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Herzgeräusche: One-Pot-Pasta mit Kürbis, Feta und Spinat

Montag, 7. Oktober 2024


Ende der Brunft der Hirsche. Fast einen Monat röhrten sie sich Nacht für Nacht die Seele aus dem Leib. Feriengäste tippten auf Esel. Ja, auch viel Elend im Rufen aber mit mehr Verzweiflung bei den Eseln. Hirsche klingen eher als würde Pu, der Bär, traurige, lang gezogene Krokodilstränen vergießen und um Trost bitten.

Für uns gehören die Hirsche zum Herbst dazu, so wie das Gezirpe der Grillen zum Sommer oder das Zwitschern der Vögel zum Frühling. Unvorstellbar, wenn diese Geräuschkulisse fehlen würde. Sie ist ein Teil des Rhythmus der wiederkehrenden Gezeiten. Taktmeister Natur nannte es Dörte Hansen in *Altes Land*.

Oft aber spitzt man die Ohren und lauscht einfach in die Stille. So ruhig, dass Feriengäste uns immer wieder darauf ansprechen. So still - das kennt man gar nicht mehr. Das macht den Ort hier zusätzlich zu seiner Weite sehr pur. Es ist, als könnte man den inneren Radio-Funk auf viel mehr Sender einstellen; als könnte man hier viel mehr Wellen empfangen: als bestände die Möglichkeit, einen viel unmittelbareren Verbindung zu den eigenen Gefühlen zu bekommen. In einem solchen Umfeld ist es entschieden leichter, sich hier selbst beim Denken zuzuhören: was geht mir durch den Kopf, was bewegt mich, was beschäftigt mich - fast automatisch führt man Selbstgespräche.

Viel schwerer aber ist der Zugang zum Herzen. Und Kopf und Herz ist zweierlei. Das gilt es sich zuerst bewußt zu machen. Der zweite Schritt ist die Erkenntnis, dass Gefühle entgegen der gängigen Vorurteile etwas Eindeutiges sind. Selbst wenn Gefühle manchmal verworren erscheinen, ähnlich verhuddelt wie ein Knäuel Wolle, das erst wieder ordentlich aufgewickelt werden will. Dann liegt das aber nicht an den Gefühlen, sondern dann liegt das an unserem Umgang damit. Weil wir als Kopffüßler den Draht zu unserem Herzen verloren haben, weil unser Kopf mit manipulierenden Gedanken permanent dazwischen funkt, stehen wir unseren eigenen Gefühlen gegenüber wie einer Spinx.

Dabei sind Gefühle das genaue Gegenteil von Tohuwabohu, Gefühlsdusselei oder Kindeleien. In der Homöopathie, dem Gedankenuniversum, das Welt versucht vom Geist her zu begreifen, repräsentiert der Bergkristall, Silicea, das Gefühl. Klar, eindeutig, streng, durchscheinend, lichtdurchlassend, mit scharfen, glatten Kanten. Für andere Personen oft schwierig zu verstehen. Aber faszinierend, oder? Und irgendwie auch rätselhaft... Zumal echtes Gefühl zu oft mit verdrehtem, unechtem Gefühl verwechselt wird - mit Überschwänglichkeit oder Verniedlichungen wie ständiges Anhängen eines "i"s etwa Rucki-zucki  (statt Rucksack), an dem z.B. ein Bärli oder dergleichen baumelt.

Zurückkehrend zu dem Radiobild anfangs (der Mensch, der in die Stille lauscht) kann man hier wunderbar Parallelen spinnen. Der Habib hat in seiner Jugend nämlich Röhrenempfänger gebaut mit Detektor-Empfang. Ein Kristall dient hierfür als Sendersucher und mit ruhiger Hand tastet man mittels einem spitzen Metalldraht den Kristall ab nach Funk-Frequenzen. Vergleichbar kann man sein Herz abhören. 

Wie in einen Kristall werden unterschiedliche Impulse im Herzen aufgenommen und je nach dem, wo ich mein Stethoskop anlege, empfange ich Impulse, die ich persönlich gerade brauche. Das bedeutet, dass nicht nur das Herz als Empfänger eine große Rolle spielt, sondern gleichfalls meine Umgang damit. Das Herz sagt dir doch bereits alles, was zu tun ist - es ist der Kopf, der dich versucht, dabei zu stören. Und es braucht Strenge und Ernst, Herzensentscheidungen zu treffen.



Eintöpfe sind immer heimelige, unkomplizierte und schlonzige Herbstgerichte. Die Kombi von Kürbis und Mangold (oder Spinat) zählt ja wie Karotte und Erbsen zu einer meiner liebsten Gemüse-Verbindungen. Kann man nie was falsch mit machen. Hier sorgt die Kokosmilch dafür, dass es schön cremig wird und die Gewürze geben einen schönen Dreh - bref: sehr zu empfehlen! Das kocht sich auch gut bei nicht so viel Zeit in der Küche und schmecken tuts obendrein. Diese Pasta kommt wieder auf den Tisch!


Zutaten 2P:


1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
300g Kürbis (m: Butternut)
200g Babyspinat (oder junger Mangold)
100g Feta
Rapsöl zum braten
200g Spaghetti
500ml Gemüsebrühe (evt. etwas mehr)
200ml Kokosmilch  (Alternativ: Sahne) 
1/2 TL Ceylon-Zimt
1 TL Paprikapulver
1/2 TL Pimenton de la vera
1 TL Currypulver
Salz, Pfeffer
30g gehackte Walnüsse


Zubereitung:


Die Zwiebel würfeln und den Knoblauch fein hacken Je nach Sorte den Kürbis schälen (notwenig bei Butternut), Kerne entfernen und in etwa 2cm große Stücke schneiden. Walnüsse rösten.

Babyspinat waschen und trocken schütteln. Feta abtropfen lassen und in Stücke schneiden. Reichlich Rapsöl in einem hohen Topf heiß werden lassen. Die Zwiebeln hinzugeben und glasig braten. Den Knoblauch hinzugeben und mitbraten. Den Kürbis hinzugeben und zwei bis drei Minuten mitbraten. Ebenso die Gewüze bis sie duften. Gemüsebrühe sowie Kokosmilch anschütten. Salzen und Pfeffern. Nun die Pasta hinzugeben. Gut umrühren und schauen, dass sich die Pasta - langsam biegsam - komplett unter die Brühe rühren läßt. 

Alles aufkochen lassen. Dann ohne Deckel für auf geringer Hitze für 15 Minuten köcheln lassen. Regelmäßig umrühren. gegebenenfalls noch etwas Brühe zufügen. Nach etwa 12 Minuten den Feta unterheben.Topf vom Herd nehmen. Den Babyspinat unterheben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Auf Tellern anrichten, mit den gehackten Walnüssen bestreuen und heiß servieren.

Anmerkung m: Veganer lassen einfach den Feta weg...

