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Same Same: vegane Grünkern-Bulette

Freitag, 25. Oktober 2024


Die vegetarische God-Mother der vegetarischen Bratlinge ist und bleibt wohl tradidionell die Grünkern-Bulette. Mit ihr begann in meinem Gedächtnis der fleischlose Ersatz zum Hack. Mein Rezept kennt ihr - es bleibt sich seit vielen Jahren gleich. Nun wollte ich eine vegane Variante dazu ausprobieren und habe als Eiersatz Leinsaaten verwendet.

Die Buletten halten auch auf diese Weise gut zusammen und lassen sich gut formen. Der Geschmack ist sehr ähnlich wie bei meinen Klassikern - sind ja die gleichen Gewürze. Nur: die Konsistenz ist weniger fest. Damit lebt man als Veganer vermutlich einfach. Aber ich habe nichts gegen Eier, ich erhalte hier auf dem Land Eier von glücklichen Hühnern und daher hat für mich die alte Variante die Nase vorn. Einfach wegen dem Mundgefühl: die Bulettchen mit Eier haben schlicht mehr Biss. Und so geht es mir fast mit allen veganen Pufferchen. Sie sind mir meist irgendwie ein bißchen zu krümelig.

Nichts desto trotz bleibt die vegane Küche faszinierend für mich und ich werde weiterhin mit solchen Rezepten spielen. Vielleicht stört euch die etwas lockere Konsistenz nicht und es ist eine persönliche Präferenz von mir. Genau dafür probiert man ja immer wieder neue Rezepte und neue Wege aus - um Unterschiede festzustellen und eigene Vorlieben. Und ist ja nicht so, dass man die veganen Grünkern-Puffer nicht mal auf den Tisch bringen kann. Sehen doch gut aus, oder?!

Ansonsten kann ich noch wärmstens meinen völlig falschen Hasen empfehlen - der wird beim Backen in der Pfanne besonders knusprig!

 


Zutaten - 8 Stück/ 2P:

80g Grünkern
1 kleine Karotte
1 kleiner Lauch
2 Knoblauchzehen
250-280ml Gemüsebrühe
Paprika
Pimenton de la vera
Harissa
1 TL Senf
Salz, Pfeffer
3 Zweige Basilikum
1 EL Leinsaat
2 EL Haferflocken
2 EL Semmelbrösel
20g Karoffel-Stärke
1 EL Mandelmus
1 EL Tamari
2 EL Kürbiskerne


Zubereitung:

Karotte und Lauch jeweils in sehr kleine Würfel schneiden (nicht größer als 1/2cm). Die Würfel in etwas Sonnenblumenöl anrösten, am Ende Paprika-Pulver und Pimenton zufügen, außerdem den Knoblauch. Mit etwa 250 ml kochender Gemüsebrühe aufgießen. Dann direkt 80g Grünkernschrot hineingeben, kurz aufkochen lassen und im offenen Topf bei geringster Hitze ca.20- 30 Min. garziehen lassen, (gegebenenfalls noch ein wenig Brühe nachgeben. Dabei immer wieder umrühren, so lange bis das ganze Wasser aufgesogen ist - dann fängt der Grünkern an am Bodentopf hängenzubleiben. Anschliessend in eine Schüssel füllen.

Ein EL Leinsamen zusammen mit 2 EL Haferflocken in dem Standmixer fein mahlen; anschliessend zum Grünkern in die Schüssel geben. Abschmecken mit Tamari, Senf, 1 TL Paprikapulver, Harissa - außerdem untermischen die Semmelbrösel, die Kartoffelstärke und das Mandelmus wie auch die gehackten Kübiskerne und den fein gehackten Basilikum. Salzen und pfeffern. Alles gut vermengen. Dann mit feuchten Händen 8 gleich grosse Bratlinge formen.

In Öl von beiden Seiten goldbraun backen.

 

unbekümmert: Lauch-Maccheroni-Gratin mit Veggie-Bolo

Montag, 30. Oktober 2023

 

Unbekümmert - das schöne Wort und einer der schönsten Zustände überhaupt! Unbekümmertheit scheint in immer weitere Fernen zu rücken in Zeiten, in denen menschliche Grausamkeit den Mediennalltag bestimmen. Wie soll man heute unbekümmert sein können, habe ich mich gefragt? Denn öfters schon zitiert diesen Goethe (aus diesem tollen Artikel vom DLF):

Dein Los ist gefallen verfolge die Weise,
Der Weg ist begonnen, vollende die Reise,
Denn Sorgen und Kummer verändern es nicht,
Sie schleudern dich ewig aus gleichem Gewicht.

Manchmal fühlt man sich wie Christopherus, das Leid der ganzen Welt auf den Schultern. Wie soll man rund laufen, wenn schwere Gedanken bedrücken? Sie werfen einen wirklich aus innerem Gleichgewicht. Manchmal reicht es aus im Außen zu sehen, was Menschen anderen antun können. Ein Mal Nachrichten gucken - *bums*, schon vorbei mit der Leichtigkeit. Mir gruselt.

Kindliche Sorglosigkeit und Bewußtheit treten scheinbar wie ein Gegensatzpaar auf. Du kannst entweder das eine oder das andere haben. Sobald die Bewußtheit dazu kommt, kommen auch die Sorgen dazu. Zwar ist es unmöglich etwas Zukünftiges komplett durchzudenken, aber alleine sich die Möglichkeit vieler Konsequenzen bewußt zu machen, reicht aus um Ängst zu schüren. Angst ist prinzipiell kein guter Ratgeber. Angst lähmt. Schlimmer noch: wer in seine Ängste rutscht, der wird darin auch untergehen. Der läßt von einem Unterfangen, das ihn ängstigt, besser die Finger.

Ein Beispiel: mit schlotternenen Knien vor Angst darf man kein Segelboot besteigen. Aber ohne ungeheueren Respekt vor den Naturgewalten ebenfalls nicht. Respekt ist das große Schlüsselwort, das Wissen, dass es Kräfte gibt, die vielviel größer sind als ich und die außerhalb meiner Kontrolle liegen. Sich diesen Kräften auszuliefern, hinzugeben und anzuvertrauen - und zwar in Bewußtheit, das ist für mich Spiritualität im Allgemeinen.

Ohne Naturbezug wird es schwierig. Überhaupt ist es eine entscheidende Frage, zu was sich der einzelne in Bezug setzt. Verblendete Wichte, die sich für die Krone der Schöpfung halten, beurteilen das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand - wie ein Frosch, der im Brunnen lebt. Je größer aber die Kraft als Gegenüber in der Vorstellung ist, je tiefer man diese Kraft fühlt, zu der man einen Bezug sucht, umso einfacher fällt Demut.

Wie Leichtsinn, darüber hatte ich es schon, ein Geschwister von Unbekümmertheit, erblühen die beide nur in Respekt und Demut. In leidvollen Lebenssituationen wird Demut ganz besonders zur Herausforderung. Daher greifen viele auf Rauschmitteln zurück, um sich der Situation nicht stellen zu müssen und ziehen die Illusion der Realität vor. Das kann ich sogar nachvollziehen, aber ich habe verinnerlicht, dass Flucht nur in die Irre führt. Und wie das so ist mit der Bewußtheit (eine phänomenale Eigenheit dieses mächtigen, geistigen Instruments): Bewußtheit läßt sich nicht rückgängig machen weil im Gemüt verwurzelt. Was ein Mal bewußt geworden ist, läßt sich nicht mehr umkehren. Was den Weg ins Bewußtheit gefunden hat, das bleibt (die Herdplatte ist heiß). Und was by the way der große Unterscheid zu *lernen* ist, mit dem Bewußtheit so gerne in einen Topf geworfen wird. Erlerntes kann wieder verlernt werden.

Um in Bewußtheit eine innere Sorglosigkeit herzustellen, gibt es in meiner Vorstellung nur eine Möglichkeit: sich ganz einer klügeren, weisen, geistigen Macht hinzugeben und anzuvertrauen, mit der man ständigen Umgang pflegt. Wo sollte man in der Not sonst Zuflucht suchen und wo Trost finden? Diese Herzensverbindung herzustellen, durch das tägliche innere Gespräch mit diesen unsichtbaren Mächten, ist der eigentliche, spirituellen Weges - unabhängig welchen Namen man Gott gibt. Und wer eine Hilfestellung benötigt, was eine individuelle Spiritualität unabhängig aller Religiösität bedeuten könnte, dem empfehle ich Goethes Glaubensbekenntnis: * Bekenntnis einer schönen Seele*. Es hilft auch zu unterscheiden, wer lediglich fromm daherschwätzt und wer weiß, was selig ist, weil bereits innig verbunden mit diesen Mächten - ein solcher diskutiert nicht mehr. Wie geht Glaube, fragt sich Goethe:

Ja, wer nur schildern könnte, was ich [im Gebet] fühlte. Ein Zug brachte meine Seele nach dem Kreuze hin, an dem Jesus einst erblaßte, ein Zug war es, ich kann es nicht anders nennen, demjenigen völlig gleich, wodurch unsere Seele zu einem abwesenden Geliebten geführt wird, ein Zunahmen, das vermutlich viel wesentlicher und wahrhafter ist, als wir vermuten. So nahte meine Seele dem Menschgewordenen und am Kreuz Gestorbenen, und in dem Augenblick wußte ich, was Glauben ist.

