Das-nicht-vor-8-Eis und...

Sonntag, 24. Juli 2016

Zeitgleich mit der Aufzucht der Generation meiner Eltern wuchs auch die Ernährungsindustrie. Nunja, die einen schwangen sich zu Giganten auf, die anderen - wie meinereins - ließen lediglich irgendwann die Kindheit hinter sich.

Zuhause gehörten Brühwürfel, Maggi, Fondor und Konsorten selbstverständlich mit ins Gewürzregal. Mein Lieblingskinderessen war gar das tiefgefrorene Gemüse mit dem Blubb. Ansonsten prägte unser kulinarisches Leben auf dem Land noch viel Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Und ja, auf Süßgetränke aller Art reagierten meine Erziehungsberechtigten skeptisch. Wegen dem Karies. Die gabs nur an hohen Feiertagen - höchstens. Vielleicht einer der Gründe, wieso mich das bis heute nicht sonderlich anzieht.

Die einzige aus meinem Bekanntenkreis, deren Eltern überzeugte Öks waren (und zwar welche, die es richtig grünkernig durchzogen) lernte ich erst kennen, als wir beide bereits von zuhause ausgezogen waren. Und sie in einer ausgeprägten Junk-Food-Phase steckte. Sowas von absolutes Nachhol-Bedürfnis - das ging schon fast Richtung *Super Size Me* (sie kombinierte das souverän zu durchgefeierten Nächten). Das Leben spielt doch oft seltsam, oder? Die Kinder von Rauchern werden meist Nichtraucher. Die von Schlägern allerdings oft ebenfalls Schläger. Und doch, oder gerade deshalb bin ich überzeugt, das Vorleben immer noch DIE one and only Pädagogik ist (wobei mein Glaube an die Pädagogik als solches ja äußerst begrenzt ist).

Nur jetzt mal Tacheles und ganz frei von jedweder Ideologie oder Illusion: ganz und völlig an der industriellen Ernährung kommen wir nicht vorbei (selbst wenn ich den Bogen weit zu ziehen versuche). Oder gibts tatächlich Europäer, die nicht wissen wie Bounty-Twix-Snickers-Milchschnitte-Smarties-Gummibärchen-Joghurette- usw. schmecken?
Ein Eis, das eben solche Verwandtschaften aufweisen kann, habe ich versucht nachzubasten: ein Pfefferminzeis, das an After Eight erinnert - ausgehend von diesem Rezept. Eine tolle Idee ist es, der Minze Basilikum zur Seite zu stellen. Der Basilikum schafft es, der Minze den spitzigen Schneid abzukaufen. Richtig aftereightig wird das Eis dann erst durch die Zugabe von Minzöl. Genau da wirds tricky. Für uns - und wir müssen dabei von *Renaturierten* sprechen - wird es durch das Minzöl schnell zu künstlich. Zwei Versuche habe ich gebraucht um die richtige Menge festzulegen. Wobei ihr euch selbst für euren Geschmack rantasten müßt. Zwei Tropfen benennt der Habib bereits als genügend (Versuch 2) und zehn Tropfen bereits als zu intensiv. Da die Meinungen bei der Verkostung jedoch auseinander gingen, liegt die Dosierung nun mit an euch.

Damit das Eis nicht nackig allein auf dem Teller schwimmt, gabs obendrein eine begleitende Tarte. Eigentlich hatte ich gar nicht vor, sie zu verbloggen, aber der Belag hatte ein wunderbares gewisses Eßwas, weil die Crème anscheinend ihr früheres Leben als Aprikosenmarzipan verbrachte. Die will ich auf jeden Fall so nochmals zubereiten - daher für euch und mein Gedächtnis quasi als Goodie.
Zutaten:

Pfefferminz-Eis mit Schoko-Stückchen:
200ml Milch
150g Sahne
50g Mascarpone
10g Minz-Blätter, mittelfein geschnitten
10g Basilikum-Blätter, mittelfein geschnnitten
7 Pfefferkörner
70g Invertzucker (m: Versuch 1: Akazienhonig)
2 Eigelb
2-10 Tropfen Minzöl (rantasten)
50g dunkle Schokolade, fein gehackt

Zubereitung:

Die Milch zusammen mit den Pfefferkörnern und den Kräutern sanft köcheln lassen (zugedeckt ca. 15min) - und dabei auf etwa 150g einköcheln lassen (+/-). Abkühlen lassen und gerne über Nacht (wenigstens 2,3 Stunden) ziehen lassen.

Die Eigelb über dem Wasserbad gemeinsam mit dem Invertzucker (oder Honig) schaumig aufschlagen. Die Kräutersahne erhitzen und durch ein Sieb gießen. Erwärmt zu den Eigelb geben und zur Rose aufschlagen. Über einem kalten Wasserbad kalt rühren. Dabei die Mascarpone unterrühren.

Die Sahne steif schlagen. Unter die abgekühlte Crème heben. Mit dem Minzöl abschmecken - und sich nach Geschmack rantasten. In der Eismaschine cremig frieren lassen. Ganz am Ende kurz die Schokolade unterrühren (nicht vorher, sonst wird die Eisfarbe hellbraun)

Inspiration: Valentinas Kochbuch
Zutaten Aprikosentarte 24cm:

Tarteteig:
150g Mehl
75g Butter
50g Puderzucker
1 Pr Salz
40g Crème fraîche
etwas kaltes Wasser

500g Aprikosen
80g brauner Vanillezucker
100g Mascarpone
50g gemahlene Mandeln, geschält
2 Eigelb

Zubereitung:

Aus den ersten Zutaten einen homogenen Teig kneten und mindestens 1 Stunde kühl stellen. Eine Tarteform ausbuttern, den Teig auswellen (schön dünn) und die Form damit bekleiden - ca. 20min in die Tiefkühle stellen.