Quelle: Stern


analoges Leben - Annikas Fenchelsalat

Dienstag, 6. September 2022


Nach einem Vortrag zum Thema *Wie wollen wir leben in Europa*, den ich mir online anschaute, schloß sich eine Podiumsdiskussion an zu der Frage, wie realistisch es ist, das Recht auf analoges Leben einzufordern.

Pfffhhhtsssss... oder? Alleine die Fragestellung *Recht auf analoges Leben* - wie skurril ist das?!? Schließlich gehöre ich selbst zu den Dinos, die genau so aufgewachsen sind. Da gabs den Begriff *analoges Leben* noch nicht einmal - es war das einzige Leben, das wir hatten. Und schwups, auf einmal stecke ich mittendrin in einer Welt, in der dir ohne Smartphone keine Existenz zugebilligt wird. Keine Handynummer - kein Bankkonto. Keine Homepage - keine berufliche Selbstständigkeit. Ob ich will oder nicht, werde ich hineingezwungen in die künstliche Welt.

Und zur Hölle: wirklich nix beschissener, als wenn die Technik - Apparte irgendwie spinnen. Das kostet mich Nerven - ich kann euch das Ausmaß gar nicht beschreiben. Schon bequem - aber halt nur so lange, wie das Dingenskirchen funktioniert. Ich als Technik-Honk makiere das Ende der digitalen Nahrungskette. Komplett ausgeliefert. Und freiraus zugegeben: lieber jäte ich stundenlang Unkraut, ruiniere mir dabei Rücken und Fingernägel, als mich eine Viertelstunde in Technikkram einzudenken. Das macht mir in Sekundenbruchteilen schlechte Laune. Anscheinend ist mein Raumschiff für andere Aufgaben ausgerüstet...

Ey, und wißt ihr was: mir hat vor dem digitalen Zeitalter nix gefehlt. Ich bin - für die seltenen, notwendigen Fälle - sehr gut zurecht gekommen mit Telefonzellen. Oder damit das Telefon vom Flur an einem heillos verzwirbelten Telefonkabel in mein WG-Zimmer zu ziehen. Ja, und der Habib gar, der hat wieder und wieder die endlose, algerische Wüste durchpflügt ganz ohne GPS... mit Hilfe von Sonne, Mond und Sterne. Und mit gesundem Menschenverstand.

Ja, ganz ehrlich gesagt bin ich bereits in dem Alter, in dem mir nur zu bewußt ist, dass jeder sog. Fortschritt immer gleichzeitig einhergeht mit dem Verlust von Fähigkeiten. Tolle Apps wurden mir dieses Jahr vorgeführt. Wanderrouten, die man aufzeichnen kann, Vogelstimmen, die man aufnimmt und auf diese Weise bestimmt, Pflanzen, die man fotographiert und benennt bekommt, Bergnamen, Schmetterlinge uswusf. Tolltolltoll. Aber ist das nicht etwas völlig anderes, wenn man diese Namen - *par coeur* wie der Fränzi so schön sagt - auswendig weiß. Das Kopfwissen und das Herzwissen. "Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“ (Goethe)

Ist ein bißchen so wie bei unserer China-Rundreise: hunderttausend Fotos blieben uns und keinerlei nachhaltigen Erinnerungen. Geistig der gleiche Mehrwert wie ein Hotdog.

Klar, verteufeln darf man die neue Technik nicht - damit würde man sich dem Zeitgeist verweigern. Man muss ja notabene brav realistisch bleiben, um nicht komplett aussortiert zu werden. Aber es fühlt sich an, als würde man zum zweiten Mal aus dem Paradies vertrieben.

 


Ich für meinen Teil weiß genau, auf welcher Seite dieser nun zweigeteilten Welt ich zuhause bin. Lieber gehe ich rückwärts als nach vorne zu stürmen. *Verzicht* heißt eines der Zauberwörter, Verzicht auf die ein oder andere Errungenschaft der neuen Techniken. Man kann nun mal nicht auf allen Hochzeiten tanzen.

Ja, bestimmt sogar muß man sich die *analogen* Momente zunehmend immer bewußter suchen. Nicht ganz so schwierig für all jene, die mitten in der Natur leben.

Wenn ich Heilkräuter sammle und durch die Wiesen streunere etwa - eine Außzeit, die ich dieses Jahr besonders schätze, da die Trockenheit unserer vielfältigen Flora extrem zusetzte. Oder man verbringt Urlaubstage bei uns und kocht Marmelade ein (coucou Mariel und David) oder übt Akkordeon (coucou Anja). Oder aber man verbringt den Sommer auf der Alm (coucou Annika). Von letzterer Annika bekam ich das definitiv schönste Rezept ever (s. Foto) zum Abschied, nachdem ich den Salat bereits habe verkosten dürfen. Mit der Kombi aus Herzhaftem und Obst landet Annikas Fenchelsalat einen echten Volltreffer bei mir: ein anständiges Aromen-Spektakel, das selbst Fenchel-Skeptiker vom Gegenteil überzeugen sollte! Probiert selbst! Winzigkeiten habe ich verändert nach Vorrat und Laune, aber so geht nun mal individuelles Kochen - ihr könnt es mit dem Original abgleichen...

 


Zutaten:

2 kleine Fenchelknollen
1 rote Zwiebel 
Orangenzesten
1 Stück Honigmelone
grüne Oliven (m: mit Knoblauch)
Weintrauben
Thymian
Olivenöl
Apfelessig 
Gemüsebrühe
geröstete Brot-Croûtons
Feta
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette

 

Zubereitung:

Den Fenchel rüsten, halbieren und in feine Streifen schneiden. Ebenso mit der halbierten Zwiebel verfahren und beides zusammen in reichlich Olivenöl auf kleiner Flamme garen - etwa 10 - 15min. Dabei mit Thymian, etwas Gemüsebrühe, Apfelessig und Piment abschmecken. Salzen und pfeffern. Kurz vor Ende die Orangenzesten zufügen.

Trauben je nach Größe halbieren. Melone in Stückchen schneiden. Früchte sowie Oliven unter das gedünstete Gemüse mischen. 

Kurz vor dem Servieren die krachig-gebratenen Brot-Croûtons sowie den in Würfel geschnittenen Feta unterheben. Mit Freude und Genuß verkosten!

 

Hirtenessen: Polenta-Knödel

Freitag, 30. Juli 2021

 

*Sei du selbst*

*Liebe dich selbst*

*Rette dich selbst* 

Klingt toll, aber ich glaube nicht daran - wenngleich man diesen Dreiklang für eine (schöne) Utopie halten kann. Nur die allerwenigsten saugen das *Sei du selbst* mit der Muttermilch auf. Der Start, sprich die Kindheit, geht selten einher mit Aufrichtigkeit, Wertschätzung, Achtsamkeit oder anderer Werte, die eine solche Entwicklung überhaupt möglich machen. Dahingehend bin ich mir deshalb so sicher, weil die Welt sonst aus anderen Menschen bestünde.