 


Alles, das im Ofen mit Käse überbacken wird, nennt sich hier automatisch Soulfood. Dieses Nudel-Gratin wartet mit zwei Schichten cremiger Lauch durchkreuzt von zwei Schichten Veggie-Bolo auf - das kann gar nicht anders, das muss schmecken.

 

Zutaten 1P /Gratinform für ca. 1,5l:

300g Lauch
30g Butter
15g Mehl
225g Milch
Salz, Pfeffer
Muskatnuss-Abrieb
....
160g Maccheroni
....
40g Grünkern
25g Soja-Geschnetzeltes
20g Sonnenblumenkerne
1 rote Zwiebel
1 Karotte
1 Stück Stangensellerie
3 Knoblauchzehen
150ml Gemüsebrühe
350g Ofentomaten
ein guter Schuß Rotwein 
1 EL Rosmarin, fein gehackt
1 TL Thymian, getrocknet
1 EL Tomatenmark
Rohrzucker
1 EL Soja-Sauce
2 EL Balsamico-Reduktion
Harissa
Salz, Pfeffer
1 Mozarella
Olivenöl

 

Zubereitung:

Zuerst die Bollo herstellen: Grünkern grob schroten und zusammen mit dem Soja-Geschnetzelten mit kochender Gemüsebrühe etwa eine halbe Stunde quellen lassen. Zwiebel und Knofi würfeln, Karotte und Sellerie in Brunoise schneiden. Zwiebeln in Olivenöl glasig dünsten. Gemüse kurz sowie Tomatenmark kurz mit braten, dann Rotwein anschütten und komplett einreduzieren lassen, nun Grünkern und Sonnenblumenkerne, Gewürze und Ofentomaten zufügen. Salzen, pfeffern, mit Zucker und Harissa würzen. Bei geschlossenem Deckel etwa 20 min köcheln lassen - zuletzt mit ofenem Deckel, bis die Bolo schön schmusig ist. Abschmecken mit Soja-Sauce und Balsamico-Reduktion.

Parallel die Lauch-Béchamel zubereiten. dafür den Lauch in feine Ringe schneiden (je nach größe vorher der Länge nach halbieren). In der Butter bei sanfter Hitze nahezu weich garen ohne Farbe annehmen zu lassen. Mehl einrühren, dann die Milch und immer gut mit einem Schneebesen glatt rühren. Salzen, pfeffern und mit Muskatnuss würzen.

Nudeln in reichlich Salzwasser al dente kochen. Dann unter die Lauch-Béchamel mischen.

Gratinform buttern.

Ofen auf 200°C vorheizen.

Zuerst die Hälfte der Lauch-Nudeln auf den Boden der Gratinform verteilen. Darüber die Hälfte der Bollo, dann wieder die Lauch-Nudeln - zuletzt mit Bollo abschließen. Den Mozzarella in Scheiben darauf verteilen, mit etwas Thymian bestreuen und im Ofen in etwa 30 min knusprig backen.

 

Quiche-ologie: Lauch-Tarte mit Münster und Birne

Freitag, 27. Oktober 2023


Ich lüfte keine Geheimnisse, wenn ich laut mache, dass ich mich hier ums Kochen kümmere. Und alles, was tagtäglich vollbracht werden will, Bedarf einer gewissen Routine. Im Idealfall ganz unverkrampft. Gegessen muss nun mal werden - das hat die Biologie für unsere Spezies so vorgesehen, dem kann man sich schlecht verweigern. Deshalb lieber eine Kür daraus machen als eine Pflicht. Ich zumindest bin in der Kür um Äonen besser als im Pflichtprogramm.

Fällt mir spontan gar nichts ein, dann schüttle ich mir eine Quiche aus dem Ärmel.

Mit Quiches und Tartes fing alles an, damals als ich nach Frankreich kam und als Küchenverweigerer der ersten Stunde versuchte einzusteigen in die Alchemie des Kochens. Quiche ist absolute Alltagsküche in Frankreich, eine Quiche kann hier auf dem Land eigentlich jeder. Selbst wenn man sonst am Herd keine Heldentaten vollbringt, aber eine Quiche fummelt sich allemal noch zusammen.

Stolpersteine gibt es bei einer Quiche nur zwei: der Teig für den Boden darf weder zu weich (klebrig) noch zu trocken (krümelig) sein. Und der Guß sollte beim Schneiden Standfestigkeit beweisen. Der Rest ist eine Frage des Würzens.

Ich habe schon einige Quiche-Rezepte verbloggt - auch mit Lauch, auch als Tarte Tatin mit Lauch.  Und - bien sûr - kristallisieren sich über die Jahre hinweg Vorlieben jeraus. Ich mag Tarteböden gerne ohne Ei, stattdessen verwende ich etwas Crème fraîche oder Quark - auf diese Weise wird der Boden plus croustillant! Für den Knusper-Effekt hilft außerdem eine gute Dosis Vollkornmehl. Pimpen kann man mit etwas extra geriebenem Käse, Kräutern oder klein gehackten Nüssen. Für den Guß nehme ich gerne auch einen Löffel Savora-Senf, eine echte Geheimzutat für einen unerwarteten Dreh und einst übernommen von Mme Pic.

Ansonsten wird improvisiert. Denn selten, dass ich ein und dieselbe Tarte zwei Mal genau gleich backe. Ausnahmen bestätigen die Regel - die vier etwa fallen mir ein -  oder aber sämtliche Tarte Tatin-Rezepte:


Eine alte kulinarische Liebe ist Obst in salzigem Essen, der ich in der heutigen Quiche mal wieder Tribut zolle. Beim Käse darf man auf eigene Neigungen zurückgreifen. Ich mag Münster ja sehr gerne, wieso er hier den Zuschlag bekam, kann mir aber ebenfalls Raclette-Käse gut vorstellen, einen fourme d'ambert oder einen Bleu - er wird dem sanften Lauch und der süßen Birne einen Konterpart entgegen setzen.



Zutaten - Tarteform  22cm/ 2P:

Boden 140g Mehl (m: 80g Einkorn-VK, 20g R1050, 40g D1040)
70g Butter, kalt, in Flöckchen
30g Quark
2 EL Rosmarin, fein gehackt
Salz
kaltes Wasser
...
4 Stangen Lauch (ca. 500g)
2 Eier
75g Crème fraîche
Thymian
1 TL Kümmel
1/2 TL Cumin
Piment d'Espelette
Kräutersalz
100g Münster
1 kleine Birne
Sonnenblumenöl
Salz, Pfeffer

 

Zubereitung:

Für den Tarteteig die Butter in Flöckchen unter den Teig arbeiten und mit Hilfe des Quarks und des Wassers und zusammen mit den restlichen Zutaten zügig zu einem homogenen Teig verkneten. In Folie wickeln und minestens eine halbe Stunde kalt stellen.

Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Teig auswellen und die gebutterte Form damit auskleiden, so dass ein Rand entsteht. Mit der Gabel mehrfach einstechen und etwa für 20min in die Tiefkühle stellen.

Das Dunkelgrün des Lauchs entfernen, je nach Notwendigkeit putzen, in dünne Ringe schneiden und in der Butter einige Minuten gar dünsten. Dabei mit Thymian würzen, außerdem mit Kümmel und Kreuzkümmel sowie Piment. Salzen, pfeffern Etwas abkühlen lassen.

Den Ofen auf 210° (m: Intensivbacken) vorheizen.

Die Crème mit den Eiern verquirlen und mit etwas Kräutersalz würzen. Die Hälfte des Lauchs auf den Tarteboden geben, den in Streifen geschnittenen Käse darauf verteilen, dann die andere Hälfte des Lauchs darüber geben und glatt streichen. Den Eierguß gleichmäßig darüber gießen. Die geschälte Birne fächerartig auf der Oberfläche setzen, leicht ölen und pfeffern. Die Quiche in den Ofen einschieben: 15min bei 210°, dann runterschalten auf 190° und weitere 20min backen, schließlich bei 180° - 5-10 min - gegebenenfalls abdecken, falls die Tarte von oben zu viel Farbe bekommt.

völlig falscher Hase 2.0 - Grünkernbraten

Sonntag, 16. April 2023


Zurück zum Kerngeschäft eines Foodblogs: Essen.

Gerade ist ja Saure-Gurken-Zeit: die Kartoffeln treiben, die Karotten werden holzig, der Lauch ist kurz davor zu schießen und die Kohl-Vorräte gehen zu Neige. Zwischen Baum und Borke, alter und neuer Ernte. Schon klar, warum die Fastenzeit so plaziert war. Und warum man früher Tiere brauchte, um durchs Jahr zu kommen.

Ich finde, gerade ist die Zeit der Hülsenfrüchte. Und des (Pseudo)Getreides. Dazu mehr in einem nächsten Post. Heute stelle ich euch meine Version vom Veggie-Hackbraten 2.0 vor. Daran habe ich ziemlich getüftelt. Der Geschmack soll stimmen, aber auch die Konsistenz. Gerade letztere wolle anfangs nicht so, wie ich es will. Zu dem groben Getreide noch gehackte Nuss - das macht das Ganze schnell krümelig.

