Freidenker: Flognarde aux abricots et basilic

Montag, 28. Juli 2025

 

Was mich ebenfalls sehr an Cornelia Funke fasziniert hat (ich bin noch nicht durch), ist ihre Bereitwilligkeit ihr eigenes Denken grundsätzlich in Frage zu stellen. Dafür braucht es VIEL Selbstbewußtsein. Unser Denken ist unsere Existenz, die wir innerlich auf einen goldenen Sockel gestellt haben. Nichts, was sich einfach umwerfen lassen würde. Alles, was daran auch nur wackelt, bedroht diese Existenz. Also wird das tunlichst vermieden.

Nachdem ich nun 20 Jahre ausgewildert in Südfrankreich lebe, unzählige Stunden im Garten Unkraut rupfend, kann ich mir selbst ganz gut beim Denken zuhören. Keine Selbstverständlichkeit. Das ist wohl überhaupt der erste Schritt. Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf, was beschäftigt mich, wessen Geistes Kind bin ich, was wiederholt sich... Anfangs mußte ich feststellen, dass ich oftmals gar keine Kontrolle über meine Gedanken hatte. Beispiel Ohrwurm. Da läuft in einem was auf Dauerschleife und man sagt sich genervt, ist gut jetzt. Um wenige Minuten später wieder den gleichen Gassenhauer innerlich zu summen...

Der nächste Schritt ist, in seinen Gedanken Auslese zu treffen wie beim Unkraut rupfen im Garten. Diesen Gedanken mag ich nicht. Der tut mir nicht gut, den will ich nicht. Ich hatte ja viel aufzuarbeiten, als ich hierher kam. Da war mir mein Habib, dieser Garten und dieser Ort mit seiner Weite und Ruhe Therapie. Jahrelang. Immernoch. Wunderbar geholfen hat mir beim *gelenkte Denken* (so nenne ich das einfach mal) gegen negative Gedanken ein Mantra zu setzen, ein kurzes Gebet. Beharrlichkeit wirkt Wunder. In allen Bereichen. Heute kann ich sogar zunehmend unterscheiden, ob ein Gedanke von mir kommt oder wie ein Geistesblitz in mich gelegt wurde - aber das hat gedauert...

Auch bin ich noch am Üben, wenn es darum geht, gedanklich bei einem Thema zu bleiben, ein Thema bis zum Ende durchzudenken, aus unterschiedlichen Richtungen anzusehen. Immer wieder hüpfen die Gedanke woanders hin (à la *Habe ich Butter schon auf die Einkaufsliste gesetzt) und wie oft muss ich - im besten Fall - eine Volte drehen, um wieder zurückzukehren und anzuknüpfen.

Mir ist sehr bewußt, wie wenig Menschen Raum und Zeit haben, so nach innen zu schauen und sich derart mit sich selbst zu beschäftigen können. Es ist ein Geschenk des Lebens, wenn das möglich ist. Gnade. Die meisten Menschen hetzen doch durch die Woche und Samstag und Sonntag versucht man Montag bis Freitag zu vergessen.

Der weit größere Schritt ist der, den Cornelia macht und sich kritisch überlegt, in welchen Mustern sie denkt. Das macht nur derjenige, der nach Freiheit strebt, echter innerlicher Freiheit. Cornelia überlegt, in wie weit ist mein Denken geprägt von meiner Erziehung, meiner Kultur, meinem Kontinent, meiner Zivilisation. Vielleicht unterliege ich mit meinem Denken immer noch dem Überlegenheitsgefühl der weißen Rasse, dem immateriellen Erbe des Kolonialismus. Als Anregung nimmt sie das Buch Sand-Talk von Tyson Yunkaporta, welches ihr sehr geholfen hat, die Perspektive zu wechseln. (ich freue mich auch schon auf das Lesen). Eurer Denken unterscheidet sich grundlegend von dem unseren, da euer Denken geprägt ist von zwei Illusionen, Geld und Zeit, zitiert Cornelia Yunkaporta aus diesem Buch.

Weil ja, streiche aus dem Denken der weißen Rasse Geld und Zeit samt der Leistungsidee, die daraus potenziert wurde. Was bleibt denn dann noch übrig? Kein Lebensbereich, der nicht davon touchiert würde, egal welcher Beruf, Profit, Marge, Versicherungswesen, Sport, Forschung....Wer kann sich überhaupt ein Denken vorstellen, aus dem diese zwei Komponenten - Zeit und Geld - herausgefiltert ist? Überall wirkt das verinnerlichtes Maß und Zahl-Prinzip. Wie Welt wahrnehmen und beurteilen ohne diese beiden Parameter? Es scheint nicht möglich für unsere Zivilisation. Man traut es sich in keinster Weise zu. Das ist doch riesig spannend, oder nicht?!



