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Follower - Zucchini-Lasagne

Sonntag, 7. August 2022


Wenn ich eines in all den Jahren Bloggerei nie bereut habe, dann dass ich mich von Anfang an den Sozialen Netzwerken verweigert habe. Twitter und Facebook fange ich überhaupt nichts mit an. Null. Habe ich nie konsumiert. Das Gleiche gilt für TikTok und all die anderen Nachkömmlinge. Instagram kann mich insofern mal anziehen, als dass ich Fotographie mag. Und Fotos kommen auf dieser Plattform sehr gut zur Geltung. Youtube wiederum kann ich mir nicht wegdenken, weil sie mir meine Yogalehrer in die Wohnung bringen. Youtube ist toll - und warum auch immer (?) kann ich es ohne Werbung nutzen.

Mich selbst oder Rezepte zu filmen, käme mir nicht in den Sinn. *Bühne* im engsten und auch weitesten Sinn hat mich noch nie interessiert. Den Reiz, sich darzustellen und zeigen zu wollen, kenne ich bien sûr dennoch - diese Lust befriedigt mir die gelegentliche Teilnahme an 12 von 12 in Gänze. Von Blog-Foodie-Kollegen lasse ich mich nach wie vor gerne zum Nachkochen inspirieren.

Wie ich hier laut machte, habe ich eine kleine handvoll Menschen, die ich gelegentlich auf ihren Accounts besuche. Sailing la Vagabond etwa. Oder das Yoga-Pärchen Bre und Flo. Ich fand diese neue Möglichkeit faszinierend, dass ein erfolgreicher Social Media Account eine Existenz ermöglicht. Zuerst sah ich darin eine neue Form von Freiheit. *Fand/ sah* - Vergangenheitsform. Einzig Mady Morrison bleibt in meiner kleinen Blase ein gelungenes Beispiel dafür, ihre Online-Präsenz lediglich und ausschließlich für berufliche Zwecke zu verwenden. Eisern behält sie ihr Privatleben für sich. Ihrem Erfolg tut das keinen Abbruch.

Meine heutige Skepsis rührt daher, dass ich beobachten musste, dass andere von dem Sog (der Eitelkeit/ Ehrgeiz/ Beifalls ?) geschluckt werden. Eben ihre Freiheit verlieren. Und dabei sind die Grenzen fließend, das verstehe ich schon: eben habe ich noch eine Szene aus meinem Leben dokumentiert, andere wie nebenher mitgenommen und teilhaben lassen. Und schon versuche ich Szenen herbeizuführen, damit ich für andere etwas *Vorzeigbares* festhalten kann. Wie verändert sich menschliches Verhalten, wenn man sich dabei beobachtet/ unbeobachtet weiß? 

Mit großem Unbehagen schaue ich eben solchen konstruierten Momenten bei meinen beiden mir durchaus sympathischen Jungfamilien zu, wie sie sich zunehmend selbst inszenieren, um möglichst viel Emotionen beim Betrachter zu wecken. Echte Menschen mit echten Gefühlen degradieren zu Schauspielern in einem selbstgeschriebenen Bühnenstück. Wie leicht und schnell das eine in das andere rutscht und der Zweck zur Absicht wird...

Das finde ich schlimm. Ruinös. Läßt sich ein einmal losgetretener Aushöhlungsprozess wieder stoppen? Wieviel Kraf braucht es, einer Sucht Einhalt zu gebieten?!

Der Ausverkauf von Privatem und Intimen ist der Ausverkauf der Seele. Mit der Selbstvermarktung verramscht man seine Innerlichkeit, gibt sie wie im Kaufladen der Öffentlichkeit preis. Der innere Tempel wird zur Markthalle (ich erinnere an *intimitätskleinlich*). Das ist der Anfang vom Ende. Zumindest in meiner Welt, in der Innerlichkeit und die Demut vor der Natur als Heimat und Herkunft, die existenziellsten Schätze eines Wesens ausmachen, das Wahrhaftigkeit anstrebt, Erkenntnis und Ichkraft.

 


 

Wahrscheinlich hängt es bei mir schon an diesem *Follower*-Ding. Lacht mich aus, aber schon aus Prinzip weigere ich mich, irgendjemand anderem zu followen. Dieser Button wird von mir nicht touchiert. Das nehme ich bierernst! Gerne besuche ich andere und lasse mich besuchen. Aber hinterherlaufen, nee, das ist wie ein Tandem-Fahrrad - dafür bin ich nicht geschaffen, wurde nicht für mich erfunden. Ich will meinen eigenen Weg suchen, brauche Platz und Raum dafür - und vertraue meine Gefolgschaft (ein äußerst exklusives Gut) nur jenen an, denen ich mit allen Sinnen vertrauen mag.


Lasagne ist ein Lieblingsessen von mir. Immer wenn ich uns verwöhnen will, dann gibt es Lasagne. Gut, eben auch gerne einfach frische Pasta. Das weckt in mir so das huggelige Mamaküche-Großfamiliengefühl... zumindest, wie ich es mir in rosaroten Farben in meiner Phantasie vorstelle...


Geschwister im Blog-Unisverum:


  **** mediterrane Lasagne

  **** Parmigiani-Lasagne


Zutaten 2P:

Lasagne-Blätter:
100g Mehl (m: halb Kamut-VK/ halb D 1050)
1 Ei
1 EL Öl
Salz
 
1 große Zucchini
2 Knoblauchzehen
2 TL Oregano
Kräutersalz
Olivenöl
200ml Milch
50ml Weißwein
25g Butter
2 EL Mehl
einige Salbeiblätter
1 Knoblauchzehe
Zitronenzesten
1 EL Tomatenmark
1 EL Tamari-Sauce
2 Romatomaten
1 Mozzarella
etwa Ziegen-Gauda

Zubereitung:

Pastateig zubereiten, dafür alle Zutaten zu einem homogenen Teig kneten und eingewickelt mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Ofen auf 210°C vorheizen.

Ein Backblech mit Backpapier auslegen, mit Olivenöl bestreichen. Zucchini fein hoben (m: 2-3mm) und dachziegelartig auf dem Backblech auslegen. Mit fein gehacktem Knofi und Oregano bestreuen, mit Kräutersalz würzen und mit Olivenöl besprenkeln. Für ca. 30 min in den Ofen schieben - so lange, bis sich die ersten braunen Stellen zeigen. Dann von der kurzen Seite aus in vier Streifen teilen.

Parallel die Milch mit Knofi und Salbeiblättern erhitzen, aufwellen lassen und dann mit geschlossenem Deckel ziehen lassen für 15min.

Um eine Béchamelsauce herzuzstellen, Butter in einem kleinen Topf schmelzen und das Mehl einrühren. Ein paar Minuten das Mehl rösten ohne Farbe annehmen zu lassen. Milch durch ein Sieb und Weißwein zufügen und mit einem Schneebesen zügig und stetig zu einer cremigen Sauce rühren. Salzen, pfeffern. Mit Tamari würzen und Zesten und Tomatenmark untermischen. Zur Seite stellen.

Pastateig dünn auswellen (m: Marcato)  und in 5 gleichgroße Stücke schneiden. In einer breiten, tiefen Pfanne Wasser erhitzen, salzen und die Teigplatten nacheinander darin kochen. Auf einem sauberen Küchentuch glatt auslegen.

Eine Form (m: 1l - Kastenform) buttern. Die Roma-Tomaten in sehr dünne Scheiben schneiden. Etwas Béchamelsauce auf den Boden geben, ein Pastablatt darauflegen, ein Streifen Ofen-Zucchini, ein 3-4 Tomatenscheiben, etwas Mozzarella, Sauce - nächstes Pastablatt (3x wiederholen), abschließen mit ein wenig Sauce und Ziegengauda. Nochmals mit etwas Oregano und Olivenöl toppen und für ca. 30 min bei 180°C in den Ofen schieben.

 


Im Zuge meiner Follower-Gedanken kam mir dieser Beatles-Song in den Sinn.... er geistert mir nun seit Tagen als Ohrwurm durch den Kopf - wobei wir hier gerade alle dem Regen hinterher laufen würden. Wie geht nochmal Regen?


