Der Morgen macht den Tag

Sonntag, 16. August 2015


Die Werbung weiß, wie man Satzköder unter Gehirnwindungen schwimmen läßt. Die ziehen ihre Fische damit an Land - nur keine Sorge. Und die ganz verflixten verhäckeln sich sogar mit tiefer Wahrheit.  

*Und was die Mitte bringt ist offenbar: das was zu Ende bleibt und anfangs war* sagt der Goethe. Daher alle Sensoren auf maximale Leistung hochgefahren, wenn es um *erstes Date*, *ersten Arbeitstag*, *erstes Mal* usw. geht. Ab da sind die Weichen gestellt. Das haut bereits für einen einzigen Tag hin. So in etwa ungefähr.

Zumindest wenn ich auf meine bescheidene Erfahrung von ca. einem dreiviertel Jahr zurückgreife, kann ich beispielsweise bestätigen: Beginnt man mit einem anständigem Essen morgens, dann kommt das einem Motivations-Startblock für den ganzen Tag gleich. Wir springen mit schönem, geschmeidigem Köpfer in das Becken der guten Vorsätze.

Bon, vielleicht sind der Habib und ich auch lediglich hängengeblieben bei diesem Müsli. Denn es vereint drei äußerst vereinnahmende Prinzipien: es schmeckt uns, es tut uns wohl, es hält uns bis zum Mittagessen satt. Seit ich mit dem Müsli begonnen habe, kann man die Tage zählen, an denen der Habib und ich stattdessen Brot samt Frühstücksei vorzogen. Das finde ich mächtig erstaunlich. Vorallem weil ich unsere Frühstücksgewohnheiten kenne - aus erster Hand.

Dabei wurde das Müsli schlichter und schlichter gestaltet, bis nur noch Porridge und Obstsalat übrig blieben. Was damit zusammenhängt, dass wir den Winter über die Walnüsse in bester Nager-Großsippen-Manier vertilgten: stattliche 15 Kilo.

Tja, so herrliche kann gesunde Ernährung sein. Mit den reifen Pfirsichen, Aprikosen und den Mara de Bois empfinde ich dieses Müsli sogar als schwelgen im Luxus.

Kinners und wenn schon so einen Nutella-Quatsch, dann bitte auf diese Weise. Also wenn ich da was mitzureden hätte... 

Zutaten 2P*:

4 EL Haferflocken
2 EL Haferkleie
300ml Hafermilch*
2 kleine EL Joghurt (optional)*
2 TL Ahornsirup (optional)
3 EL gehackte Nüsse (m: Winter Walnuss/ Sommer Mandeln)
2 TL Ceylon-Zimt
Obstsalat (m: Winter 1 Apfel, 1 Banane, 1/2 Birne/ Sommer: was der Garten, die Region hergibt)

Zubereitung:

Die Obst für den Obstsalat klein schneiden.

Die Haferflocken zusammen mit der Kleie mit der Hafermilch und ca. 250ml Wasser (hängt mit von der verwendeten Hafermilch ab) aufkochen. Eventuell Wasser nach und nach zugeben. Porridge gehört zu den Gerichten, bei den die richtige Konsistenz eine GANZ entscheidende Rolle spielt: es darf weder zu flüssig noch zu fest geraten (kühlt es aus, dickt es übrigens wieder ein). Solange köcheln lassen, bis sich das Porridge verdoppelt hat.

Nun auf zwei Müsli-Schalen verteilen (im Winter habe ich die Schalen mit heißem Wasser vorgewärmt), Joghurt (wer mag) dazu geben, ebenso Zimt darüber streuen und gehackten Nüsse. Wer mag süßt mit etwas Ahornsirup. Getoppt wird alles mit den kleingeschnittenen Früchten.

Wohl bekomms!

Edit 2018: Mittlerweile mische ich uns ein Glas mit Flocken und Kleie etwa im Verhältnis 5:3/ den Zimt gebe ich direkt mit den Flocken in die Hafermilch (1l Hafermilch reicht uns drei Tage - also für 3x2 Porridge), beim Kochen gebe ich nach und nach Wasser dazu (insgesamt etwas mehr als Hafermilch). Fertig ist das Porridge, wenn der Brei anfängt, aufzuwallen und hochkommt wie kochende Milch. Für mich gibts 1 EL geschrotete Leinsaat darüber, dann gibts jeden Morgen für jeden 2-3 Walnüsse dazu (unser schöner Luxus im Anbaugebiet von Grenobler Nüssen zu leben - so haben wir eine gute Bezugsquelle), eine große Schüssel Obst (je nach Saison) und nun eben Honig und kein Ahornsirup (weil ersteres - warum auch immer - uns einfach näher liegt...


