Clownerie: Mohnkuchen mit Kirschen

Donnerstag, 2. März 2023

 

Eines der großen Mysterien hier im französischen Outback bleibt die Faszination meiner Mitmenschen für Clownerie. Wenn ich eine rote Pappnase sehe, bin ich raus. Andere kommen dann erst so richtig in Stimmung. Meine Mutter erzählte gerne, wie sie mit meiner Schwester und mir im Zirkus war und bei der Clown-Nummer das Zelt mit ihren schreiend-heulenden Kindern verlassen musste. Zwei Clowns schlugen sich mit großen Schaumstoff-Hammer (oder Hämmer?) gegenseitig ungespitzt in den Boden. Und meine Reaktion war damals schon: nicht witzig!

Hier in der ländlichen Drôme findet IMMER irgendwo ein Clown-Seminar statt (s. Insta). Schon Seminar-Titel wie *Entdecke den Clown in dir* bringen meinen Kopf wie selbstständig zum Schütteln. Das ist entschieden nix für mich. Alleine bei der Vorstellung... nee, nich für Geld!

Vielleicht hängt das zusammen mit der französischen Lust willkürlich im Jahr *carnaval* zu feiern. Dabei hopst man ohne jeden kulturellen Hintergrund einfach verkleidet durchs Dorf und wirft Konfetti. Klar, die Kinder lieben das. Die Eltern aber auch. Und safe ist dann mindestens ein Clown zum Aufmischen drunter. Oder die Verwandtschaft: eine Gruppe, die mit Improvisationstheater berreichert. Da laufe ich große Bögen, in solches Fahrwasser will ich nicht hineingeraten. Meine Reaktion könnten Nachwehen meines Kunststudiums sein. Ich habe einfach schon genügend schlechte *performances* gesehen - das reicht für ein ganzes Leben. Und ich kann mich dabei schlimm fremdschämen. Kein Gefühl, dem ich hinterherjage.

Erschwerend kommt hinzu, dass Humor eine SEHR spezielle Angelegenheit ist. Gar nicht mal so oft teilt man den gleichen. Etwa all die alten Filme mit Louis de Funès: einem kleinen, unerträglich hysterischen Mann mit sich dauerüberschlagender Stimme am Rande des Nervenzusammenbruchs - wie überdreht kann man sein? Wobei es einige, französische Komödien gibt, die ich wiederum wirklich sehr lustig finde (Willkommen bei den Sch'tiis beispielsweise).

Was macht man nicht alles dem Eskapismus zuliebe. Jeder dritte Deutsche hat psychische Probleme lese ich. Bei einer kleinen Recherche zeigt sich relativierend: anscheinend ein stabiles Drittel, das hing bereits vor 10 Jahren in den Seilen. Und ein Drittel hat außerdem keinen Bock mehr auf seinen Job. Obs so eine Regel gibt, dass es für ein konstantes Drittel nicht läuft? Meinem Eindruck nach erhält das Drittel momentan Verstärkung: zumindest kenne ich gerade niemanden, der von sich behauptet, Rückenwind zu haben. Alle sind sie geplagt und belastet. Ist es nicht die Gesundheit, dann sind es Probleme mit dem Geld oder der Beziehung/ Familie/ Kollegen oder eine veritable Mischung. Als würde jeder eine ordentliche Schippe obendrauf erhalten - zu dem alltäglichen Wahn. 

Nun, da ist die Lust schon groß, zwischendrin auf den Pauseknopf zu drücken, oder. Nichts intensiviert das Leben mehr wie Nüchternheit. Aber wer erträg das am Stück? Und bevor jetzt zum Saufen auch noch alle mit dem Kiffen anfangen, dann ist die rote Pappnase am Schluß die bessere Alternative. Und wer weiß: vielleicht wirds irgendwann bitternötig, den *Clown* in sich zu entdecken?! Es könnte eine angemessene Antwort auf Irrsinn sein.