Für Faule: überbackene Ofen-Auberginen

Montag, 1. August 2022

 

Die Hitze und Trockenheit nimmt mir meine Blogzeit - morgens, wenn die Welt ruhig und still liegt, schreibe ich am liebsten. Diese Zeit aber gehört nun dem Gießen. Dabei komme ich mir vor wie Don Quichotte - ich kämpfe vergebens gegen etwas an, das größer ist. Einige unserer Pfanzen sind bereits vertrocknet - das ganze Ausmaß der Verluste wird erst später sichtbar. Man darf gerade gar nicht daran denken, wieviel Arbeit, Leidenschaft und ja, auch Geld in den Garten geflossen ist.

Garten hat noch nie so wenig Sinn gemacht. Aber ich liebe unseren Garten und habe die Hoffnung, dass dieser Sommer ein Ausreißer bleibt und nicht zur Regel wird.

Um nicht völlig aus dem Rhytmus zu kommen, wird heute ohne viel Erzählung einfach ein Rezept veröffentlicht. Derer warten ganz viele auf ihren Moment. Nur sind sie ebenfalls weder eingetippt noch die Fotos bearbeitet. Es braucht halt doch ausreichend *Nebenherzeit* zum Bloggen. Oder einfach meine frühen Morgenstunden....

Heute stelle ich euch überbackene Auberginen vor - ein Gericht für faule Kocher, den das Gemüse gart im Prinzip alleine im Ofen vor sich hin. Der Sommer in Südfrankreich gehört der Aubergine, den Zucchini und den Tomaten - ganz wie für den Rest des Jahres Kohl und Rüben das Regiment übernehmen.

Für Auberginen habe ich mittlerweile viele tolle Rezepte gesammelt, probiere aber immer auch gerne neue aus. Für dieses Gericht habe ich ein richtig, stattliches Exempar gewählt - nimmt man pro Person eine kleinere, funktioniert es ebenso. Unkomplizierte, leckere Gemüseküche.

 


Zutaten 2P:

1 Aubergine (m: ca. 300g)
70g Hirse
2 Lorbeerblätter
1 Eiertomaten
1 rote Paprika
1 EL Tomatenmark
1 Frühlingszwiebel
2 Knoblauchzehen
1/2 TL Paprikapulver
1 Pr geräuchertes Paprikapulver 
Harissa
1 handvoll frischer Basilikum
Oregano 
Salz, Pfeffer
70g Hirse
2 Lorbeerblätter 
Ziegengauda
Semmelbrösel
Olivenöl

Zubereitung:

 Ofen auf 220°C vorheizen.

Aubergine halbieren, in eine ofenfeste Form mit der Schnittkante nach oben setzen. Schnittkante mit Olivenöl bestreichen und salzen und für 25 min in den Ofen schieben. (bei kleineren Auberginen schält man lediglich ein gutes Drittel der schwarzen Haut mit dem Sparschäler ab und verfährt weiter wie bei einer großen - dann allerdings reicht eine niedrigere Temperatur 200° und eine kürzere Zeit im Ofen 20min).

Währenddessen die Hirse zusammen mit den Lorbeerblättern und etwas Kräutersalz gar kochen. Paprika mit dem Sparschäler schälen (der besseren Bekömmlichkeit zuliebe) und Paprika, Tomate sehr klein schneiden (geht auch für ganz Faule kurz in Hexler zu werfen). Knofi und Frühlingszwiebel  sowie Basilikum ebenfalls fein hacken.

Die gegarte Hirse (Lorbeerblätter entfernen) mit dem klein geschnittenen Gemüse und den Kräutern mischen. Tomantenmark und Gewürze zufügen und würzig abschmecken. Sollte die Masse zu feucht sein, einen Löffel Semmelbrösel untermischen.

Die Aubergine aus dem Ofen nehmen - Ofen auf 200°C runterdrehen - und der Länge nach 2-3 Schnitte setzen, ohne dass die Haut am Boden beschädigt wird, lediglich mit der Absicht die Aubergine dadurch etwas breiter aufzufächern.

Die Füllung auf beide Auberginen-Hälften verteilen. Mit Käse toppen und mit Semmelbrösel und Oregano bestreuen. Einen ordentlichen Schwung Olivenöl darüberträufeln und nochmals für ca. 20 min in den Ofen schieben.

Anmerkung m: Wers käsiger mag, gibt bereits in die Füllung Käse - und Mozzarella oder ein anderer schmelzender Käse eignet sich (logo) ebenfalls/ man kann für die Füllung anstelle von Hirse 2-3 Scheiben kleingeschnittenes, altbackenes Brot verwenden/ Petersilie statt Basilikum... up to you


Barbusig: mediterrane Auberginen-Frikadellen

Sonntag, 3. Juli 2022

 

Der Mistral machte dieser Tage seinem Namen als alpinem Fallwind alle Ehre und bescherte uns Mädels einen fröstelnden Markttag in unseren auf einen Windstoß viel zu dünnen Sommerkleidchen.

Umso mehr wurde dabei mal wieder offensichtlich, dass die südfranzösischen Mädels hier auf dem Land* eine BH-Sperre haben. Altersunabhängig. Größenunabhängig. Formenunabhängig. Nicht nur die jungen, prallen, runden Apfelbrüste läßt man frei. Brustwarzen auf sämtlichen Ebenen des Oberkörpers drücken sich durch den Stoff und es fällt dabei unweigerlich auf, dass grundeigentlich keine Brust einer anderen gleicht. Warum hüpfen hier die Tittis so ungebändigt? Genau darüber habe ich mir Gedanken gemacht.

Bestimmt hängt das mit der Emanzipation zu tun: Frau kann, Frau macht. Wer soll es ihr verbieten? Als Ausländer fällt einem vermutlich die berühmt-berüchtigte französische Erotik ein. Daran wurde die ganze Welt ja wieder spätestens während dem confinement/ Lockdown erinnert: in Deutschland war das Klopapier ausverkauft und in Frankreich die Kondome. C'est la difference! Fremdgehen ist ein Kavaliersdelikt ein französisches Hobby - das Patchwork-Modell ist ja nicht einfach so vom Himmel gefallen (und dabei erinnern wir uns an die ebenfalls weitbekannt gewordene am Vespa-Lenker mitfahrende Corissanttüte). Doch, ihren selbstverliebten Ruf wissen die Fränzis definitiv zu streuen. Aber das alleine kanns auch nicht sein. Selbst wenn ich jetzt nicht ausschließen will, dass die ein oder andere verwegene Omi ohne Büstenhalter bereit ist *aller aux fraises* (schöner, alter Ausdruck für den ebenfalls schönen alten Ausdruck *Schäferstündchen haben*) - durchaus möglich. 

Allerdings - jetzt kommt ein Widerspruch - sind Französinnen ausgesprochen prüde, wenn es um Nacktheit geht. Das muss doch erstaunen, oder? In der Sauna werden schön die Badesachen anbehalten. Und selbst am Bach sieht man die wenigsten oben ohne liegen. FKK-Anhänger gibt es schon überhaupt nahezu keinen einzigen. Hättet ihr das gedacht?

Also wird mit den Reizen nur gespielt. Die kleine Andeutung von Nacktheit kitzelt sogar vielleicht  mehr die Phantasie als alles zu zeigen. Es verleiht den Mädels definitiv eine frivole, freiheitsliebende Ausstrahlung, wenn sie so ungeschminkt zu ihrer Weiblichkeit stehen. Und ungeschminkt deshalb, weil mir hier noch nie eine gemacht-getunte Hupe begegnet wäre. Alles schön naturbelassen. Die wenigsten Brustwarzen schauen gen Himmel - die Mehrheit guckt frech-bescheiden gen Boden. Lauf der Dinge: die Mädels werden weiterhin früh Mutter. C'est la vie. Mit Fassadengedöns haben sie es hier nicht so - siehe Autos. Das läßt sich wohl auf den Busen übertragen. Wobei - das gilt es ebenfalls in diesem Zusammenhang zu erwähnen - sämtliche Körperhaare entfernt werden. Buschige Achseln oder Beine gelten als grobe Verwahrlosung (à la Charles Aznavour) - zu öksig für die französische Ästhetik und die Grenzen des Hippietums wären damit zweifelsfrei ausgelotet.

