Ob man unterscheiden kann zwischen jenen, die eher Fan sind und jenen, die eher verehren? Ich weiß es nicht. Fakt ist, irgendjemand anzuschmachten, nur weil sein Gesicht (Beine, Po...) im Fernsehen zu sehen ist oder er gleichzeitig Formationstanzen und Playbacksingen kann - darüber will sich keine Zelle meines Körpers verzücken.
Wenn es aber um außergewöhnliches Können geht, dann werde ich (je nach Gattung des Könnens) zum haltlosen Schwärmer. Während meiner *künstlerischen Zeit* - bevor die Natur stärker als die Kultur wurde - gabs selbstverständlich einige, zu denen ich aufschaute, ja aufsehe bis heute. Zumal nach dem Etymologischen Wörterbuch der Gebrüder Grimm die Wörter *Kunst* und *Können* den gleichen Wortstamm ihr Eigen nennen. Etwas was mir nur zu gut einleuchet, und mir manchmal scheint, als hätte genau das die moderne Kunst vergessen... oder versucht, abzuschütteln.
Jemand, der dies aber noch wußte, war René Lalique. Den meisten ist er wohl ein Begriff dank seines Schmuckdesign. Mir hat es vorallem sein graphisches Werk angetan. Die Kunstakademie KA besitzt ein wundervolles, antiquarisches Buch (je, wie hieß es nur?), welches sich vorallem seiner zeichnerischen Arbeit widmete - ein Buch, das man leider nicht ausleihen aber zumindest vor Ort darin blättern durfte. Und staunen. Staunen über die Feinheit seiner Beobachtung und seine Zartheit, es graphisch in den Schwung des Jugenstils zu überführen und sanft zu stilisieren.
So wurden beispielsweise unter seiner Hand sonst unbeachtete Bohnenblüten zu kleinen Kunstwerken auf Papier. Ich muß wohl nicht anfügen, dass die Epoche um die Jahrhundertwende zu denen zählt, die es mir künstlerisch besonders angetan haben. Ein letztes Aufbäumen mit einer tiefen Verbeugung vor der Natur bevor die Zahnräder der Industrialisierung immer schneller drehten.
Womöglich sind auch die tausendundein Kochblogs samt tausendundeine Kochshows ein letztes Mal winken in Richtung handgemachte Küche bevor diese Tätigkeit Konzerne übernehmen.
Mein (am Rande überraschend köstlicher) Bohnensalat aber knickst Richtung Habib, der dieses Jahr unsere Buschböhnchen derart versetzt ausgesät hat, dass wir nun erstmals intervallartig Bohnen aus dem Garten genießen...
Maipreise - mittlerweile günstiger im Angebot... |
Zutaten 2 P:
200 g Frühkartoffeln (m: délicatesse)
Salz
200 g grüne Bohnen
100 g Erbsen (m: eigene, tiefgekühlt)
1 kleine rote Zwiebel
1/2 Bund Dill (m: einige wenige Farne)
2 Stängel frische Minze
3 El Olivenöl
3 EL Balsamico Bianco
3 El kräftige Gemüsebrühe
1 El Zitronensaft
1 Tl Johannisbeergelee (m: schwarzes)
Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung:
Kartoffeln waschen, in Salzwasser ca. 20 Min. garen. Dann abgießen, pellen und in Scheiben schneiden. Bohnen waschen, putzen, zusammen mit den Tiefkühl-Erbsen in kochendem Salzwasser ca. 8 Min. garen, kalt abspülen, abtropfen lassen.
Zwiebel abziehen, halbieren, in feine Scheiben schneiden. Dill, Minze waschen, trocken schütteln, beides klein schneiden.
In
der Salatschüssel Olivenöl, Balsamico,
Gemüsebrühe, Zitronensaft, Johannisbeergelee verrühren, mit Salz und
Pfeffer würzen. Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Zwiebeln und Kräuter locker
mit der Marinade vermengen.
auch eine Art der Perfektion. Nichts ist zuviel, nichts fehlt, ein Bohnensalat, den ich gerne essen würde.
