Trikotausch mit Isabel von Lecker Lezmi

Dienstag, 23. Juli 2013

Wenn ich auf Isabels Anfrage hin für ihren Kollegen-Fragebogen mein Hemd lüpfe, dann doch nur wenn ich gleichfalls mehr von Isabel zu sehen bekomme... habe ich mir gedacht. Schließlich habe ich Lecker Lezmi schon oft besucht - sie dürfte für mich sogar gerne häufiger bloggen. Und Isabel zögerte nicht mein Angebot anzunehmen, ihre eigenen Fragen im Gegenzug genauso bei mir zu beantworten (alles andere wäre auch verdächtig gewesen ;). Voilà, voilà - Isabel heute also bei mir und ich im Fragebogen  von und bei Isabel.

Die letzten Fragen sind meiner Neugier geschuldet - quasi von Auslandsdeutscher zu Auslandsdeutscher, denn Isabel (33 Jahre) lebt als selbständige Texterin & PR-Beraterin in Istanbul. Meine gestellten Fragen sollte ich dann aber wiederum ebenso beantworten - ganzes Hemd gegen ganzes Hemd. Wer über die Bedeutung des Blognamens grübelt, dem sei verraten , dass es sich bei *Lezmi* um den Nachnamen ihres halblibanesischen Mannes handelt.

Besonders gefallen hat mir unter den Antworten im Bezug auf Istanbul, wie Isabel schreibt, dass Türken nie im Stehen und Gehen essen (ich erinnere an meinen frommen Wunsch zum Hinsetzen beim Essen in der Schmausepost).
Beschreibe bitte deinen Blog in einem Satz. 
Eine Mischung aus schlichten Rezepten und der Vorstellung von charmanten Leuten und wissenswerten Dingen rund um das mir liebste Thema Essen. 

Seit wann bloggst du und wie bist du darauf gekommen? 
Seit Sommer 2010. Ich hatte im Netz so tolle Blogs entdeckt wie den von delicious days oder David Lebovitz und ich wollte genau so was auch haben!

Gerade neu entdeckt und frisch verliebt:
Salziges Popcorn. In der Türkei gibt es kein süsses - und ich muss sagen, ich könnt mich dran gewöhnen!

Deine drei favorisierten deutschsprachigen Foodblogs sind...

Deine drei favorisierten englischsprachigen Foodblogs sind...

Zeig uns bitte dein schönstes selbstgeschossenes Food-Bild.
Türkischer Weizensalat:
Dein ultimativer Kochtrick?
Einen Teelöffel Tahin (Sesampaste) in die Salatsauce mischen. Mjam. 

Dein Lieblingsessen als Kind?
Gnocchi mit Gorgonzola-Sauce. Mag ich auch jetzt noch.

Was ist das Kurioseste, das du je gegessen hast? Und wie war's?
Türkischen Pansensuppe. Einmal und NIE wieder.

Wenn du dir was gönnen willst, gibt es...
Mohn-Pancakes mit Ahornsirup und Obstsalat zum Frühstück.

Das meist überschätzte Lebensmittel ist...
Fleisch.

Ein total unterschätztes Lebensmittel ist...
Die Nuss. 

Kaffee oder Tee?
Morgens Schwarztee mit Milch. Tagsüber 1001 Gläschen Tee hier und da, mit viiiel Zucker. Und dazwischen gerne einen richtig guten Milchkaffee (ist hier sehr rar und dafür umso mehr geschätzt). 

Gibt es ein Land, das dich essensmäßig besonders reizt und du gerne einmal länger bereisen würdest? 
Der Libanon. Österreich. Und Vietnam. 

Was ist dein liebster Küchenhelfer?
Meine Plätzchenbackmatte, wusste gar nicht wie praktisch so ein Ding ist. 

Was fehlt noch in deiner Küche?
Eine Spülmaschine. 

Dürfen wir einen Blick in deine Küche werfen? 
Mehr krieg ich nicht auf‘s Foto, meine Küche ist ein gefühlter, sehr voll gestopfter Schuhkarton.
"Eklige" Sachen (z.B. Scheiblettenkäse, McFish, Ravioli...), von denen du einfach die Finger nicht lassen kannst? 
Möhrchen und Erbsen direkt und kalt aus der Mini-Dose gelöffelt. Und Milchschnitte.