Meiner Überlegung nach ist das Hauptmotive Bequemlichkeit. So ein BH drückt, presst, spannt und engt ein. Das muss ja nicht sein. Über allem in Südfrankreich liegt das Motiv des *laissez faire*: die Seele einfach baumeln lassen. Und der Rest baumelt halt dann mit. 



Je weniger häufig ich blogge, umso begeisterter greife ich auf meinen eigenen Fundus zur Anregung zum täglichen Kochen zurück. Auberginen-Frikadellen mag ich sehr, aber das Rezept muss passen. Diese unkomplizierte, vegane Idee, die ich euch heute vorstelle, ist eine Kombi aus diesen Buletten und den Brotlingen. Ein Puffer egal welcher Art wertet eine Veggie-Teller immer auf - also zumindest in meinem Gemüse-Universum. Auf dem Teller ebenfalls zu sehen: ein Rest von etwa diesem Nudelsalat und einem same-same-but-different Nasi Goreng. Und klar, was Frisches: die ersten Tomaten und Gurken - ganz schlicht dazu.


Zutaten 8 Stück:

1 Aubergine (ca. 300g)
100g Brot, altbacken (mindestens 4 Tage alt)
2 EL Semmelbrösel
1 Zwiebel, fein gewürfelt
2 Knoblauchzehen, fein gewiegt
3 Zeige Rosmarin, fein gewiegt
1 TL Thymian, getrocknet
1 TL Oregano, getrocknet
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
optional: 1 TL Tapenade 
Olivenöl
 
 
Zubereitung:

Auberginen etwa 1/2 cm große Würfel schneiden und in Olivenöl bei mittlerer Hitze mit Geduld garen. Kurz vor Ende Zwiebeln, Knofi und Kräuter zufügen und weiterbraten, bis die Zwiebeln glasig sind.

Brot in einer Schüssel mit kochendem Wasser übergießen, so dass es bedeckt ist und ca. 5min einweichen lassen.

Das eingeweichtes Brot in einem Sieb abgießen und so gut es geht ausdrücken - also soviel Wasser wie möglich ausdrücken und in eine Schüssel geben. Auberginen-Zwiebeln-Mischung zufügen, ebenso die Semmelbröseln unter die Brot-Auberginen kneten. Mit Salz, Pfeffer und den restlichen Gewürzen pikant abschmecken. Wichtig ist, dass die Masse nicht zu feucht ist und gut formbar. Nach Bedarf mehr Semmelbrösel dazugeben. Zu Brotlingen formen (mit eingeölten Händen) und in einer Pfanne mit reichlich Öl von beiden Seiten knusprig braten.
 
 
*Anmerkung m um sämtlichen Missverständnissen vorzubeugen: ich erzähle *tendenziös* und zwar für mein Zuhause der Drôme, dem Einfallstor zur Provence)
 
 

Einzigartig - vegetarische Krautwickel

Mittwoch, 9. März 2022


Krisengebeutelt wie wir alle sind, erscheint mir das mediale Dauerrauschen - egal welcher Art - einem  Härte-Belastungstest gleichzukommen: tagtäglich werden Schreckensgespenster - existierende oder nicht existierende - an die Wand geworfen. Und entweder stumpft man mit der Zeit ab oder gelangt an das Ende seiner Kapazitäten. Da Abstumpfen und Resignation einem Selbstmord in Raten gleichkäme (ganz mit der Prophetin), ist das keine Option. Ich habe mir also vorgenommen, die nun allseits bekannte Aufforderung *Bleiben Sie zuhause und bleiben Sie gesund!* neu zu interpretieren. Oder - wenn man so will - auf ein geistiges Niveau zu heben. Und zwar: *Bleiben Sie bei sich und kümmern Sie sich um Ihre mentale und psychische Gesundheit!* (Good vibes only - das ist die Richtung). Der Plan ist, die *bellenden Hunde* so weit es irgend geht zu ignorieren und *an meinem eigenen Weg interessiert zu sein*.

Was leichter gesagt als getan ist. Denn diese Hysterie hat eine Sog-Wirkung wie wenn man an einem Unfall vorbeifährt. Man will nicht gucken und bekommt die Augen doch fast nicht gelöst von dem fürchterlichen Geschehen. Bleibt nur, dass Wille und Bewußtsein - die zwei stärksten Pferde im Stall - die Zügel in die Hand nehmen, so dass ich auf diese Weise hier weiter meine eigenen, kleinen Geschichten erzählen kann. Jetzt wißt ihr Bescheid.

Fasziniert mich an der Homöopathie endlos, dass man anhand von konsitutionellen Mitteln Menschen in Gruppen einordnen kann, dann begeisteren mich Biographien aus dem genau gegensätzlichen Grund: jede Biographie ist individuell und einzigartig, jede ein (lebendes) Meisterwerk. Es gilt - wie bei Elke Heidenreich oder Margaret Adwood - Lebensgeschichten entfalten ihren Reiz rückblickend betrachtet.

Cat Stevens ist mittlerweile 73 Jahre alt. Und bestimmt kennt wirklich jeder mindestens einen Song des in London geborenen Musikers Cat Stevens. Ich habe mir während dem Winter eine Doku über ihn auf Arte angeschaut und viel Freude daran gehabt. Allein die Mischung seiner Gene: der Vater Grieche (aus Zypern), die Mutter Schwedin birgt in meiner Vorstellung viele bunte Energie.

Nun, es lief für den jungen Cat Stevens supi an. Bereits als junger Kerl von 19 Jahren feierte er nicht nur Erfolge sondern feierte auch u.a. mit Kollegen wie Jimi Hendrix, mit dem er auf Tour war. Doch schnell mußte er einsehen, dass er mit diesem Live-Style nicht lange leben würde - er erkrankte schwer an Tuberkulose und brauchte Monate, um sich davon wieder ganz zu erholen. Ein Wandel setzte bei ihm ein, infolge dessen er die Auseinanersetzung mit Religion und Meditationstechniken suchte. In diesen folgenden Jahren schuf er für mich seine schönste Musik. 

Drei Dinge möchte ich aus seiner Vita herausgreifen, die mich besonders angesprochen haben. Zum einen das Geschehnis mit 27 Jahren. Cat Stevens erzählte, wie er im Meer schwimmen war. Auf ein Mal spürte er, dass ihn eine Strömung immer mehr nach draußen zog. Ihm wurde klar, dass er es aus eigenen Kräften nicht wieder an Land schaffen würde. Da begann er ein Gespräch mit Gott und meinte zu ihm: *Gott, wenn du mir jetzt hilfst, dann werde ich in Zukunft für dich arbeiten.* Und Gott vollbrachte das Wunder einer Welle, die ihn wieder an das rettende Ufer spülte und Cat hielt Wort. Er konvertierte zum Islam und wechselte dabei seinen Namen zu Yussef. Aber meist fordert die geistige Welt auch eine Opfergabe ein: Yussef sollte viele, viele Jahre auf das verzichten, das ihm bis dahin das wichtigste war: die Musik. Heute aber ist der Bann gebrochen und er spielt wieder Gitarre und singt.

So, und um auf meinen Apfelkern zurückzukommen: hört man diese Zugewandtheit dem Guten-Wahren-Schönen nicht schon der Musik seiner jungen Jahre an? Also mir gaben seine Alben, als ich sie während meiner Pupertät hoch und runtergehört habe, positive Energie und Lebensfreude. Nicht umsonst in *der Playlist meines Lebens* zu finden. Cat Stevens Einfluß auf meine Psyche in der *hormonellen Wechselphase* war wohltuend, heilend, tröstend. So blieb Cat Stevens doch immer das gleiche Wesen und trotzdem veränderte sich während seiner Entwicklung viel: er hat *Bewußtheit* dazugewonnen, wie man es nur erlangen kann, wenn man sein Leben höheren Werten unterstellt.

Zu guter letzt weise ich darauf hin, euch doch einfal mal das Gesicht von Yussef/ Cat Stevens genauer anzuschauen. Das Wesentliche ist offenbar. Für mich strahlt er eine nicht zu versteckende Güte, Freundlichkeit und Anständigkeit aus. Gäbe es mehr Menschen wie ihn: die Welt wäre eine andere!



