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Kürbis-Kartoffelkugeln aus dem Ofen

Samstag, 19. April 2025

 

Heute wird nicht darüber sinniert, ob ein Nutella-Brot auch Butter braucht - zu Ostern ist deep talk dran. Tsss, deep-talk, wie albern kann ein Wort sein, oder? Ich hätte gerne, dass ihr ein Gedankenspiel mitmacht. Schön unverkrampft. Ganz so wie es Dostojewski in *Die Brüder Karamasow* handhabt, bzw. die kleine, darin enthaltene Parabel: *Der Großinquisitor*.  Nämlich einfach mal als einerlei angenommen, ob es Gott wirklich gibt oder ob er lediglich eine Erfindung des Menschen ist. Erstmal egal ob uferlose Phantasie oder beweisbarer Realismus. Um sich mit dieser großartigsten aller Ideen auseinander zu setzen, spielt das im Wesentlichen keine Rolle. Denke dir ein Wesen so groß, so weise, so schöpfend, so kreativ, so liebend, so lichtvoll, so mächtig, so allumfassend und alldurchdringend wie du in der Lage bist – und nenne es Gott, Allah, Manitu oder Shiva…. und stelle dich in Beziehung dazu. Spiritualität für Einsteiger.

Wobei sich Dostojewski klar festlegt: Ein Wunder ist es, dass ein solcher Gedanke – der Gedanke der Notwendigkeit eines Gottes – einem so wilden und bösen Tier wie der Mensch in den Kopf kommen konnte: So heilig, so rührend, so weise und so ehrenvoll für den Menschen ist dieser Gedanke.

Allein der Gedanke! Allein die Vorstellung! Allein die Möglichkeit!

Denn allein der Versuch, sich zu einem solchen Wesen in Relation zu setzen, gibt einen ganz anderen Maßstab. Wenn nicht der Mensch sich selbst als Maß aller Dinge nimmt, sondern er über sich freiwillig eine Macht installiert, ändert das in der Bewertung einfach alles: nach innen wie nach außen.

Bei manchen provoziert die Vorstellung einer solchen Existenz Ängste. Nichts anderes was die Geschichte von Frank Schätzing in *Der Schwarm* erzählt. Ich blieb in der ersten Folge der Serien-Verfilmung hängen (das Buch kenne ich nicht), weil mich die Parallele faszinierte zu den Orcas, die in der Straße von Gibraltar immer wieder Segelboote angreifen. Was als Wissenschaftskrimi beginnt, geht in eine Phantasy-Story über. Grundidee ist, dass die Natur zurückschlägt und als (Achtung Spoiler) ungreifbare Intelligenz, die alle Meereswesen durchströmt, sich gegen die Menschheit stellt. 

Das Mindset ähnelt Goethes Beobachtung (Wilhelm Meisters Wanderschaften): *Man fürchtet ein bekanntes oder unbekanntes mächtiges Wesen, der Starke versucht es zu bekämpfen, der Schwache zu vermeiden, beide wünschen es loszuwerden und fühlen sich glücklich, wenn sie es auf kurze Zeit beseitigt haben.*  

Für Goethe ist die einzige Antwort gegenüber einer höheren Macht das Gefühl der Ehrfurcht.- als Grundgefühl aller Spiritualität. Kann man denn Ehrfurcht vor einer Maschine empfinden, die Daten auswertet und sich eigenständig weiterprogrammiert? Selbst bei unterschiedlichem Maßstab (s.o.) wohl eher nicht. Ehrfurcht ist ein Gefühl, das mehr benötigt als die Anerkennung einer Überlegenheit. Und: letzteres ist reine Kopfsache. Wer sich abgenabelt hat von der Vorstellung einer Schöpfung, also wenn der Bezugspunkt nicht hin zu etwas Höherem leitet, der nimmt sich als Mensch zwangsläufig selbst als Mittelpunkt.

Nirgendwo kommt das deutlicher zu Tage als in den Social Media. Mehr kann Mensch nicht um sich kreisen, der Tanz um sich selbst, der Kult um die eigene Person,. Da hat die Götterdämmerung längst eingesetzt. Da sitzt man höchstpersönlich im Thron und zeigt für niemanden so viel Interesse wie für sich selbst. Wen soll man da noch anbeten - außer vielleicht andere Nixi-Superstars. Und gut, ja, für jene ist vielleicht die KI der Weisheit letzter Schluss. 

Was wäre das eine traurige Geschichte. All die Jahrtausende dauernde Entwicklung dieses Planeten von Dinosaurier über Ötzi mündet darin, dass der Mensch sich einer Maschine unterstellt. Nun, das hier ist ein großer Spielplatz, jeder sucht andere Erfahrungen. Aber große Entscheidungen stehen an: Geist oder künstliche Welt. Für jene, die nach geistiger Entwicklung streben, gilt es sich mit Fragen auseinanderzusetzen wie: wozu und an was sich orientieren? Was unterscheidet die Menschen wesentlich? Überlegungen, die bereits Mozart umtrieb (s. die Zauberflöte). Was trennt niedere Liebe von höherer Liebe? Wer gleicht mehr einem triebhaften Tier? Oder anders gedreht: wie kann Mensch das Tier in sich überwinden? Wie kann Mensch sich veredeln? 




Wieviel Prozent der Christen wissen überhaupt noch, was an Ostern gefeiert wird. Was meint ihr? In Frankreich sind es sicher weniger als 50 Prozent. 

Ich habe ein Salat Plus-Essen für Euch. Die Knödel garen im Ofen und werden so am Boden schön knusprig, innen sind sie flaumig. Dazu kann man jeden Salat machen, auf den man Lust hat. Ein unkompliziertes Essen, das gemeinsame Schnittmenge hat mit einem meiner Lieblingsthemen: den Puffern.


Zutaten - 6 Stück/ 3P:

400g Kartoffeln (m: Mona Lisa)
350g Kürbis (m: Butternut)
1 Zwiebel
3 EL frische Kräuter (m: Petersilie, Bärlauch, Knoblauch)
1 Ei
150g Frischkäse
60g Semmelbrösel
60g Hartweizengrieß, fein
1 TL Kümmel, gemahlen
Piment d'Espelette
Butter
Olivenöl
Tomme de Brebis


Zubereitung:

Kartoffeln als Pellkartoffeln aufsetzen und weich garen.

In der Zwischenzeit die Zwiebel fein würfeln. Den Kürbis schälen und ebenfalls in kleine Stücke schneiden - je kleiner, umso schneller ist der Kürbis nachher gar. Die Zwiebeln in Olivenöl glasig braten, dann den Kürbis zufügen und ebenfalls mitbraten . Sehr wenig Wasser zufügen, Deckel auflegen und weich dünsten - das Wasser sollte vollständig verdunsten sein. Etwas abkühlen lassen

Kartoffeln schälen und in eine Schüssel geben, etwas ausdampfen lassen. Kürbis-Zwiebeln dazugeben und mit dem Kartoffelstampfer fein stampfen (darf noch kleine Stückchen haben). Ei, Frischkäse und Gewürze untermischen, würzen mit Salz, Pfeffer, Kümmel und Piment.

Ofen auf 200°C (OU-Hitze) vorheizen

Eine Gratinform ölen. Aus dem Teig mit nassen Händen 6 Kugeln formen - sollte der Teig noch zu weich sein, zusätzliche Semmelbrösel verwenden. Die Kugeln in die Gratinform setzen und mit Butterflöckchen toppen.

In den heißen Ofen schieben und 30 min garen lassen. Dann den geraspelten Käse über die Kugeln verteilen und weitere 15min backen.


Topf und Deckel: Nudelschnecken-Gratin mit Mangold

Dienstag, 12. Dezember 2023


Ich liebe Kennenlern-Geschichten. Ich sammle Kennenlern-Geschichten. Ihr wißt Bescheid. Nun, es ist, wie es ist: jedem sein Fachgebiet. Wer mir unter die Finger kommt, wird einschlägig befragt. Und ich kann in Kennenlern-Geschichten lesen wie andere im Kaffee-Satz. Oder so. Erzähle mir den Anfang und ich destilliere dir daraus die komplette Geschichte. Gut, nichts einfacher: dafür muss man lediglich das kosmische Gesetz begriffen haben, dass sich mit jedem Beginn die weiteren Geschehnisse daraus nur noch auswickeln. Dann kann jeder leicht erkennen, dass im Anfang bereits das Ende verwoben ist... und der Rest ergibt halt das Dazwischen.

Die Kennenlerngeschichte von Michael Ende und seiner Frau Ingeborg wurde direkt unter meinen Lieblingen archiviert: Auf einer Silvesterparty von Freunden begegneten sie sich zum ersten Mal. *Die damals bekannte Vollblutschauspielerin, "rothaarig, feurig und schick", wie Michael Ende erzählte [und 8 Jahre älter als er selbst], steuert direkt auf ihn zu, während er hinter einer von Plastik-Efeu überwucherten Theke den Barkeeper mimt, und sagt: "Angelehnt an die Efeuwand dieser alten Terrasse..."  Michael Ende erwidert prompt "Mörike" - tja, und nicht nur das Zitat ist erkannt, das geheime Loswort ist gefallen: Team Kunst und Literatur. Schön, oder? Bis zu ihrem Tod blieben sie ein Paar.

