Urwald auch, gilt es die Wahrnehmung zu schulen, Fährten lesen zu können, Vögelrufe auseinander zu halten uswusf - all das kann Orientierungshilfe bieten, all das kann im Dschungel gar lebenswichtig sein. Kunst-Unterricht samt seinen Bildbesprechungen wäre eine tolle Möglichkeit, um den Blick zu trainieren. Sehen, richtig sehen will gelernt sein. Und wenn das Auge weiß, worauf es zu achten hat, übt es mit der Zeit, Informationen viel schneller abzugreifen, zu filtern, zusammenzusetzen und auszuwerten. Mir hat in dieser Hinsicht die Beschäftigung mit Homöopathie Türen geöffnet.

*Wieviel Geheimnisse weißt du*
 *Drei* versetzte der Alte
 *Welches ist das wichtigste?* fragte der silberne König
 *Das offenbare* versetzte der Alte 
                  (Goethe - Das Märchen)

Das größte Geheimnis ist das Offensichtliche - das ist doch stark, oder?! Aber es braucht dafür *Augen, die sehen und Ohren, die hören können*. Stattdessen benutzen wir unsere Grundaussattung *Wahrnehmung* schlecht bis ungenügend (von Gedankenkraft will ich hier jetzt gar nicht anfangen). Und durch das Handy geben wir das Restvermögen sogar noch ab an ein Maschinchen. Blöder Fehler, saublöder Fehler. Damit steht man bereits mit einem Fuß im Irrsinn, der bekanntlich dort anfängt, wo man seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen kann...


 

Ziehe ich als Beispiel unser Lieblingsresto ran, das mich zu der heutigen Lasagne inspiriert hat. Diese haben wir dort schon zwei Mal gegessen, jedes Mal eine veritable Portion, die gut sättigte und wenig Platz für anderes übrig ließ außer einer kleinen Salat-Dekoration. Der verdiente Mittelpunkt gehörte der Lasagne, zurecht unangefochtener Star. Warum, das werdet ihr beim Nachkochen selbst herausfinden. Fines herbes bezeichnet übrigens eine Mischung aus frischen Kräutern, ich habe dafür Petersilie, jungen Knoblauch sowie Frühlingszwiebeln und Estragon verwendet.

Sehr oft ist ihr *assiette du jour* nämlich das Gegenteil: sehr überladen. Viele unterschiedliche kleine Gerichte, Geschäcker und Aromen drängen sich dicht an dicht nebeneinander. Das macht manchmal Spaß, manchmal ist es aber auch einfach zu viel des Guten.

Und weil sich alles in Allem spiegelt, gilt Gleiches für ihre Passion für Dekoration. Das Resto ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, aber es kracht mehr und mehr aus seinen Nähten, man weiß gar nicht mehr, wohin zuerst gucken. Übertrieben halt.

Kleine Beobachtungen wie diese machen den Alltag zum Erlebnis. Ich glaube, das ist mit einer der Gründe, warum ich mir das nicht entgehen lassen will. Und weil man mit der Zeit merkt, dass die Sinne sich schärfen lassen, je mehr sie auf Habacht sind. Und weil man seiner Beobachtungsgabe immer tiefer vertraut und damit seinem eigenen Urteil. Und Urteilsfähigkeit ist in meinem Universum, in dem der freie, eigenverantwortliche Mensch das Ideal ist, ein angestrebtes Ziel.


Zutaten 2P:

Lasagne-Blätter:
50g Kamut-VK
50g Dinkel 1050
1 Ei
Salz
....
500g Tomaten (m: halb stückig, halb Ofen-Tomaten)
2 Knoblauch-Zehen
2 Lorbeer-Blätter
1 TL Rohrzucker
Salz, Pfeffer
Thymian
Harissa
2 EL Balsamiko-Reduktion 
....
2 Karotten
150g fines herbes (frische Kräuter/ oder Mangold, nur das Grün)
100g Comté

 

Zubereitung:

Pastateig zubereiten, dafür alle Zutaten zu einem homogenen Teig kneten und eingewickelt mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Dann die Sauce auf den Weg bringen. Dafür in Olivenöl den fein gewürfelten Knofi anschwitzen, Tomate zufügen, salzen, pfeffer, Thymian und Lorbeer-Blätter zufügen, würzen mit Zucker und Harissa und offen bei kleiner Hitze einreduzieren lassen auf etwa 300ml. Lorbeerblätter entfernen und abschmecken mit Balsamico-Reduktion. Gebenenfalls nochmals nachwürzen. Die Tomatensauce sollte sämig und gut würzig sein-

Karotten bürsten, der Länge nach halbieren und dann der Länge nach in lange Scheiben schneiden. In etwas Salzwasser mit einem kleinen Stich butter und einer Prise Zucker weich garen.

Die frischen Kräuter waschen, trocken schütteln - von Stielen befreien (Petersilie) und mittelfein hacken. (Mangold von den Stielen befreien (und diese für ein anderes Gericht verwenden), waschen und über Wasserdampf garen. Dann kleiner schneiden).

Pastateig dünn auswellen (m: Marcato)  und in 5 gleichgroße Stücke schneiden. In einer breiten, tiefen Pfanne Wasser erhitzen, salzen und die Teigplatten nacheinander darin kochen. Auf einem sauberen Küchentuch glatt auslegen.

Den Ofen auf 200°C vorheizen.

