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Phantásien, ein Herz für Lebkuchen und Blob-Buster Alpenbrot

Donnerstag, 30. November 2023


Von Otfried Preußler war es nur ein federleichter Katzensprung rüber zu Michael Ende. Und vielleicht muss ich in meiner künftigen Bücher-Edition doch *Krabat* gegen *Die unendliche Geschichte* austauschen. Bereits optisch verströmte das Buch für mich als Kind mit seinem roten und grünen Schriftbild und den verschlungenen Anfangsbuchstaben eines jeden Kapitels die ganze Magie, die später dann die Buchstaben entfalteten. Und natürlich ist diese Geschichte DER Inbegriff einer anderen herausragenden Eigenschaften von Büchern: sie verhelfen zur Flucht aus einer Welt, die einen nicht freundlich behandelt - DER Grund, warum ich ein Lesekind geworden bin.

Es hat mir Freude gemacht, mich die letzte Zeit ein wenig mit Michael Ende auseinander zu setzen (das Interview mit Fuchsberger). Wie viel Paralellen sich zwischen Preußler und Ende finden. Und wie fasziniert mich, dass Kinder so oft die Biographie ihrer Eltern fortsetzen. Mein Habib ist ganz folgerichtig der Sohn seines Vaters Emil, der Doktor der Chemie und Philosophie war.

Und während man Preußlers Geschichten anmerkt, dass ihm sein Vater viel von seiner Passion als böhmischer Heimatkundler weitergab, so ist Michael Ende spürbar der Sohn eines Malers, Edgar Ende, mit seinem bilderreichen Schreibstil. Außerdem ist Ende - wie wir alle - geprägt von seiner Jugend. Mit 14, berichtet er in einem Radio-Interview, als er sich gerade begonnen habe, dem Außen zu öffnen, brannte die Welt und alles lag in Schutt und Asche. Und früh war klar, dass er auf der Straße, wenn er mit anderen spielte, nicht erzählen durfte, was zuhause passierte oder gesprochen wurde. Sein Vater war zu den entarteten Künstlern gezählt worden und durfte keinerlei Malereibedarf erwerben - das mussten stets Freunde für ihn tun; Malen durfte nur heimlich geschehen...

Ich glaube schon, dass der Hintergrund, vor dem schöpferisches Schaffen stattfindet, sehr entscheidend ist. Er liegt wie eine Blaupause unter allem. Und so eint etwa Krabat und die unendliche Geschichte, dass die Bedrohung ein wesentlicher Baustein der Erzählung ausmacht. Braucht es eine Bedrohung, um zu erkennen, was schützenswert und kostbar ist, habe ich mich gefragt? Wie bei den *landscape of fear* etwa?

Literatur und Lügen sind aus der gleichen Substanz. Fiktion. Diese Substanz kann Medizin oder Gift sein, das hängt von den Händen ab, die sie verwendet. [...] Wenn es darum geht, Menschen zu kontrollieren, gibt es kein besseres Instrument als Lügen. Denn du siehst, Menschen leben nach Überzeugungen. Aber Überzeugungen kann man manipulieren. Daher ist die Macht, Überzeugungen zu manipulieren, das Einzige, was zählt. (Ende)

Ähnlich, weniger politisch, formuliert es Preußler: *Ich glaube an die Kraft der Phantasie. Und ich glaube an die seelischen Kräfte, die sich in magische Wirkung umsetzen können, sei's zum Bösen oder sei's zum Guten.*

Wir reden über die Kraft der Gedanken. Und viel, viel zu selten, machen wir uns über diese größte Fähigkeiten, die wir als Geistwesen besitzen, Gedanken und setzen uns damit auseinander, was das in aller Konsequenz bedeutet.

*Du meinst, dass Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr allein erwachsen künftige Welten: In dem, was wir [durch unsere Gedanken] erschaffen, sind wir frei* bekräftigt Ende seine Überzeugung. 

Man kann ja noch nicht einmal behaupten, dass wir tölpelhaft mit unserer schöpferischen Kraft umgehen. Wie im Nebel sind uns unsere Gedanken in keinster Weise bewußt, wir ahnen kaum, worin wir gedanklich fischen. Wir hören uns selbst beim Reden nicht zu, und merken nicht, worin wir uns mehr und mehr verstricken. Kann Mensch weiter entfernt davon sein, selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu werden, wenn er selbst keinen Zugang zu seinen Gedanken hat?

Dabei taucht man als Kind tief ein, in die unendlichen Weiten des eigenen, inneren Erlebens, in der die Kraft der Imagination den Realismus der Form ganz leicht sprengt.

Preußler formuliert das schön: *Die Kinder der Welt durchlaufen auf einer bestimmten Entwicklungsstufe alle diese magische Phase, in der man mit Steinen reden kann, in der man aus Tannenzapfen Kühe und Schweinerl macht. Da sind die Kinder der Welt eine internationale Nation. * 

Ob Kinder heute überhaupt noch derlei Erlebnisse haben in ihrem Spiel? Die Risiken für die Nutzung digitaler Medien im Kindesalter sind immer besser belegt. Schweden streicht aufgrund von neuesten Erkenntnissen den Bildschirmzwang für Kleinkinder. (via infosperber). Über 40 Forscher rund um die Gesellschaft für Bildung & Wissen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland fordern ein Moratorium der Digitalisierung an Schulen und Kitas. KI dürfe Lehrer nicht ersetzen (via Heise online). Bei aller kritischen Beobachtung, stehen die Zeichen doch allerortens so, dass der Mensch sich abwendet von seinem Ursprung hin zu einem seelenlosen, geistlosen Apparat.

 


Eine Aussage von Ende gefiel mir ebenfalls sehr, weil ich mich darin so wiedergefunden habe. Das Gespräch mit seiner Frau Ingeborg war für ihn nicht nur Inspiration und Anregung, sondern eigentlicher Schreibanlaß - das gilt sosehr auch für mich und meine Gespräche mit dem Habib. Ihr erinnert euch an Kleist *Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden*, genau so: das Gegenüber hilft entscheidend beim Formulieren. Und für mich ist das hellste Licht, auf das ich schauen kann, mein Habib.

Jede Adventszeit hadere ich ein wenig mit meinem Los als Foodblogger, denn über die Jahre habe ich SO viele Lieblingsplätzen angesammelt - im Badischen nennt man sie ja Brödle - , dass ich eigentlich ungern Neues ausprobiere.

Prompt lehrt mich das Alpenbrot eines besseren! WIE konnte ich nur diesen Blog-Buster seither übersehen. Petra hat ihn bereits von einem anderen Blog und von ihr aus zog er seine Erfolgskreise von Blog zu Blog. Allesamt begeistert. Und ich kann nur ins gleiche Horn blasen: ein Spitzen-Rezept um in die Weihnachtsbäckerei einzusteigen, schnell zusammengefummelt und schmeckt super. Wobei ich eigentlich alle Lebkuchen-Rezepte, die ich seither ausprobiert habe, liebe - deshalb für euch heute hier gebündelt! Kann ich mich unter den letzten Rezepten kaum entscheiden, so belegen aber die untersten zwei hier auch in meinem Ranking die letzten Plätze.


 Zutaten:

500g Mehl (m: halb Einkorn-Vollkorn, halb D630)
250g Butter
250g Muscovado-Zucker (m: 200g)
2 Eier
30g Kakao
1/2 EL Zimt
2 gemahlene Nelken (od. 1/4 TL Nelkenpulver)
2 Kapseln grüner Kardamom (od. 1/4 TL Kardamom-Pulver)
1/4 TL Muskatnuss-Abrieb
1/2 TL Salz
...
40g Rohrzucker (zu Staubzucker gemahlen)
 
2-3 EL Zitronensaft

Den Backofen auf 180°C (O/U-Hitze) vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.

Die Butter in der Küchenmaschine cremig rühren. Den Zucker zugeben und alles so lange rühren, bis die Masse hellschaumig ist, das dauert eine Weile.

Währenddessen Mehl, Kakao, Zimt, gemahlene Nelken,, Kardamom, Muskat und Salz verrühren.

Die Eier einzeln unter die Schaummasse rühren, bei jeder Zugabe 1-2 Minuten rühren. Nun die Mehlmischung zugeben und nur kurz unterrühren. Den Teig auf die leicht bemehlte Arbeitsfläche geben, nochmal ganz kurz durchkneten. Die Masse in 6 Teile a etwa 180 g teilen, diese zu Rollen formen und auf das Backblech legen (m: Rollen geformt von etwa 32cm).

Das Blech für 15-20 Minuten (m: 17min) in den Backofen schieben, die gebackenen Laibchen sollen sich noch etwas weich anfühlen.

Während der Backzeit den gesiebten Puderzucker und Zitronensaft zu einem dünnflüssigen Guss verrühren.

Das Blech aus dem Ofen holen, die heißen Laibchen sofort mit dem Guss bestreichen. Kurz abkühlen lassen, dann die Laibchen schräg in Scheiben schneiden, komplett auskühlen lassen.

Das Alpenbrot in gut schließenden Blechdosen aufbewahren.