Folgerichtig liebe ich alle Kuppelshows, die der Markt zu bieten hat. Gibt es was Schöneres, als anderen beim Verlieben zuzusehen. Wer verliebt ist, platzt über sich hinaus. Der sieht nicht nur im Objekt seiner Begierde vor allem die Vorzüge, die ganze Welt erscheint im liebenswerter. Es ist die wundersam schillernd Phase, in der jeder über sich hinausgehoben wird, da strahlt selbst das kümmerlichste Exemplar Mensch weit über seine Möglichkeiten. Das mag anfangs alles etwas unbeholfen, täppisch und ungeschickt vonstatten gehen - so oft verliebt man sich ja nicht - meine großzügige Gewogenheit tut das keinen Abruch, mir wird in keinster Weise langeweilig beim Beobachten.

Das für mich Erstaunlichste ist, dass diese mediale, öffentliche, professionelle Kuppelei sogar gar nicht mal selten aufgeht. Ob bei *Bauer sucht Frau* oder *Hochzeit auf den ersten Blick* - es gibt zahlreiche, erfolgreiche Kuppel-Beispiele vorzuweisen. Ich verlinke jetzt nicht, vermutlich könnt ihr mir auch ohne exemplarische (Film)Referenzen folgen. Tsss, dass das so funktioniert, verrückt, oder!? Gut, der Bauer wirft noch Haus, Hof und eine Existenz mit in die Wagschale. Das zieht wohl zusätzlich. Und bei der anderen Kuppelsendung mit der direkten Hochzeit, brüstet man sich ja, dass *aus Wissenschaft Liebe wird*. Das *Matching-Team* um drei *Matching-Experten* (seufz, was eine Berufsbezeichnung, h-e-r-r-l-i-c-h, nur zu studieren in Castrop-Rauxel) wertet jede Menge Daten aus, um schließlich zwei zu kombinieren. Eine der *Expertinnen* meinte, ihre Bewerber würden jedes Jahr zahlreicher und sie würden immer häufiger hören, dass auf diese Weise der potentielle Partner ja auf Herz und Nieren geprüft worden wäre - sinngemäß: heute wisse man ja nicht mehr, was so alles frei rumläuft... Naja, beim letzten deutschen Stadtbesuch waren die Litfaß-Säulen mit *Dein Schritt juckt mich auch* plakatiert... Man ahnt, was sie damit sagen will und dass ein bißchen Jucken im Zweifelsfall das kleinste Problem ist...

Eigentlich schon ein waschechtes Wunder, wenn sich zwei Menschen finden und ineinander verlieben, findet ihr nicht? Großes Mysterium! Für die, die an die große Liebe glauben, stellt sich die Geduld als die härteste Probe heraus. Die anderen finden schneller was zum Hacken. Und heute gibts jede Menge digitale Unterstützung bei der Suche nach dem einen oder anderen. Je nachdem halt.

Dieser Artikel (via Geo) thematisiert nachvollziehbar, dass Dating-Apps zwar das Kennenlernen erleichtern, die Suche nach einem echten Partner aber eher erschweren. Leute, ich schreibe bei völliger Ahnungslosigkeit, Dating-Apps sind komplett unbespieltes Gebiet - und ich bin nicht traurig darüber. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass der Habib und ich auf dem Weg nie zusammengefunden hätten.. ich erzähle ja bereits ein bißchen.... 

Herausgegriffen aus dem Artikel weil gefällig habe ich mir den Vergleich, den Psychologen erstellten, die zum Thema menschliche Entscheidungsprozesse forschen: und zwar dass bei Dating-Apps Menschen beurteilt werden wie ein Fertiggericht nach Zutatenliste und Kalorienangaben - doch wie das Gericht schmeckt, weiß man deshalb noch lange nicht.

 

 

Ein Bild, mit dem ich als Foodie arbeiten kann. Das Auge allein verführt, die Beschreibung gibt eine Vermutung, aber letztlich hilft beim Essen eben wie im echten Leben nur der Selbstversuch, wenn mans wirklich wissen will: nachkochen und mit allen Sinnen ein eigenes Urteil fällen.

Wenn es sehr üsselig draußen ist - so richtig grau, dunkel, regenschwanger, feuchtkalt - dann kann mich das oft dazu animieren, uns eine handgemachte Pasta auf den Tisch zu bringen. Pasta-Schnecken habe ich uns schon lange nicht mehr zubereitet, dabei sind sie eine ungemein bequeme Art, gefüllte Nudeln zu basteln. Godfather aller Pasta-Schnecken bleiben die Krautkrapfen. Diese heutige Zutaten-Kombi ist altbewährt und in meinem Geschmacksuniversum sehr beliebt: Kürbis - Mangold - Ziegenkäse... kann nix mit falsch laufen. Außer, dass ich mich bei solchen Gerichten tendenziös überfresse.


Zutaten 2-3P:

Pastateig:
200g D1050
2 Eier
1 EL Olivenöl
...
350g Mangold
1 kleine Zwiebel
3 Knoblauchzehen
etwas Gemüsebrühe
2 TL Thymian
100g Ziegenkäse, cremeux*
1 EL crème fraîche
Salz, Pfeffer
Olivenöl
....
250g Ofentomaten
250g Kürbis (m: Butternut)*
etwas Gemüsebrühe
Harissa
2 Lorbeer-Blätter
1/2 TL Ras el Hanout
Salz, Pfeffer
eine Prise Rohrzucker
ein Schlückchen Rotwein
...
etwas geriebener Käse zum Bestreuen (m: Tomme de brebis)


Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig einen homogenen Teig kneten, in Folie packen und für mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
 
Die Pasta-Sauce zuerst zubereiten. Dafür den Kürbis schälen und würfeln. In etwas Kokosöl kurz anrösten, dazu auch das Ras-el-Hanout mitrösten, bis es zu duften anfängt. Nun Ofentomaten, Brühe und Rotwein anschütten, Lorbeerblätter dazugeben und bei geschlossenem Deckel weich garen. Salzen, pfeffern, würzen mit Harissa und etwas Zucker. Fein pürieren. Die Sauce sollte cremig sein aber nicht flüssig.

Für die Füllung Mangold waschen, Stiele vom Grün entfernen und getrennt voneinander klein schneiden. Zwiebel fein hacken, ebenso die Knoblauchzehen. Zwiebel in heißem Olivenöl glasig braten, kurz vor Ende den Knoblauch zufügen, dann die Mangoldstiele mit dem Thymian. Ein wenig Gemüsebrühe anschütten, Deckel auflegen und etwa 5min garen. Dann das Mangoldgrün untermischen und weitere 5 min garen Salzen, pfeffern und gewürfelten Käse und Crème zum Mangold schmelzen lassen. Die Flüssigkeit sollte nahezu verkocht sein. Etwas abkühlen lassen.

Ofen auf 190°C (OU-Hitze) vorheizen.
 
Den Pastateig dünn rechteckig auswellen (etwas dünner als für Krautkrapfen) - etwa auf 55cm x 35cm. Die Füllung dünn auf dem Pastateig verteilen. Von der langen Seite aufrollen und in 8 gleichgroße Stücke schneiden

Ca. 2⁄3 Tomatensoße in eine ofenfeste Form geben. Die Nudelrollen hochkant nebeneinander hineinsetzen. Restliche Sauce darübergeben, nun den geriebenen Käse darauf verteilen und mit Olivenöl etwas beträufeln. Im heißen Ofen ca. 20 Minuten backen

 

Anmerkung m: Lieblingskürbis bleibt bei mir der Butternut/ Saint félicien ist eine Käse-Alternative oder eben ein anderer cremiger Charakterkäse/ ich hatte zuletzt noch ein paar tiefgefrorene confierte Kirschtomaten in die Sauce gemischt

 



.Geschwister im Blog-Universum:

 

    ****    mit Käse überbackene Nudelschnecken

  ****    Rotolo ripieno

  ****    Nudelrollen mit Kürbis und Linsen

   ****    Krautkrapfen 

   ****    Zucchini-Krapfen mit confierten Kirschtomaten
 

 

unbekümmert: Lauch-Maccheroni-Gratin mit Veggie-Bolo

Montag, 30. Oktober 2023

 

Unbekümmert - das schöne Wort und einer der schönsten Zustände überhaupt! Unbekümmertheit scheint in immer weitere Fernen zu rücken in Zeiten, in denen menschliche Grausamkeit den Mediennalltag bestimmen. Wie soll man heute unbekümmert sein können, habe ich mich gefragt? Denn öfters schon zitiert diesen Goethe (aus diesem tollen Artikel vom DLF):

Dein Los ist gefallen verfolge die Weise,
Der Weg ist begonnen, vollende die Reise,
Denn Sorgen und Kummer verändern es nicht,
Sie schleudern dich ewig aus gleichem Gewicht.

Manchmal fühlt man sich wie Christopherus, das Leid der ganzen Welt auf den Schultern. Wie soll man rund laufen, wenn schwere Gedanken bedrücken? Sie werfen einen wirklich aus innerem Gleichgewicht. Manchmal reicht es aus im Außen zu sehen, was Menschen anderen antun können. Ein Mal Nachrichten gucken - *bums*, schon vorbei mit der Leichtigkeit. Mir gruselt.

