Großmeister der unvorhergesehenen Wendungen ist und bleibt das Wetter. Ab und an hat es Überraschungen parat, mit denen es noch jeden überrumpelte. Landregen im Juli in Südfrankreich - aus dem Nichts. Das hat was. Die Mücken tanzen schwülen Limbo (etwa so). Mit ihnen swingt der Garten in Begeisterung - eingehüllt in tropisch anmutende, dampfende Nebelschwaden. Ich möchte fast wetten, ich kann dank dieses unerwarteten Cous unsere Pflanzen wachsen hören. Sehr, sehr fruchtbar das Ganze. Und wir schwimmen auf einer großen Welle von Buschbohnen davon... diese langen, dünnen, zarten, ohne Faden... Als Salat mit etwas sarriette ein Traum...
Hach, warum sich nicht von solchen Machenschaften zum Schmorgericht inspirieren lassen. Mit Lavendel. Und schon sind wir wieder mitten im Sommer.
Einen weiteren Zettel in meinem Buch von David Humm *I ❤ NY* habe ich damit abgearbeitet. Allerdings in der Light-Version. Wie man das von einem gesternten Koch erwarten darf, macht M. Humm alles selbst. Außer dem Anpflanzen seines Obst und Gemüses und dem Aufziehen der Tiere - dafür hat er ja seine Zulieferer, die er - so scheint es - alle höchst persönlich kennt.
Nun, ich mache meine Fonds nicht selbst. Zu schmächtig ist unser Fleischkonsum. In diesem Fall müssen bei mir gekaufte Gläser herhalten. Rausreden, dass ich keine andere Wahl hatte, kann ich mich nicht völlig hasenrein. Daniel Humm wartet für die geschmorten Entenkeulen sowohl mit einem Rezept für Entenbrühe wie für Hühnerjus auf. Dafür konnte ich wenigstens auf astreine, gartenduftende, getrocknete Lavendelblüten zurückgreifen, die für dieses Rezept ebenfalls benötigt werden.
Die Beilage einer uns mittlerweile wohl bekannten besternten Mme Pic, die sich zu den Keulen paren durften, stelle ich euch ein anderes Mal vor...
Zutaten 4 Personen (m: halbes Rezept gemacht):
200g Salz
100g Zucker
5 Zweige Thymian
4 Entenkeulen
30g Koriander
30g Kreuzkümmel
30g Szechuanpfefferkörner (m: weißer Pfeffer)
6g getrocknete Lavendelblüten
240g Entenfett (m: ersetzt durch etwas Butterschmalz)
1 große Zwiebel
3 Knoblauchzehen, leicht zerquetscht, aber noch ganz
240ml Rotwein
240ml Orangensaft *
120ml Zitronensaft
120ml Limettensaft
50g Zucker (m: Rohrzucker)
1l Entenbrühe
240ml Hühnerjus
abgeriebenen Schale von
1 Orange, 1 Zitrone, 1 Limette (m: nur Orange)
Spalten von
1 Orange, 1 Zitrone, 1 Limette (m: nur Orange)
Zubereitung:
Das Salz in einer Schüssel mit Zucker und Thymian mischen. Die Entenkeulen in einen Behälter geben und gleichmäßig mit der Mischung überziehen. Mit Klarsichtfolie abgedeckt 4 Stunden in den Kühlschrank stellen.
Den Backofen auf 160 vorheizen. Die Entenkeulen unter kaltem Wasser abspülen und trocken tupfen. Koriander, Kreuzkümmel, Lavendelblüten und Szechuanpfefferkörner mischen und in der Gewürzmühle fein zerkleinern (m: zwei Drittel dieser Mischung reicht gut - bei mir ist einiges übrig geblieben). Die Entenkeulen mit dem Gewürzpulver bestreuen. In einem großen Bräter das Entenfett kräftig erhitzen. Die Entenkeulen mit der Hautseite nach unten hineinlegen und 7-10min anbraten, bis sie gleichmäßig braun sind. Herausnehmen und beiseite stellen.
Bei mittlerer bis schwacher Hitze Zwiebel und Knoblauch darin 5-6min andünsten, bis sie weich sind. Mit dem Rotwein ablöschen, die Hitze stark erhöhen und die Flüssigkeit auf die Hälfte einkochen. Orangen-, Zitronen-, Limettensaft sowie den Zucker hinzufügen und die Flüssigkeit noch einmal auf die Hälfte einkochen.
Die Brühe und den Jus hinzufügen und zum Kochen bringen. Die Entenkeulen mit der Hautseite nach oben wieder in den Bräter legen und im Backofen 1 3/4 - 2 Stunden garen, bis sich das Fleisch leicht von den Knochen löst.