Anmerkung m: idiotensicher, schnell, köstlich - und Vollkornmehl-Skeptiker dürfen hier ihre Abneigung ablegen: der Einkorn gibt einen zusätzlich schönen, leicht nussigen Geschmack

Quelle: Petra aka Chili und Ciabatta

 

    

      

      

 

„Ich habe mich ein Leben lang dagegen gewehrt, das zu werden, was man heutzutage einen richtigen Erwachsenen nennt, nämlich jenes entzauberte, banale, aufgeklärte Krüppelwesen, das in einer entzauberten, banalen, aufgeklärten Welt sogenannter Tatsachen existiert.“ (Michael Ende)


Outsider: indischer Gemüsereis mit Röstzwiebeln und süß-saurem Kürbis

Donnerstag, 23. Februar 2023


Machen wir uns nix vor: ein paar wenig hunderttausend Unterschriften für ein Friedensmanifest sind lächerlich. Läppisch. In Anbetracht von nahezu 82 Millionen Deutschen. Dieses Ergebnis gibt mir viel zu denken. Ganz ehrlich: wie die zwei Initiatorinnen ging ich davon aus, dass sich gewiß eine Mehrheit findet, die sich klar zum Frieden bekennt. Wir haben schließlich zwei Weltkriege hinter uns. Aber nun unterhalte ich mich mit Bekannten und auch dort zeichnet sich das gleiche Stimmungsbild ab: die meisten befürworten den Krieg. Da mag meine kleine, rebellische Drôme außen vorstehen.

Eine gewisse Kriegsbegeisterung - wie sie zu allen Kriegszeiten erkennbar war - muss wohl das Resultat von Propaganda und/oder Massenhysterie sein. So zumindest lernte ich es im Geschichtsunterricht. Und nun frage ich mich, ob das heute viel anders ist. Gleiches gilt für die mir beschriebene Nazi-Mitläuferschaft. Ich hatte es für unmöglich gehalten, dass sich ein solches Verhalten wiederholen könnte. Das Wesentliche, die absolut übergeordnete Ebene heißt: Krieg oder Frieden. Und mit der Entscheidung für das eine oder andere Lager ist alles besprochen. Irgendwelche Kopf-Konstrukte zur Rechtfertigung gehören nicht in die wesentliche Ebene.  

Du sollst nicht töten* ist das erste Gebot der 10 Gebote - ansonsten beginnt der Fluch der bösen Tat. Nimm' alte Geschichtsbücher: die geographischen Karten sind überholt, haben sich mit den vielen Kriegen die Staatsgrenzen immer wieder verschoben (Elsaß/ Lothringen... um nur in der nächsten kleinen Welt/ Vergangenheit zu bleiben). Ich lebe egal mit welcher Nationalität - Hauptsache in keinem Kriegsgebiet!!! Wer Remarque gelesen hat, lernt leicht: im Krieg gibt es nur Verlierer - durch die Traumata auf Generationen. Da spielt es schnell keine Rolle mehr, wer die Scheiße angefangen hat...

Möglicherweise spielen Ängst mit hinein: die Angst, mit seiner Meinung alleine zu stehen, die Angst ungeschützt einem Aggressor ausgesetzt zu sein, die Angst Hab und Gut zu verlieren. So möchte ich mir erklären, dass Werte, die für friedliches Miteinander stehen, einer Hau-Drauf-Mentalität gewichen sind. Obgleich es mir eigentlich unerklärlich bleibt, denn in meiner Auffassung hatte sich die Friedensbewegung in den letzten Jahrzehnten in der Breite der Gesellschaft etabliert und verfestigt. Aber nein, selbst Bekannte, die noch mit viel Aufwand den Kriegsdienst verweigert und dafür 18 Monate Zivildienst geleistet haben, finden ein klipp und klares pazifistisches Statement gerade *schwierig*. Ich staune und staune. Und wache auf dabei.

Es bleibt nur, die rosarote Brille abzunehmen und zu versuchen, mich der /dieser Realität zu stellen: ich habe mich damit zu arrangieren, einer absoluten Minderheit anzugehören. Aber was bedeutet das in aller Konsequenz für den Alltag?

Im Gespräch mit dem Habib kam dabei eine Familiengeschichte hoch. Die Großeltern seiner verstorbenen Frau haben im 3. Reich jüdischen Familien zur Flucht in die Schweiz verholfen - und nie darüber ein Wort verloren. Selbst innerhalb der eigenen Familie nicht. Wie es der Zufall vieleviele Jahre später so wollte, landeten der Habib und seine Frau bei dem Einzug in die erste, gemeinsame Wohnung im gleichen Haus wie Nachkommen einer eben jener jüdischen Familien. Diese stellten ob des ungewöhnlichen Nachnamens den Zusammenhang her und berichteten dann, wie sehr sie den Großeltern zu Dank verpflichtet seien - auf diese Weise kamen die Geschehnisse überhaupt ans Licht. Und meine Wertung dazu: ich finde diesen Mut großartig obwohl ich die heutige israelische Politik nur unterirdisch bezeichnen kann - aber ich vermag eben Menschen und Politik auseinanderzuhalten.

Tue Gutes und rede nicht darüber. Habe Werte und lebe diese, aber gehe damit nicht hausieren. So in etwa lauten meine Rückschlüsse. Vielleicht ist es für das Gute das angeratene Beste, sich in Krisenzeiten klein, leise, still und unauffällig zu machen - so bleibt die meiste Freiheit in Denken und Handeln gegeben, so schützt man sich als Minderheit und andere Minderheiten am ehesten.



Man kann sich nie einsamer fühlen als in Menschenmassen - da stimme ich dem vorgestellten Künstler unten in seinen Einsichten bei. Aber Einsiedelei ist halt ebenfalls keine Lösung: *Du kannst nicht als Insel leben. Du brauchst deine Mitmenschen. Du siehst dich selbst als ein Spiegel in ihnen. Und du lernst von deinen Mitmenschen... Gutes und Schlechtes. Vorausgesetzt natürlich, du kommst mit den richtigen Leuten zusammen.* Mir tut es gut, Gleichgesinnten zuzuhören, die Herz über Kopf stellen, Geist über Materie und Demut vor der Schöpfung zeigen.

Ich lege direkt ein weiteres Rezept mit Blumenkohl nach - dieses Mal mit Kollege Romanesco. Wieder ein blumig-buntes Gewürzspiel, das auf diese Weise jedes Februar-Grau zu vertreiben weiß. Schön auch, der eingelegte Kürbis dazu. Wir haben ja noch derart viel eigenen Kürbis, der immer dringender verarbeitet werden sollte. Und der süß-saure Kontrast passt wunderbar zu dem Curry.


Zutaten 2P:

110g Reis
350g Blumenkohl (m: Romanesco)
120g Kartoffeln (ca. 2 kleinere)
2 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
1 1/2 TL Garam Masala
2 Kardamom
1 Stück Zimt
1 Stück Ingwer (ca. 2cm)
1/2 TL Curcuma
50g getrocknete Aprikosen 
Kokosfett

100g griech. Joghurt 


Zuereitung:

Reis mit kaltem Wasser abspülen. Mit 300 ml Wasser bedecken und ca. 20 Minuten einweichen. Blumenkohl putzen, waschen und in Röschen teilen. Zwiebeln und Ingwer schälen und fein würfeln. Kartoffeln schälen, waschen und in ca. 2 cm große Würfel schneiden.

2 EL Öl in einer Pfanne erhitzen. Ingwer und Knofi darin andünsten. Kartoffeln und Blumenkohl zufügen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Reis samt Einweichwasser, Curcuma, Masala, Kardamom, klein geschnittene Aprikose und 1 Stück Zimtstange zugeben. Weiteres Wasser angießen, dass das Curry knapp bedeckt ist und alles ca. 10 Minuten zugedeckt köcheln (falls noch etwas Flüssigkeit fehlt, diese zufügen und aufpassen, dass der Reis nicht anhängt).

Für die Röstzwiebeln Kokosfett in einer Pfanne erhitzen. Die Zwiebeln darin kräftig anbraten. Zucker ­darüberstreuen und karamellisieren lassen. Leicht salzen und pfeffern. Zwiebeln über den Reis geben. Joghurt dazu reichen.

Inspiration: lecker 

 

Süß-Sauer eingelegter Kürbis - ca. 3 Gläser:

500g Kürbis, in Stücke von ca 2cm
1 kleine rote Zwiebel
1 Knofi
2 Kardamom-Kapseln
1 Stück Ingwer, ca. 1,5cm lang
1 Nelke
2 Lobeer-Blätter
1/4 TL Salz
4 Piment-Körner
120ml Apfel-Essig
70g Zucker
ca. 150ml Wasser

 

Zubereitung:

Den Kürbis würfeln oder in Scheiben schneiden, die Knoblauchzehen und den Ingwer schälen und beides in feine Scheiben schneiden.

Den Essig mit Wasser und Zucker aufkochen. Wenn sich der Zucker gelöst hat, Knoblauch, Ingwer und die Gewürze dazugeben.

Nun die Kürbiswürfel in den Topf geben und solange auf mittlerer Stufe köcheln lassen, bis sie knapp noch bissfest sind.

Derweil die Gläser sterilisieren - dafür mit kochendem Wasser ausspülen.