Kommen wir nun zu dem Kalkül hinter dem Müsli. Die Ingredienzien wurden durchaus mit Verstand gewählt: Hafer zu 2/3, Haferkleie zu 1/3 - Hafer ist besonders reich an Vitaminen, Mineralen und Aminosäuren, in der Haferkleie versteckt sich davon nahezu 80% des ganzen Haferkorns. 

Den Zimt verwendete ich ausnahmsweise in erster Linie als Heilmittel und nicht als Gewürz. Zimt gilt als kleines Wuntermittel: er wirkt unter anderem entspannend, entzündungshemmend und blutdrucksenkend, regt die Fettverbrennung an und besitzt hohe Mengen an Antioxidanzien. Ich kaufe ausschließlich Ceylon-Zimt und nicht den Cassia-Zimt wegen dessen deutlich höhrem Cumarin-Gehalt (eine gute Erklärung etwa hier).

Die Entscheidung für Hafermilch fiel aufgrund des vegangen Einsteigs. Grundeigentlich bin ich ja ein Milchmädchen (ich liebe sämtliche Milchprodukte). Für Hafermilch spricht etwa der bereits verwendete Hafer im Müsli. Wer allerdings an anständige Kuhmilch kommt - bitte sehr. Zum Thema *Milch* komme ich aber nochmals gesondert. Verwenden wir Joghurt, dann mache ich ihn selbst.

Nüsse - das wissen wir alle - nennt man gerne Nervennahrung. Nur 20g Mandeln am Tag vermindert angeblich Herz-Kreislauferkrankungen um stattliche 50%. Walnüssen sagt man nach, dass sie die Konzentration verbessern und das Immunsystem stärken.

Ahornsirup zog ich dem Honig vor, weil ihm bluthochdrucksenkende Wirkung nachgesagt wird und er weniger Kalorien hat und reicher an Mineralien ist.

16 Kommentare

  1. Rituale sind im täglichen Leben unentbehrlich. An ihnen können wir uns festhalten, wenn das Leben aus den Fugen gehen will. Schön wenn das Ritual aus Porridge und Früchten besteht. Es darf aber auch ein in Kaffee getunktes Gipfeli sein.

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  2. Monsieur und ich sind beide keine grossen Frühstücker, aber ein frisch gepresster Saft bevor wir aus dem Haus gehen, muss immer sein. Das ist auch das Einzige, was ich so früh morgens zu mir nehmen mag. Gerne im späteren Verlauf des Vormittags frisches Obst, würde mir jemand dazu noch ein solch schönes Müsli wie deines servieren, würde ich das gerne nehmen ;-)

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  3. "Mein" Porridge kocht sich ein bisschen anders, aber das ändert nichts an den Rahmenbedingungen: Es gibt (für mich) keinen besseren Weg in den (All-)Tag zu starten. Eure Version werde ich zu Abwechslungszwecken sicher auch mal versuchen.
    Schönen Sonntag!

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  4. Ich wollte Herrn H. heute dein Porridge servieren, aber er drohte mit akutem "Hungertod". ;-) Blieben wir doch besser bei den selbst gebackenen Brötchen und dem Ei...

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  5. Micha, ein Hoch auf Deinen Habib, mir geht´s nämlich ähnlich wie der Kochpoetin, ich muss Porridge hier leider alleine essen. Könnte das sehr wohl aber zu jeder Tageszeit, vor allem im Herbst + Winter ist das für mich Wohlfühlessen pur. Zur Zeit esse ich sogar oft einfach nur eine Riesenschale voll Obst mit einer Handvoll Nüssen drin zum Frühstück, das hält aber dann wiederum nicht so lange an. Nüsse, meist Walnüsse, esse ich übrigens täglich und mache sie für meine "Bilderbuch-Cholesterinwerte" verantwortlich. Liebe Grüße

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  6. Tja, und wer hat's erfunden? ;-) Ich muss gestehen, ich mag es lieber zum Znacht, das Müesli.

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    1. Jaha, abends gibts bei mir manchmal auch noch ein kleines Schälchen mit kalter Milch und Knuspermüsli. Welches Müesli (klar mit *e* ;) löffelst du denn?

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  7. @Robert: Mit dir zusammen würde ich allemal ein Gipfeli in den Kaffee tunken!

    @Sabine: Wir lassen in aller Regel das Abendessen ausfallen. Und haltens daher ganz klassisch à la *morgens wie ein Kaiser*... :)

    @Charlotte: Wenn man an sich selbst - wie jetzt nun wir über die Monate - feststellen muß, WIE bekömmlich so ein Porridge ist, dann ist das der absolute Hauptgrund, es zur Gewohnheit werden zu lassen.

    @Eva: Kann ich gut verstehen. Das Frühstück zählte mit frischgebackenem, eigenen Brot sogar lange zu meinen liebsten Mahlzeiten.