Naja, Flognarde klingt exotischer als es ist - im Prinzip reden wir eigentlich von einer Art Clafoutis. Nur wird klassischerweise der Clafoutis mit Kirschen zubereitet. Deshalb weicht man auf den Begriff Flognarde aus, den Fruchtauflauf. (Krass, findet ihr auch, WIE viel schicker sich alles immer auf französisch anhört!!). Und Clafoutis kennt meine Leserschaft: der unkomplizierte, französischen Pfannkuchen-Kuchen. Aber in einer sehr schönen Variante. Wieder etwas anders. Und wer Pfannkuchen liebt, wer Clafoutis liebt, und wer wie ich die Kombi aus Obst und Kräutern liebt, der wird auch diesem Flognarde verfallen...


Geschwister im Blog-Universum:


Zutaten - cm:

4 Eier
200ml Milch
150ml Sahne
80g Mehl (m: D630)
80g Rohrzucker
Vanillezucker
Butter
ca. 400g Aprikosen
Basilikum*


Zubereitung:

In einer Schüssel Mehl und Zucker vermischen. Die Eier zufügen, die Vanille (das Vanillemark) und mit einem Schneebesen gut vermengen

Nach und nach die Milch und die Sahne zufügen und klümpchenfrei unterrühren.

Die Aprikosen halbieren, entkernen und je nach Größe vierteln.

Die Kuchenform (m: moule à manque) buttern. Die Aprikosen in der Form verteilen und den fein geschnittenen Basilikum darüber streuen. Die Rührteigmischung vorsichtig einfüllen und die Form mindestens 20min im Kühlschrank ruhen lassen.

Bei 180° für ca. 35min im Ofen backen.

Schmeckt am besten gekühlt 

PS: Tolle Idee, Aprikose mit Basilikum zu kombinieren. Richtig toll etwa Zitronenbasilikum. Aber schmeckt ebenso mit Thymian oder Lavendel hervorragend!

14 Kommentare

  1. Hallo, liebes Salzkorn, das klingt gut, und ich möchte es gern nachkochen. Aber was mache ich mit der Milch? Zusammen mit der Sahne sind es 350 ml Flüssigkeit, das erscheint mir recht viel. Danke für Antwort und besten Gruß von der Lupine

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    1. Entschuldige bitte, Lupine, die Milch ist mir in der Beschreibung flöten gegangen. Nun ediert. Aber die Menge der Flüssigkeit ist richtig: das ist eine Art dünner Crêpes-Teig - mit allerdings 4 Eier. Damit wird die Konsistenz ähnlich einem Flan. Oder eben Clafoutis! liebe Grüße zurück und Danke fürs Aufmerken, Mika

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    2. Vielen Dank für die schnelle Erklärung! Das werde ich auf alle Fälle ausprobieren. Es klingt ein bisschen nach Far breton, nur leichter und alkoholfrei, also perfekt. Herzliche Grüße nach Südfrankreich von Lupine

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    3. Ja, auch eine gute Assoziation, Lupine!
      Far breton ist hier auch im Angebot und den esse ich auch sehr gerne:
      https://salzkorn.blogspot.com/2012/10/bonjour-bretagne-far-breton.html

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    4. Oder eben ähnlich einem Flan:
      https://salzkorn.blogspot.com/2014/05/flan-patissier-traditionnel-auf-der.html
      Vielleicht verlinke ich das oben ;))

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  2. Nun habe ich heute diese leckere Flognarde schon zum zweiten Mal hintereinander gebacken- schmeckt allen sehr! Dieses „Puddingige“ mit Früchten ist ein super Dessert auch für den grossen Kindertisch.
    Von Cornelia Funke kenne ich nur „Herr der Diebe“, das ich kürzlich den Kindern vorgelesen habe. Über die Autorin erfahre ich erst jetzt durch dich mehr…vielleicht muss ich da mal ein wenig genauer hinschauen :-)
    Lg, Pierina

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    1. Vielen Dank für deine Rückmeldung, Pierina! Das höre ich ja gerne, dass die Kinder ganz angetan waren. Ja, *Pudding-affine* sollte man sein für diesen Kuchen :)

      Und? Wie hat dir Herr der Diebe gefallen? Was hast du dir rausgezogen?
      Ich bin gerade fertig mit ihrer Empfehlung *Jenseits von Eden* und muss erst mal ein wenig verdauen...

      schönen Sonntag und liebe Grüße!