Die Kürbiswürfel nun möglichst dicht in die ausgekochten Gläser schichten - zum Rand noch ein wenig Platz lassen. Den köchelnden Sud darauf in die Gläser giessen und diese sofort verschliessen. (Für längere Haltbarkeit die Gläser einwecken).


Transrapid: Malai Kofta

Donnerstag, 2. Februar 2023

 

Als wir in China waren - genau genommen in Shanghai - sind wir mit dem Transrapid gefahren. Das stand jetzt nicht auf meiner Bucket-Liste. Vorneweg deshalb, weil ich keine Bucket-Liste besitze. So etwas benötigen meiner Meinung nach nur Spakken, die dann nachher auch in einer Stau-Schlange am Gipfelgrad des Mount Everest stehen. Selber schuld - kein Mitleid. Die Motivation dahinter verschließt sich mir. Das ist doch getrieben vom gleichen Spirit wie Klo-Kritzeleien à la *I was here*. Warum macht man das? Ich finds strange. Meinen Lieblingsklo-Spruch habe ich, glaube ich, hier sogar schon mal festgehalten. Unten an einer Klotür, die nicht ganz zum Fußboden schloß sondern einen Spalt offen ließ, stand: *VORSICHT  LIMBOTÄNZER!* Finde ich bis heute witzig; der Spruch bleibt mir ewig...

Und jetzt mal in der Magnetschwebebahn gesessen zu haben, hat wenig nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Weder spürt man die Beschleunigung noch die Geschwindigkeit besonders, noch rauscht die Landschaft so krass an einem vorbei, wie ich mir das vorgestellt hatte. Sensationen gehen defintiv anders. Jedes Fahrgeschäft auf der Kirmes geht mehr ab. Aber ich bin wohl für dergleichen auch nicht die richtige Zielgruppe. Warum man sich in irgendwelchen Karusells bis zur Übelkeit durchschwenken läßt, erschließt sich mir ebensowenig. Oder Bungee jumping? Kitzel für Scheintote. Augenblick-Kicks sind nicht mein Junk. Vielleicht weil nach meinem Erleben die schönsten und tiefsten Momente wie zufällig entstehen und sich nicht inszenieren lassen. Aber bitte, wer meint. Paragleiten würde ich hingegen mal ausprobieren...

Anyway, jetzt habe ich eine große Schleife gedreht, um bei meinem heutigen Rezept rauszukommen, den Malai Kofta, dem indischen Tomaten-Curry mit Kartoffel-Küchlein. Eigentlich esse ich sehr gerne indisch, meistens ist es mir dann aber für die tägliche Alltagsküche zu viel Gedöns, die Zutatenliste zu lange, die Vorbereitungen zu ausufernd... Und dann bleibts beim *eigentlich*.

 

 

Jetzt habe ich diese Malai Kofta schon zigfach zubereitet - ein Zwischenseufzer für die herrliche Kardamom-Note - und es auf diese Weise umgemodelt, dass ich von einer Version Malai Kofta - Transrapid sprechen möchte, eine abgekürzte und abgespeckte Variante: eben unkomplizierter und ohne Frittieren. Das mag dann vielleicht nicht mehr original sein, aber who cares. Das ist meine Linzertorte auch nicht und die ist trotzdem le top du top. 

Und dieses-mein Malai Kofta schmeckt uns einfach super. Das ist der Grund, warum ich es derart oft auf den Tisch gebracht habe. Und (bien sûr) weil sie easy zu kochen sind. Die indischen Kartoffel-Küchlein funktionieren sowohl mit (selbstgemachtem) Paneer, mit Ziegenkäse und mit Tofu - alles ausprobiert. Up to you.

Mit Blick ins hauseigene Bloguniversum könnte meine Malai Kofta der exotische Bruder von diesem Teller sein...


Zutaten 2P:

250g Ofentomaten*
100ml Kokos-Crème
150ml Wasser*
3 Knoblauchzehen
1 Zwiebel
2 Nelken
3 Kardamom-Kapseln
1 1/2 TL Garam Masala
1 Stück Zimt
Chili (m: Harissa)
Ingwer, ca. 2cm
Salz, Pfeffer
Rohrzucker 
Kokosfett
...
350g Kartoffeln (als Salzkartoffeln gekocht)
100g Paneer (m: Ziegenfrischkäse)
1 1/2 EL Speisestärke
80g Erbsen
1 Karotten (ca. 100g, geraspelt)
1 kleine handvoll Rosinen
1 Stück Ingwer
1 Knoblauchzehe 
2 EL Petersilie oder frischer Koriander, gehackt
Salz, Pfeffer
1/2 TL Koriander, geschrotet
1/4 TL Kreuzkümmel
1/4 TL Kardamom
Ghee/ Kokosfett/ Pflanzenöl
 

Zubereitung:

Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden, in Salzwasser aufsetzen und gar kochen.

Parallel die Sauce zubereiten. Dafür Zwiebeln und Knofi fein würfeln. In Kokosfett anschwitzen. Zimtstange, Nelke und angequetsche Kardamom-Kapseln in ein Teebeutel geben und mit Küchengarn zubinden. Zusammen mit dem Garam Masala und dem geschälten, klein geschnittenen Ingwer ebenfalls ein wenig mitrösten. Tomate, Wasser und Kokoscrème anschütten. Salzen, pfeffern, eine Prise Zucker zufügen sowie etwas Harissa und bei kleiner Flamme etwa 15 min einköcheln lassen. Teebeutel entfernen, die Sauce mit dem Zauberstab pürieren und nochmals abschmecken.

Die gekochten Kartoffeln abschütten, etwas ausdämpfen lassen. Knofi und geschälten Ingwer fein würfeln. Karotte bürsten und grob raspeln, Alle Zutaten für die Kartoffel-Küchlein miteinander vermengen und zu flachgedrückten Kugeln formen - ergibt14 Stück à ca. 50g. Je nach Wunsch in Ghee/ Kokosfett oder einem anderen Pfanzenöl von beiden Seiten golden backen. Die fertigen warm stellen, bis alle gebraten sind.

Sauce in tiefe Teller geben, ein wenig Kokosmilch darüber ringeln und dann die Kartoffelküchlein in die Sauce setzen. Wer mag dekoriert mit etwas Petersilie.

Anmerkung m: die Ofentomaten und das zugefügte Wasser kann man ersetzen durch 400g passierte Tomaten/ Es ist reichlich Sauce im Verhältnis zu den Küchlein, aber ich finde das eine gelungene Kombi/ 7 Kartoffel-Küchlein erscheinen viel für eine Person - wir bewältigen das gut/ Und: coucou Stephanie - vielen Dank für die Anregung und die Idee mit den Erbsen und Karotten in den Küchlein!

Inspiration: Cook with Manali

 

Apfelkuchen-Spezial: Apfel-Walnuss-Kuchen mit Zimtkruste

Sonntag, 29. Januar 2023

 

Eine der Fragen, über die ich grübeln kann, ist: *Du hast in deinem Garten nur Platz für einen einzigen Baum - welchen wählst du?* Ich finde das wirklich schwer zu beantworten. Es gibt so viele tolle Bäume! Und es kommt halt darauf an... Die Albizia habe ich erst in der Drôme kennengelernt. Der Seidenbaum besitzt wunderhübsch gefiederte Blätter und blüht in wuscheligen, elfengleich rosanen Puschel-Blüten. Und zwar im absoluten Hochsommer, genau dann wenn man sich besonders gerne im Schatten eines Baumes aufhält  Ehrlich, das ist ein Bild, wenn in einem Garten der Tisch unter dem Blütenzelt einer alten Albizia steht - da geht mir das Herz auf. Ein Baum, wie für diesen Anlaß gemalt.

Oder wie prächtig können Lindenbäume werden! Ich mag allein die Farbe, das Lindgrün, sehr und den Geruch der Lindenblüten sowie die beruhigende Ausstrahlung einer Linde, die nicht von ungefähr in dem alten Volkslied *Kein schöner Land* besungen wird.

Oder der Ginkgo, dessen Blätterkleid sich im Herbst unvergleichlich golden färbt. Ginkgo biloba ist eines meiner absoluten Lieblingsgedichte von Goethe, daran lasse ich mich nur zu gerne durch die Anwesenheit eines Baumes erinnern.

Oder wie erfrischend es ist, zu Fuße einer Eiche zu ruhen - hätte ich die Erfahrung im eigenen Garten nicht gemacht, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Oderoder... Ich könnte viele Bäume aufzählen, auf die ich nicht verzichten wollte. Wie gut, dass unser Grundstück viele Bäume möglich macht. Wären wir begrenzter, würde ich mich vielleicht doch für den Klassiker entscheiden, den Apfelbaum, den Baum der Erkenntnis. Bemerkenswert finde ich ja zum Thema *Erkenntnis*, dass Erkenntnis etwas Unumkehrbares ist. Was man ein Mal etwas als *wahr* erkannt hat (Beispiel *heiße Herdplatte*) bleibt ewig. Man kann nicht so tun, als hätte es dieses Erlebnis nicht gegeben. Erkenntnis brennt sich buchstäblich ein. Erkenntnis läßt sich nicht wieder abschütteln sondern klebt im Gedächtnis.

