Der Feigenbaum ist trächtig. Weniger vollbehangen als Jahre zuvor - vermutlich hat im der viel zu kalte Juni zugesetzt. Es ist eine sehr süße Sorte mit weicher Schale, die direkt nach dem Pflücken gegessen sein will. Nach Kühlschrankaufenthalten zeigt sich Mme Feige beleidigt und mit eingeschrumpeltem Geschmack. Wenn sie rot und rosig ist, wartet sie - verständlicherweise - nicht gerne.
Als auf dem Markt derart stramme Kerle von Steinpilze auf den Tischen lagen, wußte ich sofort zu welchen Süßen es die Jungs zieht.
Damit die Beziehung auf ein stabiles Fundament gestellt wird, habe ich sie mit kartoffeliger Hilfe geerdet aber zugleich auch weich gebettet. Die Zwiebel bekommt die undankbare Rolle des Alltags zugeteilt und die Chili, klar, hält das Feuer der Leidenschaft am Züngeln. Nie schlecht ist es, wenn man auf Pfründe zurückgreifen kann, gemeinsame, verbindende, fette - wie Käse etwa. Mit dem durchsteht man sicherlich ebenso die kühleren Tage. Bleibt dem Schinken die Aufgaben, das Salz in der Suppe zu sein - ja, er soll für die Werte stehen.
Der Thymian setzt unser Liebespaar unter die Sonne Südfrankreichs - ein guter Ort, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Und ohne auf weitere Details tiefer einzugehen, nehme ich es mal vorweg: die Geschichte rutscht nur so ins Happy End.
Zutaten für 6 Stück à 15cm Durchmesser:
Teig:
Vorteig
70g Dinkel 630
50g Wasser
1g Hefe
Hauptteig
Vorteig
8g Hefe
200g Kartoffeln, gekocht
50g Einkorn-Vollkornmehl
100g Weizen 550 (m: T65)
ca.100ml Wasser (+/-)
1 kleiner TL Salz
2 EL Olivenöl
Belag
6 Zwiebeln (m: gemischt Schalotten, rote Zwiebeln)
1/2 Bund Thymian/ Zitronenthymian
1 kleiner EL Rohrzucker
Salz, Pfeffer
Butter
Raclette-Käse
1 Chili-Schote
6 Scheiben Parma-Schinken (300g)
3 Steinpilze
6 Feigen, in Scheiben geschnitten
Zubereitung:
Vorteig am Vorabend zubereiten: Zutaten vermengen, abdecken, bei Raumtemperatur den Teig 1 Stunde anspringen lassen, dann in den Kühlschrank stellen.
Am Morgen die Kartoffeln kochen und auskühlen lassen. Pellen und reiben oder durch die Kartoffelpresse drücken.
Die Zutaten des Hauptteiges zu einem homogenen Teig verarbeiten und mindestens 8min kneten. Mir ist der Teig etwas feucht geraten, aber arbeitet man später mit viel Mehl beim Modellieren ist das gut zu Bewerkstelligen.
An einem warmen Ort schön aufgehen lassen (m: etwa 1 Stunde plus).
Die Zwiebeln halbieren und in feine Ringe schneiden. Butter in einer Pfanne schmelzen lassen und die Zwiebeln langsam zusammen mit dem Thymian hellgolden dünsten. Zucker darüber karamellisieren lassen, salzen und pfeffern. Beiseite stellen.
Die Steinpilze putzen, in Scheiben schneiden und in einer Pfanne in etwas Olivenöl von beiden Seiten leicht anbräunen. Salzen, pfeffern. Beiseite stellen.
Den Ofen mit einem Pizzastein vorheizen (m: 240°)
Auf einer gut bemehlten Fläche den Teig in 6 Stücke teilen (m: ich habe jeweils 2 Taler nacheinander gebacken - also 3 Backgänge). Immer zwei Taler formen - vorgeformt auf der Arbeitsfläche, dann auf Backpapier gesetzt und den fertigen Taler mit dünnem Boden und einem Rand von Hand ausmodelliert.
