Was es bedeutet, die Heimat aus Gründen von Not, Leid und Elend verlassen zu müssen, das kann ich nicht ermessen. *Du kannst von dem, was du nicht fühlst, nicht reden*, meint Shakespeare. Wie es ist, sich fremd zu fühlen, da kann ich allerdings mitreden. Kennt doch vermutlich jeder. Und sich darüber gerade jetzt ein paar Gedanken zu machen, diesen Anstoß von Friederike von Landlebenblog zur Blogparade *Ich war fremd*, nehme ich sehr gerne auf. Weil beim Thema *fremd sein* irgendwie Widerstand in der Luft liegt. Sofort sehe ich das Baby vor Augen, dass von der Mama zur Tante gereicht werden soll und anfängt *zu fremdeln*.
Beginne ich mit dem Klassiker: auf Reisen. Eigentlich ein Privileg. Viele Winter waren wir als Touristen im Ausland unterwegs. Dabei ereignen sich quasi von allein Situationen, in denen ich
mich fremd fühlte. Kuba wäre dafür mein Paradebeispiel-Land, wenn man *fremd* im Sinne von *nicht Willkommen* nimmt.
Man kann sich sogar in der eigenen Familie fremd fühlen. Ich hoffte immer auf Indizien dafür, dass ich womöglich eben jenes Kind bin, das vom Zigeunerwagen gefallen war. *Fremd* in diesem Fall wie *nicht dazu gehörig*.
Natürlich läge zum
Thema mein Leben als Deutsche, die vor 10
Jahren nach Frankreich einwanderte, nahe. Dafür mag ich gerne zu Kathrin
schicken, die die Reibungen zwischen deutscher und französischer Kultur
so wunderbar eingefangen bekommt, dass es mir beim Lesen lächelnd
zwischen den Zähnen knirscht (mehr dazu von ihr: hier). Durch meiner Muttersprache bin ich verwurzelt mit einem Land und einer Kultur. Eine Muttersprache verlernt man nicht. Egal wie lange ich woanders lebe, ganz werde ich mich von dieser Heimat nie lösen. Gleichzeitig fußen meine Wurzeln wie verpflanzt nun in neuer Erde.
Auch der immer größer werdene Kontrast zwischen Stadt und Land fällt mir von Mal zu mal mehr auf. Stadt als mir befremdlicher Lebensraum, *fremd* im Sinne von *unnatürlich* - ergäbe einen Roman.
Nimmt man *ich war fremd* sinngemäßg wie *ich bin anders* auf, könnte ich auch sehr gut etwas zu Paaren mit deutlichem Altersunterschied schreiben. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Tatbestand ausreicht, um ordentlich anzuecken. Aber mittlerweile verstehe ich, dass ein solches Paar ganz alte, weibliche Wunden berührt: die Geschichte von einem Mann, der seine Frau gegen eine Jüngere eintauscht. Da wird ganz schnell pauschal geurteilt. Nicht wissend, dass der meine beispielsweise Witwer ist. Hinzu kommt, dass man sich als Mensch gerne einordnet in größere Zusammenhänge. Eine der Gruppen, denen man sich leicht zugehörig fühlt, ist die der gleichen Altersklasse. Ein Paar mit Altersunterschied verbindet aber unterschiedliche Generationen.