Die 1kg-Form buttern und nun die Lasagne schichten: dafür mit ein wenig Tomatensauce beginnen, dann ein Lasagne-Blatt - Tomatensauce - Karotte - Mangold - Käse (geraspelter Comté) - Lasagneblatt .... mit einem Lasagneblatt, Tomatensauce und Käse abschließen.

Die Lasagne etwa für 25min in den Ofen schieben.
 
Anmerkung m: fines herbes wird eine Mischung aus unterschiedlichen frischen Kräutern bezeichnet - je nach Jahreszeit Petersilie, Kerbel, Schnittlauch, Estragon (aber auch Basilikum, Koriander... je nach Rezept und Aromenwunsch) - sie würzen diese Lasagne nochmals mit - und die Qualität der Sauce ist entscheidend bei dieser Lasagne: die muss schön sämig und gut würzig sein. Dadurch dass ich sie bereits 2 Mal zubereitet habe und beim 2. Mal die Sauce zu *dünn* wurde, weiß ich das gewiß. Wer keine Ofentomaten hat, nimmt stattdessen stückige Tomaten und zwar möglicherweise insgesamt 600 g, die dann auf die Hälfte einreduziert wird


Sommervariante: hier war die Sauce besser geglückt = würziger und sämiger

Miteinander - Lauchpuffer nach Ottolenghi

Mittwoch, 2. März 2022


Als Mädchen habe ich wunderschöne Glücksmomente auf dem Pferderücken erlebt. Eine Beziehung zu so einem sensiblen Tier aufzubauen, birgt viele Augenblicke einer besonderen Nähe. Und sie entstehen nur bei gegenseitigem Vertrauen. Manchmal reichte es, nur Galopp zu denken und das Pferd beschleunigte. Als wäre man alleine über die Gedanken miteinander verbunden. Als würde man zu einem fühlenden Wesen verschmelzen. Ich mochte sehr die Idee aus dem Film *Avatar - Aufbruch nach Pandora* wie die Na'vi ihre Schwänze mit dem Schweif ihrer Pferde verweben beim Aufsteigen - die Verbindung wird sichtbar.

Nicht von ungefähr schaue ich gerne Sendungen, in denen schwierige Pferde in die Hände von erfahrenen Trainern gegeben werden. Jüngst zeigte sich ein Pferd beim Voltigieren sehr angriffslustig: es stieg, stürmte mit zurückgelegten Ohren und bleckenden Zähnen entweder auf einen zu, oder riß sich los, biß gerne sobald es in Gebißnähe stand - bref: kaum zu händeln und wenn unter großer Gefahr. Die Trainerin ließ sich keinerlei Unverschämtheiten gefallen, hielt sofort entschieden dagegen. Die Klarheit im Umgang miteinander ist einer der großen Schlüssel. Aber nachdem sie eine Grenze gesetzt hatte, ließ sie sofort wieder locker und versuchte, Ruhe einkehren zu lassen. Sie meinte, ganz wichtig wäre in solchen Situationen darauf zu achten, dass man sich nicht zusammen in einen Teufelskreis manövriert und sich gegenseitig hochschaukelt. 

Kann man diesen Umgang nicht prima übertragen auf das Zwischenmenschliche? Auch da gehört das Ziehen von Grenzen in allen Formen von Beziehungen dazu. In einer Partnerschaften ist es doch genauso hilfreich, wenn man dem anderen ein Stoppzeichen vor die Stirn gehauen hat, ihm anschließend auch die Zeit zu geben, darüber nachzudenken. Beide ziehen sich zurück und lassen sich wieder etwas Raum. So können beide nochmals überlegen, ja worum geht es dem anderen denn eigentlich, was hat er, wie fühlt er sich, warum gebärdert er sich, wie er sich gebärdet.

Im Umgang mit Kindern kommt zusätzlich hinzu, dass sie nun mal zu akzeptieren haben, dass es Hierachien gibt. Sie wären ohne ihr Eltern gar nicht überlebensfähig. Etwas das heute sehr aus der Mode gekommen ist. Gerne wird ihnen nämlich ein Pippi-Langstrumpf-Taka-Tuka-Land vorgegaugelt, in dem sie alles nach ihren Wünschen verbiegen können. Das entpricht aber nicht der Realität, in der sie sich - früher oder später - eingliedern müssen in eine Gesellschaft. Und eine Paarbeziehung lebt davon, dass man sich abwechselnd mal unterordnen und fügen kann.

Größter Irrglaube all derer, die von einem *Drüben* ausgehen, ist sowieso: ALLE kommen in den Himmel. Und daran angeknüpft: alle kommen in den GLEICHEN Himmel. Anschaulich - um nur ein Beispiel herauszuziehen - zeigt dieses aus Persien stammende Gemälde aus dem 11. Jahrhundert *Mohammeds Paradies*, das dem mit Nichten so ist. Zumindest was einen Teil von Drüben angeht. Dort ist alles streng in verschiedene Hierachien unterteilt. Jeder kommt nur in den Bereich, dessen Geistes Kind er ist. Und wer selbst darüber nachdenkt, kann das nur logisch finden. Allein auf diese Weise kann Unfrieden vermieden werden.

Ich finde das eine sehr beruhigende und schöne Vorstellung vom Jenseits, nämlich dass es einen Ort gibt, in dem *himmlischer Frieden* herrscht. Denn ist nicht die größte Anstrengung hier auf Erden, sich als Pazifist mit Aggressoren rumzuplagen, die nichts anderes im Sinn haben als Überheblichkeit, Ermächtigung, Vergewaltigung, Nötigung, Erpressung, Entmündigung, Einengung, Unterdrückung, Gegeneinander und Provokation?