    Es war schlußendlich meine vegane Phase, die mich zu dem Müsli brachte, denn WAS bitte, soll Butter morgens auf dem Brot ersetzen. Mal eine Avocado, schön und gut. Aber vegan machte mir mein Brot nur noch die Hälfte Spaß. So kam der Übergang zum Müsli. Und der Rest ist der Geschichte des damit einhergehenden Wohlempfindens geschuldet...

    @Christina: Ich glaube, wir Mädels sind was Ernährung angeht, schneller für Leichtes und Gesundes zu haben. Beim Habib gehts durchaus auch um Verbesserung seiner Werte. Während seiner (stressigen) Zeit als Architekt hat er großen Raubau mit dem Essen betrieben. Und nun empfinden wir es beide als priveligiert, es sich durch anständige Ernährung gut gehen zu lassen... herzliche Grüße zurück :)

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  8. Hallo Micha,
    jetzt hast Du das Thema Bluthochdruck mehrfach im Text erwähnt - müssen wir uns Sorgen machen? ;-)
    Ich oute mich auch als Müsli-Freund (sorry, Zorra, Müesli) - wenn ich meine Kinder nicht hätte, wäre aus mir vermutlich kein Brotdoc geworden. :-)

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  9. Haferflocken aber gekocht.....bestes Frühstück ever.Bei uns mit Mandelmilch und der Rest ist Tages und Jahreszeiten bedingt. Abends kommt schon ein biserl heißes Wasser drüber, dann geht's morgens flotter. Dies begleitet uns schon seit ich mich vor Jahren für TCM begeisterte.
    Grüße aus dem kühlen verregneten Berg.Land
    a.
    Der Sommer hat sich dieses Jahr wo anders aufgehalten.

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  10. So frühstücke ich auch gerne. Im Winter in der warmen Haferbrei-Variante (alternativ auch mit Hafergrütze statt Haferflocken), damit bin ich groß geworden. Und wenn es schnell gehen muss mit einer Portion Apfelmus statt frischer Früchte. Dann habe ich was warmes im Bauch wenn ich morgens um kurz nach sechs in das winterliche Dunkel hinaus muss.
    Und im Sommer esse ich gerne Bircher Müesli, das im Kühlschrank quellen darf und dann auch schön schlotzig (der passende hochdeutsche Begriff fällt mir gerade nicht ein) ist.
    Milch bekomme ich zum Glück beim Bauern aus dem Nachbardorf, bei dem die Kühe noch auf der Weide stehen. Und so schmeckt die Milch auch.

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  11. Das sieht so lecker aus, ich habe jetzt sofort Appetit auf Frühstück! :)

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  12. @Brotdoc: Wie so oft zahlt man schlechte Angewohnheiten nicht in bar sondern zeitversetzt. Würden einem vom Rauchen direkt die Zähne ausfallen, würden es mit Sicherheit viele schneller wieder lassen. Aber das muß ich dir als Doc ja nicht sagen. Aber Danke der Nachfrage :)

    Und echt? Brotbacken angefangen wegen den Mädels? Das müßtest du aber (mirzuliebe) mal genauer auf deinem Blog erzählen!

    @Anossaterra: Was ist den TCM? Und ja - vorallem im Winter tut es sehr wohliglich, morgens etwas Warmes in den Bauch zu bekommen!

    @Stefanie: Ach ja, Birchermüsli. Auch ne feine Sache. Wenn man eben so gut positioniert ist wie du, und gute Milch wirklich noch ums Eck bekommt. Ach, ich habe mich da wieder ein bißchen schlauer gemacht über den deutschen Milchbetrieb. Und der standartisierte ist ein Graus - ich komme noch dazu. Prima, wenn man Bauer und Kühe kennt. Das würde mich ein gutes Gefühl bereiten.

    Nich, und der warme Bauch vorallem im Winter, also der gehört eigentlich als viertes vereinnahmendes Prinzip mit aufgezählt!

    @Berliner Küche: Ja, SO schmeckts auch :)

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  13. TCM ....Traditionelle chinesische Medizin
    und los geht's in den Dienstag
    Liebe Grüße in den Süden
    a.

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  14. Liebe Micha,
    seit dem Herbst esse ich jeden Morgen eine Mischung aus verschiedenen Getreideflocken und Nüssen, ich übergieße das Müsli mit kochendem Wasser, lasse es weichen, je nach Jahreszeit oder Zeit am Morgen gibt es dazu klein geschnittenes Obst oder frisch gebratene Äpfel, dazu einen Schlag Creme fraiche oder Sauerrahm oder Schmand oder Sahne, je nach Lust und Laune und obendrauf aus den gleichen Gründen wie bei Dir Zimt.
    Wenn ich alleine bin und keinen Elan mehr zum Kochen habe gibt es das Müsli am Abend noch einmal.
    herzlich Judika

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