Äpfel zählen zu den Lebensmitteln, die ich immer zuhause habe. Kein Porridge ohne Apfel. One apple a day... fällt mir SEHR leicht, mich daran zu halten. Ich esse schon immer gerne Äpfel. In meiner Kindheit hat die Oma vor dem Schlafengehen sehr oft als Bett-Hupferl noch einen Apfel ans Bett gebracht - in ganz dünne Scheiben geschnitten, die sich mit Milchzähnen besonders genüßlich knabbern ließen.

 


 

Man kann auch unmöglich genügend gute Apfelkuchen-Rezepte besitzen. Und dieser Apfelkuchen heute darf direkt in die Favoriten-Schublade. Die Inspiration dafür ging von Ulrike aka Küchenlatein aus, die das Rezept wiederum in der Los Angeles Times entdeckte, das dort als holländischer Kuchen präsentiert wurde aus einem traditionsträchtigen Café in LA. Ich buk uns direkt zwei - den einen für uns, der andere wurde mitgenommen zu einem Nachbarn, der von seiner Atlantik-Überquerung mit dem Segelboot erzählte. Das Kuchen-Mitbringsel kam super an, denn er ist weit raffinierter als ein einfacher Rührkuchen, in den ein paar Apfelschnitze untergemischt werden. Die Kruste wird super knusprig und teilweise bilden sich von dem Topping kleine Lava-Spuren Richtung Kuchenmitte. Und dann noch die verläßliche Kombi von Apfel mit Nuss, meine Sugar-Spice-Mischung, auf die ich so verrückt bin, in der Zimtkruste... bref: lecker!!

 

Zutaten 20er Form (20cm x 10cm 8cm) *:

Zimtkruste:
60g Butter, kalt
30g Mehl (m: Einkorn-VK)
2 TL Zimt (m: Sugar-Spice)*
50g Muscovado-Zucker
...
Kuchenteig:
120g Butter, weich
170g Rohrzucker (m: mit Vanille angesetzt)
2 Eier
75g Joghurt (od. Buttermilch/ m: 50g davon Ofen-Apfelmus)
240g Mehl (m: D630)
1 TL Natron
1/2 TL Salz
220g Apfel
60g Walnüsse, gehackt, geröstet

 

Zubereitung:

Für die Knusperkruste Zucker, Mehl und Zimt miteinander vermischen. Die kalte Butter flöckenweise einarbeiten, bis eine krümelige Masse entstanden ist (m: geht am besten von Hand).

Den Backofen auf 180°C  (O/U-Hitze) vorheizen. 

Eine Kastenform von : 20 x 10 cm x 8 cm (Achtung! siehe Anmerkung unten dazu) mit Backpapier auskleiden. Mehl, Backpulver und Salz mischen.

Butter und Zucker schaumig rühren. Ein Ei nach dem anderen zugeben, danach Vanilleextrakt und Buttermilch bzw. Joghurt unterrühren.

Die trockenen Zutaten in die flüssigen Zutaten geben und nur so lange rühren, bis sie sich gerade eben verbunden haben. Mit einem Gummispatel die Apfelwürfel und gehackten Walnüsse unterheben und in die vorbereitete Form geben. Die Zimtauflage darüber verteilen.

Die Form in den Ofengeben und ca 55 bis 60min backen, bis der Kuchen aufgegangen und ein Holzstäbchen sauber wieder herauskommt. Den Kuchen in der Form 15min auskühlen lassen, aus der Form nehmen und auf einem Kuchengitter komplett auskühlen lassen. Erst komplett ausgekühlt anscheiden.

Anmerkung m: Zur Kastenform: Ulrike verwendete eine höhere Kastenform wie ich. Wenn man meine kleinformatigere richtig mit Backpapier auslegt (20cm x 10cm 8cm)  funktioniert die auch gut - man muss nur das Backpapier ausreichend überstehenden lassen - ein Überstand von etwa 5cm plus, dann kann man die derart doppelt falten, dass 2cm überstehen (also den Überstand nicht ganz mittig falten) so bliebt 1cm bleibt, den man zurück in die Form klemmt zur Stabilität... verständlich? Bei mir funktionierte die Kuchenform bereits dank einfachen Überstand des Backpapiers. Für alle, die soetwas noch nie gemacht haben, gibt Ulrike eine tolle Anleitung dazu: Backpapier auskleiden

Quelle: Ulrike aka LA Times 

 

 

Als Goodie gegen graue Wintertage, habe ich euch ein Apfelkuchen-Spezial zusammengestellt - ein paar ausgesuchte und besonders geschätzte Rezepte. Selbst wenn es die Tourte aux pommes , der gedeckte Apfelkuchen mit den (bestenfalls) selbstgemachten Amarettini oder die Eierschecke mit Äpfeln nicht in die Bilder-Gallerie geschafft haben, kann ich sie euch trotzdem empfehlen. Selbst unter den heutig ausgewählten fällt es mir schwer, die TOP 3 zu benennen. Habt ihr ein echtes Apfelkuchen-Lieblingsrezept? Dann bitte raus damit und teilt mit mir!

 

       

       

       

     

      

       

       

       

Vermittler: Lebkuchen-Gutzli, vegan

Sonntag, 27. November 2022


Wenn wir unterwegs auf den Flughäfen dieser Welt gelandet sind, dann rußte dem Habib bereits am Gepäckband das Aufeinandertreffen mit einer seiner liebsten Berufsgruppe: den Taxivermittlern. *Ich bin doch nicht zu doof, mir selbst ein Taxi klar zu machen, als dass ich auf diese Mtherfcker angewiesen wäre!*  - deren Angebot selbstredend stets ein Vielfachen über dem üblichen Preises liegt (eh klar, die wollen schließlich mitverdienen). Gleiches gilt für die Märkte und Souks. Nicht jener, der mit Fleiß und im Schweiße seines Angesichts etwas herstellt, macht das eigentliche Buisness, sondern der Zwischenhändler, der lässig im Laden rumhängt und verkauft.

Die Plattform-Ökonomie wird zum Sargnargel des Mittelstandes, lautet eine Theorie (für tiefer Interssierte: s. Ernst Wolff). Tatsächlich kann man sich doch kaum noch eine Pizza bestellen, ohne dabei an Lieferando vorbeizukommen. Das kann man locker ausdehnen auf das Rufen eines Taxi, das Buchen eines Fluges, Hotels, den Kauf eines Pullovers, das Suchen eines Handwerkers.... just name ist... Jeder shoppt doch mittlerweile bei Amazon. Spätestens seit der Pandemie. Die einschlägigen Unternehmen à la airbnb, booking.com, Uber, Trivago... brauche ich gar nicht listen, um plastisch zu machen, wovon ich rede. Kennen wir alle.

Ginge das nicht genauso auch im viel Kleineren? In meiner Jugend hatte die Mitfahrzentrale noch ein Büro. Niedlich, oder? Und für was braucht es eigentlich eine europaweite Plattform für Second-Hand-Klamotte (Vinted). Der deutsche Kleiderkreisel war doch bereits sehr groß. Wen interssiert, wo ich in Berlin Pizza ordern kann, wenn ich mich in München aufhalte?

Tech-Giganten nutzen ihr Monopol. Und Monopol-Bildung ist der freien Marktwirtschaft zuliebe verboten. Zumindest wurde mir das so noch während meiner Schulzeit beigebracht. Das scheint überholt. Das Geschäftsprinzip der Plattformökonomie ist simpel: Ein Plattform-Unternehmen managt kein Produkt und keine Dienstleistung, sondern lebt davon, dass es Marktakteure miteinander verknüpft. Plattformen stehen also zwischen dem Produzenten einer Ware auf der einen Seite und dem Konsumenten dieser Ware auf der anderen Seite. Für was braucht man diese Raubritter also, die von allen nur Wegzoll kassieren? Nur damit etwas WWW vergleichbar wird?  Würde das nicht jeder Wald und Wiesen- Programmierer auch für einen Bezirk, eine Gemeinde, eine Stadt hinbekommen, eine solche Homepage zu entwerfen? Wollen wir nicht alle lieber *libre et indepandant* leben als angewiesen zu sein auf irgendwelche dubiosen *Dealer*? Dann lieber Einzelkämpfer und vernetzt im echten Leben! Und überhaupt: WIE sehr ich diese ewige, vorgegebene Bewerterei verabscheue! Ehrlich, was soll das?

 


Nun, über dieses Thema bin ich gestolpert, weil dank einer der vielen Plattformen, die ich selbst nicht nutze (Pinterest), gelangt gerade eines meiner Rezepte zu dem Fame, den es grundsätzlich verdient: meine Linzer. Die Aufrufzahlen steigen und steigen. Keine Ahnung, ob geholfen hat, dass ich wiederholt und wiederholt mit Tolltolltoll (DUBB) darauf zurückverwiesen habe. 

In der letzten Zeit habe ich selbst ebenfalls wirklich viel aus meinem Fundus gebacken. Logo, die Linzer gerade wieder. Aber auch die Nuss-Tarte mit Tonka (und etwas Lavendel - war super), den Marmor-Kuchen, den Butter-Sand-Kuchen sowie außdem den Kaffeekuchen. Wäre ich auf Insta, dann.... aber lassen wir das.

