Mein erster Eindruck , als wir mit dem Taxi vom Flughafen
Richtung Stadtzentrum gefahren sind, war: *Krass,
wir machen hier voll Ghetto-Tourismus*. Überall Zerfall und ruinöse Häuser.
Bereits am zweiten Tag wandelte sich diese Wahrnehmung in Faszination. Kreuz
und quer liefen wir durch die Altstadt und das Zentrum und staunten über dieses
Ausmaß (!) der kolonialen Stadt. Was Prachtsbauten! Was eine Stadtanlage! Die
charmanten Plätze, die wunderhübschen Innenhöfe, die kleinen Parks, die
Straßenachsen, die die Blicke so gefällig lenken…
Havanna ist in jeder Art einzigartig! Länger als überall anderswo in der Karibik dauerten Kolonialzeit und Sklaverei an. So schwammen die Plantagenbesitzer in Geld und investierten in fürstliche Paläste und einen pompösen Lebensstil. Die ältesten Bauten stammen aus dem 16. Jahrhundert, aus der Zeit als Havanna von den Spaniern gegründet wurden. 407 Jahre (!) war Kuba in den Händen ihrer spanischen Ausbeuter - mit lediglich einer kurzer Unterbrechung durch England - um dann, als sich das koloniale Ende endlich abzeigte (kein Sklavenaufstand war bis dahin geglückt), in die bereits lange lüsternde imperialistische Gewalt der Amerikaner überzugehen. Einen *mysteriösen Unfall* im Hafen von Havanna, infolge dessen das amerik. Schlachtschiff Maine samt Besatzung in Flammen aufging, nahm die USA als Anlaß, um auf Kuba militärisch einzugreifen (eine wohl bekannte, traditionelle amerikanische Militärstrategie).
Wie in Venedig wünschte ich mir, ich könnte ein Mal kurz
Mäuschen spielen zu der Zeit, in der diese Stadt in voller Blüte stand - etwa zu
Jugendstilzeiten mich treffen können mit Sarah Bernhardt im Inglaterra und mit
ihr gemeinsam über den vielvereehrten Alfons Mucha schwärmen. Oder später mit
Marlene Dietrich irgendwo in Hafennähe über die ortsansässige Schnapsnase, den
amerikanischen Spion Hemingway lästern.
Havanna ist in jeder Art einzigartig! Länger als überall anderswo in der Karibik dauerten Kolonialzeit und Sklaverei an. So schwammen die Plantagenbesitzer in Geld und investierten in fürstliche Paläste und einen pompösen Lebensstil. Die ältesten Bauten stammen aus dem 16. Jahrhundert, aus der Zeit als Havanna von den Spaniern gegründet wurden. 407 Jahre (!) war Kuba in den Händen ihrer spanischen Ausbeuter - mit lediglich einer kurzer Unterbrechung durch England - um dann, als sich das koloniale Ende endlich abzeigte (kein Sklavenaufstand war bis dahin geglückt), in die bereits lange lüsternde imperialistische Gewalt der Amerikaner überzugehen. Einen *mysteriösen Unfall* im Hafen von Havanna, infolge dessen das amerik. Schlachtschiff Maine samt Besatzung in Flammen aufging, nahm die USA als Anlaß, um auf Kuba militärisch einzugreifen (eine wohl bekannte, traditionelle amerikanische Militärstrategie).
Die Zeit der amerikanischen Besetzung brachte neues Leid,
neue Investoren und Havanna einen neuen Aufschwung – die USA kontrollierte die Politik, das Kapital und die Wirtschaft und machten Havanna
zu dem das, was der amerikanische Politologe Meyer das *Bordell der USA*
nannte.
Vor diesem Hintergrund ist der gigantische Freudentaumel, in
den ganz Kuba über die erfolgreiche Revolution versank, zu leicht
nachvollziehen. Allen voran suchten Fidel Castro und der argentinische Arzt
Ernesto *Che* Guervara nach Auswegen aus dem jahruhndertelangen Elend. Mit
einem gewaltigen Kraftakt gingen sie mit dem Stahlbesen durch, enteigneten
US-Unternehmen und leiteten eine grundlegende Agrarreform ein.