Das wäre soweit ja alles vertretbar, wenn ich anfügen könnte: *ich bin schwanger*, *ich faste gerade*, *ich vertrage Alkohol einfach nicht*, *ich nehme eben noch die Medikamente fertig* oder dergleichen. Aber nein, all das kann ich zu meiner *Verteidigung* nicht hervorbringen. Manchmal sage ich als Begründung lediglich lapidar: *Am Geschmack liegt es nicht*. Aber es war eine Entscheidung aus Vernunftsgründen: *Ich habe dem Rauschmittel Alkohol abgeschworen zugunsten meiner Achtsamkeit, meiner Wahrnehmung.*
Naja, grundeigentlich hätte ich ohne den Habib wohl trotzdem nicht aufgehört. Das Ergebnis der homöopathischen Arzneimittelprüfung von Alkohol - die Verreibung von Alkohol, die zu Tage bringt, was das Wesen von Alkohol ausmacht - half mir, künftig zu verzichten. Das Wesen von Alkohol ist Illusion. Oder um Goethe wieder hervorzuholen:
*Bunte Bilder wenig Klarheit
viel Irrsinn und ein Fünkchen Wahrheit,
daraus ist der schönste Trank gebraut,
der alle Welt erquickt und auferbaut.*
Vielleicht veröffentliche ich bei Gelegenheit mal den ganzen, doch recht unbequemen Text zum Thema Alkohol, den ich deshalb schon seit 2 Jahren in der Warteschleife vor mir herschiebe. Ich weiß nur zu gut, dass die Lust, sich darüber Gedanken zu machen, bedeutend kleiner ist, als ein Gläschen Wein zu trinken..
Worauf ich heute rausmöchte, ist die Tatsache wie leicht man selbst in der sogenannten eigenen Kultur zum Zaungast mutieren kann. In meinem Fall durch den Verzicht auf Alkohol - etwas, das mich sehr oft ausgrenzt. Ich brauche die unzähligen Gelegenheiten gar nicht aufzählen, in denen Alkohol hierzulande irgendwie dazu gehört. Ein Apéro ohne Alk ist wie Pommes ohne Ketchup. Oder nehmt all die vielen schönen Momente, in denen es heißt: *Hoch die Tassen! So jung kommen wir nicht mehr zusammen! Gin-Gin, jetzt lassen wirs uns gut gehen! Heute habe ich einen ganz besonderen Tropfen für uns* - Momente, in denen ich das Wasserglas hochhalte und das Ritual störe....
Das ist für alle nicht schön. Weil schöner eben *teilnehmen* ist. Für alle Beteiligten. Niemand ist gerne ausgegrenzt. Dazugehören fühlt sich deutlich besser an.
Man kann sich sogar in der eigenen Familie fremd fühlen. Ich hoffte immer auf Indizien dafür, dass ich womöglich eben jenes Kind bin, das vom Zigeunerwagen gefallen war. *Fremd* in diesem Fall wie *nicht dazu gehörig*.
Auch der immer größer werdene Kontrast zwischen Stadt und Land fällt mir von Mal zu mal mehr auf. Stadt als mir befremdlicher Lebensraum, *fremd* im Sinne von *unnatürlich* - ergäbe einen Roman.
Nimmt man *ich war fremd* sinngemäßg wie *ich bin anders* auf, könnte ich auch sehr gut etwas zu Paaren mit deutlichem Altersunterschied schreiben. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Tatbestand ausreicht, um ordentlich anzuecken. Aber mittlerweile verstehe ich, dass ein solches Paar ganz alte, weibliche Wunden berührt: die Geschichte von einem Mann, der seine Frau gegen eine Jüngere eintauscht. Da wird ganz schnell pauschal geurteilt. Nicht wissend, dass der meine beispielsweise Witwer ist. Hinzu kommt, dass man sich als Mensch gerne einordnet in größere Zusammenhänge. Eine der Gruppen, denen man sich leicht zugehörig fühlt, ist die der gleichen Altersklasse. Ein Paar mit Altersunterschied verbindet aber unterschiedliche Generationen.
*Der ist nicht fremd, der teilzunehmen weiß* sagt Goethe. Und so lautet die Zeile eines französisches Trinkliedes *Il es des nôtres, il a bu son verre comme les autres* - *Er ist einer von uns, er hat sein Glas wie die anderen getrunken*. Womit wir bei einem Thema rausgekommen wären, mit dem ich außerdem gerne andere befremde: Ich trinke keinen Alkohol. Nie. Also seit zehn Jahren nicht mehr.