Die nackigen Taler etwa 7min vorbacken. Dann die Zwiebeln darauf geben, mit etwas Olivenöl besprenkeln und weitere 5min backen. 2-3 Minuten vor Ende der Backzeit, also bevor sie die richtige Farbe haben, den Raclettekäse darauf verteilen (schmilzt schnell), ebenso die in Ringe geschnittene Chili und die Pilze. Wenn der Käse Blasen wirft, die Taler herausholen und mit den Feigen und dem Schinken anrichten. Etwas pfeffern. Voilà.
Bei den nächsten Talern den Vorgang wiederholen.
Die sehen toll aus, gefällt mir sehr
AntwortenLöschenTolle Idee, da hat sich Mme Feige bestimmt gefreut als centre of attraction.
AntwortenLöschenAllein Deine Bilder und das Rezept liest sich schon wie ein Fest für alle Sinne. Wunderbar.
AntwortenLöschenSo sollte jeder Morgen beginnen. Danke.
Einen wundervollen Herbstbeginn und Sonntag wünscht Dir Joona
Ach, liebe Micha, wie ist Du das wieder auf Deine unnachahmliche Art soooo wundervoll geschrieben, da geht mir ja schon am frühen Morgen das Herz auf (und mein Magen knurrt mir ins Ohr, dass er das haben will)
AntwortenLöschenWie lustig, was sehr ähnliches hab ich für heute auch geplant :-D allerdings ohne Steinpilze, die gab es gestern in einem wunderbar schlichten Risotto :)
AntwortenLöschenWünsche einen schönen Sonntag!
Traumhaft und wunderbar erzählt - danke Micha!
AntwortenLöschenLiebe Grüsse aus Zürich,
Andy
"Der Feigenbaum ist trächtig." Ich lache immernoch, liebe Micha, Du schreibst mir einfach aus dem und ins Herz. :-)
AntwortenLöschenUnd diese köstliche Beziehung hält sicher ewig! ... würde sie nicht immer aufgegessen werden. ;-)
Was für eine gelungene Verkuppelung!
AntwortenLöschenSo schön geschrieben und so schön gebacken. Toll, toll, toll!
Wie wunderbar muss es sein Feigen im eigenen Garten zu ernten! Aber zum Glück hat mein türkischer Supermarkt auch leckere im Angebot - die sogar ganz ähnlich aussehen! Bei mir landeten sie vor Kurzem auf einem Flammkuchen, aber deine Kartoffelpizza sieht auch toll aus! Liebe Grüße Melanie
AntwortenLöschensobald wir aufgehört haben, uns von tarte nach deinem beinahe schon abartig köstlichen rezept zu ernähren dann ...
AntwortenLöschen@Wolfang: Dein Kompliment schmeichelt mir besonders. Und zu deinem schönen runden Thema wird mir bestimmt was einfallen!
AntwortenLöschen@Gudrun: Da haben wir Mädels doch alle etwas von Mme Feige :)
@Joona: Was ein schöner erster Kommentar von dir bei mir - so dürften alle beginnen... die besten Wünsche zurück
@Sabine: Bises, liebe Sabine! Und ob Gerhards Magen auch knurren würde? Freundlich?
@Britta: Zwei Doofe ein Gedanke. Ob ich morgen vielleicht Pilzglück habe - Steinpilzglück - dann würde mir auch noch was einfallen...
@Andy: Und ich danke für diesen allerfreundlichsten Kommentar - Merci beaucoup!
@Christina: Ich bin ja hungrig wieder mehr von dir zu lesen - wenn du wieder ein bißchen mehr Zeit hast, gell, zum Bekochen und Beschmunzeln...
@Susi: Ganzganz bestimmt: dir hätte es auch geschmeckt!
@Melanie: Feige zu Käse ist ein Pas de Deux wie es sein muß!
@Mme Ulma: Das *abartig* nehme ich aus Ulmas Mund als Kompliment!