Die eindreduzierte Sauce, die den angebratenen Boden der Krautwickel süß-salzig karamellisieren ließ, war für mich das Highlight dieses Essens. Überhaupt eine gelungene Zusammenstellung, so dass ich das Rezept für Gäste tauglich empfehlen kann. Oder ein Gericht, um es sich bei einem schönen Landregen drinne gemütlich zu machen. Vielleicht bekomme ich den Regen so herbeigekocht. Seit Ewigkeiten ist bei uns sonnig, trocken, wolkenlos. Ideal, um im Garten zu arbeiten - doch jetzt sollte mal wieder alles durchgegossen werden. Möglicherweise am Wochenende... ich hoffe, der Wetterbericht behält recht! Aber wie meinte eine Freundin die Tage: *Wegen Sonnenschein fangen wir nicht das Heulen an!*


Zutaten:

8 Weißkohl-Blätter, gegart
100g schwarzer Reis, gekocht
40g Soja-Geschnetzeltes
schwarze Oliven-Tapenade
2 EL Petersilie, gehackt
2 Knoblauchzehen, fein gewürfelt
2 EL Kürbiskerne, geröstet, gehackt
1 EL Flohsamenschalen
2 EL Reismehl
je 1 TL getrockneter Oregano/ Thymian/ Rosmarin
Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer
 
150ml Gemüsebrühe
2 EL Tamari
1 TL  Zuckerrübensirup
1 EL Balsamico
Salz, Pfeffer

 

 

Zubereitung:

Zuerst den Reis aufsetzen mit 250ml ungesalzenem Wasser zum Kochen bringen und in etwa 35min und aufgelegtem Deckel bei leichter Hitze gar ziehen lassen. Parallel das Soja-Geschnetzelte mit der gleichen Menge kochendem Wasser übergießen und mindestens 10min quellen lassen.

Kohlblätter in kochendem Salzwasser ca. 5 min kochen. Abschrecken, abtropfen lassen und trocken tupfen.

Wenn der Reis gar ist, alle Zutaten der Füllung miteinander vermengen und gut würzig abschmecken.

Von den Kohlblättern die dicken Blattrippen flach schneiden. Je etw 2 EL der Reis-Füllung mittig auf die Blätter geben. Seitenränder darüberklappen. Vom Strunkende zum oberen Blattrand hin fest einrollen. So verfahren, bis alle 8 Krautwickel zusammengerollt sind

In einer großen, tiefen Pfanne das Sonnenblumenöl erhitzen. Darin die Kohlwickel mit dem Wickelende am Boden bei stärkerer Hitze goldbraun anbraten. Dann Brühe, Tamari, Rübensirup und Balsamico anschütten, salzen und pfeffern. Zugedeckt bei mittlerer Hitze ca. 30min schmoren. Die Sauce sollte dabei auf ein paar wenige Eßlöffel reduziert sein (gegebenenfalls den Deckel am Schluss abnehmen).

 

Anmerkung m: Flohsamenschalen und Reismehl geben der Reismasse Bindung/ wichtigste Zutat der Sauce ist das Rübensirup - daher nicht zu ersetzen/ Dazu habe ich ein Kürbis-Pü serviert nach etwa diesem Rezept - dafür habe ich die Brühe herausgekürzt und Kokoscreme statt -milch verwendet, so dass die Konsistenz fester wurde.

 


Je ne suis pas... - Parmigiani-Lasagne

Samstag, 5. September 2020


Non, je ne suis pas Charlie Hebdo! Zum zweiten Mal in diesem Jahr kriselt es zwischen meiner Wahlheimat und mir. Was soll das? Erneut diesen Müll zu drucken, der für so viel Entrüstung gesorgt hatte? Und ein Staatspräsident, der hinsteht und verkündet: *Blasphemie ist Teil unserer Freiheit!* Das ist ja interessant (alamierend): Respektlosigkeit wird neuerdings also unter Freiheit einsortiert?! Vergessen wir Europäer mit der Lust an der Gotteslästerung im gleichen Moment auch unseren Humanismus?

Versteht mich nicht falsch. Selbstverständlich rechtfertigen geschmacklose Karikaturen keine Morde! Aber das zu beleidigen, was anderen lieb und teuer, ja gar heilig ist, entspricht nicht meinem Wertekanon! Ganz im Gegenteil: da schäme ich mich für meine Kultur in Grund und Boden! Religionen eint, dass sie versuchen Wege aufzuzeigen, wie friedliches Miteinander möglich ist. Und ja, Religion kann missbraucht werden. Zweifellos. Das hat die Geschichte mehrfach gezeigt. So, wie alles verdreht und missbraucht werden kann. Für mich sind diese Karrikaturen Missbrauch der Freiheit. Und Missbrauch der Kunst. 

Mit Freiheit muss man umgehen können. Freiheit unterliegt nämlich unbedingt Regeln und Gesetzen - das ist kein heiloses Durcheinander, keine Willkür und hat nichts gemein mit Anarchie. So wie sich in meinem Kunstverständnis ebenfalls die Kunst bestimmten Werten zu unterwerfen hat. *Takt ist der Verstand des Herzens* trifft es Karl Ferdinand Kutzkow so schön. Sind wir dazu nicht mehr fähig? Sind wir so sehr abgestumpft? Sind uns die verletzten Gefühle anderer einfach egal? Haben wir unsere Empathiefähigkeit verloren, eingebüßt, verkauft?

Was ist das überhaupt für eine Doppelmoral? Gegen Hass und Hetze im Internet will man gesetzlich vorgehen, aber in der Politik gehört es zum alltäglichen Geschäftsgebaren? Die eigentliche Absicht hinter dieser erneuten Schmähung ist doch nur zu offensichtlich: ein Mal mehr wird der arabischen Welt von uns Weißen der Mittelfinger gezeigt. Wir sind die Moderne, der Fortschritt, die Leitkultur, bref: *wir sind richtig - ihr seid falsch.* Dass man die Eitelkeit eines Volkes so tumb am nationalistischen Bauch kraulen kann. Ach, diese blinde, dumme, eingefleischte Hybris schmerzt mich umso mehr, als dass ich gerade (zutiefst beeindruckt) *Americanah* lese (FETTE Empfehlung!). Und man fragt sich automatisch, wieviel weitere Jahrhunderte diese Gattung Mensch braucht, um sich dort einzuordnen, wo sie hingehört.

Ich bin und bleibe Micha. Weltenbürgerin. Pazifistin.


Zuerst schleckte ich mir alle 10 Finger nach dieser Lasagne, dann habe ich den Klassiker *Parmigiani di Melanzane* auf den Tisch gebracht. Die Vorzeichen mehren sich, dass die Aubergine mein Lieblingssommergemüse 2020 wird! Und mit frisch zubereiteter Pasta aller Art kann ich mich bekanntermaßen ja stets kulinarisch verwöhnen.

Zutaten 2P:

50g Einkorn-Vollkorn
50g Dinkel 630
1 Eigelb
1 EL grüne Oliven-Tapenade
etwas Olivenöl

1kg Tomate
3 Knoblauchzehen
Thymian
1 Aubergine (ca. 400g)
2 EL grüne Oliven-Tapenade
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
2 TL Oregano
1 Mozzarella
80g Tomme de Chevre
Olivenöl

Zubereitung:
 
Die Tomaten überbrühen, häuten, halbieren, in eine ofenfeste Form setzen, mit Olivenöl beträufeln, mit kleingewürfeltem Knofi, Salz, Pfeffer, einer Prise Zucker und Thymian würzen und bei 220° (Umluft) ca. 45min in den Ofen schieben (quasi Ofentomaten - nur ein wenig kürzer und unpüriert ;)
 
Aus den Zutaten für die Lasagneblätter einen homogenen Teig kneten und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Dann den Teig auswellen (m: mit Marcato - Stufe 6 von 7) - ergab 5 Blätter passend für meine Kastenform. In einer breiten, hohen Pfanne Salzwasser zum Kochen bringen und die Lasagne-Blätter nacheinander kochen, abtropfen lassen und auf einem Leinentuch glatt auslegen.

Die Aubergine der Länge nach in Scheiben hoben (m: Börner - zweitdünnste Stufe), nebeneinaner auf ein mit Olivenöl bestrichenes Backpapier auf einem Backblech auslegen. Mit Olivenöl bepinseln und etwas getrocknetem Oregano bestreuen. Ebenfalls für 20min in den Ofen schieben. Alternativ kann man die Auberginen-Scheiben auch in der Pfanne braten.