Kindliche Sorglosigkeit und Bewußtheit treten scheinbar wie ein Gegensatzpaar auf. Du kannst entweder das eine oder das andere haben. Sobald die Bewußtheit dazu kommt, kommen auch die Sorgen dazu. Zwar ist es unmöglich etwas Zukünftiges komplett durchzudenken, aber alleine sich die Möglichkeit vieler Konsequenzen bewußt zu machen, reicht aus um Ängst zu schüren. Angst ist prinzipiell kein guter Ratgeber. Angst lähmt. Schlimmer noch: wer in seine Ängste rutscht, der wird darin auch untergehen. Der läßt von einem Unterfangen, das ihn ängstigt, besser die Finger.

Ein Beispiel: mit schlotternenen Knien vor Angst darf man kein Segelboot besteigen. Aber ohne ungeheueren Respekt vor den Naturgewalten ebenfalls nicht. Respekt ist das große Schlüsselwort, das Wissen, dass es Kräfte gibt, die vielviel größer sind als ich und die außerhalb meiner Kontrolle liegen. Sich diesen Kräften auszuliefern, hinzugeben und anzuvertrauen - und zwar in Bewußtheit, das ist für mich Spiritualität im Allgemeinen.

Ohne Naturbezug wird es schwierig. Überhaupt ist es eine entscheidende Frage, zu was sich der einzelne in Bezug setzt. Verblendete Wichte, die sich für die Krone der Schöpfung halten, beurteilen das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand - wie ein Frosch, der im Brunnen lebt. Je größer aber die Kraft als Gegenüber in der Vorstellung ist, je tiefer man diese Kraft fühlt, zu der man einen Bezug sucht, umso einfacher fällt Demut.

Wie Leichtsinn, darüber hatte ich es schon, ein Geschwister von Unbekümmertheit, erblühen die beide nur in Respekt und Demut. In leidvollen Lebenssituationen wird Demut ganz besonders zur Herausforderung. Daher greifen viele auf Rauschmitteln zurück, um sich der Situation nicht stellen zu müssen und ziehen die Illusion der Realität vor. Das kann ich sogar nachvollziehen, aber ich habe verinnerlicht, dass Flucht nur in die Irre führt. Und wie das so ist mit der Bewußtheit (eine phänomenale Eigenheit dieses mächtigen, geistigen Instruments): Bewußtheit läßt sich nicht rückgängig machen weil im Gemüt verwurzelt. Was ein Mal bewußt geworden ist, läßt sich nicht mehr umkehren. Was den Weg ins Bewußtheit gefunden hat, das bleibt (die Herdplatte ist heiß). Und was by the way der große Unterscheid zu *lernen* ist, mit dem Bewußtheit so gerne in einen Topf geworfen wird. Erlerntes kann wieder verlernt werden.

Um in Bewußtheit eine innere Sorglosigkeit herzustellen, gibt es in meiner Vorstellung nur eine Möglichkeit: sich ganz einer klügeren, weisen, geistigen Macht hinzugeben und anzuvertrauen, mit der man ständigen Umgang pflegt. Wo sollte man in der Not sonst Zuflucht suchen und wo Trost finden? Diese Herzensverbindung herzustellen, durch das tägliche innere Gespräch mit diesen unsichtbaren Mächten, ist der eigentliche, spirituellen Weges - unabhängig welchen Namen man Gott gibt. Und wer eine Hilfestellung benötigt, was eine individuelle Spiritualität unabhängig aller Religiösität bedeuten könnte, dem empfehle ich Goethes Glaubensbekenntnis: * Bekenntnis einer schönen Seele*. Es hilft auch zu unterscheiden, wer lediglich fromm daherschwätzt und wer weiß, was selig ist, weil bereits innig verbunden mit diesen Mächten - ein solcher diskutiert nicht mehr. Wie geht Glaube, fragt sich Goethe:

Ja, wer nur schildern könnte, was ich [im Gebet] fühlte. Ein Zug brachte meine Seele nach dem Kreuze hin, an dem Jesus einst erblaßte, ein Zug war es, ich kann es nicht anders nennen, demjenigen völlig gleich, wodurch unsere Seele zu einem abwesenden Geliebten geführt wird, ein Zunahmen, das vermutlich viel wesentlicher und wahrhafter ist, als wir vermuten. So nahte meine Seele dem Menschgewordenen und am Kreuz Gestorbenen, und in dem Augenblick wußte ich, was Glauben ist.

 


Alles, das im Ofen mit Käse überbacken wird, nennt sich hier automatisch Soulfood. Dieses Nudel-Gratin wartet mit zwei Schichten cremiger Lauch durchkreuzt von zwei Schichten Veggie-Bolo auf - das kann gar nicht anders, das muss schmecken.

 

Zutaten 1P /Gratinform für ca. 1,5l:

300g Lauch
30g Butter
15g Mehl
225g Milch
Salz, Pfeffer
Muskatnuss-Abrieb
....
160g Maccheroni
....
40g Grünkern
25g Soja-Geschnetzeltes
20g Sonnenblumenkerne
1 rote Zwiebel
1 Karotte
1 Stück Stangensellerie
3 Knoblauchzehen
150ml Gemüsebrühe
350g Ofentomaten
ein guter Schuß Rotwein 
1 EL Rosmarin, fein gehackt
1 TL Thymian, getrocknet
1 EL Tomatenmark
Rohrzucker
1 EL Soja-Sauce
2 EL Balsamico-Reduktion
Harissa
Salz, Pfeffer
1 Mozarella
Olivenöl

 

Zubereitung:

Zuerst die Bollo herstellen: Grünkern grob schroten und zusammen mit dem Soja-Geschnetzelten mit kochender Gemüsebrühe etwa eine halbe Stunde quellen lassen. Zwiebel und Knofi würfeln, Karotte und Sellerie in Brunoise schneiden. Zwiebeln in Olivenöl glasig dünsten. Gemüse kurz sowie Tomatenmark kurz mit braten, dann Rotwein anschütten und komplett einreduzieren lassen, nun Grünkern und Sonnenblumenkerne, Gewürze und Ofentomaten zufügen. Salzen, pfeffern, mit Zucker und Harissa würzen. Bei geschlossenem Deckel etwa 20 min köcheln lassen - zuletzt mit ofenem Deckel, bis die Bolo schön schmusig ist. Abschmecken mit Soja-Sauce und Balsamico-Reduktion.

Parallel die Lauch-Béchamel zubereiten. dafür den Lauch in feine Ringe schneiden (je nach größe vorher der Länge nach halbieren). In der Butter bei sanfter Hitze nahezu weich garen ohne Farbe annehmen zu lassen. Mehl einrühren, dann die Milch und immer gut mit einem Schneebesen glatt rühren. Salzen, pfeffern und mit Muskatnuss würzen.

Nudeln in reichlich Salzwasser al dente kochen. Dann unter die Lauch-Béchamel mischen.

Gratinform buttern.

Ofen auf 200°C vorheizen.

Zuerst die Hälfte der Lauch-Nudeln auf den Boden der Gratinform verteilen. Darüber die Hälfte der Bollo, dann wieder die Lauch-Nudeln - zuletzt mit Bollo abschließen. Den Mozzarella in Scheiben darauf verteilen, mit etwas Thymian bestreuen und im Ofen in etwa 30 min knusprig backen.

 

Stinktier - Ofen-Sellerie mit Miso-Glasur

Sonntag, 2. Oktober 2022


Was bin ich beeindruckt, was alles möglich ist, wenn die Dinge von ganz oben angestoßen werden. Gerade die Deutschen sind ja besonders leicht vor sich herzuschieben - im Gegensatz zu den eigensinnigen Franzosen. Zumindest wenn ich meine Erfahrungsmomente jetzt mal repräsentativ nehme. Mit stolz geschwellter Brust wurde mir aus deutschen Mündern eröffnet, dass man neuerdings kürzer dusche, mit nassen Haaren das Haus verlasse, sich ein Elektrofahrad angeschafft habe... Tout un coup ist Energiesparen neben Sport die neue massenkonforme Freizeitbeschäftigung. Spare Energie und rede darüber. Und, wartet's ab, es geht nicht mehr lange, dann drückt man das für angepasste Technikaffine in eine entsprechende App, damit derlei Ambitionen auch honoriert werden von jenen, die sich das so ausgedacht haben. Sybille Berg unkte dergleichen in ihrem letzten Buch - nur jetzt scheint es nicht mehr aus dystopischer Luft gegriffen.