Ofen auf 190° (Umluft) vorheizen.

Währenddessen den Belag zubereiten. Die Aprikosen entkernen und klein schneiden. Zusammen mit dem Zucker in einem Topf gerade eben weich garen. Pürieren und abkühlen lassen. Mascarpone unterrühren, ebenso die Mandeln und die Eigelb. 

Den Belag auf den Tarteboden füllen und glatt streichen. Die Tarte für ca. 40min in den Ofen stellen - nach 20min abdecken.

11 Kommentare

  1. After Eight, etc. ist nicht meines, gar nicht. So habe ich das Eis glatt übersprungen.
    Aber die Tarte, die bringt's. Da muss man zuerst darauf kommen, die Aprikosen zu pürieren - etc. Je suis ravi !
    P.S. Google mal Aprikosentarte und schau dir die Bilder an, NUR mit Fruchtteilen.

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  2. Mein Pfefferminz-Schoko-Eis enthält genau einen einzigen Tropfen Minzöl! ;-)

    Und ja, auch die Absätze davor stimme ich Dir zu, bin ich auch aufgewachsen mit Fondor u.ä. im Gewürzschrank, und manchmal mag ich Junk Food, aber das hatte ich dann doch noch nie gekauft und schmecke es heute (in Kantinen, Restaurants usw.) noch immer raus.

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  3. Minzeis habe ich ehrlich gesagt noch nie gegessen, aber warum nicht ;) After Eight finde ich jedenfalls ab und zu ziemlich lecker.
    Aber DIESE Tarte, hach, die ist zu schön. Und zufällig habe ich einen türkischen Händler im Nachbarstädtchen mit duftenden, süßen Aprikosen, nein, nicht türkischen, auch nicht französischen, sondern deutschen, von einem Bauern aus der Nähe. Warum in die Ferne schweifen ;) Morgen wollte ich mir welche für Marmelade holen, also ein paar mehr. Sind die Mandeln geschält oder mit Haut?
    Hach, ich freu mich :D
    Liebe Grüße
    Ulrike

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  4. Heute ist es ja schon fast peinlich zu sagen, aber für uns Kinder war es damals ein Fest, wenn es iiirgendwas von der Fertigindustrie gab! Sämtliche dieser Regale wurden damals von meinen Eltern gemieden und so freuten wir uns besonders, wenn Gäste irgendwelche Schokoladenkreationen oder Chips aus genau diesen Supermarktecken mitbrachten :D Nutella war eine der Ausnahmen, die es allerdings immer gab. Heute esse ich zwar noch ab und zu in Ermangelung von etwas anderem Bounty & Co und denke mir regelmäßig, dass das ja eigentlich viel zu süß ist.
    Lg, Miriam

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  5. Aber natürlich weiß ich wie die verbotenen Süßigkeiten schmeckten. Wobei ich mich frage, ob sich mein Geschmack geändert hat oder aber die Produkte. Früher ™ schmeckten einige davon anders ...

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  6. Da haben wir ja mal in Tandem gearbeitet, mit Eis und Kuchen ;-)

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  7. das klingt unglaublich gut!! dazu noch der erdbeerteller (zum verlieben!!) und der r 4 (was für ein foto!).
    liebe grüße, mano
    ach ja, die maggiflasche stand auch bei uns immer auf dem tisch. dabei machte meine großmutter die allerbesten rindfleischbrühen ohne zusätze!

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  8. @Peter: Das Eis könnte man aber auch in seiner schlichtesten Fassung als Pfefferminzeis genießen - selbst ohne Minzöl-Zugabe! Und Merci für das Tare-Kompliment. Die Tarte war auch für mich ein Überraschungserfolg!

    @Barbara: Ja, ein Tropfen - das klingt so pinzig, oder? Aber nach der kleinen Testreihe nehme ich dir gut und gerne ab, dass selbst 1 Tropfen bereits ausreichend ist. Hat man After Eight nicht im Kopf, dann kann man das mit dem Minzöl meiner Meinung auch ganz lassen!

    @Ulrike: eigentlich eine recht unspektakuläre Tarte, wie ich dachte. Confiture-Aprikosen mußten noch verbraucht werden - so kams dazu!

    Und wenns auch so gar nicht paßt hier: aber dein griechischer Oregano - er war (leider) ein Hit!

    @Miriam: Was die Süßigkeiten anging, da verhalf die Oma im gleichen Haus zu fremden Genüsen - eine Sabotage-Oma quasi :) Und stimmt: manches ist wirklich zu süß oder künstlich geworden - der Geschmack kann tatsächlich *renaturieren*

    @Ulrike: Der Erfolg vieler dieser Produkte - dachte ich - wäre ja genau der, dass man über Jahrzehnte der Rezeptur treu bleibt. Raider heißt jetzt Twix - meine Süßigkeit der ersten Wahl, wenn wir unterwegs sind - schmeckt beispielsweise genauso wie *immer*.

    @Ilse: Oder? Warum gut, wenns nicht besser geht, bzw süß, wenns nicht süßer geht :)

    @Juli: genau :)

    @Maono: Der Erdbeerteller ist vom letzten Flohmarkt - den fand ich auch sofort zum Mitnehmen!

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  9. Die Idee, Minze mit Basilikum zu kombinieren, nehme ich sehr gerne mit, meine Liebe. Überhaupt bastle ich dein Eis hoffentlich ganz bald nach - ich habe von meiner Schwester ein großes Glas voller selbstgemachtem Schokominze-Zucker bekommen. Das wär doch was!? :-) Liebe Grüße!

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