Ein Trick ist, die Grünkernmasse auf zwei kleine Kastenformen zu verteilen - das ergibt nachher für die Pfanne eine angenehme Größe zum Wenden. Trick 2 ist, den Grünkernbraten einen Tag zuvor zuzubereiten und dann am nächsten Tag erst in Scheiben schneiden. Da die Menge für uns zu zweit etwa auf 3 Mal reicht, friere ich eh einen Großteil ein - so dass ich persönlich mit dem Vorlauf gut zurecht komme. Griffbereite Grünkern-Buletten im Froster zu haben, ist sowieso wie auf Würstchen zurückgreifen zu können - dazu ist immer schnell gekocht. Trick 3 ist das Kartoffelmehl (aka Speisestärke), die zusammen mit den Eiern (und hier auch dem Käse) zusätzlichen Halt verspricht.

Bei einem Grünkernbraten verfolge ich das Konzept: viel hilft viel. Dieser Kamerad schlägt entschieden seinen Vorgänger. Der Rezeptetitel bleibt allerdings: ich liebe den Begriff *völlig falscher Hase* für einen Grünkernbraten. Oder Nussbraten. Oder Veggie-Hackbraten. Obendrein werden die Grünkernbraten-Scheiben super knusprig - und alleine das ist ein Hit an dieser Edition 2.0!

 


Zutaten 4-6P:

125g Grünkern, grob geschrotet
2 EL Butter
1 Zwiebel
1 Karotte
1 Lauch
2 EL Tamari
2 EL Petersilie, fein gehackt
350ml Gemüsebrühe
50g Mandeln, gemahlen
40g Kürbiskerne, grob gehackt
70g Käse, geraspelt (m: Comté)
1 TL Salz
70g Haferflocken
30g Speisestärke (m: Kartoffel)
2 Eier, Gr. L (m: 3 kleine Eier)
2 TL Thymian
2 EL Rosmarin
2 TL Senf (Dijon)
Harissa

 

Zubereitung

Den Grünkern mittelfeinbis groß schroten und in der Butter anrösten. Zwiebeln, Möhre und Porree fein würfeln und dazugeben. Außerdem Thymian und Rosmarin Anschließend mit 350ml Gemüsebrühe ablöschen und 20 Min. zugedeckt - ohne Hitzezufuhr - ausquellen lassen. Dann Petersilie untermischen, Tamari, Harissa und Senf. Gut würzig abschmecken.

Die Mandeln mahlen und den Bergkäse reiben. Beides, sowie die Eier, Meersalz, Thymian, Muskatnuss, die Haferflocken und frisch gemahlenen Pfeffer unter die Grünkernmasse rühren. 15 Min. ruhen lassen.

Den Boden der Kastenformen mit Backpapier auskleiden. Nun die Masse auf zwei gefettete, kleine Kastenformen verteilen und ca. 40min bei 175°C backen.

Vor dem Anschneiden am besten über Nacht ruhen lassen. Die Scheiben von beiden Seiten in Öl knusprig braten.

Inspiration: Schrot und Korn 

Anmerkung m: ich friere den restlichen Braten am Stück (oder halbiert) ein/ dazu passt natürlich Gemüse aller Art. Ich mag besonders gerne den rustikalen Weißkohl, der in Scheiben gebraten wird und schnell geht, dazu (inzwischen mache ich eine dunkle Sauce dazu etwas anders - irgendwann wirds vorgestellt ;). Aber auch Rosenkohl, Karotten-Pü...

 


2. Advent: gefüllte Karotten-Kartoffel-Knödel

Sonntag, 4. Dezember 2022


Als Teenie schlackerte mir manchmal die Mimik wie bei einem Baby-Elefanten der Rüssel. Ich konnte gar nicht kontrollieren, dass man mir oft eins zu eins am Gesicht ablesen konnte, was ich denke. Nicht zwingend vorteilhaft. Sehr oft war ich nämlich genervt. Zumal man im frisch geschlüpften Körper dünnhäutiger reagiert, feiner, extremer.

Daher kann ich verstehen, dass sich gerade junge Menschen angezogen fühlen von der Bewegung *Die letzte Generation*. Selbst wenn ich ganz bei Steffi und Thorsten bin: was intressiert es die indischen und chinesischen Bestrebungen samt den dazugehörigen CO2-Emissionen, wenn sich in Gelsenkirchen jemand auf der Straße festgeklebt (wobei die Geschichte mit den CO2-Emissonen... siehe Marijn Poels... aber lassen wir das). 

Dabei ist die Veränderung des Klimas nur eines von zahlreichen Problemen. Wer noch einen Funken lebendige Faser an seinem Kadaver spazieren trägt, muss den Zustand unseres Planeten beunruhigen. Es ist offensichtlich, dass wir nicht Lucky Luke-mäßig einem rosigen Sonnenaufgang entgegenreiten. Der Welt gehts nicht gut. Die Erde ist in einem schlechten Zustand.

Wie außen so innen. Alles zeigt sich symbolisch. Doch wir bekommen nur noch schwer die Entsprechungen zusammen. *Alles hat eine doppelte Bedeutung. Der Grad der Verschmutzung unserer Erde, spiegelt den verdreckten Zustand unserer Seelen wider*, sagt der Habib. Wo - nennt mir einen Bereich - , richtet sich die Menschheit nach Werten, unterstellt sich diesen und handelt nach diesen Maximen. So, wie wir mit dem Biotop, in dem wir leben, umgehen, gehen wir mit uns selbst um. Das hat Rückkopplungen ebenso auf unser soziales Leben, unsere Beziehungen, unsere Zufriedenheit. Lügen, Verdrehungen, Hysterie, Hass... das stapelt sich als Mülldeponie im Geist.

In der rauschenden Außenwelt sorgt man sich um Kriegsmüdigkeit, beschwört Waffenbrüderschaft, erklärt ganze Bevölkerungsgruppen zu Feinden. Keine Ahnung, wer das mitträgt und gut heißt. Ich nicht. Wie vieles andere ebenfalls nicht. Von diesem Außen kann ich mich nur angewidert abwenden. Stattdessen suche ich nach Licht. Es ist Advent. Ist das nicht die Zeit im Jahr, die besonders danach ruft? Ähnlich wie es Kleist formuliert in seinem Text *Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden*, wenn er verwickelt vesteckt in seinen Überlegungen: *Ich pflege dann gewöhnlich ins Licht zu sehen, als in den hellsten Punkt, bei dem Bestreben, in welchem mein innerstes Wesen begriffen ist, sich aufzuklären.

Deshalb erhält meine ungeteilte Aufmerksamkeit nicht jeder, der glaubt, etwas zu sagen zu haben. Sollen sie hetzen. Ich höre ihnen nicht zu. Sollen sie wüten, aber ich spiele nicht mit. Eine schöne Perle habe ich euch stattdessen für den 2. Advent herausgesucht.

Müßte ich einen freundlichen Waldelferich in einem Kinofilm besetzen... ich hätte ihn gefunden: Egbert van Bart (s.u.). Als wäre er dem zauberhaften Buch *Von Elfen, Gobblins und Spuckgestalten* entsprungen. Ihm leihe ich gerne mein Gehör: Gib dich bedinungslos dem Wunder und Geheimnis der Schöpfung hin. Du bist ein Teil davon. Es sind unsere Gedanken, durch die wir uns von der Einheit entfremden. Das, was dir widerfährt im Leben, hat mir dir zu tun und ist nur für dich bestimmt. Du hast damit umzugehen. Wenn du Selbstverantwortung für deine Reise übernimmst, dann erst kannst du dein eigenes Wesens entdecken - gespiegelt von der Welt.

10 Minuten Mensch, die mir Freude machen ... 

 


Freude machen mir auch diese Knödel. Für mich eines der besten Knödel-Rezepte überhaupt. Die Konistenz ist einfach genau richtig: nicht zu fest, nicht zu weich - mit Biss aber soft. Außerdem behalten sie gut die Form

Zwei verschiedene Füllungen stelle ich euch vor - up to you. Dann wartet ein Sonntagsessen!


Geschwister im Blog-Universum: 

**** diese Kartoffel-Gnocchi - siehe hier oder auch hier

**** diese gefüllten Kartoffel-Knödel


Zutaten - 8 Stück:

450g Kartoffeln
100g Karotte, fein gerieben
100g Hartweizengrieß, fein
100g Mehl (m: D1050)
1 EL Kartoffelstärke
50g geriebener Parmesan (optional)
1 Eigelb
Salz
...
Füllung I:
100g geräucherter Tofu
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
1 EL Tamari
1 EL Petersilie, fein gehackt
Pilz-Pulver
Harissa 
...
Füllung 2:
30g Grünkern, grob geschrotet
1 TL Gemüsebrühe-Pulve
1 EL Tamari
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
2 Champignons
Paprika-Pulver
Pimenton de la vera
1 EL Petersilie, fein gehackt
...
3 Stangen Lauch
1 EL Meerrettich-Crème
1 EL Crème fraîche
etwas Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer
etwas Zitronensaft
1 EL Butter

 

Zubereitung:

Kartoffeln als Pellkartoffeln aufsetzen und kochen.

