Wärmekatalysator: Rotkohleintopf mit Petersilien-Haselnüssen

Sonntag, 17. April 2016

Was haben wir auf Madagaskar geschwitzt. Der Schweiß drückte sich aus sämtlichen Poren der Haut. Wie prickelnd-perlend ohne Schampus, wie das Gegenteil von Ganzkörper-Gänsehaut. Dementsprechend folgte das Ankleiden keinerlei modischen Aspekten, sondern der Überlegung, was auch nassgeschwitzt nicht völlig unanständig aussieht. Die Haare wurden jeden Tag hochgebunden - Hauptsache aus dem Nacken. Und ein Schweißtuch mit sich zu tragen, ist wirklich keine dumme Idee.

Drei Monate habe ich nach tropischem Insektenschutzmittel gerochen - was höchstens  so viel hilft wie ein Placebo. Wir konnten es beide nicht mehr riechen! Da wir uns aber mitten in einem Malaria-Gebiet aufhielten (und das während der Regenzeit) verhedderten sich unsere Füße nachts brav im Moskitonetz, das den erstaunlichen Nebeneffekt erzeugt, auch das noch so kleinste Lüftchen vom Bett fernzuhalten.

Und nicht zu vergessen, große Hitze birgt immer eine Begleiterscheinung: viele Fliegen. Viele, viele, kitzelige Fliegen. Viele penetrante Fliegen, die jede einzelne für sich, eine Extraaufforderung benötigt, um abzuhauen. Ja, man muß sie anstoßen, weil es scheint, als wären sie mit kitzeligen Saugnäpfen an den winzigen Füßchen ausgestattet.

Manchmal lagen wir am Bettuch klebend, unfähig einzuschlafen und fragten einander: kannst du dir vorstellen, wie es jetzt im Winter wäre? UNMÖGLICH! Auch so eine menschliche Eigenart, dass man sich im Regen den Sonnenschein nicht vorstellen kann und umgekehrt. Aber Rollkragen-Pullover, Socken und Daunendecken bekamen auf Madagaskar ungeahnte, neue Reize - das verspreche ich euch.

Ein Regentag wie heute ruft nach Schmorgericht. Bei diesem Salat hatte ich bereits festgestellt, dass ich die Kombi *Rotkohl-Granatapfel* toll finde. An diesem Rezept gefiel mir, dass eine Pastinake als *Bindung* in den Kohl gerieben wird. Das Tüpfelchen auf dem i macht das Abschmecken mit Granatapfelsirup (wie man Granatapfelsirup selbst herzustellen kann, findet ihr bei Sabine)  - bref: absolut regentauglich, dieser Rotkrauteintopf!

Zutaten 3-4P:

600 g Rotkohl
400 g Pastinaken
2 rote Zwiebeln
1 Bio-Orange
3 Gewürznelken
6 getrocknete Datteln
2 EL Olivenöl
Harissa
1 TL gemahlener Kreuzkümmel
1 TL gemahlener Koriander
2 Zacken Sternanis
1-2 EL Granatapfelsirup
800ml Gemüsebrühe (evt. plus)
Salz
Pfeffer aus der Mühle
2 Lorbeerblätter

1/2 Bund glatte Petersilie
3 EL Haselnusskerne
1 Granatapfel
Schmand*
Zubereitung:

Die äußeren Blätter des Rotkohls abschneiden, Kohl halbieren, den Strunk entfernen, vierteln und in feine Streifen schneiden. Die Pastinake schälen und grob raspeln. Die Zwiebeln schälen und ebenfalls in feine Streifen schneiden.

Die Orange heiß abwaschen und halbieren. In die Hälften die Gewürznelken stecken. Die Datteln entkernen und klein schneiden.

In einem Topf 1 EL Olivenöl erhitzen. Zwiebeln darin glasig dünsten. Kreuzkümmel, Ingwer, Harissa  und Koriander kurz mitdünsten. Den Rotkohl dazugeben und unter Rühren bei mittlerer Hitze 3 Minuten mitdünsten. Datteln und Pastinakenraspeln unterrühren. Die Brühe angießen und den Eintopf mit Salz und Pfeffer würzen. Lorbeerblätter und gespickte Orangenhälften hineinlegen. Zugedeckt bei schwacher Hitze ca. 25 Minuten köcheln lassen.

Inzwischen die Petersilie fein hacken, anschließend die Nüsse. Übriges Olivenöl (1 EL) in einer Pfanne erhitzen und die Haselnüsse darin 1 Minute rösten. Petersilie dazugeben, unter Rühren zusammenfallen lassen und vom Herd nehmen. Den Granatapfel quer halbieren und die Kerne aus den weißen Trennhäutchen herauslösen.

Die Orangenhälften und Lorbeerblätter entfernen und den Eintopf mit Granatapfelsirup würzen. Zum Servieren den Rotkohleintopf auf Teller verteilen, je 1 EL Schmand daraufgeben und mit Petersilien-Haselnüssen und Granatapfelkernen bestreuen.

*Anmerkung m: anstelle des Schmands habe ich uns ein sahniges Kartoffelpü aus 3 mittelkleinen Kartoffeln als Begleitung zubereitet

Inspiration: Valentinas Kochbuch

5 Kommentare

  1. Hehe, so ähnlich ging es mir auf Borneo auch... Da sind die kalten, windigen oder verschneiten Tage in Deutschland schnell vergessen. Aber gegen so einen Rotkohleintopf hätte ich grad nichts einzuwenden, hier ist es nämlich auch super regnerisch ;)
    Liebe Grüße,
    Ela

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  2. irgendwie ist mein Kommentar von heute Morgen früh verschwunden, bin ich in deinem Spam-Ordner gelandet?

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  3. @Ela: Auf Borneo wirds bestimmt auch tüchtig warm zugehen. Und für einen Rotkohleintopf findet sich im April meist und gut noch einen Tag ;)

    @Sabine: Ach, Sabine! Das ist ein Mist mit Blogspot! Das passiert nun wiederholt, dass Kommentieren nicht möglich ist, oder die Kommentare einfach verschwinden. An meinen (mir möglichen/ mir wissentlichen) Einstellungen liegt es nicht. Aber du weißt ja auch, dass ich das glatte Gegenteil von Technik-Nerd bin!
    Es tut mir leid um deinen verschwundenen Kommentar - umso mehr freue ich mich, dass du es ein zweites Mal versucht hast!!

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  4. Ich habe deinen Blog vor einigen Tagen gefunden und bin TOTAL! entzückt. Grandiose Rezepte und sehr schöne Texte :) Da wusste ich gar nicht, womit ich genau mit dem Nachkochen beginnen soll..... Dieser wärmende Eintopf hat für heute super gepasst, da ich einen großen Rotkohl gekauft hatte und es auch nichts aufwendiges werden sollte. Die Haselnüsse wurden aus Zeitgründen weggelassen und dennoch, einfach lecker und stimmig in der Vorweihnachtszeit. Gruß Maya

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    1. Was ein hübscher Einstiegs-Kommentar, Maya - mit von solcherlei Schmeichelei erhitzen Backen heiße ich dich herzlich Willkommen! Ich hoffe, dein Vergnügen hält noch eine Weile an!

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