Das wäre soweit ja alles vertretbar, wenn ich anfügen könnte: *ich bin schwanger*, *ich faste gerade*, *ich vertrage Alkohol einfach nicht*, *ich nehme eben noch die Medikamente fertig* oder dergleichen. Aber nein, all das kann ich zu meiner *Verteidigung* nicht hervorbringen. Manchmal sage ich als Begründung lediglich lapidar: *Am Geschmack liegt es nicht*. Aber es war eine Entscheidung aus Vernunftsgründen: *Ich habe dem Rauschmittel Alkohol abgeschworen zugunsten meiner Achtsamkeit, meiner Wahrnehmung.*
Naja, grundeigentlich hätte ich ohne den Habib wohl trotzdem nicht aufgehört. Das Ergebnis der homöopathischen Arzneimittelprüfung von Alkohol - die Verreibung von Alkohol, die zu Tage bringt, was das Wesen von Alkohol ausmacht - half mir, künftig zu verzichten. Das Wesen von Alkohol ist Illusion. Oder um Goethe wieder hervorzuholen:
*Bunte Bilder wenig Klarheit
viel Irrsinn und ein Fünkchen Wahrheit,
daraus ist der schönste Trank gebraut,
der alle Welt erquickt und auferbaut.*
Vielleicht veröffentliche ich bei Gelegenheit mal den ganzen, doch recht unbequemen Text zum Thema Alkohol, den ich deshalb schon seit 2 Jahren in der Warteschleife vor mir herschiebe. Ich weiß nur zu gut, dass die Lust, sich darüber Gedanken zu machen, bedeutend kleiner ist, als ein Gläschen Wein zu trinken..
Worauf ich heute rausmöchte, ist die Tatsache wie leicht man selbst in der sogenannten eigenen Kultur zum Zaungast mutieren kann. In meinem Fall durch den Verzicht auf Alkohol - etwas, das mich sehr oft ausgrenzt. Ich brauche die unzähligen Gelegenheiten gar nicht aufzählen, in denen Alkohol hierzulande irgendwie dazu gehört. Ein Apéro ohne Alk ist wie Pommes ohne Ketchup. Oder nehmt all die vielen schönen Momente, in denen es heißt: *Hoch die Tassen! So jung kommen wir nicht mehr zusammen! Gin-Gin, jetzt lassen wirs uns gut gehen! Heute habe ich einen ganz besonderen Tropfen für uns* - Momente, in denen ich das Wasserglas hochhalte und das Ritual störe....
Das ist für alle nicht schön. Weil schöner eben *teilnehmen* ist. Für alle Beteiligten. Niemand ist gerne ausgegrenzt. Dazugehören fühlt sich deutlich besser an.
*Einander kennenlernen, heißt lernen, wie fremd man einander ist.* sagt Christian Morgenstern. So ist's halt. Wir gleichen einander nicht wie einem Ei dem anderen. Gott sei Dank - wir würden ja vor Langeweile nach vorne über kippen, wenn es so wäre.
Unterschiedlich sein, einander fremd sein, das müssen wir lernen auszuhalten. Ja, das ist oft anstrengend, kostet Energie, macht Reibung, befruchtet, regt an und auf - aber das ist der Boden der Freiheit, der uns ermöglicht, dass wir uns individuell entwickeln. Und ich will individuell sein. Und ich will andere individuell lassen. Deshalb sollte *fremdeln* und *befremden* gelebte Kultur von Menschen sein, die sich unter die Freigeister mischen wollen.
Einigkeit trotz unterschiedlicher Haltungen. Eigentlich was ganz normales - überall dort, wo für Meinungs- und Religionsfreiheit Platz ist. *Freilassen* lautet das Credo. Da ist Luft für alle da.
Ich habe Deutschland vor 20 Jahren verlassen - erst um 15 Jahre im südlichen Afrika zu verbringen, vor etwas mehr als fünf Jahren sind wir in Frankreich gelandet. Wir sind schon lange "Fremde" - und man gewöhnt sich dran, zwischen den Welten zu leben, und nirgendwo richtig zu Hause zu sein. Auch nicht mehr in der ursprünglichen Heimat (In dem Zusammenhange finde ich es sehr interressant, dass ich sowohl in der englischen als auch in der französchen Sprache kein Äquivalent für Heimat kenne). Aber das zwischen den Welten leben kann einen auch offener machen für neues, fremdes - und man überdenkt altes. Manche aber halten in der Fremde zu sehr an ihren Wurzeln fest.