Mozzarella in kleine Würfel schneiden.

Die Kastenform buttern und nun die Lasagne zusammen basteln: 2 EL von den Ofen-Tomaten, Lasagneblatt mit etwas Tapenade besteichen, ein Viertel von den Auberginen-Scheiben, ein wenig Mozzarella, Tomatensauce, Lasagneblatt... das 3x wiederholen - abschließen mit einem Lasagneblatt, etwas Ofentomaten, dem geriebenem Tomme-Käse, getrocknetem Oregano und etwas Olivenöl. Bei 190° (O/U-Hitze) für ca. 25min in den Ofen schieben.
 

Herbergsmutter Plus und Minus 1 - Parmigiana di Melanzane

Freitag, 21. August 2020

Um etwas genauer aus dem Alltag einer Herbergsmutter zu erzählen - damit die Festtagswoche zu unserer neuen Homepage ihren Höhepunkt findet - versuche ich beide Seiten ein wenig zu beleuchten: Licht und Schatten. Nachwievor finde ich, dass es ein toller Beruf ist (wenn man von Beruf reden will), sein Geld mit dem Vermieten von Ferienwohnungen zu verdienen. Daher offenbare ich vier Qualitäten, die mir daran besonders gefallen und drei, die weniger Spaß bringen - schließlich überwiegt haufenweise das Gute. Ich fange also mit dem Positiven an (und werde damit im nächsten Post auch schließen), denn leichterdings könnte ich endlos Vorteile listen: alleine der Morgen ohne Wecker, die viele Freizeit oder dort zu leben, wo andere Urlaub machen...  Aber ich vesuche es strukturiert:

Wenn wir unterwegs auf Reisen waren, trafen wir viele, die davon träumten, irgendwann irgendwo eine Lodge/ Herberge/ Bed&Breakfast aufzumachen und das Spiel umzudrehen: umgekehrt Reisenden eine Unterkunft anzubieten. Ist doch aber auch toll, den äußeren Rahmen mitgestalten zu dürfen, für die *schönste Zeit des Jahres* von anderen Menschen, oder? Mitgestalten deshalb, weil dieses Tal, dieser Ausblick, diese Natur nicht unser Verdienst ist. Die Ferienwohnungen allerdings hat der Habib mit seiner eigenen Hände Arbeit erbaut und mit viel Schweiß und Energie diesem Hang abgetrotzt. Dafür bewundere ich ihn bis heute sehr! Dieser ungeheuere Kraftakt über Jahrzehnte, diese Schinderei machte diese Existenz überhaupt erst möglich - und wird gerne übersehen, wenn es JETZT so wirkt, als würden wir vor allem eine ruhige Kugel schieben. 

Ich hatte es bereits mal erwähnt, dass ich besonders gerne den Moment mag, wenn ich zuletzt ein kleines Blumensträußen auf den Tisch des fertig gerichteten Appartements stelle - dann ist meine Arbeit getan. Diese Geste ist stets begleitet von den besten Wünschen: wenn es nach mir ginge, dann verbringen hier alle samt und sonders eine schöne Zeit. Aber das liegt nun nicht mehr in unserer Hand: wie sie ihre Ferien mit Inhalt füllen, dafür sind die Urlauber selbst verantwortlich - wir bieten lediglich *den äußeren Rahmen*.

    Um schnell und effektiv die Ferienwohnungen wieder für die nächsten Feriengäste richten zu können, hat alles seine Ordnung und seinen Platz. Auf diese Weise erkennt man direkt: fehlt etwas oder ist etwas kaputt gegangen. Ich brauche nur den Küchenschrank zu öffnen und sehe sofort, ob alles vollständig ist - dafür habe ich diese Gegenstände ja zigfach in der Hand innerhalb einer Saison. Kinners, und ich verstehe es nicht, warum man für die Dauer einer Woche eine Ferienhaus-Küche komplett umräumen und umgestalten muss (hier schaue ich wieder wie bei den Teelichtern schräg zu den Mädels). Mag ja sein, dass für die ein oder andere ein anderes Arrangement sinnvoller erscheint. Bitte - dafür sind wir unterschiedlich. Aber für ein paar Tage könnte man es doch auch so nehmen, wie es vorgegeben ist. Es würde mir auf jeden Fall Arbeit ersparen. Glücklicherweise ist diese Lust an der Ummodelei die Ausnahme und nicht die Regel!

Komme ich zu dem nächsten Punkt, der mir viel Freude bereitet und dazu zählen zweifellos die Vorher-Nachher-Gesichter mancher Feriengäste. Es ist wirklich großartig - und kleiner kann ich es nicht ausdrücken - wie sehr sich manche Gesichter glätten und entspannen nach zwei Wochen Aufenthalt (und so lange braucht es, um anzukommen und durchzuatmen - binnen einer Woche kann kein Mensch sich akklimatisieren und etwas Abstand gewinnen zu seiner sonstigen Routine). Damit dass auf gar keinen Fall unbemerkt bleibt, weißen wir unsere Gäste darauf auch hin, damit sie im Spiegel (oder Gesicht ihres Partners) diese Feststellung selbst überprüfen, weil der Unterschied derart offensichtlich ist. Darüber kann ich mich riesig mitfreuen und genau das ist es, was ich einen *erfolgreichen Urlaub* nenne.

     Nicht wie man meinen könnte der Tatbestand, dass man logischerweise immer wieder das Gleiche erzählt à la *Kompost ist keine Biotonne* oder so nervt (das gehört einfach dazu), sondern SELBSTVERSTÄNDLICH sind wir so, wie wir leben, auch klassische Ökos. Der Umgang mit den Ressourcen dieser Welt liegt uns am Herzen. Das bedeutet unter anderem, wir versuchen alles Materielle so lange es geht zu erhalten - völlig im Gegensatz zu dem Anspruchdenken nur das Neueste ist gerade gut genug. Den subversiven Hinweis darauf macht auf der Homepage das Adjektiv *rustikal* vor den Ferienwohnungen (Insider wissen, dass *rustikal-romantisch* für mich sowieso das allumfassendste Güte-Siegel schlechthin ist ;). 

Bon, dafür muss man aber pfleglich mit den Dingen hantieren - selbst wenn sie als Feriengast nur geliehen sind. Und weh tut mir in dem Zusammenhang auch der Umgang mit Wasser. Wir leben in einer Region, in der Wasserknappheit schon lange ein großes Problem darstellt, worauf wir unsere Besucher dementsprechend aufmerksam machen. Dennoch ist 2 bis 3 x Duschen am Tag heute wohl für viele Standard - selbst wenn man direkt vom Baden in einem der glasklaren Bäche zurückkommt. Lange Zeit konnte bei uns die Waschmaschine einfach mitgenutzt werden, aber nachdem wir wiederholt beobachteten, welches Schindluder damit von manchen getrieben wird (ein Maschinengang für zwei Unterhosen und ein Paar Socken) braucht es dafür eine Genehmigung - uncool aber prinzipienfest.

Weiter gehts das nächste Mal mit meinen absoluten Highlights, die das Volldoofste am Vermieten abfedern müssen - und es auch können!


Klassiker sind Klassiker, weil sie einfach super schmecken. So wie Parmigiana die Melanzane. Und es liegt an derlei Gerichten, dass sich die Aubergine noch zu einem echten Lieblingssommergemüse aufschwingt - kaum möglich mich zurück zu erinnern, an Zeiten als ich schwere Startschwierigkeiten mit der kleinen Keule hatte. Dabei sollte ich es mittlerweile wissen: ein gutes Rezept macht ein gutes Essen - c'est tout! Eigentlich unglaublich, dass sich hier im Fundus noch keine Version der Parmigiana di Melanzane findet. Hiermit nachgeholt! Ein Knaller mit wenig Zutaten - am leckersten mit einem grünen Salat... in unserem befand sich noch eine halbe Gurke.
 
