Zufriedenheit

Samstag, 2. August 2014


*Wer von euch hatte eine glückliche Mutter?* Der Seminarleiter zum Thema Glück schaut sich fragend in dem großen Saal um. Die Handzeichen sind erschreckend übersichtlich. Als wir vor kurzem im Fernsehen in diese Doku snappten zählte ich an dieser Stelle gerade mal drei hochgehaltene Hände. Im ganzen Raum. Ich hätte mich auch nicht gemeldet.

Die Frage *Wie geht Glück* ist wohl die dem Dalai Lama am häufig gestellteste. Eigentlich wollen fast alle gerne glücklich sein. Am liebsten würden sie die Antwort gar nicht abwarten, sondern à la *Wo muß ich unterschreiben* abkürzen. Das wird doch am Ende nicht mit der eigenen, geistigen Haltung zusammenhängen...?

Grimmsche Märchen enden gerne mit dem Satz *Und sie lebten glücklich und zufrieden.* Ohne Zufriedenheit ist anscheinend kein Glück möglich. Wobei zufrieden irgendwie langweilig klingt, oder? Nicht gerade weltoffen: *Zu-Frieden*...  Vielleicht weil Zufriedenheit ein *abgeschlossener* Zustand ist. Es braucht nicht mehr. Nichts zusätzlich, nicht noch irgendetwas, nichts obendrauf, nichts nebendran. So wie es ist, so ist es gut. Wie schön singt Maike Rosa Vogel *... an meine Konkurrenz, ich glaube nicht daran, ich hab' mein Leben, meine Liebe und sonst nix zu verlieren, wie könnte irgendjemand damit konkurrieren...*

Zufriedene Menschen machen keinen Krieg. Kein Friedensnobelpreisträger dieser Welt könnte mich dennoch von der Notwendigkeit überzeugen. Die Zufriedenen leben versorgt in ihrer eigenen kleinen Welt. Sie neiden niemand irgendetwas und gönnen jedem alles. Momentan hadere ich mit der Welt. Wie kann ein Volk, das so viel Leid erlebt hat - über Jahrhunderte hinweg - nun selbst so viel Leid verbreiten - seit vielen Jahrzehnten. Müssten gerade sie nicht wissen, wie es ist, die Minderheit zu sein,  die Ausgelieferten, die Geplagten, die Ausgestossenen in der eigenen Heimat, die in der Not und im Elend nicht wissen, wohin fliehen? Lernt denn der Mensch nichts dazu? Wieder birgt alles eine Konsequenz, unweigerlich, gnadenlos. Und ja, ich glaube, dass das *gelobte Land* Sinnbild ist für diesen ganzen Planeten... und es verbreitet Hoffnungslosigkeit. Große Hoffnungslosigkeit.

Manchmal will ich mir am liebsten die Ohren zuhalten und nur in den Himmel schauen.... aber der brennt...


... und über Katja?

9 Kommentare

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. ... Da brennt er heute nicht, sondern er ist blau. Ungetrübt, ohne ein Wölkchen, so als gäbs keinen anderen Himmel auf der Welt gerade. Hier findet der Krieg nicht statt. Nicht der in Israel, nicht der in Syrien, nicht der in der Ukraine. Wieso man da immer nur euphemistisch von "Krise" spricht bei Mord und Totschlag, bei Bomben und Brandschatzung, bei Verschleppung, Völkermord und Vernichtung jeglicher Meinungsfreiheit ist mir ein Rätsel. Krieg ist Krieg. Und er wird immer aus den gleichen Gründen geführt. Den falschen, weil es keinen richtigen Grund für Krieg gibt.
    Vor einigen Tagen habe ich mich mit jemandem darüber unterhalten, wie wahrscheinlich es wäre, dass es (diese) Kriege auf der Welt gäbe, wenn alle Staatenführer Frauen wären. Geht es doch immer ums Gleiche - um Macht und Stolz, um Besitz, um noch mehr Macht und ums Recht haben, darum sich mit den Fäusten auf die Brust zu trommeln und zu schreien "Ich bin der Größte!". Würden Frauen sowas tun?
    Es schockiert mich zutiefst, dass Menschen aus derartigen Gründen Völker in Kriege hetzen und massenhaft Menschenleben vernichten. Nicht ihr eigenes, wohlgemerkt.
    An was fehlt es diesen Menschen? An Menschlichkeit und sicherlich an Zufriedenheit, denn daraus erwächst kein Krieg. Zufriedenheit macht tolerant und stark, es macht souverän und ruhig und es nimmt die Angst. Bei den Hunden kläffen und beissen auch immer nur die Ängstlichen, die Unsouverären.
    An unserer eigenen Zufriedenheit und damit an unserem Glück und unserer Souveränität können wir arbeiten - aber was ist mit denen, die die Kriege anzetteln und schüren? Ob Putin wohl ein glücklicher Mensch ist? Netanjahu? Assad?
    Ich wünschte, sie hätten glückliche Mütter gehabt, denn gäbe es diese Kriege nicht.