Bon, selbst wenn ich zur Gruppe *Ich will das Klima nicht retten* gehöre (wieder toller Beitrag von Radio München), darf sich jeder Don Quijote seine Windmühle suchen. Ey, und  mir doch stinkend egal, wer glaubt, jetzt auf Waschlappen umsteigen zu müssen. Wobei apropo *stinkend*. In dem Zusammenhang habe ich mich erinnert, was ich schwer ausgedünstet habe, als ich noch in der Stadt lebte. Mein Schweißgeruch setzte sich manchmal gar derart in den T-Shirts fest, dass ich sie wegwerfen musste. Sondermüll. Innere Anspannung setzt Proteine frei - dadurch erhält der Schweiß einen beißenden Geruch. Bestimmt einer der Hauptgründe für den urbanen, täglichen Duschmarathon. Weil dreckig macht sich ja heute eigentlich keiner mehr beim Schaffen. Und als Stinktier kann man sich schwer wohlfühlen in seiner Haut, das weiß ich ja nun selbst. Nur greift das viele Duschen wiederum die Haut an. Ein Teufelskreis. Heute kann ich schwitzen, wie ich will - ich rieche nicht. Überhaupt nicht. Und wenn ich in der Erde buddle, dann bin ich ja deshalb nicht schmutzig. Dreck kann man ganz leicht abspülen im Gegensatz zu Schmutz. Also in punkto Wasserverbrauch wäre ich in der Klima-App bestimmt schnell ein Gold-Plus-Member (# Vorteil Landleben, # harmonische Beziehung, # anständige Ernährung). Für die Muffies wäre mein Rat übrigens der gleiche wie für die Resting-Bitch-Face-Geschädigten... aber mich fragt ja keiner.

Anyway, eigentlich interessiert mich diese ganze Debatte überhaupt nicht, viel spannender finde ich zum Thema Energie, sich zu überlegen, was den inneren Antrieb eines Menschen ausmacht. Woraus speichert sich die hauseigene Energiequelle. Woher zieht jemand die Kraft, seinem Leben eine bestimmte Richtung zu geben?

Nun lebe ich in einem Haus, dass mein Habib einem sehr abschüssigen Stück Land abgetrotzt hat. Komplett selbst erbaubt. Mir ist durchaus bewußt, dass der Habib mit seinem Tatendrang erst die Grundlage unseres heutigen Lebens geschaffen hat. Aber was dafür alles zusammenkommen muss! Was Phantasie, Visionen, Energie, Fleiß, Schweiß, Beharrlichkeit, Neugier, Wagnis, Ausdauer, Bescheidenheit, Unannehmlichkeiten, Kraft, Geduld - denn Geld hatte der Habib wenig zur Verfügung (daran denken wir Kapitalisten heute immer als erstes). Einfach zu beginnen, ohne Strom, ohne fließend Wasser, daneben im Zelt campierend... da gehört schon was dazu, sich einfach dranzumachen, sich einfach auszuprobieren, sich nicht abschrecken zu lassen. Gedanken - Worte - Werke. Was dann alles möglich wird!

Echt, wie groß ist das Potential der menschlichen Schöpferkraft und wie sehr wird daran gespart. Bedauerlicherweise. Warum denn nur? Dabei je kleinteiliger die Vorgaben, Richtlinien und Auflagen von oben werden, wie man zu leben hat, umso wichtiger wird doch, selbst zu wissen, wie man höchstpersönlich gerne leben möchte. Ja, sag doch mal, wie hättest du es denn gerne, dein Leben? Wie würdest du es denn basteln wollen? Und wir reden vom *Wie*, von Qualitäten nicht von irgendwelchen Äußerlichkeiten - die ergeben sich daraus dann zwangsläufig. Von nix kommt nix. Weichen wollen gestellt werden. Sonst landet man nachher in Depressionen und macht für den Murgs andere verantwortlich. Ohne das Zutun des eigenen Willen geht es nicht:   WÜNSCHEN -  die Willensrichtung auf ein bestimmtes Ziel (ist die sehr komprimierte Bedeutung aus dem etymologischen Wörterbuch). Also, Geburtskind, was willst du, was strebst du an, wohin willst du?

 


 

Für den individuellen Umgang mit Ressourcen reicht meines Erachtens der gesunde Menschenverstand. Ich mache das Licht aus, wenn ich einen Raum verlasse, ich muss meine Klamotten nach einmaligen Tragen noch nicht waschen, wenn ich zu Fuß gehen kann, dann meide ich jedes andere Transportmittel, ich ziehe Gebrauchtes Fabrikneuem vor... - nix worauf ich mir als Europäerin gegenüber der Weltbevölkerung moralisch etwas einbilden könnte.

Den Ofen-Sellerie nach Ottolenghi habe ich in hier in einem Resto (das ich euch demnächst vorstellen will) unlängst gegessen. Aber für eine kleine Kugel Sellerie als Beilagengemüse für 2  Personen  den Backofen 3 Stunden laufen zu lassen.... das macht keinen Sinn, n'est-ce pas? Das braucht mir keiner zu erklären. Also habe ich eine verkürzte Zubereitungsart gewählt. Das Ergebnis ist nicht das Gleiche, denn durch das lange Garen im Ofen hat der Sellerie eine andere (festere) Konsistenz - trotzdem sind die Sellerie-Stücke (wie man ihnen ansieht, finde ich) absolute Köstlichkeiten geworden. Ganz, ganz sicher bin ich mir aber, dass ich damit trotzdem weder die Welt noch das Klima rette.

 

 Zutaten 2P:

1 1/2 Sellerie-Knollen (1 Sellerie à ca. 350g)
3 EL Olivenöl
1 EL Tamari*
1 EL Hoisin-Sauce*
2 EL Ahornsirup
1 Pr Piment d'Espelette
2 Lorbeer-Blätter

 

Zubereitung:

Sellerie schälen, halbieren, vierteln und dann in konische Stücke von 1,5cm breite schneiden.

Einen Topf mit genügend Wasser erhitzen - salzen und Lorbeer-Blätter zufügen - und die Sellerie-Stücke für ca. 6-7min garen, dann abschütten und gut abtropfen lassen (oder auch mit dem Küchentuch etwas trocknen)

Den Ofen auf 210°C (Umluft) vorheizen. 

Die Marinade in einer ausreichend großen Schüssel vermengen und die Sellerie-Stücke von beiden Seiten gut darin wenden und tränken.

Ein Backblech mit Backpapier bekleiden und die Selleriestücke darauf verteilen (restliche Marinade ruhig noch drüber geben).

Für 15-20min in den Ofen schieben bis der Sellerie schön Farbe angenommen hat. Für den finalen Schliff noch weitere ca. 5min unter den Grill schieben.


*Anmerkung m: bei uns gabs das Kartoffel-Pü mit Olivenöl dazu und Bohnen-Tomtensalat - anstelle von Tamari- und Hoisin-Sauce kann man auch einen EL dunkles Miso verwenden - hatte ich gerade nicht.  Aber Miso-Glasur klingt irgendwie griffiger als alles andere.

die Inspiration dafür stammt von einem meiner Lieblingsblogs Chili und Ciabatta aka Petra

 

wer denkt noch an Münchhausen?

la beauté - Auberginen-Türmchen mit Kartoffel-Pü

Freitag, 9. September 2022


Je nach Jahreszeit bieten sich die unterschiedlichsten Aktivitäten an. Die Drôme ist malerisch - jedes Tal hat seinen eigenen Reiz, Möglichkeiten über Möglichkeiten. Nie zuvor wurde die Drôme von mehr Touristen frequentiert als 2022 - ob ich das gut finden soll, weiß ich noch nicht. Im Frühling gibt es besonders viel für Botaniker und Ornithologen zu entdecken, im Sommer wird viel gebadet und allerorts gefeiert (jetzt nach 2 Jahren Pause endlich wieder - wir Mädels vom Land tanzen doch so gerne) und der Herbst lockt mit seinen üppigen Markttischen und ist für mich die schönste Zeit zum Wandern.

Etwas, das man aber immer machen könnte - definitiv eine der TOP-Qualitäten, die diese Landschaft hier zu bieten hat - , wird viel zu wenig umgesetzt. Also zumindest wenn es nach mir geht. Irgendwie kriegen das die allerwenigsten hin (coucou Monique und Ruben). Nämlich sich einfach in eine Wiese zu legen, alle Viere wie Tentakeln von sich zu strecken und Fühlung aufnehmen. Auf einem Grashalm kauen, in den Himmel schauen, im Grünen vor sich hinbummeln. Ich habe dafür meine speziellen Plätze, viele davon haben eine weite Sicht - das liebe ich - und gerade wenn ich merke, dass ich innerlich nicht rund laufe, tut mir das besonders gut. Anschließend bin ich immer geerdeter, klarer, einfacher. Es ist die wirkungsvollste, schnellste und simpelste Therapie, die es gibt: man ist wieder Erdenkind im Jetzt und hier, eingebunden in große, uneinsehbare Zusammenhänge als kleines Geschöpf unter so vielen...

Aber wenn unsere Feriengäste zu uns kommen, dann sind sie zumeist extra nach Südfrankreich gefahren, dann wollen sie ja auch was sehen von der Gegend, dann haben sie einen ganze Liste mit Dingen, die auf jeden Fall mitgenommen werden wollen. Und bevor sie sich versehen, ist die Woche vergangen, aber der Moment fürs Nixtun in der Wiese - ganz so, als wäre man ein Ziegenhirte, der es sich erlauben kann, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen - der Moment hat sich nicht gefunden als Programmpunkt.

Vielleicht braucht es dafür bereits schon eine gewisse Grundruhe, eine Art Basisgechilltheit, um dann noch ein Stückchen weiter runterzufahren. Dabei ist genau diese Stimmung der Ausgangspunkt um sich selbst näher zu rücken und von dort aus Brücken schlagen zu können von einem Herz zum anderen - s. James French.