Das Miteinander (wenn man das überhaupt will) wäre eigentlich gar nicht schwer: wenn man sich gegenseitig achtet und respektiert, im Kleinen wie im Grossen, wenn man sich gegenseitig zuhört und gewillt ist, beiden Bedürfnissen gerecht zu werden. Das zeigt sich im Umgang mit Pferden, die so viel mehr Kraft besitzen wie ein Mensch. Baut man ein Vertrauensverhältnis auf, dann ist das Pferd bereit, selbst seine Fluchtinstinkte zu überwinden. Und der Mensch braucht keine Angst mehr zu haben vor der Stärke des Tieres. 


 

Als Teller gibt es heute endlich mal wieder ein Salat-Plus-Essen. Als Inspiration habe ich das Buch *Genussvoll Vegetarisch* von Ottolenghi zur Hand genommen. Mit einem Alter von fast 12 Jahren bald ein antiquarisches Kochbuch. Als es in seiner deutschen Version erschien, stürzten sich die Foodies darauf wie ein Schwarm Heurschrecken. Jeder Kochblog, der etwas auf sich hielt, stellte ein Rezept daraus vor. Es war DAS Kochbuch, an dem keiner vorbeikam. Sehr lustig in Erinnerung blieb mir dazu die Cover-Rezension von Robert. Da dies ein Rückblick ist, spoilere ich nicht, wenn ich erzähle, dass auch Robert nicht ums Nachkochen herum kam - komischer Einband hin oder her.

Die Kichererbsen und Süßkartoffel-Puffer habe ich euch bereits daraus vorgekocht. Nun also weitere Puffer aus Lauch. Ich habe an dem Rezept ziemlich gebastelt - das Wie dazu findet sich in der Anmerkung.


Zutaten 4P*:

3 Stangen Lauch
3 Schalotten, fein gehackt
150ml Olivenöl (m: deutlich weniger)
1 frische Chili-Schote (m: Harissa)
25g Petersilie
3/4 TL Koriander, gemahlen
1 TL Kreuzkümmel, gemahlen
2 Pr Kurkukma
2 Pr Zimt
1 TL Zucker
1/2 TL Salz
1 Eiweiß (m: weggelassen)
120g Mehl
1 EL Backpulver 
1 Ei
150ml Milch
50g Butter

Kräuter-Dipp:
100g griech. Naturjoghurt
100g Sauerrahm
2 Knofi, zerdrückt
2 EL Zitronensaft
3 EL Olivenöl
1/2 TL Salz
20g Petersilie, gehackt
20g Koriander, gehackt 

Zubereitung:

Für den Kräuterdipp einfach alle Zutaten in einem Mixer fein pürieren (m: klassische Handarbeit geleistet)

Den Lauch in 2cm Ringe schneiden (m: kleiner geschnitten) und zusammen mit den Schalotten in d Hälfte des Olivenöls (m: 2 EL) in etwa 15min weich garen. In eine große Schüssel geben - ebenso Chilischote, Petersilie, die Gewürze, Zucker und Salz.

Das Eiweiß anschlagen, bis weiche Spitzen stehen bleiben (m: weggelassen) und unter das Gemüse heben. In einer anderen Schüssel das Mehl mit Backpulver sowie dem Ei, d Milch und der Butter zu einem Teig verrühren. Die Gemüse-Mischung mit dem Teig vorsichtig vermischen.

In einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen, mit dem Eßlöffel Puffer in das heiße Fett setzen und von beiden Seiten golden und knusprig braten. Auf Küchentücher abtropfen lassen, warm stellen und so fortfahren, bis alle Puffer gebacken sind.

Anmerkung Ottolenghi: Lauch kann gut durch Spinat ausgetauscht werden

Anmerkung m:  Ich habe das Rezept ziemlich umgemodelt für uns zwei. Vorneweg habe ich sehr viel Fett herausgekürzt. Außerdem habe ich 250g Lauch verwendet aber die ganze Mehlmenge (größtenteils Einkorn-Vollkorn). Statt Milch habe ich Kefir genommen. Auf diese Weise ergaben sich 8 Puffer, die uns sehr gut geschmeckt haben/ am besten weil besonders knusprig schmecken die Puffer direkt aus der Pfanne

Quelle: Ottolenghi *Genussvoll Vegetarisch*


abgelenkt: türkischer Ofen-Gemüsekuchen

Montag, 7. Juni 2021


Real life saugt mich mit dem ganz großen Saugrüssel ein - fürs Blog bleibt einfach wenig Muse. Aber ich bin mir sicher, je wärmer es jetzt wird, je mehr allerortens die Sommerferien näher rücken, umso ruhiger wird es in ganz Blogistan zugehen. Gut so! Das hat meine Unterstützung!

Wenn uns die letzten Monate eines gelehrt haben, dann dass man zugreifen muss, wenn das Leben ruft. Carpe diem tönt es aus allen Ecken u-n-w-i-d-e-r-s-t-e-h-l-i-c-h!

Daher ein schnelles Gericht, das auch prima zum Grillen mit Familie, Freunde oder Feriengäste passt - ganz wie sich euch Gelegenheit bietet. Auch die Feste sollte man - mehr denn je - feiern, wie sie fallen. Man ist schließlich vorgewarnt: es kann jederzeit auch wieder... aber daran will gerade keiner denken. Unken wird der Mund gestopft.  Oder man hält sich die Ohren zu. Wir wollen alle nur Sommer! Und der liegt noch fast wie neu, wie unausgepackt, auf jeden Fall verheißungsvoll vor uns!