Die Keulen mit einer Schaumkelle herausheben. Die Flüssigkeit abseihen und das Fett von der Oberfläche abnehmen. Den Fond bei mittlerer Hitze auf Saucendicke einkochen. Die Entenkeulen mit den Zitrusschalen und -spalten garnieren und mit der Sauce servieren.
*Anmerkung m: bei diesem Rezept die Orangen begünstigt und ihnen sowohl in Saft-, Zesten- und Spaltenvolumen die Hauptmenge eingeräumt.
Ich sollte mir ein etwas disziplinierteres Verhalten - zumindest im Büro - auferlegen, aber dies würde ja genau der Botschaft des wunderschönen Chansons widersprechen ;-)
AntwortenLöschenAlso habe ich die Lautstärke schon ein wenig aufgedreht und arbeite jetzt einschliessend quietschvergnügt und mit noch immer wippendem Fuss weiter
(p.s. wir haben auch Schmorbratenwetter, die Entenkeule kommt gut an)
*pssst, ich habe auch schon mal Fond gekauft* ;-)
AntwortenLöschenWunderschönes Rezept, mist. Ich brauche dieses Buch.
schmorgericht – das klingt so fein.
AntwortenLöschenaber ente. so absurd es ist, zumal ich ja auch schon kühe und schweine und hühner und puten gegessen habe :: ente würd nicht gehen. so wie auch schaf, hase, reh etc. nie gegangen sind; vielleicht wie für andere leute hund oder katze ... sonderbar ist das, nicht? was da den unterschied macht? ich würds echt gern wissen.
Bei diesen Lavendelbildern gönne ich der Ente keinen Blick.
AntwortenLöschenHier ist das Wetter auch kaputt, sprich ich würde gerne eine Entenkeule von dir nehmen.
AntwortenLöschen@Sabine: Das Lied ist nun wirklich keine Neuigkeit auf dem Markt, aber immer noch SO schön :)
AntwortenLöschen@Eva: Warum etwas anderes vorgeben? Meine Gemüsebrühe/pulver/paste mache ich selbst - das lohnt und macht Sinn. Fleischfond für unseren Verbrauch wiederum nicht...
@Mme Ulma: Ich verstehe, was du meinst. Bei Hase habe ich 1x eine Ausnahme gemacht (sehr courant in F) - werde es aber vermutlich nicht wiederholen. Reh habe ich noch nie gegessen. Was ich ebenso nie werde wie Pferd. Oder Esel. Von meinem Gefühl her, werde ich... und es geht ja dem Ende zu mit unserem Corniveren-Dasein... als letztes Fleisch Geflügel (Huhn, Ente) zubereiten - das geht für mich *am Besten*. Erklärung? Keine...
@Robert: Jaja, mit Geflügel kann man die Frau L. ja jagen. Und du bist auch kein großer Fan - ich weiß, ich weiß...
@Zorra: Irgendwie hat es gerade eine Delle, eine Sommerdelle. Schön, dass wir dann währenddessen zusammen am Knochen nagen können :)
MMMhhmmm.... ich bin dabei. Lecker sieht das aus.
AntwortenLöschenNicht dabei bin ich bei Pferd, Esel und Reh, aber bei fast allem anderen, auch wenn das mit dem Lamm sicher entfallen würde, würde ich es selbst aufziehen.
Eine Freundin von mir erklärte es mal so, dass sie nichts essen könne, zu dem sie eine emotionale Beziehung hätte...
Herzlich, Katja
Ich mag Enten sehr. Als Tiere und auf dem Teller. Beim Chinesen esse ich fast nix anderes. Und verdränge dabei mit aller Macht die naheliegende Frage, wo die Chinesen wohl all die Enten hernehmen ...
AntwortenLöschenAber was ganz anderes: Ich muss mal nachfragen, ob ich eine Deiner Lieblings-Einschiebsel, nämlich "tant pis" richtig verstehe, wenn ich das mit "Was soll´s?" oder so ähnlich übersetze? Oder heißt es am Ende doch: "Es schifft die ganze Zeit:" ??
Fragt sich geradewegs Günther
@Katja: Janee, alles was einen Namen hatte und von mir gefüttert wurde, das könnte ich auch nicht essen. Also sollte ich mal eigene Hühner haben (ist ja ein Masterplan), dann auch nur zum Eierlegen... Wie immer ganz einig mit dir!
AntwortenLöschen@Günther: Vermutlich liegt die Übersetzung an der Perspektive: ich mit Garten sage ersteres... unsere Feriengäste vermutlich gerade letzteres...
Wobei *Was soll's* en général eigentlich die lässigere Einstellung ist! Es lebt sich entspannter.