Silbern erhellt der Mond das Tal. Ich bin aus tiefem Schlaf erwacht und blicke aus dem Fenster, das ich vorsorglich abgedunkelt habe. Es tut mir nicht gut, wenn das Mondlicht direkt auf mich trifft. Vollmond. Er macht mich unruhig. Ich lausche in die tiefe Stille. Kein Geräusch ist zu hören. Es ist eine Stille, der der Frieden fehlt. Man merkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Eine Atmosphäre, die mich an Thailand erinnert:
Kein
Lüftchen bewegte sich. Als würde alles innehalten. Die Blätter hingen
regungslos an den Zweigen, das Grillenzierpen legte eine Pause ein und
das Froschkonzert wurde aus aktuellen Gründen vertagt. Kein Mopedheulen weit und breit. Alles blieb zuhause. Unbeteiligt. Lahmgelegt. Wie
Mehltau über allem. Man konnte es mit Händen greifen: irgendetwas liegt
in der Luft. Man spürte es wie ein Tier.
Und so warteten wir mit allen anderen. Wie warten aufs Christkind. Nur andersherum. Es hieß, ein Tropensturm rollt auf uns zu, der schwerste den die Andaman-See seit vielen Jahrzehnten zu erwarten hat. Chai - unser Vermieter - hatte Angst. Und Angst steckt an. Er kannte Geschichten über solche Stürme nur von seinem verstorbenen Vater - wie Dächer und ganze Häuser wegfliegen und Palmen umknicken wie Mikado-Stäbchen. Das Militär fuhr regelmäßig die Küstenstrasse entlang und informierte über Lautsprecher alle Anwohner, dass sie nicht in ihren Häusern bleiben konnten. Über hunderte Kilometer wurde ein Küstenstreifen am thailändischen Festland evakuiert - ebenso wie die Inseln Koh Tao, Koh Samui und Koh Phangan.
Ich schlief schlecht, diese erste Nacht nach seiner Ankündigung, ein Ohr auf laut gestellt, stets auf Habacht, jederzeit bereit hochzuschrecken. Aber Pabuk bewegte sich auf dem Meer sehr langsam. Wir warteten drei Tage und Nächte auf ihn - wie in einem Zeitvakuum mit bleiernen Gewichten an den Stunden. Unvergesslich. Wie verschluckt von einem Schlund aus grauem Nebel. So muss es sich anfühlen, wenn sich *das Nichts* aus *Die unendliche Geschichte* nähert. Große Hektik als wir zum evacuation center gebracht wurden (mein eigentliches Pabuk-Ereignis - doch dazu ein anderes Mal). Denn dann - am Schluß - kam alles anders. Denn dann ging Pabuk - hingegen aller Ankündigungen - die Puste aus. Der Zyklon schrumpfte zu einem Stürmchen zusammen.
Und so warteten wir mit allen anderen. Wie warten aufs Christkind. Nur andersherum. Es hieß, ein Tropensturm rollt auf uns zu, der schwerste den die Andaman-See seit vielen Jahrzehnten zu erwarten hat. Chai - unser Vermieter - hatte Angst. Und Angst steckt an. Er kannte Geschichten über solche Stürme nur von seinem verstorbenen Vater - wie Dächer und ganze Häuser wegfliegen und Palmen umknicken wie Mikado-Stäbchen. Das Militär fuhr regelmäßig die Küstenstrasse entlang und informierte über Lautsprecher alle Anwohner, dass sie nicht in ihren Häusern bleiben konnten. Über hunderte Kilometer wurde ein Küstenstreifen am thailändischen Festland evakuiert - ebenso wie die Inseln Koh Tao, Koh Samui und Koh Phangan.
Ich schlief schlecht, diese erste Nacht nach seiner Ankündigung, ein Ohr auf laut gestellt, stets auf Habacht, jederzeit bereit hochzuschrecken. Aber Pabuk bewegte sich auf dem Meer sehr langsam. Wir warteten drei Tage und Nächte auf ihn - wie in einem Zeitvakuum mit bleiernen Gewichten an den Stunden. Unvergesslich. Wie verschluckt von einem Schlund aus grauem Nebel. So muss es sich anfühlen, wenn sich *das Nichts* aus *Die unendliche Geschichte* nähert. Große Hektik als wir zum evacuation center gebracht wurden (mein eigentliches Pabuk-Ereignis - doch dazu ein anderes Mal). Denn dann - am Schluß - kam alles anders. Denn dann ging Pabuk - hingegen aller Ankündigungen - die Puste aus. Der Zyklon schrumpfte zu einem Stürmchen zusammen.
Leider habe ich diese Hoffnung gerade nicht. *Was*, seufze ich beim Frühstück gen Habib sorgenvoll Richtung Zukunft blickend, *wenn die Grenzen zu bleiben? Was, wenn diese Saison kaum Feriengäste zu uns kommen können?* Ich schaue in das Garten gebräunte Gesicht des Habibs. *Ijooh*, macht er, *auch das kriegen wir hin. Auch das geht vorbei.* Wie Balsam wärmt mich die Kraft seiner Zuversicht und inneren Ruhe. Wie eine Katze fühle ich mich, über die eine entschiedene Hand einmal vom Kopf über den Rücken bis zum Schwanz streichelt und die dabei jeden berührten Muskel gespannt entgegenstreckt. Jede sollte einen Habib haben.
