*Es mangel nicht an Liebe auf der Welt, es mangelt an einem erfüllbaren Anspruch an die Liebe* zitiert Elke Heidenreich einen Freund von sich. Und ich glaube, diese Aussage kann man auf das ganze Leben ausdehnen. Warum immer nach den Spitzen greifen wollen, dem Einzigartigen und Besonderen, Außergewöhnlichen? Warum so sehr streben nach höher, schneller, weiter, größer, besser, schöner - diesem ewig kapitalistischen Prinzip. Gut reicht nie aus. Alles muß wachsen bis ins Wuchernde.
Das erste, was mir unsere Art des Reisens beigebracht hat, das ist *Anspruch* von *Bedürfnis* auseinander halten zu können.
Denn spätetens in der dritten Woche unterwegs bin ich wieder runtergeköchelt und es zählen eine handvoll Dinge, die mein Universum zu einem kugelrunden Planeten machen: ein schmerzfreier Körper, saubere Anziehsachen, ein gefülltes Bäuchchen, ein anständiges Klo, eine geregelte Verdauung und eine kuschelige Schlafmöglichkeit. Ist das alles gegeben, dann jammert nur, wer schlechte Laune verbreiten will. *Bedürfnis* definiere ich leichterdings als all das, was für mich existenziell wichtig ist. Dazu findet sich das ein oder andere Goodie von ganz alleine.
Nur habe ich mich ja schon oft gefragt: ist die Spezies Mensch denn überhaupt gemacht für Harmonie, Zufriedenheit und Ruhe? Hält sie das denn aus? Und will sie das überhaupt?
»Kuhglück«, sagte Graeber, »wer will das haben?«
»Ich weiß nicht, ich glaube, ich könnte schon eine ganze Menge davon für längere Zeit aushalten.«
»Ich auch. Ich will es nur nicht zugeben, weil wir es vorläufig nicht haben können.«
»Zehn Jahre sicheres, gutes, einförmiges, bürgerliches Kuhglück - ich glaube sogar, ein ganzes Dasein voll damit wäre nicht zuviel.«
(Zeit zu leben und Zeit zu sterben - Erich Maria Remarque)
In meiner Gartenküche macht gerade die Einfachheit sowie die wiederkehrende Ernte den Reiz erst aus. Gut schlichte Zutaten unkompiziert verarbeitet zu einem entspannten Essen - c'est tout! Im Falle dieser Tarte kommt noch eine alte Liebe hinzu: Obst zu herzhaften Gerichten.
Zutaten - Tarte von 24cm Durchmesser 2/3P:
5 Yufka-Blätter (quadratisch 40cm Länge)
2 kleine Zucchini (ca. 350g), grob geraspelt
3 Eier
200g Ziegenfrischkäse
50g Crème fraîche
1 Bund Basilikum
3-4 junge Blätter Mangold
Bergkäse, gewürfelt (m:
3 EL Semmelbrösel
1/4 TL Kurkuma
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
ca. 30g Butter, flüssig
1 1/2-2 gelbe Pfirsiche
6-8 Blätter Verveine
1-2 EL Zitronensaft
ca- 1 EL Zucker (m: Gelierzucker)
Zubereitung:
Den Stielkopf der Zucchini entfernen, grob raspeln, etwas salzen (ca. 1/2 TL), vermengen und ca. 10-15min Wasser ziehen lassen. In einem Sieb gut ausdrücken.
Den Ofen auf 180° Umluft vorheizen.
Die Basilikumblätter vom Stiel rupfen und zusammen mit den Ziegenkäse, der Crème und den Eiern pürieren. Den Mangold in dünne Steifen schneiden.
Zucchini mit Mangold und der Crème vermengen, würzen mit Kurkuma und Piment. Den gewürfelten Käse untermengen.
In die Tarteform ein Blatt Yufka einlegen, mit Butter bepinseln, das nächste darüber legen, wieder mit Butter bepinseln bis alle Blätter in die Form geschichtet sind - sollten die Ecken zusehr rauslappen, die Spitzen etwas nach innen klappen. Die Füllung auf die Yufkablätter geben, glatt streichen und für ca. 30-35min backen.
Währenddessen für das Kompott den Pfirsich in kleine Würfel, den Verveine in feine Streifen. Den Zucker zufügen und den Zitronensaft und bei kleiner Hitze ca. 10 einköcheln lassen. Pürieren.
Inspiration: Tim Mälzer
Da sprichst du sehr wahre Worte. Kuhglück ist was Feines und deine Auflistung essentieller Dinge für Zufriedenheit kann ich nur unterschreiben und würde sie vielleicht noch durch Familie bzw. liebe Menschen ergänzen, mit denen man dieses Kuhglück teilen kann.
AntwortenLöschenDas Rezept hört sich super an und ich werde es gerne mal ausprobieren.
LG, Varis
Ja, das ist eine richtig-wichtige Ergänzung, Varis: nur geteiltes Kuhglück ist echtes Kuhglück! Ganz bei dir!
LöschenDeine Auflistung an Bedürfnissen trifft den Nagel auf den Kopf! Alles was darüber hinaus geht ist glückliche Zugabe. Diese "Lebensphilosophie" lernt das Leben jeden Moment bewusster zu geniessen - auch in den Pampas von Nordthailand oder dem Isan.
AntwortenLöschenUnd die Tarte sieht lecker aus!
Hach, Peter, der Norden Thailands... das MUSS irgendwann noch sein ;) Aber nich, ohne vorher mit dir beratschlagt zu haben... logo!
LöschenObst zu herzhafen Gerichten ist mein Liebstes...wird sicherlich ausprobiert!
AntwortenLöschenTschaka, liebe Sarah, eine wirkliche, echte, andauernde, kulinarische Leidenschaft: herzhafte Gerichte mit Obst. Wir sind ja mal wieder ganz eins :)
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