AntwortenLöschenMeine Tochter, in Südafrika geboren, und in Frankreich aufwachsend, identifiziert sich übrigens sehr mit ihren deutschen Wurzeln, manchmal schon zu meinem Befremden. Aber das wird sich wohl noch geben, spätestens wenn Frankreich Fussballweltmeister wird.
Beste Grüsse aus den Yvelines in den Süden
Connie
Warum schiebst du den Post schon so lange vor dir her? Ist doch ein äußerst spannendes Thema!
AntwortenLöschenUnd fremd fühlen? Immer, am wenigsten noch beim Wandern draußen... ;-)
Liebe Micha, dein Post ist super.
LöschenWenn wir es kochsprachlich benennen wollen, dann heißt es
"auf den Punkt getroffen". Da sind ganz sicher viele meiner Meinung.
Alles Gute von
Irmi
Was für ein glas-klarer Super-Post.. Vielleicht muß man für diese Klarheit eine Scheiß-Kindheit gehabt haben und keinen Alkohol mehr trinken. Wie einsam sind wir Deutschen doch geworden und wie fremd müssen sich Muslime fühlen, durch intolerante Menschen die sich hinter Phrasen und Bürokratie verstecken. Dazu noch der Alkoholverzicht im Islam. Alkohol und Sucht läßt niemanden frei, duldet absolut keinen Verzicht, toleriert kein "anders" Sein, schließt Suchtlose definitiv aus. Wie erbärmlich sind wir doch geworden.
AntwortenLöschenNa, na - hold your horses! "Wir" Deutschen sind nicht alle einsam, und manche von uns schaffen es, hin und wieder was zu trinken und trotzdem andere zu tolerieren, die nicht trinken. Und mit "erbärmlich" identifiziere ich mich und viele andere Deutsche ganz und gar nicht. Das sagt eine Deutsche, die 25 Jahre in England sehr gern zuhause war, und jetzt auch gern wieder in Bayern lebt.
LöschenDie Asylanten saufen doch nicht, ach Gott wie furchtbar. Mit denen kann man doch nicht. Prost
AntwortenLöschenHuch, da kann ich ja bei nahezu allen Themen alles unterschreiben! Wir sollten einen Club aufmachen, "die unalkoholischen Gattinnen wesentlich älterer Männer", wie wäre das mal so als Arbeitstitel? Und daß man (frau) sich als Partnerin eines älteren Mannes fremd und ausgegrenzt und angeglotzt und in-eine-Schublade-gesteckt fühlen kann (muß), das spüre ich zwar auch nahezu täglich, aber ich hätte das so nie als "Fremdsein" in Worte gefasst - danke dafür! Und danke fürs Mitmachen bie der Blogparade!
AntwortenLöschen@Connie: Das gefällt mir, wie du das schreibst - ja, man gerät in so eine Art Zwischenreich. Nicht Fisch, nicht Fleisch - nicht Deutsche mehr, noch wirklich Französin. Das geht einher mit dem Verlust von örtlicher Heimat, schenkt aber die Möglichkeit, zuhause im Immateriellen zu suchen. Und solche Werte geben weit mehr als der Zuschlupf in *irgendeiner Kultur* . Grüße ins Yvelines (welches ich als nächstes googlen muß ;)
AntwortenLöschen@Eva: Hmmm, einschlägige Erfahrungen füttern das Aufschieben. Bei einem homöopathischen Seminar des Habibs sind mirnixdirnix 3/4 der Kursteilnehmer verschwunden, als es um Alk ging... Der Verdacht liegt nahe, dass es mir ähnlich erginge. Aber es kommt der Tag, an dem mir der *Schwund* egal ist ;)
@Irmi: Irgendwann, irgendwo sind wir alle mal die Fremden, nicht wahr?!