Ja, es ist ein offenes Geheimnis, dass ich aus meinem Elternhaus viel aufzuarbeiten hatte. Und aus eigener Erfahrung kann ich deshalb mit Bestimmtheit sagen: mein Habib hat mich gesund geliebt. Erst mit ihm an meiner Seite konnte ich zu mir finden. Und die mich umgebende Natur half und hilft mir mit ihren heilenden Kräften ebenfalls sehr. Bis heute. Alleine hätte ich mich ganz bestimmt nicht an meinem Haaren aus meiner Misere gezogen. Selbst wenn ich noch so sehr gewollt hätte. Für einen solchen Gnadenakt bedarf es mehr.

Nein, niemand kann mir etwas anderes erzählen: keiner ist mehr als das ihn umgebende Umfeld. *Zeige mir, mit wem du gehst, und ich sage dir, wer du bist!* (Goethe). Jeder ist nur ein Teil seines Biotops. Gut, Mitgestalter, das schon, aber eben nicht alleiniger Erschaffer und als Anständiger schon gar nicht Beherrscher.

Zumal wir immer wieder das eklatante Ungleichgewicht verdrängen wollen, das nun mal auf Erden herrscht: es ist SO schnell kaputt gemacht und SO langsam aufgebaut. Oder auch in ein anderes Bild verlegt: man nehme einen Topf voller guter Kräuter und gebe ein einziges giftiges Kraut dazu und die Wirkweise kippt. Hat man aber umgekehrt einen Topf voller giftiger Kräuter und fügt ein heilendes Kraut hinzu, so ändert das rein gar nichts. Konsequent weitergedacht, beherrscht somit das Schadende/ Böse, denn das Heilende/ Gute lässt immer lässt frei. (*Die Liebe herrscht nicht, aber sie bildet und das ist mehr* Goethe).

Das bedeutet selbst für all die Günstlinge, die mit besten Ausgangsbedingungen ins Leben starten, dass es nicht zwangsläufig so weitergeht, denn auch jene bleiben nicht minder abhängig von ihrem Umfeld wie alle anderen. Sie können wohl leichter die Rolle des Rettenden übernehmen - doch nur mit dem passenden Gegenüber, das gerettet werden will. Alles Gute muss jeden Tag aufs Neue geschützt und errungen werden (*Nur wer immer strebend sich bemüht...*)

Wer darauf baut, dass es die Gesellschaft ist, die ihn der Not auffängt, der fährt auch Auto ohne je in den Rückspiegel zu schauen:

*Siehst du, das entzieht einem den Grund und den Boden, so dass man nicht mehr weiß, wo man anfangen soll, das macht einen verzweifelt. Das zerbricht einem jeden Gedanken an Gerechtigkeit und Kultur und Menschheit und wie all das Gerede noch heißt, das sie uns eingetrichter haben. Wenn so etwas wie (dieser) Krieg bewußt möglich ist, dann ist alles andere Attrappe. Wie sollen wir mit dieser Erkenntnis in einer Welt, die der Phrase und Pose bedarf, existieren können?* (E.M. Remarque *Im Westen nichts Neues*).

Aber vielleicht muss man zumindest viel gereist sein, um Kultur als künstlichen Kitt einer Gesellschaft zu entlarven. Für alle tiefe Erkenntnis reicht keine Theorie, sondern bedarf es stets der eigenen Erfahrung. Auch kann man diese nachfolgenden Gedanken niemand erklären, jeder kann den Gehalt dieser Aussage nur in sich selbst fühlen:

*Die Natur ist Quelle des Glücks, des echten Glücks, das bezaubert und beruhigt. Sie stellt unsere tiefe Wahrheit dar, unsere Geschichte, unsere Erinnerung. Sie ist das, was wir vor allem sind, weil sich unser Bewusstsein zusammen mit diesem Sonnensystem entfaltet hat* (Christian Signol *Das wahre Glück des Lebens*).

 


 

Wunderts also jemanden, dass mich Susannes Rezeptebeschreibung direkt triggert, wenn sie erklärend dazu schreibt, dass dieses Gericht traditionell von rumänischen Hirten des Balkan gegessen wurde? Schon um mich geschehen. Ich musste direkt nachkochen. Dabei habe ich ganz den Knödeln die Hauptrolle überlassen und die zarte Kohlrabi hielt ihnen nur brav den Steigbügel zur vollen Aufmerksamkeit.


Zubereitung 8 Stück/ 2-3P:

15 g Butter
150 g Polenta (keine Instant-Polenta/ vorgekochte Polenta)
Salz
1-2 TL Thymian-Blättchen
Piment d'Espelette
125 g Schafs-Feta
Olivenöl

1 größere Kohlrabi
1 Stich Butter
Noilly Prat
1 Bund Schnittlauch
50g Crème fraîche
Salz, Pfeffer
etwas Zitronensaft 

Zubereitung:

Für die Knödel 700 ml Wasser mit der Butter und 1/2 TL Salz sowie Thymian und Piment aufkochen. Den Maisgrieß unter Rühren einstreuen und alles unter Rühren bei schwacher Hitze ausquellen lassen. Die Polenta ganz auskühlen lassen. 

Ofen auf 180°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Ein Blech mit Backpapier auslegen.

Den Käse in kleine Würfel schneiden. Die Hände anfeuchten, je 2 EL der abgekühlten Polenta zwischen den Handflächen flach drücken, etwas Käse hineingeben, dann zu Bällchen rollen und auf das Blech legen. Bällchen mit etwas Olivenöl beträufeln und im heißen Ofen knapp 10 min warm backen. 

Parallel die Kohlrabi schälen und stiften. Die Kohlrabi in Butter al dente anbraten, ohne dass sie dabei Farbe annehmen. Salzen, pfeffern und mit einem guten Schuß Noilly ablöschen. Deckel kurz auflegen und den Kohlrabi zart dünsten - dabei aber nicht übergaren (also nur kurz). Die Crème unterziehen, mit Zitronensaft abschmecken, Schnittlauchröllchen bestreuen und zusammen mit den Knödel servieren.

*Anmerkung m: uns haben pro Person 3 Knödel satt gemacht/ ich empfehle, die Polenta wirklich gut auskühlen zu lassen, sonst neigen die Knödel dazu im Ofen aufzureißen (was allerdings nur ein Schönheitsproblem wäre)

Quelle: Susanne aka Magentratzerl


Anmerkung m: mit herzlichen Dank an meine Leserinnen, die mir diese beiden mich inspirierenden Bücher zukommen haben lassen. Zum einen an Kerstin, zum anderen bräuchte ich Hilfe: da ich Christian Signol eingeschweißt ließ, versäumte ich, direkt den Namen einzutragen - also falls du mitliest: melde dich bitte!







meine Zunft: Veggie - Lahmacun

Freitag, 23. April 2021


Sich selbst gegenüber ist man geschlagen von einer veritablen Betriebsblindheit. Aber mir ist gerade etwas über mich klar geworden: ich stand schon immer am Rand. 