Im Advent gehts wie gewohnt ans Plätzchen backen. Meine acht Lieblings-Plätzchen habe ich euch letztes Jahr verraten. Die werden sich stabil im Olymp halten. Für Schoko-Maniacs verlinke ich euch noch die DUBB Schoko-Sablés mit fleur de sel sowie die neu entdeckten Super-Schoko-Busserl.

Zum ersten Advent stelle ich euch heute vegane Lebkuchen vor, die uns sehr gut gefallen. Professionell würden sie schmecken, urteilt der Habib. Und schnell gebastelt sind sie ebenfalls, was meiner Art der  Zuckerbäckerei sehr entgegen kommt. Da reißt mir nämlich schnell der Geduldsfaden. Sogar energiesparend sind sie, da man sie nicht backen muss (das neueste aller Güte-Siegel). Sehr fein - mache ich bestimmt wieder! Jetzt stecke ich beim Frühstück die erste Kerze am Adventskranz an (selbstgedrehte Mischung aus Blautanne und Zeder), gen abend, wenn der Ofen brennt, raucht sicherlich auch ein Räucherstäbchen, dazu wird das erste Plätzchen in den Mund geschoben - Adventgemütlichkeit ist echt nicht schwer!


Zutaten 15 Stück:

150g Nüsse, geröstet, gemahlen (m: 100g Mandeln/ 50g Haselnüsse)
50g Nüsse, geröstet, gehackt (m: Walnüsse)
35g Datteln
20g Aprikosen, getrocknet
50ml kochendes Wasser
50g Nussmuss (m: Mandeln)
25g Ingwer, kandiert (oder Cranberries/ kandierte Orangenschale)
25g Marzipan
1 TL Zimt
1/4 TL Nelke, gemahlen
1/4 TL Kardamom, gemahlen
Pr Piment
Pr Ingwer, gemahlen
100g Schokolade (m: 70% Kuvertüre + etwas Kardamom)

 

Zubereitung:

Datteln und Aprikosen klein schneiden, mit kochendem Wasser übergießen, abdecken und ca. 10min ziehen lassen - dann pürieren. Alle Zutaten - außer der Schokolade) zu einem homogenen, leicht klebrigen Teig vermengen (m: per Hand).

Kugeln von etwa 25g formen, diese flacher drücken und auf eine Platte (oder Kuchenform) mit Backpapier ausgelegt setzen. Für etwa 1/2 Stunde (oder auch Stunde) ins Tiefkühlfach stellen - dadurch werden sie griffiger (also leichter zu händeln, da nicht mehr klebrig).  

Die Schokolade überm Wasserbad schmelzen (m: noch einen Stich Kokosfett zugefügt außerdem Kardamom) und die dickeren Plätzchen (flachgedrückten Kugeln) in die Kuvertüre tunken. Für das letzte Drittel habe ich noch etwas Kokosraspeln untergemischt (ebenso gut ein wenig gehackte Nuss) und die Plätzchen eher mit der restlichen Kuvertüre bestrichen (mit Hilfe eines Teelöffels). Wieder aufs Backpapier setzen und trocknen lassen. 

Dann in einer Plätzchendose aufbewahren.

 

Akzeptanz: All-I-Need-Stew mit marinierter Aubergine

Sonntag, 20. November 2022


Ihre beiden Vorgänger habe ich mit Begeisterung gelesen, nun veröffentlichte Dörte Hansen  ihr drittes Buch *Zur See*. Im Zuge dessen schaute ich mir das Interview mit ihr darüber an auf der Frankfurter Buchmesse. Könnte ich mir eine Freundin backen, dann wäre sie wie Dörte. Ich mag ihr Gespür sehr für Brüche und Umbrüche, sowohl in der Gesellschaft, in Familien, im Individuellen, in geschichtlichen Abläufen. Mit viel Mitgefühl aber auch Humor legt sie den Finger ihrer Betrachtungen auf diese offenen Stellen.

Vielleicht sprechen mich ihre Beobachtungen deshalb so sehr an, weil sie eine Auseinandersetzung mit dem sind, was ich als Thema selbst in mir drehe und wende, seit mich letztes Jahr die Stromschnellen zerdellten. Meine Solbruchstellen kamen zum Vorschein und brachten mich und mein Selbstbild sehr ins Wanken. Ich dachte, ich würde stabiler stehen, schon mehr in mir ruhen, gefestiger sein. Dann kam der Sturm und ich zitterte in ihm wie Espenlaub.

*Die Wunde ist der Ort, an dem das Licht in dich eindringt* sagt Rumi. Ein Satz, der 2021 für mich Epoche machte. Und seither suche ich für mich nach einer tieferen Heilung. Neu im Notfallset sind für mich seither die Atemübungen des Dalai Lama. Die Atmung gilt in sämtlichen Meditationstechniken als zentrales Instrument, um in den Augenblick zu finden, um sich zu zentrieren, um zur inneren Ruhe einzukehren. Auch das übergeordnete Ziel von Yoga - für all jene, die es nicht zur reinen körperlichen Ertüchtigung praktizieren - versucht über bewußtes Ein-und Ausatmen, Achtsamkeit zu lehren.

Die letzten Jahre waren für viele von uns anstrengend. Das Außen tönte laut wie nie: ständig neue Katastrophen, Veränderungen, Bedrängungen, Anmaßungen, Unzumutbarkeiten. Manchmal kam ich mir vor wie in einer Gegenstromanlage. Nur irgendwie den Kopf hochhalten. Das benötigte bereits derart viel Kraft, dass wenig Energie für anderes übrig blieb. Sogar das Wichtigste von allem: sich um den Frieden in sich selbst zu kümmern, sich auf sich selbst zu besinnen - Selbstverantwortung.

Irgendwie war ich oft abgelenkt. Wohlwissend: die Wirklichkeit findet nur im Jetzt und Hier statt. Einzig und allein im Zusammentreffen von Zeit und Raum eröffnen sich Möglichkeiten. Wer zweifelt, darf James French demonstrieren lassen, wieviel Kraft steckt in a present mind and mindfullness. Leider, sehr leider stellt sich Aufmerksamkeit und Präsenz nicht automatisch ein. Automatisch degeneriert man - wie das Wort schon sagt - zum Automaten. Zum Zombie. 

In diesem Zusammenhang stieß ich auf Thich Nhat Hanh, den bekannten buddhistische Mönch aus Vietnam, der Anfang des Jahres gestorben ist. Ganz simpel erklärt er, dass wir zuallerst in uns selbst ankommen müssen, dass jeder einzelne eine Verbindung zu sich selbst herstellen muss. Es gibt kein anderes Zuhause als in uns selbst, in unserem Körper und Geist. Darin haben wir es uns einzurichten wie auf einer Insel. Ohne dass wir das nicht geschafft haben, brauchen wir uns überhaupt um gar nichts weiterzubemühen.

Und schon erreichen wir das große Wort *Akzeptanz*. Nur in Frieden und Ruhe kann ich mir Dinge, Geschehnisse, Erlebnisse, mich selbst anschauen. Wenn ich nicht in der Lage bin, alles so anzunehmen, wie es ist, dann verflüchtigen sich Frieden und Ruhe. Alles hängt zusammen.



Es bedarf bestimmt keiner tieferen Weisheit, um einzusehen, dass man den Lauf der Welt nicht ändern kann. Wirklich ändern kann ich nur mich selbst. Und vor sich selbst rennen wir am meisten weg. Wir kommen doch kaum mehr zum Nachdenken, wie soll man da noch Gelegenheit finden, sich selbst zu begegnen. Doch manchmal sind die Zusammenstöße mit sich selbst unausweichlich. Etwa, wenn man in Situationen gerät, in denen alles in einem *Nein* schreit. Weit, weit weg ist alle Akzeptanz, alle Einwillung, aller Friede.

Das sind die Momente, in denen wir eigene Solbruchstellen berühren. Was in mir will wahrgenommen und angenommen werden. Vor was in mir will ich denn eigentlich den Blick abwenden? Dunkelheit sei deine Kerze - halte die Kerze ins Dunkle, sagt Rumi. *Wie kann ich im gegenwärtigen Moment bleiben, wenn er sich unerträglich anfühlt?* - auf eben diese Frage antwortet Thich Nhat Hanh (unten für euch und mich zum Erhalt eingestellt).

Um den Kreis heute zu schließen, zu dem *All-You-Need-Stew*, das ich mit der Reihe zu *Das Böse* kombiniert habe, lenke ich mit dem *All-I-Need-Stew* den Blick auf *das Böse* in mir selbst: Hochmut und Angst und all dem Unglück oder gar Verdrehungen, das daraus resultiert als Konsequenz. Wie kann ich mich dem stellen? Und wie kann ich das Unannehmliche in mir transformieren und erlösen? Denn ganz mit der Bibel: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? (Matthäus). Mag spirituelles Streben Privatvergnügen sein, so kenne ich doch keinen anderen Schlüssel (s. Schiller) zur Selbsterkenntnis, der gleichzeitig hilft, sich abzugrenzen vor der Verlogenheit anderer.

