Hauptmann: überbackene Ofenzucchini

Sonntag, 4. September 2016

Durch 1024 Seiten biß ich mich im Schatten der Eiche: *Das Abenteuer meiner Jugend* zusammengefaßt mit *Buch der Leidenschaften* von Gerhart Hauptmann. Und alles began mit einem Zitat von ihm, das vor langer Zeit an einer klebrigen Stelle meines Gedächtnisses haften blieb: *Wenn es nach meinen Träumen ging, müßte ich Landschafter sein. Die großartigsten Herrlichkeiten sehe ich da. Ich träume fast nichts wie Landschaften und mich darin.* Eine Aussage, die mich sehr fasziniert, spielt sich doch die Hauptzahl meiner Träume in Räumen ab und ich freue mich immer sehr, wenn sie statt dessen Naturkulisse erhalten. Wie also wird ein Mensch wohl sein, der soetwas über sich sagt? Eben dieses Interesse ließ mich zu seinen  Tagebuch-Aufzeichnungen greifen, verwoben mit einer Lust, tiefer in einen vergangenen Zeitgeist zu tauchen.

Als Künstlerseele lag ihm nahe, den von Kultur und Tradition vorgegebenen Rahmen zu sprengen - was immer mit Konflikten einher geht. Der seine trug sich hauptsächlich zu als Dilemma zwischen Ehefrau und Geliebte. Das hat durchaus sehr zähe Momente beim Lesen. Vielleicht weil er sich zur kompromisslosen Wahrhaftigkeit verpflichtet fühlt - und dem nicht ganz gerecht wird. Zumal er mit seinen Gefühlen beständig auf hoher See unterwegs zu sein scheint...

Einiges habe ich mir an Gedanken angestrichen. Fange ich mit seiner Jugend an. Sehr erheiternd die Szene etwa, wie er von seinem Vater *sexuell aufgeklärt* wird: * Die allgemeine Erfahrung lehre, dass ein gesunder, junger Mann auf die Dauer ohne den körperlichen Verkehr mit dem anderen Geschlecht nicht auskomme. Es sei besser damit zu rechnen, als umgekehrt, da auf die sichere Wirkung von Tugendlehren kein Verlaß bestünde.*

Sehr gefallen hat mir auch die Beschreibung, wie nah damals das einfache Volk mit Tier und Natur lebte. Gerade Rotkehlchen und Rotschwänzchen (Lieblinge von mir in der Vogelwelt) konnten sehr zutraulich werden. Hauptmann erzählt aus einer Schuhmacherwerkstatt: *Ohne durch Familien- und Werstattlärm der eng zusammengedrängten Lebens- und Arbeitsgemeinschaft gestört zu sein, selzten und flatterten sie herum und behaupteten furchtlos die seltsamsten Plätze: den Kopf der Katze oder den Arm des Handwerkmeisters, während er den Hammer schwang.*

Selbstredend rennt er bei mir sowohl mit seiner Schulkritik offene Türen ein sowie seiner Hinwendung zu dem Großlehrmeister Natur: *Wenn die Schule in ihren Äußerlichkeiten eine klappernde Monotonie bedeutet, ihren wechselnden und wachsenden Reichtum aber im Unrealen, Intellegiblen (Allgemeinverständlichen) hat, so bietet der organisierte und rhythmische Kampf mit der Natur einen unerschöpflichen Reichtum an großer und überwältigender Wirklichkeit. Man kann das stille, zähe, erfolgreiche Ringen, das uns die Natur dienstbar macht, als das eigentliche Drama der Menschheit bezeichnen. Das Drama geht hart auf hart. In ihm wird zunächst der Mensch vom Menschen versklavt. Es wird das Tier vom Menschen versklavt. Es wird die Pflanze und schließlich der Boden vom Menschen versklavt. Und alle diese Sklaven müssen ihr Letztes und Bestes hergeben. Ein solcher Betrieb beruht ganz und gar auf Usurpation (Inbesitznahme) und bietet, abgesehen von den Werten, die er schafft, immerwährend und immer erneuten unendlichen Stoff des Betrachten, Denken und Handelns.*

Zu solch schwerer zu kauendem Stoff gibts einfache Hausmannskost, wie sie zweifellos überall mit Garten öfters auf dem Tisch zu stehen hat - es gilt nämlich, Zucchini zu verwerten. Hier in einer so schlichten wie guten überbackenen Ofen-Variante.
Zutaten 2P:

2 Zucchini
100g Räuchertofu
80g Reis (m: roter)
2 Schalotten
2 Knoblauchzehen
2 Tomaten
einige Zweige Thymian
1 Zweig Rosmarin
Harissa
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
1 Schuß Rotwein 
Olivenöl
1 Mozzarella

1/2 Glas Ofentomaten*
70ml Kokosmilch
2 MSP Ingwer, gemahlen
 
1/2 TL Koriander
1/2 TL Garam Masala
1 Pr Zimt
ein Spritzer Limettensaft
Salz, Pfeffer 

Zubereitung:

Den Reis in Salzwasser gar kochen. Die Schalotten und den Knoblauch fein würfeln. Die Tomaten kurz in kochendes Wasser setzen, häuten, den Strunk entfernen und klein würfeln. Den Räuchertofu ebenfalls klein schneiden.

Das Öl in einer Pfanne erhitzen, die Schalotten zusammen mit den Thyminblätten und dem feingehackten Rosmarin darin glasig dünsten. Knoblauch und Rüchertofu zufügen und ebenfalls kurz mitdünsten. Mit dem Rotwein ablöschen und einreduzieren lassen. Tomaten und Reis in die Pfanne geben und mit Harissa, Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken.

Die Ofentomaten mit den restlichen Zutaten in einem kleinen Topf geschwind zu einer Sauce vermengen. Die Sauce in eine ofenfeste Form geben.

Den Ofen auf  170° (O/U-Hitze) vorheizen.

Die Zucchini halbieren und das Kerngehäuse mit Hilfe eines Esslöffels rausschaben.Das Fruchtfleisch entsorgen. Die Zucchini auf die Sauce in der Form setzen. Die so gewonnene Kuhle der vier Zucchini-Hälften mit den Pfanneninhalt füllen und die Masse gut andrücken. Den in Scheiben geschnittenen Mozzarella darauf verteilen. Für etwa 25min im Ofen garen und überbacken.

*Anmerkung m: Logo, dass ich gerade dabei bin Ofentomaten einzumachen, oder? Das war ein Restchen, der in kein Glas mehr passte...

1 Kommentar

  1. Hallo Micha,
    da muss ich doch wild widersprechen: Ganz einfache Ofen-Zucchini? Immerhin mit feinem Räuchertofu und rotem Reis ;-) Find ich aber einen sehr leckeren Twist in dem allseits bekannten Klassiker! Ich hätt auf jeden Fall zugern mitgegessen!!
    Liebe Grüße,
    Eva

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