Drängte mich meine Familie unfreiwillig in die Außenseiterrolle, so wählte ich diese Position später mit Absicht. Die Zeit im Handwerk, dann die Jahre, in denen ich am Theater als Bühnenplastikerin gearbeitet habe und später mein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie, machten mir bewußt, dass ich unter jenen meinen Platz gefunden hatte. So habe ich die direkte Sprache der Handwerker schätzen gelernt, bei denen ohne jeden Knoten  Scheiße *Scheiße* heißt, ebenso wie ich mich im chaotisch-bunten-unangepassten Kosmos der Künstler wohl fühlte - denn er schenkt mir Raum für Selbstbestimmung. Für diese gewonnene Freiheit verzichte ich gerne auf das mollige Gefühl, in der Masse untertauchen zu können. Ich habe kapiert, dass es die kleine Gruppe gibt, denen Freiheit alles bedeutet, und die andere, größere, die nichts mehr scheut als Selbstverantwortung und deshalb sehnlichst nach Vorgaben aller Art ruft (s. dazu Dostojewskis *Der Großinsquisitor*).

Ja, tatsächlich war das einer der Gründe, wieso ich mich so jung habe tätowieren lassen: wenn mich wegen ein bißchen Farbe euer bürgerliche Maßstab der Äußerlichkeiten verurteilt, dann sortiert ihr euch von alleine aus - dann brauche ich euch nicht! (In der Jugend besteht die Welt ja voller Sätze mit Ausrufezeichen, die Fragezeichen kommen erst mit dem Alter hinzu). Hey, und damals galt ein Tattoo noch als richtiges Statment, man mischte sich unter Matrosen, Knaxis und die Outlaws - nicht wie heute, wo jeder Assi und Fußballspieler zugetackert ist. Dass sich die Geschichte mal so drehen würde, wer hätte das damals für möglich gehalten?!

Naja, und gegen die hochgehaltene Fassade meines Sparkassen-Vaters konnte ich nebenbei auch hervorragend rebellieren, die ganz den deutschen Konformismus repräsentierte, das unausgelöschte, still weiterlebende Erbe des dritten Reichs. Vielleicht hat es der Mainstream in Deutschland deshalb so leicht. Vielleicht weil man es ja bereits von der Schule kennt: Musterschüler spült es leichter nach oben. Als Jugendliche habe ich darüber gekotzt, dass in Deutschland Frauen ab einem gewissen Alter alle im gleichen Einheitslook unterwegs waren mit Nylonstrümpfen und der Standart-Oma-Dauerwelle auf dem Kopf!

Nun lebe ich - wie vor vielen Jahren so lustig ein Paketzusteller meinte - am Ende der Welt in einem kleinen, französischen Dorf (wieder an dessen Rand) in Beziehung mit einem Mann, der deutlich älter ist, und wir pfeifen dabei auf die für andere so wichtigen Konventionen. Wer sich nicht einfühlen kann, dem empfehle ich einen konsequenten Alkohol-Verzicht für wenigstens 1-2 Jahre: auf diese Weise wird von ganz allein gelehrt, wie leicht einem ohne jedes Verschulden der Platz als Gast am Zaun zugeteilt wird...

 *Ermangelung ist Weisheit* erklärt der Masai-Stammesälteste in *Down to earth* (einen Film, den ich nicht oft genug empfehlen kann). Wie recht er hat! So wurde mir erst mit dem vergangengen Jahr bewußt, WIE sehr ich mich der Guilde der Künstler zugehörig fühle (und gärtnern, kochen, fotographieren und schreiben ist nur ein kleines Ventil - irgendwann, das weiß ich, werde ich in der Bildhauerei wieder Zuflucht nehmen). Wir Künstler kommen damit zurecht, dass andere anders sind. Wir leben ganz selbstverständlich in einer heterogenen Gesellschaft (das inspiriert!), aber versuchen mit unserer Tätigkeit unseren friedlichen Teil zum Ganzen, zum Miteinander beizutragen: die Nahrung fürs Gemüt  (#Pazifismus, #Non, je ne suis pas Charlie, #für Kunst, die dem Schönen, Wahren, Guten verpflichtet ist)! 

Dafür braucht es einen gewissen Abstand zu dem Großteil der Bevölkerung, denn nur aus der Distanz läßt sich gut beobachten. Ich staune gerade selbst über mich, wie sehr mich die Flashmobs berühren - es gibt sie noch, die anderen, meine kleine Zunft. *Danser encore* flattert weiter und weiter: in den Gare de l'Est von Paris (vorangesellt der Satz: *la peur de la mort n'empêche pas de mourir mais elle empêche de vivre!*), nach La Chapelle en Vercors (ein Steinwurf von uns entfernt, und  wißt ihr, wen ich dort entdeckt habe? Den Vater von meinem Birk!), nach Zürich, Brüssel, Berlin, Freiburg, Bologne, Barcelona... Das Herz geht mir auf, wenn ich die Menschen singen und tanzen sehe! *Man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst!* (Goethe)

Wie untrennbar Gesellschaft, Kunst und Kultur zusammengehören gilt es aktuell ganz neu zu denken und sich vorzustellen anhand einer Holzskulptur, die sich im Museum Jekaterinburg befindet: sie wurde als älteste, menschliche Holzskulptur von Wissenschaftlern nun auf ein Alter von sagenumwobene (!) 12 000 Jahre datiert - was unser Bild einer Gemeinschaft aus Jägern und Sammlern revolutionieren muss! Tja, wer Kunst und Kultur nicht entsprechend wertzuschätzen vermag, der hat nicht nur vom Menschsein nichts verstanden, sondern der darf sich geistig noch nicht mal zu den Neandertalern ans Feuer setzen!

 


Lahmacun wird klassisch mit Hack gemacht - ich habe bereits hier mal eine vegane Version vorgestellt. Nun biete ich euch eine weitere, vegetarische Variante an.


Zutaten 2-4P:

Vorteig:
75g Einkorn-Vollkorn
75g Wasser
1g Hefe

Hauptteig:
175g Mehl (m:T65)
90-100ml Wasser (m: davon ein Schuß Milch)
1/2 TL Salz
7g Hefe
1 EL Öl 

400g Blumenkohl
Thymian
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
1 Stange Lauch
3 Pilze
100ml Ofentomaten
2 EL Tomatenmark
1 TL Harissa
2 EL Tamari
1 Zweig Rosmarin, fein gehackt
2 TL Oregano

Belag:
Feta
Paprika, gewürfelt
grüner Salat
Zwiebelringe

Joghurtsauce:
Minze, fein gehackt
Knoblauchzehen, fein gehackt
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette

 


 

Zubereitung:

Vorteig am Abend zuvor ansetzen: Zutaten vermengen, Teig bei Raumtemperatur etwa eine halbe Stunde anspringen lassen, dann abgedeckt in den Kühlschrank stellen.