AntwortenLöschentoll, genauso gefällt er mir auch, aber der Dill hätte sich in seiner Zartheit etwas mehr zum Anlass ranken können, Du weißt schon, so wie die Ranken im Jugendstil :-)
AntwortenLöschen... und falls Robert etwas übrig lässt, tät ich mich gerne an den Resten gütlich ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Deine Fotos sind Kunst, von daher hast du nicht Abschied davon genommen. Und auch den Salat halte ich für Kochkunst. Man kann auch einfache Gerichte wunderbar komponieren, was dir hier gelungen ist.
AntwortenLöschenWenn ich in manche Einkaufswagen schaue, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass die Industrie vielen Leuten das Kochen schon aus der Hand genommen hat.
>*Kunst* und *Können*.... genau das die moderne Kunst vergessen... oder versucht, abzuschütteln.
AntwortenLöschenOh da gäbets viel zu zu sagen :-) will aber nicht den Thread hijack'n.
Bin jedenfalls ganz auf der Seite der Modernen Kunst und auch auf der die davor liegt - bis zu den Höhlenmalern...
Und ich bin auf der Seite der Kochkunst - besonders wenn sie so liebevoll und fantastisch dar gebracht wird wie hier.
Auch dies wieder sehr schön und gleich zum nachmachen anregend.
Danke Axel
Wie so oft schöne Worte, mir tut es gut bei dir zu lesen, geniessen und anschliessend nachzukochen. Den Salat werde ich auch machen, genau richtig für den Sommer.
AntwortenLöschenseeehr lecker!!! danke für die tollen bilder!!! angie
AntwortenLöschengekonnt hinübergeschwenkt. micha und die verflechtkunst.
AntwortenLöschenach, und der kulturpessimismus ist auch schon ein alter herr, dem ich nicht so ganz glaube.
sehr schön weiter geflochten - Chapeau!
LöschenLiebe Micha, es gibt ja so Blogüberschriften, an denen erkenne ich den Autor/die Autorin mit verbundenen Augen. Lalique und Bohnen in einem Satz - das kannst nur Du!
AntwortenLöschenDieser von dir wunderbar in Szene gesetzte Bohnensalat braucht keinerlei Werbung, er spricht für sich. Darf ich an dieser Stelle aber ein bisschen Werbung für das Lalique-Museum im Elsass machen? Da gibt es eine wunderschöne Ausstellung, die noch bis zum 11. November läuft:
AntwortenLöschenhttp://www.musee-lalique.com/de/ausstellung-laliques-wasserwelt-bis-zum-11-november
@Robert: Frische Zutaten passend gegart können fein abgeschmeckt auch in einem einfachen Gericht einem Kaiser gereicht werden, n'est-ce pas ;)?
AntwortenLöschen@Klärchen: Aber wirklich - wo ich mich schon überwunden habe, ÜBERHAUPT Dill zu verwenden.
@Andy: Das ist eine der Essen, in dem man die Portion beim Kochen ganz leicht vergrößern kann. Das reicht dann bestimmt genauso für dich!
@Susi: Ich zweifle keine Sekunde, dass diese Zeit kommen wird, in der *Home-Cooking* völlig überholt ist...
@Axel: Wir werden die Möglichkeit haben, auch darüber zu diskutieren - schön ;)
@Versuchsköchin: Merci für den netten Kommentar. Und der Salat schmeckt verblüffend besser, als man ob seiner Schlichtheit meinen möchte...
@Angie: Indeed - echt lecker :)
@Mme Ulma: Solange sich Künstler ans Können halten und an das *Gute-Wahre-Schöne* kann mich nichts pessimistisch machen in der Kunst ;)
@Astrid: Hach, du Schmeichlerin - ein hübsches Kompliment, Merci!
@Sabine: Aber gerne - für diesen René nur zu gerne!
War Lalique nicht auch der Schöpfer wunderschöner Parfumfalkons und gibt es nicht auch ein (Luxus)Parfum gleichen Namens? Dein exquisiter Bohnensalat fügt sich samt der schönen Fotos nahtlos in die Story ein. Mein Kompliment :-)
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