Mitten in der Venusmuschel: Spaghetti aux palourdes aka Spaghetti vongole

Sonntag, 14. Mai 2017

Das war das köstlichste Muschelgericht, das ich je gegessen habe. Kinners, was schon *Venusmuschel* heißt, oder? Auf unserer Terrasse sitzend, hatte ich für einen kurzen Augenblick das Gefühl, das Meer glizzern zu sehen.

Und es fing bereits gut an beim Abholen meiner palourdes an der Fischtheke des Supermarktes. Die Verkäuferin hatte die Muscheln schon abgewogen und das Preisschild aufgeklebt, als sie mit zwei Händen eine weitere großzügige Ladung in die Tüte schaufelte. Sie lächelte mich dazu freundlich an und meinte: *Régalez-vous bien*. (Lassen Sie es sich gut schmecken) - den Untertitel: *Der Bonus geht aufs Haus* dachten wir uns beide. Geschichten, die hier so ähnlich immer wieder passieren. Ob beim TÜV, bei der Krankenkasse oderoder...

In guter alter Marianne-Manier steht  das Volk gegen *Diedaoben* nach wie vor gerne zusammen. Dazu fällt mir passend die kleine Anekdote ein aus dem heiteren Buch *Gebrauchsanweisung für Südfrankreich*. Birgit Vanderbeke beschreibt darin, wie sie ihrem Sohn zum Schulbeginn in der Papeterie einen schicken Füllfederhalter kauft. Die Verkäuferin betont, den Füller bloß nicht auf die Feder fallen zu lassen, sonst... eben. Eine Woche später stehen Mutter und Sohn wieder vor eben jener Verkäuferin - mit platter Feder, weil eben jenes... Zum allgemeinen Erstaunen wurde daraufhin der Füller konfisziert mit der Bemerkung, das sei ein Materialfehler, so nicht zu dulden, das würde reklamiert, man kümmere sich darum und dem Jungen dabei ein neuer Füller in die Hand gedrückt. Kleiner Fisch gegen großer Fisch - Robin Hood en miniatur at its best... Genau darüber plauderten der Habib und ich angeregt, während wir uns genüsslich die Finger leckten.

Zubereitet habe ich diesen Meeresbrise-Teller aber vorneweg für den Herrn Paul, beziehungsweise für dessen Blog-Parade zu seinem Buch *Der große Glander*, welches er gemeinsam mit seinem Verlag dazu veranstaltet. 

Wäre Beamen bereits erfunden, schon LÄNGST hätte ich mir den Herrn Paulsen mal in echt angesehen - beispielsweise auf einer seiner Lesungen. Dann hätte ich meine (zu gute) Idee zu einem gemeinsamen Kochbuch mit Moritz Bleibtreu erneut beworben, diese bei der Gelegenheit weiter ausgefeilt und mich dazu selbst eingeladen... Hach ja, doch, da komme ich in Stimmung...  Das ist halt auch ein sympathischer, der Stevan Paul...  und ich weiß genau, dass ich unter den Foodie-Mädels nicht die einzige bin, die das so sieht! Nun, mein Mitmachen ist eine kleine Homage an ihn! Schön, dass ein solcher ganz oben in der deutschsprachigen Foodszene mitmischt - eine große, eine schöne Bereicherung!

Ein Extra-Schmatz geht heute aber zudem an meinen Habib, dafür, dass er solch einen Quatsch mitmacht wie Tellerhalten zum Fotographieren!!!
Zutaten:

200g Spaghetti
(selbst gemachte wie hier)
1kg Venusmuscheln
3 junge Knoblauchzehen
1 Schalotte
50ml Noilly Prat
50ml Weißwein
1/2 Bund glatte Petersilie
Pfeffer
Piment d'Espselette
Olivenöl, das Gute

Zubereitung:

Die Muscheln sorgfältig putzen, dabei beschädigte oder geöffnete Muscheln entfernen. Die Muscheln 1 Stunde in kaltes Wasser legen, abspülen und eine weitere Stunde in ausgewechseltes Wasser geben (m: 1x einweichen reicht in Zeitnot auch). 

