Sachzwänge und Gözleme

Dienstag, 13. Oktober 2015

Selbstredend stehe ich auf kulinarische Inspiration. Und wenn sie in Form eines kostenlosem Rezensionsexemplar ins Haus flattert, dann wird man bei mir auf keinen Widerstand stoßen. Nur wird mir mit den letzten beiden Büchern wieder SEHR bewußt, warum es mich (u.a.) noch nicht einen Augenblick in die Politik gezogen hat. Denn entweder man biedert sich der Obrigkeit an und bastelt an der Seilschaft, die einen in höhere Ränge ziehen kann. Oder man steht für eine Sache ein - und stößt dabei immer auf Interessenskonflikte. Je edler die Haltung umso kleiner die Lobby und so stärker die Gegner.

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, weil nun mal ein scharfes Urteil über ein Geschenk an Unverschämtheit grenzt - das finde ich auch. In sog. *Sachzwänge* kann man dennoch geraten. Über ein erbetenes Rezensionexemplar etwa wollte ich mich seither ganz ausschweigen, weil es wider Erwarten zwischen uns beiden einfach erschreckend gar nicht funkte. Oder? So hält man es doch, wenn einem die geschenkte, gehäkelte Mütze nicht paßt.

Zumal sie von dem angeschwärmten Herr Paulsen stammt. Dieses hier. So, jetzt ist es raus. Dass der das mit dem Kochbuchschreiben eigentlich sehr gut kann, habe ich aber die Tage gesehen, als mir dieses Buch von ihm in die Hände gelegt wurde. Tolle Fotos, super strukturiert, Rezepte, die anmachen (kleine Snacks sind nicht meine Kochwelt - doch das tut ja nix zur Sache). 

Vielleicht war die Mütze eigentlich für jemanden anderen bestimmt...

Um vorneweg solchen Bredouillen aus dem Weg zu gehen suche ich mir eigentlich extra Bücher nach meinen Interessen und Vorlieben aus - sonst schaufle ich mir  die Diplomatie-Falle ja selbst. Doch das alleine ist (leider) kein Garant, dass ich nur Schwärmen kann (Schwärmerei bleibt die Grundidee). Der Ehrlichkeit will ich verpflichtet bleiben - also lasse ich Taten sprechen in Form nachgekochter Rezepte. Susanne macht das regelmäßig und vorbildlich vor.
Der Einstieg mit *Türkei Vegetarisch* fing holprig an. Das *Lauch-Börek aus der Pfanne* schrabbte haarscharf an waschechtem Murgs vorbei - etwas, das mir in der Küche schon lange nicht mehr passiert ist. Zumindest konnten wir es essen - u.a. dank massiven Einsatzes von zusätzlichem Öl. Die Zubereitung bleibt mir auch im Nachhinein ein mittelgroßes Rätsel - ich kapiers nicht. 

Das zweite Gericht, das ich daraus nachkochte, sind *die gefüllten Teigtaschen aus der Pfanne/ Gözleme* mit *Krautsalat*. Prima. Krautsalat esse ich eindeutig zu selten. Auch der *Yufka-Teig* funktionierte gut wie bereits beim ersten Mal für das Börek. Für ungewöhnliche Teigtaschen bin ich bekannterweise prinzipiell zu haben. Wieso ich gerne an Susannes Teigtaschen-Event bei Zorra mitmache - mit dieser rustikalen, einfachen, türkischen Variante.

Das dritte ausgesuchte Rezept, die *Linsenlaibchen*, wollten wieder nicht richtig mitspielen. Gut, Linsenpuffer sind heikel. Bisher sind mir noch alle sehr trocken geraten. Diese auch. Außerdem stellt sich die Frage, ob eventuell ein Ei zuviel in der Zutatenliste steht? Sie liesen sich erst wenden mit der doppelten Zugabe von Semmelbrösel. Und Formen nur im Sinne von *mit dem Löffel Häufchen in die Pfanne setzen*. Außerdem fehlt mir der Hinweis, dass Linsen Gewürzfresser sind (ich gab vorsorglich zusätzlichen Senf dazu). 