    Herzlich, Katja

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    1. "Ich wünschte, sie hätten glückliche Mütter gehabt, denn gäbe es diese Kriege nicht."
      Ja, das könnte gut sein...LG Lotta.

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  3. Es ist ja gerade genau das: Die, die Leid erlebt haben, erinnern sich nicht dran, sondern geben es weiter, fast immer an Schwächere, das ist diese endlose Spirale. Kinder, die misshandelt wurden, quälen Tiere und später ihre eigenen Kinder. Nicht immer natürlich, aber oft. Gewalt bringt Gewalt hervor, selbst in den kleinsten Zusammenhängen. Da rauszukommen erfordert schon ein sehr hohes Maß an (Selbst-)Reflexion – was man von der Politik nun eigentlich erwarten können dürfte (leider meist vergeblich).
    Ich habe kürzlich "Das Böse" von Jan Guillou gelesen (auf Schwedisch, und da wird einem das am Beispiel eines Elite-Internats überdeutlich vor Augen geführt. Die älteren Schüler quälen die wehrlosen jüngeren und die wehren sich nicht, sondern freuen sich sogar drauf, irgendwann selbst an der Reihe zu sein. Da rächt sich keiner an dem, der ihm etwas angetan hat (außer dem Helden im Buch natürlich, aber das nur am Rande).
    Der einzige Weg ist, mit der Gewalt aufzuhören. Sofort. Aber das scheint unglaublich schwer zu sein. Komisch, ich bin ja nicht religiös, aber gerade fällt mir ein: an dem Jesus-Tipp, die andere Wange hinzuhalten ist was dran. Das unterbricht den Kreislauf.

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  4. Äh, ich wollte zunächst erläutern, dass ich das Buch zum Vertiefen meiner Sprachkenntnisse gelesen habe, fand das dann aber doch irrelevant und wollte es eigentlich wieder löschen, habe es aber vergessen. Darum steht da die angefangene Klammer.

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  5. und irgendwie hält man es irgendwann einfach gar nicht mehr aus, dieses wissen um krieg da und dort und die art und weise, in der er wahrgenommen und über ihn gesprochen wird, man selbst wahrzunehmen und zu sprechen beginnt, diese auch eigene abstumpfung und den fatalismus der sich einzuschleichen beginnt, weil er mehr und mehr als die einzige realistische haltung erscheint, während optimismus eine degradierung zur blanken naivität erfährt; und was hilft dann noch als die ohren zuzuhalten und am besten nicht einmal in den himmel zu schauen, sondern auch die augen noch zuzumachen? ich frage es mich wirklich.

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  6. Zufriedene Menschen führen keine Kriege. Aber leider sind die Menschen so selten zufrieden, sondern lassen sich von Neid und Machtgier lenken - zerstörerische Kräfte.
    Ich frage mich, wann die Menschen endlich lernen werden, einander einfach sein zu lassen. Das wäre vermutlich genug.
    Liebe Grüße
    Christiane

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  7. Vielen Dank für euren Mut, Position zu beziehen und sich laut zu machen GEGEN Krieg und FÜR Frieden! Mir tut es gut, andere Parzifisten um mich zu wissen.

    Wie hat Abraham Lincoln so gut gesagt:* Du willst den wahren Charakter eines Menschen kennenlernen? Dann gib' ihm Macht!*

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  8. Uff - mich lässt die Frage am Anfang nicht mehr los ... damit fängt ja alles an. Ich will so sehr dass meine Kinder darauf später Ja, ich! schreien, ohne ne Sekunde zu überlegen. - Zufriedenheit ist wirklich das größte Geschenk ... und man kann damit jeden Tag anfangen.
    Ich will mir auch manchmal die Ohren zuhalten, weil die Welt so grausam ist - und gleichzeitig so schön sein kann und wie ungerecht das ist - und wie wenige zufrieden sein können wenn sie alles haben ...

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