 


Ideal passt dazu das freundliche Sommerlied *Vois la beauté en moi* (s. unten), das mir zugeschickt wurde (coucou Monique), welches auffordert, die Schönheit in dem anderen zu finden, die manchmal versteckt ist. Vom guten Trupp (nein, ebent kein Ritterschlag für alle, man kann wahrlich nicht alle in einen Topf werfen) blitzt dann die eigentlich wahre Natur hervor: das Beste und Besondere im Inneren. Sehr gut gefällt mir in dem kleinen Musikfilm, dass ausgerechnet die, die sich selbst gar nicht hübsch findet, die hübscheste Austrahlung hat. Und ganz nebenbei kommt hervorragend zur Geltung, dass die Autos der französischen Campagne mit besonders viel Charme vermüllt sind - ich hatte es davon, ihr erinnert euch vielleicht.

Also, heute eine Aufforderung, das Schöne nicht an sich vorbeiziehen zu  lassen, sondern sich genau dafür Zeit zu nehmen, ruhig, langsam, achtsam... für das Schöne in sich und um sich herum... Lächeln garantiert!

 

 

Gefühlt gab es jeden Tag diesen Sommer entweder Zucchini, Aubergine, Tomate oder die drei irgendwie kombiniert miteinander. Und wenn ich auch wirklich bereit für den Herbst bin, das Sommergemüse habe ich noch nicht satt.

 

 Zutaten 2P:

2 mittlere Augerginen
2 Knoblauchzehen
1/2 TL Paprika-Pulver (edelsüß ;)
Salz, Pfeffer
Thymian
ca. 5 EL Olivenöl
2 Eier-Tomaten, in dünne Scheiben geschnitten
etwas Ofentomaten (oder gewürzte Tomaten-Passata)
1 Mozzarella, in dünne Scheiben geschnitten
etwas Comté


Zutereitung:

Auberginen in Scheiben von 1/2cm Dicke schneiden.

Eine Marinade aus dem Knofi (durch die Presse gedrückt), Paprika-Pu, Thymian mischen - salzen und pfeffern.

Backofen auf 180°C vorheizen.

Ein Backblech mit Backpapier auslegen, mit Olivenöl bepinseln, die Auberginen-Scheiben nebeneinander darauf auslegen und dann mit der Marinade einpinseln. Für 20 min in den heißen Ofen schieben.

Nun die Stapel richten: Auf die unterste Auberginen-Scheibe etwas Ofentomaten, Mozzarella, wieder eine Aubergine, Ofentomaten, Mozzarella und die dritte Schicht dann beenden mit etwas Comté. Mit etwas Olivenöl besprenkeln. Für weitere 15-20 min im Ofen backen.

Anmerkung m: bei uns gabs dazu Kartoffel-Pü, klassisch mit Butter und Sahne - ich kann aber auch die Variante mit Olivenöl sehr empfehlen oder die mit Pinienkernen, Basilikum und getrockneten Tomaten - den Oldie-Blog-Buster. Einen bunten Tomatensalat gabs außerdem.


 

Für Faule: überbackene Ofen-Auberginen

Montag, 1. August 2022

 

Die Hitze und Trockenheit nimmt mir meine Blogzeit - morgens, wenn die Welt ruhig und still liegt, schreibe ich am liebsten. Diese Zeit aber gehört nun dem Gießen. Dabei komme ich mir vor wie Don Quichotte - ich kämpfe vergebens gegen etwas an, das größer ist. Einige unserer Pfanzen sind bereits vertrocknet - das ganze Ausmaß der Verluste wird erst später sichtbar. Man darf gerade gar nicht daran denken, wieviel Arbeit, Leidenschaft und ja, auch Geld in den Garten geflossen ist.

Garten hat noch nie so wenig Sinn gemacht. Aber ich liebe unseren Garten und habe die Hoffnung, dass dieser Sommer ein Ausreißer bleibt und nicht zur Regel wird.

Um nicht völlig aus dem Rhytmus zu kommen, wird heute ohne viel Erzählung einfach ein Rezept veröffentlicht. Derer warten ganz viele auf ihren Moment. Nur sind sie ebenfalls weder eingetippt noch die Fotos bearbeitet. Es braucht halt doch ausreichend *Nebenherzeit* zum Bloggen. Oder einfach meine frühen Morgenstunden....

Heute stelle ich euch überbackene Auberginen vor - ein Gericht für faule Kocher, den das Gemüse gart im Prinzip alleine im Ofen vor sich hin. Der Sommer in Südfrankreich gehört der Aubergine, den Zucchini und den Tomaten - ganz wie für den Rest des Jahres Kohl und Rüben das Regiment übernehmen.

Für Auberginen habe ich mittlerweile viele tolle Rezepte gesammelt, probiere aber immer auch gerne neue aus. Für dieses Gericht habe ich ein richtig, stattliches Exempar gewählt - nimmt man pro Person eine kleinere, funktioniert es ebenso. Unkomplizierte, leckere Gemüseküche.

 


Zutaten 2P:

1 Aubergine (m: ca. 300g)
70g Hirse
2 Lorbeerblätter
1 Eiertomaten
1 rote Paprika
1 EL Tomatenmark
1 Frühlingszwiebel
2 Knoblauchzehen
1/2 TL Paprikapulver
1 Pr geräuchertes Paprikapulver 
Harissa
1 handvoll frischer Basilikum
Oregano 
Salz, Pfeffer
70g Hirse
2 Lorbeerblätter 
Ziegengauda
Semmelbrösel
Olivenöl

Zubereitung:

 Ofen auf 220°C vorheizen.

Aubergine halbieren, in eine ofenfeste Form mit der Schnittkante nach oben setzen. Schnittkante mit Olivenöl bestreichen und salzen und für 25 min in den Ofen schieben. (bei kleineren Auberginen schält man lediglich ein gutes Drittel der schwarzen Haut mit dem Sparschäler ab und verfährt weiter wie bei einer großen - dann allerdings reicht eine niedrigere Temperatur 200° und eine kürzere Zeit im Ofen 20min).

Währenddessen die Hirse zusammen mit den Lorbeerblättern und etwas Kräutersalz gar kochen. Paprika mit dem Sparschäler schälen (der besseren Bekömmlichkeit zuliebe) und Paprika, Tomate sehr klein schneiden (geht auch für ganz Faule kurz in Hexler zu werfen). Knofi und Frühlingszwiebel  sowie Basilikum ebenfalls fein hacken.

Die gegarte Hirse (Lorbeerblätter entfernen) mit dem klein geschnittenen Gemüse und den Kräutern mischen. Tomantenmark und Gewürze zufügen und würzig abschmecken. Sollte die Masse zu feucht sein, einen Löffel Semmelbrösel untermischen.

Die Aubergine aus dem Ofen nehmen - Ofen auf 200°C runterdrehen - und der Länge nach 2-3 Schnitte setzen, ohne dass die Haut am Boden beschädigt wird, lediglich mit der Absicht die Aubergine dadurch etwas breiter aufzufächern.

Die Füllung auf beide Auberginen-Hälften verteilen. Mit Käse toppen und mit Semmelbrösel und Oregano bestreuen. Einen ordentlichen Schwung Olivenöl darüberträufeln und nochmals für ca. 20 min in den Ofen schieben.

Anmerkung m: Wers käsiger mag, gibt bereits in die Füllung Käse - und Mozzarella oder ein anderer schmelzender Käse eignet sich (logo) ebenfalls/ man kann für die Füllung anstelle von Hirse 2-3 Scheiben kleingeschnittenes, altbackenes Brot verwenden/ Petersilie statt Basilikum... up to you


Hype: das vegane Steak von Gordon Ramsay

Donnerstag, 8. Juli 2021


Gordon Ramsay scheint ein dicker Fisch im englisch-sprachigen Raum zu sein. Auf jeden Fall erzeugt seine Idee für ein veganes Steak einen beeindruckenden Widerhall - zumindest in meinem Internet. Wohl mit deshalb, weil Mister Ramsay sonst eher wegen seines überzeugten Fleischkonsums bekannt ist denn für seinen Hang zur veganen Küche.

Dabei zeigt sich, dass die Inszenierung dieses Steaks alles ist. Das gelingt in der filmischen Version (bref. bei Youtube) Merle O'Neal am besten. Bei ihr sieht die sehr lange im Ofen gegarte Aubergine ähnliche attraktiv aus wie das Foto auf Gordon Ramsays Blog. 

In der Mehrheit - und gebt den Rezeptenamen mal in eure Suchfunktion (oder YT) ein - erinnert das zubereitete Endprodukt eher an einen Küchenunfall: eine im Ofen vergessene und verkohlte Aubergine.

Meine Geduld ein hübsches Foto zu knipsen, ist ja bekanntermaßen gerade bei warmen Gerichten sehr begrenzt, da ich nicht einsehe, nur weil ich blogge, meine Speisen kalt zu essen. Also drei-vier Mal auf den Foto gedrückt: das muss reichen. So gebe ich freiraus zu, dass mein Foto nun in diesem Wettbewerb ebenfalls nicht weit vorne liegen wird. Aber hey, meine Fotos stehen für Real-Life, für das old-school (und zunehmend überholte) Motto von Foodblogs: you get, what you see! Wenn ich mich heute aber umsehe auf Foodblogs, dann sind die Fotos enorm überarbeitet, was gerade an den völlig übertriebenen Farben zu erkennen ist. Aber *normal* reicht heute wohl nicht mehr aus, es muss *over the top* sein. Sonst fällt man halt nicht mehr auf.