 

Das All-You-Need-Stew bereite ich nahezu wöchentlich zu - das ist ja so super abzuwandeln. Diese Lieblingsvariante kombiniert das nussige Quinoa mit diesem Karotten-Pü der Extraklasse, das nichts anderes ist als ein noch geheimgehaltenes DUBB. Damit ich euch aber auch noch zu etwas gänzlich Neuem inspirieren kann, zeige ich euch außerdem die marinierten Auberginen - eine Idee für die letzten ihrer Art für diese Saison.



Zutaten 2P:

Stew:
140g Quinoa*
Kokosfett
250g Gemüsebrühe
1 Lorbeerblatt
1 Zweig Thymian 
1 Knoblauchzehe, gequetscht

300g Karotten 
Kokosfett
Salz
Ahornsirup
1/2 TL Koriander, geschrotet
1/4 TL Zimt
1/4 TL Kreuzkümmel
Piment d'Espelette
1/2 Orange, Abrieb davon und Saft
Pfeffer
2 EL Kokoscrème (oder Mandelmus)
etwas Zitronensaft (oder weißer Balsamico)
Salz, Pfeffer 

3 kleine Auberginen
Olivenöl
fleur de sel
Pfeffer 
2 Knoblauchzehen
4 Zweige Minze
einige Stiele Petersilie
Piment d'Espelette
Rohrzucker
Zitronensaft 

 

Zubereitung:

Quinoa waschen, gut spülen, dann in Kokosfett kurz anrösten. Gemüsebrühe anschütten, Gewürze zufügen, Deckel auflegen und bei kleiner Hitze in ca. 20 min weich garen. Dann Lorbeerblatt, Thymianzweig und Knofi entfernen.

Für das Karottenpü die Karotten bürsten und in feine Scheiben schneiden. Mit Salz marinieren und stehen lassen, bis sie etwas Wasser gezogen haben. Die Gewürze in etwas Kokosfett rösten, Karotten zufügen und bei kleiner Hitze und geschlossenem Topfdeckel weich dünsten. Zuletzt abschmecken mit Orangenschale und -saft, Zitronensaft, Kokoscrème und Ahornsirup. Mit dem Zauberstab pürieren und das Quinoa unterziehen - nochmals abschmecken.

 
Auberginen der Länge nach halbieren und in Spalten von etwa 2cm schneiden.
Den Backofen auf 220° (Umluft 200°) vorheizen. Auberginenspalten in einer Schüssel in reichlich Öl wenden, mit Fleur de Sel und Pfeffer würzen. Dann auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und im Ofen (oben) in 15-20 Min. goldbraun und weich garen.
 
Währenddessen den Knoblauch fein würfeln, Kräuter ebenfalls fein hacken. Alles mit Zitronensaft, Fleur de Sel, Pfeffer, Zucker und Olivenöl mischen. Die Auberginen aus dem Ofen nehmen und gut mit der Marinade durchmischen - idealerweise 3 Stunden marinieren lassen.
 
*Anmerkung m: Man könnte die Karotten auch direkt in dem Quinoa garen, aber ich mag die pürierte (musige) Konsistenz lieber. Je nach Hunger und Beilagen kann man die Menge des Quinoa ruhig auf 180g erhöhen, die der Karotten auf 500g.
 
Daneben erkennt ihr Altbekanntes: der Super-Tofu oder die Zucchini-Bällchen
 
 

Sommerlektüre - Spätsommer-Kuchen mit Feige, Zwetschgen, Brombeeren und Trauben

Sonntag, 28. August 2022

 

Die Auswahl dreier Bücher, die mich durch den Hochsommer begleiteten, kann ich nicht als Treffer bezeichnen. Obwohl ich im Nachhinein festellen muss, dass selbst verdrießliche Lektüre manchmal einen Mehrwert haben kann. 

Die Idee, dass der leibhaftige Teufel die Stadt Moskau aufmischt, fand ich reizvoll. *Der Meister und Margarita* von Michael Bulgakow hatte ich bereits zum zweiten Mal in Angriff genommen. Schon allein aus dem Grund, weil ich mir das Buch ausnahmsweise neu in der Buchhandlung gekauft hatte. Normalerweise tausche ich Bücher unterwegs gerne oder aber ich lege sie mir gebraucht zu. Welcher Wert behält ein bereits gelesenes Buch? Eben - ich hatte es davon.... Zur Motivationshilfe, als es bereits wieder nach wenigen Seiten klemmte, zog ich gar eine Rezension bei Amazon dazu, die meinte, es gelte die ersten hundert schwierigen Seiten zu schaffen, und dann... Dann ich steckte es schließlich auf Seite 193. Allein dieser unzumutbare Sprachstil - schlimm (liegts an der Übersetzung?). Aber nach dem Auftritt des diabolischen Magiers im Varieté-Theater erreichte mein Interesse seinen Tiefpunkt. Man kann den Teufel unmöglich konventioneller, blutleerer, platter, ideenloser, klischeehafter, einfältiger, geistloser darstellen. Ein paar Taschenspielertricks, die zum Wunder stilisiert werden und sich die menschliche Habgier zu nutzen machen... hmmm, langweilig. Überhaupt, schon die Szene bei Pilatus (in den ersten hundert Seiten) erregte mein Missfallen: mein Jesus hätte sich ganz anders gebärdet. Bref: das Buch wurde nicht für mich geschrieben. Jetzt stellt sich die Frage: stelle ich es noch in eines der Ferienappartements oder werfe ich es weg.

Deutlich leichter fand ich in das Buch *Verlockung* von János Székely hinein, dass ich mir gewünscht hatte (coucou Maria und Arthur). Das las sich um Welten flüssiger. Aber nach 600 Seiten Armutsschilderung eines ungarischen Bauernjungen vor dem 2. Weltkrieg, las ich die restlichen 380 Seiten mehr quer. Irgendwann erschlug mich das endlose Elende. Der Satz von Victor Hugo kam mir in den Sinn, den mir das schöne Buch *Am Äquator* schenkte: *Natürlich wird es immer Unglückselige geben, aber es ist doch möglich, dass es keine Elenden mehr gibt*. Das ganze Kaleidoskop der Not legt Székely dar, der Kampf ums Existenzielle, aus dem trotz aller Anstrengung kein Entrinnen ist: unten bleibt unten und oben oben. Offensichtlich wird, dass man sich im unerbittlich kapitalistischen System Würde, Moral und Mitmenschlichkeit erst leisten können muss. Immer deutlicher wird mir, dass nur innerhalb eines recht kleinen Fensters des materiellen Wohlstand ein anständiges Leben möglich ist. Wie in dem orthodoxen Gebet (hier gehört und sehr gerne wieder darauf zurückverwiesen): Herr, schütze mich vor großer Armut, denn sie führt mich von dir weg. Und Herr, schütze mich vor Reichtum, den er führt mich von dir weg.* Beides lenkt von geistigem Streben ab. Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Und eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.

Das letzte Buch dieser meiner Triologie machte dann *Sophia* von Rafik Schami. Es beleuchtet die christliche Minderheit in Syrien aus der Sicht eines nach Europa geflohenen Syrers, der auf einen Besuch nach Damaskus zurückkehrt. Es geht um Sex, syrische Geschichte und Essen. In etwa dieser Reihenfolge. Meine Empathie konnte die Hauptperson nicht gewinnen. Aber die seichte Geschichte machte mir hervorragend den Hochmut der Christen gegenüber anderen Relegionen deutlich: sie verwechseln Freizügigkeit mit Freiheit. Und wie auf der ganzen Welt zu beobachten ist: mit dem Alkohol geht die Sittenlosigkeit einher. Gleichzeitig legt man sich den Verlust der Moral in schönen (und damit auf einen Schlag banalen) Worten zurecht - ich bin ja Team *Kalendersprüche*, aber nicht um mittels Poesie die eigene Verdorbenheit zu rechtfertigen. (von wem habe ich nur dieses Buch? Ich hoffe, niemandem jetzt auf den Zehen zu stehen...)



Viel Obst schenkt die Trockenheit nicht. Aber Feigen haben wir in Südfrankreich eigentlich immer. Zuckersüß wie die Trauben dieses Jahr. Und Brombeeren sind sowieso unverwüstlich. Der Zwetschgenbaum schenkt ein paar Zwetschgen dazu - voilà, schon bastelt sich ein Sommerkuchen wie von alleine direkt aus dem Garten.

 

Zutaten - eine Kuchenform 26cm:

125g Butter, weich
90g Zucker (m: Rohrzucker)
150g Mehl (m: D630)
50g gemahlene Mandeln
1/2 Päckchen Back-Pulver (ca. 8g)
100g Schmand (oder Crème fraîche)
2 Eier
1kg - 1,25kg Frucht
(eventuell: 2-3 EL Milch)
1 Pr Salz
1-2 TL Sugar Spice
(optional 1-2 EL Rum)

 


 

Zubereitung:

Ofen auf 180° (O/U-Hitze) vorheizen.

Butter mit dem Zucker schaumig schlagen. Gewürze unterrühren. Nacheinander die Eier unterschlagen. Dann abwechselnd das mit dem Backpulver gemischen Mehl und den Schmand unter die Masse rühren - gegebenenfalls ebenso Milch und Rum.