Knoblauch fein hacken. Die Schalotte fein würfeln. Petersilie waschen, trocken schütteln und ebenfalls sehr fein hacken 

Das Öl in einer Pfanne erhitzen, Schalotte und Knoblauch darin glasig dünsten. Muscheln, Wein und Orangenschale zugeben, die Hitze stark erhöhen und zugedeckt 6-7 Minuten kochen, bis alle Muscheln geöffnet sind; die geschlossenen Muscheln aussortieren.

Parallel dazu die Spaghetti in reichlich kochendem Salzwasser al dente garen - sie sollten zusammen mit den Muscheln fertig sein. Beim Abschütten etwas Pastawasser auffangen, um gebenenfalls fehlende Flüssigkeit später auszugleichen (m: war aber bei mir nicht nötig).

Spaghetti zugeben und 1 Minute darin unter Schwenken erwärmen. Mit Pfeffer und Piment würzen, eventuell (und gerne) noch etwas von dem Olivenöl darüber träufeln und die Petersilie untermischen

13 Kommentare

  1. Auch wenn ich es mit Meeresgekröse wie Muscheln, etc. nicht so habe, so will ich dir doch attestieren, dass dein Gericht fotografisch perfekt in Szene gesetzt wurde! Der Teller mit Anker und als Hintergrund das maritime T-Shirt. Das gefällt mir. :-)

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    1. Oh, vielen Dank, Peter! Ich hatte ja erst vor, für die Präsentation dieses Rezeptes mit einer Freundin Botticellis *Geburt der Venus* nachzustellen, aber dann... (Scherz :-)

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    2. Und welche Dame hättest du dargestellt, Venus oder eine der Horen? Beim Betrachten dieses Bildes würde ich sogar Muscheln essen (Scherz ;-)

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  2. Zu dem Shirt fällt mir ein: Ein Seemann der aus der Wüste kam...

    Danke für die Anregung - werde das auf den Plan setzten!
    LG aus Wien Axel

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    1. Sagt einer, der selbst nicht auf der Straße bleiben kan ;)) - Du/ ihr wärt eine echte Wunschwahl gewesen zur genußaffinen Unterstützung... Die sollen sich mal wirklich mit dem Beamen beeilen!!

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  3. Genau DAS ist mein allerliebstes Pastagericht <3 Allerdings mache ich nie Muscheln selbst, deshalb muss ich immer darauf hoffen, irgendwo welche zu bekommen...

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    1. Das ist ja auch so blitzschnell zuzubereiten - ja, wirklich eine tolle Pasta! Bei der die Athmo irgendwie besonders wichtig ist... ich weiß auch nicht, warum...

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  4. höhö, da bist du wahrlich nicht die einzige unter den Foodie Girls ...*rotwerd*
    Ich hab mich ja an die Kastaniensuppe gewagt. Wäre dann wieder etwas für in 6 Monaten:
    http://acatinapan.com/aciap/kastaniensuppe/

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    1. *hihi* - ich habs zu erst gesagt, ich habs zuerst...
      Wir müßten ihn dann schon gerecht unter uns verteilen :) - und dass du mit dabei bist, habe ich natürlich schon LÄNGST gesehen

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  5. Was für schöne Geschichtchen wieder! Auch wenn ich mich hier nicht so oft melde, kannst du versichert sein, dass ich deine Erzählungen rund um dein Essen liebe!!!

    Und der Herr Paul wird sich sehr über dein Gericht freuen :)

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    1. Oh, wie freue ich mich über deinen Kommentar, liebe Hanne. Derartiger charmanter Zuspruch tut doch einfach gut... mir und allen :) Vielen Dank ;*

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  6. Obwohl ich es mit Muscheln nicht mehr so habe, seitdem die Miesmuscheln so fett geworden sind, Vongole ess ich immer noch gern. Und dann noch mit ORANGENSCHALE und Noilly Prat, das kann nur oberlecker sein! Da muss ich mich doch mal umsehen, wo ich frische Venusmuscheln herbekomme, hier im Städtchen jedenfalls nicht :(

    Täusche ich mich oder ist der Habib um die Taille ganz schmal geworden? ;)

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