@Peter: Wer auf muslimische Flüchtlinge zugehen will, der lade sie besser auf einen Tee und nicht auf ein Bier ein - das wäre auf jeden Fall die *gelungenere Brücke*. Man kann auch ohne Alk sehr gut ins Gespräch kommen - ich bin der lebende Beweis ;)
@Anonym: Dann tanzen wir zwei mit Saft und Asylanten, oder so... GinGin!
@Fiederike: Brechend voll wird der Club vermutlich nicht werden, aber ich bin gerne mit dabei (solange ich nicht Kassenwart machen muß ;). Dass man als Paar mit Altersunterschied so ein Eye-Catcher ist, hätte ich mir nicht träumen lassen. Aber ich hätte mir auch nicht träumen lassen, dass ich mal Teil einer solchen Paar-Kombi bin... c'est la vie. Meist macht halt erst die eigene Erfahrung wirklich klüger. Danke für den Gedanken-Anstoß durch deine Blogparade!
Mit dem Fremsein, da kenne ich mich auch gut aus - angefangen mit der Überzeugung, nach der Geburt vertauscht worden zu sein bis zum extrem fremd fühlen in Menschenansammlungen jeder Art. Und ja, auch das Nichttrinken von Alkohol wird oft als frei gewählte Ausgrernzung verstanden, wobei ich nie verstanden habe, warum man trinken muss, um sich zusammengehörig zu fühlen. Und erklär dann mal, dass du keinen Alkohol trinkst, weil du keinen Vorteil darin siehst, wenn deine Wahrnehmung und dein Verstand vernebelt sind - du bist garantiert die verzickte Oberlehrer-Spaßbremse. Das muss man aushalten können - auch, dass einem manche Menschen extrem unsympathisch werden, wenn man sieht, wie sie sich betrunken benehmen. ;-)
AntwortenLöschenIch glaube, dass sich fremd fühlen sehr viel damit zu tun hat, nichts voneinander zu wissen und auch wissen zu wollen. Wenn man sich nicht abgrenzt, sondern sich füreinander interessiert, sich kennenlernt und dabei auch die Unterschiede toleriert und respektiert, dann ist man sich nicht mehr fremd. Unangenehm fremd in einem neuen Land bleibt nur der, der sich mit seinesgleichen abschirmt und nicht teilnimmt. Das gilt für deutsche Kolonien auf Mallorca ebenso wie für Expats weltweit und Migranten in Deutschland. In einem Stadtviertel unter 65% Nachbarn mit Migrationshintergrund wohnend, kann ich sagen, dass es diese türkischen, bulgarischen, russischen, italienischen, vietnamesischen Parallelgesellschaften gibt, aber dass es auch anders geht, wenn man sich mit respektvollem Interesse, Höflichkeit und kommunikativem Engagement begegnet - was nicht zwingend einschließt, zusammen Alkoholgelage zu feiern oder Schweinshaxen zu essen... ;-)
Herzlich, Katja
Liebe Micha,
AntwortenLöschenich komme ja in diesen Tagen nicht zu viel, auch nicht zum Bloglesen, aber ich freue mich, dass ich diesen tollen Eintrag von Dir mitbekommen habe. Zum Thema fällt mir direkt unendlich viel ein, doch ich muss mich zwingen, dem Drang, in die Tasten zu hauen, zu widerstehen, denn die Arbeit wartet, das Töchterchen schläft. Wie viele Söhne und Töchter und Eltern sich gerade fremd fühlen, auf der Flucht, weit weg vom Zuhause, das sich in Rauch aufgelöst hat, das wage ich kaum, mir vorzustellen, obwohl ich mich doch schon hier, ein paar hundert Kilometer von der "Heimat", und mit doch vergleichsweise mikroskopischen kulturellen Unterschieden zuweilen so fremd fühle. Und das, obwohl mich niemand vertrieben hat und ich aus freien Stücke herkam – naja, so frei, wie die Liebe eben ist.