Mir
fällt ein wie *Der Alchimist* Santiago zurechtweißt, warum ihn die
Zukunft interessiere - denn komme etwas Gutes auf ihn zu, dann überrasche
es ihn allzeit gut; ist es jedoch etwas Schlechtes, dann aber belaste
ihn es vor der Zeit: *Wenn du der Gegenwart Beachtung schenkst, dann kannst Du sie
verbessern. Und wenn Du sie verbessert hast, dann wird das Nachfolgende
auch besser sein. Vergiss also die Zukunft und lebe jeden Tag im
Vertrauen, dass jemand für uns sorgt. Jeder einzelne Tag enthält die
Ewigkeit in sich.* Also halten wir uns an die Gegenwart: den
duftenden Fliederstrauch auf dem Küchentisch, die ersten aufplatzenden
Rosen im Garten, an das Rotschwänzchen, das direkt über der Terrassentür
sein Nest errichtet, die Habib-Zöglinge im Treibhaus, die wacker ihre
grünen Köpfchen rausstrecken. Und an ZAZ und die Zärtlichkeit! Und ein
Stück Kuchen zwischen den Zähnen.
Tarteform 24cm
Teig:
60g Haselnüsse, geröstet, gemahlen
40g Einkorn-Vollkorn
90g Dinkel 630
Salz
1/4 TL Kardamom
etwas kaltes Wasser
90g Butter, kalt in Flöckchen
20g Crème fraîche*
etwas kaltes Wasser
250g Phyalis (m: eigene)
200g Mascarpone
70g Rohrzucker
Abrieb 1/2 Orange
30m Orangensaft
3 Eier
1 EL Maisstärke
(optional 2 EL Grand Manier
oder 1TL Orangenblütenwasser)
Zubereitung:
Aus den Zutaten für den Boden zügig einen homogenen Teig kneten, in Folie wickeln und mindestens 1 Stunde kalt stellen. Eine Tarteform (m: mit herausnehmbaren Boden) buttern und mit Mehl bestäuben. Teig so ausrollen, dass man damit die Form samt Rand auskleiden kann. Nochmals für 10 Minuten in die Tiefkühle.
Für die Füllung Phyalis aus ihrer Hülle befreien. Maisstärke in Orangensaft glatt rühren. Dann alle Zutaten glatt pürieren/ mixen.
Ofen auf 210° Umluft (m: Intensivbacken) vorheizen. Die Tarte für 15min blindbacken - dafür Boden mit Backpapier abdecken und mit Hülsenfrüchte ausfüllen. Nach der Viertelstunde im Ofen, Backpapier und Hülsenfrüchte entfernen und für weitere 5min bei 200° backen.
Die Phyalis-Crème auf den Boden gießen und in ca. 30min bei 175° (O/U-Hitze) fertigbacken. Auskühlen lassen.
*Anmerkung m: für weniger Geübte empfehle ich die Crème fraîche im Tarteteig durch ein Eigelb zu ersetzen - gibt dem Teig mehr Zusammenhalt. Die Fülle kann nach Belieben mit Grand Manier oder Orangenblütenwasser parfümiert werden (wie die Fränzis so hübsch sagen). Phyalis könnte man durch Mango (die bekomme ich gerade sehr günstig angeboten hier in F) ersetzen und etwas Limettenabrieb - dann aber möglicherweise (s. Kommentare) besser eine kalte Crème mischen, die mit Agar Agar (oder Gelatine) gebunden und auf den völlig blind gebackenen Boden gegossen wird...
der Löwenzahn färbt die Wiesen unseres Tals gelb |
ZAZ singt den wunderschönen, alten Chanson *la tendresse* - man kann vieles entbehren, aber was ist das Leben ohne Zärtlichkeit...
Es lebe die Liebe oder "Die Liebe in Zeiten der Corona" (abgewandelt). Um ehrlich zu sein, es betrübt mich ungemein, im kommenden Mai nicht zu euch zu kommen. Aber vielleicht ist es Monate später bedeutend schöner und wundervoller. Genau darauf hoffe ich sehr!!
AntwortenLöschenBleibt gesund!!
Das kannst nur *du* sein :) - Mail ist schon unterwegs...
LöschenWie es sich rausstellte, habe ich mich geirrt und das *du* ist noch ein großes Fragezeichen - aber ich spüre diese Verbundenheit und große Freundlichkeit heraus in diesen Zeilen und so antworte ich einfach dem *anonymen du* (trotz großer Neugier), auch ich hoffe auf ein gesundes Wiedersehen in der Zukunft!
LöschenDiese Tarte und deine tröstlichen Gedanken sind sehr gut dazu angetan, die Stimmung aufzuhellen und Sorgen (wenigstens für den Moment) zu vergessen. Ich wünsche dem Habib und dir, dass ihr Wege und Möglichkeiten findet, um gut durch die Krise zu kommen. Mögen die Gäste bald wieder zu euch kommen dürfen!
