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Kalkuliert: Asia-One-Pot mit Mie Nudeln

Sonntag, 2. März 2025


Die Weissagung der Cree, kennt ihr alle, die mit dem *Erst wenn der letzte Baum... usw* kann man als Wand-Tattoo kaufen, Buddha-Statuen ersetzen heute den Gartenzwerg, leere Kirchen werden zu Restos oder Clubs umgebaut und auf Patreon teilt man Filme der Geburt seiner Kinder mit der community. Wir machen das Heilige profan und das Profane heilig. Oben kommt nach unten und rechts wird nach links gekehrt. Irgendwie ist nix mehr an seinem Platz

Die Leute sagen immer:
die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer,
die Leute werden schlimmer

(Ringelnatz)

Zumindest wird alles verrückter, können wir uns darauf einigen? Und keiner zuckt mehr. Egal ob Kuriosität, Ungeheuerlichkeit oder Menschheitsverbrechen. Vorgestern hörte ich in den ZDF Nachrichten vom 28. Februar folgende Verkündung: auf der Weltnaturkonferenz COP 16 einigten sich endlich über 150 Staaten in der heiklen Frage der Finanzierung:

Nun steht der Fahrplan, wie die reichen Industrieländer bis 2030 jedes Jahr 29 Milliarden Euro für weltweiten Artenschutz aufbringen. Darüber hinaus soll die Privatwirtschaft noch mehr Mittel beisteuern. Gut investiertes Geld so Experten, denn nach Schätzungen der Weltbank kostet der momentan entstehende Verlust der Artenvielfalt die globale Wirtschaft bis 2030 jedes Jahr 2,6 Billionen.

Und dann folgen ein paar Beispiele wie etwa  durch das Bienensterben Nutzpflanzen per Hand bestäubt werden müssen, der Verlust von Feuchtgebieten, die statt teurer Kläranlagen das Wasser kostenlos reinigen würden, oder die Zunahme von Mücken mit Krankheitserregern, weil es immer weniger Vögel gibt...

Soso.... Das Sterben dieses Planeten läßt sich also in Geld ausdrücken: 2 600 000 000 000 Dollar. Pro Jahr. I-n-t-e-r-e-s-s-a-n-t! Alles nur eine Frage der Kalkulation?! Alles nur Zahlenspiel. Die Berechnung der Welt. Faktengecheckt an der Rechenmaschine für alle Kopffüßler da draußen. Immer gut, präzise informiert zu sein. Da fühlen wir uns direkt um einiges schlauer. Wir, die wir uns die Erde Untertan gemacht haben. Nicht? 

Genz ehrlich: ich kann nur die Schultern gen Ohren ziehen. Und wieder fallen lassen. Nobel geht die Welt zugrunde. Oder eben als Kalkulationsschema. Wer einen tieferen Blick in den Abgrund werfen will, hier noch mehr Zahlen: der WWF Living Planet Report von 2024. Aber eigentlich muss man den Kopf weg drehen, als ob man an einem Unfall vorbei fährt. Sonst hält man es ja nicht aus. Sonst kann man nicht leben. Es fürchten die Götter das Menschengeschlecht. Da hilft auch ein Finanzierungsplan nichts. Ich für meinen Teil habe meine klare Haltung seit der Auseinandersetzung mit Pestiziden rund um diesen Artikel gefunden: die Leute, die an den entsprechenden Hebeln sitzen, wissen das sie Unrecht tun - sie tun es trotzdem. Daher reicht es für mein Dafürhalten aus, an Fasching als Blume und Biene verkleidet zu protestieren. Vorbei das Zeitalter der Naivität - alles hat heute eine politische Ebene, alles ist ernster, gewichtiger geworden und gewissenloser.



Wie schön, dass hier weiterhin so viel Besucher auf dem Blog sind - obwohl hier wenig Bewegung in der letzten Zeit passiert ist. Das zeigt mir, dass ihr die Rezepte schätzt und zum Aufgabeln einer Kochidee immernoch vorbeikommt. Das freut mich. Ebenso wie die lieben Mails und Kommentare! Gut tut das, vermisst zu werden! Und ihr nutzt das Blog wie ich als Kochbuch, in dem ich ebenfalls meine Rezepte nachschlage, wenn ich sie brauche. Prima, wenn die Dinge nützen und genutzt werden!

Das heutige Rezept kann man kaum kochen nennen: man gibt alle Zutaten in eine tiefe Pfanne - that's it! Das verlangt nicht viel Vorerfahrung, man braucht kaum Zeit am Herd, aber schmecken tut es trotzdem, nämlich cremig, würzig und gemüsig! Was will man mehr?! Manchmal muss die Essenszubereitung schließlich auch schnell gehen und dann werdet ihr wie ich diese Idee immer wieder variiren - nach Lust, Saison und Vorrat!


Zutaten 2P:

2 Blöcke Mie Nudeln (125g)
2 Karotten
1 kleiner Brokkoli
1 kleine Paprika
2 Knoblauch-Zehen, fein gewürfelt
120g Kichererbsen
400 ml Gemüsebrühe (evt. plus)
150ml Kokosmilch
2 EL Erdnussbutter (oder Tahini)
Salz, Pfeffer
2 EL Tamari-Sauce
1 TL Curry
1/2 TL Kreuzkümmel
1/2 TL Paprika

für das Topping
Chili-Öl
Sesam
Frühlingszwiebeln

Zubereitung:

Die Blöcke Mie Nudeln in eine tiefe Pfanne setzen. Den in Röschen geteilten Brokkoli, die gestifteten Karotten, die in Streifen geschnittene Paprika (m: mit Sparschäler gehäutet) und die Kichererbsen drumherum verteilen.

Gewürze darüber streuen, Erdnussbutter in einem Teil der heißen Gemüsebrühe cremig rühren, dann alle Flüssigkeiten angießen, auch die Kokosmilch und Deckel auflegen. Dabei bleiben: wenn es anfängt zu köcheln klein schalten und ca. 9 min garen lassen. Umrühren, sollte Flüssigkeit fehlen noch etwas nachschütten. Auf zwei Teller verteilen und mit dem Topping - Chili-Öl, Sesam, Frühlingszwiebeln - garnieren.

