Gegensätze: Pilzpolenta mit Pesto von Fêves und grünem Spargel

Dienstag, 17. Mai 2016

In der ersten Hausarbeit, die ich an der Uni abgeben mußte, griff ich auf das mir dienliche Zitat meines Mediävistik-Profs zurück: *Im Mittelalter dachten die Menschen das Gegenteil stets mit*. Und der Prof unterstrich seinen eigenen Satz rot und schrieb *schön* daneben - erfreut also, sich zitiert zu finden (so sind sie, die Profs...).

Eigentlich ein Kuriosum. Dass *im düsteren Mittelalter* der pipolare Aspekt aller Dinge eine Selbstverständlichkeit darstellte. Also, dass zwei Seiten einer Medaille immer gedanklich zusammen gezogen wurden. Himmel und Hölle zwar Gegenteil, aber dennoch eine Einheit - Erde - ausmachten. These-Antithese-Synthese (wie: Armut-Reichtum-Besitz/ laut-leise-Lautstärke/ warm-kalt-Temperatur/ hart-weich-Festigkeit/ Ruhm-Fall-Anerkennung/ Kind-Erwachsener-Alter uswusf).  Klingt heutzutage doch nach höherer Philosophie.

Dabei macht genau DAS *Menschwerdung* überhaupt erst möglich. Wäre der Mensch hier auf Erden nicht zwischen zwei Pole, in das Spannungsfeld von Gut und Böse gestellt, wäre es dahin mit seiner Freiheit. Dann müßte er automatisch einem bestimmten Naturell folgen - Tier gleich. Doch der Mensch besitzt einen freien Willen. Damit kann er sich für oder gegen etwas entscheiden, kann entscheiden, wo er mitspielt und wo nicht, wie er etwas möchte und wie er es nicht haben will. In diesem Spannungsfeld kann Mensch urteilsfähig werden, nur so kann er zu Bewußtheit gelangen.

Prima Gelegenheit meinen neuen Lebensbegleiter dazu zuziehen: Oscar Wildes *Das Bildnis des Dorian Gray*. Dort steht: *Nun, der Weg der Paradoxe ist der Weg zur Wahrheit. Um die Wahrheit zu prüfen, müssen wir sie auf dem Seil tanzen sehen. Erst wenn die Wahrheiten zu Akrobaten werden, können wir sie beurteilen.*

In der Küche bildet Kalt-Warm immer ein schönes gegensätzliches Duett. Hier die warme Polenta, die ich mit einem kalten Pesto aus dicken Bohnen und grünem Spargel serviert habe. Biss geben die getrennt gebratenen Champignon-Hüte. Und das gewisse Eßwas macht wie bei jeder Polenta hier die köstliche Tessiner Polenta, mit der uns die gute Sabine versorgt. Seit wir den Unterschied kennen, wollen wir keine andere mehr. Wirklich nicht!
Zutaten 2P:

200g Champigons
2 Schalotte
1 EL Pilzpulver
90g Polenta 
(m: Farina per polenta corvina integrale ticinese da mais nero)
200ml Milch 
200ml Gemüsebrühe
2 EL geriebener Parmesan
Salz
weißer Pfeffer
ein Stich Butter

Pesto
8 Stangen grüner Spargel 
1 handvoll ausgelöster, gekochter, dicker Bohnen
2 Zehen junger Knoblauch
etwas Zitronensaft
Salz, Pfeffer
1 EL fein gehackter Pistazien
Haselnussöl

Zubereitung:

Das untere Ende der Spargel schälen, in Stücke schneiden und in etwas Wasser mit einem Schuß Essig und etwas Zucker in etwa 10min garen. Kalt abschrecken. Die Köpfe zur Seite legen. Die unteren Abschnitte zusammen mit den dicken Bohnen und dem Knoblauch fein pürieren. Haselnussöl und Pistazien untermischen. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.

Champignons putzen und Stiele von Köpfe trennen. Die Stiele fein wüfeln, ebenso die Schalotten.
Die Schalotten zusammen mit den Pilz-Stielen in der Butter glasig dünsten. 

Brühe und Milch zum Kochen bringen. Die Polenta einrieseln lassen. Das Pilzpulver untermischen.

Bei kleiner Hitze die Polenta unter stetigem Rühren quellen lassen - ca. 25min. 

5 Minuten vor Ende die Champignon-Köpfe in einer kleinen Pfanne in etwas Öl von beiden Seiten goldbraun braten. Zum Servieren den Parmesan unter den Maisgrieß rühren, die Pilz-Köpfe vierteln, die Polenta auf zwei Teller verteilen, die Pilze darüber verteilen, einen guten Löffel Pesto dazu und die Spargelköpfe drappieren. Voilà!
Inspiration Pesto: Sabine von Bonjour Alsace

3 Kommentare

  1. Absolut! Ich finde Gegensätze auch total wichtig, der Mensch wäre nicht was er ist und in der Geschichte finden sich viele Belege dafür. Ich liebe Gegensätze!!! Und bin dankbar dafür, dass wir in einer Zeit leben, in der wir ohne großes Risiko auch vieles ausprobieren können, was früher nicht gegangen wäre.
    Das war wieder schön zu lesen, wie so oft bei Dir, nicht nur Rezept, sondern etwas für den Kopf gleich mit dazu. Danke dafür!

    Beim ersten Blick dachte ich an Herbst und Frühling, davon hat es ja auch etwas mit den bräunlichen Farben und den Pilzen und dann das frische Grün.

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  2. Mhhm, das sieht aber gut aus :) Polenta liebe ich momentan sowieso!
    Liebe Grüße,
    Ela

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  3. Polenta bei dir - Polenta drüben bei Robert...
    Habt ihr einen gemeinsamen Kochplan für diese Woche gemacht? Was gibts morgen? ;-)

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