Je nach dem wie saftig die Früchte sind, ist besser keine Milch mehr zuzufügen - dann hat der Boden die Möglichkeit den Fruchtsaft aufzusaugen während dem Backen. Meine Früchte waren eher fester (die Trockenheit) und der Teig brauchte noch etwas mehr Flüssigkeit.

Die Backform buttern und mit Mehl bestäuben (m: ich habe den Boden mit Backpapier ausgelegt) und den Teig glatt streichen.

Die Pflaumen entsteinen, in Schnitze schneiden, die Feigen je nach Größe halbieren und dicht an dicht auf den Teig setzen. Trauben und Brombeeren darüber verteilen, etwas in den Teig drücken und für ca. 60 min in den heißen Backofen schieben (Stäbchenprobe). Auskühlen lassen. Zum Servieren mit etwas Puderzucker bestäuben.

 

das Böse 1/4 - Sonnenschein-Curry mit Blumenkohl und Orange

Sonntag, 16. Januar 2022

 

 

Anfang des neuen Jahres geht mir das alte noch hinterher. Und zwar hinterließ ein Gespräch über meinen Madagaskar-Aufenthalt bei mir nachhaltige Spuren. Es geht doch nichts über ein persönliches, zugewandtes Gespräch! Einer vom Tribe (coucou Axel) fühlte mir auf den Zahn und wollte genauer wissen, warum ausgerechnet Madagaskar mir derart den Helm verbogen hat.

So fing ich an aufzuzählen: die Not, das Elend, die Armut, der Betrug, die Kinderheime, die homöopathischen Kräfte des Maki, des Chamäleon, der roten Zinnobererde, der Rassismus, die Umweltzerstörung, der Sex-Tourismus, die schwarzen Messen... Ich hätte weiter- und weiterlisten könnten, aber am Ende war ich mit meiner Antwort selbst nicht zufrieden. Ja, wie eigentlich lässt sich diese tiefgehende Erfahrung zusammenfassen. Etwas, das übrigens die eigentliche Kunst einer homöopathischen Arzneimittel-Prüfung ausmacht, nämlich für Prozesse (Arzneimittelstufen) sowie für die Ursubstanz eine Überschrift zu finden - eine Gabe, die im hohen Maße der Habib besitzt und wie es ihm nur wenige gleichtun können.

Ich drehte das Thema in mir hin-und her und dann kam mir das zentrale Thema: auf Madagaskar hatte ich begriffen, dass das Böse böse ist, weil es böse ist, sein will und nicht anders sein kann. Das schüttelte mich damals bei meiner Rückkehr derart (unbewußt) ins Mark, dass ich kotzend über der Kloschüssel hing - ich wollte es schier nicht schlucken.

Das klingt erstmal lapidar - das Böse ist böse, weil es böse ist - doch eigentlich wußte ich bereits dank homöopathischer, konstitutioneller Mittel, dass sich das Wesen, der innere Kern eines Menschen nicht ändern lässt. Homöopathische Menschenbilder bilden das ganze Spektrum ab: von seelenlos bis beseelt. Und die Lehre der Miasmatik stellt dar, wie geistige Verdrehungen gesunde Seelen vernichtet. Denn akut - das gilt es zu unterscheiden - kann jeder mal böse handeln. Im Affekt kann jeder Mensch zum Mörder werden. Wird ein Verhaltensmuster aber chronisch, dann wird ein Geist ebenso unheilbar krank wie es ein Körper werden kann. Das bedeutet weiter: die Unsterblichkeit der Seele ist ein Mythos - ein falscher Mythos! Sonst hätte das Böse keine Konsequenz. Doch nichts, kein Gedanke, keine Tat, bleibt ohne entsprechende Folge!

Nun, trotz diesen  Wissens war ich regelrecht zwanghaft gepolt, mich stets auf die Suche nach dem berühmten guten Haar zu machen. Ja, ich war jahrelang die erste, die versuchte Schandtaten anderer zu entschuldigen (schwere Kindheit, Unsicherheit, Komplexe - so halt). Eben ganz getrieben von der Haltung: das kann man doch unmöglich so Scheiße stehen lassen! Das KANN (das DARF) keine Absicht gewesen sein! Womöglich ist aber genau dieses Ausweich-Verhalten ein degeneratives Phänomen unserer Zeit, denn im Mittelalter war den Menschen die Polarität und die Spaltung von Gut ud Böse bewußt - daran wurde nicht herumgedoktort und schon gar nicht glatt gebügelt in das heute allgemeingültige Narrativ: Jeder ist sowohl als auch. Merke: das mag für einzelne Taten gelten nicht aber für den Kern, nicht aber für chronische Verhaltensmechanismen !!!!

Ein Witz passt dazu gut, der mir gerade begegnet ist: *Ein Mädchen liegt blutend und ausgeraubt auf der Straße. Ein Polizist geht an ihm vorüber. Dann ein Arzt. Dann kommt ein Therapeut. Der schaut sich das Mädchen an und meint kopfschüttelnd: Also derjenige, der dir das angetan hat, braucht dringend Hilfe!*

Uns sind alle Beurteilungskriterien flöten gegangen. Wir wissen gar nicht mehr, auf welche Seite sich zu stellen ist, was anständig oder unanständig, absichtlich oder unabsichtlich getan wird, was noch in Ordnung geht und was nicht mehr, wer aus Affekt oder gezielt handelt. Aber exakt darin scheiden sich die Geister. Der Mensch hat das Interesse an der menschlichen Motivation verloren - und an der Konsequenz seines Denkens und Handelns. Wir sind versumpft im großen Einerlei. Wie heißt es so schön: was ist die größte Macht des Teufels? - Dass keiner an ihn glaubt! Oder aber die Vorstellung von allem Satanischen ist völlig schräg bzw. Hollywood geprägt - es muss schon grusel-thriller-splatter-mäßig Blut spritzen. Doch der ganz schlichte Ausgangspunkt von allem Bösen ist die Lüge.

Greife ich ein konstitutionelles Mittel heraus, dessen prägender Wesenszug ist zu spalten und zu lügen. Dieses konstitutionelle Mittel wird sehr schön von Goethe in *Reinecke Fuchs* beschrieben. Darin läßt Goethe den Fuchs sagen:

"Soll es euch nach Wünschen ergehn, so spart mir die Wahrheit! "
wiederholt ich ihm noch; denn führt sie jemand beständig
unklug im Munde, der leidet Verfolgung, wohin er sich wendet.

Das gleiche Mittel zeichnet auch das Grimmsche Märchen *Bruder Lustig*. Es gibt Menschen, die gezielt andere belügen und betrügen zugunsten ihres eigenen Vorteils. Wie die vielen Fabeln veranschaulichen: der Fuchs muss nur lange genug labern, irgendwann wird der eingewickelte Rabe den Käse schon fallen lassen. Der Erfolg spricht für den Fuchs.

Das wußte ich alles, bevor ich nach Madagaskar reiste. Und doch wollte ich es einfach nicht wirklich wahrhaben. Ganz wie unsere Nachbarin, eine Frau mit einem gleichbleibend nachsichtigen Lächeln im Gesicht, die die Überzeugung vertritt, dass alle Menschen gut sind - doch sämtliche Fenster ihres Hauses ließ sie vergittern. Mit diesem Widerspruch lebte es sich bequem(er). Ich war wohl geprägt wie sie von all diesen schönen Poesie-Album-Sprüchen:

Liebe besiegt alles...Weich ist stärker als hart, Wasser ist stärker als Fels, Liebe ist stärker als Gewalt (Hesse). Die wahre Ambition der Frau ist die Ermutigung zur Liebe (Molière)...uswusf.

Bref, ich träumte den schönsten aller Jungmädchenträume: da muss nur ein bißchen meiner Liebe (so viel Eitelkeit muss sein) drauf, dann wandle ich gar einen Saulus zu einem Paulus. Am Schluß steckt in jedem Menschen ein kleines bißchen Liebenswürdigkeit - man muss sie nur herauskitzeln.

Nach Madagaskar kann ich diese Illusion, diese Verblendung nicht aufrecht erhalten. Gespielte, vorgegaukelte Freundlichkeit ist eben keine echte Freundlichkeit. Zu echter Freundlichkeit ist das Böse gar nicht in der Lage. Das Böse kann nicht anders als böse sein. Und es kann auch nicht anders als sein Gegenüber zu Opfern, Personal oder Nutz- und Wirtstieren zu unterjochen. Das Böse kennt keine Verbundenheit sondern nur Seilschaft, das Böse kennt keine Dankbarkeit sondern nur Nutzen, das Böse kennt kein Gesetz sondern nur Willkür (Zitat eines Miasmatikers: *Wenn ich die Wahl habe zwischen Gott und der Willkür, wähle ich die Willkür*), das Böse kennt kein Gewissen sondern nur Skrupelosigkeit, das Böse kennt keine Wahrhaftigkeit sondern nur Täuschung, das Böse kennt keine Empathie sondern nur Taktieren, das Böse kennt nur Manipulation und keine Freiheit. Das Böse ist böse, weil es nicht anders sein will wie böse - das ist nicht zu ändern, daran kann man nicht rütteln, da gibt es nichts zu retten! Es gilt auch umgekehrt: *Es ist, was es ist* (Erich Fried)

 



Das schreit nach einem Konter-Rezept, um nach schweren Gedanken wieder in leichtere Gefilde zu wechseln. Und da warte ich heute mit einem wirklich sonnig-gelbem Curry auf. Dabei ist das indische Curry so ungewöhnlich wie köstlich, so alltäglich wie feierlich, so unkompliziert wie raffiniert. Ein Glück, bekomme ich Rezepte-Empfehlungen von einstigen Feriegästen (coucou Stephanie) einfach zugeschickt. So macht man sich bei mir immer beliebt! Ich fand das Curry absolut super!