Währenddessen die Füllung zubereiten. Für Füllung II Grünkern mit 50ml übergießen und gut 15min quellen lassen. Ansonsten sehr ähnliche Vorgehensweise. Tofu in kleine Würfel schneiden/ Pilze in kleine Stücke schneiden. Schalotte und Knoblauch fein hacken. In etwas Olivenöl anschwitzen, dann restliche Zutaten zugeben und ebenfalls mitbraten, bis alles gar ist. WICHTIG: bei allen Füllungen gilt diese etwas zu überwürzen, damit nachher der Effekt stimmt! Füllung etwas abkühlen lassen.

Für das begleitende Gemüse den Lauch rüsten, dann in feine Ringe schneiden. In etwas Butter in einer tiefen Pfanne anbraten, dann Brühe und Crème zufügen und bei geschlossenem Deckel weich garen. Zuletzt mit Meerrettich und Zitronensaft abschmecken. Warm stellen.

Die gegarten Kartoffen, abschütten, schälen und noch warm durch die Presse drücken. Zuerst mit dem Mehl und Hartweizengrieß mischen, dann mit restlichen Zutaten. Den Teig nur so lange kneten, bis er homogen und nicht mehr klebend ist. 

WICHTIG: nicht überkneten, sonst wird der Teig speckig!

Die Masse zu 8 gleichgroßen Kugeln formen. Jeweils eine Kugel auf der linken Handfläche schon platt drücken. Dann mit einem Teelöffel die Füllung in die Mitte plazieren und den Kartoffelteig drumherum verschließen. So verfahren bis alle Knödel gefüllt sind.

Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Die Knödel in das siedende Wasser gleiten lassen und so lange garen, bis sie an die Wasseroberfläche steigen. Herausnehmen, abtropfen lassen und zusammen mit dem Lauch servieren.



Goodie: von außen betrachtet - Blick auf Mond und Erde von der Orion-Kapsel der Nasa aus, die fast 500 Tausend Kilometer entfernt von der Erde unterwegs ist. THINK BIG! Schönen 2. Advent euch allen!

lieber lecker: Bratreis mit knusprigem Ingwer-Knoblauch-Krokant

Donnerstag, 24. März 2022

 

Als Nicky vor 17 Jahren mit ihrem Blog *Delicious Days* an den Start ging, klebte sie mit ihrer Tastatur am Puls der Zeit - eine echte Pionierin. Oder halt volle First Foodblog Nation! Ja, sie war sowas von avantgarde, dass ich, als ich in einem Artikel einer Zeitschrift (Print!) über ihren Blog las, mir noch nicht einmal etwas unter einem *Blog* vorstellen konnte. Warum? Für was? Für wen? Nach einigen schönen Kochbüchern, die von ihr erschienen, bloggt sie heute nicht mehr.

Dafür erblickten parallel zu ihr andere Food-Blogs das Tageslicht wie Zorra, eine weitere Vorreiterin, oder Petra und Robert. Und selbst als ich vor 14 Jahren eine kurze Phase als Gastbloggerin im mittlerweile stillen Kuriositätenladen durchlief, konnte ich die Blogwelle noch sauber mitsurfen: mit viel Aufmerksamkeit, Begleitung und Zuwendung sowohl seitens der Leserschaft wie unter den Blog-Kollegen.  Heute ist der *heiße Scheiß* (so hats Zorra genannt) längst weitergewandert in die Sozialen Medien, Insta und Konsorten... Oder aber auf Youtube, auf das etwa Sally (der ich nie gefolgt bin) von Anfang an gesetzt hatte und sich so ein eigenes Food-Imperium schuf. Wobei ich nicht verstehe, welche Koch-Legastheniker animierte Hilfestellung benötigen, um beispielsweise einen simplen Rührkuchen zusammenzuhauen. Naja, definitiv nicht mein Kino...

Bon, diesen kleinen Überblick über die Geschichte der Foodblogs schreibe ich nur, um klar zu machen, was es bedeutet, 10 Jahre durchgehend am Stück zu bloggen. Für diese Langstrecke muss schon einiges zusammenkommen (da spreche ich aus eigener Erfahrung), vorneweg zwei Dinge: man muss wirklich gerne und oft kochen und das Leben darf nicht in andauernde Stromschnellen geraten. Bref: Passion und Stetigkeit! Dann, ja dann mutiert man zum Urgestein in Foodistan und wird in den Ältestenrat der Zunft aufgenommen.

Und auf diese Weise entstehen große Online-Kochbücher, durch die sich eine einzige Person mit Hingabe gekocht hat, ganz  wie im Falle von Andy und seinem Schweizer Food-Blog *Lieber Lecker*, das heute - Konfetti - 10 Jahre alt wird! Nichts leichter, als aus einem so großen Fundus ein Rezept herauszuziehen - egal für welchen Geschmack. Ich habe festlichen Anlaß mit Alltag kombiniert und mir zur Jubiläumsfeier seines 10 jährigen Bloggeburtstag ein Gericht für jeden Tag herausgesucht, welches schon kurz davor ist meine Blog-Buster-Kriterien zu erfüllen - denn es startete bei Miss Boulette und wurde mit gleicher Begeisterung von Andy wie von Petra nachgekocht: Fried Rice à la Vong

Zuerst wollte ich mir ein von Andy als DUBB markiertes Rezept vornehmen und zwar den baskischen Käsekuchen. Andy hat nämlich als einer der wenigen den Spirit meines nach wie vor einzigen ins Leben gerufenen Blog-Events verstanden: man muss ein ausprobiertes Rezept nur als *le top du top* erkennen und dementsprechend ausrufen - und schon ist es ein DUBB. Dagegen entschieden habe ich mich, weil ich mir selbstkredenzt mit diesen schwerkalibrigen Zutaten möglicherweise den Genuß genommen hätte... zu einer solchen Süßigkeit lasse ich mich *lieber lecker* verführen!



So ist es dieses unkomplizierte Reisgericht geworden, dass entschieden gepimt wird durch den Ingwer-Knoblauch-Krokant. Wenn man dem Reis noch Erbsen, Frühlingszwiebeln oder Möhrchen untermischt, wird man den Charakter nicht tiefgreifend verändert haben. Den Geschmackstaktstock schwingt der Krokant - der macht diesen Teller besonders!

Lieber Andy, danke fürs Inspirieren - ich hoffe, du hast noch lange Freude daran, weiterhin Foodistan mit deiner Lust am Kochen zu erfreuen. Félicitation et bon anniversaire!


Zubereitung:

2 EL Sonnenblumenöl
2 Knoblauchzehen, fein gescheibelt
2 cm frischer Ingwer, geschält und fein gescheibelt
3 Stangen hellen Lauch, in ca. 5 mm Scheibchen
Salz
2 Portionen gekochter Reis vom Vortag (Reis oder Basmati)
2 Eier
1 TL Sesamöl (m: Chili-Öl)
2 TL Sojasauce
Piment d'Espelette
Sesamkörner, geröstet (optional)

Zubereitung:

Knoblauch und Öl klein würfeln. Zusammen im Öl goldbraun rösten und dann mit einer Schaumkelle herausheben und auf Küchenpapier beiseite stellen - etwas salzen.

Nun den Lauch im aromatisierten Öl weich dünsten, ohne dass er Farbe annimmt, leicht salzen
Das Gemüse an den Rand der Pfanne schieben und den kalten Reis in die Mitte geben. Die Hitze etwas erhöhen und braten bis der Reis wieder körnig zerfallen. Den Reis nun mit dem Gemüse vermischen und noch etwa 2 Minuten weiterbraten - ab und zu umrühren.

In einer separaten Pfanne 2 Spiegeleier braten. Die Portionen anrichten, mit etwas Sesamöl und Sojasauce begiessen, das Ei daraufsetzen, den krokantigen Knoblauch und Ingwer darüberstreuen - wer mag garniert mit Sesam und Chiliflocken.

Anmerkung m: ich habe die Menge des Krokant für uns verdoppelt - und mein Rezept entsprechend verändert/ gebratenes Ei kann man hier prima etwa durch marinierten Tempeh/ Tofu ersetzen

Quelle: Andy aka *lieberlecker*


Miteinander - Lauchpuffer nach Ottolenghi

Mittwoch, 2. März 2022


Als Mädchen habe ich wunderschöne Glücksmomente auf dem Pferderücken erlebt. Eine Beziehung zu so einem sensiblen Tier aufzubauen, birgt viele Augenblicke einer besonderen Nähe. Und sie entstehen nur bei gegenseitigem Vertrauen. Manchmal reichte es, nur Galopp zu denken und das Pferd beschleunigte. Als wäre man alleine über die Gedanken miteinander verbunden. Als würde man zu einem fühlenden Wesen verschmelzen. Ich mochte sehr die Idee aus dem Film *Avatar - Aufbruch nach Pandora* wie die Na'vi ihre Schwänze mit dem Schweif ihrer Pferde verweben beim Aufsteigen - die Verbindung wird sichtbar.