Anmerkung m: das Rezept läßt sich prima variieren, sowohl was das Gemüse angeht (gut auch Champignons oder Zuckerschoten) oder Ernussbutter gegen Tahini austauschen. Kichererbsen könnt ihr verwenden, wie ihr lustig seid... up to you....


der bunte Zoo - Schokoladenplätzchen mit Erdnusscreme

Sonntag, 13. Dezember 2020

 

Es heißt, Spiritualität hilft besser durch Krisen aller Art. Kurzfristig keine Info, die jedem nützt, denn so schnell lässt sich diese nicht aus dem Boden stampfen - alle haltbaren Beziehungen sind gewachsene. Das gilt ebenso für einen Draht, den man versucht zu spannen zu einer höheren Instanz. Die Zeder etwa, der Baum der alten Weisheit, wächst jahrelang erst in den Boden, um Wurzeln zu schlagen, bevor sie sich in die Höhe streckt. Während 2020 unsere Freiheiten auf kümmerlichste Reste zusammenschrumpfen, tritt um so deutlicher zu Tage, dass einzig die Gedanken hinwegfliegen können über alle Beschränkungen.

Ganz egal wie die innere Haltung des einzelnen vorzustellen ist, jedwede Art von Einstellung ist nichts anderes wie ein individuelles Zurechtrücken von äußeren Eindrücken, ein Einsortieren von Erlebtem nach eigenem Maßstab und Erfahrungshorizont, ja letztlich nichts anderes wie ein Glaube, wohl an unterschiedlichen Fäden aufgehängt, aber doch stets der menschliche Eiertanz um einen Pudelskern oder aber der Willkür zu ehren - bewußt wie unbewußt. Während die Wissenschaft vom Materiellen her dem Planeten Gesetzesmäßigkeiten abtrotzen will, müht sich die Spiritualität vom Geistigen her, Wahrheit zu entdecken.

*Die Natur ist wie ein Beil. Gerade und einfach geht sie hindurch, und nur die unendliche Modifikation des einzelnen macht es so schwer, sie zu verstehen.* (Goehte). Die vielen unterschiedlichen, menschlichen Perspektiven ändern an der Wahrheit nichts. Oder anders gesagt: das irdische Bühnenbild bleibt, nur die Darsteller werden immer wieder ausgetauscht.

In Michael Endes *Die unendliche Geschichte* ringt der Hauptprotagonist Bastian Balthasar Bux darum, das sterbene Traumreich Phantásien zu retten. Erst dadurch, dass Dinge und Figuren von Bastian in seinem Inneren mit Bedeutung aufgeladen und entsprechend benannt werden, erst dadurch werden sie lebendig. 

Für mein erstes und einziges Blog-Event habe ich das Spiel umgedreht: das Wort *Weihnachten* steht allseits bekannt fest, die Frage war, wie dieser Begriff von meinen Teilnehmerinnen mit Inhalt gefüllt wird. Dieses Event veranschaulicht wie ein bunter Plätzchen-Teller - der nebenher auch zustandekommt, denn die Mädels veröffentlichten dazu ein Rezept - eben diese menschliche Artenvielfalt. Ja, für mich ist es eines der größten Wunder der Erde, dass die Menschen, die sich äußerlich doch so ähnlich sehen, von innen betrachtet kaum der gleichen Spezies zugeordnet werden können. So halte ich das Event von 2017 diese Weihnachten wieder hoch: es lebe die Möglichkeit, unterschiedliche Wege zu gehen, sich unterschiedlich auszurichten, zu unterschiedlichen Schlüssen zu kommen, unterschiedlich zu gewichten. Es lebe die Freiheit! 

Hier findet ihr die Gedanken samt Plätzchen zu der Überlegung wie sinnhaft Weihnachten meinen mitspielenden Mädels scheint:

 * Fee von *Fee ist mein Name*  
 * Christina von *New Kitch on the Blog*  
 * Juliane von *Schöner Tag noch* 
 * Miss Boulette* 
 * Julia von *Chestnut & Sage*
 * Maret von *Buddenbohm & Söhne*
 * Christina von *Feines Gemüse*
 * Stephanie von *Stepanini*

 


Auf unserem Plätzchenteller fehlte mir noch etwas Süß-Salzig-Knusprig-Schokoladiges, neben den Hildas, den Bohrern, dem Buttergebäck und dem Hutzelbrot. Meine Gelüste wollten Schokoladenplätzchen mit Erdnusscreme - eine sehr gute Wahl!


Zutaten - 40 Stück:

200g weiche Butter
110g Rohrzucker
220g Mehl
1 TL Backpulver
50g Kakao
1/2 TL Vanille-Extrakt-Pulver*
1 TL fleur de sel

Rohrzucker
stückige Erdnusscreme 

 Zubereitung:

Mehl, Kakao, Salz und Backpulver mischen. Die Butter mit den 110g Rohrzucker und der Vanille cremig aufschlagen . Dann die trockenen Zutaten unterrühren. Auf dem Teig drei Rollen von etwa 4cm formen und diese in Rohrzucker wälzen. In Frischhaltefolie wickeln und für eine halbe Stunde ins Tiefkühlfach legen.

Den Backofen auf 160°C (Umluft) vorheizen.

Zwei Backbleche mit Backpapier auslegen.

Von den Rollen Scheiben von ca. 0,5cm abschneiden, mit etwas Abstand auf die Bleche legen und ca. 12-14min backen.

Abkühlen lassen. Jeweils ein Schokoplätzchen mit einem kleinen Löffel weicher Erdnussbutter bestreichen und ein zweites Plätzchen vorsichtig darauf setzen. In einer Keksdose aufbewahren.

*Anmerkung m: die Schokoplätzchen mit ihrem süß-salzig Kontrast schmecken bereits ohne Erdnussbutter - die gibt aber zusätzlich einen schönen schmelzigen Crunch!/ Anstelle meines verwendeten Vanillepulvers kann man auch das Mark einer Vanilleschote verwenden; oder den Abrieb einer halben Tonkabohne...

 

Entzauberung - afrikanischer Eintopf

Sonntag, 27. September 2020


*Entzauberung* gehört zu den Erfahrungen, die mir nicht oft passieren - aus dem einfachen Grund weil schnell enflammbare Strohfeuer, die ebenso rasch wie sie auflodern ihr Licht, ihre Wärme und ihren Glanz verlieren, nicht meiner Art entspricht. Umso erstaunter bin ich von mir selbst, dass mir das dieses Jahr mehrfach passierte.

Angefangen hatte es, dass ich in einer dieser Tausch-Buchhandlungen in Thailand *Das Hotel New Hampshire* von John Irving entdeckte und mich daran erinnerte, wie sehr ich es einst mochte. Also eingesteckt und diesen Sommer wieder aufgeschlagen, um nach einem Viertel der Lektüre gernervt aufzugeben. Keine Ahnung, was mich damals faszinierte, jetzt konnte meine Begeisterung so gar nicht geweckt werden. Warum nur hatte mir das Buch beim ersten Mal Lesen gefallen? Vielleicht wäre der gute Teil noch gekommen?