Doch was wollte ich sagen? Mach weiter so!
Alles Liebe aus dem Norden
Stella
ja! und ja! und ja!
AntwortenLöschenach, ich weiß schon, warum ich dich so mag.
there is plenty of room for everyone.
So viele Anregungen, so viele schöne Gedanken!
AntwortenLöschenEs erinnerte mich daran, wie ich beim Reisen das Fremdsein genieße, so habe ich es kürzlich geschrieben:
WARUM LIEBE ICH DAS REISEN?
Es ist das Fremdsein an anderen Plätzen. Nicht der andere Ort an sich, nicht das Meer oder die Berge, die Wälder oder Prärien, nein, es ist die Heimatlosigkeit, ohne Wurzeln, ausgeliefert dem Unberechenbaren. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es gibt mir das Gefühl, auf der ganzen Erde zuhause zu sein.
Ich bin gespannt auf deinen Kein-Alkohol-Post. Bei mir ist der Verzicht zwar auch selbstgewählt, hat aber natürlich einen gesundheitlichen Hintergrund. Damit trifft man vermutlich noch eher auf Verständnis. Obwohl auch ich es kenne, als Spaßbremse zu gelten und komisch angeschaut zu werden. Man will ja auch nicht immer seine Gesundheitsgeschichte ausrollen. Auf Korsika Anfang September hatte ich da echt Probleme. Ich hatte teilweise das Gefühl, man würde mich regelrecht angeekelt anblicken, jedes Mal dass ich abgelehnt habe. Was gefühlte hundert Mal am Tag vorkam ;)!
AntwortenLöschenLiebe Micha,
AntwortenLöschenvielen Dank für den wie immer schönen und tiefgehenden Post. Es würde mich freuen, bald sowohl über die homöopathische Arzneimittelprüfung Alkohol (15 Minuten verreiben/15 Minuten schaben?) als auch die angekündigten Gedanken zum Thema Alkohol zu lesen.
Herzliche Grüße an meine Lieblingsgartenköchin
Andrea
P.S. Da ich keine Ahnung habe, was ein URL-Name ist, schreibe ich leider anonym. Sorry.
@Katja: *Spaßbremse* ist wirklich DAS Stichwort! Wobei sich das natürlich noch ausbauen läßt mit *kein Sinn für Kultur und Genuß* oder oder. Und hmmm, ja nüchtern betrachtet steht Alkohol kaum jemand gut zu Gesicht - vermutlich macht man sich als Wassertrinkner auch deshalb nicht beliebt in mitten eines wie auch immer gearteten Gelages... Und *im Krankenhaus vertauscht worden* ist auch gut :)
AntwortenLöschenKann es etwas utopischeres geben, als zu glauben, man könnte sich mit allen und jedem einig sein. Das beißt sich ja sowas von mit der Vorstellung eines Individuum. Deshalb muß einem noch lange nicht alles passen, aber Missionieren oder Besserwisserei gilt nicht. Jeder muß selbst wissen, was er tut - zumindest, wenn er sich unter die Erwachsenen einordnet ;) Deshalb bin ich ganz bei dir: Höflichkeit kann nicht verkehrt sein, selbst wenn man befremdet auf *Anderes* reagiert.
@Stella: Das fände ich ja auch zu spannend, wenn du einen Moment findest (etwa wenn das Kleinsternchen schläft und es die Arbeit zuläßt), wo nach deinem Befinden schwedische und deutsche Kultur aneinander reiben. Also wenn es möglich wäre... ich würde zu gerne lesen, was du dazu schreibst!
@Mme Ulma: Die Welt ist eine große Spielwiese - wer wie wo mitspielt darf jeder selbst festlegen...