Nicht von ungefähr schaue ich gerne Sendungen, in denen schwierige Pferde in die Hände von erfahrenen Trainern gegeben werden. Jüngst zeigte sich ein Pferd beim Voltigieren sehr angriffslustig: es stieg, stürmte mit zurückgelegten Ohren und bleckenden Zähnen entweder auf einen zu, oder riß sich los, biß gerne sobald es in Gebißnähe stand - bref: kaum zu händeln und wenn unter großer Gefahr. Die Trainerin ließ sich keinerlei Unverschämtheiten gefallen, hielt sofort entschieden dagegen. Die Klarheit im Umgang miteinander ist einer der großen Schlüssel. Aber nachdem sie eine Grenze gesetzt hatte, ließ sie sofort wieder locker und versuchte, Ruhe einkehren zu lassen. Sie meinte, ganz wichtig wäre in solchen Situationen darauf zu achten, dass man sich nicht zusammen in einen Teufelskreis manövriert und sich gegenseitig hochschaukelt. 

Kann man diesen Umgang nicht prima übertragen auf das Zwischenmenschliche? Auch da gehört das Ziehen von Grenzen in allen Formen von Beziehungen dazu. In einer Partnerschaften ist es doch genauso hilfreich, wenn man dem anderen ein Stoppzeichen vor die Stirn gehauen hat, ihm anschließend auch die Zeit zu geben, darüber nachzudenken. Beide ziehen sich zurück und lassen sich wieder etwas Raum. So können beide nochmals überlegen, ja worum geht es dem anderen denn eigentlich, was hat er, wie fühlt er sich, warum gebärdert er sich, wie er sich gebärdet.

Im Umgang mit Kindern kommt zusätzlich hinzu, dass sie nun mal zu akzeptieren haben, dass es Hierachien gibt. Sie wären ohne ihr Eltern gar nicht überlebensfähig. Etwas das heute sehr aus der Mode gekommen ist. Gerne wird ihnen nämlich ein Pippi-Langstrumpf-Taka-Tuka-Land vorgegaugelt, in dem sie alles nach ihren Wünschen verbiegen können. Das entpricht aber nicht der Realität, in der sie sich - früher oder später - eingliedern müssen in eine Gesellschaft. Und eine Paarbeziehung lebt davon, dass man sich abwechselnd mal unterordnen und fügen kann.

Größter Irrglaube all derer, die von einem *Drüben* ausgehen, ist sowieso: ALLE kommen in den Himmel. Und daran angeknüpft: alle kommen in den GLEICHEN Himmel. Anschaulich - um nur ein Beispiel herauszuziehen - zeigt dieses aus Persien stammende Gemälde aus dem 11. Jahrhundert *Mohammeds Paradies*, das dem mit Nichten so ist. Zumindest was einen Teil von Drüben angeht. Dort ist alles streng in verschiedene Hierachien unterteilt. Jeder kommt nur in den Bereich, dessen Geistes Kind er ist. Und wer selbst darüber nachdenkt, kann das nur logisch finden. Allein auf diese Weise kann Unfrieden vermieden werden.

Ich finde das eine sehr beruhigende und schöne Vorstellung vom Jenseits, nämlich dass es einen Ort gibt, in dem *himmlischer Frieden* herrscht. Denn ist nicht die größte Anstrengung hier auf Erden, sich als Pazifist mit Aggressoren rumzuplagen, die nichts anderes im Sinn haben als Überheblichkeit, Ermächtigung, Vergewaltigung, Nötigung, Erpressung, Entmündigung, Einengung, Unterdrückung, Gegeneinander und Provokation?

Das Miteinander (wenn man das überhaupt will) wäre eigentlich gar nicht schwer: wenn man sich gegenseitig achtet und respektiert, im Kleinen wie im Grossen, wenn man sich gegenseitig zuhört und gewillt ist, beiden Bedürfnissen gerecht zu werden. Das zeigt sich im Umgang mit Pferden, die so viel mehr Kraft besitzen wie ein Mensch. Baut man ein Vertrauensverhältnis auf, dann ist das Pferd bereit, selbst seine Fluchtinstinkte zu überwinden. Und der Mensch braucht keine Angst mehr zu haben vor der Stärke des Tieres. 


 

Als Teller gibt es heute endlich mal wieder ein Salat-Plus-Essen. Als Inspiration habe ich das Buch *Genussvoll Vegetarisch* von Ottolenghi zur Hand genommen. Mit einem Alter von fast 12 Jahren bald ein antiquarisches Kochbuch. Als es in seiner deutschen Version erschien, stürzten sich die Foodies darauf wie ein Schwarm Heurschrecken. Jeder Kochblog, der etwas auf sich hielt, stellte ein Rezept daraus vor. Es war DAS Kochbuch, an dem keiner vorbeikam. Sehr lustig in Erinnerung blieb mir dazu die Cover-Rezension von Robert. Da dies ein Rückblick ist, spoilere ich nicht, wenn ich erzähle, dass auch Robert nicht ums Nachkochen herum kam - komischer Einband hin oder her.

Die Kichererbsen und Süßkartoffel-Puffer habe ich euch bereits daraus vorgekocht. Nun also weitere Puffer aus Lauch. Ich habe an dem Rezept ziemlich gebastelt - das Wie dazu findet sich in der Anmerkung.


Zutaten 4P*:

3 Stangen Lauch
3 Schalotten, fein gehackt
150ml Olivenöl (m: deutlich weniger)
1 frische Chili-Schote (m: Harissa)
25g Petersilie
3/4 TL Koriander, gemahlen
1 TL Kreuzkümmel, gemahlen
2 Pr Kurkukma
2 Pr Zimt
1 TL Zucker
1/2 TL Salz
1 Eiweiß (m: weggelassen)
120g Mehl
1 EL Backpulver 
1 Ei
150ml Milch
50g Butter

Kräuter-Dipp:
100g griech. Naturjoghurt
100g Sauerrahm
2 Knofi, zerdrückt
2 EL Zitronensaft
3 EL Olivenöl
1/2 TL Salz
20g Petersilie, gehackt
20g Koriander, gehackt 

Zubereitung:

Für den Kräuterdipp einfach alle Zutaten in einem Mixer fein pürieren (m: klassische Handarbeit geleistet)

Den Lauch in 2cm Ringe schneiden (m: kleiner geschnitten) und zusammen mit den Schalotten in d Hälfte des Olivenöls (m: 2 EL) in etwa 15min weich garen. In eine große Schüssel geben - ebenso Chilischote, Petersilie, die Gewürze, Zucker und Salz.

Das Eiweiß anschlagen, bis weiche Spitzen stehen bleiben (m: weggelassen) und unter das Gemüse heben. In einer anderen Schüssel das Mehl mit Backpulver sowie dem Ei, d Milch und der Butter zu einem Teig verrühren. Die Gemüse-Mischung mit dem Teig vorsichtig vermischen.

In einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen, mit dem Eßlöffel Puffer in das heiße Fett setzen und von beiden Seiten golden und knusprig braten. Auf Küchentücher abtropfen lassen, warm stellen und so fortfahren, bis alle Puffer gebacken sind.

Anmerkung Ottolenghi: Lauch kann gut durch Spinat ausgetauscht werden

Anmerkung m:  Ich habe das Rezept ziemlich umgemodelt für uns zwei. Vorneweg habe ich sehr viel Fett herausgekürzt. Außerdem habe ich 250g Lauch verwendet aber die ganze Mehlmenge (größtenteils Einkorn-Vollkorn). Statt Milch habe ich Kefir genommen. Auf diese Weise ergaben sich 8 Puffer, die uns sehr gut geschmeckt haben/ am besten weil besonders knusprig schmecken die Puffer direkt aus der Pfanne

Quelle: Ottolenghi *Genussvoll Vegetarisch*


meine Zunft: Veggie - Lahmacun

Freitag, 23. April 2021


Sich selbst gegenüber ist man geschlagen von einer veritablen Betriebsblindheit. Aber mir ist gerade etwas über mich klar geworden: ich stand schon immer am Rand. 

Drängte mich meine Familie unfreiwillig in die Außenseiterrolle, so wählte ich diese Position später mit Absicht. Die Zeit im Handwerk, dann die Jahre, in denen ich am Theater als Bühnenplastikerin gearbeitet habe und später mein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie, machten mir bewußt, dass ich unter jenen meinen Platz gefunden hatte. So habe ich die direkte Sprache der Handwerker schätzen gelernt, bei denen ohne jeden Knoten  Scheiße *Scheiße* heißt, ebenso wie ich mich im chaotisch-bunten-unangepassten Kosmos der Künstler wohl fühlte - denn er schenkt mir Raum für Selbstbestimmung. Für diese gewonnene Freiheit verzichte ich gerne auf das mollige Gefühl, in der Masse untertauchen zu können. Ich habe kapiert, dass es die kleine Gruppe gibt, denen Freiheit alles bedeutet, und die andere, größere, die nichts mehr scheut als Selbstverantwortung und deshalb sehnlichst nach Vorgaben aller Art ruft (s. dazu Dostojewskis *Der Großinsquisitor*).