Auch für die Küche nehme ich mir gerade weniger Zeit. Ich will einfach draußen sein... Dieses türkische Ofengemüsegericht passt sich meinen Bedürfnissen prima an: ein unkompliziertes Salat-Plus-Essen wie ich es immer mag!


 

Zutaten 1 Blech/ 4P:

4 Kartoffeln, 
1 Bund Frühlingszwiebeln 
2 Karotten 
100 Gramm Brennnessel/ Spinat/ Giersch/ Petersilie...
1/2 rote Paprika
2 Knoblauchzehen
4 Eier,
4 EL Olivenöl, 
4 EL Milch 
4 EL Mehl 
1/2 Packung Backpulver 
2 TL Salz
Pfeffer
50 g geriebener Bergkäse  (m: Comté)
schwarzer Samen
Sumach

 

 

Zubereitung:

Kartoffeln schälen, Karotten schrubben und beides groß raspeln. Paprika mit dem Sparschäler von der Haut befreien (schwer verdaulich) und in kleine Würfel schneiden. Ebenso den Knofi wie das Weiße der Frühlingszwiebeln fein würfeln, das Grün in Ringe schneiden. 

Ofen auf 180°C vorheizen.

Das Grün der Wahl waschen, trocken schleudern und in feine Streifen schneiden.

Eier mit Mehl, Backpu, Milch, Olivenöl klümpchenfrei verquirlen. Salzen und pfeffern.

Alle Zutaten in einer großen Schüssel miteinander vermengen.

Ein Backblech mit Backpapier auslegen, die Masse darauf gleichmäßig verteilen. Für 25 min im Ofen backen.

Mit dem Käse und außerdem mit Sesam und Sumac bestreuen und weitere 20min backen.

Quelle: Gülsümün Sarayi 

 

Knecht Ruprecht: Gnocchi mit Gorgonzola-Sauce

Sonntag, 6. Dezember 2020


Dieses Jahr - im Dezember kommt man ja so langsam in den Rückschau-Modus - saß ich mit einem Mann am Tisch, der mir erzählte, schon mit Michael Schanze Musik gemacht zu haben. Und mir saß ein anderer Mann gegenüber, der mir totally unverfroren in den Ausschnitt starrte - was deswegen schon befremdlich ist, weil meine Tittengröße das nicht hergibt und mir dergleichen dementsprechen selten bis nie widerfährt (und was ich übrigens seither auch nicht vermisst habe). Und dann war da noch dieser Moment an unserem Tisch, als ein Mann seine Frau (die neben ihm saß) als manisch-notorische Besserwisserin offenlegte. Alles strange Situationen in einem ohnehin seltsamen 2020.

Kennt überhaupt noch jemand Michael Schanze? Der, der die Quizshow für Kinder im Zweiten moderierte, hier extra rausgesucht: 1,2 oder 3 - sieht nicht nur aus wie aus einem anderen Jahrhundert IST auch aus einem anderen Jahrtausend. Die Ratekids sprangen dabei auf drei aufblinkenden Feldern hin und her, die für die Antwortmöglichkeit standen, bis der Moderator  *1, 2 oder 3, letzte Chance… vorbei!* rief. Aufgelöst wurde dann mit: *Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht*

Kinners, was ist das symbolisch, oder? Bis halt das Licht angeht. Doch mittlerweile (man wird ja älter und erfahrener) denke ich: *Oder auch nicht!* Dieses so oft gehörte *Ach, das wußte ich ja gar nicht?!* ist doch in den allerallermeisten Fällen Getue, Gemache, Scheinheiligkeit, Schmierentheater, Laienkasparei, simpelster aller Vertuschungsversuche, mit denen man sogar erfolgreich durchgewunken wird.

Die Wahrheit aber ist, dass wir meistens wissen, wenn etwas schwer schräg läuft. Die Frage ist: WILL man das wissen! 

Heute drückt in Frankreich wie in Deutschland die Gesellschaft niemanden mehr religiöse Muster auf. Jeder hat die Freiheit, sich freiwillig daraus etwas mitzunehmen - oder nicht. Die 10-Gebote etwa stehen für nichts anderes wie praktische Lebenshilfe: wer sich an diesen Geboten orientiert, wendet Unglück von seinem Leben ab. Dafür braucht es keinen Raketentechniker, keine längere Meditationssitzungen oder den Geistesblitz tieferer Erleuchtung - der gesunde Menschenverstand sollte zu dem gleichen Ergebnis finden: sowas kommt von sowas. Oder ganz schlicht zusammengefasst: *Was du nicht willst, was man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.* So kompliziert ist es gar nicht.