Oder aber Guido-Maria, der meine *zu Tisch mit -Serie* begründete, weil er mich mit seiner fröhlichen, Menschen zugewandten Art, seiner guten Beobachtungsgabe und seinem Mutterwitz zu erheitern wußte. Doch schon bevor das Studio von Shopping-Queen bei Guido-Maria zuhause im Erdgeschoß eingezogen ist, hat sich für mich das Format samt seiner Gallionsfigur tot gelaufen. Der Esprit ist einfach nicht mehr der gleiche...

Anfang des Jahres verlinkte ich auf den Virologen Drosten, den mittlerweile in Deutschland wohl jeder kennt. Ich kann es gar nicht richtig erklären, weshalb ich ihm mein Vertrauen entzogen habe. Frei und unabhängig sollte mein idealer Wissenschaftler arbeiten können - doch jemandem der derart unter Beobachtung der Öffentlichkeit steht, dürfte das wohl schwerlich möglich sein. Mais bon, das dürfen andere gerne anders sehen - das ist lediglich mein subjektiver Eindruck aber eben der Grund, warum ich ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenke.

Besonders überraschte mich, wie sehr sich meine Rezeption des Films *Die wunderbare Welt der Amélie* veränderte, den ich mal richtig super fand. Ja, die Hauptdarstellerin Audrey Tautou ist immer noch süß, ebenso hat der Soundtrack gute Momente oder kann man einzelne gute Ideen rauspicken, aber sonst...??? Der Film ist doch völlig überfrachtet, überladen, konfus, voller versprenkelte, verschnörkelte Details, die die eigentliche Geschichte totally erschlagen, vom Hauptgeschehen ablenken und Empathie unmöglich machen. Als wäre der Regisseur ein Messi, der jahrelang wild verschiedenste Schnipsel gesammelte hatte, nichts wegwerfen konnte, um dann ALLE mit Gewalt und wahllos in einem Film unterzubringen.

In dem Moment des erneuten Anguckens kam mir auch, dass ich einen weiteren Film dieses Regisseurs kenne - was mir bis dahin gar nicht bewußt war. Und das sogar von einer Vor-Premiere an einem lauen Sommerabend in einem Nachbarort von uns mitten auf dem idyllischen Dorfplatz (weil der Film teils dort gedreht wurde), und zwar unter der Anwesenheit eben dieses Herrn Regisseurs. Ein Film mit Sophie Marceau (genau, die von *La boum*), der auf deutsch *Vergiß mich nicht* heißt. Genauso überfrachtet, genauso verkopft, genauso an den Haaren herbeigezogen, genauso blutleer, genauso ohne wärmendes Gemüt. Ja, sogar noch etwas schlimmer.

Hey, aber umgekehrt *Verzauberung* hatte ich dieses Jahr auch - was ja nun mindestens den gleichen Seltenheitswert hat. Aber dazu ein anderes Mal...

 

 

Keine Woche ohne Eintopf, das unverzichtbare Durcheinander im Kochtopf, das immer gelingt, immer schmeckt und immer wärmt. Nix Zauber sondern schöner Alltag.


Zutaten 2P:

2 Karotten
1 Süßkartoffel
200g Buschbohnen
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
2 EL Erdnussbutter
150ml Mandelmich
150g Tomaten-Sugo*
200ml Gemüsebrühe
1 Stück Ingwer, Walnuss-Größe
1 TL Kreuzkümmel
1 TL Paprika-Pulver  
1-2 TL Senf (m: Savora)
Harissa
1 EL Mango-Chutney
Salz, Pfeffer

 
Deko: gehackte, gesalzene Erdnüsse

Zubereitung:

Zwiebeln und Knoblauch fein würfeln, Karotten und Süßkartoffel klein schneiden. Die Buschbohnen gipfeln, kleiner schneiden und separat in Salzwasser al dente kochen. Mit kaltem Wasser abschrecken und beiseite stellen.

Parallel die gewürfelte Zwiebel in Kokos-Öl anbraten. Kreuzkümmel und Paprikapulver kurz mitrösten. Passierte Tomaten, feinst gewürfelter Inger, Mandelmilch und Brühe hinzugeben, außerdem die Karotten und 5 Minuten kochen lassen. Dann die Süßkartoffeln zufügen und weitere 10-15min sanft köcheln. Erdnussbutter unterrühren zusammen mit dem Senf.

Die Buschbohnen in den Topf geben, salzen und pfeffern. Mit Mango-Chutney und Harissa abschmecken. Hier kann man - wenn man den Eintopf flüssiger mag - noch etwas Brühe anschütten. Zum Servieren mit gehackten Erdnüssen bestreuen. 

*Anmerkung m: bei uns gab es dazu gekochte Hirse. Wer mag kann die Buschbohnen mit Kidney-Bohnen austauschen. Mais macht sich ebenfalls gut in diesem Eintopf - so wie auch etwas fein gehobelter Weißkohl.



Paris ist weit weg VII - Reisnudeln mit Buschbohnen in Erdnuss-Sauce

Mittwoch, 1. Juli 2020


Wir fahren einen utilitaire - ich hatte es schon davon - einen Kastenwagen, den wir gebraucht gekauft haben. Wichtiger als die Marke (ich kann sie eh nicht auseinanderhalten) ist in meinem Autoverständnis die Farbe. Es ist weiss. Beziehungsweise *sie* -  in Frankreich sind Autos ja weiblich und vielleicht mit ein Grund, warum sie der Buben liebstes Spielzeug sind.

Gerade der letzte Tatbestand (die Farbe)  macht es mir oft besonders schwer, meinen im Auto wartenden Habib vor dem Supermarkt wieder ausfindig zu machen, wenn er in der Zwischenzeit im Baumarkt auf der Straße gegenüber etwas besorgte. Wer sich auf französischen Landstrassen unsichtbar machen will, kauft sich einen weißen Kastenwagen - auch darüber berichtete ich. Oft hilft mir nur der Blick aufs Nummernschild weiter...

Nun, weil es ein utilitaire (also ein Nutzfahrzeug) ist, müssen wir jedes Jahr zum TÜV. Ein Jahr ist es TÜV mit ASU, im nächsten ist es nur ASU. Immer Ende Juni wenn es brütend heiss ist.