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    2. Der Herr der Ringe ist sehr geschickt geschrieben, skurrile Geschichte vollbepackt mit Überraschungen- man ist sofort in ihren Bann gezogen. Zusammenhänge und Handlungen, Personen und Urteile erscheinen wieder und wieder in einem neuen Licht.
      Es ist keine Diebesgeschichte- eher vielleicht ein kleiner Robin Hood, der aus dem Überfluss seiner Eltern etwas für bedürftige Kinder verkauft um ihnen das nackte Überleben zu sichern.
      C.F. thematisiert Armut, Einsamkeit, Furcht, Angst, Mut, Freundschaft usw. und das alles mit einer unglaublichen Fabulierkunst und Leichtigkeit. Besonders berührt hat uns als Familie der Schluss, als aus dem Herrn der Diebe ein .....
      aber das verrate ich jetzt nicht ; ))

      Herzliche Grüsse

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    3. oppala, Micha, da ist mir ein Fehler unterlaufen.... ich meinte natürlich "Herr der Diebe!!" ; ))
      komisch, entweder hab ich das unbewusst so getippt, oder ein Korrekturprogramm hat sich mir in den Weg gestellt. Tja, ich werde es nicht herausfinden. Wahrscheinlich eher ein Freudscher Vertipper ; )
      Nichts für ungut! P.

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    4. Den Verschreiberling, Pierina, habe ich direkt beim Lesen korregiert - weil ich wußte, was du meinst ;) Aber gekonnt das Interesse geweckt! Danke für die Lese-Empfehlung!

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  3. ....nach all den Jahren als stiller Leser...treibt mich der Name Cornelia Funke dann doch an die Tastatur. Ähnlich wie Du Mika, bin auch ich per Zufall über die Dame "gestolpert" und zwar bei einer sehr langen Autofahrt. Ein Beitrag der langen Nacht hat mich so fasziniert, dass ich selbst nach Stunden im Auto noch mitten in der Nacht sitzen bleiben musste um die Sendung zu Ende zuhören...schön, das Du mich daran erinnert hast. Vielen Dank! und vielen Dank auch für die vielen lustigen, interessanten und zum Nachdenken anregenden Posts der letzten Jahre....
    und natürlich für die vielen genialen und immer gelingenden Rezepte :)

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/cornelia-funke-als-geschichtenerzaehlerin-von-feuern-100.html

    ...leider in der Beitrag wohl in den Tiefen der Archive verschwunden...zumindest konnte ich Ihn grade nicht als Audio auftreiben....

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    1. Wie inspirierend! Und wie lustig, dass du genauso fasziniert bist wie ich! Zu schade, dass das Interview nicht mehr in der Audiothek des Deutschlandfunks zu finden ist - ich habe direkt geguckt und auch gesucht. Denn ich hätte ihr zu gerne zugehört. Cornelia Funke, die sich ja selbst *Geschichtenerzählerin* nennt, ist nämlich wirklich hervorragend zuzuhören. Aber es hängt doch auch mit ab vom Gegenüber - wie das ja üblich ist in einem Gespräch! Vielen Dank für deine Wortmeldung: du merkst, sie war nicht umsonst, sie ist auf bereitwilligen und fruchtbaren Boden gefallen :)

      Ganz viele liebe Grüße zurück!

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    2. Nachdem ich in der Audiothek nicht fündig würde, habe ich den Aufschrieb davon gelsen - ebenfalls eine Bereicherung! Danke für den Hinweis darauf!

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    3. Das freut mich! ich wollte ja partout nicht aufgeben und habe dann noch weiter gesucht...."im Netz verschwindet ja nichts"....aber anscheinend kann das doch passieren...was in diesem Falle sehr traurig ist, im großen und ganzen aber auch irgendwie seeehr beruhigend. Empfehlenswert sind auch die weiteren Beiträge über Cornelia Funke- einer sehr interessanten Person, deren Lebensweg und Ansichten wie Du schon sagtest sehr faszinierend sind....
      und ähnlich wie bei Dir, gibt es ab und an noch gute Musiktips ....
      https://www.youtube.com/channel/UCm0WuygL0rAKAGyPnEDDb-w
      Liebe Grüße

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