Dann alle Zutaten für den Hauptteig vermengen, ins warme Stellen, abdecken und aufgehen lasen, bis er sich sein Volumen verdoppelt hat (dauert etwa 1 Stunde).

Parallel den Belag zubereiten. Ofen auf 220° vorheizen - direkt mit Pizzastein. Blumenkohl im Hexler kleiner schreddern (nicht zu muß, soll stückig sein), in eine ofenfeste Form geben, mit 1-2EL Olivenöl und Thymian vermengen und im Ofen rösten, bis er Röstaromen angenommen hat (dauert etwa 15min - zwischendrin wenden). 

Für die Sauce Gemüse putzen und klein würfeln. Zuerst die Schalotte in Olivenöl andünsten, dann Knofi zugeben und Lauch und Pilze und weitere 5min mitbraten. Ofentomaten, Tomatenmark, Gewürze und den Ofen-Blumenkohl unterrühren und bei kleiner Hitze ca. 5min köcheln lassen. Salzen, pfeffern, würzig abschmecken mit Harissa und Tamari.

Den Teig vierteln und daraus vier dünne Fladen ausrollen. Die Sauce auf die vier Fladen verteilen und je zwei hintereinander auf dem heißen Pizzastein backen.

Währenddessen die Joghurt-Sauce zusammenrühren und den Belag richten

Zum Servieren mit zerkrümmelten Feta, in Streifen geschnittenen Salat, Zwiebelringe und Paprika-Würfel belegen.

*Anmerkung m: als Variante kann man die Fladen noch dünner als Flammkuchen wellen und backen, so dass man sie zum essen Wickeln kann wie ein Yufka. 

 


Bal kabakli gül böreği - Börek-Rosen mit Kürbis-Walnuss-Füllung

Dienstag, 12. Januar 2021


In Südfrankreich befinden wir uns inmitten eines Ausbruchs einer kleinen Eiszeit. Zumindest fühlt es sich so an. Seit Weihnachten klettern die Temperaturen selbst tagsüber selten über Null. Der Himmel zeigt sich in eben jenem momoton-grau-bleiernen Anstrich, der die Bewohner eines kleinen gallischen Dorfs einst veranlasste zu befürchten, er könne jederzeit auf sie hinabstürzen. Und um sich gegen die feuchte Kälte zu wappnen, benötigt man grob geschätzt eine Tonne an Klamotten, in denen man sich nur bewegen kann wie eines dieser beknackten Teletubbies. Der zusätzliche Mundschutz, die dauer-beschlagende Brille, die triefende Nase, drei Monate kaum Geselligkeit - es ist zum aus der Haut fahren. 

Obendrein erneut verschärfte Beschränkungen... Ich komme mir vor wie ein zu eng geschnürtes Paket, das zu platzen droht. Ganz so, als hätte ich über Nacht mehrere Kleidergrößen zugenommen und nun presst mich alles ein, was ich mir über den Kopf oder Hintern ziehe: alles zwickt, kneift und passt nicht. Von allen Seiten werde ich gedeckelt.

Am liebsten würde ich einen Schrei lassen, mich mit gestreckter Faust ein Mal im Kreis drehen und alles niederbügeln, was mir zu nahe kommt. Ein Befreiungsschlag gegen diesen beißenden Zwinger, der mich umkreist und mir die Zähne zeigt. Ich kann es nicht leiden, wenn man versucht, mich klein zu halten - das hatte ich ausreichend im Elternhaus!

Warum ist nicht wenigstens Beamen schon erfunden?! Eine kleine Auszeit von dem Mist nehmen, mal wieder durchatmen - das würde schon Erleichterung veschaffen. Und zwar - wütend mit den Füßen aufstampfend -  JETZT SOFORT! Ich habe die Nase voll! Selbst die Zeit hat eine eigenartige Kaugummi-artige Konsistenz - die Tage fließen zäh und schwer trennbar ineinander über...

 

 

Ja, Zwergenaufstand, ich weiß. Aber so mache ich mir wenigstens mal etwas Luft. Das ist schließlich schon ein Nadelöhr, durch das die Menschheit gerade gedrückt wird. Wie bedeutungslos aber sind individuelle Befindlichkeiten in Anbetracht geschichtlicher Abläufe, denen man nur staunend (fassungslos) hospitieren kann?! Trotzdem freue ich mich sehr darauf, wenn endlich ein Silberstreifen am Horizont zu sehen ist, der das Ende markiert. Der fehlt mir als hoffnungsstiftendes Licht enorm!

Ich schaue aus dem Fenster bis auf die verhangende Spitze des Troi Becs, jenen Berg, der unsere Tal und damit unseren Panoramablick begrenzt. Gott sei Dank habe ich diese Weite um mich, die schon vieles relativiert. Gott sei Dank ist mein Habibi die erste Wahl von Habibi! Gott sei Dank kann ich uns wenigstens was Feines kochen. Sonst könnte ich Vogelstrauß-Anfälle schwer unterdrücken.

Heute habe ich uns kleine Päckchen gewickelt - um wieder an oben anzuknüpfen. Börek zählt bekanntermaßen zu einem Lieblingsgericht. Börek kennt man in Zigarrenform, als Schneckchen oder als Spirale. Diese türkische Technik eine Füllung mit Teig zu ummanteln finde ich eine besonders hübsche - unten habe ich euch zu einem Youtube-Film verlinkt, der das sehr schön veranschaulicht. Man kann sie einzeln in der Muffinsform backen (prima für Vorspeisenteller) oder nebeneinander in einer dicht schließenden Form! Knuspernder, stimmungsaufhellender Genuss!


Zutaten 2P:

6 Filo-Blätter (Yufka/ Brick-Teig)
250g Kürbis, grob geraspelt
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
2 EL Petersilie, fein gehackt
2 EL Walnüsse, geröstet, gehackt
120g Schafkäse (Feta/ m: Ziegenkäse und ein Rest Bergkäse)
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
Olivenöl

100g Joghurt (m: Schafsjoghurt)
80ml Milch
25ml Öl  (m: Sonnenblumenöl)
2 TL Mehl
Salz, Pfeffer

flüssige Butter zum Bepinseln

Zubereitung:

Für die Füllung Schalotte und Knoblauch fein würfeln.  In etwas Olivenöl glasig dünsten, geriebenen Kürbis dazu und kurz ebenfalls mitbraten, bis er leicht zusammenfällt. Petersilie untermischen. Würzen und etwas abkühlen lassen. Zusammen mit Walnüsse und Käse in einer Schüssel vermischen.   Joghurt, Öl, Milch und Mehl klümpchenfrei miteinander vermengen, salzen und pfeffern.
Die Yufkablättern ausbreiten - je nach Größe zuschneiden. Ich habe meine rechteckigen Brick-Blätter schräg (nicht genau diagnola) halbiert, so dass ich ein sehr unregelmäßiges Fünfeck erhielt. Große runde Yufkablätter viertelt man - aber das wird euch klar, wenn ihr das unten verlinkte Filmchen anschaut..  
Ein Dreieck auf der Arbeitsfläche ausbreiten und mithilfe eines Pinsels etwas Butter auf ein Dreieck streichen. Mit Zeigefinger und Daumen die Mitte des Teigdreicks leicht anheben und nach rechts verdrehen, um auf diese Weise einen Wirbel zu bekommen. Mitte wie umliegender Teig mit dem Joghurtgemisch besprenkeln. In das Zentrum des Wirbels 1 Esslöffel der Füllung platzieren. Die Seiten des Yufkablattes über die Füllung schlagen. In eine gebutterte Gratinform setzen und das 11 mal wiederholen bis die Form voll ist.  In die Zwischenräume (falls vorhanden) das restliche Joghurt-Gemisch verteilen. Alle Röschen mit Butter bepinseln..  
Im vorgeheizten Backofen bei 190 °C Ober-, Unterhitze ca. 35 Minuten backen.
*Anmerkung m: im Outback bekomme ich nicht den besten Yufka-Teig. Würde ich in der Stadt leben, würde ich ihn mir möglicherweise beim Türken besorgen. Meine Brickblätter waren schon relativ trocken und rissen sehr leicht. Die Röschen funktionieren trotzdem - sie werden nur nicht ganz so perfekt. Bei uns gabs einen großen Salat dazu.
 
 
 

Wild thing: Rotes Shakshuka à la Rührei

Freitag, 30. Oktober 2020

 

*Die Welt geiht ünner* mieme ich die Marret Feddersen aus Dörte Hansens *Mittagsstunde* nach. Wir grinsen dann: die  Zeugen Jehovas wußtens vorher. Zeichen finden sich überall! Man muß nur hingucken. Hast du den Hammer in der Hand, ist die Welt voller Nägel! Beweise einer das Gegenteil!

Ganz mit Erich Kästner *Humor ist der Regenschirm der Weisen* - irgendwohin muss man sich doch retten! Es konnten halt noch nie alle gleichzeitig über das Gleiche lachen! Aber dann würde es ja wohl auch ein büschen eng unterm Schirm...

Kinners, was bin ich froh, dass ich alt bin, was ich alt bin. Mein Credo ist ja schon immer: Kein Jahr zurück! Und mit all jenen, die ausgerechnet 2020 in ihrer Sturm und Drang-Periode zu stecken, wollte ich wirklich nicht tauschen. Da will man mit allen Pferdestärken, die einem zur Verfügung stehen, ins Leben stürmen, und überall blockiert die Handbremse. Wie in allen Elternhäusern, in denen nicht Vertrauen sondern Kontrolle und Druck herrschen, glich meine Abnabelung einem Kettenhund, der von der Leine gelassen wird. Ich habe ordentlich über die Strenge geschlagen. Und wo kann man in unserer durchorganisierten Welt noch richtig toben? Richtig! Nachts!

In der Nacht gelten andere Regeln. Nicht die der Vernunft, und keine, die die durchstrukturierte Welt tagsüber von uns einfordert, in der alle funktionieren müssen. Oh, was habe ich es geliebt, die Nacht zum Tag zu machen. Das schien mir das *echtere* Leben, das der Begegnungen, des Moments, in dem *alles passieren kann*, wenn der Alk die Fassade überall bröckeln ließ. Was haben wir wild gefeiert! Ich erinnere mich, wie meine Freundin und ich nachts auf dem Heimweg superstrulzki mit dem Fahrrad zusammenstießen, runterhagelten und uns kaputt lachten. Bis uns eine Taschenlampe ins Gesicht schien und eine väterliche Stimme meinte: *Aber der Reschd wird gschobe!* Ein Polizist! Aber einer von den Freunden und Helfern! Ach, Vorteil: Kleinstadt! Sie gesteht den Jugendsünden etwas Raum zu!

Plus all die Festivals, WG-Partys, die so voll waren, dass keiner mehr raus noch rein kam... Unbändige Neugier auf das Leben, unstillbare Lust am Ausprobieren, viel Scheitern, großer Katzenjammer. Nicht, dass man das SO nochmals bräuchte. Also ich nicht. Aber dass den Rackern gerade ein komplettes Zeitfenster ausgeixt wird - das ist schon hart. Manches kommt ja so nie wieder, wie etwa die Abi-Feier (und dafür, dass ich nicht gerne in die Schule ging, hatte ich mich bei der bombig amüsiert) oder die Erst-Semester-Fete oderoder...

Besonders das Tanzen brachte mir riesig Spaß. Das waren die besten Nächte: die, in denen ich durchtanzte. Ich gehöre ja der Generation an, als Raves zum neuen, heißen Scheiß erklärt wurden. Nicht zwingend meines: da gibts richtig miese Beats drunter. Gerade (!) in der Kleinstadt! Umso mehr musste gefeiert werden, wenn die Mucke passte! Gerne habe ich auch für mich alleine im WG-Zimmer getanzt. Mir das Leben schön getanzt, mich mir selbst schön getanzt! Das funktioniert auch toute seule. Ben, keine ganze Nacht. Aber was will man machen? Bleibt ja gerade nur die Bill Clinton-Trockenübung: nicht inhalieren - nur dran nuckeln.

Sehr vermutlich liest aber meine *I-feel-you-Zielgruppe* hier gar nicht mit. Man weiß es nicht. Meinerzeits galt noch für WG-Partys: Die Langeweiler stehen immer in der Küche! Alleine mit dem Jugendtrend zur veganen Ernährung sieht das bei der heutigen Jugend vielleicht anders aus. Außerdem waren noch zu keiner Zeit alle Jugendlichen die gleichen wilden Füllen. Manche brauchen diese Phase gar nicht. Der größte Unterschied macht jedoch bestimmt aus, dass es 2020 künstliche, virtuelle Räume gibt, um sich zu treffen. In meiner Begrifflichkeit funktionieren die jedoch bestenfalls wie eine Prothese und sind definitiv kein Ersatz für das echte Leben...

 


Klar, ist Partymachen ein Nonsense-Privileg - das wird einem vor allem im Nachhinein bewußt. Und logo kann man den Kopf schütteln und denken: Tssss, sonst keine Probleme?! Aber sind wir nicht gerade alle beschwerter als sonst - mit großen oder eben auch kleinen Sorgen.