Und was kommt bei dir garantiert nicht auf den Teller bzw. in den Mund?
Bananen. Milchreis. Rosinen.

Welches Gericht ist dir vor kurzem total misslungen?
Rührei. Mir ist bei einem waghalsigen Balance-Akt die komplette Espressokanne in die Pfanne gefallen. Das sah vielleicht aus! 

Und was hast du einfach grandios hinbekommen? 
Apfel-Ingwer-Kuchen.

Für welche berühmte Persönlichkeit (tot oder lebendig) würdest du gerne mal kochen? Und was gibt es dann?
Ich würde mir gerne von Marietta Slomka beim gemeinsamem Gambas pulen und Weisswein trinken die Welt erklären lassen. 

Deine drei Lieblings-Kochbücher sind...
Der Geschmacksthesaurus von Niki Segnit.
Delicious Days von Nicole Stich.
Die orientalische Küche von Claudia Roden. 

Kennst du einen Film, einen Roman oder einen Song, der 'Genuss' besonders schön thematisiert? 
Der großartige Film „I am Love“ mit Tilda Swinton. 

Was gefällt dir in Istanbul besser als in Deutschland (aus welcher dt. Stadt kommst du?):
Ich komme ursprünglich aus einer Kleinstadt bei Freiburg, nahe der französischen Grenze.  Habe aber die letzten Jahre in Köln gewohnt, das mir auch nach wie vor sehr fehlt (besonders an Karneval). Istanbul beschert mir gerade eine riesige Portion „big city life“ mit allen Vor- und Nachteilen. Mir gefällt besonders die Lebendigkeit dieser Stadt. Alles ist in Bewegung, ständig passiert was und dann immer wieder diese atemberaubenden Ausblicke, die Istanbul bietet - mich hat vor kurzem jemand gefragt, ob man sich an dieser Schönheit nicht irgendwann satt sieht, und ich kann nur sagen, auf gar keinen Fall. 
Was ist von der Lebensqualität anders?
Mal abgesehen vom Wetter, unserer bezahlbaren, zentralen Altbauwohnung und negativen Aspekten wie regelmässigen Strom- und Wasserausfällen gibt es hier einfach tausend und eine Möglichkeiten, das Leben auch ohne viel Geld zu geniessen. Sei es ein Fischbrötchen auf einem Plastikschemel mit Blick auf das Goldene Horn, ein entspanntes Gläschen Tee auf der Fähre über den Bosporus oder ein Ausflug auf eine der Prinzeninseln, wo man mal eben einen Nachmittag ins Meer hüpft - man kann es sich hier wirklich sehr gut gehen lassen, trifft interessante Menschen und kann vor allem noch Sachen machen, die in Deutschland (dank Überregulierung) undenkbar wären. 
Eine Freundin von uns hat beispielsweise kürzlich eine etwas baufällige Dachterrasse (natürlich mit grandiosem Ausblick) gemietet und renoviert sie gerade. Sobald wir einen mobilen Gasherd und nen grossen Tisch haben, werden wir da oben tafeln was das Zeug hält. Überhaupt kochen und einkaufen: Ich finde es hier sehr erholsam nur einen klitzekleinen Supermarkt um die Ecke zu haben, mittlerweile bin ich in Deutschland in diesen riesigen REWE-Läden mit zehn verschiedenen Buttersorten und x Olivenölen völlig überfordert. Auch kaufe ich hier sehr gerne auf dem Markt ein, dort gibt es krumme Gurken, unperfekte  aromatische Tomaten und Wassermelonen ausschließlich mit Kernen. Einziges Problem: vier Karotten kaufen geht hier nicht. Unter nem Kilo läuft gar nix, was aber auch nicht wundert, wenn es das Kilo schon für 40 Cent gibt. Wie soll man da bitte kleinere Mengen berechnen. Die Lösung? Ah, dann schenken wir es der netten Ausländerin einfach! 
Auch essen gehen ist hier ein grosser Spass, selbst angesagte Restaurant-Tempel sind noch relativ bezahlbar, aber den Charme der Stadt machen die kleinen, versteckten Orte aus - wir haben ein kleines ev yemeklerei (ein Imbiss, der nur mittags aufhat und türkische Hausmannskost serviert) direkt vor der Tür und wenn wir mögen, gehen wir dort für 5 Euro fangfrische Dorade essen. Schön finde ich, dass die Türken nie im Laufen oder Stehen essen, alle setzen sich immer hin. Du siehst, für eine Food-Bloggerin ist das hier ein Eldorado! 