Zutaten für Kamala Phoolkopi:

500g Blumenkohl, in kleine Röschen geteilt
4 Kartoffeln, in 2cm Stücken geschnitten
1 TL Kurkuma
4 EL Öl
2 Lorbeerblätter
1 EL Ingwer, frisch gerieben
2 Zwiebeln, fein gewürfelt
1 TL Cayenne (m: etwas weniger)
2 TL Kreuzkümmel
1 TL Rohrzucker
3 Orangen, filetiert
3 grüne Chili-Schoten (m: nicht aufzutreiben)
Salz
125ml Wasser (m: Gemüsebrühe)

Garam Masala:
4 Gewürznelken
1 Zimtstange
2 Kardamomkapseln 

Zubereitung:

Die Blumenkohlröschen und die Kartoffelstücke in einer Schüssel mit dem Kurkuma mischen. Öl in einem schweren Topf stark erhitzen und das Gemüse darin in 2-3min anbraten - dann zur Seite stellen.

Nun in dem gleichen Topf Lorbeerblätter und Garam Masala geben und 1 min braten. Ingwer, ZwiebelnCayenne, Kreuzkümmel und Zucker zufügen und weitere 1-2 min braten bis die Gewürze leicht zu bräunen beginnen - um sie vor dem Verbrennen zu schützen gegebenenfalls etwas Wasser zufügen. 

Nun das Gemüse und die Orangenfilets von 2 Orangen zufügen (die Filets der dritten Orange dienen zur Dekoration) und 125ml Wasser (m: Gemüsebrühe) anschütten (m: brauchte bei mir etwas mehr, zusätzliche Brühe gab ich wie nötig nach und nach dazu). Etwa 15min mit geschlossenem Deckel sanft köcheln lassen, dabei immer wieder umrühren, bis die Kartoffeln gar sind. 5min vor Ende die grünen Chilis zufügen. Zum Servieren mit den restlichen Orangenfilets dekorieren.

Anmerkung m: bei mir brauchte das Curry etwas länger, damit die Kartoffeln durch waren - dicke Empfehlung, eindeutig gästetauglich!

Quelle: *Indien - das Kochbuch* von Pushpesh Pant

 

Entscheidungsfreudig: Schwarzwälder Zupflinzer

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Wie entscheidungsfreudig seid ihr? Geht euch leicht von der Hand? Nich so euer Ding? Ich glaube selbstbeobachtungstechnisch folgendes Schemata bei mir erkannt zu haben: je bedeutungsloser und konsequenzärmer eine Entscheidung ist, um so schwerer fällt sie mir. Klaro und eine große Auswahl macht es mir auch nicht leichter...

Ich bin Mädchen, ich mag Klamotte. Das hat ein bißchen was vom Verkleidenspielen als Kind, sich hübsch machen und sich künstlerisch ausdrücken. I like. Auch, weil ich einfach anziehe, was mir gefällt. Und wie ihr wisst, bin ich schon seit vielen Jahren überzeugte Vintage-Shopperin. Mindestens 90 Prozent meines Kleiderschrankes ist gebraucht gekauft. En guter Teil meiner Anziehsachen ist bestimmt schon 20 Jahre in meinem Besitz und wird weiterhin gerne getragen. Manchmal braucht es eine kleine Pause - aber kein Grund, sie deshalb gleich mit Verbannung zu belegen. Manche Teile sind mit Erinnerungen behaftet - und das macht sie mir dann noch wertvoller. 

Aber nur weil diese Stücke günstig in der Anschaffung sind, schlage ich nicht direkt zu. Darüber muss ich meistens mehrere Nächte drüber schlafen. Mit *brauchen* im Sinne von *bedürftig* hat das schließlich nichts zu tun. Dieses *Haben-Wollen* ist eine reine Luxusabwägungsgeschichte. Und das dauert bei mir und dauert und dauert...

Ähnlich geht es mir, wenn ich Süßkram backe. Wie mich auf einen bestimmten Kuchen festlegen, wo es doch so viele zuckrig-verlockende Möglichkeiten gibt? Und sehrsehr oft kommt dann als Resultat meiner Überlegungen ein Kuchen wie heute raus: sauber gepuncht - von allem etwas. Einfach weil ich mich nicht entscheiden konnte, wollte ich mal wieder am liebsten alles auf einmal: Streusel, Schokolade, Nuss, Obst, Quark. Aber was dann backen? Käsekuchen? Die beste aller Linser? DEN Schokokuchen? Doch was fürs Blog, was ich noch nicht ausprobiert habe?



Angefeuert wurden die Pläne, weil wir am Wochenende ein Dorffest besuchten mit klassischer Ausstattung: kleiner Streichelzoo (Hasen, Ziegen, Esel, Schweine, Kühe), jede Menge Traktoren, Clairette-Verkostung.... und ein Kuchenstand der Grundschule um ein bißchen Geld in die Kasse zu spülen. Aber ehrlich: doch nicht mit grandios langweiligen, staubtrockenen, flachen, farblosen Rührkuchen. Null Ehrgeiz, die Mädels, ehrlich! Gibt es denn gar keine Hausfrauenehre mehr? Ich denke da stets zurück an die Kuchentheken der Dorffest meiner Kindheit. Volles Feuerwerk! Die haben sich damals wirklich überschlagen. Jede Menge Torten, die alle aussahen wie vom Konditor. Gut Torten backe ich nun nicht, aber im Vergleich zu den Fränzis: das kann ich ohne jede Bescheidenheit besser!

Ganz simple könnte man sich heute um den Clou bringen - Gewürze, Nuss und Kirschen rauskürzen - und schwupps: fertig ist ein klassischer Zupfkuchen mit einer verschlankteren Quarkfüllung. Aber eben keine Schwarzwälder Zupflinzer. Sowieso bin ich großer Fan, ein Glas Schattenmorellein in Kuchenware zu verbasteln - deshalb habe ich euch 4 Vorschläge aus meinem Sammelsurium herausgesucht.
 
Meine Geschmackssynapsen waren bei der Verkostung übrigens mehr als zufrieden mit mir: super lecker - immer noch das Beste, wenn man selbst bäckt! 
 
Geschwister im Blog-Universum für alle Käsekuchen-Nicht-Muffel sind by the way:


Zutaten - 1 Springform:

Teig:
200g Mehl*
100g gemahlene Mandeln
30g Kakao
150g Butter, kalt
120g Rohrzucker
2 TL Back-Pulver
1 Ei
1 Pr Salz
1/4 TL Nelke, gemahlen
1 TL Zimt, gemahlen
1/4 TL Kardamom
2 EL Kirschwasser

Quarkfüllung:
300g Quark
100g Crème fraîche
2 Eier
20g Speisestärke
80g Rohrzucker
1P Vanillezucker

4 EL Kirsch-Marmelade 

1 Glas Schattenmorellen, gut abgetropft

Zubereitung:

Schattenmorellen gut abtropfen lassen.

Aus den Zutaten für den Schokoteig mit den Knethaken des Rührgeräts einen homogenen Teig kneten und eingewickelt kurz kühl stellen, bis er sich leichter verarbeiten lässt. Eine Springform buttern. Die großzügigere Hälfte des Teiges (m: etwa 300g Teig habe ich für die Streusel übriggelassen) auswellen und die Springform mit Rand damit auskleiden. Springform für ca. 10min in die Tiefkühle stellen, den Streuselteig kalt stellen.

Ofen auf 180 (O/U-Hitze) vorheizen.

Währenddessen die Quarkmasse zubereiten. Dafür alle Zutaten klümpchenfrei und sorgfältig verrühren.

Den Boden des Kuchens mit Marmelade bestreichen. Die abgetropften Kirschen darauf verteilen. Die Quarkmasse gleichmässig darauf verteilen und etwas glatt streichen. Den restlichen Streuselteig in großen Stücken abzupfen und auf der Kuchenoberfläche verteilen.

1 Stunde backen.

Dann in der Form auskühlen lassen. Dann aus der Form lösen und mit Puderzucker bestäuben. Der Kuchen schmeckt (mir) am besten gekühlt.

Anmerkung m: Ich habe 25g des Mehl mit Haferflocken ersetzt - damit die Streusel später crunchy werden - muss man aber nicht machen. Der Kuchen funktionert auch, wenn man ihn ohne Kirschen backt. Wer mag, kann auch anstelle des Teiges die Kirschen mit Kirschwasser marinieren. Und wenn man die Nüsse im Teig durch Mehl ersetzt, wird der Kuchen auch gut - nur anders.


 

Kuchen backen leicht gemacht mit einem Glas Schattenmorellen: