Die meisten schreiben einen Veriss leidenschaftlicher als
eine kleine Hommage. Ich mag mich nicht festlegen: saftiges Schimpfen kann
genauso lustvoll sein wie das zu loben, das man liebt. Über Kuba zu schreiben
fällt mir allerdings schwer. Vielleicht weil das Missfallen so allumfassend ist
und die Enttäuschung über dieses Land besonders bitter wiegt. Selten, dass wir
aus einem Land fast keine gute Geschichte mitnehmen – ein Satz, auf den vor
Kuba lediglich der lebensgefährlichen Tschad exklusive Rechte besaß.
Grundeigentlich zog es uns nämlich nach Kuba, weil wir tief
fasziniert davon waren, dass es auf dieser Erde tatsächlich mal möglich ist,
dass David gegen Goliath gewinnt und dass das kleine Kuba nun bereits 56 Jahre
der Großmacht Amerika die Stirn bietet. Der Preis dafür ist freilich immens.
Selbst ein reiches Land wie etwa die Schweiz wäre mit dem gleichen
durchschlagenden Embargo am Ende jeder Wirtschaftlichkeit, müßte sie sämtliche
Rohstoffe und Produkte, die ihr Land benötigt – von Kupfer über Klopapier -
selbst stellen und produzieren. Auch gefällt mir die sozialistische Idee von
staatswegen zu verhindern, dass die Schere zwischen Arm und Reich derart auseinandergeht
wie in sämtlichen kapitalistischen Ländern. Kehrseite der Medaille wiederum
ist, dass man Arbeitseifer nahezu vergeblich sucht.
Im Gegensatz zu den allermeisten Touristen dort schützte uns keine pauschale
*All-inclusive-Reisegruppe*, sondern wir
haben alle Organisation individuell vor Ort auf uns selbst gestellt
erledigt. Derart kommt man natürlich besonders dicht mit unterschiedlichen
Menschen in Kontakt.
Beginne ich also mit dem, was mir gefallen hat, bei 31
Tage individuellem Durchschlagen auf Kuba, wie etwa die ultraentspannenden Schaukelstühle
auf den Terrassen. Das Baden im Pazifik. Das Sicherstellen einer Grundversorgung – Medizin, Bildung,
Wohnen – für jeden (Schockierendes für uns aktuelles Beispiel dagegen in
Guatemala: der Preis für Antibiotika treibt 80% der Bevölkerung in den Ruin)
und die schön ausstaffierten Kindergärten. Oder wie ordentlich Kuba doch ist im
Vergleich zu anderen ärmeren Ländern dank der vielen Beppo Straßenkehrer.
Regelrecht RIESIG fanden wir das selbstverständliche Miteinander und Gemisch
der unterschiedlichen Hautfarben hier – eine Wirklichkeit von der Mandela für
sein Südafrika vermutlich noch vom aus Himmel weiter träumen muß. Und Torticcas
(Kekse) mochte ich ganz gerne und die Filets aus dem Fisch Guasa geschnitten. Oder
die vielen Bänke und Sitzgelegenheiten in den vielen öffentlichen Parks.
Ab dann - im
kommenden zweiten Teil - wird’s düster. Wer *sein* Kuba schillernd in Erinnerung behalten will, sollte besser nicht lesen, wie ich es schwarz anlackiere.
Liebe Grüsse in die Ferne, Micha! Deine Bilder sind mal wieder sehr schön. Auf den nächsten Teil bin ich auch gespannt und auch schon vorbereitet, mein (sehr enttäuschter) Bruder war nach einem Monat Kuba heilfroh, wieder nach Hause zu dürfen…
AntwortenLöschenIch bin sehr gespannt, was Du zu berichten hast! Du bist tatsächlich die erste Person, von der ich höre, dass sie auch schrecklich enttäuscht ist von Kuba... Wir waren vor 2 Jahren dort, auch individuell mit dem Rucksack, und haben fast nichts (bis auf die Herzlichkeit zweier Gastgeber und das gute Essen dort) in guter Erinnerung behalten. Leider. Auch ich erinnere die Erleichterung, als wir im Flugzeug zurück saßen und den Gurt schlossen. Noch nie zuvor habe ich mich so am Ende eines Urlaubs gefühlt.
AntwortenLöschenIch warte gespannt auf deinen zweiten Teil!
AntwortenLöschenWir haben Kuba geliebt - bis auf das Essen. Irgendwann wollen wir wieder hinfliegen, da wir auf Grund der Verwüstung durch einen Sturm nur die halbe Insel sehen konnten.
das sieht alles so gut aus und klingt auch so. scheuklappenblingbling mag ich nicht und freu mich also sehr auf den zweiten teil. sich die welt zurechtlügen – das macht nicht so richtig spaß auf dauer. augenöffner immer sehr willkommen.
AntwortenLöschenIch bin vor zehn Jahren auch mit sehr gemischten Gefühlen von einem Kuba Aufenthalt zurück gekommen und wenn ich Deine Fotos betrachte hat sich auch in der Zwischenzeit nicht viel gewandelt - schön sind sie trotzdem! Bin gespannt auf Deine Sicht in Teil 2. Findet Trost bei Mojito oder Margarita - auf ein freies Kuba (wann endlich??)!! Und liebe Grüße. Kathrin
AntwortenLöschenDeine Bilder sehen so bunt und lebendig aus, wie ich Kuba optisch auch vor 13 Jahren erlebt habe. Allerdings habe ich es auch als Land mit zwei Gesichtern erlebt. Bunt, lethargisch, mit großer Naturschönheit, aber auch voller Verfall und Armut und mit stacheldrahtumzäunten Enklaven für die Dollarzahler. Was bleibt vom Sozialismus, wenn er als Touristenattraktion dargeboten wird - gegen US-Dollars...
AntwortenLöschenIch bin gespannt auf deinen zweiten Teil.
Herzlich, Katja
Ich hab förmlich Angst vor dem was kommen wird, im zweiten Teil...Wir sind sehr gespannt... danke für die klaren Worte
AntwortenLöschenTolle Bilder und ich habe gerade begeistert hier gelesen. Du fasst deine Gedanken toll in Worte!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Christina
Auch wir haben Cuba geliebt. Ich möchte es allerdings nicht noch einmal besuchen, weil man das Erlebte nicht wiederholen kann. Und eine Spanne von 25 Jahren ist sehr lang und das Land und die Leute können sich wirklich verändert haben. Es gäbe viele Orte auf der Welt, die ich lieber neu entdecken möchte. Auch ich bin gespannt auf den zweiten Teil und bin gefaßt, weil es sicher auch sehr viel zu kritisieren gibt in diesem Land.
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