Unsere TÜV-Werkstatt ist Ein-Mann-Betrieb in einer offensichtlich selbst gebauten Halle und ich finde ihn genauso super wie unseren Mechaniker (ihr erinnert euch?). Beide echte Orginale! Gerne mache ich mir ja den Spaß mich als GRANDIOSE Regisseurin zu fühlen und dann besetze ich die Menschen, die mir begegnen in meinem Kopf-Kino: ich überlege, für welche Rolle sie - quasi bereits ohne Worte - wie gemacht wären. Also unser TÜV-Abnehmer kleidet seinen Echt-Job bereits sehr gut, er wäre aber auch ohne jede weitere Veränderung perfekt als Trainer für einen Alt-Herren-Fußballverein in den 90ern. Mit größerer Selbstverständlichkeit könnte sein Extremo-Vokuhila nicht getragen werden. Unmöglich.

Unser Termin war um 16 Uhr und dummerweise können wir uns als Deutsche partout nicht abgewöhnen, Schlag 4 vor der Tür zu stehen. Dabei WISSEN wir, dass pünktlich in Südfrankreich zu früh ist. Natürlich war noch ein Wagen auf der Hebebühne. Draußen auf der Wartebank knallte die Sonne hin, also setzten wir uns neben unsere Vorgängerin auf einen der fünf klapprigen Stühle, über denen einer dieser dekorativen Klebestreifen für Fliegen baumelte - wie sich rausstellt zu recht und nicht 100% effektiv.

Großes Hallo, die Arbeit wird unterbrochen, uns derweil ein Bier angeboten, kurzes Abhacken des obligatorischen Wetter-Schmall-Talks, das Telefon klingelt scheppernd durch die Werkstatthalle - und er verschwindet in seinem Tohuwabohu-Büro. Er kommt wieder raus, bietet uns an, den Ventilator für uns anzuschalten (nicht notwenig) und schaut sich dann den Unterboden des hochgefahrenen Wagens mit einer Taschenlampe genauer an. Das Formular wird ausgefüllt, unsere Vorgängerin folgt ihm ins Büro, während unser Nachfolgetermin dazukommt.

Wieder großes Hallo, man kennt sich - Land halt. Er müsse seinen Hund erst aus dem Auto holen, viel zu heiß für den da drinne. Tsss, einer von diesen Kleinen, winkt Patrick ab. Ein ganz Süßer, wenn du ihn siehst, wirst du dich in ihn verlieben, ist sich der Besitzer sicher. Und er kommt wieder mit einem Jack-Russel-Rüden, der sich gegen die Leine stemmt mit verschlagenem heruntergeklapptem, rechten Ohr, der erst einmal am Motorrad in der Werstatt das Bein hochhebt. Also ich bin nicht verknallt. Der wäre ja sowas von brav und freundlich.... mhmmm...

Patrick holt unseren Weißen für die ASU (Schlüssel steckt), mir ist heiß, die Fliegen nerven, die ASU erhalten wir gerade so (irgendetwas am Anlasser macht nicht wie es soll) und endlich können wir bezahlen. Sein Vater war Kanninchen-Züchter, die Hasen werden erst zum Schlachten gegeben, wenn sie ein Kilo haben. Patrick macht vor, wie er sie zum Wiegen hochhob, das hat er im Gefühl, ein Kilo, das weiß er so. Er kann vielleicht deshalb so gut Gewicht schätzen. Ich, also ich würde soundsoviel wiegen und der Habib dasunddas. Er zieht jeweils 1-2 Kilo Kulanz ab - ansonsten stimmts.

Patrick folgt uns zum Auto, wechselt die ASU-Plakette und wir reden darüber, wie wichtig es ist, heute schon zu leben und nicht erst morgen. Einer seiner Kumpels, erzählt er, hatte sich riesig auf die Rente gefreut, Wohnmobil kaufen und dann gehts los. Kaum war er in Rente, Krebs-Diagnose, drei Monate später war er tot. Ach, im Elsass habe er auch mal einige Zeit gelebt, aber mit denen dort könne man nicht zusammenschaffen, komplett andere Mentalität, die haben nur Arbeit im Kopf. Dann landet unsere Unterhaltung - wie die meisten heutzutage - bei Covid. Wie er während der strengen Auflagen des confinements zu seinen Pferden gefahren war zum Füttern und die flics gerufen wurden, den Zettel (Passierschein) hatte er natürlich dafür nicht dabei... Er wisse genau, wers war, sind ja immer die gleichen und eine bestimmte Rasse an Mensch, die in solchen Zeiten aufblüht... Ach, und ein anderer Kumpel von ihm hat ein Resto, kommt nicht rum mit den Verlusten, überlegt, dicht zumachen, zwei andere haben auch die Arbeit verloren. Er macht sich Sorgen, wie das weitergeht, das gebe doch soziale Unruhen. Nee, man muss wirklich jetzt und heute leben. Nächste Woche habe er Geburtstag. Er feiert ein bißchen in der Werkstatt, nix Großes, die Kumpels kommen, bringen ein halbes Wildschwein mit, nebenher macht er drei Autos von ihnen - wir sollen doch auch kommen...

Er wendet sich unserem Nachfolger zu, der nicht nur mit einer Engelsgeduld wartet, sondern weiterhin bestens gelaunt ist - Hitze und Mücken zum Trotz. Sein Hund habe gegen das Motorrad gepinkelt, berichtet er. Drei Mal, präzisiert der Habib, während er den Motor anlässt und wir aus der Werkstatt rollen. Drei Mal, wiederholt Patrick grinsend und tadelnd zugleich - und alles lacht.

Kurz nach 5 verlassen wir die Werkstatt: für eine Kontrolle, die keine 5 Minuten dauerte, haben wir über eine Stunde dort verbracht. Und in mir regt sich der Verdacht, dass es sich bei *reiblungslosen Abläufen* und *freundlichem Miteinander* um so ein *Entweder-Oder-Dingens* handelt - man kann nicht beides gleichzeitig haben.


Wie soll es anders sein, denke ich mit meiner Gartenküche sobald etwas im Garten geerntet wurde an Gerichte, die mir letzte/ vorletzte Saison gut schmeckten. Die Bohnen mit Reisnudeln fielen mir ein. Und Hannahs Sommerrrollen-Dipp - dieses Gericht ist eine Kombi aus beidem und dabei doch ein bißchen anders. Ich hätte locker nochmal Nachschlag nehmen können, obwohl ich pappsatt war, so lecker fand ich's.

Zutaten 2P:

120g Reisnudeln
400g Buschbohnen
1/2 Bund Frühlingszwiebeln

3 Datteln, klein
2 Knoblauchzehen
50g Erdnuss-Crème, crunchy
2 EL Tamari-Sauce
1 Stück Ingwer, wallnuss-groß
1/2 Zitrone, Abrieb davon
2 EL brauner Reis-Essig
100ml kochendes Wasser

2 EL gehackte Erdnüsse

Zubereitung:

Buschbohnen gipfeln (je nach Sorte den Faden ziehen) und in Salzwasser gar kochen, dann abschütten und unter kaltem Wasser abschrecken.

