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7x7 auf einen Streich: Linsen-Gottebullar

Samstag, 4. November 2023


Als das komplette Backblech mit - genau genommen - 50 Linsenbällchen gefüllt war, dachte ich mir: Mon Dieu, wer soll das alles essen. Da hätte uns die Hälfe lässig gereicht.

Aber ums vorweg zu nehmen: alle sind vernichtet. Ich habe beim ersten Mal die Pilzsauce zu den Gottebullar zubereitet, dann natürlich begleitend zu meinen hochgeschätzten Metallica-Bowls, es gab die Paprika-Sauce dazu und zuletzt eines meiner liebsten und unkompliziertesten Kohlrezepte: scharf angebratene Kohlspalten mit in etwa dieser Sauce . Bref: bloß das Rezept nicht halbieren - ihr würdet es schwer bereuen. Und aufgetaut und angebraten sind die kleinen Bällchen schnell, werden schön knusprig und brauchen nicht viel Fett.

Irgendwie komme ich mir die letzte Zeit manchmal komisch vor, übers Kochen zu schreiben. Wie es in meiner Kindheit so gerne hieß: du ißt deinen Teller nicht auf und in Afrika verhungern Kinder. Wobei ich streng erzogen wurde. Der Teller musste aufgegessen werden, das war gar keine Frage. Meine Meinung als Kind interessierte niemanden. Dabei hatten die Hände auf dem Tisch zu liegen, die Handgelenke an der Tischkante. Man durfte mitessen aber nicht auffallen, Kindergeplapper war nicht erwünscht. Eben nettes Miteinander am Eßtisch - als hätte man Kinder nur dem Drill zuliebe...

Naja, und heute vergleiche ich selbst in meinem Kopf mein Leben hier mit einem Leben dort. Und dann scheint es mir so banal, so ignorant, so komplett selbstbezogen über Eßgeschichten zu schreiben. Woanders kämpfen Menschen ums Überleben, können eingesperrt von Grenzzäunen nicht entkommen, sondern nur zwischen Trümmern fliehen, ohne Strom, Wasser, Lebensmittel, medizinische Versorgung, umgeben von Tod, Verlust und drohenden Seuchen. Wie könnte eine Hölle toppen, was auf Erden passiert? Geht das, Unrecht nicht als Unrecht zu erkennen? Irgendwie klappert der Zeitgeist permanent ab, wo man steht.

Ein Bewußtseins-Booster, dass der Alltag gar nicht so beschißen sein kann, als dass man nicht dankbar sein muss, sich um den ganz alltäglichen Kram kümmern zu dürfen. Und zwischendrin kann man - wie jeden Tag - überlegen, was koche ich heute, wie bekomme ich uns heute satt. Besser kanns kaum laufen. Was man hat, ist nix wert... Erich Maria Remarque fällt mir ein und *das Kuhglück*, von dem die Jugend träumte, während ihre Welt aus den Fugen geraten war. Kuhglück als unerreichbarer, unvorstellbarer, friedlicher, einförmiger, spießiger Alltag. Keiner weiß, wann der Wind wieder dreht, wieviel Dosis man in einem Leben davon geschenkt bekommt...



Wie alle Puffer aus Linsen, tut auch diesen gut, von Sauce oder Dipp flankiert zu werden. Wobei ich schon deutlich trockenere Exemplare zubereitet habe. Diese Linsen-Bällchen, zu denen mich Ulrike von Küchenlatein angestiftet hat, kommen definitiv unter die besten, die ich je aus grünen oder braunen Linsen gemacht habe. Ihr werdet ja... eines Tages... bei der großen Puffer-Zusammenfassung noch sehen! Danke, Ulrike, für die schöne Inspi!