Umso wichtiger finde ich es, momentan besonders freundlich mit sich selbst umzugehen. Mein Vorschlag zur jugendlichen Überbrückungshilfe lautet also, Musik einzuwerfen, die die Hüfte wackeln lässt. Tanz vor dem Spiegel, mache dir selbst schöne Augen, Hauptsache: Gute Laune, Hase! Und dabei gerne nach rechts und links schauen. Die anderen können gleichfalls etwas Zusatzflausch gebrauchen. Ein Lächeln, ein freundlicher Blick, oft reicht das schon aus: wie wohl solche Kleinigkeiten tun - ganz besonders in rauen Zeiten!!

Zum Kochen höre ich eigentlich nie Musik. Aber gerne manchmal zum Putzen. Da mache ich durchaus zwischendrin eine Tanzunterbrechung. Wenn Donna läuft beispielsweise, dann fange ich automatisch an zu zappeln. Danach fühle ich mich gleich besser. Genau wie nach einem guten Essen. Danach müßte sich doch jeder wohlfühlen.

Zu dem ganzen Chaos, in das unsere sog. Normalität gestürzt wurde, scheint das arabische Durcheinander in der Pfanne wie gemacht. Shakshuka-Rezepte kann man nicht genug haben, denn es schmeckt immer, ist schnell gemacht und benötigt wenig Geschirr. Das ist bereits meine dritte Version, die zweite von Ottolenghi und diese stammt aus seinem Buch *Palästina* (coucou Sandra :). Essentiell ist, dass die Stockzeit des Rühreis stimmt - und das tut sie. Mit den sonstigen Mengenangaben darf man ruhig spielerisch umgehen. Kann also gar nichts schief gehen.


Zutaten 2P:

45g Feta (m: etwas mehr)
1 EL Petersilie
1/2 TL Chiliflocken
75ml Olivenöl 
1 1/2 TL Koriander, leicht geröstet, grob gemörsert
1 Zwiebeln, in dünne Ringe geschnitten
1 rote Paprika, entkernt und in 1cm breite Streifen geschnitten
3 Knoblauchzehen, zerdrückt
1/2 TL Kreuzkümmel, leicht geröstet, grob gemörsert
1 TL Tomatenmark
1/4 TL Paprika-Pulver
5-6 Tomaten, grob gehackt (500g)
75g Kirschtomaten
2 TL Shatta*
4 Eier, leicht verqurilt
Salz, Pfeffer

Zubereitung:

Drei EL des Olivenöls mit zerbröckeltem Feta, der Petersilie, den Chiliflocken und einem 1/2 TL Koriander mischen - und zur Seite stellen.

In dem restlichen Olivenöl (= 2 EL) ein einer Pfanne, die man mit einem Deckel abdecken kann, die Zwiebel anschwitzen bis sie glasig ist und leicht Farbe angenommen hat. Dann Paprika zufügen, ca. 5min weitergaren, dann Knofi, Kreuzkümmel, Tomantenmark, Paprikapulver und den restlichen Koriander untermischen. Sobald die Gewürze ihr Aroma verströmen, Tomaten, Kirschtomaten, Shatta (oder Harissa) sowie 80ml Wasser beigeben. Salzen, pfeffern und bei mittlerer Hitze etwa eine viertel Stunde sanft köcheln lassen, bis die Sauce sämig eingedickt ist.

Die Eier ebenfalls salzen und pfeffern, gut verquirlen. Vorsichtig in die Tomatensauce gießen, die Pfanne mit Gefühl schwenken und auf diese Weise die Eier nur grob unterziehen. Die Hitze etwas reduzieren, den Deckel auflegen und alles in 4 Minuten stocken lassen. 

Zusammen mit dem gewürzten Feta servieren.

Quelle: Palästina

 

le dernier moment...

Winterfutter: Socca mit Ofen-Fenchel

Sonntag, 2. Februar 2020


Es sind die kleinen Geschichten nebenher, die manchmal erfreuen können. Schon allein Infrastruktur bedingt laufen wir öfters durch Baumärkte beziehungsweise Gartencenter. *Schau mal* lenkte ich die Augen des Habibs auf eine leere Palette, *die Sonnenblumenkerne sind schon wieder ausverkauft.*

Nicht nur den Winter durch füttern wir die Vögel. Aber momentan fressen uns die kleinen Racker einen 15 Kilo-Sack in drei Wochen weg. Und der kostet round about 20 Euro. Das ist nicht gerade Klimpergeld. Trotzdem scheint es hier auf dem Land noch genügend andere zu geben, die bereit sind, für ein paar Piemätze in den Geldbeutel zu langen.

Es ist ja bereits einige Jahre her, dass wir die kalte Jahreszeit zuhause verbrachten. Aber auffallend ist, dass wir zuletzt eine große Vielfalt an Vögeln an unserem Futterhäuschen versammeln konnten und dabei drumherum auch einiges zu Gesicht bekamen: Gartenbraunelle, viele Buchfinken, viele Grünfinken, jede Menge Distelfinken, Baumläufer, Zaunkönig, Rotkehlchen, Mönchgrasmücke, Zeisig, mal ein Gimpel, mal ein Bergfink, mal ein Kernbeißer, Kleiber, Spechte, mal eine Tannenmeise, mal eine Schwanzmeise. Manche etwas seltener, andere etwas häufiger. Doch jetzt sind es quasi nur noch Kohlmeisen und Blaumeisen. Gerade Stiglitze fielen sonst als ganze Kohorden mit viel Krawumms ein - sie fehlen richtig, die bunten Unruhestifter... Wo sollen sie sich versteckt haben, wenn nicht in den Inseln der naturgeschützten Parks?

Die Ganzjahresfütterung wird übrigens durchaus kontrovers diskutiert - fest steht allerdings, dass sie leider dem Vogelschwund nicht entgegenwirken kann. Schön wärs schon gewesen...


Als Selbstfütterung gab es ein klassisches, südfranzösisches Essen, das sich prima anbietet als Unterbrechung zu den überwiegenden Kohl-Gerichten: Kichererbsen-Pfannkuchen in einer besseren - weil saftigeren - Variante wie dieser von Ottolenghi vor vielen Jahren. Die Zubereitungsweise habe ich allerdings weitest gehend beibehalten, da sie sich als praktisch erwies, wenn der Ofen gerade besetzt ist.

Zutaten 2P:

120g Kichererbsenmehl
200- 220ml Wasser
Salz
2 TL grüne Tapenade
1 EL Rosmarin, fein gehackt
1 Eiweiß, steif geschlafen

2 Fenchelknollen (ca. 500g)
2 Schalotten
2 Knoblauchzehen
1 Orange
1 TL Thymian, getrocknet
1 TL Honig
Noilly Prat
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
100g Feta
2 EL Olivenöl
ca. 12 Oliven

Zubereitung:

Kichererbsenmehl mit Wasser vermengen und eine halbe Stunde quellen lassen.