Bitte, das dürfen die anderen. Ich bleibe meinem Style trotzdem treu, weil für mich damals - als Kochanfängerin - genau diese Echtheit und vielleicht auch Bescheidenheit Foodblogs erst derart glaubwürdig und hilfreich, ja und vor allem verlässlich machten. Mir fällt bei der Gelegenheit der Spruch ein, den der Habib von seiner Maurerlehre bewahrt hat,  und zwar wenn die Jungs an ihrer Baustelle eine totally getunte Alte vorbeilaufen sahen: *Die gehört mal nackig an den Haaren durchs kalte Wasser gezogen!* Witzig, oder?! Mais bon, andere Zeiten. Und auch heute gibts ja noch einen Markt, der *pur und natürlich* vorzieht gegenüber *gemacht und künstlich*. Anders kann ich mir meine Leserschaft sonst nicht erklären ;)

 



Zu dem Auberginen-Steak von Gordon Ramsay komme ich zu einem ähnlichen Ergebnis wie Merle: auf einer Skala von 1-10 gibt sie eine 2 was die Ähnlichkeit zu einem Steak angeht (*it is an eggplant!*) aber eine 9 für das Geschmackserlebnis. Und ja, die Aubergine schmeckt gut - deutlich besser als sie zumindest auf meinem Foto den Eindruck erweckt (das hat bei uns am Küchentisch übrigens die Kategorie *schmeckt besser als es aussieht*), aber den Aufwand dafür finde ich doch vergleichsweise enorm.

Ich hatte mir, bevor ich in die Küche ging, den Zeitablauf auf der Zubereitung nicht genauer angesehen und war dann doch leicht schokiert, dass ich grundeigentlich mindestens eine Stunde früher hätte beginnen müssen, wenn wir denn zu unserer üblichen Zeit hätten essen wollen. Insbesondere wenn man wie ich die Auberginen zum Schälen nicht über der Gasflamme röstet sondern in den Ofen schiebt. Das dauert alles und dauert.

Und ob ich jetzt gerade Gästen etwas servieren würde, was nicht direkt dem Auge *yummiyummi* suggeriert... ich weiß es nicht. Sicher ist aber, man wird eingefleischte Fleischis mit dieser Aubergine nicht neidisch machen - aber SEHR neugierig.

Ich habe das Rezept nach meinen Gegebenheiten abgewandelt - das Original habe ich euch zum Vergleich ja verlinkt. 

 



Zutaten 2P:

2 mittelgroße Auberginen, frisch und drall (je ca. 350g)*

 
Marinade:
1 TL Kreuzkümmel, frisch geschrotet
1 TL Senfsamen, frisch geschrotet
1 TL Pfeffer, frisch geschrotet
2 TL Pimenton dela vera (geräuchertes Paprikapulver)
1 TL Gemüsebrühe (m: eigene)
2 TL feinst geschnittener Knoblauch*
1 TL Pilzpulver
2 TL Rosmarin, feinst gehackt
etwas Piment d'Espelette
halb Rotwein/ halb roter Portwein 
Olivenöl

Sauce:
250ml Rotwein
250ml Jus
250ml Gemüsebrühe
3 EL kalt gerührte schwarze Johannisbeer-Marmelade
2 Zweige Rosmarin
1 Lorbeer-Blatt
2 TL Thymian-Blättchen
1 TL schwarze Miso-Paste
2 TL Tamari
2 TL Worcestershire
2 TL Kokos-Crème

Zubereitung:

Ofen auf 220°C vorheizen. Die Auberginen mehrfach mit einer Fleischgabel einstechen, mit Öl bepinseln und für gute 30min in einer ofenfesten Form in den Ofen schieben, dabei 1x umdrehen. Abkühlen lassen und die schwarze Haut abschälen und wegwerfen.

Währenddessen die Marinade zubereiten, dafür alle Zutaten miteinander vermengen.

Den Ofen auf 200°C runterschalten.

Die Auberginen in eine Gratinform setzen, in die sie gut passen. Runderherum salzen und mit der Gewürzmarinade würzen. Mit etwas Olivenöl beträufeln und dann soviel Rotwein (m: halb Portwein) übergießen, dass der Boden der Backform leicht bedeckt ist. Für gute 30min in den Ofen schieben und dann vorsichtig mit Hilfe eines Pfannenwenders die Auberginen wenden und für weitere 30min im Ofen garen.

Währrenddessen die Sauce zubereiten: Rotwein, Jus und Brühe mit Lorbeer, Rosmarin, Thymian und Miso in einem weiteren Topf lebhaft zum Kochen bringen und auf  300ml einköcheln lassen. Vom Herd nehmen und mit Tamari und Worcestershire, salzen und pfeffern und die Kokoscreme einrühren.

Ofen auf 150°C runterdrehen und die Auberginen immer wieder mit der Sauce bepinseln: *Continue to roast eggplant, basting periodically with jus until tender, slightly dehydrated and eggplant begins to resemble a steak* - also etwa 20min von der einen Seite, dann wenden und etwa weitere 15min damit fortfahren (kann möglicherweise - wie bei Merle -auch etwas länger dauern).

*Anmerkung m: ich rate zu wirklich frischen Auberginen, damit sie im Ofen nicht matschig zusammenfallen/ Knoblauchpulver habe ich nicht - ich verwende immer frischen/ ich habe den Jus zum Bepinseln der Auberginen gleichzeitig zubereitet als Sauce für unser Essen und nicht - wie Gordon Ramsay - zweierlei Saucen gekocht/ die Idee, rote Bete-Saft zu verwenden, finde ich spannend, habe aber auf meinen eigenen Jus zurückgegriffen/ es braucht auf jeden Fall noch eine sog. Sättigungsbeilage - wie etwa Kartoffelstampf, bei uns gabs außerdem Tomaten-Salat und einen grünen Salat dazu.

Quelle: Gordon Ramsay

 

Ottolenghis Süßkartoffel-Gratin mit Salbei

Sonntag, 27. Juni 2021


Auch wenn es schon viele Wochen zurückliegt, dass ich dieses Gratin (coucou Christiane) fotographiert habe, passt es gerade prima in die Zeit. Grund genug, es heute vorzustellen. Es ist ohne viel Aufwand zuzubereiten und während es im Ofen gart, kann man sich eine mächtige Schüssel Salat dazu richten. Es gilt lediglich zu beachten, dass die Garzeit des Gratins eine ordentliche Stunde beträgt - damit kein Stress aufkommen kann, weil man nur schnell... Es braucht halt seine Zeit im Ofen.

Aber dann besticht dieses Süßkartoffel-Gratin direkt mit dem ersten Bissen. Ich mag ausgesprochen gerne den entschiedenen Einsatz von Salbei: nicht kleckern - glotzen. Und die Süßkartoffeln können das sehr gut ab!

Wir genießen derweil diese Tage der Sommerfrische, wie es nur der junge, aufblühende Sommer kann, mit klaren, reinen Morgen und kühlen Nächten, die einen besonders tiefen Schlaf versprechen. Ich staune immer, wie tief ins Unterbewußtsein mich solche Nächte tragen können und was dort dann an überraschenden Botschaften für mich warten. Das Tagesbewußtsein - wie der Name bereits verrät - würde diese in mir schlummmernden Geschichten wohl nicht zu Tage bringen. Umso erhellender in solchen Nächten Schlaf geschenkt zu bekommen, der einen wie einen Kieselstein tiefer und tiefer fallen läßt.

Und das rund um die längsten Tage des Jahres - bizarre, n'est-ce pas? Jetzt haben wir den Zenit bereits wieder überschritten. *Wir sind doch noch gar nicht soweit*, meinte ich heute beim Frühstück zum Habib seufzend. *Tja*, antwortete er stoisch, *darauf kann das Universum keine Rücksicht nehmen.* Kümmern wir uns halt derweil ums Essen:



Zutaten 4-6P:

6 mittelgroße Süßkartoffeln (ca, 1,5kg)
5 EL groß gehackter Salbei (plus mehr zum Garnieren)
6 Knoblauchzehen,zerdrückt
Salz, Pfeffer
250g Sahne*

Zubereitung:

Den Ofen auf 200°C vorheizen. Die Süßkartoffeln ungeschält (m: geschält) in 5mm dicke Scheiben schneiden - mit Gemüsehobel oder Messer.

Alle Zutaten in einer großen Schüssel mischen. Nun die Süßkartoffel-Scheiben in einer Gratinform mit hohem Rand setzen - mit der Hand nimmt man ganze Pakete und setzt sie aufrecht in die Form, parallel zum Rand (m: Schichtung runder Form angepasst). Zuletzt drückt man die Scheiben mit der flachen Hand etwas nach unten. Die in der Form vergessenen Knofi-und Salbeireste auf dem Gratin verteilen. Die Gratinform dicht mit Alufolie schließen (m: vorher abgedeckt mit Backpapier, da Alufolien-Skeptikerin) und für 45min in den Ofen schieben.