Zubereitung - 50 Stück:

200g Grüne Linsen, mindestens 6 Stunden eingeweicht
75g Graupen
100g Champignons, in Scheiben geschnitten
1/2 TL Muskatnuss, frisch gerieben 
2 TL Kreuzkümmel
60g Sonnenblumenkerne, geröstet
100g Spinat (m: teils Petersilie)
2 EL Olivenöl
1 Zwiebel, geschält, gewürfelt
2 Zehe Knoblauch, geschält, gewürfelt 
2 TL Thymian
75g Haferflocken
2 Essl. Sojasauce
30g Apfelessig
75g Kartoffelmehl
1 Ei, Größe M
Harissa
Salz
Pfeffer

 


Zubereitung:

Linsen gut abtropfen lassen. Graupen nach Packungsanweisung 20 Minuten kochen und abtropfen lassen.

Eine Pfanne mit der Hälfte des Öls erhitzen. Zuerst die Pilze anbraten, bis sie leicht goldbraun sind. Zwiebel und Knoblauch dazugeben und 5-6 Minuten weiter braten. Zum Schluss den Spinat zufügen.
Alles zusammen mit den Sonnenblumenkernen, den eingeweichten Linsen, Graupen, Haferflocken, Sojasauce, Muskatnuss, Apfelessig, Kartoffelmehl, Thymian, Kreuzkümmel, Harissa und Ei in in eine Küchenmaschine (Food Prozessor) geben. Etwa 2 Minuten grob vermischen.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Füllung auf die Größe einer Walnuss (15 Gramm) (m: möglicherweise größer geformt, nicht gewogen) formen (m: mit freuchten Händen) und auf ein gefettetes Backblech legen. Im Ofen bei 150° ca. 15 Minuten backen.

Anmerkung m: Gewürz-technisch habe ich meinen Senf dazu gegeben - das Original könnt ihr bei Ulrike sehen/ wieviel Bällchen pro Person hängt vom begleitenden Gericht ab - ich würde mal durchschnittlich mit 5-6 Stück rechnen.

Quelle: Ulrike aka Küchenlatein

 

Freundlichkeit: chinesische Eiersuppe mit schwarzen Bohnen

Freitag, 20. Januar 2023

 

Ich bin Freund der Freundlichkeit. Oder hänge ich es tiefer auf: der Höflichkeit. Des Benimm. Der guten Kinderstube. Keiner will zurück zur starren Förmlichkeit, die Herr Knigge bestimmt. Nehme ich ein Beispiel aus meinem Erleben bei Vinted, der Monopol-Plattform für Second-Hand-Klamotte. Da gehts ja erstmal um nix. Ich deale schließlich nicht mit Hermés-Taschen oder der gleichen. *Kleckerles-Beträge* hätte die Oma das früher genannt. Eben nix, was einen reicher oder ärmer macht. Aber der Umgangston dort manchmal... Ist eine Grußformel zu viel verlangt? Ganze Sätze? Ausgeschriebene Worte? Ein Bitte oder Danke? Gerade wer sich als potentieller Kunde einführt tut so, als müsse der andere jetzt die Bitch spielen, nur weil er mit dem Geldschein wedelt? Da habe ich doch direkt keinen Bock mehr. Echt, kein Verständnis für so ein Gebaren. Gratulation, Kapitalismus verinnerlicht!

Das möchte ich abgrenzen von der erlebten Fielmann-Kundenfreundlichkeit mit Trainingscamp direkt im Vorhof der Hölle. So viel Falschheit schlägt einen ja regelrecht in die Flucht. A la *Man spürt die Absicht und ist verstimmt*. Dann ziehe ich wortkarge Stoffeligkeit wieder vor. Lieber echtes Leben als gefaktes. Sehr verläßlich eigentlich das Uralt-Prinzip von *Wie man in den Wald reinschreit, so schreit es zurück* - darüber kann man durchaus ein wenig sinnen...

Vielmehr rede ich von einem Umgang wie in der einen Werbung im deutschen Fernsehen vor Weihnachten: man denkt einen kleinen Moment mit für jemanden, läßt einen Fremden mit nur zwei Sachen in der Hand an der Kasse vor, trägt einer Omi die schwere Tasche die Treppe hoch, hält die Bahn auf, damit ein anderer noch reinspringen kann - der gute alte Pfadfinder-Spirit, ihr wißt schon... By the way: bin ich die einzige, die das befremdlich findet, dass eine Supermarktkette damit wirbt?

Ben, ich komme darauf durch eine kleine Begebenheit gestern, als ich durch die engen Straßen von Crest - dem nächsten Kleinstädchen - gefahren bin. Erst drückte ich mich an einer Baustellenraupe vorbei, um dann beim Abbiegen festzustecken zwischen zwei Lieferwägen; der eine einfach an die Hauswand geklemmt. Als ein Bauarbeiter mir entgegenkommt, lasse ich das Fenster runter und bitte ihn, mit diesem doch ein Stück vorzufahren. Der schüttelt bedauernd den Kopf als Antwort und sagt, das sei nicht sein Wagen. Mein Gesicht drückt *Argghhh!!!* aus. Er stuzt kurz und meint: *Komm', das passt schon, ich lotse dich durch!* Er drückt meine Außenspiegel rein und winkt mich geduldig durch die verstellte Passage. 

Hach, GROS Bisou! Das ist halt auch was, das einem im ländlichen Frankreich gar nicht mal selten begegnet, eine Art von Ritterlichkeit Frauen gegenüber, Galanterie, Charme-Offensiven mit kleiner Blinzelei - das weiß ich sehr zu schätzen, weil ich mag das pas de deux-Spiel der Geschlechter.

Und genau das meine ich. Was kann ein Lächeln manchmal entwaffnend wirken (ja, bei einem waschechten Bämul kann man es wieder stecken lassen), aber mir fallen leichterdings viele Situationen ein, die mit Freundlichkeit entweder entschäft wurden oder auf beiden Seiten gute Laune bewirkten. Ich für meinen  Teil habe festgestellt, dass man sich den Alltag mit exakt solchen Momenten ein kleines bißchen schöner machen kann und dieses Quäntchen lasse ich mir nicht entgehen.

 


Einen kalten Tag bekommt man wunderbar geboostert mit einer schönen Suppe. Diese Suppe ist sogar schnell gemacht und ist der raffiniertere Bruder einer echten Omi-Suppe. Der kleine Dreh hier ist, dass man die Brühe ein wenig anbindet, was ihr direkt mehr Schmelz verleiht. Und der unerwartete Star am Tellerrand - das blättrige und super knusprige chinesische Pfannenbrot - reiche ich euch am Sonntag dazu...

 

Zutaten 2P:

80 g kleine Shiitakepilze
2 Frühlingszwiebeln
2 Scheiben Ingwer
1 Knoblauchzehe
2 EL Öl
800 ml Gemüsebrühe* (m: selbstgemacht)
200g schwarze, gekochte Bohnen
4 EL Sojasauce
Reisessig
1 TL Speisestärke
2 Eier (M) (m: 1 großes)
Salz
Essig nach Geschmack
150g Gemüseinlage (m: Rest Kürbis und Rosenkohl)
60g Gersten-Graupen, gekocht*
Sesamöl

 

Zubereitung:

Shiitake vom Stiel lösen, größere Kappen halbieren. Den unteren Teil der Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden. Ingwer schälen und zusammen mit dem Knoblauch fein würfeln.

Öl in einem Topf erhitzen, die Pilze darin kurz anbraten. Knoblauch und Ingwer zugeben und hellbraun braten. Klein geschnittene Gemüsebeilage zufügen, Gemüsebrühe zugießen und aufkochen. Die Bohnen ebenfalls in den Topf geben, außderdem die gekochten Graupen - 5 Minuten offen köcheln lassen.

Sojasauce mit 1–2 Teelöffel Reisessig und Speisestärke glattrühren und in dünnem Strahl unter die kochende Suppe rühren, dabei bindet die Suppe leicht. Die Eier mit einem Schneebesen gründlich verquirlen und ebenfalls im dünnen Strahl in die Suppe geben, die Suppe dabei langsam rühren. 

Die Suppe mit Salz, eventuell noch etwas Essig und wenigen Tropfen Sesamöl abschmecken. Die grünen Frühlingszwiebeln in feine Röllchen schneiden und über die Suppe geben.

 

Anmerkung m: ich habe die Gemüsebrühe selbst gekocht - werde ich in zukünftigem Beitrag noch verlinken/ die schwarze Bohnen kochte ich mit einem Stück Kombu-Alge/ die Gerste kochte ich extra - am Vortag eingeweicht, am Suppentag 15 min in frischem Wasser köcheln und dann zugedeckt ziehen lassen - ursprünglich ist die einzige Suppen-Einlage der Suppe Pilze, Eier und Bohnen

Inspiration: Effilee

 

das Böse 3/4 - All you need-Stew

Donnerstag, 3. Februar 2022

 

Jeden Winter wurde im Kleinen Haus im Badischen Staatstheater ein Stück extra für Kinder inszeniert. Besonders in Erinnerung blieb mir das klassische Kasperle-Theater - mit Schauspielern anstelle von Handpuppen. Die Aufführung drückte sich deshalb nachhaltig ins Gedächtnis, weil sich das Kleine Haus ganz in der Nähe meiner Werkstatt, die der Theaterplastiker, befand. Während wir am Arbeiten waren, dröhnte das Gebrüll der Kinder bis zu uns vor: *KASPER!!! PASS AUF!* Für viele Kinder ist es unerträglich, wenn das Böse über das Ahnungslose siegt. Dieses ausgewachsene Unrechtsempfinden, verwächst sich als Erwachsener seltsamerweise wieder. 

Ganz leicht wird man abgelenkt von der aktuellen Lebensphase (Karriere, Kinder, Umzug, Probleme...), und redet sich raus à la man muss schließlich auch von was leben, der Alltag frißt schon alle Energie, probieren kann mans ja mal, hat doch keiner mitbekommen...  die Anzahl der Ausflüchte geht gegen unendlich - aber dabei verliert sich gleichzeitig die Aufmerksamkeit für sich und für das Trau-Schau-Wem. Nun, zum irdischen Spiel gehört, dass jeder von uns gesehen und wahrgenommen werden will. Dann macht man sich schon mal wuchtiger und wichtiger und rückt die Dinge zu seinen Gunsten zurecht, beschönigt, vergrößert Erfolge, wirft sich in die Brust, hetzt gegen andere... - wer kennt das nicht. Jeder durchläuft akut immer wieder solche Phasen - dann dient es der Bewußtwerdung, chronisch aber führt es in unheilbare (geistige und körperliche) Krankheiten. 

Und Tricksen und Betrügen ist gar nicht mal so schwer (bereits ganz ohne raffinierte Manipulationstechniken). Und halt sowas von verführerisch: Lügen machen (erstmal) das Leben leichter, bequemer, vorteilhafter, gefälliger... - zumindest dem äußeren Anschein nach. Also warum den steinigen Weg der Wahrhaftigkeit wählen, wenn man die Rutschbahn nehmen kann? So zieht doch eine überragende Mehrheit eine schöne Lüge einer unbequemen Wahrheit vor (Tell my lies, tell me sweet little lies).

Das gilt es bei den anderen zunächst einmal zu akzeptieren - deshalb darf man sich Missionieren aus den Haaren kämmen. Die Welt ist wie sie ist: sie entstand durch Geist und läßt sich nur über Geist nachhaltig verändern. Änderung des Geistes beginnt individuell bei jedem selbst - über die Suche nach Wahrheit.