Fazit: Das letzte Buch von Katharina Seiser *Immer schon vegan* gefiel mir deutlich besser, wenngleich ich mich zu vegetarisch-kulinarischen Ideen immer gerne angeregt lasse. Jetzt seid ihr dran, euch einen eigenen Eindruck zu machen - wie im richtigen Leben...
Zutaten 8 Stück

500g Yufka-Teig
350g Mehl
1/2 TL Salz
1 Pr Zucker
1 1/2 TL Rapsöl
Mehl zum Bearbeiten

50g Butter

Käsefüllung:
200g Beyaz Peynir (Salzlakenkäse - m: ersetzt durch Ziegenfrischkäse)
1/2 Bund Petersilie, fein gehackt
1-2 Frühlingszwiebeln, klein geschnitten

Zubereitung:

Die Zutaten für den Teig zusammen mit 200ml Wasser sorgfältig verkneten, sodass ein elastischer Teig entsteht, der nicht mehr klebt. Abdecken und 45min ruhen lassen

Für die Füllung den Käse gut mit Hilfe einer Gabel zerdrücken und Petersilie und Frühlingszwiebeln untermengen. Den Teig in 8 gleichgroße Kugeln formen. Diese nacheinander sehr rund auswellen (ca. 22cm Durchmesser - man sollte den Untergrund durchsehen können). Auf einer Hälfte des Kreises nicht zu dick mit Füllung belegen, zuklappen und mit einer Gabel die Ränder fest aneinander drücken.

Butter in einem kleinen Topf schmelzen. In einer beschichteten Pfanne ein Gözleme nach dem anderen ohne Fett von beiden Seiten braten. Anschließend mit flüssiger Butter bestreichen und sofort servieren.

*Anmerkung m: Das Buch bietet verschiedene, alternative Füllungen an mit Kartoffeln oder Zwiebeln. Das Rezept sollte auch mit 4 großen, runden, gekauften Yufka-Blättern funktionieren - diese dann halbieren und entsprechend der Beschreibung füllen.
















Anmerkung m: Um die Rezepte lesen zu können, einfach auf die jeweiligen Beschreibungen klicken.

Mit Dank an den Brandstätter-Verlag, der mir ein Rezensionexemplar zur Verfügung stellte. Und ebenfalls mit Dank und der Hoffnung auf Verständnis an GU für ihr Rezensionexemplar

10 Kommentare

  1. Das klingt nach einem Buch zum "in der Bücherei zu Anschaffung vorschlagen". Die Kölner Stadtbib hat mich so schon vor dem einen oder anderen Fehlkauf bewahrt, wenn die Bücher "Mützen für andere Leute" waren. Da kann ich dann in Ruhe ausprobieren, ob ich das Buch wirklich besitzen muss. Und wenn ich es nicht so gerne mag, in der Bib. finden sicher noch viele Leute, die es lieben werden. Das ist der Vorteil, wenn man in der großen Stadt arbeitet.
    Was ich bei Rezensionsexemplaren ja gar nicht mag, ist, wenn sie mir ohne vorherige Anfrage zugeschickt werden. Das nimmt mir die Möglichkeit höflich "Nein Danke" zusagen, weil ich ja keine Rezensionen schreibe.

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  2. Oh, Gözleme. Hab ich ewig nicht gemacht. Danke für's Erinnern.
    Und zu den Büchern....ich suche die in der Regel aus und lehne auch gerne ab, wenn mir von vorneherein klar ist, dass mir das Mützchen nicht passt.
    ....und trotzdem sind manche Bücher nicht für mich gestrickt, dann versuche ich, so gut es geht neutral zu bleiben und eine vernünftige Rezension zu schreiben. Macht halt nicht so viel Spaß :-(.
    Am allerwenigsten Spaß macht es aber, wenn ein Buch tatsächlich schlecht gemacht ist....Schwärmen ist viel schöner....
    Türkei vegetarisch habe ich auch hier. Ich mag es...ich habe andere Rezepte ausprobiert als Du, und sie haben alle funktioniert.

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  3. Ein Grund mehr, sich die Bücher zu kaufen. Aber auch das hilft nicht vor Fehlkäufen, selbst bei positiven Rezensionen.

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  4. Ach, ich finde es völlig legitim, auch eine negative Kritik zu veröffentlichen, wenn sie wie bei Dir begründet und nachvollziehbar ist. Warum solltest Du Dich damit unbeliebt machen? Ich fand z.B. Italien vegetarisch auch nicht so gelungen wie Deutschland vegetarisch. Nur Lobeshymnen überall sind doch auch langweilig.

    Liebe Grüße!