Mehr und mehr schlußfolgere ich, dass viele (die Mehrheit), die wider diese natürlichen Gesetze handeln, das absichtlich tun. Ganz mit Trude Simonsohn: *Die Leute, die Unrecht tun, wissen, dass sie Unrecht tun. Sie tun es trotzdem.*

Riesig beeindruckend finde ich in diesem Zusammenhang, wie Papst Franziskus manches in der katholischen Kirche versucht gerade zu rücken. Ich wüßte nicht, dass sich vor ihm schon ein anderer Papst im gleichen Maßstab bemühte. In seiner ersten Umwelt-Enzyklika "Laudato Si'" wirft er gar ein Dogma um. So weist Papst Franzikus darauf hin, dass es sich bei dem biblischen Auftrag *Macht euch die Erde untertan* um einen Übersetzungsfehler handelt, denn es müsse heißen:

Macht euch der Erde untertan

So gehen doch Sensationen! Da wundere ich mich sehr, dass eine derart wuchtige Aussagen nicht mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten hat (gerade in Zeiten von Klimakrise, fridays for future oder greenwashing.... )

Weiter heißt es in seiner Enzyklika: "Wir sind in dem Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre [der Erde] Eigentümer und Herrscher seien, berechtigt, sie auszuplündern." Zwei kleine Buchstaben, die ausgetauscht den Sinn komplett drehen: der Mensch, der sich nicht über die Erde zu erheben hat, sondern sich selbst zum Untertan der Erde machen soll. Aber auch hier gilt doch wieder gleiches: haben wir doch eigentlich gewußt, dass man sich als Mensch nur einzureihen hat wie alle anderen Lebewesen. Sämtliche indigenen Völker haben uns vorgemacht, wie man im Einklang mit der Natur lebt - um die Probleme zu verhindern, die wir heute im großen Stil haben.

Und - Hand aufs Herz - liegt die Ursache von all dem Übel tatsächlich an zwei falschen Buchstaben?

Hierzu passt wunderbar das Zitat von Gus Speth, der als Professor für Nachhaltige Entwicklung an der Yale-Universität und Chefberater der Nationalen Umweltkommission gegen Ende seiner langen Karriere diese resignierte Bilanz zieht (via *Nachdenkseiten*):

Früher dachte ich, dass die größten Umweltprobleme der Verlust der Artenvielfalt, der Kollaps der Ökosysteme und der Klimawandel wären. Ich dachte, 30 Jahre gute Wissenschaft könnte diese Probleme angehen. Ich habe mich geirrt. Die größten Umweltprobleme sind Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit, und um mit ihnen fertig zu werden, brauchen wir einen kulturellen und spirituellen Wandel. Und wir Wissenschaftler wissen nicht, wie man das macht.”

 

 

Da habe ich leider ebenfalls keine Idee. Aber ich weiß, wie man nun schöne, haltbare Rillen dank Gnocchi-Brett (cocuou Hannah) in Gnocchi erhält! Juchhu! Eine würdige Veröffentlichung zum 2.Advent! Für mich nämlich ein echter Durchbruch an der Gnocchi-Front - und ich liebe Gnocchi! Ich bin so begeistert von dem neuen - wieder von den Pasta-Grannies inspirierten - Rezept, dass es bei uns ein Gnocchi-Gericht nach dem anderen gibt mit diesen Zier-Kartoffel-Gnocchi. Und mit ein Grund, wieso ihr hier direkt ein zwei- in-einem Rezept vorgestellt bekommt. Wichtig ist die verwendete Kartoffelsorte: unbedingt mehlig kochend - oder wie die Fränzis (hübscher) sagen: fondante (schmelzend).

 

Zutaten 2-4P*:

für die Gnocchi (4P):
500g Kartoffeln (mehlig kochend/ m: Agria)
200-220g feiner Hartweizengrieß (Semolina) oder Hartweizemehl
Salz
50g Ziegenfrischkäse
1 Eigelb
2 TL Thymian-Blättchen, getrocknet 

für die Sauce (2P):
100g Gorgonzola (m: Bleu de Brebis)
100ml Milch
50ml Sahne
50ml Gemüsebrühe
ein guter Schuß Weißwein (m: Rosé)
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette

Walnüsse, geröstet, gehackt
Salbeiblätter, frittiert
300g Brokkoli, über Wasserdampf gegart (oder Spinat)*

Zubereitung:

Kartoffeln als Pellkartoffeln kochen und noch warm durch die Presse drücken, zuerst mit dem Mehl (oder dem Hartweizengrieß) mischen, dann mit restlichen Zutaten. Den Teig nur so lange kneten, bis er homogen und nicht mehr klebend ist. 

WICHTIG: nicht überkneten, sonst wird der Teig speckig und immer schön mit Hartweizenmehl (oder Grieß) bestreuen, damit die ausgelegten Gnocchi sowie später die kochenden Gnocchi nicht aneinander kleben!

Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Aus dem Kartoffelteig nacheinander Würste von etwa Fingerdicke rollen, 1cm-Stück abschneiden und diese über das Gnocchibrett rollen. Nebeneinander auf ein Küchentuch auslegen und abdecken bis alle fertig gestellt sind. Die Hälfte (für 2Personen) so lange kochen, bis sie nach oben steigen, dann sofort in kaltem Wasser abschrecken (soll helfen, dass Rillenmuster zu bewahren), gut abtropfen lassen und warm stellen.

Brokkoli über Dampf bissfest garen (oder Spinat waschen, hacken und in ein wenig Butter zusammenfallen lassen).

Ein Viertel des Gorgonzolas für die spätere Deko zur Seite legen. Ansonsten alle Zutaten für die Sauce miteinander erhitzen und glatt rühren - mit Mehlschwitze (roux) binden.

Den Brokkoli (oder Spinat) in die Sauce geben, nochmals abschmecken, Gnocchi unterrühren, mit frittierten Salbei-Blättern (auf dem Foto vergessen), restlichem Blauschimmel-Käse und etwas geriebenen Parmesan dekoriert servieren (bei Spinat anstelle des Salbeis geröstete Walnüsse verwenden).


*Anmerkung m: In meinem aufgegriffenen Rezept der Pasta-Grannies wird der Teig nur mit Kartoffeln und Hartweizenmehl zubereitet (ein Versuch wert). 