Arbeitslosigkeit, Prostitution und Glücksspiel verschwandten von der Insel. Und
die Zeit des elendigen Embargo initiiert von Amerika, gestützt und mitgetragen
von der ganzen Welt, begann. Eine Epoche der neuzeitlichen Folter für die es
keine Folterknechte mehr benötigt: es reicht, Welthandel und Weltbank
vorzusitzen und kein spanischer Stiefel könnte effektiver sein.
Havanna ist nicht umsonst Weltkulturerbe. Die koloniale Pracht ist das eine.
Gleichzeitig ist diese Stadt aber auch ein überdimensionales Mahnmal für die
Ausbeutung, Unterdrückung, das Elend, Blut und den Tod ganzer versklavter Bevölkerungsgruppen, auf deren Schultern sie entstanden ist. Oder, um es mit
Humboldt zu sagen, der ebenfalls zu den berühmten Besuchern Havannas zählte: *Indem wir die Einheit des
Menschengeschlechts behaupten, widerstehen wir auch jeder unerfreulichen
Annahme von höheren und niederen Menschenrassen.* Obendrein für mich ein
bitteres Beispiel für die Sinnlosigkeit des Krieges. Geht Kuba demnächst wieder
auf, für was sind nur all die Menschen um Che und Fidel gestorben?
Was wir auf der Insel als Touristen mit den Menschen erlebt
haben, ist eine Sache, Havanna ist eine andere und unbedingt eine Reise wert.
Schade, dass so viele dieser ehemals wunderschönen Gebäude (das sieht man ja jetzt noch) so am Zerfallen sind, aber man kann sich anhand deiner Fotoauswahl sehr gut vorstellen, welche Blüte diese Stadt einmal erlebt hat, dass aber auch heute noch Vieles davon zu entdecken ist.
AntwortenLöschenDanke fürs virtuelle Mitnehmen und deine immer so offenen Worte dazu.
Havanna war für mein ganz besonderes Erlebnis, das sich mit nichts, was ich davor je an Städten gesehen hatte, vergleichen lässt. Ein Moloch unter Benzingeruch und dem ständigen Brummen der Klimaanlagen, die Läden auf Temperaturen um den Nullpunkt frosten in Hafennähe und dagegen die morbide ehemalige Pracht dieser Stadt. Ganze Stadtviertel mit zerbröckelnder, hochherrschaftlicher Architektur, bei der man jedem Kind zurufen möchte, den Balkon bitte nicht zu betreten. Die ehemals 5m hohen Räume mit Zwischendecken unterteilt, um mehr Wohnraum zu schaffen, alles an jeder Ecke abgestützt... Faszination und Entsetzen gleichzeitig. Deien Fotos haben das wunderbar eingefangen. Fassungslosigkeit auch über die Gelassenheit der Bewohner, die offensichtlich in den letzten hundert Jahren keinerlei Anstrengung unternommen haben, ihre Häuser zu erhalten (wie sie das durchaus mit ihren Autos tun). Das gelingt ja auch andernorts mit sehr wenigen Mitteln. Stürzt ein Haus ein, wird es verlassen und ein anderes gesucht.
AntwortenLöschenDas revolutionsmuseum in Havanna hat bei mir auch die Frage aufkommen lassen, was Ché wohl zu dem Kuba sagen würde, das er heute vorfinden würde - gelähmt vom jahrzehntelangen Embargo der UAS und gleichzeitig mit so viel wuchernder Prostitution (in jedem Bereich) für Dollars.
Herzlich, Katja
Verdammt, da packt mich das Fernweh. Tolle Bilder!
AntwortenLöschenso surreal, die bilder. ja, havanna klingt gut, tatsächlich.
AntwortenLöschenHat sich seit unserem Besuch kaum verändert, außer dass noch mehr bröselt. Einfach irre, danke für die schönen Bilder
AntwortenLöschenTolle Bilder ... danke. Also muss ich da doch mal hin? (Ist eigentlich eine rethorische Frage!).
AntwortenLöschenLiebe Grüsse aus Zürich,
Andy