AntwortenLöschenAch, Peggy, dein Wort... genauso hört sich meine Hoffnung auch an :) Danke für deine Unterstützung, dein Verständnis und die warmen Zeilen - sie tun mir gut in dieser Zeit!
LöschenAch Micha, ich kann dich gut verstehen. Aber es ist immer gut, einen Menschen an der Seite zu haben, der hilft, die eigene Zuversicht nicht zu verlieren. Ich versuche gleichzeitig mich weiterhin am unverbesserlich optimistischen kölschen Grundgesetz zu orientieren, dass mit "et kütt wie et kütt" und "et is noch immer jot jejange" letzlich ganz viel Gelassenheit in Hinblick auf die Zukunft predigt.
AntwortenLöschenDeine Beschreibung der Stille hat mich übrigens an Patrick Rothfuss "dreistimmige Stille" in seinen Romanen erinnert: "Der vernehmlichste Teil dieser Stille war umfassend und lastend und verdankte sich dem, was fehlte. [...}. Hätten sich Reisende in den Zimmern geregt, so hätten sie mit ihrem Gemurmel und Bettengeknarre die Stille wie halb schon vergessene Träume zum Verschwinden gebracht."
Und Stille ist etwas, was ich tatsächlich auch mit der momentanen Situation verbinde, denn selbst bei uns an der Durchgangsstraße merkt man, dass viel weniger Menschen unterwegs sind - gerade im Berufsverkehr - und das ist eine sehr seltsame Atmosphäre.
Wie wohltuend, Stefanie, deine freundliche Anteilnahme! Wir alle sind ja nun von dieser seltsamen Zeit betroffen - mehr oder weniger. Und bestimmt, ja zweifelsohne, gibt es viele, die es deutlich härter trifft als uns - also ist es für mich auch eine Übung, mich selbst nicht so wichtig zu nehmen...
LöschenAber es ist schon komisch, dass Stille nicht gleich Stille ist, oder? Man möchte meinen, ruhig ist ruhig. Aber nein, wenn man reinlauscht, gibt es unterschiedliche Qualitäten. Ganz so, wie Inuit verschiedene Wörter für Schnee haben...
Ich danke dir, dass du dir Zeit für mich genommen hast, um mir ein paar aufmunternde, mitfühlende Zeilen zu schreiben! Frohe Ostern, Stefanie, dir und deinen Lieben!
Mmmmmmmhh, alleine vom Foto laufen mir die Wassertropfen im Munde zusammen :-). Habe zum Glück noch ein paar Physalis über und werde mich gleich ans Backen machen. Danke! Karli
AntwortenLöschenKarli, bist du's? Also diejenige, die ich meine? Deren gezeichnete 12 von 12 ich so gerne angeschaut habe (und viel zu selten kommentiert) - also ich würde mich ja total freuen! Ansonsten freue ich mich natürlich auch, wenn ich zum Backen ermuntern konnte...
LöschenLiebe Micha, wenn wir uns noch nicht kennen, dann können wir es noch tun. Zeichnen und malen tue ich auch sehr gerne, und essen sowieso ;-)
LöschenLiebe Micha, das hast du schön geschrieben und die Stimmung gut getroffen. Auch hier herrscht - wenn man so in der Nachbarschaft rumguckt - "heile Welt" - es wird im Garten gekruschtelt, Kinder spielen draußen, Familien sind immer zusammen unterwegs... ja, aber eben ABER...
AntwortenLöschenWir geben aber auch die Hoffnung noch nicht auf, dass im Juni die Grezen wieder offen sind und wir zu euch können. Wir freuen uns doch so!
Deine Tarte - so sonnig lacht sie einen an - wenn ich für das Osterwochenende noch nichts anderes geplant hätte, hätte ich sie sofort nachgebacken - mit Mangos, denn da haben wir gerade viele, die "weg" müssen. Hast du schon mal mit Mangos gebacken? Das wäre so eine kleine Unsicherheit, die ich da hätte, wie sich der Geschmack entwickelt... Sind deine Physalis schon jetzige Ernte? Meine keimen gerade erst! Liebe Grüße von Hannah
Gute Frage, Hannah, was die Mango betrifft - tatsächlich habe ich keine eigenen Erfahrungen damit. Ich habe zwar gegoogelt, ob man Mango so verarbeiten kann (kann man), aber kann überhaupt nichts zur geschmacklichen Entwicklung sagen. Die Mehrzahl der Süßbäcker setzt auf Gelatine oder Agar Agar - und bäckt die Mango damit nicht, sondern stellt eine kalte Creme her. Was natürlich auch eine Alternative ist. Denn ich bin - neben der Farbe und einem fern verwandten Geschmack - deshalb auf die Mango gekommen als Ersatz, weil ich ebenfalls gerade Mango sehr günstig angeboten bekomme. Und die eignene Physalis sind - logo - die von der letzten Ernte... liebe Grüße zurück
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