Zutaten 2P:
 
500g Aubergine (m: zwei mittlere)
600g Tomaten (m: Roma)
1 Zwiebel
2 Knoblauch-Zehen
5 Zweige Basilikum
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
1 Mozzarella
80g geriebener Käse (m: Tomme de brebis)*
etwas getrockneter Oregano
 
etwas Mehl zum Panieren (m: D1050)
Öl zum Backen 

Zubereitung:

Die Aubergine in 1/2cm dicke Scheiben schneiden (m: Börner-Hobel), mit etwas Salz bestreuen und etwas ziehen lassen (m: 15min). Dann abtupfen und die Hälfte davon in Mehl wenden - man kann diesen Arbeitsschritt weglassen oder alle panieren. Panierte Auberginenscheiben brauchen deutlich mehr Öl - werden aber leckerer - it's up to you (ich mag die Variante halb/ halb). Dann alle Scheiben von beiden Seiten schön golden in Öl braten und auf einem Küchenkrepp etwas entfetten.

Parallel das Tomaten-Sugo zubereiten: Zwiebel und Knofi fein würfeln. Tomaten in kochendem Wasser kurz baden und dann enthäuten. Zwiebel und Knofi in Olivenöl anschwitzen. Tomaten in Stücken dazu, Basilikumblätter rupfen und ebenfalls unter die Sauce mischen. Nun schön schlonzig nahezu auf die Hälfte einkochen lassen. Dabei salzen, pfeffern und mit der Prise Zucker würzen. Fein pürieren (wer mag, darf das Sugo auch durch die Flotte Lotte drehen) und nochmals gut abschmecken - die Sauce trägt später von der Würze zusammen mit dem Käse die Auberginen mit.
 
Ofen auf 200° vorheizen.
 
In einer Gratinform in 3 Schichten stapeln: mit etwas Tomatensauce beginnen, dann Auberginenscheiben darauf verteilen, ein wenig Käse, Tomate, Aubergine, etwas Käse, Tomate, Abergine, Tomate, viel Käse - ein wenig Olivenöl darüber träufeln, Oregano bekitzeln und für 20m in den heißen Ofen. Dann noch kurz unter den Grill, bis der Mozzarella schön golden ist.
 
Anmerkung m: welchen Käse ihr zu dem Mozzarella gesellt ist Geschmacksache: Parmesan, Pecorino... ich mag den Tomme gerade sehr. Auch wie ihr die Auberginenscheiben behandelt - alle panieren oder keine oder wie ich halb/halb - selon le goût!
 


Zahlen-Updates: Polpette dolci

Sonntag, 19. Juli 2020


Wir leben in einer seltsamen Zeit. Nicht, dass die zuhause oder im Garten so anders wäre. Nee, da ist alles soweit wie immer: der südfranzösische Sommer ist gewohnt trocken, nur die Temperaturen spielen Flohwalzer und der Mistral zauselt mit mehr Ausdauer. Aber sonst... offene Türen, barfußlaufen, Tomaten pflücken, Pflanzen gießen...

Was komisch ist, ist nicht das Innen-, sondern das Außenleben. Und wie die Überschrift dazu lautet, muss ich gar nicht mehr schreiben. Haben wir alle verinnerlicht: 2020 ist das Jahr von Covid. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Wetten werden bereits entgegengenommen, ob 2021 die Überschrift behalten darf. Mit Freunden steht man linkisch voreinander und weiß nicht mehr recht, wie viel Nähe angebracht ist. Bises (Küsschen) besser nicht gerade. Und dann enttäuschte Gesichter, die spiegeln: ach und ich dachte, ich zähle zu deinem inneren Kreis. Jetzt zeigt es sich erst richtig... Unsere Singles leiden bekennenderweise besonders darunter, dass Grenzen anders gezogen, Distanzen neu justiert werden. Feriengäste erzählen, dass eine Reise nach Frankreich manchen ihrer Bekannten dünkte, als würden sie nach Papua-Neuguinea aufbrechen - was eben noch Nachbarland war oder gar ein einziges Europa, scheint weiter auseinander gerückt denn je. Entfernungen werden nicht mehr mit neutralem Maßstab sondern gefühlsschwanger wahrgenommen: *Ja, und was ist, wenn was passiert*... Das Damoklesschwert, es schwebt über allem. Ja, wenn was passiert, dann will man am liebsten daheim sein.

Aber, Kinners, mit der Einstellung *Ja, wenn was passiert*, braucht man gar nicht erst vor die Tür. Pfffhhh, kein Purzelbaum ist auf diese Weise zu schlagen.  Denn - wissen wir alle auch: *Passieren kann jederzeit und immer IRGENDETWAS*. So geht Leben. Den Garantie-Schein, dass man ungeschoren durchkommt, gibts nicht auf die flache Hand dazu. Und ist obendrein äußerst unwahrscheinlich. Hey, nicht missverstehen: ich rufe hier nicht zu Dummheiten auf. Nur merke ich, wie mich diese andauernden Updates samt täglicher Zahlenjonlage der Informationsindustrie rammdösig macht. Mir kommen nämlich die Dauer- Informationen wie Puzzle-Teilchen vor, die jeweils zu einem anderen Puzzle-Spiel gehören: keines passt ins andere. Nehmen wir als Beispiel die Zahl von nahezu 7 Tausend Todesfälle, die aktuell weltweit an einem einzigen Tag an Covid sterben - eine ansteigende und somit beunruhigende Zahl.

Aber um diese Zahl nur ansatzweise einorden zu können, fehlen mir Bezüge. Ich müsste wissen, wieviel Menschen überhaupt täglich weltweit sterben. Oder wieviel Menschen im Verhältnis dazu täglich an anderen Krankheiten sterben. Oder wieviel Covid-Tests in welchen Ländern getätigt werden... Oderoder... Ich werde mit Zahlen bombardiert, die lose in der Luft hängen, nach viel Sachkunde aussehen, Objektivität und Neutralität vorgaukeln, und mir keinerlei Anhaltspunkt geben. Greift man nur die Untersuchungen zu der Sterblichkeitsrate in den USA heraus, dann erkennt man, wie schwierig es ist, aus diesen Zahlen Schlußflogerungen zu ziehen, weil ein Strauß von Umständen diese Auswertungen beeinflusst. Also: wer setzt mir aus all den Bruchstücken ein Ganzes zusammen? SO bin ich nur verwirrt...

Mir gehts wie Maria: ablenken und auftanken kann ich am besten draußen in der Natur. Und dieses Jahr bin ich besonders oft am Streunern, weil ich am Kräutersammeln bin. Ich lerne viel dazu, erkenne, bestimme, blättere in schlauen Büchern, lese, rieche und atme auf den wilden Blumenwiesen durch...


In zwei Varianten stelle ich euch diese Bällchen - deren Inspiration mal wieder auf Susanne zurückgeht  - vor: zuerst in einer süßlich-orientalischen Version mit Spirelli (Bild 2) und schlichter Tomatensauce, dann in einer herzhaftern Auflage mit Käse und Kräuter, Ofentomaten und selbstgemachten Orcchiette. Pasta hilft übrigens... im Zweifelsfall..

Zutaten 2-3 P:

125g Soja-Geschnetzeltes, getrocknet
125ml Wasser, kochend
50g Semmelbrösel
70ml Milch
40g Parmesan, gerieben
40g Mandeln, gehäutet, nicht zu fein
15g Rosinen, gehackt
1/2 TL Zimt
1/4 TL Pimenton dela vera
2 TL Miso, dunkel
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
2 TL Oregano, getrocknet
1 Ei, groß*
Sonnenblumenöl

------ zum Zweiten:
100g Soja-Geschnetzeltes
100ml kochendes Wasser
50g Semmelbrösel
80ml Mandelmilch
50g Comté, gerieben
40g Mandeln, nicht zu fein
2 TL Miso
1 TL Senf
2 TL Oregano
1/2 Bund Petersilie
1 Ei
Salz, Pfeffer

Sonnenblumenöl

Zubereitung:

Soja-Geschnetzeltes mit heißem Wasser übergießen und mindestens 10min quellen lassen. Semmelbrösel in (Mandel)Milch ebenfalls einweichen. Dann mit den jeweiligen Gewürzen kräftig abschmecken. Bällchen (etwas kleiner als Tischtennisball-Größe) mit nassen Händen formen: Masse muss gut zusammenhalten und leicht kleben. 