Die Menge an Gnocchi reicht für 4 Personen: ich habe daher die Hälfte nebeneinander liegend eingefroren und dann in eine Tüte umgefüllt. Die geforenen Gnocchi habe ich geforen in das kochende Wasser geworfen (sie brauchen deutlich länger bis sie gar sind - und verlieren daher auch etwas von ihrem Rillenmuster). Ich habe sie ebenfalls in kaltem Wasser abgeschreckt, warm gestellt, aber beim 2. Mal (mit Spinat) kurz in einer Pfanne angebraten bevor ich sie unter die Sauce gemischt habe. Saulecker!

Inspiration: Pasta Grannies


Traumwelt: persischer Reis-Spinat-Auflauf

Donnerstag, 26. November 2020


Wenn ich erzähle, dass ich in einem Garten lebe, in dem Feigen und Granatäpfel wachsen, dann klingt das nicht nur paradiesisch, das ist auch schöner, als ich es mir je hätte ausmalen können.

In einem (unvergessenen) Traum irrte ich umher, bis ich ein Haus betrat. Dort leitete mich der goldene Sonnenschein, der durch die offenen Terrassentüren fiel. Mein Herz begann schneller zu schlagen, weil ich schon erkennen konnte, dass ich in Süfrankreich sein muss: die Farben, das Licht! Und als ich dann im Garten unter dem Feigenbaum stand, fing ich vor Erleichterung und Freude an zu weinen. Was ein guter Traum! Und wer das Symbol des Feigenbaums zu deuten weiß, wird umso mehr meine Ergriffenheit nachvollziehen können.

Den Granatapfel verbinde ich in Gedanken zuerst mit Persien. Jede Reise, die man vor der großen Zäsur 2020 gemacht hat, wiegt nun doppelt. Um jede einzelne Reise bin ich nun noch dankbarer als eh schon. Der Iran flashte mich vor allem als unfassliche Kulturhochburg: ein Unesco-Weltkulturerbe neben dem nächsten. Es gab so viel zu entdecken. Wer von Iran nicht begeistert ist, muss ein dummer Mensch sein.

Besonders angetan hatte es mir die traditionelle Bauweise der Häuser in  der Wüstenstadt Yazd im Zentraliran. Von außen in den Gassen sahen die Lehmbauten ähnlich glanzlos und nichtssagend aus. Aber öffnete sich die schwere Holztür, dann offenbarte sich ein unvorhersehbarer Zauber. Um einen orientalischen, grünen Innenhof mit Wasserbecken in der Mitte reihen sich Zimmer, von denen oft kunstvoll verzierte Türen mit bunten Glasscheiben nach innen führen. Der Garten ist Herzstück des Hauses. Ein größeres Wohnidyll ist nicht möglich und mehr als ein Mal haben wir bedauert, im Winter im Iran unterwegs zu sein. Fasziniert hat mich zudem, wie man die wuchtige Tür von innen mit einem mächtigen Holzpfahl verriegeln kann. Innen und außen sind zwei voneinander entschieden getrennte Welten.

 

 

Nun, allein ein Granatapfel-Sirup von einem iranischen Bazar ist jede Reise! Wobei die Granatapfel-Kerne im Salat lediglich die Deko ausmachen. Das eigentliche Rezept stammt aus dem ansprechend-sinnlichen Kochbuch *Veggiestan* (coucou Christine), das beim Blättern nicht nur wegen der Inspiration Spaß macht, sondern auch weil die Rezepte so herrlich beschrieben sind. Wie etwa dieses:

*Der persische Reis-Spinat-Auflauf ist bei uns zu Hause ein Favorit. Scheinbar sind wir nicht die Einzigen, die es mögen. Sogar der große Abbas, Schah von Persien, hatte eine Schwäche dafür. Es ist die Art von Gaumenkitzel, von der man nicht lassen kann* stellt Sally Butcher dieses Gericht vor. Da kann man doch kaum an sich halten, zur Tat zu schreiten, oder? Susanne aka Magentratzerl ist übrigens auch ganz begeistert von diesem Buch!

 

Zutaten ca. 4P*: 

400g Basmati-Reis (m: Vollkorn)
100g Butter oder Ghee, plus Butter zum Einfette
Salz
1/4 TL Safranfäden, zerstoßen, in heißem Wasser eingeweicht
1 große Zwiebel
1kg Spinat, gewaschen, gehackt
2 Eier, verquirlt
500g dicker Vollmilch-Joghurt
500ml Gemüsebrühe
1/2 TL schwarzer, gemahlener Pfeffer

 

Zubereitung:

Den Reis auf üblicheweise in Salzwasser aber mit 100g Butter garen.  Sobald er gar ist, den Safran untermischen und zur Seite stellen.

Die Zwiebel in Öl glasig braten, den Spinat untermischen und zusammefnalls lassen.

Die Eier mit dem Joghurt vermengen und unter stetigem Rühren 150ml Brühe zufügen. Pfeffern. Die Masse sorgfältig unter den Reis ziehen.

Ofen auf 190°C vorheizen.

Eine gläserne Auflaufform (sie sollte mindestens 5cm tief sein) buttern und die Hälfte der Reismasse einfüllen. Den Spinat darauf verteilen und mit dem restlichen Reis bedecken. Die Form mit gut gefetteter Alufolie zudecken und den Auflauf 30min backen. Die Hitze auf 180° reduzieren eine weitere Stunde backen. Der Reis sollte sichtbar gebräunt sein (die braune Kruste!).