*Die Wahrheit ist ein simpel Ding, die jeder leicht begreifen kann. Allein, sie scheint euch zu gering und sie befriedigt nicht den Wundermann.* (Goethe)

Ja, die Wahrheit kommt oft völlig glanzlos daher, leise, ohne Pathos. Ganz im Gegenteil zum üppigen, ausufernden, lärmenden Schmierentheater, dessen Unterhaltungswert die untersten wie obersten Ränge zum Johlen bringt. Nichts einfacher als zu blenden, solange der Entertainment-Faktor stimmt. Ein gewaltiger Schlag Hysterie, viel Effekthascherei, ordentlich Rabatz, gemischt mit dem Triggern tiefster Ängste - funktioniert immer. Wie soll man dann noch in Ruhe über sich oder das Wesentliche nachdenken? Hinzu kommt: die den Menschen treibende Kraft seht ihm ja nicht auf die Stirn geschrieben. *Eine eigentlich ganz nette Person, eher unauffällig, hat immer freundlich gegrüßt*, heißt es dann in Nachhinein vom Nachbarn, der seine Tochter jahrelang im Keller einbetoniert und missbraucht hatte.

Auf Wahrheitssuche dreht sich der Verstand schnell um sich selbst wie eine kleine Katze, die ihren eigenen Schwanz jagd. *Durch Überlegung wird so etwas nicht geendet; vor dem Verstande sind alle Rechte gleich, und auf die steigende Waagschale läßt sich immer wieder ein Gegengewicht legen.*(Goethe) Its all about perspective! Auf mentaler Ebene gibt es keine Lösung, keine Erklärung, kein besseres oder schlechteres Argument. Hier gibt es für jede Wahrheit einen Gegenwahrheit, egal wie eine These lautet, so findet sich doch eine entsprechende Antithese - etwas, das sich üben läßt (s. Goehte das Hexen Einmaleins). Genau darum ist die Empfindungsebene so entscheidend.

Und um wieder zurückzukehren zu meinem Ausgangspunkt, Madagaskar: von dort brachten wir ein madegassisches Sprichwort mit, das lehrt, wie mit dem Bösen umzugehen ist: *Zeige niemals mit dem ausgestreckten Finger auf das, was sich hinter der Tarnung versteckt - es wird dir großes Unglück bringen*. Das Chamäleon ist Meister und Muttertier der Tarnung und Täuschung. Das doppelt einäugige Reptil passt sich seiner Umgebung an, suggeriert so Sicherheit, um dann mit der Zunge zu töten. Wiederholt beobachteten wir Madegassen, die sich bei dem Anblick eines Chamäleons zu Tode erschreckt haben - im Gegensatz zu den Touris, die begeistert und fasziniert mit der Kamera anrückten. Der Habib entdeckte im Chamäleon den Repästentant für die 3. Verdrehung des Geistes, auch genannt die Lustseuche (Syphilinum).

Sich dem Bösen im Außen den Weg zu stellen macht keinen Sinn. Es sei denn man glaubt, man müsse den Drachenkämpfer spielen. Bitte schön! Siehe Julian Assange: zero Lebensqualität aber dafür Heldenstatus. Wer will tauschen? Und, was hats gebracht? Man verliert Energie, die man für anderes, für sich selbst bräuchte.

Tja, es gibt nunmal nichts zu retten! Das Böse ist böse, weil es böse ist (ich erinne auch an Trude Simonsohn). Geistig nix zu holen für das Marvel-Universum. Stattdessen schluckt das Böse jene, die ihm zu nahe kommen - das funktioniert auf die gleiche Weise wie Co-Abhängigkeit bei Alkoholsüchtigen und deren Umfeld. Das Ungleichgewicht der Welt - so läufts nun mal. *Wer sich unter die Kleie mischt, wird von den Säuen gefressen!*, sagte die Omi gerne. Mehr als Abstand halten, bleibt nicht - zumindst für die, denen an Freiheit und Mündigkeit gelegen ist. Das wird nur in Partnerschaften und Familien schwierig.

Doch selbst im Inneren lauern Fallstricke. *Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert* besagt ein altes Sprichwort. Greife ich dafür in den Anamnese-Fundus des Habib. Gudrun (Name geändert) lag nachts neben ihrem Mann im Bett. Sie mußte dringend aufs Klo. Ihre Blase schien zu explodieren. Aber sie regte sich nicht: sie wollte den Schlaf ihres Mannes nicht stören. Sie glaubte, das wäre Rücksichtnahme. Demut. Eine Opfergabe. Liebe. So kann der Mensch sich selbst in die Irre führen: man meint es (vermeintlich) gut im Hinblick auf andere, hält sich für dienstbar, freundlich und hilfsbereit, betrügt und hintergeht sich aber in diesem Moment selbst.