Öl in einer Pfanne erhitzen und die Bällchen ringsherum knusprig braten, auf Küchen-Krepp abtropfen lassen und warm stellen. Mit Pasta und Tomatensauce der Wahl servieren (und entweder mit Pinkienkernen oder Parmesan... beispielsweise)

Anmerkung m: bei der süßlichen Variante bedenke man beim Würzen, dass das Soja-Geschnetzelte bereits eine gewisse Süße mit sich bringt

und für alle ohne Ofentomaten - das ist die eingeköchelte Sauce zu den Spirelli:
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
1/2 Paprika, rot, geschält
5 Tomaten, gehäutet
2 Lorbeerblätter
Salz, Pfeffer
1 Schuß Rotwein
Harissa
2 EL Pinienkerne, geröstet


Völlig falscher Hase mit Kartoffel-Pü

Freitag, 14. Februar 2020


Auf das Vorstellen dieses Rezeptes freue ich mich schon lange - alleine wegen dem Rezepte-Titel. *Völlig falscher Hase* - klingt das gut?! Und ausnahmsweise bekomme ich keine Schimpfe von den Carnivoren, weil ich ein typisches Fleisch- in ein Veggie-Gericht umwandle.

*Kopf ab, Schwanz ab - Hase!* kalauerte man auf dem Land früher gerne. Grober Spaß - die Zeiten des Elends, in der Mietzekatzen zum Leckerbissen verarbeitet wurden, liegen gefühlt ewig hinter uns. Wobei der Ursprung des Namens *Falscher Hase* aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammt - also gar nicht so lange her - als sich viele Familien einen echten Hasen als Sonntagsbraten nicht leisten konnten und deswegen auf Hack zurückgriffen. Die Namensgebung *falscher Hase* hat also weniger mit Witz denn mit Not zu tun.

Tja, und nachdem es im letzten Post etwas lustiger zuging, möchte ich heute den Blick auf ein ernstes Thema lenken: nahezu täglich nimmt sich in Frankreich ein Bauer das Leben.

Eine Frage, die uns nun schon oft gestellt wurde, lautet: *Ja, was arbeiten denn die Menschen hier in der Umgebung eigentlich?* (Grundton: so hier in der Einöde). Und dann kann ich meinen konstanierten Gesichtsausdruck nicht ganz verhehlen, wenn ich antworte, dass ich nicht wisse, was die Zukunft bringe, aber NOCH ernährt das Land die Stadt. Bedeutet folgerichtig: ein guter Teil der Landbevölkerung lebt von der - big surprise - Landwirtschaft.

Zweifelsohne fehlt der Bezug und der Kontakt zwischen Ernährern und Ernährenden. Die aktuelle, öffentliche Debatte tut ihr übriges und dient offensichtlich mehr dem alten *Spalte und Herrsche*-Prinzip als Brücken schlagen zu wollen. Die Hauptschlagzeile war doch: Bauern protestieren gegen Umweltschutzauflagen. Womit der schwarze Peter zugesteckt wäre, und der eigentliche Bösewicht aus der Schußlinie gezogen: die politisch Verantwortlichen. 

Für die Agra-Subventionen, über die die EU entscheidet, gilt seither das Credo: *Je mehr Flächen und Vieh, desto üppiger die Zahlungen. Der schonende Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und Antibiotika wird kaum belohnt* - ganz im Sinne der Agra-Lobby. Und daran wird sich auch für 2021 nix ändern. Fakt bleibt - selbst bei Änderung der Düngeordnung - dass zu intensive Landwirtschaft und zu hohe Tierzahlen auf zu kleiner Fläche das Grundwasser mit Nitrat belasten, den Einsatz von (Reserve)Antibiotika von Nöten macht (echt?) und besonders couragiert zu Pestiziden greifen lassen.

Dabei müßte mittlerweile unübersehbar für alle sein, dass die konventionelle Landwirtschaft von heute auf der Ausbeutung aller beruht: Kühe geben heute dreimal so viel Milch wie 1950, Hühner legen doppelt so viele Eier, auf Feldern wächst dreimal so viel Weizen. Kapitalismus - es reicht nie.

Denn trotzdem kann man von einem Bauernhof von 10 Hektar mit 80 Kühen nicht mehr leben. Einen guten Einblick in die Situation - sowohl in Frankreich wie in Deutschland - bietet Arte in der Sendung Re: Burnout auf dem Bauernhof. Der kleine bis mittelständische Bauer leidet nämlich oft mit Tier und Natur mit an dieser Ausbeutung. Die Einkommen der Landwirte gehören zu den niedrigsten im ganzen Land: mehr als 30 Prozent der französischen Bauern verdienen lediglich 350 Euro pro Monat. 

Und das bei vollem Einsatz. Denn ist ein Bauernhof finanziell bedroht, dann ist nicht nur die Existenz einer ganzen Familie mit Haus und Hof bedroht, sondern dahinter steckt ja meist ein generationenübergreifendes Lebenswerk. Nicht zu vergessen die schwere Arbeit, die zumeist notwendigen, großen Maschinen und noch größeren Geldbeträge, die bewegt werden, keine freien Wochenenden, noch weniger Urlaub, starke Preisschwankungen, extreme Wetterphänomene und die geringen Gestaltungsspielräume für die eigene Arbeit.

Die Untersuchung der französischen Gesundheitsbehörde zeigt ferner auf, dass unter den französischen Landwirten besonders die Milcherzeuger selbstmordgefährdet sind und dass die Zahl der Kleinbauern, die Selbstmord begehen, im Vergleich zu größeren Betrieben deutlich höher ist.

Solche Verhältnisse kann keiner wollen: Tier nicht, Natur nicht, weder Erzeuger noch Verbraucher - da sind wir uns bestimmt einig.


Jetzt zaubere ich natürlich auch kein Kanninchen aus dem Hut, das die Lösung aller Probleme sein könnte. Wer bin ich schon. Ich sehe nur: der Hase läuft halt brachial in die völlig falsche Richtung (merkt ihr, ich komme auf den Anfang zurück). 

Ich zahle in der Zwischenzeit für 125ml Bio-Sahne ohne Carageen 2,50 Euro. FÜNF MARK!!! Das pfetzt. Und ich verstehe, wenn das nicht alle zahlen können. Und ob das Geld beim Bauern überhaupt ankommt? Ich weiß es nicht.  Wobei ich hier keine Laudatio auf Bio halten will. Die Gefahr ist nämlich, dass  man Verhätnisse wie im Naturschutz erhält: in speziellen Naturparks wird die Natur besonders geschützt und außerhalb darf geschändet werden nach Lust und Laune. Lieber wäre mir, dass mit unserer Erde *generell* anständig umgegangen würde...

Außerdem bin ich großer Fan von den sogenannten Nutztieren, die eng verbunden mit und um den Menschen leben. Jeder mit ein paar Kühen wird dir von dem Charakter dieser Tiere vorschwärmen. Idyllisches Landleben ist für mich, wenn noch Kühe im Stall stehen und ein paar Hühner ums Haus scharren. Das gibt es hier noch vereinzelt (und ich frage mich ebenso wie alle anderen dann, wie man davon leben kann). Es ist mal wieder kompliziert.

Und ja, ich gebe es freimütig zu: ich liebe Butterbrot. Schon immer. Hingegen der Fleischverzicht fällt mir leichter und leichter. Dank Rezepten wie diesem völlig falschen Hasen. Breits drei Mal zubereitet (die Sauce variierte ich dabei), um euch hiermit das optimierte Rezept zu präsentieren. Gleichfalls sonntagswürdig - wie im Original. Und ganz nach dem Motto: viel hilft viel!


Zutaten 2-4P*:

500g Kartoffeln
Butter
Milch
Sahne
Salz, Pfeffer
Muskatnuss

100g Grünkern, grob geschrotet
250ml Gemüsebrühe
1 Stück Sellerie
1 Karotte
1 kleine Zwiebel
2 Knoblauchzehen
25g getrocknete Tomaten
50g geriebener Comté
1 Eier
1 Semmel vom Vortag (ca. 100g)
2 EL gemahlene Mandeln
30g gehackte Nüsse(m: Walnüsse)
1/4 TL Pimenton de la Vera
Salz, Pfeffer
2 TL Senf (Dijon)
1/4 TL Harissa
1 EL Rosmarin, fein gehackt
2 TL Oregano, getrocknet
12 EL Petersilie, fein gehackt

1 Schlotte
1 Knoblauchzehen
1 Paprika, gehäutet*
1 TL Tomatenmark
1 TL Thymian
1 TL Miso, dunkel
100ml Gemüsebrühe
100ml Jus
1 Schuß Portwein
1 EL Balsamico
Salz, Pfeffer
1/2 TL Paprika-Pu
Roux zum Binden

Zubereitung:

Tomaten mit kochendem Wasser übergießen und ca. 10min ziehen lassen. Dann Wasser abschütten und Tomaten klein schneiden. 