Die Fenchelknollen halbieren, vom Strunk befreien und gegebenenfalls holzige Stellen der äußeren Blätter entfernen. Dann die Fenchelknollen vierteln und in feine Streifen schneiden. Schalotten ebenfalls halbieren und fein schneiden, Knoblauchzehen vom Trieb befreien und fein würfeln. Die Orange schälen und filetieren. Alle Zutaten - außer Oliven und Feta - miteinander vermengen, würzen und in eine Gratinform füllen - ca. 25min bei 190° im heißen Ofen backen.

Oliven und Feta letzten die 5min  darüber verteilen und mitbacken.

Parallel in den Socca-Teig die Tapenade, den Rosmarin und das Salz untermischen und das steif geschlagene Eiweiß unterheben.

Ein Backblech mit Backpapier auslegen, mit etwas Öl bestreichen. Eine kleine antihaftbeschichtete Pfanne mit einer Grundfläche von etwa 14cm Durchmesser mit sehr wenig Öl auspinseln. Bei mittel bis heißer Temperatur den Soccateig mit Hilfe einer Schöpfkelle in die Pfanne geben - der Pfannkuchen sollte ca. 5mm dick sein. Wenn Luftbläschen an der Oberfläche erscheinen, dann ist die Unterseite gestockt. Die Ränder lösen, dann den Pfannkuchen vorsichtig anheben und umdrehen und fertig backen. Danach auf das vorbereitete Backblech legen. Mit dem restlichen Teig ebenso verfahren, bis aller Teig verbraucht ist. Wenn die Pfannkuchen fertig gebacken sind, alle zusammen 5 Minuten im Ofen erhitzen.

Socca mit dem Ofenfenchel servieren.


weitere gute Ideen, um übriges Eiweiß zu verwerten:



DER DIE DAS Börek

Samstag, 19. Oktober 2019


Eine Leserin kommentierte mal, dass die Zeit der Blog-Buster, also all solcher Rezepte, die von Blog zu Blog springen und von allen der Reihe nach für super befunden wurden, vorüber ist. Ja, früher war die deutschsprachige Foodblogszene irgendwie ein kleiner, übersichtlicher Damentennisverein (in dem auch Männer Willkommen waren). Man kannte sich, man wußte um die kulinarischen Vorlieben, man wußte, beim wem man für sich fündig wurde. Heute reden wir von einer gefühlten Kleinstadt, bei der man längst den Überblick, aber damit auch das Interesse aneinander verloren hat.

Früher registrierten sowohl Blogger als auch Leser sofort, wenn ein Foodie betonte, dass dies oder jenes Gericht rasend lecker war. Es wurde umgehend nachgekocht oder nachgebacken. Bei solchen Sensationen wollte schließlich keiner lediglich Zaungast bleiben. Allerdings wurde auch nicht in schönster Jamie-Oliver-Manier einfach ALLES als das weltbeste Rezept EVER beworben, sondern lediglich genau dann, wenn es WIRKLICH so war. Oder habe ich gerade einen nostalgischen Flash-Back und zeichne die Vergangenheit rosarot? Jedenfalls ist mir schon ewig (!) kein Blog-Buster mehr aufgefallen (falls ich nur blind bin: ich bitte um sachdienliche Hinweise...). Oder - so schwant es mir gerade - das läuft halt jetzt über Insta und deshalb bekomme ich nix mit?! Dann habe ich Pech gehabt...

Für dieses Rezept hatte ich noch überlegt, ob ich es mit Blog-Buster übertitle, aber ich habe das Rezept ja nicht von einem anderen Blog aufgegriffen. Also ist es streng genommen kein Blog-Buster. Schon gar keiner, der bereits in Serie ging. Aber um es kurz zu machen: ich bin hin und weg. Diese krachige Kruste, dieses zarte Nudelstrudelartige samt Gemüse im Gratin... Ich werde mich ganz bestimmt nicht mehr in diesem Leben nach einer anderen Börek-Zubereitungsweise umschauen. Ich bin ja so völlig aus dem Häuschen, dass ich den, die oder das Börek schon zwei Mal auf den Tisch brachte. Ein Mal in der ursprünglichen Zucchini-Version und ein Mal mit Kürbis. Ein Mal mit begleitendem Tomaten-Salat und ein Mal mit Rote-Bete-Salat. 


Alors, ihr wollt einen Börek zubereiten, der euch aus den kulinarischen Schlappen schmeißt vor Begeisterung, bitte schön: hier ist das Rezept - obendrein ganz simpel in der Machart! Und wer jetzt bei der lediglichen Erwähnung von *Blog-Buster* nicht aufhorcht, tja, der ist selbst schuld, wenn ihm etwas entgeht...

Zutaten 2P:

6 Blätter Filo- oder Yufkateig (oder auch Brick-Teig)
500g Zucchini (oder 400g Kürbis)*
2 Knoblauchzehen
Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer
2-3 EL Petersilie, fein gehackt
Olivenöl
150g Feta (oder Ziegenfrischkäse)
150g griech. Joghurt (m: Ziege)
50ml Milch
20ml Sonnenblumenöl
1 Ei



Zubereitung:

Zucchini grob raspeln (oder Kürbis). Die Raspeln zusammen mit dem fein gehackten Knoblauch in etwas Zucchini kurz in Öl dünsten (ca. 3-4min) - sprich: Zucchini kurz zusammenfallen lassen. Salzen, pfeffern und die fein gehackte Petersilie untermischen. Feta (oder Ziegenfrischkäse) fein darüber bröckeln und ebenfalls untermischen.

Ofen auf 180° (Umluft) vorheizen. Gratinform ölen.

Zwei Geschirrhandtücher zur Hand nehmen. Eines davon nass machen und auswringen. Auf einer Arbeitsfläche ausbreiten, das trockene darüber leben. Milch mit etwas Sonnenblumenöl mischen. Ein Filoblatt glatt ausbreiten. Mit der Milch-Öl-Mischung bepinseln. Auf der unteren, kurzen Seite eine Rolle Zucchini-Masse verteilen, Seitenränder einschlagen und mit Hilfe des trockenen Handtuchs wie ein Strudel aufrollen (geht, wenn der Anfang erst gemacht ist, dann weiter auch gut von Hand). Dann zu einer Schnecke aufrollen (nicht schlimm, wenn die irgendwo - ausversehen - reißen sollte) und in die Form setzen. Ingesamt 6 Schnecken formen.

Sowohl Joghurt, Milch, Sonnenblumenöl als auch das Ei miteinander verquirlen. Salzen und pfeffern. Über die Schneckchen gießen und im Ofen ca. 45min backen.

*Anmerkung m: der Zucchini fällt beim kurzen Andünsten deutlich mehr zusammen als der Kürbis, daher bekommt man gewichtsmäßig mehr im Börek unter - zu dick dürfen die Gemüse-Stränge, mit denen man die Filoblätter füllt, auch nicht sein/ Wenn die Schnecken etwas mehr Platz nebeneinander hätten wie in meiner Gratinform wäre das nicht schlecht.

Eine super Variante ist gewiss auch eine solche mit Spinat oder Mangold!

Inspiration: Lecker