Ritueller Spinat-Bratkartoffel-Comté-Strudel

Mittwoch, 4. Februar 2015

Mit den Jahren kultivierten der Habib und ich einige Rituale. Ich liebe Rituale - sie zeigen mir, dass bei allem Wandel, es Dinge gibt, die bleiben, wie sie sind. Ein geborgenes, heimeliges Gefühl.

Eines unserer Rituale besagt, auf dem Weg nach Deutschland einen Boxenstopp im malerischen Poligny einzulegen. Zum einen halbiert es in etwa unsere Wegstrecke, zum anderen liegt Poligny im Herzen des Juras - sodass wie selbstredend das Ritual im Ritual vorsieht, unsere Stamm-Fromagerie dort aufzusuchen, um eine gänzlich unbescheidene Menge an Comté einzukaufen. Müßte ich mich - völlig hypothetisch - auf einen einzigen Käse beschränken, es wäre wohl Comté, die französische, charaktervolle Antwort auf den Schweizer Greyezer oder den holländischen Gauda - behaupte ich jetzt einfach mal. Auf jeden Fall ist Comté eine käsige Allzweckwaffe, egal ob für Gratins, Quiches oder ein Käsebrot. Mit zunehmender Reife bildet der Comté kleine Salzkristalle, die ein phänomenales Knupsererlebnis im Mund erzeugen. Es wird euch daher nicht weiter Wunder nehmen, dass ihr dem Comté auf diesem Blog bereits öfters begegnet seid. Vive le fromage français!

Je kühler draußen die Temperaturen auffrischen, umso mehr ist mir nach deftig. Und üppig. Wie meinte Katja kürzlich: Gemüse und Teig im Ofen ist immer appetitlich. Eigentlich sind mir seither dafür vorallem Pizza, Focaccia, Flammkuchen, Tartes und Quiches in den Sinn gekommen. Vergessen blieb in diesem Zuge sträflicherweise der Strudel - eine völlig unentschuldbare Haltung!

Dieses Exemplar formiert Strudel Nummer 4 und auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Strudelteig ausziehen hat lediglich einen kapriziösen Ruf. Mir gings von Anfang an lässig von der Hand - also einfach aus der Lamäng. Ach, und einen nicht unähnlichen Strudel gabs dieser Tage ebenfalls in dem hübschen Blog *Krautkopf*.
Zutaten 2-3P:

Strudelteig:
100g Mehl
50g Wasser
1 EL Öl
Salz

Füllung:
 600g frischer Spinat
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehe
Muskatnuss-Abrieb
100g Comté, grob gerieben
80g Mascarpone
Salz, Pfeffer
2 Kartoffeln, festkochend (m: Charlotte)
Olivenöl
Butter, flüssig 

Zubereitung:

Die Zutaten für den Strudelteil vermengen und mindestens 7min kneten. Dann zu einer Kugel formen, mit Olivenöl bestreichen, abdecken und eine gute Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Ofen auf 200° (O/U-Hitze).

Die Zwiebel fein würfeln, ebenso den Knoblauch und die Chili.

Spinat waschen und die Stiele von den Blättern trennen. Die Blätter in kochendem Wasser kurz blanchieren, mit kaltem Wasser abschrecken, ausdrücken und fein schneiden.

In einer Pfanne Olivenöl erhitzen und die Zwiebel glasig dünsten, kurz vor Ende den Knoblauch dazu geben. Den Spinat unterheben, ebenso die Mascarpone und salzen, pfeffern und mit Musaktnuss würzen. Etwas abkühlen lassen und den geriebenen Käse untermischen.

Die Kartoffeln schälen und in kleine Würfel von ca. 0,5cm schneiden. In einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen und die Kartoffelwürfel gar und knusprig braten. Salzen, pfeffern.

Den Strudelteig auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwas flach wellen. Dann auf einem sauberen Küchentuch mit Hilfe des Handrückens so dünn wie möglich ziehen (Stichwort: Zeitung darunter lesbar). Die Ränder abschneiden. Dünn mit flüssiger Butter bestreichen. Von der Länge nach die Hälfte bis zwei Drittel des Strudelteigs mit der Spinat-Käse-Masse bestreichen und die Kartoffelwürfel darüber streuen. Die Ränder rechts und links nach innen klappen.

Mit Hilfe des Küchentuchs den Strudel rollen, dabei das Tuch immer nachfassen, damit der Strudel schön eng gerollt ist.

Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen. Mit flüssiger Butter bestreichen und 20-25min auf der mittleren Schiene goldbraun backen.