Die Reisnudeln nach Packungsanweisung garen (dauert in kochendem Wasser etwa 7min), abschütten und etwas Kochwasser auffangen und ebenfalls unter kaltem Wasser spülen.

Parallel die Sauce herstellen: dazu die Datteln entsteinen, kleiner schneiden und mit den 100ml kochendem Wasser übergießen. Den kleingeschnittenen Knoblauch und die restlichen Zutaten zufügen und fein pürieren.

Die Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden. In einer Pfanne Nudeln, Bohnen und Sauce zusammen erwärmen, dabei den unteren Teil der Frühlingszwiebel (die weißen Ringe) direkt untermischen - eventuell (der Konsistenz zuliebe) noch etwas von dem aufgefangenen Kochwasser der Reisnudeln untermischen.

Auf Teller anrichten, mit dem Frühlingszwiebel-Grün und den gehackten Erdnüssen bestreuen.


Gastbeitrag von Hannah: „Snickers“ Eiscrème ZweiPunktNull

Samstag, 27. Juni 2020


Eines vorneweg: Das Rezept, was ich hernach vorstelle, hat von den Inhaltsstoffen absolut nichts mit dem nährwerttechnisch eher bedenklichen Schokoriegel eines amerikanischen Lebensmittelgiganten zu tun.

Aaaber - mit eben jener industriezucker- und fettreichen Riegelbombe verbinden sowohl mein Mann als auch ich Grenzerfahrungen und in genau diesen kam uns der erste Biss in die Schokoummantelung, hindurch durch nussig, klebrig süße Karamellschicht einfach gigantisch gut vor. Das Phänomen dabei: Nie mehr schmeckte uns ein „Snickers“ wieder so gut und nie mehr sonst haben wir das Bedürfnis nach einem „Snickers“ gehabt außer in diesen Situationen: Bei meinem Mann war es eine Reise nach Nepal mit Trekking zum Mount Everest Base-Camp, und nachmittags ein obligatorisches „Snickers“ an einem der Kiosks auf dem Weg. Bei mir war es der Biss in ein Snickers, auf einer Skihütte erstanden, bei der ich auf einer Skitour ankam, durchgefroren und ausgehungert, unendlich glücklich und dankbar diese im Schneesturm gefunden zu haben und nun in einen Schokoriegel beißen zu dürfen.

Die Phase der Suche nach Grenzerfahrungen liegt bei uns beiden schon eine Weile zurück und so brauchen wir auch kein „Snickers“ mehr. Was wir aber nach wie vor lieben, ist die Kombination aus (Erd)nüssen und Schokolade. Dass diese auch gesünder geht, liegt auf der Hand - im „echten Snickers“ sind vermutlich verhältnismäßig wenig Nüsse und noch weniger Kakao – dafür in diesem Eis umso mehr. Fix gemacht, eine gute Verwertung von in der Sommerwärme schnell nachgereiften Tigerbananen und einfach lecker, ist es bei uns im Sommer eigentlich immer vorhanden. Nicht zuletzt, weil es DAS „Slokoslakeeneis“ unserer Tochter ist.


Bei den meisten „Nicecreamrezepten“, die man im Internet findet, wird das Obst zuerst tiefgefroren und dann verarbeitet. Hat zwar den Vorteil, dass man dann gleich eine (eis)kalte Masse hat, die man gleich essen kann, mir war das aber irgendwie zu unpraktisch und zu wenig flexibel. So habe ich einfach mal probiert die Bananen direkt zu verwenden, also ohne sie vorher zu gefrieren. Hat den Vorteil, dass man für diese Variante auch nicht unbedingt einen extrem leistungsstarken Mixer benötigt. Eine Eismaschine braucht man im Übrigen für dieses Eis auch nicht. Es ist auf jeden Fall cremig und ohne lange Kristalle. Lediglich leicht antauen sollte man es vorm Genießen.

Zutaten:

2 gut reife Bananen
200 ml Kokosmilch (Dose)
75 g weiche Medjool Datteln*, entsteint gewogen
50 g + 25 g Erdnuss Mus „Crunchy“**
25 g Edel Kakao Pulver, ungesüßt
1 El Hanfsamen, geschält

Zubereitung:

Alle Zutaten bis auf 25 g des Erdnussmus‘ mit einem Standmixer oder leistungsstarken Pürierstab sehr gut pürieren.
Masse in eine Gefrierbox geben und nun die restlichen 25 g Erdnussmus in Tropfen draufgeben und ganz leicht einrühren.
Im Tiefkühler gefrieren.

* Wer keine weichen Datteln bekommt, nimmt die härteren und weicht sie 30 Minuten in etwas heißem Wasser ein. Die Datteln dann kurz abtropfen lassen und wie oben verwenden.

** Ich verwende stets ungesüßtes Erdnuss Mus. Gerne die leicht gesalzene „Crunchy“ Variante. Alternativ geht auch feines Erdnussmus ohne Salz, dann einfach eine Prise Salz zugeben.

Varianten mit zusätzlichen gerösteten Nüssen, Kakaonibs, Schokostückchen… alles lecker.
Statt der Kokosmilch kann auch die gleiche Menge süße Sahne verwendet werden, oder halb, halb...


©Hannah Nußbaumer, lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Ettenheim, wo sie mit viel Leidenschaft einen Bio-Laden betreiben. Hannah liebt als Gartenarchitektin das Leben mit und im Garten, das Sammeln, Ernten und Kochen. Ohne ihre beiden Herzensmenschen um sich herum wollte sie nicht sein, und ohne schöne (Kinder)Bücher, Stifte und der Möglichkeit sich draußen zu bewegen würde ihr etwas fehlen. Das Binden von Blumenkränzen, das Herstellen eines Hefeteiges sowie das (Er)kennen der uns umgebenden Umwelt sollte ihrer Meinung nach den gleichen Stellenwert haben wie Algebra und Grammatik.

Paris ist weit weg IV: Ofen-Chili-Gonzales-Risotto

Sonntag, 10. November 2019


Vom hiesigen gepflegten Durcheinander habe ich euch erzählt, von der Die-da-oben-Haltung berichtet und bereits 3 mal die Welt versucht zu beleuchten aus Sicht der französischen campagne. Heute wird es nochmals politischer in der *Paris ist weit weg*-Reihe.