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  5. Da musste ich doch ordentlich schmunzeln Susanne über die gehäkelten Mützen die nicht immer passen. Bei Rezensionen, ob für Kochbücher oder andere Bücher, kommt man oft in ein Dilemma. Manchmal fällt es schwer, nicht nur freundlich zu kommentieren und kritisieren. Was dann doppelt schwer ist, wenn das Buch "geschenkt" ins Haus gelangte. Für die wenigen Kochbücher, die ich in meinem Blog rezensiere, kaufe ich mir die Bücher lieber selber.

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  6. Gözleme find ich klasse- und einigermaßen schwierig zumindest in der Formgebung.
    Und so ein zumindest ziemlich unbequem sitzendes Mützchen schieb ich grade uach von einer Ecke in die andere... einen richtigen Verriß hats nicht verdient, aber auch kein besonderes Lob, zumindest von mir. Ich werd mich aber schon noch aufraffen, ganz bestimmt!

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  7. Oh, Gözleme <3 die liebe ich.
    Bei uns gibt es auf einem Herbstmarkt immer einen Stand von den hiesigen Landfrauen, ein paar Meter weiter einen anderen mit türkischen Landfrauen, die original Gözleme auf einem original Sac machen, die sind soo toll :)
    Ich hab eine Weile auch ganz viele unaufgeforderte Rezensionsexemplare bekommen, die aber alle meinen Geschmack so gar nicht getroffen haben und ich hab es irgendwie auch gar nicht eingesehen, darüber was zu schreiben. Wenn ich wirklich gar nicht angefragt werde vorher, fühl ich mich da auch nicht wirklich verpflichtet ;-)

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  8. @Stefanie: Das eigentlich tragische: ich habe mir die Bücher selbst ausgesucht - allerdings nur nach Aussehen, ohne vorheriges Anprobieren quasi. Ich wohne zuweit *ab vom Schuß* als dass ich einfach so Bücher zugesendet bekomme. Und ja: ich wäre - wenn möglich - auch eine eifrige Stadtbibl-Gängerin!

    @Susanne: Du hast soetwas wie ein *diplomatisches Geschick*. Ich tue mich mit einer neutralen Postion (bei Kochbüchern) nicht leicht, weil ich meistens einfach eine deutliche (subjektive) Meinung dazu habe. Aber eben - wie gerade schon angedeutet: völlig subjektiv. Das ist deshalb noch lange kein allgemeingültiges Urteil für jedermann - und so hoffe ich, werden meine Rezensionen auch nicht gelesen. Gut, dass du deinen anderen Eindruck auch laut machen wirst ;)

    @Robert: Jeder sollte sich seine eigene Meinung bilden (können) -. Und beim Kaufen hat man die Möglichkeit, sich vorher einen kleinen Eindruck zu verschaffen. Dafür lebe ich - ausnahmsweise leider - zu weit außerhalb...

    @Juliane: Danke, dass du mir den Rücken stärkst. Ich fühle mich ja doch immer so halb genötigt zu einer Lobduddelei. Und VIEL lieber ist es mir auch für ein Buch ungebremst zu schwärmen. Jetzt bin ich gespannt, ob dass die Damen und Herren der Verlage ebenfalls so sehen ;)

    @Margit: Jaha, leider ist es ein *ausgesucht-geschenktes Rezensions-Exemplar*. Ich dachte allein an Hand des Titels *das paßt schon*. Hat leider nicht. Das ist mir nun schon ein wenig peinlich...

    @Uouo uo: Leider habe ich es nicht geschafft, deine Zeilen zu übersetzen... entgeht mir was?

    @Anna: Gell, soetwas ist irgendwie unangenehm - ich bin auch froh, dass die Nummer nun hinter mir liegt. Und auf Rezension habe ich erst mal keinen Bock mehr. Und hier - übrigens - ist die Formgebung von Gözleme ganz simpel!

    @Britta: Wie bei einem Tandoori-Brot gibt vermutlich auch den Gözleme der Orginale Herd erst den richtigen Schliff...

    Du und nee, liebe Britta, ich habe mich um die Rezensionsexemplare beim Verlag bemüht - umso unangenehmer das Ganze. Jetzt traue ich mich erstmal eh nicht mehr, bei einem Verlag um ein weiteres zu bitten. Vielleicht habe ich mich jetzt auch ins Off geschossen - kann schon sein, dass so eine Rezenszion mäßig ankommt...

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  9. Das ist also das Buch, von dem du bei mir geschrieben hast ... Ich kenne es nicht - und werde es wohl jetzt auch nicht kennen lernen ;-) Liebe Grüße!

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