9 Kommentare

  1. Deine Liebe zum Comté teile ich (ebenso wie das Zelebrieren von Ritualen aller Art). Mein Käsladl und Comtéspezialist in München, die Käsemaus, weiß schon immer Bescheid, wenn ich zur Tür reinkomme. Und dass du Strudelteig als so einfach beschreibt, macht Mut!

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  2. Sag ich auch immer: Einfach probieren mit dem Strudelteig, so schwer ist das gar nicht. Und sehr viel netter als einfach Verpackung aufmachen und mit einem Industrieprodukt herumwurschteln.
    Comté ist wirklich ein feiner Käse. Da verstehe ich gut, dass man davon mehr kaufen muss.

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  3. So, ich gebs zu, mir gelingt der Strudelteig nicht aus dem Lamäng, ich stelle mich da ziemlich dämlich an. Doch wenn er auch etwas dicker sein darf, dann krieg ich es vielleicht auch gebacken... im wahrsten Sinne des Wortes.
    Und da Brägele (wie mein Vater es genannt hat) und Spinat ebenso wie Käse hier auch zum gerne Gegessenen gehören, dürfte dein Strudel auch Anklang finden. Im Teig verstecktes Gemüse kommt zumindest deutlich besser an als ungetarntes. :-)

    Herzlich, Katja
    ... der die Pizza mit Radicchio sehr gut gemundet hat. :-)

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  4. Nach Poligny muss ich auch noch. Ist ja nicht so weit von hier aus. Denn ohne Comté aus Poligny kann ich deinen Strudel nicht nachbacken.

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  5. Rituale sind etwas Wundervolles und in einer Zweierbeziehung so wichtig wie die Hefe im Butterzopf.
    (Comté liebe ich übrigens auch und würde, müsste ich mich für einen einzigen Käse entscheiden, diesen wählen bzw. hätte als Alternative im Tessin den ähnlichen schmeckenden Piora-Käse)

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  6. Herrlich! Alles beisammen, Spinat, Kartoffeln und Käse, umhüllt mit Knusperteig...hhmmm. Ehrlich, ich hab noch nie Strudelteig gemacht, vielleicht weil meine Schwiegermutter so tolle Studel gebacken hat und der Süße mich an ihren misst?
    Aber deiner wird der Erste sein, nicht gleich, erst "muss" ich in Richtung Asien, aber es gibt ja auch noch den zarten Frühlingsspinat!
    Liebe Grüße
    Ulrike

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  7. ich bin ja nicht gerade die beste teigmacherin (und mach auch nicht besonders gern welchen), aber dieses gericht könnte eins meiner liebsten werden. kartoffeln, spinat und dieser würzige comte sind mit sicherheit die arbeit des strudelns wert!!
    liebe grüße, mano

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  8. @Ilse: Ganz einig mit dir - das ist mir am liebsten. Könnte ein Ritual werden ;)

    @Susi: In den nächsten Strudelteig mag ich mal einen Anteil Vollkorn beimischen. Aber was soll ich sagen: Strudelteig und ich hatten bisher überhaupt keine Probleme...


    @Katja: *Braggele* meint Bratkartoffeln, richtig? Jaja, ich habs grad gelesen: getarntes Gemüse ist gutes Gemüse - zumindest für den Spross :)

    @Robert: Dann wärst du ja zur Hälfte schon bei uns. Aber Poligny ist allein des hübschen Altbestands ein Ausflug wert. Und natürlich wegen dem Käse...

    @Sabine: Ach, das hast du aber schön gesagt: Rituale sind wirklich Treibmittel für Gutes! Und sehr bestärkend, dass du Comté auch so hoch schätzt.

    @Ulrike: Dein Timing Richtung Asien könnte besser nicht sein. Viel Sonnenschein und viel gutes Thai-Essen! Aber das muss ich dir vermutlich nicht wünschen, das findet dich dort von allein. Du, und wer so Brot bäckt wie du, der wickelt auch mit links einen Strudel - Schwiegermam hin oder her...

    @Mano: Die Kombi funktioniert ebenfalls als Tarte oder Flammkuchen - wenn man sich ums Strudeln bringen will... liebe, winterkalte Grüße

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  9. Sehr lecker sieht das aus! Comté mögen wir hier auch, aber der immer immer im Kühlschrank anwesende Käse ist Appenzeller… liebe Grüße aus dem inzwischen auch eisigen Paris – doch wo bleibt der Schnee?

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