Je länger ich koche umso mehr liebe ich die schlichte Gemüseküche. Und je älter ich werde umso mehr schätze ich eh alles Unaufgeregte. Auch an Menschen. Boahr, das hätte mir mal jemand mit Mitte zwanzig sagen sollen: *Ich mag an dir, dass du so herrlich unaufgeregt bist*.
*Sag' doch gleich, dass du mich Todes langweilig findest* hätte ich sofort zurück gepampt. Tja, diesen Wandel kann ich mir nur als eindeutige Alterserscheinungen erklären. Aber was fürchtet alles nur so die Nüchternheit - das ist eine Aktie, die ihren Wert konstant behält, eine Feste im Sturm der Gezeiten. *Treue ist für das Gefühlsleben, was Konsequenz für das geistige Leben ist* (Oscar Wilde). Tja, es hat keiner behauptet, dass es einfach wäre.
Wie kinderelfenwimpernschlagleicht dagegen einer kulinarischen Neigung die Treue zu halten (es muß ja nun auch nicht alles kompliziert sein) - ein Freudentag schon immer, wenn es Spinat gab. Regelrecht verwundert bin ich über mich selbst, dass ich seither nicht auf die Idee gekommen bin, Spinat und Bärlauch zu verbinden. Knoblauch (nur der schießt ja gerade) und Spinat, da ist doch eine DER Made-in-Haven-Kombis. Geriebenen Käse darüber, ein Spiegelei dazu (müßt ihr euch denken), das Ganze auf den Tisch im Garten gestellt - Herz, was willst du mehr?
Zutaten 2P:
70g Dinkel-Vollkorn
70g Dinkel 630
2 Eier
einige Blätter Bärlauch
einige Stängel Petersilie
Salz
500g Spinat
1 Zwiebel
3 EL Sahne
60g geriebener Käse (m: Comté)
etwas Butter
Salz, Pfeffer
Muskatnuss-Abrieb
2 Spiegeleier
Zubereitung:
Die frischen Kräuter (Petersilie und Bärlauch zu gleichen Teilen) waschen und trocken schleudern. Mit den Eiern fein pürieren. Mit dem Dinkelmehl, einer Prise Salz und etwas Wasser zu einem glatten Teig verrühren und solange mit dem Holzlöffel an den Schüsselrand schlagen, bis der Teig Blasen schlägt (Konsistenz kuchenartig - nicht so flüssig wie Pfannkuchenteig). Etwa 10min quellen lassen.
Währenddessen den Spinat waschen, von den Stängeln befreien. In reichlich kochendem Salzwasser den Spinat blanchieren (zusammenfallen lassen) und unter kaltem Wasser abschrecken und gut abtropfen lassen. Die Zwiebel fein würfeln.
In einem Topf Salzwasser zum Kochen bringen und mit Hilfe eines Knöpfli-Bretts Knöpfli ins Wasser schaben. Wenn sie an die Wasserfläche nach oben steigen abschöpfen und warm stellen.
Butter in einer Pfanne schmelzen und die Zwiebel darin golden glasig dünsten - dabe salzen, pfeffern und mit einer Prise Zucker würzen. Den Spinat mittelfein schneiden und zu der Zwiebel in die Pfanne geben. Salzen, pfeffern und mit Muskatnuss abschmecken. Sahne und Knöpfli unterheben. Den geriebenen Käse darüber streuen und schmelzen lassen.
In der Zwischenzeit die Spiegeleier braten. Alles zusammen servieren.
Bonjour Micha,
AntwortenLöschenschön geschrieben - ich möchte mein Landleben auch keinesfalls mehr missen und gegen keine Stadt, in der viel los ist, eintauschen.
Ich muss mir dringend so einen Spätzleschaber zulegen, dass ich mal selbst Spätzle in Natura oder Grün herstellen kann.
Gruss,
Sarah
Habe gerade mein Bärlauchpesto in Gläsern (kleiner Vorrat für das Jahr) ... da könnte ich Bärlauch auch mal mit Giersch (schmeckt ja wie Spinat probieren. Danke für diesen kulinarischen Post. Herrlich wie es bei dir schon blüht.
AntwortenLöschenliebe Inselgrüße
Sheepy
Ja - ich hätte auch nicht erwartet, dass Lange-Weile einmal ein Traumziel wird. Spinat lieben wir seit der Kindheit - das Grün und das Gelbe vom Ei! Und beim Ostersonntagsspaziergang sind wir geradezu über ein Bärlauchfeld gestolpert. Ich wünsch dir einen spinatgrünen Frühling!
AntwortenLöschenEines unserer klassischsten Familienessen ist ja Spinat mit Spiegeleiern und Salzkartoffeln. Das gab es schon bei den großeltern, bei meinen Eltern und jetzt bei uns. Immernoch geliebt von mir.
AntwortenLöschenBärlauchspätzle statt Kartoffeln dazu liegen ja wirklich nahe, aber man muß man halt draufkommen, ne. Wie so oft bei deinen tollen Gerichten hab ich auch alles da, außer Spinat - aber den gibt es zum Glück im Moment in rauhen Massen auf dem Markt. Jetzt weiß ich also, was es Morgen gibt. :-)
Das mit dem langweilig war bei mir früher umgekehrt - ich holte mir so gerne hochkoplizierte Menschen und ihre persönliche Dramen in mein Leben. Heute denke ich mir nur noch: "Ach, geh fort." Mein Leben ist anstrengend genug, da lobe ich mir doch unaufgeregte Menschen als Ergänzung sehr. Alter? Altersweisheit? Zum Glück gibt es auch was Positives am Älterwerden.
Herzlich, Katja