Und was vermisst du (vielleicht auch in kulinarischer Hinsicht) in Istanbul?
Ich vermisse neben all meinen Freunden und natürlich der Familie, abstandshaltende Diskretionslinien auf Ämtern und in Banken. Ich vermisse Wolken, Körnerbrot, mein Fahrrad, Wein, Wurst und guten Käse. Auch Müsli fehlt mir. Im Frühling werde ich dann gerne mal nostalgisch, wenn ich auf den Blogs all die Rezepte mit Rhabarber, weißem Spargel, Bärlauch und Holunderblüten sehe - alles Sachen die man hier leider nicht bekommt. Ich darf dann aber zum Ausgleich schon Kirschen und Melone essen, auch schön! 

Wirst du in Istanbul bleiben oder irgendwann wieder nach Deutschland zurückkehren? Aus welchen Gründen? 
Ich bin nicht aus Deutschland weg, weil ich in irgendeiner Form genug hatte, ich habe mich dort immer wohl gefühlt, halte nach wie vor intensiven Kontakt und freue mich auch auf eine Wiederkehr in die Heimat. Aber gemäß dem Spruch - „Life is a book and those who do not travel read only one page“ - will ich dazwischen einfach noch ein paar andere Dinge sehen - und dafür kann ich mir keine bessere Stadt als Istanbul vorstellen. Ich freue mich übrigens schon sehr dann die Türken in der Kölner U-Bahn zu verstehen... 

7 Kommentare

  1. wir haben sogar dasselbe laster, liebe micha …

    fein, eure beiden interviews zu lesen!

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  2. ein netter Tausch! Dich habe ich dort natürlich auch gelesen und gesehen!!
    liebe Grüsse aus der Sauna.

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  3. Ach, mir gefällt supergut, was ich da grad über Istanbul bzw. die Türkei allgemein gelesen habe! Bin auch grad hier und kann vielem nur zustimmen. Und in der U-Bahn verstehe ich auch (fast) alles, manchmal echt witzig...
    Liebe Grüße
    Christiane

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  4. @Isabell: Schlimme Sache, das mit den Chips... zumal das mit dem Einteilen einer Tüte bei mir nur äußerst mäßig klappt... Wir könnten ja eine Selbshilfe-Knabberrunde gründen?!

    @Svea: Unsere Pariser Nachbarn sind diese Woche auch gekommen, um ihren Sommerurlaub im Secondaire anzutreten. Und ihr? Kein Urlaub?

    @Christiane: Verstehe ich dich richtig: Du BIST gerade in Istanbul? Oder in Köln und warst in Istanbul? Nun, Köln habe ich mal besucht, aber Istanbul steht noch auf meinem Zettel - zumal der Habib so schwärmt...

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  5. Schön etwas mehr von dir zu erfahren und gleichzeitig auch noch einen wunderschönen Blog neu kennenzulernen!

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  6. Dank deinen wegweißenden Verlinkungen und Querverweisen habe ich mich hier her zu diesem etwas älteren Beitrag gestöbert!
    Aber was soll ich sagen?! Ein tolles Format! Sowohl das Fernweh und die Neugier auf fremde Länder ist geweckt und ganz viel Inspiration hab ich auch mit eingepackt!
    Und wie schön zu hören, dass in anderen Länder "im Gehen essen" gar keine Option ist.. Das könnte sich hier in Deutschland ruig auch etablieren :-)
    Liebste Grüße
    Alexandra

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  7. Hach da habe ich mir den Weg zu Isabell aufgespart und musste nun leider feststellen, dass die Links nicht mehr funktionieren. Sehr schade... Vielleich wäre es damit Zeit für eine neue Runde Kollegen-Frageborgen?! :-)

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