 

 

Mir gelüstete nach einem deutschen Kuchen. Mit Mohn - das findet sich schwerlich im Fränziland. Dieser Mohnkuchen mit Hefeboden erfüllte ganz meine Wünsche: zart und weich, schön saftig, am zweiten Tag durchgezogen mindestens noch genau so gut, nach Oma-Küche duftend. Ich habe dem ursprünglichen Rezept zudem ein paar entsteinte Kirschen aus dem Froster untergejubelt. 2022 war in der Drôme nicht nur ein Walnuss-Jahr, es war auch das Jahr der Kirschen - wir hatten mehr als reichlich!


Zutaten - 1/2 Blech (m: Form 20 x 30cm):

Hefeteig:
160g Mehl (m: D630)
50ml Milch
7g Hefe
40g Butter
20g Rohrzucker
1 Ei
1/4 TL Salz
...
Mohnfülle:
450ml Milch
90g Mohn, gemahlen
50g Butter
60g Rohrzucker
50g Hartweizengrieß
2 EL Rum
1/2 TL Kardamom, gemahlen
200g Kirschen (oder Schattenmorellen - optional)
...
Guss:
125ml Milch
1/4 Packung Vanille-Pudding-Pulver (= 8,5g)
30g Rohrzucker
1 Ei, getrennt
15g Speisestärke

Zubereiung:

Für den Hefeteig die Hefe in lauwarmer Milch auflösen, dann mit den restlichen Zutaten in einer Küchenmaschine mit Knethaken zu einem geschmeidigen Hefeteig verkneten. Teig abgedeckt an einem warmen Ort 1 Stunde gehen lassen.

Für die Mohnmasse die Milch in einem Topf mit Mohn, Butter und Zucker langsam aufkochen. Grieß einrühren und 2-3 Minuten kochen lassen, bis die Masse gut eingedickt ist. Mohnmasse mit Rum und Kardamom würzen und abkühlen lassen.

Für den Guss das Puddingpulver mit Milch und 1 El Zucker nach Packungsanleitung zubereiten und kalt stellen.

Den Boden eines Backblechs passend mit Backpapier auslegen. Hefeteig auf einer gut bemehlten Arbeitsfläche zusammenkneten. Dann auf Backblechgröße ausrollen und das Blech damit auslegen. Einen flexiblen Backrahmen zwischen Teig und Blechrand legen. Die Mohnmasse auf dem Teig verteilen und glatt streichen.

Für den Guss das Ei trennen. Eigelb und 1 Prise Salz unter die Puddingmasse rühren. Eiweiß steif schlagen, dabei den restlichen Zucker einrieseln lassen. Abwechselnd mit der Stärke unter die Puddingcreme rühren. Den Guss auf der Mohnmasse verteilen. Kuchen im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad (OU-Hitze) auf der unteren Schiene 40 Minuten backen. Dann aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen. Dann in kleine Quadrate schneiden und genießen!

Quelle: Essen und Trinken


4 Kommentare

  1. Danke für das Rezept. Ich wollte gerade die Zutaten zusammensammeln, da bin ich etwas ins Stocken geraten. Bei der Zutatenliste für den Guss wird 1 Ei angegeben, im Text dann sprichst Du von Eigelben und Eiweißen... Sollte ich von mindestens 2 Eier ausgehen?? Liebe Grüße aus dem schneeflockenverwöhnten Berlin

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    1. Nein, 'Berlinerin', es ist nur eines - die Irritation ergibt sich, weil ich das ursprüngliche Rezept für ein Backblech halbiert habe. Ich ediere die Beschreibung! Einen süßen Sonntag-Nachmittag :)

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  2. Haha, mein Mann geht im Fasching als Clown, jawoll! Neben dem selbst genähten Kürbis-Kostüm, das ich vor Jahren uns beiden mal genäht habe, seine einzige Verkleidung. Ihm ist auch oft nach Galgenhumor, von daher passt es ;-)))
    Liebe Grüße!

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    1. Fasching lasse ich als große Ausnahme gelten - als Kürbis finde ich trotzdem witziger :) Aber ich kenne welche, die haben eine rote Anstecknase in der Hosentasche stecken... für alle Fälle. Und genau das ist dann nicht mein Fall ;))

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