Und zwar erließ - sagen wir es, wie es ist - ein waschechter grüner Bürgermeister in der Bretagne, Daniel Cueff, eigenmächtig den Erlaß, dass bei dem Ausbringen von Pestiziden ein Mindestabstand von 150 Metern zu Wohnhäusern einzuhalten ist. Ausschlaggend dafür war, dass einige besorgte Bürger eine Urinprobe durchführen ließen, die auffallend viel Glyphosat im Urin konstatierte. Die einzige Erklärung für dieses Ergebnis befand der Bürgermeisters darin, dass die Bürger seiner Gemeinde das Glyphosat über die Luft aufgenommen haben mußten.

Umgehend setzte die höhere Instanz dagegen: ein Richter urteilte, der Ortsvorsteher habe seine Kompetenzen überschritten und hob die Umsetzung des Erlasses vorläufig auf.

Doch der Fall schlägt große Wellen, immer mehr Bürgermeister trotzen dem französischen Staat und schließen sich dem bretonischen Widstand an. Die Bewegung ist mittlerweile auch in der Drôme angekommen, aka  in einer Nachbargemeinde, wo gleichfalls deren Gemeinde-Oberhaupt entschied: Sicherheit der Anwohner geht vor und eine erweiterte Pestizid-Schutzzone wird eingeführt - selbst wenn sich der Streit zunehmend zuspitzt.

Man könnte sich jetzt fragen, wie Daniel Cueff  überhaupt auf die Idee gekommen war, dass die Luft das Glyphosat in der Umgebund verteilt hat. Das liegt mit an seiner vorausgegangenen Politik, in der er seit 25 Jahren die Ortschaft auf Nachhaltigkeit trimmt, auf nachhaltige Entwicklung setzte, auf grünen Strom, auf Öko-Wohnbau, Bio-Essen in der Schulkantine, Verbot von Einsatz von Pestiziden auf kommunalem Grund... 

Tatsächlich brachten Untersuchungen in Südtirol - dem größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet Europas - zutage, dass dort die Luft belastet ist durch verschiedene Pestizide: von 29 getesteten Pestiziden konnten 20 nachgewiesen werde. Ein Befund, der den Aussagen der EU-Lebensmittelbehörde EFSA widerspricht, wonach sich einige Pestizide gar nicht in der Luft verteilen dürften oder dort von alleine zersetzen sollten - was sie nun nachweislich nicht tun. Erschreckend finde ich, dass selbst mehrere Kilometer entfernt auf 1.600 Meter Höhe in einem Seitental immerhin noch sechs Wirkstoffe entdeckt werden konnten. Wie lächerlich in Anbetracht dessen sind dann 150 Meter Sicherheitsabstand?

Ein Problem in der Untersuchung von Pestiziden (nicht nur seitens der EFSA) scheint zu sein, dass die Pestizide immer nur einzeln betrachtet werden, aber nie in ihrer Wechselwirkung mit anderen Wirkstoffen - obwohl etwa in einer Apfelplantage bis zu 31mal Pestizide eingesetzt werden können. Es scheint wohl nicht von der Hand zu weisen, dass der Einsatz von Pestiziden und das Artensterben zusammenhängen, selbst wenn von öffentlicher Seite wiederholt die Sicherheit von Pflanzengiften suggeriert wird. 

Recherchiert man im Internet zu Gefahren von beispielsweise Glyphosat finden sich absolut gegensätzliche Urteile - wenngleich ich aus meiner Tendenz keinen Hell machen will, dass ich dem Eingriff mit Giften in die Natur prinzipiell skeptisch gegenüber stehe, einfach weil Langzeitfolgen für ein Öko-System kaum bis gar nicht abzuschätzen sind. Noch ist offen, ob die Klage gegen Bayers Unkrautvernichter Glyphosat auf einen Vergleich hinausläuft - ähnlich etwa wie im Fall der Opiadkrise in den USA.

Wer übrigens glaubt, dass die Luftbelastung von Pestiziden ein rein ländliches Problem darstellt, der irrt: größter Einzel-Abnehmer von Glyphosat in Deutschland ist die deutsche Bahn - ihr erinnert euch, Stichwort *Parkplatz*...

Lange Rede, worauf ich grundsätzlich hinauswill: ich bin großer Fan, wenn das aktuelle gute Beispiel Schule macht (erneut mit Sybille Berg) und anderen als Orientierungshilfe dient. Sei es die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern - deren Verhalten während und nach der Attentat-Situation neue Maßstäbe setzte oder etwa Daniel Zimmermann, der seine Gemeinde u.a. in die Schuldenfreiheit führte (um nur ein weiteres Beispie von vielen aufzuführen).

Es ist für mich sehr faszinierend, dass ein einzelner Mensch, der fest zu seinen Werten steht, eine derart zwiespätige Rückkopplung auf seine Umgebung hat: für die einen wohltuend, für die anderen demaskierend.


Seit Sybille (die hier sogar mit einem Gast-Beitrag verewigt ist) auf ihrem Blog *Tomatenblüte*  von der Zubereitung von Risotto im Ofen schwärmte, wollte ich das mal ausprobieren. Aber es brauchte noch den Anstoß von Miriam und ihrem Vater von *Unser Meating*, um den Plan endlich in die Tat umzusetzen - das Rezept sprach mich nämlich direkt an. Klar, ein bißchen Rumfummeln konnte ich nicht lassen. Gut gefiel mir an dieser Machart, dass man die Flüssigkeit des Risotto zu Ende noch etwas justieren kann - damit seht und fällt schließlich jedes Risotto. Prädikat: sehr lecker. Wir haben die üppige Portion fast zu zweit geschafft...

Zutaten 2-3P:

350g Süßkartoffel
140g Rundkorn-Reis (m: Halb-VK)
100g Mais
100g Bohnen
100g Räuchertofu
1 rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 rote Paprika*
100ml Kokosmilch
3 EL Ofentomaten
400ml Gemüsebrühe
40g Tahini
1 Zweig Rosmarin, die Nadeln fein gehackt
1/2 TL Zitronen-Curry
1/4 TL Kreuzkümmel
1 Msp Pimenton dela vera
1 TL Ingwer, fein gehackt
Salz, Pfeffer

2 EL Petersilie, fein gehackt
Cashew-Nüsse, grob gehackt
1/2 Zitrone, Saft davon

Zubereitung:

Den Ofen auf 180°C vorheizen. 

In einer Gratinform (m: 22cm x 30cm)  die geschälte und gewürfelte Süßkartoffeln, den ebenfalls gewürfelten Tofu, die fein gehackte Zwiebel, sowie Reis, Kidneybohnen, Mais und die in Streifen geschnittene Paprika verteilen und vermischen und zur Seite stellen.

In einer Schüssel den feinst geschnittenen Ingwer und den fein gehackten Knoblauch mit Rosmarin, Brühe, Ofentomaten, Kokosmilch, Tahini den Gewürzen gut verrühren - abschmecken mit Salz und Pfeffer. 