Die restliche Gemüsebrühe erhitzen und dazu servieren.

*Anmerkung m: ich habe für uns das Rezept halbiert und in einer großen Terrineform mit Deckel (Füllmenge gute 1,5l) gemacht. Das reicht sehr gut auch für 3 Personen. Als Tipp fügt Sally Butcher hinzu, dass man anstelle einer großen Auflaufform auch kleine Förmchen verwenden kann (etwa, wenn man den Auflauf als Vorspeise oder als Menu-Begleitung servieren möchte). 

Ich habe keine Brühe dazu serviert, sondern einen großen Salat (ebenfalls eine Empfehlung von Sally wie etwa auch Prickles) und süß-sauer eingelegte Zucchini - ein Glas, das ich von einer Freundin geschenkt bekommen hatte.

Möglicherweise würde ich beim nächsten Mal etwas weniger Brühe zu der Joghurt-Ei-Mischung nehmen - dann sollte die Reiskruste auch richtig knusprig werden

 

Gastbeitrag von Hannah: Tomaten mit Kräuterfüllung

Dienstag, 15. September 2020


Anfang Juli – zum Glück vor der großen Hitzewelle - verbrachten wir eine Woche bei Micha und Fried / „Sonne und Lavendel“. Als kleine Ergänzung zu Michas „Herbergsmutterreihe“ möchte ich hier von der anderen Seite aus berichten, zumal das Wetter hierzulande jetzt glücklicherweise etwas auf „goldenen Spätsommer“ umgeschlagen hat, und ich gestimmt bin den Sommer Revue passieren zu lassen.
 
Und jaa, und was bringt man so aus dem Urlaub mit - neben Urlaubsbräune, Entspannung und vielen Eindrücken? Souvenirs. Quasi auf der Hand liegt ja, dass „Souvenir“ dem Französischen entlehnt ist, wörtlich übersetzt ein Erinnerungsstück. Etymologisch noch weiter gegraben hat se souvenir seine Wurzeln im Lateinischen und ist da eine Zusammensetzung aus den Wörtern sub (=von unten) und venire (=kommen).  Ein Souvenir „zieht“ also Erinnerungen von unten herauf.

Dabei können Souvenirs unterschiedlicher Art sein: Es kann sich dabei um Gegenstände handeln, die man mitgebracht hat, oder es können im übertragenen Sinne auch Eindrücke sein, die sich fest im Gedächnis verankert haben und untrennbar mit dem Ort des Erlebens verknüpft sind. Bilder, Gerüche und – für die meisten Leser hier – sicher auch Geschmäcker.

Logisch – und Micha erinnert auch nochmal daran - nimmt man aus einem Urlaub im Dep. Drome ganz handfeste Souvenirs wie Lavendelhonig, Einkorn, lila Knoblauch und natürlich guten Käse mit, schließlich werden alle diese Naturprodukte hier angebaut beziehungsweise produziert. Und wenn noch Platz im Auto ist, packt man noch sonnenverwöhnte Tomaten, Melonen und Pfirsiche dazu. Daheim angekommen tafelt man mit diesen Köstlichkeiten und erinnert sich.

Als weitere schöne Souvenirs brachten wir Lorbeer aus Micha und Frieds reichhaltigem Kräutergarten mit und Lavendel, abends auf der Terrasse zu festen duftenden „Knüppeln“ gebunden, ein sommerliches Kleidchen für unsere Tochter, das Lieblingskleid dieses Sommers, benannt nach dem Namen der Stadt, wo wir es kauften: „Das Die Kleid“, einen schönen Sonnenhut für meinen Mann, dem ersten Sonnenbrand am Kopf geschuldet und eine neue Lieblingssommerhose für mich – meiner Vorliebe für Second Hand Läden / Dinge mit Geschichte geschuldet, genauso wie drei kleine Tässchen für die Spielküche aus dem „Mitnahme-nicht-nur-Bücher-Häuschen“ im malerischen Piégros-la-Clastre.

Was ich noch mitnahm war das Vorhaben ein Rezept für gefüllte Tomaten zu entwickeln. Micha und ich hatten einen Versuch unternommen, der zwar durchaus gut schmeckte, aber noch nicht in Gänze „blogwürdig“ erschien. Daheim angekommen unternahm ich einen nächsten, der mir allein, weil er etwas ganz Anderes ist, auf jeden Fall mal zu notieren wert ist. Die Fotos sind leider nicht so toll geworden, aber das machen die Souvenir Fotos hoffentlich wieder wett. Ich servierte die gefüllten Tomaten – genauso wie Micha - mit dieser Zucchini-Tarte  - auch diese schöne Kombi war mir in guter Erinnerung geblieben. Als das Essen so auf dem Tisch stand, fragte unsere Tochter: „Hat das die Micha gekocht?“. So funktionieren Souvenirs.

Zutaten 4P:

6 mittelgroße Fleischtomaten
100 g frische Brennesselblätter
5 Zweige Basilikum
5 Zweige glatte Petersilie
30 g Frühlingszwiebeln
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
1 Ei
6 eingelegte Kirschpepperoni
2-3 EL Semmelbrösel
60 g kräftiger Hartkäse – z.B. Comté / Ziegen- oder Schafskäse ist ebenso eine gute Alternative!
20 g Zedernnüsse oder Pinienkerne
Olivenöl
Salz, Pfeffer

Zubereitung:

Ofen auf 200° C Umluft vorheizen.
Brennnesseln waschen und gut abtropfen

Tomaten waschen, waagerecht halbieren und das Fruchtfleisch aushöhlen. (Dieses wird hier nicht weiter verwendet, natürlich schmeißen wir es aber nicht weg, sondern verwenden es anderweitig – z.B. im Gazpacho, in einer Tomatensoße oder auch einfach gewürzt und mit Basilikum und Parmesan und einigen weiteren Tomaten kalt zu Pasta.)