Nun Alufolie entfernen, Sahne anschütten und für weitere 25min unabgedeckt in den Ofen schieben. Die Sahne sollte nun eingedickt sein und die Süßkartoffeln mit einem Messer leicht durchzustechen - also gar - sein. Mit etwas in Streifen geschnittenem Salbei bestreuen und servieren. 

Anmerkung m: ich habe die Sahne etwas verschlankt, indem ich sie mit teils mit Milch aufgegossen habe und dafür ein wenig Kartoffelstärke in die kalte Milch mischte, damit die Flüssigkeit beim Garen auch gut andickt.

 

 

Inselglück - Rote Bete-Kartoffel-Gratin mit Thymian

Dienstag, 16. Februar 2021

 

Eine Freundin erzählte mir, dass sie den Reflex regelrecht unterdrücken müsse, ihrer Teenie-Tochter die Baseball-Cape ganz runter auf den Kopf zu ziehen, die diese nur so halb aufgesetzt trägt. Wir kicherten zusammen sehr: wir verstehen halt ihren Style nicht.

Genauso erging es mir, als ich dem Habib lachend-kopfschüttelnd von einem Youtube-Fund erzählte, nämlich von dem Rapper Capital Bra. *Was ist denn das?* amüsierte ich mich. *Was ist das für Mucke? Was soll das überhaupt für eine Sprache sein? Was ist das für ein komischer Beat? Und überhaupt: krasses Auto, dicke Kohle, voll Fame und eine getunte Bitch als Message?  Hey, nichts gegen den sympathisch-verstrahlten Capi, das kann man ja alles machen. Aber damit bricht man doch keine Rekorde der deutschen Musikindustrie (!) und erhält über 100 Millionen Klicks!??! Verstehe ich nicht. 

Aber was weiß ich schon von der heutigen Jugend - ich bin in einer anderen Zeit aufgewachsen. Einer völlig anderen. Das hat auch mit der Vorarbeit der Jugendgeneration des Habibs zu tun, die sich freigeboxt hatte von der Bevormundungen der Eltern, die sich gegen die konservative Gesellschaft stellte, rebellierte gegen den *Muff von Tausend Jahren*, während die Pille althergebrachte Strukturen der Partnerwahl aufweichte und Pazifismus von der Jugend nicht zu trennen war.

Ich wuchs danach auf, in den fetten Jahren vor der Digitalisierung. Mit Kindergeburtstagen, bei denen uns die Süßigkeiten in alle Körperöffnungen gestopft wurden, wir aus der Metzgerei rauskamen mit einem Wienerle in jeder Hand, das Ende des kalten Krieges, es war die Zeit der Abrüstung, des Mauerfalls, ein paar Lichterketten gegen Kriege, die woanders stattfanden (für alle, dies vergessen haben: in D mit den Grünen), viel politischer als auf der Love-Parade, wo alle für freie Liebe (und auf Drogen) tanzten, wurde es nicht, Mode drückte Musikgeschmack samt Lebenseinstellung aus - und trotzdem trugen wir alle weiße Tennissocken. Wir lebten in WGs, teilten uns ein Telefon, soffen wie die Haubitzen, die Doppelseite des Dr.Sommer-Teams der Bravo hatte uns supi aufgeklärt, wir konnten uns frei ausprobieren - ja, ich behaupte, gerade was die weibliche Sexaulität anging, waren wir nie unbeschwerter, denn keine fremden Bilder wurden uns von außen ins Gehirn gedrückt. Deshalb machten wir nicht zwangsläufig nur gute Erfahrungen und vor allem mussten wir feststellen, dass wir deshalb nicht automatisch beziehungsfähig sind. Kurzum: alle Türen standen uns offen, alles stand bereit - das größte Problem war, selbst zu wissen, was man will. Ansonsten galt: verwirkliche dich selbst. Oder wie nannte es eine andere Freundin meines Alters:  unsere Jugend fand auf der Insel der Glückseligen statt.

Was hat das mit heute zu tun? Nix. Heute muss man sich - ob man will oder nicht - im WWW dem weltweiten Vergleich stellen. Nix kann man mehr einfach ausprobieren, vor dem ersten Kuss steht der erste Porno, für wirklich alles gibt es ein Scheiß-Tutorial, alles ist katalogisiert, einkategorisiert, systematisiert - inklusive jedes einzelnen Menschen samt seinem Marktwert.... und wenn ich mir nur irgendwie die Haare zusammenwurschtel, hat *meine Frisur* nun die Bezeichung *undone/ messy bun*. Nirgendwo hat man seine Ruhe, nirgendwo mehr ein Stückchen weiße, unbeackerte Landkarte. Und an welchen Ecken und Enden dieser Welt man auch zieht, man langt armtief in überwältigende Probleme. Wo ist da Gelegenheit für jugendliche Leichtigkeit? Und wo kommen eigentlich die Ghettos in D her, wie man sie in einigen Mero Videos sieht. Die gabs so in meiner Jugend noch nicht.

Also träumen die Kids vom fetten Fame und Reichtum - wie kann man es ihnen verdenken -, weil sie mitspielen wollen im großen Spiel des Kapitalismus, womit auf den Social-Media-Kanälen so üppig geprotzt wird und wo die Welt erscheint wie ein einziges Selbstbedienungeinkaufparadies.

Und dann erkennen die Rapper Heros, die es geschafft haben, die endlich oben angelangt sind, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, dass sie im Erfolg sich selbst samt ihrer Freiheit verlieren, keine Ruhe, keinen Frieden finden: *Die Uhr an meiner Hand kostet 50 Riesen, ich bin dennoch nicht zufrieden*, dass alles seinen Preis hat, dass sie Anfeindungen und Neid ausgesetzt sind oder dass sie durch all den Hype so unter Stress geraten, dass ihnen die Gürtelrose bis ins Auge wandert. But so what - was stattdessen anstreben? 

Was ist nur mit dieser Welt los? Vieles ist im Umbruch. In einem rasanten Umbruch. Mit derlei Fragen setzt sich Sybille Berg in ihrem umjubelten Roman *GMF. Brainfuck* auseinander, der gezeichnet ist in den Farben einer Dystopie, aber dabei die Jetztzeit porträtiert - lesenswertes Interview dazu etwa im DLF oder sehenswert: Sybilles Auftritt auf der re:publica 2019. Ich weiß, dass wer versucht realistitisch hinzuschauen, von außen leicht als Pessimist wahrgenommen wird. Unbequem ist es allemal - aber Sybille hat beeindruckend gut recherchiert. Hey: und keiner will hier morgen den Weltuntergang verkünden. Die eigentliche Botschaft ist: Mache die Augen auf und erkenne, was ist! Das beste Werkzeug, um seine Lebensgestaltung im Jetzt und hier aktiv selbst in die Hand zu nehmen, ist Bewußtheit.



 

Dieses Gratin habe ich nun schon zwei Mal auf den Tisch gebracht, denn ich habe mir direkt alle Finger geschleckt. Und ich bemühe mich, regelmäßig Rote Bete auf den Tisch zuzubereiten, denn sie ist sehr gesund: hier bei *Freundin* (letzter Link des Tages) findet ihr auf einen Schlag sieben gute Gründe, die euch für die Rote Bete einnehmen sollte. Und wenn die Vernunft nicht weiterhilft, dann überbrückt diese Lücke bei diesem Rezept der Geschmack. Dazu einen Salat... mehr brauche ich wirklich nicht, um mittags zufrieden zu schnurren...

 

Zutaten 2P:

350g Rote Bete
350g Kartoffeln
100ml Sahne*
150ml Milch
1 TL Kartoffel-Stärke
Salz, Pfeffer

Piment d'Espelette
Thymian
Muskat
Ziegengauda (m: Tomme de Brebis)

Zubereitung:

Den Backofen auf 180°C vorhiezen. Eine ofenfeste Form einfetten.

Die Kartoffelstärke in etwas kalter Milch glatt rühren. Den Rest der Milch samt Sahne zusammen mit dem feingehackten Knoblauchzehen und dem Thymian aufkochen und dabei leicht eindicken lassen. Mit Salz, Pfeffer, Piment und Muskatnuss würzen.

Rote Bete und Kartoffeln schälen und beides mit einem Gemüsehobel (V-Hobel) in dünne Scheiben schneiden.

Rote Bete- und Kartoffelscheiben abwechselnd in der Backform verteilen. Wer mag, gibt ein wenig des geriebenen Käses bereits in die Mitte davon. Die Sahne-Mischung über die Rote Bete- und Kartoffelnscheiben gießen. Den restlichen Käse sowie etwas Thymian darüber streuen. Nochmals pfeffern

Das Rote-Bete-Kartoffelgratin im Backofen auf der mittleren Schiene etwa 45 Minuten backen

Anmerkung m: ich habe beim 2. Mal noch etwas weniger Sahne und etwas mehr Milch verwendet

Inspiration: Siasoulfood

 

 

Down to earth: Kürbislasagne mit Mangold und Grünkern

Dienstag, 19. Januar 2021

 

Ich liebe mein Youtube, ich wollte echt nicht mehr ohne sein. Sehr gut kann ich mich an mein erstes Filmchen dort erinnern: ENDLICH mal einem Bäcker auf die Finger schauen können, wie Brotteiglinge professionell bearbeitet werden. Mittlerweile gäbs zu dem Thema ja eine schier erschlagende Auswahl - damals noch nicht. Nur ist jetzt mein Ehrgeiz, was das Brotbacken angeht, ziemlich abhanden gekommen. Mit Porridge und Intervallfasten ist die Brotmenge, die wir verzehren, sehr gering geworden. Meiner Freude am Brotbacken tut das jedoch keinen Abbruch.