Die Mischung über das Gemüse und den Reis in das Blech gießen, alles gut vermischen und anschließend wieder gleichmäßig ausbreiten, sodass Süßkartoffeln und Reis gut mit Flüssigkeit bedeckt sind. Mit Alufolie zudecken und 45min im Ofen backen.

Das Blech aus dem Ofen nehmen und die Folie entfernen. Die Ofentemperatur auf 220°C erhöhen und weitere 10min backen. Die Garzeit hängt von der verwendeten Reissorte ab. Mein Halb-Vollkorn braucht etwas länger als der weiße Reis und etwas kürzer als der vollem Vollkorn. Hier kann man auch mit der Flüssigkeit nachjustieren: gegebenenfalls noch etwas Brühe nachgießen. Das Gericht ist fertig, wenn der Reis gar ist und sich rundherum eine Kruste gebildet hat. 

Zum Servieren mit Petersilie und gehackten Nüssen bestreuen und mit Zitronensaft beträufeln.

*Anmerkung m: ich verwende stets unter dem Grill gehäutete Paprika, die ich so vorbereitet aus der Tiefkühle ziehen kann. Man kann ebenso wie Miriam prima Ernuss-Crème und gehackte Ernüsse verwenden - schmeckt genauso super. Dass ich auf andere Nüsse ausgewichen bin, hing einzig und allein an der Tagesform...

Inspiration: Miriam von Unsermeating 


Gastbeitrag: Sommerrollen-Dipp von Hannah

Freitag, 26. Juli 2019


Es ist Sommer und wieder einmal darf ich Michas geöffnete Blogpforte passieren und hier einen Gastbeitrag veröffentlichen. Sicher, über einen Foodblogeinsteigertext geht es nicht hinaus, aber vielleicht gibt es da bei mir auch eine gewisse Scheu, schließlich bin ich hier Gast und bilde mir nicht ein, weder in Gedankenschärfe noch in Rezeptraffinesse, an Michas Beiträge heranzureichen. Die Rollenverteilung ist klar und das ist gut so. Nicht dass ihr denkt… 

Das Rezept, das ich vorstellen möchte, gehört auch in die Kategorie „Nebenrolle“ – was aber wäre das große Schauspiel ohne seine Komparsen? 

So sind Sommerrollen für mich DIE Entdeckung dieses Sommers. Keine Ahnung warum erst jetzt – ich glaube ich hielt sie für „kompliziert“ in der Herstellung. Bis sich eine Packung Reispapier bei uns in die Küche verirrte. Als mir dann klar wurde, dass man in diese halbtransparenten Papiere Blüten und Blätter miteinwickeln und damit ein wunderhübsch anzusehendes und natürlich leckeres Essen zaubern kann, war die Neugier entfacht. Und natürlich bin ich auch auf Michas Blog auf ein passendes Sommerrollen-Rezept gestoßen - nebst anfängerfreundlicher Verlinkung des Aufrollprozesses UND dem genialen Holzbretttipp. Bei der Füllung bin ich ganz bei Micha und neben diversen Gemüsestreifen gehören für mich unbedingt die Kombi aus fruchtiger Mango und cremiger Avocado in der Füllung und natürlich viele hübsche Blüten für alle Blumenmädchen und – jungs! 

Die Sauce, welche Micha dazu reicht, ist freilich auch sehr fein und asiatisch leicht. Ich mariniere einen Teil des Gemüses mit ihr und reiche ferner einen etwas reichhaltigeren Dip auf Erdnuss Basis dazu.

Mittags haben wir Hunger und so gibt’s ferner noch Reis als Beilage dazu (mache dafür weder Glasnudeln noch Reis in die Rollen). Für uns eine gelungene Rollenbesetzung. 


Zutaten: 

5 Stück große, weiche Medjool Datteln 
(entsteint gewogen waren es bei mir 110 g)
100 g Erdnuss Crunchy Mus (ohne Zucker, aber mit Salz)
2 EL Tamarisoße
1 Limette, Saft*
daumennagelgroßes Stück Ingwer
1 TL Limettenschale*
200 ml Wasser

Zubereitung 

Wasser aufkochen und über die entsteinten Datteln gießen. Kurz ziehen lassen.
Dann mit den übrigen Zutaten fein pürieren. 

Zusammen mit den Sommerrollen servieren!

*Anmerkung Hannah: wer keine Limetten zur Hand hat, kann genauso gut Zitrone verwenden

Dass sich Reste von diesem Dip prima auch als Salatsoße eignen, muss ich wohl kaum erwähnen? Bewährt bei uns etwa zu knackig gedämpftem Brokkoli, Bohnen, Erbsen und Zucchini…


©Hannah Nußbaumer, lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Ettenheim, wo sie mit viel Leidenschaft einen Bio-Laden betreiben. Hannah liebt als Gartenarchitektin das Leben mit und im Garten, das Sammeln, Ernten und Kochen. Ohne ihre beiden Herzensmenschen um sich herum wollte sie nicht sein, und ohne schöne (Kinder)Bücher, Stifte und der Möglichkeit sich draußen zu bewegen würde ihr etwas fehlen. Das Binden von Blumenkränzen, das Herstellen eines Hefeteiges sowie das (Er)kennen der uns umgebenden Umwelt sollte ihrer Meinung nach den gleichen Stellenwert haben wie Algebra und Grammatik.

Ich bin ich: Reisnudel-Pfanne mit Gemüse und Erdnuss-Sauce

Dienstag, 10. Juli 2018


Eines der Kinderbücher, das ich mit am meisten vorgelesen habe, ist das Kinderbuch der jüdischen Autorin Mira Lobe mit dem Titel *Das kleine Ich bin Ich* (hier sogar ganz lesbar allerdings ohne Bilder). Das Buch ist nicht nur älter als ich, nein es akutallisiert ein weitaus älteres Thema des Menschseins, ja vielleicht eines der größten Mysterien des Lebens, die philosophischste aller Fragen, die relevanteste für das Individuum auf alle Fälle, das uralte *Gnoethi seauton* (*Erkenne dich selbst! Werde, der du bist!*), bref: die Suche nach sich selbst.

