Wildkräuter: Tarte mit Melde - Tortilla-Style

Montag, 16. Juli 2018


Alle Zeichen weißen für mich gerade Richtung *Wildkräuter*. Fest, ja wild entschlossen bin ich, mich in die Materie mehr einzufuchsen. Ein Feriengastpaar - Botaniker - hatten im Frühjahr mit viel Begeisterung für unsere Artenvielfalt binnen kürzester Zeit 200 (!) Wildblumen bestimmt. Und eine Wildkräuterpädagogin lenkte erneut meinen Blick auf die große Fülle der heimischen Flora - inkulsive interessanter Ideen, was man mit Wildkräutern alles anstellen kann. Mit Löwenzahn oder Brennessel habe ich in der Küche zwar schon gespielt, aber da geht deutlich mehr.

Zeitgleich stolperte ich über einen Link meines geschätzten Dirk Müllers zu einem Interview mit dem wohl in Deutschland bekannten Wildkräuterexperten Dr. Markus Strauß. Einiges von dem, was er in diesem Youtube-Film erzählt, leuchtet mir ein. So liegt es auf der Hand, dass die direkte Ernährung aus der umgebenden, unkultivierten Natur die älteste der Menschheit sein muß. Viele Wildkräuter beinhalten das zigfache an Inhaltsstoffen wie die aus ihnen gezüchteten, kultivierten Pflanzen. Sehr spannend also - und Wissen, das mehr und mehr verloren geht.

So erzählte ein mittlerweile verstorbener Freund dem Habib die Geschichte, wie er einst in russischer Kriegsgefangenschaft mit der Hand durch den Zaun die Melde geangelt hatte, froh um alles, das irgendwie nährte.

Sofort habe ich mich der letzten Minute unserer Melde erinnert. Die ist kurz vorm Blühen und verteilt sich jedes Jahr munter wild im Garten. Wir lassen sie so kunterbunt wachsen - und meistens kippt sie dann hinten runter, weil es ja rechts und links noch so viel anderes gibt. Wie Mangold etwa. Oder Spinat. Dabei schmeckt Melde wirklich gut.

Ich habe zum einen ein Pesto (u.a.) mit Melde zubereitet und diese Tarte, die mir gelungen aus dem Handgelenk purzelte. Die Fotos hauen mich jetzt nicht um, aber das Rezept wollte ich mir auf jeden Fall merken. Der dünne, knusprige Boden und die Tortilla-artige Füllung - das mache ich genau so wieder!


Zutaten für eine Tarte à 22cm Durchmesser:

Tarteteig:
100g Einkorn-Vollkorn
80g Dinkel 1050 *
90g Butter
Salz
1 EL Quark
1/4 TL Koriander
etwas kaltes Wasser

150g Champignons
100g Melde
100g Kirschtomaten
3 Eier
50g Crème fraîche 
2 Knoblauchzehen
75g Saint Nectaire
Salz, Pfeffer
20g Délice de tomate
(=Pürree aus in Öl eingelegten, getrockneten Tomaten)

Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Tarteteig einen homogenen Boden kneten, in Folie wickeln und mindestens eine halbe Stunde kalt stellen. Die Tarteform buttern und mit Mehl bestäuben und den Teig dünn auswellen und die Form damit auskleiden. Mit einer Gabel mehrfach einstechen und für etwa 20-30min in die Tiefkühle stellen.

Den Ofen auf 200° vorheizen.

Währenddessen die Füllung vorbereiten: Melde von den Stielen befreien, in etwas kochendem Wasser zusammenfallen lassen, kalt abschrecken, gut ausdrücken und grob hacken. Die Pilze putzen, in Scheiben schneiden und in einer heißen Pfanne ohne Fett goldbraun braten und zur Seite stellen. Kirschtomaten halbieren. Den Käse würfeln. Den Knoblauch fein hacken. Die Eier mit der Crème und dem Tomatenpü verquirlen. Melde, Pilze und Tomaten untermischen. Die Füllung auf dem Boden verteilen und glatt streichen.

Die Tarte in den heißen Ofen schieben und 10min bei 200° backen, dann runterschalten und weitere 30min bei 190° (m: Unterhitze).

*Anmerkung m: Für ungeübtere Tarte-Bäcker empfehle ich die Mehlmenge etwas zu erhöhen auf 100g Dinkelmehl Typ 1050 (und damit die Butter auf insgesamt 100g) - der Tarteboden wird sonst sehr dünn und wird mit dem hohen Vollkornanteil eine Herausforderung auf die Breite auszuwellen...