Oder auch meine tägliche Yoga-Dosis wäre ohne Youtube völlig undenkbar. Ja, dafür ist Youtube regelrecht unverzichtbar. Was bin ich froh, dass ich das Yoga schon vor den seltsamen Zeiten als Routine in meinen Alltag eingeführt habe. Im vergangenen Jahr habe ich das sogar noch intensiviert. Und so macht meine Yoga-Praxis-Selbstdisziplin eines der Standbeine aus, die mich während des AZs stabilisieren.

Obendrein all die Unterhaltung und Zerstreuung, die mir Youtube bietet! I like! Richtig begeistert bin ich, dass Youtube von all jenen als Plattform genutzt werden kann, die nicht über dickes Vitamin-B, lukrative Seilschaften oder entsprechende Kontakte verfügen, aber auf diese Weise trotzdem ihr Content auf der Welt verbreiten können: in Eigenregie, dank Crowd-Founding oder dem Patreon-Prinzip. Dabei entstehen einfach grandiose Filme voller Herzblut und Leidenschaft!

Meine neueste Entdeckung ist der Dokumentarfilm *Down to earth*, den ich euch direkt eingestellt habe. Die Macher davon sind ein niederländisches Paar mit drei Kindern, die aus ihrem Arbeitsleben ausstiegen, auswanderten an den Michigansee, um dort gemeinsam mit den Anishnaabe, einem Clan von amerikanischen Ureinwohnern, zu leben. In den vier Jahren dort entwickelten sich auch ihre tiefer gehenden Fragen und das damit einhergehende Filmprojekt. Von dort starteten sie ihre Weltreise als Familie zu den *Hütern der Erde*, zu Stammesältesten, Heilern, Medizinmännern und Schamanen, die alle bereit waren, ihre Weisheit mit ihnen - und dank Filmaufnahmen - mit der Welt zu teilen.


 

Beeindruckend  (das müsste es selbst für den größten Skeptiker sein) ist, wie deckungsgleich ihre Aussagen sind, wie sehr sich ihre Haltungen ähneln, wie einfach diese sind und wie leicht verständlich. Einhellig weisen sie darauf hin, dass Quell allen Übels ist, dass wir die Verbindung zur Erde verloren haben - und damit unsere Spiritualität.

Ein für mich passender Untertitel wäre das bereits mit euch geteilte Zitat von dem russischen Philosophen, das für mich zu meinen persönlichen, wichtigsten Sätzen 2020 zählte (#Team Kalendersprüche) gehört. Er spricht darüber, dass wir mit der Technologisierung begannen, uns über die Natur zu stellen und dabei den Kontakt zu unserem Inneren, zu unserer Seele verloren. Indem wir uns von der Natur entfremdeten, * haben wir Gott getötet. Und nun töten wir den Menschen exakt auf die gleiche Art, wie wir Gott getötet haben. Wir haben die spirituelle Dimension des Seins verloren.* An die Stelle von Spritualität setzte sich Hochmut und Verblendung.

Wie wohltuend, wie absolut wohltuend beim Anschauen dieses Film ist der gewonnene Eindruck: wir sind nicht alleine. Es gibt noch andere, die gerne in Harmonie mit der Natur leben würden, die nach Alternativen suchen, die die Hoffnung nicht aufgeben wollen, dass ein Wandel möglich wäre. Und wir sind sogar viele. Wie sich schon zeigte in Hamburg bei den riesigen, friedlichen Demonstration während des G20-Gipfels: so viele Menschen, die auf der Straße veranschaulichten, dass sie mit dem Kurs der herrschenden Systeme nicht einverstanden sind. Das spendet Hoffnung - zumindest für einen Moment.

Aber am Großen und Ganzen wird das nicht das Geringste ändern. Ein weltumspannendes System lässt sich nicht mehr ins Kippen bringen. Die Skrupellosen werden skrupellos bleiben, die Gierigen nie genug bekommen - die Mächtigen sind deshalb heute mächtig, weil sie diese Prinzipien reich machten. Es ist zu spät, das Ausmaß der Zerstörung nicht mehr umkehrbar. Ich weiß, die nüchterne Wahrheit bar aller Illusion klingt schnell zynisch oder verbittert. Und Menschen können zornig werden, wenn man ihnen ihre Illusionen nehmen will. Ich bin ja sowas von bereit, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Doch Kernaussage des Filmes bleibt für mich die von Nawaten:

*Nur darum geht es, wenn du erkennest, dass du nicht zufrieden bist, wie alles ist, dass du dann zum Suchenden wirst. Nicht nach der Wahrheit von jemand anderem, sondern deiner eigenen.* Jeder einzelne muss sich auf den Weg machen - Grundsatzentscheidungen stehen an, die einem niemand abnehmen kann.

 


Ich weiß nicht wie, aber irgendwie ist Grünkern aus meinem Sichtfenster verschwunden. Sehr vermutlich, weil er in Frankeich nicht aufzutreiben ist. Grünkern, blé vert, da wird man hier selbst im Bio-Laden mit großen Augen angeschaut: Qu'est-ce que c'est? Jamais entendu parler! Tsss, DAS typische Produkt, schon immer das key piece eines jeden Körnerladens in Deutschland kennt im Nachbarland kein Mensch! Wird Zeit, dass ich mal wieder nach Deutschland komme...

Nach dieser Lasagne aber kann ich euch vorhersagen, dass es in Zukunft hier wieder mehr Rezepte mit Grünkern geben wird (also so lange meine Vorräte reichen). Was haben wir geschnurrt beim Essen und ordentlich reingehauen. Ich hätte mich am liebsten reingesetzt. Und die Kombi Kürbis-Mangold halte ich sowieso für made in heaven!

 

Zutaten 2P:

170g Grünkern, grob geschrotet
200ml Gemüsebrühe
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen 
1 Glas Ofentomaten (ca. 200g)*
ca. 150ml Gemüsebrühe
1 Schuß Rotwein
1 TL Thymian
1 TL Oregano
1 Zweig Rosmarin
1 Msp Zimt
Harissa
1 EL Tamari
400g Kürbis (m: Butternut)
200g Mangold
1 EL Crème fraîche
1 Mozzarella, in Scheiben geschnitten

etwas Bergkäse, gerieben
Olivenöl

Zubereitung:

Grünkern am Abend zuvor mit 200ml kochender Gemüsebrühe übergießen, umrühren und abgedeckt und kühl gestellt quellen lassen (verkürzt die Kochzeit enorm).

Zwiebel und Knoblauch fein würfeln. In Olivenöl gläsig dünsten. Grünkern zufügen, ebenso Thymian, Oregano und Rosmarin. Tomaten und zusätzliche Gemüsebrühe sowie den Schuß Rotwein anschütten. Mit einer Prise Zimt würzen. Bei kleiner Flamme ca. 20min zugedeckt köcheln lassen, dabei immer wieder umrühren und darauf achten, dass der Grünkern nicht anhängt. Wenn nötig noch etwas Brühe anschütten. Abschmecken mit Harissa und Tamari, Salz und Pfeffer.

Mangold waschen, Stiele von Blätter trennen und getrennt von einander weiterverarbeiten: Stiele klein schneiden, ebenso die Mangoldblätter in feine Streifen schneiden. Die Stiele in etwas Olivenöl anbraten, dann die Mangoldblätter zufügen mit 3-4 EL Brühe und diese kurz zusammenfallen lassen. Würzen mit Salz, Pfeffer und die Creme unterziehen.

Den Kürbis schälen und in sehr feine Scheiben hobeln (m: mit V-Hobel von Börner).

Gratinform ölen, die Hälfte des Mangols auf den Boden geben, darauf die Hälfte von der Grünkern-Tomaten-Masse sowie die Hälfte des Mozzarellas und zuoberst ein Drittel der Kürbisscheiben darauf verteieln, alles ein zweites Mal derart schichten. Zuletzt abschließen mit Kürbisscheiben. Mit etwas Olivenöl beträufeln, etwas Bergkäse darauf verteilen sowie etwas Thymianblättchen.

In den vorgeheizten Ofen bei 200° (Umluft) ca 40 min im Ofen backen.

*Anmerkung m: Anstelle von Ofentomaten und etwas Gemüsebrühe kann man auch eine Dose stückige Tomaten verwenden/ Anmerkung für mich: das nächste Mal eine größere Gratinform verwenden!



** Wer mag, kann sich gegen einen kleinen Obolus (schönes, altes, aus der Mode gekommenes Wort) auf der Homepage von *Down to earth* den Film in seiner bevorzugten Sprache herunterladen. Ein so sehenswerter Film, für den ich nur zu gerne Promo mache: hier werden den richtigen Menschen die richtigen Fragen gestellt.