Über allen anderen Werten steht die Eigenverantwortung: sündige nicht gegen dich selbst! 

*So bleibt die eigentliche Religion ein Inneres, ja Individuelles, denn sie hat ganz allein mit dem Gewissen zu tun* (Goethe)



Im Vergleich zu den eigentlichen irdischen Herausforderungen ist es ein Kinderspiel, sich mit Gemüse glücklich zu kochen. Mit diesem Stew steht geschwind und unkompliziert ein abwechslungsreiches Essen auf dem Tisch, das ein wohliges Bäuchlein zaubert. Wie man abwechselt, habe ich euch unten im Rezept beschrieben.

Und gepimpt ist diese Grütze auch schnell, wenn man sie als Sättigungsbeilage (häßliches Wort) verwendet - s. die All you can eat- Teller, die ich euch auch fotographiert habe. Holt euch etwas fermentiertes Gemüse dazu (stehen hier gerade mehrere Gläser herum - ich muß euch mal etwas zeigen), oder süß-sauer eingelegtes Gemüse (machte ich letztens Herbst einige), ofengeröstetes Gemüse (immer eine gute Idee), einfach ein bißchen Rohkost (oder einen Salat), Pesto dazu, streut ein paar Nüsse darüber oder greift in die Roule ta Boule-Ideen, Puffer, Gemüse-Confit, Ofentomaten, Ajvar (ebenfalls neu bei mir in den Konserven), Hummus, Chutney.... Ihr seht: tobt euch aus. Das Stew ist wirklich eine tolle Grundlage, eine super Basic, im Sommer wie im Winter - nicht von ungefähr bereite ich es uns wirklich häufig zu. Es hat auch Vorteile, dass ich weniger blogge: die meisten Rezepte, die ich euch nun zeige, sind besonders geschätzt.

 

 

 

Zutaten 2P:

70g Quinoa (m: bunt)
50g rote Linsen
50g Buchweizen
70g Couscous (m: Vollwert)*
2 Lorbeerblätter
2 Knoblauchzehen
1 Stück Kombu-Alge
1 Stück Stangen-Sellerie, fein gewürfelt
1 TL Thymian
1 TL weißes Miso
Gemüsebrühe
Zitronensaft (oder weißer Balsamico)
Frühlingszwiebel/ Petersilie

 

Zubereitung:

Knoblauch schälen und andrücken. Alle Zutaten in einen Topf geben und in der Höhe von etwa 2,5cm mit Gemüsebrühe bedecken. Alles ca. 25min sanft köcheln lassen. Dabei immer mal wieder umrühren, damit nichts anhängt. Gegebenenfalls noch etwas Brühe nachgießen. Die Konsistenz ist (wie etwa beim Porridge) wichtig: sollte schön cremig-seidig sein (also nicht zu trocken und nicht zu schwimmig).

Lorbeerblätter und Kombu-Alge rausfischeln. Abschmecken mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft. Mit frischen Kräutern dekorieren (verwende ich Petersilie, dann koche ich die Stiele im Stew mit).

Möglichkeiten zu pimpen sind endlos: s.o./ Zutatenmenge reicht für 2 Personen - ohne zusätzliche Extras - also insgesamt an Körnern etwa 250g - dann wißt ihr, wie ihr wechseln könnt s.u.

 

Anmerkung m: es gibt ganz viele Varianten, allein schon wenn man die Verhältnisse der Zutaten verändert. Oder die Zutaten: grüne Linsen untermischen und/ oder Hirse und/ oder  Perlgraupen und/ oder Bulgur - wer mag, kann noch einen Löffel Nussmuss unterziehen, um es noch cremiger zu machen.