Ja, tatsächlich war das einer der Gründe, wieso ich mich so jung habe tätowieren lassen: wenn mich wegen ein bißchen Farbe euer bürgerliche Maßstab der Äußerlichkeiten verurteilt, dann sortiert ihr euch von alleine aus - dann brauche ich euch nicht! (In der Jugend besteht die Welt ja voller Sätze mit Ausrufezeichen, die Fragezeichen kommen erst mit dem Alter hinzu). Hey, und damals galt ein Tattoo noch als richtiges Statment, man mischte sich unter Matrosen, Knaxis und die Outlaws - nicht wie heute, wo jeder Assi und Fußballspieler zugetackert ist. Dass sich die Geschichte mal so drehen würde, wer hätte das damals für möglich gehalten?!

Naja, und gegen die hochgehaltene Fassade meines Sparkassen-Vaters konnte ich nebenbei auch hervorragend rebellieren, die ganz den deutschen Konformismus repräsentierte, das unausgelöschte, still weiterlebende Erbe des dritten Reichs. Vielleicht hat es der Mainstream in Deutschland deshalb so leicht. Vielleicht weil man es ja bereits von der Schule kennt: Musterschüler spült es leichter nach oben. Als Jugendliche habe ich darüber gekotzt, dass in Deutschland Frauen ab einem gewissen Alter alle im gleichen Einheitslook unterwegs waren mit Nylonstrümpfen und der Standart-Oma-Dauerwelle auf dem Kopf!

Nun lebe ich - wie vor vielen Jahren so lustig ein Paketzusteller meinte - am Ende der Welt in einem kleinen, französischen Dorf (wieder an dessen Rand) in Beziehung mit einem Mann, der deutlich älter ist, und wir pfeifen dabei auf die für andere so wichtigen Konventionen. Wer sich nicht einfühlen kann, dem empfehle ich einen konsequenten Alkohol-Verzicht für wenigstens 1-2 Jahre: auf diese Weise wird von ganz allein gelehrt, wie leicht einem ohne jedes Verschulden der Platz als Gast am Zaun zugeteilt wird...

 *Ermangelung ist Weisheit* erklärt der Masai-Stammesälteste in *Down to earth* (einen Film, den ich nicht oft genug empfehlen kann). Wie recht er hat! So wurde mir erst mit dem vergangengen Jahr bewußt, WIE sehr ich mich der Guilde der Künstler zugehörig fühle (und gärtnern, kochen, fotographieren und schreiben ist nur ein kleines Ventil - irgendwann, das weiß ich, werde ich in der Bildhauerei wieder Zuflucht nehmen). Wir Künstler kommen damit zurecht, dass andere anders sind. Wir leben ganz selbstverständlich in einer heterogenen Gesellschaft (das inspiriert!), aber versuchen mit unserer Tätigkeit unseren friedlichen Teil zum Ganzen, zum Miteinander beizutragen: die Nahrung fürs Gemüt  (#Pazifismus, #Non, je ne suis pas Charlie, #für Kunst, die dem Schönen, Wahren, Guten verpflichtet ist)! 

Dafür braucht es einen gewissen Abstand zu dem Großteil der Bevölkerung, denn nur aus der Distanz läßt sich gut beobachten. Ich staune gerade selbst über mich, wie sehr mich die Flashmobs berühren - es gibt sie noch, die anderen, meine kleine Zunft. *Danser encore* flattert weiter und weiter: in den Gare de l'Est von Paris (vorangesellt der Satz: *la peur de la mort n'empêche pas de mourir mais elle empêche de vivre!*), nach La Chapelle en Vercors (ein Steinwurf von uns entfernt, und  wißt ihr, wen ich dort entdeckt habe? Den Vater von meinem Birk!), nach Zürich, Brüssel, Berlin, Freiburg, Bologne, Barcelona... Das Herz geht mir auf, wenn ich die Menschen singen und tanzen sehe! *Man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst!* (Goethe)

Wie untrennbar Gesellschaft, Kunst und Kultur zusammengehören gilt es aktuell ganz neu zu denken und sich vorzustellen anhand einer Holzskulptur, die sich im Museum Jekaterinburg befindet: sie wurde als älteste, menschliche Holzskulptur von Wissenschaftlern nun auf ein Alter von sagenumwobene (!) 12 000 Jahre datiert - was unser Bild einer Gemeinschaft aus Jägern und Sammlern revolutionieren muss! Tja, wer Kunst und Kultur nicht entsprechend wertzuschätzen vermag, der hat nicht nur vom Menschsein nichts verstanden, sondern der darf sich geistig noch nicht mal zu den Neandertalern ans Feuer setzen!

 


Lahmacun wird klassisch mit Hack gemacht - ich habe bereits hier mal eine vegane Version vorgestellt. Nun biete ich euch eine weitere, vegetarische Variante an.


Zutaten 2-4P:

Vorteig:
75g Einkorn-Vollkorn
75g Wasser
1g Hefe

Hauptteig:
175g Mehl (m:T65)
90-100ml Wasser (m: davon ein Schuß Milch)
1/2 TL Salz
7g Hefe
1 EL Öl 

400g Blumenkohl
Thymian
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
1 Stange Lauch
3 Pilze
100ml Ofentomaten
2 EL Tomatenmark
1 TL Harissa
2 EL Tamari
1 Zweig Rosmarin, fein gehackt
2 TL Oregano

Belag:
Feta
Paprika, gewürfelt
grüner Salat
Zwiebelringe

Joghurtsauce:
Minze, fein gehackt
Knoblauchzehen, fein gehackt
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette

 


 

Zubereitung:

Vorteig am Abend zuvor ansetzen: Zutaten vermengen, Teig bei Raumtemperatur etwa eine halbe Stunde anspringen lassen, dann abgedeckt in den Kühlschrank stellen.

Dann alle Zutaten für den Hauptteig vermengen, ins warme Stellen, abdecken und aufgehen lasen, bis er sich sein Volumen verdoppelt hat (dauert etwa 1 Stunde).

Parallel den Belag zubereiten. Ofen auf 220° vorheizen - direkt mit Pizzastein. Blumenkohl im Hexler kleiner schreddern (nicht zu muß, soll stückig sein), in eine ofenfeste Form geben, mit 1-2EL Olivenöl und Thymian vermengen und im Ofen rösten, bis er Röstaromen angenommen hat (dauert etwa 15min - zwischendrin wenden). 

Für die Sauce Gemüse putzen und klein würfeln. Zuerst die Schalotte in Olivenöl andünsten, dann Knofi zugeben und Lauch und Pilze und weitere 5min mitbraten. Ofentomaten, Tomatenmark, Gewürze und den Ofen-Blumenkohl unterrühren und bei kleiner Hitze ca. 5min köcheln lassen. Salzen, pfeffern, würzig abschmecken mit Harissa und Tamari.

Den Teig vierteln und daraus vier dünne Fladen ausrollen. Die Sauce auf die vier Fladen verteilen und je zwei hintereinander auf dem heißen Pizzastein backen.

Währenddessen die Joghurt-Sauce zusammenrühren und den Belag richten

Zum Servieren mit zerkrümmelten Feta, in Streifen geschnittenen Salat, Zwiebelringe und Paprika-Würfel belegen.

*Anmerkung m: als Variante kann man die Fladen noch dünner als Flammkuchen wellen und backen, so dass man sie zum essen Wickeln kann wie ein Yufka. 

 


Post-Ostern: Senf-Eier mit Pellkartoffeln und Buttergemüse

Mittwoch, 7. April 2021


Es war noch vor Covid  (die neue Zeitrechnung, die zukünftig wohl immer entscheidend sein wird: davor oder danach) als ich eine Doku sah über die Berliner Gastro-Szene. Ein Resto mit junger Equipe bot deutsche Hausmannskost an - begeistert, dass man heute (also damals) solche simplen Gerichte wieder auf die Karte setzen könne. Das wäre doch toll, dass Essen wie 'Pellkartoffeln mit Quark' oder 'Senf-Eier' so gut von der Kundschaft angenommen würde.

Da staunte ich auch. Also ehrlich jetzt, aber 'Pellkartoffeln mit Quark' wäre so ziemlich das allerletzte, was ich in einem Resto essen wollte. Jetzt nicht wegen dem Geschmack - der Habib isst das sogar sehr gerne -, aber  'Pellkartoffeln mit Quark' ist doch eigentlich kein Gericht. Das bringt man dann auf den Tisch, wenns schnell gehen muss und man keine Idee hat, was zubereiten. Das ist ja nun nicht gekocht! Also sowas geht wohl nur in der Großstadt, dachte ich mir, für echte Koch-Legastheniker, für Menschen ohne Küche und Kochtöpfe, für Workoholics, die noch nicht einmal Zeit haben, sich selbst einen Tee aufzugießen.

Aber wer weiß, ob nach dem Lockdown solche Gerichte noch laufen, denn selbst die hartnäckigsten Kochanfänger sollten in der Zwischenzeit gelernt haben (müssen), wie man Kartoffeln in Wasser gart und Kräuter klein hackt.

Was ich aber diesen ganz schlichten Essen zugute halten muss, ist, dass sie wunderbare Alltagküche sind, weil sie einem selbst in der Wiederholung immer gut schmecken. Schlicht schlägt raffiniert. Zumindest im Alltag, zumindest in meiner Welt.