Das Brötchen vom Vortag in kaltem Wasser einweichen - für ca. 10min. Dann sorgfältig ausdrücken.

Sämtliches Gemüse putzen und sehr fein würfeln. Gemüse und Kräuter in Olivenöl gründlich anschwitzen. Grünkernschrot zufügen, ebenso die Gemüsebrühe, 5min köcheln lassen - dabei rühren (der Schrot hängt sonst leicht an), dann etwa 15min quellen lassen. Nun alle Zutaten miteinander vermengen, würzen mit Senf, Harissa, Pimenton, Salz und Pfeffer und am besten händisch durchkneten. Mit feuchten Händen zu einem länglichen Braten formen - in eine Gratin-Form setzen (oder auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech).  Bei 180° ca 40min backen.

Während der *Braten* im Ofen gart, das Kartoffel-Pü auf den Weg bringen. Dafür Kartoffeln schälten, in Stücke schneiden und in kaltem Salzwasser gar kochen. Abschütten, ausdämpfen lassen und mit Sahne, Butter und Milch zu einem cremigen Pü rühren (Menge an Sahne, Butter, Milch je nach Belieben). Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken - warm stellen.

Für die Sauce fein gewürfelte Schalotte, Knoblauchzehe und Paprika in etwas Öl anschwitzen. Dann restlichen Zutaten zufügen und etwas einreduzieren lassen. Würzig abschmecken und mit einer Roux binden. 

*Anmerkung m: für 2 Personen ist der Braten für ein Essen zu üppig bemessen - wir haben die Reste aber gerne in Scheiben auf dem Brot mit Senf gegessen.


Erntedank: Eintopf mit Zucchini, Paprika und roter Quinoa

Sonntag, 6. Oktober 2019


Gemeinsam mit einer Kindergartenfreundin stellten wir fest, dass wir nun mittelalt sind. Also die Jugend liegt zweifelsfrei hinter uns. Jugend! Pfffhhh..., nichts, dem ich hinterher trauere - ich hatte es bereits davon. Für mich gesprochen bin ich heute so zufrieden, fit, ausgeglichen und selbstbewußt wie ich es mir mit 20 nicht hätte träumen lassen. Das tausche ich absolut gerne gegen etwas gedellte Knitterei ein.

Aber nicht nur physisch macht sich das Alter bemerkbar. An vielerlei Dingen kann ich festmachen, dass ich aus einem anderen Jahrhundert stamme. Vieles ändert sich und zeigt sich etwa in der Sprache. Ein lustiges Beispiel war für mich, als ich einen Sticker in der Brusttasche meiner Uralt-Jeansjacke entdeckte (den ich selbstredend einst getragen hatte) mit der Aufschrift *Popper - nein, Danke!* Müsste ich das der Jugend erklären oder würden die das noch verstehen? Hipster stehen schließlich für etwas ganz andere wie Popper, selbst wenn sie eine gemeinsame Schnittmenge haben (unter anderem in der überwiegenden Mehrzahl zu sein). Das Schöne an treffenden Begriffen ist ja eigentlich, dass sie selbsterklärend sind und keinerlei Ausführung bedürfen, sondern das Gegenüber von sich aus weiß, was gemeint ist.

Amüsant ist es auch für mich, über derlei mit dem Habib zu sprechen, der wiederum nochmals aus einer anderen Generation stammt wie ich. Er nennt Bands immernoch Kapellen so wie ich Clubs nachwievor Disco (wobei ich höchstwahrscheinlich noch nie in einem Club getanzt habe - mit dem die Nächte um die Ohren hauen, hörte ich vorher auf). Bref: Sprache kennzeichnet Zeitgeist. Dieser Tage erzählte ich ihm, dass früher in meiner Mädelsclique eines der vernichtesten Urteile über einen Typen war: *Das ist voll der Poser.* Einer, der nur dicke Arme macht - sonst nichts dahinter. Wie die braun angesprühten Bodybilder in knappen Höschen: alles nur Kasperei und Selbstdarstellung.

Und anhand von dieser Bezeichnung könnte man wohl fast von einem Paradigmen-Wechsel reden. Das hat sich doch heute mit den Social Media fast ins glatte Gegenteil gedreht, oder? Selbstvermarktung als trainierte Kernkompetenz. Klar, gilt nicht für alle - aber die Gefahr ist groß, dass vorne viel Gebläse ist und dahinter kein Windchen weht... Außen hui - innen pfui. Hauptsache, die Präsentation stimmt.


Woran ich ebenfalls merke, dass ich älter werde, ist, dass ich konservative Neigungen an mir feststelle. Erntedank - welches wir heute feiern - ist eine Tradtion, die ich gerne pflegen und hochhalten möchte. Verschwunden ist Brauchtum wie das Läuten der Kirchenglocken eine Stunde früher, umso den Wechsel von Sommer- zu Winterzeit zu verkünden, wie es in zahlreichen Ortschaften bis zum zweiten Weltkrieg Usus war (hier in Frankreich läuten die Kirchenglocken sowieso nur noch äußerst selten). Oder kann sich noch jemand an die Umzügen mit geschmückter Wägen durchs Dorf zu Ehren des Erntedankfestes erinnern, von denen mir meine Großmütter erzählten? Alles längst vorbei.

Klassisch wäre zu Erntedank, ein Brot oder ein Hefezopf vorzustellen - die werden morgen in meinem extra zu Feier des Tages zusammengestellen Herbst-Special für euch auftauchen. Ich habe mich für heute für einen dieser wohltuenden Eintöpfe entschieden, die ich eigentlich zu jeder Jahreszeit gerne esse, aber die eben besonders gut in den Herbst passen. Selbst wenn das dazu passende Wetter mit tiefhängenden Wolken und dicken Regentropfen weiterhin bei uns ausbleibt.

Zutaten 2-3P:

600g Zucchini (m: grün/ gelb)
50g roter Quinoa*
1 Gemüsezwiebel
2 Knoblauchzehen
1 rote Paprika
200g Gemüse-Confit*
1 El Tomatenmark
1 Schuß Portwein
1 TL Paprika-Pulver
1/4 TL Pimenton dela vera
Harissa
1 EL Tamari-Sauce
1 TL Oregano, getrocknet
200g Kokoscrème
ca. 150ml Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer
Kokosöl

Zubereitung:

Quinoa in 250ml Gemüsebrühe 10min bei kleiner Flamme und geschlossenem Deckel köcheln lassen. 

Die Gemüsezwiebel vierteln und in feine Streifen schneiden. Die Zwiebelstreifen mit Geduld im Kokosöl dünsten, bis sie golden und glasig sind. Dann die in kleine Stücke geschnittene Zucchini sowie den fein gehackten Knoblauch zufügen. Ebenfalls kurz mitrösten.

Paprika entkernen - und diese entweder unter dem Grill häuten oder mit einem Sparschäler schälen - in Streifen schneiden und ebenfalls zufügen. Das Tomatenmark kurz anbraten. Mit einem Schuß Portwein ablöschen. Die Kokosmilch untermischen, die Gemüsebrühe (schluckweise, um sich an die gewünschte Konsistenz annähern) ebenfalls anschütten, außerdem die Gewürze zufügen und den gegarten Quinoa. 

Etwa 15-20min sanft garen und zuletzt mit Harissa, Salz und Pfeffer abschmecken.

Anmerkung m: Zucchini lässt sich auch durch Kürbis austauschen/ das Gemüse-Confit durch eine Dose Tomaten oder aber auch durch 2 EL Ajvar oder durch mit Paprika verköchelte Ofentomaten/ Quinoa ließe sich auch durch die gleiche Menge gegarter Hirse ersetzen -  schmeckt ebenfalls super!