Zurechtgemacht: Tomaten-Gnocchi mit sahnigem Rosenkohl

Sonntag, 21. Januar 2018


Wenn man als Paar oder Familie in Deutschland sagt: *Wir machen es uns heute gemütlich*, grenzt man sich ab, ohne dem anderen die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Obwohl man exakt das tut. Sorry, wer hier nicht wohnt, muß heute leider draußen bleiben. Sonntage, dunkle, graue,  regnerische, kalte Sonntage sind der Gemütlichkeit zuliebe überhaupt erst erfunden worden. Der Rückzug ins private Nest mit Wollsocken an den Füßen - den niemanden etwas angeht. Zeugen unerwünscht. Besuch sowieso.

Schade nur, dass es diese Redewendung im Französischen nicht gibt. Und sich auch nicht so einfach umschreiben läßt - wie hier bei Arte in einem hübschen, kleinen Rundumschlag erklärt wird. Wirklich schade! Zu gerne würde ich manchmal darauf zurückgreifen. So ein einfacher Satz und so selbsterklärend. Die freundlichste aller Arten an die Türklinke ein Schild zu hängen: *Do not disturb*. Lieb gemeinte (wie das so gerne vorweg geschoben wird, bevor einer gleich disst) 0 Punkte für die Außenwelt. Internes Maxi Cosy!

Im deutschsprachigen Raum brauche ich niemand zu erklären, dass es bei der Umsetzung von Gemütlichkeit die verschiedensten Ausprägungen gibt. Ich beispielsweise bestehe auf eine *Gemütlichkeitshose*, also eine, die unter keinen Umständen irgendwo unnötig zwickt. In Süddeutschland auch *Schlabber-oder Schlumpelhose* genannt. Und - logo, Kochblog - en plus was anständiges zum Essen. Und Kissen. Und jetzt nicht ZU viel Bewegung. Andere Eckpunkte sind durchaus variabel. Strenge oder generell einengende Vorgaben beißen sich bekanntermaßen mit Gemütlichkeit.

Aber Grenzen lassen sich in meinem Gemütlichkeitsreich ziehen. Jogginghosen etwa müßten schon extrem stylisch und mit geradezu beeindruckender Selbstverständlichkeit getragen werden, um nicht das Edikett *Verwahrlosung* zu erhalten. Das nämlich hat mir der Habib beigebracht: *Vergeude deine Zeit nicht, in dem du der Anerkennung der falschen Leute hinterher rennst.* Kann ich nur weiter empfehlen. Lieber adrett zu hause als auf der Straße. Da halten wir es arabisch. Ohne zu übertreiben und in die andere Richtung gen Stylingfieber zu kippen, versteht sich. Sicherheitshalber - um allen Missverständisse vorzubeugen - umsingt das der Monsieur Aznavour in charmantestem deutsch-französisch!

Uns habe ich ein passendes Essen gekocht. Nix gästetaugliches (weil... eben), nix herrausragend raffiniertes. Mit Béchamel-Saucen gewinnt man heutzuztage sowieso keinen Blumentopf mehr. Darin versenkt eine ordentliche Portion geschätzten Rosenkohls. Einen, den so viele und so unverständlicherweise verachten. Das kleinste und beste aller *Wirs* mag die Kombi aber zu gerne.


Zutaten 2P:

Gnocchi*:
250g Kartoffeln, mehligkochend
1 Eigelb
100g Ziegenfrischkäse (original: Ricotta)
75g Mehl (evt. 25g plus)
30g Parmesan, frisch gerieben
50g délice de tomate*
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette

500g Rosenkohl
1 Schuß Noilly Prat
100ml Sahne
Butter
Mehl
Kräutersalz
1-2 EL weißer Balsamico
Pfeffer

Zubereitung:   

Die Kartoffeln waschen und in einem Topf mit Wasser knapp bedeckt aufsetzen. Die fertig gegarten Kartoffeln abgießen und noch heiß pellen. Die gepellten Kartoffeln zweimal durch eine Kartoffelpresse drücken.

Die durchgepressten Kartoffeln mit dem Ziegenfrischkäse, dem Mehl, dem Eigelb, dem Tomaten-Délice, den Gewürzen und dem Parmesan zu einem glatten Teig mischen. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu etwa 2cm dicken Rollen formen. Mit eine Messer in 2cm lange Stücke schneiden. Wer mag formt nun noch nach mit den Händen zu kleinen Kugeln und drückt mit einer Gabel den Gnocchis ein Muster auf. Oder benutzt ein Gnocchibrett (2018 sowas von auf der Wunschliste)

Die Gnocchis in leicht kochendes Salzwasser geben. Wenn sie nach oben steigen, mit einer Schöpfkelle herausheben und in kaltem Wasser abschrecken. Auf einem Teller zwischenlagern, bis alle Gnocchis fertig sind - dadurch abtrocknen lassen.

