Adventskalender♥️9

Dienstag, 9. Dezember 2025

 

Für Tür 9 des Liebeslieder-Adventskalenders singt Hannes Wader einen Text von Bertold Brecht: die Ballade von der Hanna Cash. Die Ballade über unerschütterliche, bedingungslose Liebe, bis zum Tor der Hölle, auf Teufel komm raus. In aller Bescheidenheit, in aller Genügsamkeit, in Entbehrung, in felsenfester Treue, in voller Verantwortung für die ein Mal getroffene Wahl. Die härteste, die raueste, die rohste Form von Liebe: einer gibt alles für den anderen. Einer wirft alles in die Waagschale, gibt sein Leben um den anderen zu begleiten, um den anderen in seiner Entwicklung auf der Erde ein Stück nach vorne zu schubsen, ihn durchzutragen.

Von außen oft schwer zu verstehen. Manchmal auch schwer zuzusehen. Es geht um Aufopferung, es ist die Widmung aller Kraft für einen anderen. Manche wachsen dabei über sich hinaus, andere scheitern. Nonnen, so wie ich sie auf dem Dorf in meiner Kindheit noch erlebt habe, widmeten ihr Leben den Dienst am Nächsten. Dienend. Haushalten in Not griffen sie unter die Arme, halfen bei der Pflege von Angehörigen, bei Schicksalsschlägen, halfen Frauen im Wochenbett...

Man denkt schnell, das wäre ein typisches Frauenthema, diese Hingabe bis über alle Grenzen hinaus. Aber ich kenne auch Männer, die schonungslos sich selbst gegenüber alle Energie für ihre Familie geben. Ich denke, gefährlich wird es, wenn dieser Beistand bis zur *Selbstvergessenheit* geht.  Ab da wird es bedrohlich. Denn wer keinen Boden mehr unter den Füßen hat, der hat auch keinen Himmel mehr über sich. Wer sich selbst verliert, übertreibt seinen Einsatz und vergißt die erste aller Aufgaben: die der Selbstverantwortung, die Fürsorge für sich selbst. 

Gut veranschaulicht durch das Bild eines abstürzenden Flugzeugs. Die Sauerstoff-Masken fallen runter und zuallererst muß jeder selbst wieder sicher atmen, bevor er rechts und links Hilfestellungen leisten kann. Andererseits sind solche Geschichten auch oft verwoben mit Gepäck aus alten Leben, Mitgebrachtes, Familien-Karma... Urteilen darüber ist also kompliziert. Und wie so oft auf Erden liegt die Wahrheit auf Messers Schneide. Alles so leicht wackelig. Ich kenne Beispiele, die überragend leuchten, und welche, die das Fürchten lehren. *Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe* (Goethe).


1 Kommentar

  1. Freiwillige Abhängigkeit, was für ein schönes Wort! Danke. Das heutige Lied kann auf meinem Laptop nicht geöffnet werden. Grüssle Evi

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