Die Aussage dieses Berliner Kochs brachte mich dazu, selbst mal Senf-Eier zuzubereiten - tatsächlich habe ich das noch nie gegessen. Béchamel-Saucen hingegen - lange verpöhnt, diese Mehlpampe - mag ich seit meiner Kindheit. Ungeachtet ihres Rufs. Und ein paar hartgekochte Eier dürften gerade ebenfalls bei dem ein oder anderen übrig sein, oder? Ich habe unsere Eier dieses Jahr zum ersten Mal mit Rotkraut gefärbt. Sah sehr *alternativ* aus, *Camouflage-Eier* nannte sie der Habib, mais bon, pourquoi pas...


 

Zutaten 2P:

4 Eier, hart gekocht
1 EL Butter
2 EL Mehl
300ml Gemüsebrühe *
50ml Milch
50ml Sahne
Salz, Pfeffer
1 EL Tamari
2 TL Senf (Djon)
1 TL Honigsenf
1 TL gekörnter Senf
Pellkartoffeln
(m: pro Person 2 Kartoffeln)
400g gemischtes Gemüse (m: Karotten, Kohl, Lauch)
ein Stich Butter Butter schwenken
(optional: Petersilie zum Deokorieren)

Zubereitung;

Pellkartoffeln mit kaltem Wasser bedecken, Deckel auflegen und je nach Größe in etwa 30min weich garen. Abgießen, etwas ausdämpfen lassen, schälen und warm stellen.

Parallel Gemüse putzen, in einer breiten Pfanne knapp mit Gemüsebrühe bedecken, Deckel auflegen und bissfest garen. Abgießen und das Kochwasser auffangen. Warm stellen.

Für die Senfsauce die Butter in einem Topf schmelzen, das Mehl zufügen und mit einem Schneebesen 3-4min mitrösten ohne dass das Mehl dabei Farbe annimmt. 300ml des Kochwassers (Gemüsebrühe) anschütten und dabei stetig rühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Ebenso Milch und Sahne zufügen. 10min sanft köcheln lassen. Sollte die Sauce noch zu zäh sein, etwas zusätzliche Brühe anschütten.

In dieser Zeit die Butter in der Pfanne flüssig werden lassen und das gegarte Gemüse kurz darrin schwenken.

Vor dem Servieren den Senf unter die Béchamel-Sauce rühren - die Sauce sollte nicht mehr aufkochen, sonst droht der Senf auszuflocken und er verliert außerdem an Würze -, salzen, pfeffern und mit Tamari abschmecken.

Pellkartoffeln mit Gemüse und Senfsauce servieren. 

*Anmerkung: eine gute Béchamel steht und fällt mit der richtigen Konsistenz: nicht zu dick, nicht zu dünn. Also Flüssigkeit nach und nach anschütten, damit man diese nach Wunsch justieren kann.

 

Digital Detox - Lauchlinsen in Thymianrahm

Sonntag, 21. Februar 2021


*Digital Detox* ist eines dieser Worte, bei denen ich meine Augenbrauen gar nicht soweit gen Haaransatz gezogen bekomme, wie ich gerne könnte. *Leute! Gehts noch melodramatischer?!* Nee, also echt, dann kommt man halt mal ohne Internet zurecht, legt das Handy aus den Händen und lässt den Läpi zu. Ging doch vorher auch! Aber weder braucht es dafür ein hochtrabendes Wort noch heroisches Gedöns. Tssss, ehrlich jetzt....

Bums. Prompt brach hier Telefon samt Wlan zusammen! Stichwort *selbsterfüllende Prophezeihung* - manchmal sollte man manche Gedanken nicht weiterspinnen... Stromausfall gehört in Südfrankreich in unregelmäßiger Regelmäßigkeit dazu - worüber ich anhaltend staune. Schließlich sprießen in Frankreich die Atommeiler wie Pilze aus dem Boden. Daher sollte man meinen, dass es an Elektrizität in Frankeich nie mangeln kann. Und im Vergleich erinnere ich mich an keinen einzigen miterlebten Stromausfall in Deutschland - obwohl ich bereits vor mehr als 15 Jahren Deutschland verlassen habe.

Also warten der Habib und ich den ersten Tag ab, ob bis zum Abend der Internet-Schalter wieder umgelegt wird. Nein, am nächsten Morgen blinkt unsere Router weiterhin rot. Keine Verbindung. Wir beschließen auf die Post ins Nachbarort zu pilgern, denn dort stehen für die allgemeine Nutzung zwei Computer im Nebenräumchen. Ein Mal am Tag zumindest im Postkasten nachzuschauen ist doch erste Staatsbürgerpflicht, oder?  Doch die Post ist zu. An der Eingangstür klebt ein handgeschriebenes Schild: *Die Post bleibt vom 16. Februar bis einschließlich 23. Februar geschlossen, bis die Reparaturen aufgrund eines Brands abgeschlossen sind.*

Der Habib und ich schauen uns an: *Krass, eine ganze Woche!* und fahren noch eine Ortschaft weiter. Dort stellt sich raus, dass wir da schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf der Post waren: die Filiale wurde trotz Widerstand der Bevölkerung bereits vor einem halben Jahr geschlossen.

So, wohin nun? Alle Cafés und Bars mit Wlan-Möglichkeit sind nach wie vor zu. Wir kaufen erst einmal im Bioladen in der nächsten Kleinstadt ein paar fehlende Kleinigkeiten ein. Üblicher Smalltalk an der Kasse. Dort stellt sich raus, dass Crest ebenfalls ohne funktionierender Telefonleitung ist - so wie die ganze nähere Umgebung. *Heute morgen haben sie im Radio gesagt, dass sie die Leitung wieder bis zum 3. oder 4. März hergestellt haben wollen*. *3. oder 4. März!?* wiederhole ich wie eine Gehirnamputierte und zwei Oktaven höher als in meiner üblichen Stimmlage! *Das wären ja noch über zwei Wochen*, fasse ich zusammen - brilliant für meinen angeschlagenen Gesamtzustand. Ich bin anständig schockiert!

Um es abzukürzen: ein Technikraum (eigentlich zwei) von Orange wurde durch Brandstiftung schwer beschädigt. Es kam weniger hart als erwartet: insgesamt ging vier Tage das Internet nicht, am vierten Tag fehlte zusätzlich die Elektrizität. Gestern war die Normalität wieder zurückgekehrt - was mir Samstag morgens richtig gute Laune machte! Denn Hand aufs Herz: ich habe mein liebstes Spielzeug sehr vermisst. Kein schnelles Nachschlagen um mein Brotrezept herauszusuchen, kein Vorturner für mein alltägliches Yoga, keine kleineren Surfereien zwischendurch, keinerlei sonstigen Online-Zwitschereien...  Und das, obwohl ich keine ernsthaften Schwierigkeiten habe, mich bei frühlingshaften Temperaturen im Garten zu beschäftigen: zwischen den ersten Schneeglöckchen, Hundsveillchen, Gänseblümchen und Krokussen die ersten Erbsen, Radieschen und Frühlingszwiebeln aussäen, Wein zurückschneiden, Unkraut rupfen... Schön wars. Ebenso die tiefere Stille im Tal, den von außen wird ja doch (leider) eher Unruhe hereingetragen als Frieden. Und trotzdem.

Wenn wir etwa in Madagaskar rumturnen, dann stellen wir uns darauf ein, dass Internet ein kostbares Gut ist. Aber hier wie gewöhnlich keinen Zugang zum Netz zu haben, fühlte sich völlig inkazeptabel an. Ich glaube, uns ist gar nicht bewußt, WIE sehr wir alle in der Zwischenzeit im Netz kleben. Also mir ist das gerade sehr vor Augen geführt worden (da geht ja nix mehr - es blieben ja währenddessen nicht nur die Postfilialen geschlossen). Ja, ich behaupte, kappe in Großstädten sämtlichen Mobilfunk und zwei Tage später steht der Mopp auf der Strasse, dann hat er die Faxen dicke - und zwar egal welche! Ohne den Ruhigsteller, ohne die Droge Nummer Eins wirds brenzelig! Wirklich ein empfindliches Ziel so ein Telekommunikationstechnikraum! Oder hättet ihr euch die letzten Wochen Lockdown ohne Internet vorstellen können?

 


Linsen kann es gar nicht oft genug bei uns geben - sie schmecken mir egal wie zubereitet. Den wilden Thymian sammle ich auf den uns umgebenden Wiesen selbst und dieser schmeckt besonders intensiv. Thymian riecht einfach fast so gut wie frisches Heu!

Die Würstchen kennt ihr schon - das Rezept habe ich um meine erweiterten Erfahrungen präzisiert. Sie passen in ihrer Schärfe und Wrüzigkeit prima zu den Lauchlinsen. Allerdings ist diese Zubereitung in der Zwischenzeit schon auf Platz zwei der Pflanzerl in Rollenform gerutscht. Die neueste Goldmedaille im veganen Würstchenverein dieses Foodblogs präsentiere ich euch in Kürze...

 

Zutaten 2P:

100g Linsen (m: grüne)
1 Lorbeer-Blatt
2-3 Stangen Lauch (ca. 300g Lauch)
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
1/2 Bund Thymian (m: ca. 2 TL wilder, getrockneter)
1 EL Mandelmus*
100ml Mandelmilch*
Noilly Prat
etwas Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer
6 Tempeh-Würstchen
Olivenöl

Zubereitung:

Die Linsen mit dem Lorbeerblatt mit kaltem Wasser bedecken und in ca. 20min garen. Lorbeerblatt entfernen.