@Ruth: Nun, um im Pflanzenbild zu bleiben: ohne Wurzeln überlebt kaum ein Gewächs. Und ich glaube, dass sich das als Mensch auch nicht wirklich schön aunfühlt. Selbst wenn wir drei Monate unterwegs sind, ist für mich ein Teil des Reisens mich irgendwann *auf zuhause* zu freuen. Allerdings finde ich die Idee des Kosmopolit natürlich auch verführerisch :)
@Fee: Da ist es wieder, das Wort *Spaßbremse*. Ja, nun mehrfach bestärkt werde ich wohl demnächst den Veröffentlichen-Button drücken. Die Reaktion wird großflächig dennoch so sein, wie du es beschreibst, wenn man Alk ablehnt. Alk gehört nun mal untrennbar zu unserer Kultur. Wer das nicht akzeptiert IST Zaungast.
@Andrea: Schön, dass auch du mich ermutigen willst. Noch so ein wenig zögere ich ja. Und die Verreibungen laufen ähnlich aber anders ab - nämlich gemäß dem Arnzeimittelhandbuch.
sonnige Grüße zurück...
Liebe Micha,
AntwortenLöschenschon länger und immer wieder gerne lese ich deine Beiträge. Neben deinen Rezepten schätze ich auch deine Gedanken zum Lauf der Welt im allgemeinen und im Besonderen. Bisher habe ich Dir nie einen Kommentar geschrieben .. keine Ahnung warum. Aber heute hat mich dieser Beitrag doch so sehr angesprochen, dass ich dir schreiben muss. Mein Habibi ist im Gegensatz zu deinem deutlich jünger als ich, er ist Moslem und damit läuft unser Leben einfach ein kleines bisschen anders ab. Bereits bevor wir uns kennengelernt haben, habe ich wenig bis keinen Alkohol getrunken. Und jetzt trinke ich einfach gar keinen mehr. Ich habe damit kein Problem. Und in fast allen Rezepten kann man die alkoholische Zutat durch etwas anderes ersetzten. Aber man gehört in Deutschland nicht wirklich dazu, wenn man keinen Alkohol trinkt. Sollte es denn nicht genau andersrum sein? Sollten nicht die Menschen die Alkohol trinken die Ausnahme sein? Es ist ein Rauschmittel. Eine in meinen Augen gefährliche Substanz. In seinen Auswirkungen schlimmer als viele andere Drogen. So leicht verfügbar und gesellschaftlich so anerkannt. Mich erschreckt es immer wenn ich sehe, wie früh Kinder und Jugendliche Alkohol trinken und welche Auswirkungen dies hat. Und ich habe das Gefühl, dass zu diesem Problem einfach die Augen verschlossen werden und niemand da ran gehen möchte.
Liebe Grüße von einer weiteren Spaßbremse
Monique
Schön, einmal aus einem anderen Aspekt als dem des Kochens & der Frankreichliebe bei dir hier gelandet zu sein!
AntwortenLöschenFremdheitsgefühle kenne ich ja nun auch, habe sie aber noch nie mit meinem Verzicht auf Alkohol in Verbindung gebracht, selbst in meiner sehr trinkfesten Karnevalsgruppe nicht. Vielleicht hilft mir auch da meine "Ich bin anders als die anderen" - Strategie weiter, mit der ich mich in dieser Welt eingerichtet habe, auch wenn ich immer wieder zwischen Stühlen sitze.
Ja, ich will individuell sein ( auch in meinem Blog mit seiner kruden Mischung ), und kann anderen das auch gut zugestehen. Uniformieren ist tödlich, auch in der Blogosphäre. Und ja, da ist Luft für alle!
Bon week - end!
Astrid
Liebe Micha, danke so für diesen Post, ich kann vieles nachfühlen, auch ich trinke keinen Alkohol mehr im trinkfreudigen Frankreich (ach komm, nicht mal ein kleines Glas Wein ...?) und kann die lallende Heiterkeit zu später Stunde auch nicht mehr gut ertragen - zwischen mir und Monsieur ist ein 16jähriger Altersunterschied und ich hatte früher auch immer das Gefühl, nicht das Kind meiner Eltern zu sein ... "ich sehe Euer Haus!" sagte ich immer, sehr zum Befremden meiner Eltern. Herzliche Grüße aus dem Süden! Christiane
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