Parallel dazu den gewaschenen Rosenkohl in kaltem Wasser aufsetzen und so lange garen, bis er noch etwas Biss hat. Abschütten, das Kochwasser auffangen (und wer mag blanchiert den Rosenkohl der hübscheren Farbe zuliebe). Mit Butter und Mehl eine Roux herstellen, das Rosenkohl-Kochwasser nach und nach unter Rühren anschütten - zusammen mit dem Noilly. Mit der Sahne zu einer cremigen Sauce vermengen und würzig abschmecken mit Essig, Salz und Pfeffer.

Die Gnocchi von beiden Seiten in etwas Öl anbraten und gemeinsam mit dem Rosenkohl servieren.

*Anmerkung m: Gnocchi? Meine Spezialität - ich wollte es nur mal wieder erwähnt haben!

Das délice de tomate kann auch durch *Pesto rosso* ersetzt werden. Oder in Öl eingelegte, pürierte Tomaten.


13 Kommentare

  1. Oh wie ich dieses Lied liebe... ❤ Wunderbarer Beitrag und danke für das Rezept. Ich koche gerne etwas von Dir nach und wenn mein Mann fragt: "Von Salzkorn?" sind nicht viele Worte nötig.

    Sei herzlich gegrüßt aus dem allertiefsten Osten Deutschlands
    Betty

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    1. Diesen Kommentar habe ich wiederum, Betty, meinem Habib weiter getragen - SOWAS von charmant... ich habe mich richtig gefreut! Vielen Dank!

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  2. Hmm, ich glaub ich klau die Rosenkohl-Idee von Dir und kombiniere sie ganz dreist mit den Sellerie-Gnochi aus Ottolenghis Kolumne im Guardian ;)

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    1. Da muß ich wohl mal gucken gehen, Georg, nach den Gnocchi. Du hast mich neugierig gemacht. Zumal ich auch schon mal mit einer Variante von Sellerie-Gnocchi auf die Schnauze gefallen bin. Sagst du mir, ob das Rezept funktioniert?

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  3. Bei mir gewinnst Du mit Bechamel jeden Blumentopf!

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    1. Und das aus der Tastatur von einer, die in Puncto *Kochen-Multikulinarisch* kaum bis gar nicht zu überbieten ist. Also das macht echt Rückenwind, Susanne ;-)

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  4. Ach, ich liebe dieses Lied! Auf der Top-5-Schlussmachlieder war dies stehts Nummer 1 ;) Bei mir würdest Du für ne Béchamel übrigens sehr wohl nen Blumentopf gewinnen, ich mag die gerne, Trend hin, Trend her!
    Schönen, gemütlichen Abend!
    Julia

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    1. Siehste, Julia, *Schlußmachlied* wäre ich jetzt gar nicht drauf gekommen (mangels großer Erfahrung - und wenn dann GANZ andere Lieder im Kopf) aber eigentlich naheliegend... Hey, und yippieh - das wird ja ein richtiger Béchamel-Club hier :)

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  5. "Lommelklamotten" heißen die bei uns, und was gibt es Schöneres als es sich mit seinen Lieblingsmenschen gemütlich zu machen? Dein Teller lacht mich sowas von an, dass ich heute direkt ein paar Kartoffeln mehr gekocht habe, dann gibt es morgen - ... richtig: Salzkörnchens Sonntagsessen!
    Einen gemütlichen Abend wünscht euch Hannah

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  6. So, gesagt, gekocht - ein Sonntagsessen, das auch an einem verregneten Montag wunderbar mundet! Danke

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    1. Mit den Kartoffeln vom Vortag haben die Gnocchi auch gut zusammen gehalten, Hannah? Ja, oder?! Und danke dir für deine Rückmeldung. Ein gutes Essen nimmt MINDESTENS eine Nuance Grau aus einem verregneten Tag ;-)

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    2. oh, das hätte also mit den vorgekochten Kartoffeln auch schiefgehen können? Gut, dass ich das nicht wusste. Ich gebe zu, dass meine nicht ganz so kompakt waren wie deine auf dem Foto aussehen und ich mir beim Rezept notiert habe "evtl. tatsächlich 100g Mehl" - ich hatte nur 75g genommen... Aber es waren eindeutig Gnocchi und kein Brei. Ich habe sie allerdings auch gut trocknen lassen - auf eingeöltem Backblech (ich glaube das war ein Trick von Petra?)und mein Ziegenfrischkäse ist ein recht fester. Und dann, ja, wie gesagt: Sehr, sehr lecker!

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  7. Getestet und für gut befunden :)
    Ich habe auch Kartoffeln am Vortag schon gekocht und gestampft, den Ziegenkäse durch Quark ersetzt, getrocknete Tomaten püriert und noch ein bisschen Tomatenmark dazu gegeben. Konsistenz war super! Ich bin mit etwas weniger Mehl ausgekommen. Die gibt es irgendwann mal wieder :)
    Lieben Gruß von Kristin

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