Parallel den Lauch zubereiten. Dafür den Lauch putzen, der Länge nach vierteln und dann in feine Streifchen schneiden. Schalotte wie Knoblauch fein hacken. In einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen und die Schalotte zusammen mit dem Knoblauch glasig dünsten. Den Lauch kurz mitdünsten. Mit Noilly Prat ablöschen.

Die gegarten Linsen sowie die Thymianblättchen zufügen, Mandelmich und etwas Gemüsebrühe anschütten, salzen und pfeffern und bei sanfter Hitze zugedeckt ca. 10 - 15min köcheln lassen. Zuletzt das Mandelmus untermischen und nochmals würzig abschmecken.

Gleichzeitig die Würstchen in heißem Olivenöl rundherum anbraten. Zusammen mit den Lauchlinsen servieren.

*Anmerkung m: wers nicht vegan mag, nimmt Sahne anstelle von Mandelmilch und -mus.

 

*der* Vorhut - jetzt stehen die Schneeglöckchen bereits in Grüppchen

Cosy-Einkaufen: Sauerampfer-Bällchen mit Gemüse-Sauce

Sonntag, 26. April 2020


Was schön war - fange ich so an - war mein Gespräch mit einem Mitarbeiter von *La Vie Clair*. Und dabei war das seither ein Geschäft, in dem ich gar nicht eingekauft habe. Aus dem schlichten Grund, weil *La Vie Clair* eine Kette ist, und ich lieber den Einzelhandel unterstütze. Crest, unsere nächste Kleinstadt, hat nämlich außerdem zwei kleinere, privat geführte Bio-Läden und vor allem in einem von beiden war ich bis dahin Stammkundin. Meine eigentliche Anlaufstelle hat aber seine Türen mit Covid geschlossen und nimmt nur noch Online-Bestellungen entgegen. Wer nicht für einen Wert von 60 Euro einkauft, bezahlt 5 Euro Dienstleistung. Und in dem anderen Bio-Laden bin ich letzte Woche rausgeworfen worden, weil ich wagte, lediglich Waren für etwa 8 Euro mitzunehmen und dann auch noch bar zahlen wollte.

Ich komme also ins *La Vie Claire*und atme die gute Atmosphäre ein. Es läuft ruhige, heitere Musik, das ganze Team ist in entspannter Stimmung. Wie eine kleine Oase. Das hatte ich diesem Mitarbeiter das letzte Mal schon gesagt, wie sehr ich das schätze. Zufällig kamen wir in dieser Unterhaltung auf den Laden, in dem ich zuvor als Kundin abgelehnt worden war, und er erzählte mir, dass seine Freundin dort arbeiten würde, und ihr Chef (derjenige welcher mir die Tür gewießen hatte) auch für die Belegschaft in unerträglichem Maß angespannt sei. Wir redeten dann weiter über seine Erfahrungen mit der Kundschaft im allgemeinen. Es würde von Woche zu Woche anstrengender, meint er, weil die Menschen offensichtlich zunehmend unter Druck geraten. Sie hätten Angst, sie hätten Sorgen. Er wiederum habe keine Angst vor dem Virus, er habe Angst vor den Menschen. Wir versichterten uns gegenseitig, wie wohltuend so kleine, freundliche, zugewandte, zwischenmenschliche Lichtblicke sind. Er führte mich anschließend von sich aus zur Frisch-Hefe, heute morgen hätten sie ein Päckchen bekommen. Von den vier übrig gebliebenen Würfel legte ich  dankbar einen in die Tasche. Erst jetzt fiel mir auf, dass er auf den Wangen erste Anzeichen von trockenen Ekzemen hatte. Das kenne ich. Bin ich innerlich aufgeraut - etwa wie Ende letzten Jahres - kämpfe ich auch mit solcher Haut.

Mehl bleibt weiterhin Mangelware. Ebenso übrigens - und das gab es in diesem Maße noch gar nie - Samentütchen. Alle entdecken ihren Garten neu.

Für den Markteinkauf absolvierten wir wieder den gleichen Parcours-Lauf wie die Woche zuvor um ebensoviele Stände wie Polizei. Immerhin mit einer Neuerung. Da man ja nur in eine Richtung über den unübersichtlich Fußballfeld großen Markt Slalom laufen darf, hat man keine Chance, sich einen Überlick zu verschaffen. Nun - das ist die Neuerung - muß man sich nach einem Rundgang nicht erneut außen am Eingang anstellen, sondern darf - ohne wieder über Los zu müssen - seitlich vorbei eine weitere Runde drehen. Es hat was von versteckter Kamera. Von den ansässigen Gemüse-Produkteuren war dieses Mal kein einziger vertreten - nur Bio-Großmarkt. Und teilweise mit Preisen! Hätte man mir vor Jahren gesagt, dass ich mal klaglos ein Kopf Blumenkohl für bald 8 Mark einpacken würde - ich hätte mir mit dem Zeigefinger an die Stirn getippt...

Ehrlich gesagt: ich kam bedrückt nach Hause. Einerseits erleichtert, wieder daheim zu sein und gleichzeitig bemüht, die viele, schlechte Schwingung abzuschütten. Man wird ja so feinfühlig, so ausgewildert und ausgenüchtert wie wir sind. Wir setzten uns mit einem Caro und mitgenommenen Croissants auf die Terrasse in der Sonne. Und das hier im Outback! Vermutlich haben wir keinen blassen Dunst, worüber wir seufzen. Andere haben ganz andere Sorgen. Wie Bernard, der fast angefangen hätte zu heulen, als wir ihn getroffen haben. Seine kleine Chocolaterie seht kurz vor dem Ruin. 

Aber, was will ich machen, ich v-e-r-m-i-s-s-e meine Wochenmärkte, das Gemüse selbst auswählen zu dürfen und zwar bei meinen gewohnten, wöchentlichen Marktständen. Und ich vermisse mein geliebtes, südfranzösisches Flair beim Café-Trinken unter Spatzen. Ich vermisse, einfach losmarschieren zu können, und mich über Maienwiesen kugeln zu können. Ich vermisse, Blumensträuße für unsere Feriengäste zu richten, das Lustwandeln auf Pflanzenmärkten im Frühling, die beginnende Flohmarktsaison...

Wie konnte das nur passieren, dass von unseren liebgewonnenen Gewohnheiten außerhalb unseres Zuhauses nichts mehr übrig geblieben ist? Wir tun so, als müßten wir lediglich ein paar Tage auf dem Kalender durchstreichen, und dann erhalten wir unsere Normalität zurück. Dabei wissen wir, dass es unser altes Leben so schon gar nicht mehr gibt. Dieses zeitgleiche, weltweite, anhaltende Großereignis wird Rückkopplungen auf alle Schichten unserer Gesellschaft haben, die ich mir mit meinem Erbsenhirn noch nicht mal ansatzweise ausmalen kann. Es fällt mir schwer, loszulassen. Ich trauere ...


Sauerampfer passt heute gut, oder? Den habe ich schon als Kind geknabbert, wenn wir über die Wiesen gestreunert sind. Gekocht verliert er von seiner Säure - zumal ich aus unserem Kräutergarten nur die jungen, hellgrünen Blätter verwende - sodass er die Knödelchen würzt ohne aufdringlich zu sein.

Zutaten 2P:

400g Kartoffeln, am Vortag gekocht
120g Mehl (m: D1050)
1 Ei
1 kleine Zwiebel
40g Sauerampfer, von den Stielen befreit
Salz
Muskatnuss-Abrieb

2 Stangen Lauch
1/2 Paprika, grün
1 EL Crème fraîche
100g Kürbis (oder Karotten)
200g Gemüsebrühe
1 Schuß Weißwein
1 EL Crème fraîche
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
1 Stich Butter

Zubereitung:

Die kleingewürfelte Zwiebel in der Butter glasig dünsten, kurz vor Ende den feinst gehackten Sauerampfer zufügen und kurz mitbraten. Kartoffeln schälen, fein pressen, mit dem Mehl vermengen. Restliche Zutaten sowie die Schnittlauch-Röllchen untermischen und kräftig abschmecken (Kartoffel braucht entsprechend Salz). Aus dem Teig etwas kleiner als Tischtennisball große Knödel formen. Reichlich Salzwasser zum Sieden bringen und die Knödelchen darin garen - fertig sind sie, wenn sie an die Wasseroberfläche steigen. Abschöpfen und warm stellen.

Gleichzeitig den Lauch putzen, waschen und in feine Ringe schneiden. Den Kürbis klein würfeln, ebenso wie die mit einem Sparschäler geschlte Paprika. Butter in einer Pfanne erhitzen und den Porree darin anschwitzen ohne Farbe annehmen zu lassen. Kürbis und Paprika zugeben, kurz mitbraten, dann mit Weißwein ablöschen. Mit Gemüsebrühe aufgießen, salzen und pfeffern und die Prise Zucker zufügen. Bei milder Hitze weichgaren - zuletzt die Crème unterrühren.

Die Gemüse-Sauce zusammen mit den Sauerampfer-Knödelchen servieren.