Komm, ein Zitat zu Voltaire muß sein: *Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen glücklich zu sein.*

11 Kommentare

  1. Das müsste ich auch mal ausprobieren - Melde wächst bei uns im Pferdestall sowohl auf der Koppel als auch auf dem Auslauf wie verrückt, wird von den Pferden allerdings verschmäht. Aber besseres Biogemüse bekomme ich wahrscheinlich nirgends - garantiert organisch gedüngt ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Der oben genannte Prof meinte - und das paßt jetzt so gut zu deinem Kommentar, Martina, dass Wildkräuter die *ehrlichsten und reinsten Lebensmittel seien: ungespritzt, unverpackt, ohne Transportwege, in größtmöglicher Frische samt leichter Bewegung... Und bei dir kommt dazu sogar noch *natürlicher Dünger* ;-)

      Löschen
  2. Heute beim Unkrautjäten die Melde separiert... morgen gibt's deine Quiche! Meine Großmutter kommt uns besuchen! Im März ist sie 100 geworden - da gibt's ein kleines Festessen im Garten! Das Thema Wildkräuter finde ich auch sehr spannend und dass man manche der "Unkräuter" auch essen kann, ist doch eine nette Sache... allerdings kapituliere ich da beim Giersch doch ob seiner Wuchsfreudigkeit... Die Melde ist mir unter den Beikräutern, wie man ja auch sagt, eh eines der liebsten, weil sie ja recht gut zu ziehen ist. Anders als der wirklich schlimme Ackerschachtelhalm. Lebendes Fossil hin oder her - den mag ich nicht im Garten und auch nicht in der Teetasse! Liebe Grüße von Hannah

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Gestern nun Gartenmenü à la Micha für meine 100 jährige Großmutter:
      Diese vorzügliche Quiche plus Salat, hernach dieses duftige Joghurtmousse http://salzkorn.blogspot.com/2016/08/harmonie-pfirsich-verveine-kompott-mit.html mit Kompott von honigsüßen Aprikosen und zu guter Letzt zum Espresso noch Weltfriedenkekse http://salzkorn.blogspot.com/2018/05/john-lennon-kekse-aka-weltfriedenkekse.html
      Danke für all diese superguten gelingsicheren Rezepte! Liebe Grüße von Hannah

      Löschen
    2. Herzlichen Glückwunsch an die Großmutter. WOW - 100 Jahre! Da kam doch bestimmt auch der Bürgermeister, oder? Auf jeden Fall zaubert es ein schönes Bild vor meine Augen: Großefamilie mit vielen Generationen an einem Tisch versammelt und eine Hannah, die Rezepte auftischt, die von mir inspiriert sind... Doch, da gerät mein Foodbloggerherz in Wallung!

      Löschen
  3. Hallo an die Wildkräuter-Infizierten, liebe Michaela, viel Spaß am experimentieren und umwandeln von Rezepten mit Kulturpflanzen zu Wildpflanzenrezepten ;-) die Bücher von M.Strauß sind Superklasse und machen Spaß auf alles rund um die Wildpflanzen- und super dabei ist, dass er die heimischen Bäume mit dazu zählt!!
    Nur noch ein Tipp zur Melde... gesammelt und gegessen werden die jungen Blätter der Melde bevor sie zur Blüte/Blütenknospen kommt, da die älteren Melden Saponine (seifenähnliche Stoffe) in sich einlagern um den "Nachwuchs" vor Fraßfeinden zu schützen - bei empfindlichen Menschen können diese Stoffe Magen-Darm-Störungen hervorrufen und bei regelmäßigen Verzehr von saponinhaltigen Pflanzen können die roten Blutkörperchen schaden nehmen...ihr seht, bei vielen Wildpflanzen gilt: die Dosis machts
    Viel Spaß mit der Passion Wildpflanzen,
    und viele Grüße Katja Deschinger

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Katja, der Austausch war VIEL zu kurz - du hättest mich ruhig noch mehr in *Grund und Boden* reden können! Vielen Dank für deine Inspiration. Du ahnst bestimmt, was als nächstes ansteht, oder? liebe Grüße und *Toitoitoi* und viel Spaß für den September!

      Löschen
  4. Die wilden Kräuter, Gemüse und Früchte haben mir es auch angetan. Seit Jahren schon und es wird immer doller. Ich werde mir wohl zum 10. Bloggeburtstag einen neuen Namen einfallen lassen, der der Wildkräutersucht gerecht wird. Melde habe ich noch keine gesammelt, weil ich die meistens nur unmittelabr an Straßen finde. Bin aber schon gespannt darauf, bei Gelegenheit deine hübsche tarte nachzubacken.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich hoffe, dass ich auch in Punkcto *Doller* mit dir mitziehen kann, Peggy! 10 Jahre, echt! Da bist du aber einen von den ganz *Alten* ;-) liebe Grüße...

      Löschen
  5. Juchhu, ein Mitglied wie dich könnte die Wild Food Bewegung auf jeden Fall brauchen! Ich freu mich auf tolle Rezepte - jetzt schon :-)))

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Da bin ich sowas von gerne mit dabei: Wild thing, you make my heart swing... ich glaube, das kann ich ... ;-)

      Löschen

Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.