schwarzer Peter: Brokkoli-Erbsen-Suppe mit Zitronengras

Sonntag, 6. Januar 2019


Mit Epiphanie enden die Rauhnächte, die Zeit um den Jahreswechsel, in der von altersher gelaubt wird, dass die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits durchlässiger sind. Auch meine Gedanken über Spiritualität schließen mit ihnen ab und werden sich dann wieder ins Private zurückziehen.

Nimmt man als Beispiel für deutsche Mittelalter-Literatur (bekanntermaßen vor Zeiten des Buchdruckes und daher eine sehr überschauhbare, einst handschriftliche Bibiliothek) *Tristan und Isolde*, dann fällt sehr schnell der allgegenwärtigen Gottesbezug auf. Alleine bereits an der Häufigkeit mit der das Wort *Gott* fällt: auf jeder Buchseite mehrfach.

Nun, mögen viele einwenden, war ja im Mittelalter der Einfluss des Klerus unausweichlich. Das stimmt, doch gilt mitzubedenken, dass *Gott* als Wort stets gefüllt wurde mit dem größtmöglich Guten, das dem menschlichen Geist zu denken möglich war. Etwas, was sich bis heute nicht geändert hat - nur ist es nun eine individuelle Frage, zu welcher Größe der einzelne in der Lage ist, sich in Bezug zu setzen.

Dass heutzutage in unseren Breitengraten die Verblindlichkeit zu Gott rückläufig ist, erkennt man etwa an dem Schwund christlich-theophorer Namen - also Namen, die mit dem Wort Gott gebildet werden wie Gotthilf, Gottwald, Gottfried, Gottlieb... Herausragend finde ich dabei die Namensgebung *Fürchtegott* - Eltern, die ihr Kind damit zu einer wandelnden Mahnung für sich und seine Umgebung bestimm(t)en.

Hier müsste der eifrig Mitdenkende nun ins Straucheln kommen. Eben setzte man *Gott* gleich mit dem Inbegriff alles Guten und nun gilt es ihn zu fürchten  - genau der Widerspruch, auf die ich hinaus will. Von denen, die sich mit einer höheren Macht auseinandersetzen, bleiben viele stecken in einer Art pupertären Phase, in der sie Gott anklagen, wie (gemäß des Falles, ihn gäbe es tatsächlich) er so viele Schrecklichkeiten zulassen kann auf der von ihm gemachten Welt. Wer benötigt noch eine Hölle, wenn heute ein Blick gen Jemen ausreicht.

Soweit, so unfertig gedacht. Der Griff zu einem der ältesten Bücher der Welt, der Bibel, kann in diesem Dilemma weiterhelfen. So steht in der Genesis: *Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.* Die Erde mit all seinen Rahmenbedingugen, seinen Prozessen und Gesetzen ist vollbracht. Mit der Vollendung kann Gott, der Schöpfer, nur noch sein Werk betrachten und nicht mehr in diese Abläufe eingreifen. Seine Arbeit ist getan. 

Erst anschließend wurde der Mensch - befähigt *Gut* und *Böse* zu unterscheiden - geschaffen, um diesen Planeten zu beleben, ausgesetzt den zuvor festgelegten Gesetzen, um eigenständig (und somit frei) Umgang mit ihnen zu finden. So verstanden bedeutet das eine völlige Verschiebung der Verantwortlichkeit: nicht Gott kann also zur Rechenschaft gezogen werden für alles Unrecht, sondern für die weitere Entwicklung sind die Geschöpfe (der einzelne Mensch) selbst verantwortlich. Womit auch wieder die Reinkarnation und die Karmagesetze ins Spiel kommen - ohne die geistige Gerechtigkeit niemals Sinn ergeben wird. Tja und dann könnte man mal beginnen, sich hineinzudenken, wieviele Gesetze es derer gibt, an denen nicht zu wackeln ist: gnadenlos geht die Sonne jeden Tag auf und jeden Tag unter... *Fürchtegott*.

Eigenverantwortung kann man sich nicht wirklich schön aber warm löffeln. Mit dieser schlichten Suppe. Brokkoli bereite ich uns während der Kohlsaison sehr häufig zu, weil Brokkoli besondere Vitamin-Power verspricht. Das bedeutet für uns: keine Woche ohne Brokkoli. Damit die Farbe hübsch appetitlich bleibt und nicht ins triste asch-ocker-khaki abschifft, mengte ich noch etwas Erbsen unter.


Zutaten 2P:

1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
1 Brokkoli (ca. 400g)
150g Erbsen (m: tiefgefroren, eigene)
Gemüsebrühe
Kokoscrème*
1 Stange Zitronengras
Salz, Pfeffer
Abrieb und Saft 1/2 Zitrone
1/4 TL Ras el Hanout
Kokos-Butter 
Chili-Öl

Zubereitung:

Die Schalotte wie die Knoblauchzehen würfeln und in Kokosbutter anschwitzen. Zwei, drei Minuten das Ras el Hanout mit anbraten. Den in Röschen geteilten Brokkoli zufügen und knapp mit Gemüsebrühe bedecken.

Das Zitronengras mit der Messerrückseite anklopfen, in Stücke schneiden, damit sie in den Kochtopf passen und bei milder Hitze und aufgelegtem Deckel ca. 10min köcheln lassen.

 Die Erbsen zufügen und die Kokoscrème (etwa 100g) und weitere 5min garen lassen. Zitronengras entfernen, sehr sorgfältig pürieren und je nach gewünschter Konsistenz noch etwas Brühe anschütten. Mit Salz, Pfeffer und Zitrone würzen.

Zum Servieren mit Chili-Öl garnieren.

*Anmerkung m: Mein Bioladen bietet mir sowohl Kokosmilch wie Kokoscrème an - letzteres ist ersteres konzentriert (also der abgesetzte cremige Teil davon)

Zur Deko bietet sich an, einige Erbsen seperat gar zu kochen, blanchieren und als Suppengarnitur aufzuheben.

Als Tipp da ich die Flüssigkeiten nicht bemessen habe: eher etwas weniger Brühe zufügen, um den Brokkoli gar zu kochen, nach dem Pürieren kann man immernoch mit Kokos oder Brühe justieren...


3 Kommentare

  1. Schmeckt so schön frisch :) habe ich als Vorspeise gereicht und hat allen geschmeckt. Möhren passen da auch gut zu.

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  2. Hallo Micha, dein "schwarzes Peter" Süppchen steht heute auf meinem Speiseplan. Es klingt lecker und ist sehr gesund dazu! Grün, grün, grün sind nicht nur meine Kleider....😊

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  3. Ich habe die Suppe gestern auch gekocht und sie schmeckt köstlich! Vielen Dank für deine immer wieder tollen Rezepte

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