Zedernnüsse in einer Pfanne ohne Fett leicht bräunen. Beiseite stellen
Nun etwas Olivenöl in die Pfanne und darin die feingewürfelte Schalotte und den ebenso fein gewürfelten Knoblauch sowie die Frühlingszwiebeln in Ringen andünsten.

Derweil die Brennnesseln, Basilikum und Petersilie fein hacken. Kirschpepperoni klein schneiden.

Käse reiben. 20 g davon beiseite stellen

Nun alle Zutaten für die Füllung mischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Füllung in die Tomatenhälften geben. In eine Auflaufform stellen und mit dem restlichen Käse bestreuen und mit etwas Olivenöl beträufeln. Im Ofen ca. 25 Minuten backen.


©Hannah Nußbaumer, lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Ettenheim, wo sie mit viel Leidenschaft einen Bio-Laden betreiben. Hannah liebt als Gartenarchitektin das Leben mit und im Garten, das Sammeln, Ernten und Kochen. Ohne ihre beiden Herzensmenschen um sich herum wollte sie nicht sein, und ohne schöne (Kinder)Bücher, Stifte und der Möglichkeit sich draußen zu bewegen würde ihr etwas fehlen. Das Binden von Blumenkränzen, das Herstellen eines Hefeteiges sowie das (Er)kennen der uns umgebenden Umwelt sollte ihrer Meinung nach den gleichen Stellenwert haben wie Algebra und Grammatik.
 
 

DUBB: grüner Börek

Mittwoch, 22. April 2020


Ich gehöre zu alljenen, die nur Geschichen erzählen können, die mir irgendwie widerfahren. Meine Geschichten. Geschichten meines Umfelds. Geschichten meiner Zeit. Und gerade passieren ja Dinge - ich bekomme einfach nicht die Augen zugekniffen: in den ersten drei Wochen des Ausnahmezustands hat Frankreich bei 5,8 Millionen Kontrollen 359.000 Bußgeld-Strafzettel verteilt. 

Hilke vom Blog *Mein Frankreich* fasst nicht nur die strikten Regeln der Ausgangssperre zusammen, sondern etwa auch den französischen Bußgeld-Erlaß im Zusammenhang mit dem confinement:

*Zum 29. März 2020 gab es die inzwischen dritte Verschärfung. Die Grundstrafe bleibt bei 135 Euro. Das Bußgeld für die Nichteinhaltung der Maßnahmen erhöht sich bei einem Rückfall innerhalb von 15 Tagen auf 200 € und auf 450 € für die erhöhte Strafe, wenn sie nicht rechtzeitig bezahlt wird.

Wenn es mehr als drei Verstöße innerhalb von 30 Tagen gibt, wird der Verstoß zum Vergehen. Es wird mit einer sechsmonatigen Haftstrafe, einer Geldstrafe von 3.750 Euro sowie einer zusätzlichen Strafe für gemeinnützige Arbeit (TIG) bestraft.

Frankreich überwacht mit Drohnen aus der Luft sowie Zivilstreifen die Einhaltung der Ausgangssperren.*

Ich WILL nicht von Drohnen überwacht werden! Nicht auf der Straße und nicht im Wald! Liebes Frankreich, wir zwei, das war lange Zeit ein großes, amoureuses Abenteuer, aber im Moment haben wir eine Krise!

Und die Geschichte aus unserer Nachbarschaft schiebe ich noch hinterher: Bertrand - aus der Lebensgemeinschaft - pflanzt als Kleinstbauer Biogemüse an. Arbeitend auf einem seiner Felder weit entfernt von den nächsten Häusern, während seine zwei kleine Buben drumherum spielten, wurde er von der Polizei angesprochen: *Was machen die zwei Kinder hier draußen?* Bertrand: *Ich bin alleinerziehend, ich arbeite, die Schulen sind geschlossen.* Polizei: *Sie haben genau 10 Minuten, um die Kinder nach drinnen zu bringen!*

Und jetzt erklärt mir BITTE, dass ich dieses Intermezzo falsch interpretiere! Was passiert nur gerade mit unserer Gesellschaft?
 

Ich komme mir vor wie in einer geschüttelten Schneekugel: alles außerhalb unseres Gartens ist in Auffuhr. Und ich kann nur warten, dass sich das Durcheinander wieder legt. In unruhigen Zeiten sind Rituale eine Festung. Also: lange schon kein DUBB mehr hochgehalten, oder?

Hiermit verweise ich euch zurück auf den Börek. Dieses Mal gefüllt mit halb Spinat und halb Wildkräutern, die so herrlich püschelig wuchern in den grünsten Wochen des Jahres. Und anstelle von einzelnen Schneckchen habe ich eine große gelegt - dabei gilt es zu beachen, dass man die allererste (innerste) Rolle etwas weniger füllt als die äußeren (wegen des engeren Einrollens). Einen weiteren Tipp habe ich noch: hat man mehr als zwei Personen am Tisch sitzen, kann man die Filoteig-Blätter doppelt legen - so sättigt der Börek gleich deutlich mehr... Ansonsten same-same: DUBB!