So macht sich das *Kleine Ich bin Ich* auf den Weg unter die Tiere und versucht herauszufinden, zu wem es gehören könnte, welche Rasse ihm gleicht, welches Blut in seinen Adern fließt. Die große Erkenntnis seiner Wanderschaft ist: Ich bin ich! Die Geschichte liest sich nicht nur wegen des zeitlosen Inhalts gut, für alle Vorleser macht der ausgesprochen schöne Erzählrhythmus besonders viel Freude. Als Beispiel eine besonders geschätzte Stelle, der Moment, in dem Das Kleine Ich bin Ich auf eine Hundeschar trifft:
*Alle sind kurz angebunden,
alle zerren an der Leine, dicke, dünne, große, kleine, ruppige und struppige,
seidige, geschmeidige, gut dressierte, schön frisierte,
schmale, breite, Seit an Seite, dumme Hunde und gescheite.*

Wenn man nun als Erwachsener gefragt wird: *Wer bist du?* Was antwortet man wohl. Mit seinem Namen vielleicht. Seinem Beruf. Seiner Nationalität. Aber sind das treffende Beschreibungen eines/deines Wessens. Für was stehst du ein? Was ist dir wichtig? Was willst du für dich und dein Leben und was schließt du aus? Welche Werte vertrittst du? Mit wieviel Überzeugung und vor allem mit welcher Konsequenz? Worüber denkst du nach und worüber sprichst du? Was aber lebst du davon? Wie sehr hast du dir dein Leben nach deiner Vorstellung eingerichtet? Bist du mit dir im Einklang? Bist du wirklich du? Ist dein Leben wirklich dein Leben?

*No one ist you and that is your power* - singt Foofighter-Sänger Dave Grohl. Nur so kann man andere ganz lässig anders sein lassen. Was hats mit mir zu tun? Zu schade auch, dass sich die Bewußtheit samt der damit gewonnenen Kraft, welche Zutat ich höchstpersönlich der Erdensuppe zufüge, nicht von ganz alleine einstellt.

Aber aktiv auf die Suche nach sich selbst zu gehen, scheint mir ein ähnlich ergebnisloses Unterfangen wie einem Gral hinterher zu jagen. Ich schließe definitiv aus, dass selbst die zierlichsten Kreise um sich selbst gleich einer Porzellanballerina auf einer aufgezogenen Zuckerdose zielführend sind. Fasse ich zusammen: Nabelschau ist keine Lösung. Raus ins Leben in den großen Dschungel der Erfahrungen heißt die Devise: das Leben will gelebt werden - mal wieder ganz mit Grandseigneur Goethe:

*Man hat zu allen Zeiten gesagt und wiederholt, man solle trachten, sich selber zu kennen. Dies ist eine seltsame Forderung, der bis jetzt niemand genügt hat und der eigentlich auch niemand genügen soll.. Von sich selber weiß er bloß, wenn er genießt oder leidet, und so wird er auch bloß durch Leiden und Freuden über sich belehrt, was er zu suchen oder zu meiden hat.*

Viele Menschen, viele Wege. Nur bin ich mir ebenfalls gewiß, dass ein zu hochtaktiges, hektisches, reißendes Umfeld dabei nicht hilfreich ist. Ist das Leben zu schnell, dann kommt das Bewußtsein nicht mit - wie in einem Film mit zu schneller Bildabfolge die Wahrnehmung nicht hinterher kommt und das Auge die Bilder nicht sortieren kann. Eine unbewußte Botschaft gilt nicht. Also ohne bewußte Erfahrung keine Erkenntnis.

Ich werbe hiermit für eine geschärfte Wahrnehmung, offene Sinne, eine frische Wachsamkeit und eine blitzgescheite Aufmerksamkeit, sowie genügend Ruhe und Stille zum Verdauen, um Vertrauen in die drei großen Buchstaben ICH zu erlangen. Und zwar ohne dabei auf die falsche, die andere Seite zu kippen, die Seite, die nur die gegensätzlichen drei Buchstaben EGO füllen will. Versucht man aber nicht, sich selbst näher zu kommen und seiner inneren Stimme Gehör zu schenken, dann wird man automatisch von außen und von anderen in willkürliche Form gepresst. Eine Crux... , mais bon, immerhin bin ich nur für mich selbst verantwortlich...

Genug der Gardinenpredigt, zurück zum einfachen Leben am Herd und zu bester, vegetarischer Küche. Ein weiteres Gericht, das ich nun wiederholt zubereitet habe. Beibehalten habe ich dabei stets die Erdnuss-Sauce. Reisnudeln können gut gegen Sobanudeln ausgetauscht werden, das Gemüse läßt sich nach Lust variieren. Darüber immer VIEL vietnamesicher Basilikum, der sich im Treibhaus herrlich macht und ein unvergessliches Gastgeschenk war (Merci!!). So einfach, so lecker! Aber ich will eurem eigenen Urteil nicht vorweg greifen - probiert selbst! 



Zutaten 2P:

1 EL geröstete Erdnüsse
1 rote Zwiebel
1 kleine, rote Paprika
1 kleiner Brokkoli
1 Karotte
3 EL Gemüsebrühe
150g Glasnudeln
Erdnussöl
frischer, vietnamesischer Basilikum

Sauce:
1 cm Ingwer
1 Zehe Knoblauch
2 kleine EL Erdnussmus
1 TL Misopaste (alternativ 90 ml Gemüsebrühe)
1 Zehe Knoblauch
Sojasauce
Limettensaft
1 Prise Chiliflocken

Zubereitung 

Die Erdnüsse grob hacken und ohne Fett in einer Pfanne rösten.

Die rote Zwiebel schälen, vierteln und in dünne Scheiben schneiden. Die Paprika mit dem Sparschäler schälen und ebenfalls in feine Streifchen schneiden. Die Karotte in Julienne schneiden (m: Börnerreibe).Brokkoli in kleine Röschen teilen.

Die Nudeln in kochendem Wasser nach Packungsanleitung bissfest garen. In ein Sieb gießen, mit warmem Wasser abspülen und zurück in den Topf geben. 

Parallel das Gemüse dünsten. Die Zwiebel in wenig Erdnussöl anschwitzen, Brokkoli und Paprika zufügen, ebenso die Gemüsebrühe und für 6-7min den Deckel auflegen. Für 2 zusätzliche weitere Minuten die Karotten untermischen.

Für die Sauce die Knoblauchzehe ganz fein hacken. Den Ingwer schälen und reiben. 60ml Wasser in einen kleinen Topf geben, Knoblauch, Ingwer, Erdnussmus, Misopaste, 3 EL Sojasauce und Chiliflocken dazu geben, mit dem Schneebesen verrühren und dann langsam erhitzen, bis die Sauce andickt. Mit etwas Limettensaft abschmecken

Nudeln, Gemüse und Sauce miteinander vermengen. Mit gehacktem Basilikum und den Erdnüssen garnieren.

*Anmerkung m: schmeckt ebenfalls auch sehr gut mit Zucchini - so wie Melissa es in ihrem Rezept vorgeschlagen hat

Inspiration: Melissa von Gourmandises vegetariennes