Pupertät: Käse-Serviettenknödel mit Rahmporree

Sonntag, 20. März 2016

Merkwürdigerweise sieht daheim alles gleich aus: die Landschaft hat sich überhaupt nicht verändert. Wir kehren ins gewohnte Umfeld zurück. Was rein gar nicht mit meiner Wahrnehmung zusammengehen will: gleiche Kulisse bei verändertem Stück. Ich bin irritiert und habe das Gefühl, über mich selbst zu stolpern und bin dabei von mir selbst genervt.

Zum Glück gibts den Garten, der mir zusammen mit dem Habib hilft, meine Gedanken zu ordnen. Im Moment ist das Erdbeerfeld mein Großmeister. Durch den lauen Winter wucherte es üppig zu. Da sitze ich also mittendrin, steche das Unkraut samt Wurzel raus und verarbeite. Es gibt nichts Neues, ohne dass man nicht vorher etwas hergeben muss. Zuerst muß Platz geschaffen werden. Leerräume entstehen. So läufts doch bereits in der Pupertät: zuerst schwinden Unschuld, Unbedarftheit und Unbekümmertheit bevor andere Eigenschaften an diese Stelle treten können. Zuerst muß man etwas loslassen, bevor etwas anderes nachkommen kann. Bei mir ist es gerade mein eigenes Selbstverständnis, das sich neu suchen muß. Ein anstrengender Prozess. Und nichts, was sich über Nacht einstellt. Tja, Erkenntnis schmeckt bitter. Und fällt auch nicht einfach allein vom Himmel.

Deshalb: nochmals bei 15 beginnen. Ganz bestimmt nicht!!! Die Jugend besitzt nichts, womit sie mich locken könnte, bzw. was ich nicht ebenfalls einst besessen habe. Nochmals alle gemachten Erfahrungen durchleben, nein danke. Das Gute an Erkenntnis ist: sie ist nicht umkehrbar. Einmal *eingeleuchtet* kann man das Licht an der Stelle nicht mehr ausknipsen. Was als Konstante bleibt ist das ewige Ausstechen von Unkraut, Jahr für Jahr. Tag für Tag scheint säubern die Hauptarbeit. Meint Großmeister Erdbeerfeld.

So bin ich auch gerade dabei das Lauchfeld abzuräumen. Der Lauch schießt bald und will noch verwertet werden. Hier habe ich mich mit einem Griff in die Tiefkühle (Serviettenknödel) bedient und brachte dadurch ein schnelles rustikales Essen auf dem Tisch. An der Stelle: kennt ihr einen meiner liebsten Käse für aufs Brot, den *Portsalut*?
Zutaten (Knödel für 4P/ Gemüse für 2P):

250g altbackene Brötchen (m: Laugen-Dinkelbrötchen)
2 Schalotten
1/2 Bund Petersilie
2 Eier
250ml Milch
100g Käse (m: Portsalut, fein gewürfelt
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

3 Stangen Lauch (ca. 50g)
1 EL Butter
1 1/2 TL Mehl
150ml Gemüsebrühe
100ml Sahne
Salz, Pfeffer
Muskatnuss

Zubereitung:

Die Laugenbrötchen fein würfeln. Die Schalotte ebenfalls fein würfeln, die Peterslie fein hacken. Die Schalotte in etwas Öl anschwitzen - kurz vor Ende die Petersilie untermengen. Die Milch dazugeben und 2 min köcheln lassen. Die heiße Milchmischung über die Brötchenwürfel gießen. Die Eier beifügen, außerdem den gewürfelten Käse und mit Salz, Pfeffer und frisch geriebenem Muskat würzen.

Alles sehr gut mischen und 10 Min durchziehen lassen. Ein nasses, aber gut ausgewrungenes Geschirrtuch auf der Arbeitsfläche ausbreiten. Die Brötchenmasse darauf geben, dabei aber rechts und links einen guten Rand von etwa 5cm lassen, damit man das Bonbon sich gut zubinden läßt (m: die Masse auf 2 Geschirrtücher verteilt - so paßen sie zu zweit in meinen länglichen Schmortopf). 

Die Masse zu einer Rolle formen und locker in das Tuch wickeln. Die Seiten mit einem Küchengarn (Bonbon) zubinden. In einem ausreichend großen Topf reichlich Wasser zum Kochen bringen. Den Knödel hineingeben und in dem leicht siedendem Wasser 30 Minuten ziehen lassen. Dann auswickeln und mit einem scharfen, dünnen Messer in dünne Scheiben schneiden.

Während die Serviettenknödel gar zieht, das Gemüse bereiten. Dafür den geputzten Lauch in ca. 1⁄2 cm breite Ringe schneiden und nochmals waschen. Den Lauch in 1 El Butter andünsten. Mit 1 1⁄2 Tl Mehl bestäuben, kurz mitdünsten. Mit Salz und Pfeffer würzen. 150 ml Gemüsebrühe und 100 ml Schlagsahne zugießen, aufkochen und zugedeckt bei mittlerer Hitze 10-12 Min. garen, dabei mehrfach umrühren. Mit Salz, Pfeffer und frisch geriebener Muskatnuss würzen.

6 Kommentare

  1. Knoedel sehen sehr gute aus. Wir haben organic Erdbeer yucht fuer Export nach Asien .Alle unseer Erdbeer Betten sind bedeckt mit Stroh. So haben wir binah kein Umkraut und es hilft auch mit bewaesserung. wachsen auf Stroh.

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  2. Meine Söhne lieben Semmelknödel, beim Lauchgemüse streiken sie leider, das darf ich alleine essen.
    herzlich Margot

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  3. Damit wäre auch geklärt, was wir mit unseren 2 altbackenen Brezeln anfangen, die in der Küche auf Verwertung warten. Vielen Dank für das leckere Rezept und den bildhaften Text. Ich finde das ewige Ausstechen von Unkraut als Konstante durchaus reizvoll.
    Viele Grüße aus Ye Olde Kitchen, Eva

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  4. wie schön ist es doch, wenn sich im Umfeld nichts verändert hat, wenn man im Pflanzfeld jedes Jahr wieder von vorne beginnen muss, sich alles wiederholt und kaum merklich variiert. Das hilft, die Füsse wieder auf den Boden zu bringen.

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  5. bloß nicht nochmal 15 sein, schon gar nicht in der heutigen zeit mit gntm und der kosmetikindustrie im nacken. da steche ich auch liebe unkraut, auch wenn mir der rücken dabei weh tut.
    semmelknödel sind lecker, mit viel soße oder noch lieber die italienische variante mit spinat, geschmolzener butter und viel parmesan.

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  6. Um sich selbst zu erden hilft nichts so gut wie die tatsächliche Arbeit mit der Erde. Also bei mir ist das so. Aber dein Erdbeerfeld scheint ja dein Meister zu sein. ;)

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